Suchergebnisse für ‘focus’

“Focus”-“Arztsiegel”, Geld für Ex-Programmchef, NS-Verstrickungen

1. Focus-Siegel für Ärzte ist irre­füh­rend
(lto.de)
Endlich hat ein Gericht (voraussichtlich) Schluss gemacht mit den “Arztsiegeln” des “Focus”, die das Magazin zahlungswilligen Ärzten und Ärztinnen zum Preis von 2.000 Euro zur Übernahme anbietet. Mit der Vergabe der Siegel verstoße der Verlag gegen das “lauterkeitsrechtliche Irreführungsverbot”, urteilte das Landgericht München. Die Siegel erwecken den unzutreffenden Eindruck, die mit der “Focus-Empfehlung” werbenden “Top-Mediziner” seien aufgrund einer neutralen und sachgerechten Prüfung ausgezeichnet worden. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

2. ZDF-Gründungsintendant: Verstrickungen ins NS-Regime
(dwdl.de)
Das ZDF hat anlässlich eines bevorstehenden Jubiläums die Rolle seines Gründungsintendanten Karl Holzamer während der NS-Zeit aufgearbeitet und ist dabei auf Verstrickungen in das Nazi-Regime gestoßen. Nach Angaben des Senders wurde der Lebenslauf Holzamers im eigenen Presseportal “aufgrund der jetzt vorliegenden neuen Erkenntnisse” korrigiert. Auch das “heute journal” berichtete gestern Abend über das Thema – mit einem Beitrag über die neuen Erkenntnisse zu Holzamers Rolle während der NS-Zeit und einem Interview mit dem Historiker Sönke Neitzel.

3. Abfindungspaket für RBB-Programmchef: Schulte-Kellinghaus bekommt mehr als 400.000 Euro und 9000 Euro Rente pro Monat
(businessinsider.de, Tobias Fuchs & Jan C. Wehmeyer)
Nach den Enthüllungen über Missstände beim RBB hat Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus den Sender auf eigenen Wunsch verlassen. “Business Insider” hat Einblicke in sein Abfindungspaket erhalten: “Der öffentlich-rechtliche Sender zahlt dem Manager noch zwei Jahre monatlich 18.000 Euro und später eine Pension in Höhe von 9000 Euro. Dafür verzichtet Schulte-Kellinghaus auf das üppige Ruhegeld, das ihm ab dem Tag der Trennung zustünde.”

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4. Nach CORRECTIV-Klage: Sachsen-Anhalt gibt Daten zu größten Wasserschluckern heraus
(correctiv.org, Justus von Daniels & Gesa Steeger)
Im Rahmen einer Recherche über die größten industriellen Wasserverbraucher hatte “Correctiv” auch beim Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt angefragt, doch die Behörde verweigerte die Auskunft. Erst als das “Correctiv”-Team auf Herausgabe der Daten klagte, lenkte das Amt ein. Wohl auch, um einem Urteil zu entgehen. Der mit Abstand größte Wasserverbraucher des Bundeslandes ist übrigens die MIBRAG Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH.

5. Was sind Memes? Wenn Witz und Kritik viral gehen
(mdr.de)
Die Redaktion “Medien360G” des MDR hat ein umfangreiches Dossier zum Thema Memes veröffentlicht. Dabei handelt es sich laut Wikipedia um kreative Inhalte, die hauptsächlich über das Internet verbreitet werden und in der Regel humorvoll und erheiternd, manchmal auch satirisch und entsprechend gesellschaftskritisch sind. Die Zusammenstellung umfasst ein 13-minütiges Video, eine Kurzanimation sowie mehrere Online-Artikel und Interviews.

6. Musk-Tweets fluten Twitter
(spiegel.de)
Nachdem sich Elon Musk darüber beschweret hatte, dass er auf seiner eigenen Plattform Twitter zu wenig Aufmerksamkeit bekäme, scheinen Mitarbeiter etwas an den Algorithmen verändert zu haben: “Die Penetranz, mit der Twitter derzeit die Nachrichten des Firmeneigentümers vorführt, erscheint exzessiv. Selbst eine Stummschaltung des Accounts scheint keine Wirkung zu haben.”
Siehe dazu auch den Tweet des NBC-Reportes Ben Collins, hier in deutscher Übersetzung: “Elons Cousin James Musk hielt nach dem Super Bowl eine Dringlichkeitssitzung bei Twitter ab, weil die Tweets von Elon schlechter abschnitten als die von Joe Biden. Daraufhin ließen die Twitter-Ingenieure in aller Eile den Twitter-Algorithmus ändern, um sicherzustellen, dass Elon eine ‘noch nie dagewesene Förderung’ erhält.”

