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KW 18: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, endlich Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Samstagsausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Un-Social: Wie soziale Medien unsere Gesellschaft bedrohen
(youtube.com, Frontal21, Nemi El-Hassan & Richard Gutjahr, Video: 28:32 Minuten)
“Warum haben verantwortliche PolitikerInnen sowohl auf EU-, als auch auf nationaler Ebene bis heute keine einheitlichen Regelungen und Gesetze zum Umgang mit sensiblen Daten der NutzerInnen erlassen? Und: Warum machen wir da eigentlich alle mit und sind sofort zur Stelle, sobald sich eine neue App auf dem Markt etabliert? Sind wir etwa süchtig nach Social Media und falls ja: Ist das ein unangenehmer Nebeneffekt oder gezielte Methodik, die dahinter steckt?” Um Antworten auf diese Fragen zu finden, haben sich Nemi El-Hassan und Richard Gutjahr auf eine Reise von Berlin nach Dublin und Brüssel begeben.

2. Wir müssen reden.
(youtube.com, maiLab, 21:03 Minuten)
“Liebe Freunde der Sonne! Und liebe Feinde der Sonne …” Wissenschaftsjournalistin und Youtuberin Mai Thi Nguyen-Kim geht auf die Meta-Ebene und denkt über problematische Kommentare im Spannungsfeld von Meinungsfreiheit und Toleranz-Paradoxon nach: Wie könnte ein verantwortungsvolles Community-Management aussehen? Neben den bewährten Methoden melden, löschen, blocken setzt Nguyen-Kim auf die “Geheimwaffe Ignorieren”.

3. Wie entsteht eine Sendung mit der Maus?
(wasmitmedien.de, Daniel Fiene & Sebastian Pähler, Audio: 1:06:01 Stunden)
In der neuen Ausgabe von “Was mit Medien” sind Heike Sistig und Ralph Caspers von der “Sendung mit der Maus” zu Gast und beantworten viele Fragen: Wie entsteht der TV-Klassiker? Warum hat sich die Sendung kaum verändert, schafft es aber trotzdem, modern zu bleiben? Und was bedeutet der Medienwandel für die Maus? Weitere Themen der Folge: Lokaljournalismus, Rückschläge für die Pressefreiheit und die sich verändernde Podcast-Welt.

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4. Freie Medien in der EU und der Welt stehen unter Druck
(youtube.com, Deutsche Welle, Video: 7:40 Minuten)
Anlässlich des Internationalen Tags der Pressefreiheit schaut die Deutsche Welle zunächst auf die Arbeitsbedingungen der Medien in Europa. Besonders düster sei die Lage für unabhängige Medienschaffende in Polen, Slowenien und Ungarn. Laut Reporter ohne Grenzen verschlechtere sich die Lage, die EU sei in der Pflicht, sich dem entgegenzustellen. Die EU-Kommission wende ein, dass sie kaum Möglichkeiten habe, auf die Regierungen einzuwirken. Wenig tröstlich: In anderen Regionen der Welt sieht es noch viel schlimmer aus.

5. Hinterfragen, aufklären, aufzeigen – die Aufgabe der Medien in schwierigen Zeiten.
(youtube.com, M94.5, Fanny Buschert, Video: 58:37 Minuten)
Alexandra Föderl-Schmid, stellvertretende Chefredakteurin der “Süddeutschen Zeitung”, erzählt von ihrer Sicht auf den Journalismus: “Wir dürfen uns nicht mit der bloßen Beschreibung von politischer Inszenierung und der Wiedergabe von Ankündigungen begnügen, wir müssen hinterfragen, Konsequenzen aufzeigen und aufdecken, was falsch läuft.” Das rund einstündige Interview wurde anlässlich der bayerischen Schülermedientage aufgenommen, ist aber auch für Personen interessant, die die Schule bereits hinter sich gelassen haben.

6. Jung, schön, sexy: So tickt der Instagram-Algorithmus
(youtube.com, Zapp, Inga Mathwig, Video: 20:05 Minuten)
Das Medienmagazin “Zapp” hat sich die schöne heile Instagram-Welt angeschaut, die teilweise so perfekt ist, dass darunter das Selbstwertgefühl von Jugendlichen leide. Hilft Instagram nach und blendet öfter Bikinifotos ein, um ein besseres Werbeumfeld zu schaffen? Und was macht die junge, schöne und ziemlich freizügige Parallelwelt mit jungen Menschen? “Zapp”-Reporterin Inga Mathwig hat sich dazu unter anderem mit einem Datenjournalisten von der NGO AlgorithmWatch getroffen.

