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Oliver Neuville läuft “Bild” in den Konter

Das Verhältnis zwischen Oliver Neuville und “Bild” war nie ein besonders gutes.

Es ist also schon eine kleine Überraschung, dass die Zeitung gestern “das exklusive BILD-Interview”, das Dirk Krümpelmann mit dem Kapitän von Borussia Mönchengladbach geführt hat, im Blatt hatte.

Besonders spannend aber ist diese Stelle:

BILD: Nach nur acht Einsätzen in der Hinrunde gab es Gerüchte, dass Sie nach Duisburg in die 2. Liga wollen und Sie sich mit MSV-Boss Walter Hellmich in der Schweiz getroffen hätten... Neuville: "Erstens haben mich hartnäckige Verletzungen lange geplagt. Deswegen hatte ich auch nicht die gewohnten Einsätze. Zweitens: Die Sache mit Duisburg ist völliger Quatsch! Ich habe weder mit Duisburg-Chef Hellmich gesprochen noch mich mit ihm getroffen."

Schon am 3. Januar hatte die offizielle Vereinswebsite den Stürmer wie folgt zitiert:

Das ist alles erfunden, entweder von der Zeitung oder von Herrn Hellmich. Ich prüfe, ob ich rechtliche Schritte einleite, denn so etwas nervt mich einfach.

Wo es diese “Gerüchte” gab und von welcher Zeitung Neuville sprach, ahnen Sie nie.

Am 2. Januar hatte “Bild” geschrieben:

Duisburgs umtriebiger Chef macht zur Zeit Urlaub in seinem Haus im Tessin. Dort lief ihm Oliver Neuville (35/Foto) über den Weg. Gladbachs Kapitän erholt sich derzeit in seiner Heimat in Ascona von einer Verletzung. Fans entdeckten die beiden angeregt plaudernd in einem Cafe.

Einer der Autoren war damals ebenfalls Dirk Krümpelmann.

Mit Dank auch an Michael R.

Bild.de noch nicht EM-reif

Ja, Oliver Neuville hat beim Testspiel der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Serbien ein Tor geschossen, und gejubelt hat er auch. Aber nicht so, wie es bei Bild.de aussieht:

Denn das ist, unschwer am Trikot zu erkennen, Neuvilles Jubel von der Fußball-WM 2006, und zwar nach seinem 1:0 gegen Polen.

Es geht übrigens auch nicht, wie Bild.de schreibt, “am 8. Juni gegen Österreich in die EM”, sondern gegen Polen. Das Spiel Deutschland gegen Österreich findet am 16. Juni statt.

Naja, ist ja noch eine Woche bis zum Beginn der Europameisterschaft. Vielleicht schickt Bild.de sein Team vorher noch ins Trainingscamp.

Mit Dank an Sebastian D., Marco F., Nico D., Casey J. und Frederic S..

Nachtrag, 1. Juni. Bild.de hat das Foto entfernt und Österreich durch Polen ersetzt.

Kurz korrigiert (446)

Es ist nicht ganz einfach mit dem Zählen. Gerade im Dezember sind viele angehalten, kleine Papptürchen in der richtigen Reihenfolge zu öffnen. Da kann man bei komplexeren Sachverhalten schon mal den Überblick verlieren.

So wie der Mann, der gestern Abend noch schnell den News-Ticker bei Bild.de mit der Zweitliga-Spiel SC Freiburg gegen Borussia Mönchengladbach (1:3) füllen musste:
"Die Tore für die Gäste erzielten Rob Friend (6.) und Sascha Rösler (58./76.). Freiburg kam durch ein Eigentor von Patrick Paauwe (64.) zum zwischenzeitlichen Ausgleich."
Zählen wir noch einmal nach:
0:1 in der 6. Minute
0:2 in der 58.
1:2 in der 64.

Ausgleich?! Das gesuchte Wort war wohl eher “Anschluss”.

Im ausführlichen Spielbericht ging man deshalb wohl lieber auf Nummer sicher und formulierte das alles etwas unverfänglicher:

Da schien bereits alles gelaufen. Doch Paauwe nickte einen Matmour-Freistoß unglücklich ins eigene Netz (64.). Plötzlich war wieder Leben in der Bude.

Mit Dank an Daniel N. für den Hinweis.