“Focus”-Sprachmüll, “Süddeutsche” bittet um Entschuldigung, US-Wahl

1. Chefredaktion bittet Igor Levit und SZ-Leser um Entschuldigung
(sueddeutsche.de, Wolfgang Krach & Judith Wittwer)
In der “Süddeutschen Zeitung” erschien vor wenigen Tagen ein Text über den Pianisten Igor Levit. Darin ging es auch um Levits politisches Engagement und seine Äußerungen in Sozialen Netzwerken. Der Text stieß vor allem in den Sozialen Medien auf breite Ablehnung. Nach einer anfänglich noch deutlich anders klingenden Stellungnahme bittet die “SZ”-Chefredaktion Levit und die “SZ”-Leserschaft nun um Entschuldigung.
Weiterer Lesetipp: Eine gute Zusammenfassung zu den Hintergründen gibt es bei BR-Klassik: Auch Levit nimmt Stellung (br-klassik.de, René Gröger).

2. “Focus”-Seminar: Wie man eine Titel­geschichte aus altem Sprachmüll bastelt
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Der “Focus” hat in seiner aktuellen Titelgeschichte auf sieben Seiten ausgebreitet, was man angeblich alles nicht sagen darf, und dabei die verschiedensten Begriffe miteinander verrührt. Boris Rosenkranz erklärt auf ironische Weise und anhand konkreter Beispiele, wie man sich eine ähnliche Empör-Story zusammenbasteln kann. Er hat sogar einen Tipp, was man machen kann, wenn das Echo darauf nicht so gut ausfallen sollte: “Seien Sie abschließend überrascht, dass sich die neue Gegenöffentlichkeit nicht an die alten Regeln hält und auch diesem Text widerspricht. Nehmen Sie das als Beweis und lassen Sie sich Ihre Deutungshoheit nicht nehmen. Bleiben Sie tapfer!”

3. Ist das Journalismus?
(deutschlandfunk.de, Burkhard Schäfers, Audio: 5:32 Minuten)
Job-Netzwerke wie LinkedIn und Xing leisten sich den Luxus eigener Redaktionen oder lassen ihre Nutzer und Nutzerinnen über Themen schreiben. Bei “Xing News” arbeiten rund 20 Journalistinnen und Journalisten an Newslettern und Beiträgen. Beim deutschsprachigen LinkedIn sind es immerhin vier Personen in der Redaktion, die dort für Inhalte sorgen. Wie verfahren sie bei der Auswahl der Inhalte und der Experten? Was unterscheidet die Plattformen von klassischen Medien? Und worin besteht der Mehrwert?

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4. US-Wahl 2020: Eine Wahlnacht wie noch nie zuvor
(ndr.de, Sinje Stadtlich)
Die US-Präsidentschaftswahl am 3. November stellt sowohl die klassischen als auch die neuen Medien in den USA vor gewaltige Herausforderungen. Im Vorfeld haben es die Journalistinnen und Journalisten mit Donald Trumps andauerndem Medienbashing zu tun, müssen Falschinformationen richtigstellen und dabei nach Möglichkeit sachlich bleiben. Doch der Wahlabend selbst werde noch einmal alles übertreffen, so MaryAlice Parks, stellvertretende Politik-Chefin beim Sender ABC News: “Wir müssen hier alle mal einen Moment durchatmen und uns klarmachen, dass wir einfach nicht wissen, wie es an dem Abend ablaufen wird. Und darauf müssen wir auch unser Publikum vorbereiten.”
Weitere Lesehinweise: “Wie sich Forscher und sogar die angesehensten wissenschaftlichen Fachzeitschriften in den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf einmischen, ist ungewöhnlich und bemerkenswert.” Forscher im US-Wahlkampf: Mittendrin statt nur dabei (de.ejo-online.eu, Stephan Russ-Mohl).
Und außerdem: “Die geplante Kürzung der Visa-Dauer für deutsche Journalisten mache eine kontinuierliche Berichterstattung unmöglich, kritisieren führende Journalisten- und Medienverbände”: Arbeitsfähigkeit von Korrespondenten in den USA bedroht (meedia.de).