Maltas China-Connection, Lührssens seltsame AfD-Mission, Atom-Kind

1. Journalistin war mysteriöser China-Connection auf der Spur
(deutschlandfunk.de, Nina Magoley & Isabelle Klein, Audio: 8:43 Minuten)
Die Journalistin Daphne Caruana Galizia hatte sich mit ihren Berichten über Korruption und Geldwäsche von maltesischen Politikern einige Feinde gemacht. Als die mutige Investigativreporterin 2017 mit einer Autobombe getötet wurde, löste dies weltweit Betroffenheit aus. Der maltesischen Regierung gelang es bislang kaum, die genauen Hintergründe des Verbrechens aufzuklären. Man ahnt warum: Ein internationales Team hat Galizias Recherchen wieder aufgenommen und entdeckt, dass sie offenbar Betrügereien hochrangiger maltesischer Politiker auf der Spur gewesen war – inklusive Verbindungen nach China.

2. Hinrich Lührssen verläuft sich auf Unterwanderpfad in die AfD
(uebermedien.de, Sebastian Heidelberger)
Der Journalist Hinrich Lührssen versorgte jahrelang vor allem die Redaktionen von “buten un binnen” (Radio Bremen) und “Stern TV” (RTL) mit lustigen Einspielfilmchen. Im Sommer 2018 stieg Lührssen bei der Bremer AfD ein und war dort sogar Mitglied im Landesvorstand. Nun legt er ein Buch vor, in dem er behauptet, er sei in “geheimer Mission” unterwegs gewesen, als Journalist. Daran bestehen jedoch erhebliche Zweifel. Sebastian Heidelberger hat sich die Sache näher angeschaut. Es ist eine Geschichte voller Widersprüche und Merkwürdigkeiten.

3. RTL plant Format für Klimaberichterstattung – Austausch mit Initiative “Klima vor acht”
(rnd.de)
Die Initiative “Klima vor acht” hatte lange bei der ARD für eine regelmäßige Sendung zur Klimakrise geworben, konnte jedoch bei der Gegenseite, abgesehen von ein paar gefälligen Äußerungen, nichts erreichen. Nun hat RTL reagiert: Zusammen mit dem Verein plane man Ideen für eine Sendung, die Produktion liege in den Händen von RTL.
Weiterer Lesehinweis: Die Pressemitteilung der RTL Mediengruppe Deutschland.

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4. 188 Seiten guter Geschmack
(sueddeutsche.de, Franz Kotteder)
Der Burda-Konzern hat mit dem französischen Restaurantführer “Gault&Millau” einen Lizenzdeal geschlossen und will die Marke über alle denkbaren Kanäle verwerten. Erstes Ergebnis der Kooperation: Die neue Zeitschrift “Gault&Millau”, deren erste Ausgabe gerade erschienen ist. Franz Kotteder hält das Magazin für vielversprechend. Die Mischung sei gelungen, wenn auch mit Abstrichen: “Beim Porträt der Artischocke liegt der Verdacht nahe, dass Wikipedia umfänglich geplündert wurde, um sämtliche Fakten, Zitate und fun facts zu beschaffen – ob man das alles wirklich wissen will, ist fraglich.”

5. “Die Situation vieler Sender ist prekär, teilweise existenzbedrohend”
(medienpolitik.net, Helmut Hartung)
Olaf Hopp ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk und Geschäftsführer von Radio Energy. Im Interview spricht er über die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die privaten Radiosender: “Während die Öffentlich-Rechtlichen durch den Rundfunkbeitrag abgesichert sind, haben die Privaten mit massiven Werbeausfällen zu kämpfen. Weitere Maßnahmen von Seiten der Politik sind dringend vonnöten, um das duale System in Deutschland zu schützen und die Medienvielfalt in ihrer jetzigen Form zu erhalten.”

6. Kind twittert von US-Atombehörden-Account
(spiegel.de)
Am Wochenende erschien auf dem Twitter-Account der US-Atombehörde ein rätselhafter Tweet. Fast hätte man denken können, ein Kleinkind hätte die Gewalt über den Atom-Account erlangt und mit tapsigen Fingern irgendwelche Tasten gedrückt. Spoiler: Es war so.