F. J. Wagner schreibt Fußballgeschichte. Um.

Mit dem Briefeschreiben an Einzelpersonen hält sich Franz Josef Wagner schon lange nicht mehr auf (“Liebes Afrika, …”). Heute geht die Post an das “liebe Sommermärchen 2006”, das dieser Tage seinen ersten Geburtstag feiert.

Und so schwärmt Wagner noch einmal von der guten alten Zeit vor zwölf Monaten:

Alles und jeder sah aus wie in Glück getaucht, selbst Toten hätte man Kredit gegeben.

In was man Wagner getaucht hat, wissen wir nicht, aber die Toten hatten gestern offenbar Dienst in der “Bild”-Schlussredaktion:

Wir wurden glücklich, als Klose in der Nachspielzeit ein Tor gegen Polen in der 92. Minute schoss.

Hach, beinahe. Denn dass das Tor gegen Polen (“in der Nachspielzeit”, “in der 92. Minute”) nicht von Miroslav Klose geschossen wurde, weiß eigentlich jedes Kind – zumindest hätte man es bei “Bild” ahnen können.

Das ist peinlich, kann aber mal passieren. Peinlicher wird’s nur, wenn man einen Aussetzer des eigenen Erinnerungsvermögens zum Aufhänger befördert:

Ja, so war es. Erinnert Euch. Es war so haarscharf damals, dass Deutschland unglücklich werden könnte. Klose schoss uns damals aus der Scheiße und heute ist er ein Verzweifelter.

Ja, haarscharf. Trotzdem wird das Wagner’sche Erinnerungsmantra aus Oliver Neuville keinen Miroslav Klose machen. Und auch die “Scheiße” riecht nicht mehr ganz so schlimm, wenn man im Nachhinein nachrechnet, dass Deutschland auch mit einem 0:0 gegen Polen noch Gruppensieger geworden wäre. Aber wie man ein Eigentor schießt, das zeigt uns Wagner. Mit Anlauf. Und ohne Torwart:

Das geschah vor einem Jahr — und wenn Klose das Tor nicht geschossen hätte, wären wir Deutschen dann heute blöder, sauertöpfischer, pessimistischer?

Nun: Die heutige “Post von Wagner” wäre sicher um einiges weniger blöd geworden, wenn Klose das verdammte Tor wirklich geschossen hätte.

Mit Dank an die vielen, vielen Hinweisgeber!

Nachtrag, 13.15 Uhr. In einigen Druckausgaben scheint jemand Wagner korrigiert zu haben. Dort lautet der zentrale Satz:

Wir wurden glücklich, als Klose im Viertelfinale gegen Argentinien den Ausgleich schoss und Deutschland so das Halbfinale rettete.

Überraschungen wehren sich gegen “BamS”

Na, das war doch mal eine verkaufsträchtige Ankündigung auf der Titelseite der gestrigen “Bild am Sonntag”:

Alle 23 Namen: Das ist Klinsis WM-Truppe ... BamS stellt das komplette Team vor

“Deutschlands schnellstes Magazin” ist so schnell – die wissen Dinge schon, bevor sie passiert sind! Denn eigentlich stellte Jürgen Klinsmann den deutschen WM-Kader ja erst heute mittag vor. Aber die “Bild am Sonntag”-Leute hatten entweder hellseherische Fähigkeiten oder beste Insider-Informationen — jedenfalls waren sie ihrer Sache verdammt sicher. In einen Bildtext schrieben sie:

Morgen gibt Klinsmann seinen WM-Kader bekannt. Es wird keine Überraschungen geben

Und vielleicht hätten sie da doch stutzig werden sollen, denn irgendwie gehört es doch zum Wesen von Überraschungen, dass man sie nicht vorhersagen kann. Und, siehe da, was steht heute nach der offiziellen Bekanntgabe des WM-Kaders auf vielen Nachrichtenseiten und natürlich auch bei Bild.de? Sowas:

Von den 23 Spielern, deren Namen die “Bild am Sonntag” zu wissen behauptete, stimmten nur 20. Anders als die “Bild am Sonntag” schrieb, sind Patrick Owomoyela, Fabian Ernst und Kevin Kuranyi nicht im Kader. Nicht auf dem Zettel hatte die “Bild am Sonntag” dafür Thomas Hitzlsperger, David Odonkor und Mike Hanke (ausdrücklich und im Indikativ: “im Sturm setzt der Bundestrainer auf Oliver Neuville … statt auf Mike Hanke”).