5. Die Freienbibel 2
(startnext.com, Jakob Vicari & Jens Eber & Anja Reiter & Jan Schwenkenbecher & Oliver Eberhardt & Katharina Jakob)
Der Berufsverband Freischreiber setzt sich für die Belange freier Journalisten und Journalistinnen sowie die Anerkennung und Wertschätzung ihrer Arbeit ein. Nun starten die Freischreiber das Crowdfunding für die zweite Ausgabe ihrer “Freienbibel”: Wie schreibt man das unwiderstehliche Exposé? Wie macht man sich unabhängig von Verlagen? Woraus kann Journalismus heute und in Zukunft bestehen? Auf der Kampgagnenseite stellt der Verband das Projekt vor, für dessen Verwirklichung die Unterstützung von mindestens 308 Personen benötigt wird.

6. Rassismus in Disney-Filmen: Konzern blendet künftig Hinweise ein – eine gute Idee
(rnd.de, Imre Grimm)
In alten Disney-Filmen gibt es hin und wieder problematische, anachronistische oder verletzende Szenen, die so heute vermutlich nicht mehr in den Werken unterkämen. Nun will der Konzern bei seinem Streamingdienst Disney+ Warnhinweise einblenden: “Dieses Programm enthält negative Darstellungen und/oder Misshandlungen von Völkern oder Kulturen. Diese Stereotype waren damals falsch und sind heute falsch. Anstatt diese Inhalte zu entfernen, wollen wir ihre verletzende Wirkung anerkennen, daraus lernen und das Gespräch darüber anregen, um gemeinsam eine inklusivere Zukunft zu erreichen.” Ein sinnvoller Kompromiss, wie Imre Grimm findet.

“Focus Online” fällt auf autonome Abgassammler der “Titanic” rein

Was auf den ersten Blick nach einem schlechten Scherz aussieht, scheinen die Macher des Videos offenbar ernst gemeint zu haben.

… schreibt “Focus Online”.

Linksextreme die Autoabgase einsammeln, um sie zu einer Messstation zu tragen — was wie Satire klingt, war tatsächlich Gegenstand einer Anleitung, die kürzlich auf einer Internetseite von sogenannten Linksautonomen veröffentlicht wurde.

… heißt es bei der “Achse des Guten”.

“schlechter Scherz” — das ist Geschmackssache. Satire — auf jeden Fall! Denn die “Titanic” schreibt zu den linksautonomen Abgassammlern: Wir waren’s!

Die “Titanic”-Redakteure Leonard Riegel und Moritz Hürtgen haben “Focus Online” reingelegt. Sie haben sich unter dem Namen Michael Leitmayr — ein Münchner, “der als Hobby ‘linke Aktivitäten überwacht'” — bei dem Portal mit einem selbst zusammengefrickelten Video gemeldet, das vermeintlich auf der Plattform “Indymedia” veröffentlicht und dort wieder gelöscht wurde:

Wer die “Focus online”-App auf seinem Smartphone installiert hat, weiß, dass die Münchner Vollgasjournalisten jeden Tag zwischen fünf und hundert Push-Mitteilungen zum Thema Pkw ausgeben. Müsste das Faktenmagazin nicht zwingend berichten, wenn das Autohasser-Filmchen z.B. beim linksextremen Portal “Indymedia” auftaucht? Na klar, es müsste!

Das “Filmchen” mit dem Titel “TUTORIAL FEINSTAUBMESSSTATIONEN MANIPULIEREN” zeigt Hürtgen und Riegel mit Sturmhauben, wie sie mit einer Fußpumpe erst Abgase an einem Autoauspuff sammeln und diese dann an einer Frankfurter Messstation verteilen. Dazu die Slogans “Autokonzerne bekämpfen” und “Diesellobby zerschlagen”. Bei “Focus Online” haben sie einen Artikel draus gemacht:

Screenshot Focus Online - Radikale Maßnahmen für Fahrverbote? Autonome verbreiten Anleitung zur Manipulation von Feinstaub-Messstationen

Auf einer Internetseite wurde eine Anleitung verbreitet, wie man Feinstaub- und Stickoxid-Messstationen manipulieren könnte. Das Video liegt FOCUS Online vor.

Die “Achse des Guten” schrieb von “Focus Online” ab. Genauso die “Junge Freiheit”. Und auch “Spiegel”-Autor Jan Fleischhauer glaubte die Geschichte:

Screenshot eines Tweets von Jan Fleischhauer - Ich stelle mir gerade vor, wie der aufrechte Autonome mit einer Fusspumpe am Auspuff seines Autos Abgase einsammelt, um diese zur Messstation zu tragen und da dann wieder freizulassen. Irgendwie war das Autonomenleben auch schon mal glamouröser.