Das falsche Senegalesen-Zitat von Andreas Scheuer und die Medien

Mit seiner Aussage zum “fußballspielenden, ministrierenden Senegalesen” hat es Andreas Scheuer mal wieder in die Schlagzeilen geschafft. Ständig spricht der Generalsekretär der CSU bei seinen Auftritten oder in Facebook-Posts auch den rechtesten Rand seiner Wählerschaft an. Die Menge johlt dann zwar, für die ganz große mediale Aufmerksamkeit reicht es meistens aber nicht.

Bei Scheuers Äußerungen beim “Regensburger Presseclub” ist das anders. Angefangen hat alles mit einem Zitat in der “Mittelbayerischen Zeitung”:

“Das Schlimmste ist ein fußballspielender ministrierender Senegalese. Der ist drei Jahre in Deutschland — als Wirtschaftsflüchtling — den kriegen wir nie wieder los”, sagt Scheuer und spricht sich für eine geordnete und gesteuerte Zuwanderung nach dem Vorbild Kanadas aus.

Dafür gab es heftigen Widerspruch von allen Seiten — nicht nur, aber eben auch in vielen Medien. Die Empörung ist groß, Kommentatoren fordern Andreas Scheuer zum Rücktritt beziehungsweise seine CSU zum Rauswurf auf.

Nun stellt sich aber raus: In dieser Form hat es das Zitat nicht gegeben. Der “Bayerische Rundfunk” hat mittlerweile einen Mitschnitt von Scheuers Aussage veröffentlicht. Und dort hört man:

Weil wenn er mal über einen langen Zeitraum in den Verfahren herinnen ist, entschuldigen Sie die Sprache, das Schlimmste ist ein fußballspielender, ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist, weil den wirst Du nie wieder abschieben. Aber für den ist das Asylrecht nicht gemacht, sondern er ist Wirtschaftsflüchtling. Aber wir haben halt eine Gesellschaft, wo’s Du den Vereinsvorsitzenden, den Pfarrer, schlimmstenfalls den Landtagsabgeordneten, den Bundestagsabgeordneten, und wie sie alle heißen, findest, der sagt: “Alle müssen durch dieses strenge Verfahren, aber der, der hat sich so gut integriert.”

Interessanterweise hatte der “Bayerische Rundfunk” das falsche Scheuer-Zitat erst selbst verbreitet. Auf Nachfrage, wieso der “BR” ebenfalls das Zitat der “Mittelbayerischen Zeitung” verwendet hatte, obwohl doch ein Audiomitschnitt vorlag, erklärt Wolfgang Vichtl, Leiter der Redaktion “BR24”, dass die zeitliche Abfolge eine andere war:

Der BR ist in die Berichterstattung zum Thema eingestiegen, als Generalvikar Fuchs das in der Mittelbayerischen Zeitung vom 17.09.2016 veröffentlichte Zitat gelesen und auf Facebook seine Empörung darüber geäußert hatte. Was zu dem Zeitpunkt noch nicht klar war: Die “Mittelbayerische” hatte das Zitat nicht ganz korrekt wiedergegeben, dieses wurde aber im Übrigen auch von allen Nachrichten-Agenturen aufgenommen, die wiederum Quelle für die Redaktionen sind.

Erst nachdem sich der BR den Original-O-Ton aus Regensburg besorgt hatte, wurde die textliche Abweichung erkannt und das Zitat in der Berichterstattung umgehend korrigiert. Der BR hat dann das Zitat im Original-Ton gleich Montag früh für jedermann zugänglich gemacht.

Die “Mittelbayerische Zeitung” hat die Passage inzwischen auch korrigiert — zuerst klammheimlich, nach Kritik auch transparent. Ihr Politikchef Christian Kucznierz schreibt in einem Kommentar:

Es stimmt: Uns ist in unserer Berichterstattung ein Fehler im Zitat unterlaufen. Es ist dokumentiert, dass Scheuer über den hypothetischen Senegalesen sagte: “den wirst Du nie wieder abschieben”. Bei uns lautete das Zitat: “den kriegen wir nie wieder los”.

Natürlich bleibt die Aussage von Andreas Scheuer immer noch stramm rechts und unsäglich populistisch. Und natürlich kann man das immer noch als verachtend gegenüber dem Integrationswillen vieler Geflüchteter sehen und als Affront gegen Sportvereine und Kirchen und alle anderen Gruppen und Leute, die bei der Integration von Menschen helfen. Aber wenn man aufgrund eines Zitats einen Rücktritt fordert, dann sollte man sich dabei zumindest auf das richtige Zitat beziehen.