Natürlich aber sind diese peinlichen Fehl-Vorhersagen nicht der “Bild am Sonntag” anzulasten, sondern Jürgen Klinsmann.

0:4

Wir unterbrechen unser Programm für eine Warnmeldung: Im Bundesliga-Spielbericht von Bild.de kommt Ihnen eine Reihe von Falschmeldungen entgegen. Bitte weichen Sie nach Möglichkeit auf andere Informationsquellen aus. Wir informieren Sie, sobald die Gefahr gebannt ist.

Bayern – Köln. Bei Bild.de heißt es:

Poldi flankt – Feulner köpft das Leder aus abseitsverdächtiger Position ins Tor.

Richtig ist: Scherz köpft, Feulner schießt.

Bayern – Köln. Bei Bild.de heißt es:

Makaay bedankt sich, macht endlich mal wieder ein Tor.

“Endlich mal wieder”? Roy Makaay hat auch am letzten Spieltag ein Tor gemacht. Und am Spieltag davor.

Gladbach – Dortmund. Bei Bild.de heißt es:

Nach einer Ecke von Oliver Neuville kommt Nando Rafael in der 6. Minute völlig frei zum Schuß, zieht aus 10 Metern ab!

Richtig ist: Es war kein Schuss, sondern ein Kopfballtor.

Gladbach – Dortmund. Bei Bild.de heißt es:

Nach einem Gladbacher Elfmeter kriegen die Dortmunder den Ball einfach nicht unter Kontrolle. Am Ende macht Rafael sein zweites Tor.

Richtig ist: Es war kein Elfmeter, sondern eine Ecke.

Vielen Dank an Thomas H. für den Hinweis!

Nachtrag, 3. April. Am Sonntagnachmittag hat Bild.de die Fehler korrigiert.

Gladbacher Spieler boykottieren “Bild”

Wenige Weltereignisse der letzten, sagen wir, 2000 Jahre haben die Redaktion der “Bild”-Zeitung so erregt wie die Tatsache, dass der Mönchengladbacher Stürmer Oliver Neuville am 16. Oktober gegen Kaiserslautern ein Tor mit der Hand erzielte, darüber jubelte und es nach dem Spiel als korrekt bezeichnete. Mit selbst für “Bild”-Verhältnisse ungeahnter Wucht prügelte das Blatt tagelang und teilweise seitenfüllend auf den “Tor-Betrüger” ein:

Er schlug den Ball wie ein Volleyballer zum 1:0 gegen Lautern (Endstand 2:0) über die Linie. Neuville war so dreist und feierte seinen Betrugs-Treffer mit einem Jubel-Tanz.
Nach dem Spiel log er uns die Hucke voll. Neuville: “Keine Absicht. Ich bin geschubst worden. Ein reguläres Tor.”
Von Neuville gibt‘s keine Entschuldigung, nur noch mehr dummes Geschwätz. Der Tor-Betrüger: “Andere Spieler haben Schwalben gemacht und sind dafür nicht bestraft worden.” Weiß er eigentlich, daß er als Nationalspieler auch eine Vorbildfunktion hat?

BILD meint: 2 Spiele Sperre sind eine zu milde Strafe für einen uneinsichtigen Tor-Betrüger!

Selbst dem Schwesterblatt “Welt” wurde das zuviel. Es sprach in einem Kommentar von einem “Aufstand der Heuchler”.

Fans und Mannschaft haben aus der “Bild”-Berichterstattung jetzt Konsequenzen gezogen. “Im Mannschaftsrat haben alle Spieler beschlossen, auf unbestimmte Zeit nicht mehr mit den zwei verantwortlichen ‘Bild’-Reportern zu sprechen“, bestätigte die Pressestelle.

Das offizielle Fanprojekt der Borussia startete eine Aktion unter dem Motto: “Gemeinsam gegen die Medienhetze”. Am vergangenen Samstag entrollten sie entsprechende Transparente, darunter ein gewaltiges Banner mit der Aufschrift: “Eine Zeitung, die uns verachtet — hat unseren ganzen Hass gepachtet”