Unter anderem “Welt”-Chef Ulf Poschardt verbreitete Fleischhauers Tweet.

Und ja, es hätte einen relativ leichten Weg gegeben, die Sache vor Veröffentlichung zu überprüfen: Die “Titanic” (beziehungsweise Michael Leitmayr) hat nach eigener Angabe mit einem Mitarbeiter von “Focus Online” telefoniert und ihm erzählt, über Twitter auf den Link zur inzwischen gelöschten “Indymedia”-Seite gestoßen zu sein. Man könne sich aber nicht mehr erinnern, welcher Twitter-Account das genau gewesen ist, so die Notlüge der “Titanic”-Mitarbeiter. Nach diesem Link, der “Focus Online” durch einen Screenshot bekannt war, hätte man bei Twitter suchen können — und nichts gefunden. Dafür hätte man natürlich gewillt sein müssen, auf eine klickträchtige Story zu verzichten.

Alle Hintergrundinfos und ein Protokoll zur Aktion gibt’s bei der “Titanic”:

Whistleblower “John”, “Focus” muss löschen, Generaldirektors Hirsebrei

1. Whistleblower oder Hacker?
(tagesschau.de, Andreas Bellinger & Hendrik Maaßen)
Seit einigen Jahren erschüttern die “Football Leaks” die Fußballwelt. Der bislang unbekannte Informant “John” hatte rund 70 Millionen teils vertrauliche Dokumente dem “Spiegel” übergeben, die das Nachrichtenmagazin mit dem NDR und dem Recherchenetzwerk EIC teilte. Hinter dem Tarnnamen “John” steckt der 30-jährige Portugiese Rui Pinto, der am 16. Januar verhaftet wurde und mittlerweile in Budapest unter Hausarrest steht. Bis etwa Mitte März muss Ungarns Justiz über einen Auslieferungsantrag Portugals entscheiden. Sollte dieser positiv entschieden werden, könnte es für Pinto gefährlich werden: “Ich fürchte, dass, wenn ich ein portugiesisches Gefängnis betrete, vor allem eines in Lissabon, ich dort nicht lebend herauskomme.”

2. Gute Nachrichten!
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
Eine katholische Religionslehrerin hat zusammen mit ihren Grundschülern einen Brief an die ARD-Nachrichtenredaktion verfasst. Die Botschaft: Die “Tagesschau” verbreite zu viele schlechte Nachrichten. “Manche von uns können deshalb nicht mehr gut schlafen”. Man wünsche sich mehr “gute Nachrichten”. “ARD-aktuell”-Chefredakteur Kai Gniffke hat den Kindern geantwortet.

3. Episode 28: Live in Berlin (mit Stefan Niggemeier)
(soundcloud.com, Lukas Heinser & Friedrich Küppersbusch, Audio: 73:15 Minuten)
Ex-BILDblog-Chef Lukas Heinser und der Journalist und TV-Produzent Friedrich Küppersbusch haben die neueste Folge ihres Podcasts vor Live-Publikum aufgenommen. Ab Minute 37 mit dabei: Der ebenfalls ehemalige BILDblog-Chef und “Übermedien”-Mitgründer Stefan Niggemeier, der sich anlässlich des Falls Relotius an seine Zeit beim “Spiegel” erinnert.

4. Hirsebrei für den Generaldirektor
(bstu.de, Philipp Springer, Video: 2:56 Minuten)
Am 15. Juni 1971 erschien in der von der SED gelenkten Bezirkszeitung “Freies Wort” ein Artikel, der sich mit dem Aufbau des Sozialismus in der thüringischen Stadt Schmalkalden beschäftigte. Dort wurde unter anderem von einem verdienten Generaldirektor eines örtlichen Betriebes berichtet. Einem Generaldirektor, “der früh um halb fünf an der Arbeit ist und abends um neun seine Frau anruft, sie solle die Hirse warmmachen, in einer halben Stunde sei er zu Hause”. Dieses Detail empörte einen anonymen Leserbriefschreiber: “Das kann man im Kindergarten erzählen, aber doch nicht Erwachsenen vorsetzen.” Das Ministerium für Staatssicherheit archivierte die “Tatschrift”, stieg aber nicht in weitere Ermittlungen ein, was möglicherweise auch an den fehlenden technischen Voraussetzungen lag.