Unverpixelte Propaganda

Nach der mutmaßlichen Enthauptung des US-Journalisten James Foley durch die Terrorgruppe “Islamischer Staat” haben sich die meisten deutschen Medien dazu entschlossen, das Video der Hinrichtung nicht zu zeigen, auch keine Ausschnitte davon.

Damit handeln sie so, wie es auch der Presserat empfiehlt, dessen Geschäftsführer Lutz Tillmanns im Gespräch mit der dpa zu einem respektvollen Umgang mit den Bildern aufgerufen hat:

Die Medien sollten zurückhaltend mit der Veröffentlichung von Fotos umgehen und sich nicht als Propagandainstrument der Terroristen missbrauchen lassen.

Und wenn sie die Bilder doch unbedingt zeigen wollen, etwa die Szenen kurz vor der Ermordung, dann sollte das Opfer dabei “auf jeden Fall unkenntlich gemacht werden”, sagt Tillmanns. “Wer Bilder veröffentlicht, auf denen der Journalist erkennbar wird, macht sich ethisch angreifbar”. Die Würde Foleys stehe im Mittelpunkt. Letztlich müsse sich aber jede Redaktion selber die Frage stellen, wie sie mit solchen Fotos konkret umgehen wolle.

“Spiegel Online” beantwortete sie so: “Die Bilder zu zeigen, wäre reine Propaganda für den IS” — darum zeige das Portal sie nicht. Weder Videoausschnitte noch Fotos. Ähnlich argumentieren auch die ARD, das ZDF, die “Süddeutsche Zeitung”, die “FAZ”, die “taz”, “Zeit Online”, RTL und die dpa. Selbst die Online-Portale von “Bild” und “Berliner Kurier” haben das Gesicht des Mannes verpixelt.

“Focus Online” nicht.

“Focus Online” haut mal wieder alles raus und zeigt in mehreren Artikeln sowohl Standbilder als auch Sequenzen des Videos vor der Enthauptung. Das Gesicht des Opfers ist in keinem Fall unkenntlich gemacht worden.

Dabei schreibt das Portal selbst:

Unterstützer riefen dazu auf, das Video nicht anzuschauen oder zu teilen

Der Satz steht, fettgedruckt, genau unter dem eingebetteten Video.

Mit Dank an Karsten B.

Nachtrag, 22. August: Wir haben gestern Abend bei “Focus Online” nachgefragt, warum das Portal die Bilder unverpixelt zeigt — eine Antwort haben wir bislang nicht bekommen. Inzwischen sind sie aber gelöscht worden.

Das “heute journal” hat vorgestern ebenfalls ein Standbild aus dem Video gezeigt, Claus Kleber moderierte es aber mit klarer Einordnung an. Er sagte:

Es gehört zu den perversen Praktiken dieser Milizen, Videos von solchen Gräueltaten als Propaganda zu nutzen. Deshalb zeigen wir davon allenfalls unbewegte Bilder, bei denen die Opfer verdeckt bleiben, um ihre Menschenwürde zu schützen.

Dieses eine Mal haben wir anders entschieden, weil wir die gefasste Haltung von James Foley angesichts seines Todes eine Würde ausstrahlt, die dem fanatischen Killer neben ihm unbegreiflich geblieben sein muss.

Auch “Spiegel Online”, FAZ.net und “Zeit Online” zeigen — entgegen ihren Ankündigungen — Standbilder aus dem Video. Zumindest indirekt. Sie haben ein Reuters-Video übernommen, in dem britische Zeitungen abgefilmt werden, die die Fotos gedruckt hatten. Das Gesicht Foleys ist nicht unkenntlich gemacht worden — weder von den englischen Zeitungen noch von Reuters noch von den deutschen Medien.

Danke an Christian S., Sascha, Christoph S. und Andreas!

Bilderklau, Hallo Deutschland, Wolfram Weimer

1. “Bilderklau digital”
(davidblum.ch)
David Blum dokumentiert mehrere Beispiele von Bilderklau und gibt Tipps, wie man damit umgeht.

2. “Der Paparazzo mit der Vogelperspektive”
(nzz.ch, Ronny Nicolussi)
Pilot Niklaus Wächter fotografiert die Villen von Prominenten aus der Luft: “Wie er sagt, geht es ihm nicht darum, in die Schlafzimmer von Prominenten zu blicken, sondern lediglich die Häuser von Personen des öffentlichen Interesses zu zeigen.”