5. Focus Online löscht Artikel von Osthessen News
(der-freigeber.de, Jens Brehl)
Nach Informationen des “Freigebers” Jens Brehl hat “Focus Online” verschiedene von einem Medienpartner gelieferte Artikel gelöscht, von denen Brehl zuvor zwei als Verstöße gegen den Pressekodex bemängelt hatte: Bei einem Beitrag über den Besuch eines Grünen-Politikers habe es sich um eine nicht gekennzeichnete Pressemitteilung gehandelt, ein Beitrag über die Rabattaktion eines Autohauses habe den Verdacht auf Schleichwerbung nahegelegt.

6. N-tv-Chef: “Wir brauchen mehr Luft zum Atmen”
(wiwo.de, Peter Steinkirchner)
Hans Demmel, Chef des Nachrichtensenders n-tv, sieht sich von den öffentlich-rechtlichen und gebührenfinanzierten Sendern bedroht: “Wir brauchen als Privatsender mehr Luft zum Atmen. Deshalb fordern wir von der Politik, dass sie den Auftrag von ARD und ZDF endlich neu so definiert und schärft, dass wir endlich zu einer Reduzierung des Angebots kommen.” Seiner Meinung nach sollten sich die Sender auf die Kernbereiche Bildung, Information und Kultur konzentrieren: “Wir fordern, dass diese Inhalte 75 Prozent des Angebots und der Budgetverwendung ausmachen sollen.”

Focus-Regierungssprecherin, Fitness-Hack, Islamzugehörigkeit

1. Martina Fietz: Neue Regierungssprecherin kommt von “Focus Online”
(kress.de, Marc Bartl)
In hilflosem Entsetzen machen wir uns gerne lustig darüber, welch seltsames Personal Donald Trump als Presse- und Regierungssprecher beschäftigt. Kellyanne Conway hatte es mit ihrem Begriff von den „alternativen Fakten“ in Deutschland sogar zum Unwort des Jahres geschafft. Nun hat sich die Bundesregierung als Regierungssprecherin die bisherige Chefkorrespondentin von “Focus Online” geholt, gewissermaßen dem Fachblatt für alternative Fakten.
Weiterer Lesetipp: Gesundheitsminister Jens Spahn vertraut auf „Bild“ und macht den „Bild“-Parlamentsreporter zu seinem Sprecher (meedia.de, Marvin Schade)

2. Kolumnisten muss man sich auch leisten können
(deutschlandfunk.de, Silke Burmester)
Lange Zeit war die Zusammenarbeit der „Zeit“ mit ihrem Kolumnisten, dem ehemaligen BGH-Richter Thomas Fischer eine Erfolgsgeschichte. Dach dann kam die Causa Dieter Wedel. Fischer warf der „Zeit“ (verkürzt gesagt) unsaubere Arbeit vor, die „Zeit“ ihrem Kolumnisten Illoyalität. Darauf trennten sich die Wege … Silke Burmester kommentiert den Vorgang und holt dabei in geradezu Fischerscher Brachialität die Streitaxt heraus. Gegen Fischer und „diese Sorte männlicher Publizisten“.

3. In der Studenten-App Jodel kann man jetzt Werbung buchen – Wir verraten, was das kostet
(omr.com, Roland Eisenbrand )
Die Studenten-App „Jodel“ ist in vielerlei Hinsicht ein Sonderfall. In dem studentischen Digitalzusammenschluss existieren weder Profilseiten noch Nutzernamen: Alle posten anonym. Dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) ist die App sehr erfolgreich. Bis auf die monetäre Seite, aber das wollen die Betreiber nun angehen.

4. Das Märchen von der magischen Manipulation
(spiegel.de, Sascha Lobo)
Sascha Lobo beschäftigt sich in seiner „Spiegel“-Kolumne mit dem Thema Online-Werbung. Das ist insofern interessant, dass Lobo selbst in der Werbung gearbeitet hat und eine „grundsolide Hassliebe“ zu diesem Thema pflegt. Lobo stellt die Messbarkeit von Werbung generell in Frage: „Es ist unzweifelhaft, dass Werbung wirkt und folglich auch Propaganda oder Manipulation wirken können – aber man kann anhand der Faktenlage leicht zum Schluss kommen, dass ehrlicherweise niemand mehr als eine sphärische Ahnung hat wie, wann und bei wem. Daran hat das ach so messbare Internet überraschend wenig geändert.“

5. Das schwierige Problem der Zugehörigkeit
(spektrum.de, Matthias Warkus)
Die Frage, ob „der Islam zu Deutschland gehört“, wird seit Jahren thematisiert. Auch die Politik hat sich dazu geäußert, ob Wolfgang Schäuble 2006 als Innenminister („Der Islam ist Teil Deutschlands.“), der seinerzeitige Bundespräsident Christian Wulff („Der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.) oder jüngst Heimatminister Horst Seehofer mit seiner Aussage, der Islam gehöre nicht zu Deutschland, die hier lebenden Muslime aber selbstverständlich schon.
Der Philosoph Matthias Warkus hält einen Satz über eine (vorhandene oder nicht vorhandene) Zugehörigkeit des Islam zu Deutschland für wenig zielführend: „Er hat seinen Sinn, wenn überhaupt, nicht als Behauptung, sondern als Aufforderung oder vielleicht bloß als Gefühlsäußerung. Wir sollten die Absichten diskutieren, die mit ihm unterlegt werden. Ihn auf Wahrheit zu prüfen, ist Zeitverschwendung.“

6. Hacker fangen Fitnessdaten von 150 Millionen App-Nutzern ab
(zeit.de)
Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Fitnesstracking-App „Strava“ für negative Aufmerksamkeit sorgte, indem sie sensible Daten auf einer globalen Heatmap veröffentlichte. 
Nun stellt sich heraus, dass die Ernährungs- und Kalorienzähler-App “MyFitnessPal” des US-Sportartikelherstellers „Under Armour“ gehackt wurde. Dies betrifft die Daten von immerhin 150 Millionen Nutzern.

Reichelts Lavieren, Dauerklauer “Focus”, Berlinale-Kleiderfragen

1. Schwache Verteidigung
(taz.de, Jürn Kruse)
Jürn Kruse schwankt hin und her, ob er die Einlassungen und Rechtfertigungsversuche des „Bild“-Chefs Julian Reichelt zum #miomiogate blöd oder bigott finden soll. Dieser hatte zuletzt seine Strategie geändert und sich auf den Auftritt von „Titanic“-Redakteur Moritz Hürtgen bei „RT“ eingeschossen. Reichelt hatte u.a. getwittert: „Wer professionell gezielte Desinformation betreibt und damit RT bedient, kann sich nicht auf Freiheit der Satire berufen.“
Kruse nötigt das ein trockenes „Doch, Herr Reichelt, kann er.“ ab. „So wie Sie sich auf die Freiheit der Presse berufen dürfen, wenn Sie einen Hund in die SPD einschleusen.“

Weiterer Lesetipp: Julians Einmaleins (daily.spiegel.de, Ulrike Simon)
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2. Das Gift der asozialen Medien
(wiwo.de, Dieter Schnaas)
Dieter Schnaas entwickelt in der „Wirtschaftswoche“ interessante Gedanken über „das Gift der asozialen Medien“. Die eigentliche Gefahr liege im stillen Bündnis von Politik und sozialen Medien: „Donald Trump und Mark Zuckerberg kommt es eben nicht auf Virilität und Mobilisierung an, auf die Kraft von Worten, Kriterien und Argumenten, sondern auf Zerstreuung und Entpolitisierung – auf die Entkräftung der Gesellschaft durch die Bewirtschaftung von Emotionen. Man muss Zuckerberg bei seinem Weltfriedensprojekt schon beim Wort nehmen, um es wirklich fürchten zu lernen: Er und Trump bringen die Menschen durch die systematische Trivialisierung der Welt einander näher – indem sie Nutzern und Wählern die Denk- und Diskursfähigkeit abtrainieren. Für beide, Zuckerberg wie Trump, zählt der Trend, nicht die Bedeutsamkeit. Das „Gefällt mir“, nicht dessen Grund. Der Präsenzerfolg, nicht die Arbeit an einem Ziel.“