3. “Haucap über Monopole: Facebook ist gefährlicher als Google”
(netzpiloten.de, Katharina Brunner)
Justus Haucap glaubt, dass das Kartellamt die Beschwerde der VG Media betreffend Google abweisen wird: “Es ist für mich nicht vorstellbar, dass Google verpflichtet werden kann, Links und Snippets zu zeigen und dafür dann bezahlen muss – selbst wenn Google die Links und Snippets nicht gegen Bezahlung will.”

4. “‘Arbeite doch mehr, dann verdienst du auch mehr Geld'”
(impressum.ch, PDF-Datei)
Eine freie Journalistin aus der Schweiz liefert einen Erfahrungsbericht aus ihrem Alltag: “Mein monatliches Einkommen schwankte in den letzten 12 Monaten zwischen 250 und 11‘250 Franken Brutto. Im Jahr 2013 bekam ich 45 Honorarabrechnungen von neun Printmedien und vier weiteren Stellen, für die ich gearbeitet habe. Und: Ja, wenn ich angefragt werde, nehme ich zwischendurch auch Kommunikations-Aufträge an.” Siehe dazu auch “Arbeitsbedingungen bedrohen die Branche!” (impressum.ch, Medienmitteilung).

5. “Markus Wiegand: Medien-Elite ist ein Club von Weicheiern”
(newsroom.de, Markus Wiegand)
Markus Wiegand erzählt von den Herausforderungen bei der Autorisierung eines Interviews mit Wolfram Weimer: “Viele Führungskräfte im Journalismus und andere Spitzenkönner der Branche gehen davon aus, dass allein ihre exklusive Gesprächsbereitschaft sie schon vor kritischen Fragen schützt. Sie denken, ein Interview mit ihnen sei eine Koproduktion von zwei Kollegen. (…) Die Elite der Branche lebt in einer Blase, in der man sich gegenseitig nicht weh tut, sondern auf die Schultern klopft. Das mit dem Journalismus, das sollen bitte die anderen aushalten, aber nicht man selbst.”

6. “‘Ich muss neutral berichten, ich bin ZDF. Ach was. Jaaaaaa!'”
(sensatzionell.blogspot.de)
Der Inhalt eines Beitrags der ZDF-Sendung “Hallo Deutschland”, abgetippt und nachgesprochen.

Tom Bartels, Medienkriege, Geheimdienste

1. “Wie tickt Tom Bartels?”
(newsroom.de, Markus Wiegand)
Ein Interview mit Tom Bartels, der das Finale der Fußball-WM kommentieren soll: “Jeder Reporter, auch ich, könnte einfach zehn Prozent mehr schweigen. (Man hört eine Frauenstimme im Hintergrund.) Meine Frau Tina, die gerade wiederkommt, ruft: 20 Prozent.”

2. “Pressefreiheit mitgelöscht”
(berliner-zeitung.de, Jonas Rest)
Vom Recht auf Vergessenwerden betroffene Zeitungen müssen “eine Möglichkeit des außergerichtlichen Widerspruchs haben”, findet Jonas Rest: “Ansonsten verkommt die Pressefreiheit zur funktionslosen Dekoration: Es werden viele kritische Texte auf den Servern von Nachrichtenportalen liegen, die aber nutzlos sind, da sie niemand findet, wenn er sie wirklich braucht.” Siehe dazu auch “Google reverses decision to delete British newspaper links” (reuters.com, englisch).

3. “Kiews Dilemma mit den russischen Medien”
(nzz.ch, Rudolf Hermann)
Die ukrainischen Behörden fragen sich, wie sie mit russischen Medien umgehen wollen, die “offen desinformieren”, berichtet Rudolf Hermann: “Nicht nur in Russland, sondern auch in weiten Teilen der russischsprachigen Ostukraine gehört russisches Fernsehen zu den wichtigsten Informationskanälen. Die Objektivität der Information wird dabei wenig hinterfragt.”

4. “Der Krieg der Phrase”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.ch)
Der “erste Medienkrieg” der Geschichte.

5. “‘Spüre die Angst auch schon in Deutschland'”
(deutschlandradiokultur.de, Korbinian Frenzel)
Boris Reitschuster, Autor des Buchs “Putins Demokratur”, redet über seine Erfahrungen mit dem russischen Geheimdienst FSB: “Ich wurde einmal festgenommen, ich wurde einmal umgefahren von einem Auto, absichtlich, wo man sagte, ich stehe ich Weg. Man hat mich dann umgefahren. Ich wurde einmal verprügelt. Man wird richtig ängstlich, ich spüre diese Angst inzwischen auch schon in Deutschland, wenn ich jemand sehe mit einer Kunstlederjacke und mit einem bestimmen Haarschnitt, dann fange ich schon an nervös zu werden, obwohl es hier in Deutschland natürlich Fehlalarm ist.”