3. „Textaufbau, Einstieg, teilweise ganze Passagen kopiert“: Focus Online löscht Artikel und entschuldigt sich für Inhalte-Klau bei Welt
(meedia.de, Marvin Schade)
Zwischen den Unternehmen Axel Springer und Hubert Burda Media gibt es immer mal wieder Zoff. Axel Springer hatte dem Focus zum Beispiel„systematischen Inhalte-Klau“ vorgeworfen und war deswegen sogar vor Gericht gezogen. Es kam jedoch nicht zur Eskalation: In einer gemeinsamen Presseerklärung teilten beide Medienunternehmen damals mit, man habe sich geeinigt. Nun gibt es einen neuen Fall des Inhalte-Diebstahls: Die „Welt“ beklagt sich darüber, dass „Focus Online“ sich bei ihr allzu großzügig bedient habe („Textaufbau, Einstieg, teilweise ganze Passagen vom WELT-Original kopiert“).
Mittlerweile ist der Focus-Artikel verschwunden und die stellvertretende Chefredakteurin hat sich auf Twitter entschuldigt. Die lapidare Einleitung „Fehler passieren.“, lässt ahnen, wie Ernst es ihr damit ist.
Weiterer Lesetipp: „Eindruck einer Satire-Session“: Focus Online bemüht sich jetzt um konstruktiven Journalismus (meedia.de, Marvin Schade).

4. Wozu Rundfunk-Gebühren? Frequently Asked Questions
(arminwolf.at)
In der Schweiz findet in wenigen Tagen eine erbittert umkämpfte Volksabstimmung über die Erhebung von Rundfunkgebühren statt. Da die österreichische FPÖ ebenfalls die Abschaffung der „Zwangsgebühren“ fordert, hat Armin Wolf die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Thema zusammengestellt. In vollem Bewusstsein, dass man ihm Parteinahme vorwerfen könnte: „Jetzt können Sie natürlich sagen: Eh klar, dass er das schreibt, er kriegt ja sein Gehalt dort. Stimmt, ich bekomme mein Gehalt im ORF – großteils aus Ihren Gebühren (vielen Dank!), aber ich wäre auch für den Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, wenn ich ganz was anderes arbeiten würde. Einfach als Staatsbürger. 80 Cent am Tag ist mir das wert.“
Lesetipp zur Abstimmung über die Abschaffung der Rundfunk- und Fernsehgebühren in der Schweiz: Bastion der Demokratie (zeit.de, Thomas Beschorner & Caspar Hirschi)

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5. Steingart kritisiert zum Abschied Dieter von Holtzbrinck
(dwdl.de, Timo Neumeier)
Gabor Steingart hat zu Beginn des Monats seinen Posten als Herausgeber und Geschäftsführer der Handelsblatt Media Group verloren. Nun hat er sich in einer Abschiedsmail an seine Mitarbeiter gewandt und noch einmal Verleger Dieter von Holtzbrinck kritisiert. Dessen “Handhabung der Presse- und Meinungsfreiheit in Sachen Martin Schulz” habe letztendlich zur Entfremdung geführt.
Weiterer Lesetipp: Gabor Steingarts Abschiedsbrief im Original (kress.de, Bülend Ürük).

6. Die Reaktionen auf Lena Meyer-Landruts Kleid zeigen, wie sexistisch deutsche Medien sind
(vice.com, Rebecca Baden)
Eine „n-tv“-Journalistin fühlte sich durch die sexistische Berichterstattung über Lena Meyer-Landruts Auftritt bei der Berlinale gestört und schrieb einen offenen Beschwerdebrief. Diesen richtete sie jedoch nicht, wie zu vermuten, an die „Bild“, sondern an Meyer-Landrut. Ihr freundlich eingeleiteter “Liebe Lena”-Brief lese sich dabei wie „die auf Diddl-Blättern verfassten Hassbotschaften, in denen Grundschülerinnen sich die Freundschaft kündigen“, so Rebecca Baden in ihrer Erwiderung.

“Focus Online” und “Der Westen” beleben preußisches Recht wieder

Bei “Focus Online” herrscht seit gestern Abend wieder das preußische Strafrecht. Das Team von “Der Westen” zog heute Mittag nach. In beiden Fällen ist der Auslöser ein angeblicher Furz.

Die “taz” berichtete gestern über einen Prozess im Berliner Amtsgericht Tiergarten. Ein Mann soll bereits im Februar 2016 eine Polizisten beleidigt haben, weil er während einer Kontrolle zweimal in ihrer Nähe gepupst haben soll. Der Vorgesetzte der Polizisten meint, diese Situation mitbekommen zu haben. Er zeigte den Mann wegen Beleidigung an. Der Prozess am Amtsgericht Tiergarten war dann ziemlich schnell zu Ende — die Richterin hatte das Verfahren nach wenigen Minuten eingestellt.

“Focus Online” griff den “irren Prozess in Berlin” gestern Abend auf. Die Redaktion muss sich etwas gedacht haben wie: “Eine Polizistin, die beleidigt wurde? Das ist ja Beamtenbeleidigung!”