6. “Von der NSA als Extremist gebrandmarkt”
(tagesschau.de, Lena Kampf, Jacob Appelbaum und John Goetz)
Wer sich mit Software zum Schutz vor Überwachung im Internet beschäftigt, wird von der NSA als “Extremist” markiert: “Extremisten? Das Gegenteil ist der Fall, wie die Recherchen zeigen. Die deutschen Opfer sind politisch keinesfalls am äußeren Rand zu finden. Extrem sind sie allein in einem Punkt: Sie sind besorgt um die Sicherheit ihrer Daten. Und genau das macht sie in den Augen des US-Geheimdienstes verdächtig.”

Reichweite, Tanzgruppe, ISIL

1. “Krautreporter am Start”
(anmutunddemut.de, Benjamin Birkenhake)
Benjamin Birkenhake findet es gut, dass die Krautreporter ohne den Druck, Online-Reichweite aufzubauen, an den Start gehen können, denn: “Online-Reichweite aufzubauen bedeutet fast zwangsläufig, sich der Bild-Zeitung und Heftig.co anzunähern.” Und er bittet darum, das gesammelte Geld für Texte einzusetzen: “Fast jeder Euro für Technik und Design ist vergeudet. Um besseren Online-Journalismus zu machen, reicht ein Standard-Wordpress mit einem netten Theme voll und ganz aus.”

2. “Putins Internetpiraten”
(nzz.ch, Christian Weisflog)
“50 Kommentare auf Nachrichtenportalen, 50 Kurznachrichten auf Twitter und die Bewirtschaftung von sechs Facebook-Seiten”, das sei das Tagessoll eines im Auftrag der russischen Regierung bezahlten Kommentarschreibers, berichtet Christian Weisflog: “Die Trolle erhalten von den Leitern der Agentur exakte Anweisungen, zu welcher Tageszeit sich die Kommentierung am meisten lohnt und mit welcher Sprache sie das gewünschte Echo in den Foren erzielen. Das Ziel ist es, mit möglichst derben Kommentaren eine Diskussion zu provozieren. Dabei wird den Trollen aber empfohlen, die jeweilige Zensurpolitik zu berücksichtigen und den Bogen nicht zu überspannen.”

3. “Kommentar: Stefan Laurin über den derzeit wohl gefährlichsten Medienpolitiker und seinen Griff in die Kasse”
(newsroom.de, Stefan Laurin)
Stefan Laurin macht auf ein Gesetzvorhaben im NRW-Landtag aufmerksam: “Erstmals werden, wenn auch mit eher überschaubaren Mitteln, aus der Haushaltsabgabe private Medien finanziert – und hängen dabei vom Wohl und Wehe partei- und verbandspolitischer Gremien ab.”

4. “Is it ISIL or ISIS in Iraq?”
(blog.ap.org, Tom Kent, englisch)
Tom Kent begründet, warum die Organisation Islamischer Staat im Irak und der Levante besser mit ISIL statt mit ISIS abgekürzt wird.

5. “Änderung unserer Nutzungsbedingungen: Verpflichtung zur Offenlegung”
(blog.wikimedia.org)
Wikipedia ändert die Nutzungsbedingungen für PR-Arbeiter: “Wenn Sie für Ihre Bearbeitung bezahlt werden, müssen Sie diese bezahlte Bearbeitung offenlegen, um die neuen Nutzungsbedingungen einzuhalten. Sie müssen Ihre Zugehörigkeit in Ihrer Bearbeitungszusammenfassung, Benutzerseite oder Diskussionsseite angeben, um Ihre Perspektive fair offenzulegen.”

6. “Brasilianischer Tanzgruppe gelingt Flucht aus WM-Studio des ORF”
(dietagespresse.com)

Jörg Kachelmann, Orden, Deutschlandradio

1. “‘Jeder Scharlatan bekommt ein Forum für seinen Stuss'”
(theeuropean.de, Thore Barfuss)
Ein Interview mit Jörg Kachelmann, der bedauert, “dass sich die meisten Medien in Duldungsstarre vor der ‘Bild’-Zeitung begeben haben”. “Das langsame Sterben der Printmedien” verwundere nicht: “Recherche bedeutet heute meistens, dass ein Mensch, der Zugang zu einem nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Papier hat, die Nummer eines sogenannten Investigativjournalisten kennt, der auf einen Anruf wartet.”

2. “Wie Putin seine Journalisten-Armee einsetzt”
(welt.de, Julia Smirnova)
In Russland werden über 300 Journalisten von Wladimir Putin “mit Orden und Medaillen” ausgezeichnet. “Dass derartig viele willfährige Redakteure und Reporter für ihre Arbeit mit Orden behängt werden, ist beispiellos.”

3. “Der Fussballfan wird zum Staatsfeind geschrieben”
(kurzpass.ch, Daniel Ammann)
Daniel Ammann beschäftigt sich mit einem Artikel in der “Sonntagszeitung”, der mit “258 Straftaten im Umfeld von Stadien” übertitelt ist, jedoch von “grossformatigen Fotos von bengalischem Feuer und schwarzem Rauch” begleitet wird. “Das Fazit des Artikels könnte alternativ auch heissen: 2013 wurden rund um Schweizer Sportstätten Polizisten häufiger beschimpft als im Jahr zuvor und es wurden mehr Ohrfeigen und Fusstritte verteilt, während die Gewalt innerhalb der Stadien sank.”

4. “‘Der Moderator bedauert den Verlauf des Gesprächs'”
(heise.de/tp, Florian Rötzer)
Florian Rötzer greift ein Gespräch im “Deutschlandradio Kultur” auf, unter dem “Anmerkung der Redaktion: Der Moderator bedauert den Verlauf des Gesprächs” vermerkt ist sowie “Kommentieren ist nicht mehr möglich”.

5. “‘Big things are happening in Denmark'”
(b.dk, Edward Snowden, englisch)
Edward Snowden schreibt einen Brief zur Debatte um das Boulevardmagazin “Se og Hør”, das Kreditkarten-Daten von Prominenten gekauft haben soll.

6. “Neue Studie: Nur Kellner, Verkäufer und Bauarbeiter verdienen weniger als Reporter”
(newsroom.de, Bülend Ürük)

Gerhard Schröder, Seeschlachten, Gegenlesen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Markus Wiegand: Vom Wahnsinn des Gegenlesens”
(newsroom.de, Markus Wiegand)
Medienjournalist Markus Wiegand zeigt auf, wie Journalisten darauf bestehen, Artikel über sie vor Erscheinen komplett gegenzulesen: “Viele Journalisten finden es inzwischen selbst total normal, zum Beispiel Porträts komplett vor der Veröffentlichung an den Porträtierten rauszugeben.”

2. “‘Team Wallraff’: RTL hält Kurs in Richtung Relevanz”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Thomas Lückerath lobt RTL für die erste Folge von “Team Wallraff”: “RTL lieferte Erkenntnisse, die weit tiefer und wichtiger sind als wenn der ‘Markencheck’ im Ersten doch tatsächlich enthüllt: Mit dem Junior Menü will McDonalds Kinder locken! Nein! Doch! Oh! Wie kurios das Jahr 2014 doch ist, wenn RTL die Öffentlich-Rechtlichen bei einer investigativen Verbraucherstory in diesem Fall sehr alt aussehen lässt.”

3. “Moralischer Fehlschluss in der Sache Schröder”
(hogymag.wordpress.com, almasala)
Almasala wendet sich gegen die breite Kritik deutscher Medien an der Tatsache, dass Gerhard Schröder seinen 70. Geburtstag zusammen mit Wladimir Putin in St. Petersburg feiert. “Anscheinend kommt den Schreiberlingen einfach nicht in den Sinn, dass es auch andere legitime Standpunkte als den eigenen geben könnte; das nicht jeder Putin als den rücksichtslosesten und gefährlichsten Mann für den Weltfrieden seit Ende des kalten Kriegs sieht, sondern man auch eine völlig andere Sicht auf den aktuellen Konflikt in der Ukraine haben kann, bei der die USA und Europa in ihrer Doppelmoral und Selbstgerechtigkeit ebenfalls reichlich bekleckert dastehen.”

4. “Die mysteriöseste Seite des Internets: Was ich gefunden habe, ist heftig und macht mich wütend”
(rhein-zeitung.de, Lars Wienand)
Lars Wienand beschäftigt sich mit der Website Heftig.co.

5. “Plagiatsvorwurf gegen Historiker: C.H.-Beck-Verlag stoppt Auslieferung der ‘Großen Seeschlachten'”
(spiegel.de, aar)
Der Verlag C.H. Beck reagiert auf die Plagiatsvorwürfe gegen das Buch “Große Seeschlachten” mit einer Stellungnahme (chbeck.de, PDF-Datei) und einer Überprüfung der Vorwürfe: “Aufgrund der Prüfung hat der Verlag beschlossen, das Buch nicht weiter auszuliefern.”

6. “China nimmt ‘The Big Bang Theory’ aus dem Netz”
(blog.zeit.de/china, Felix Lee)
“Die amtliche Behörde für Medienkontrolle” in China untersagt einem Internetportal ohne Vorwarnung, verschiedene US-Serien weiterhin auszustrahlen. “Mithilfe der Zensurbehörden wollen die Staatssender offenbar verlorenes Terrain zurückgewinnen. Offensichtlich sind nicht mehr politisch fragwürdige Inhalte für die chinesischen Behörden das Kriterium für eine Absetzung einer Sendung, sondern allzu hohe Zuschauerzahlen.”

TV Total, Autoflotte, Experten

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Von Content-Marketing (Y-Titty), Leserporträts (Handelsblatt) und Schleichwerbung”
(socialmediarecht.de, Nina Diercks)
Nina Diercks schreibt über Unternehmensporträts im “Handelsblatt”, die derzeit in der Diskussion stehen: “Meines Erachtens ist die Zahlung von ‘Lizenzgebühren’ für die Nutzungsrechte derartiger Unternehmensporträts nichts anderes als der Versuch mittels dieses vermeintlichen ‘Kniffs’ das Trennungsgebot von Werbung und Redaktion zu umgehen. Letztlich ist die Zahlung einer Lizenzgebühr in solch einem Fall in der Gesamtschau aus den vorgenannten Gründen als Zahlung eines Entgelts für eine redaktionelle Veröffentlichung zu werten.”

2. “Dr. Seltsam ist heute online”
(faz.net, Frank Schirrmacher)
Frank Schirrmacher beklagt einen rasch urteilenden und verurteilenden Echtzeitjournalismus. “Helmut Kohl, Helmut Schmidt und Henry Kissinger haben alle höchst abwägend und behutsam auf die aktuellen Ereignisse reagiert. Der Echtzeitdramaturg sagt: weil sie alt sind. Alter ist kein Kriterium für Rationalität. Entschleunigung aber ist es.”

3. “Eine kurze Expertise über die kurzen Expertisen”
(ad-sinistram.blogspot.de, Roberto De Lapuente)
Roberto De Lapuente befasst sich mit dem Experten: “Die Experten in der Mediokratie sind Herolde der Sensationsmeldung, Verkündiger der Eskalation, Boten des schlimmsten anzunehmenden Vorfalls. Wenn irgendwo eine Bombe hochgeht, sagen sie, dass weitere Anschläge wahrscheinlich sind. Gibt es einen Virus, geben sie als Expertise ab, dass es sich wie eine Spanische Grippe auswirken könnte. Dass man beruhigt sein sollte, nichts so heiß gegessen wie gekocht wird, ‘Bleibm Se mal cool!’ hört man von ihnen eher nicht.”

4. “Gefälschte Wahlergebnisse: Autozeitschrift sagt Preisverleihung ab, Chefredakteur schon weg”
(newsroom.de, Bülend Ürük)
Eine Preisverleihung der Fachzeitschrift “Autoflotte” wird abgesagt, weil es “Ungereimtheiten bei der Stimmenauszählung für den Autoflotten-Award gegeben” habe. “Der Verlag wirft einzig dem langjährigen Chefredakteur vor, die Zahlen manipuliert zu haben.”

5. “Liebe ARD”
(almostsw.de, Johannes Eber)
Johannes Eber schaut mit seinem Sohn “Frag doch mal die Maus – Die große Familienshow” und wird den Eindruck nicht los, dass die ARD genau das beibehalten hat, was sich überholt hat: “Der große Auftritt des Showmasters im tosenden Applaus. Auswändig gelernte Witze. Absehbarkeit. Blitzendes Licht und laute Musik, statt tatsächlicher Aufregung.”

6. “‘Blamielen odel Kassielen’ oder ‘TV Total vs. NEO MAGAZIN mit Jan Böhmermann'”
(youtube.com, Video, 10:13 Minuten)
Jan Böhmermann lässt die Macher von “TV Total” glauben, ihre Sendung werde in China kopiert.

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