Irrer Prozess in Berlin - Flatulenz bei Personenkontrolle: Mann soll 900 Euro wegen Beamtenbeleidigung zahlen

Liebevoll hat ein Mitarbeiter die Überschrift auch noch einmal in eine Bildunterschrift kopiert:

Flatulenz bei Personenkontrolle: Mann soll 900 Euro wegen Beamtenbeleidigung zahlen

“Der Westen” bastelte aus dem Doppelpupsprozess heute ebenfalls einen Artikel:

Mann soll 900 Euro zahlen, weil er gepupst hat

Weil ein Berliner seine Flatulenzen vor der Polizei nicht in Griff kriegen konnte, soll er 900 Euro Strafe bezahlen. Wie die “taz” berichtet, habe der Mann bei einer Polizeikontrolle in der Nähe einer Polizistin sich gleich zwei Mal seiner Darmwinde entleert. Sie war davon wohl genauso wenig begeistert wie der Einsatzleiter, der die Situation beobachtet hatte.

Er habe dem unflätigen Täter gedroht, eine Anzeige wegen Beleidigung auszustellen, was dieser mit einer gehörigen Portion Humor zur Kenntnis genommen habe. Doch das Lachen sollte ihm spätestens dann vergehen, als ihm ein ganzes Jahr später ein Strafbefehl von 900 Euro wegen Beamtenbeleidigung zugestellt wurde.

Dass in dem Strafbefehl von einer “Beamtenbeleidigung” die Rede war, ist ausgesprochen unwahrscheinlich. Denn einen derartigen Straftatbestand gab es zwar in Preußen, es gibt ihn aber nicht im heutigen deutschen Strafrecht. Im Strafgesetzbuch behandelt Paragraph 185 die Beleidigung, bei der allerdings nicht zwischen Beamten und jedem anderen Bürger unterschieden wird.

“Focus Online” und “Der Westen” verbreiten heiße Luft.

Mit Dank an Der Don für den Hinweis!

Nachtrag, 8. September: Mehrere Leserinnen und Leser wiesen uns darauf hin, dass es bei einer Beleidigung durchaus einen Unterschied mache, ob es sich bei der Person, die beleidigt wurde, um einen Amtsträger handelt oder nicht. In der Tat sieht Paragraph 194 des Strafgesetzbuches vor, dass nicht nur dieser Amtsträger bei einer möglichen Beleidigung Strafantrag stellen kann, sondern auch dessen Vorgesetzten:

Ist die Beleidigung gegen einen Amtsträger, einen für den öffentlichen Dienst besonders Verpflichteten oder einen Soldaten der Bundeswehr während der Ausübung seines Dienstes oder in Beziehung auf seinen Dienst begangen, so wird sie auch auf Antrag des Dienstvorgesetzten verfolgt.

Das ändert unserer Meinung nach aber nichts daran, dass es die Beamtenbeleidigung heute nicht mehr gibt. Und es ändert unserer Meinung nach auch nichts daran, dass in Paragraph 185 StGB nicht zwischen Beamten und jedem anderen Bürger unterschieden wird.

“Focus Online” macht die AfD größer als sie ist

Schauen Sie sich mal dieses Balkendiagramm und diesen Teaser an:

Die Redaktion von “Focus Online” hat das gestern bei Facebook gepostet. Und es scheint doch so, als hätte die AfD “im Vergleich zur Vorwoche” so sehr “an Boden” gewonnen, dass sie jetzt mit der SPD gleich aufliegt.

Wobei — wenn man ganz genau hinschaut, zeigt das Diagramm sogar: Die AfD ist nach der CDU/CSU sogar knapp die zweitstärkste politische Kraft in Deutschland. Wir haben mal eine rote Linie in das Bild eingefügt:

Das ist natürlich Quatsch. Und “Focus Online” behauptet das auch gar nicht in dem bei Facebook verlinkten Artikel. Dort nennt das Portal die Zahlen, die das Meinungsforschungsinstitut “INSA” (mit dem man im Zusammenhang mit der AfD auch so seine Probleme haben kann) im Auftrag von “Bild” vor wenigen Tagen erhoben hat:

  • CDU/CSU — 32,5 Prozent
  • SPD — 21 Prozent
  • AfD — 14,5 Prozent
  • Linke — 11 Prozent
  • Grüne — 8,5 Prozent
  • FDP — 7,5 Prozent

Aber solange die Leute noch nicht auf den Artikel geklickt haben, gibt es bei “Focus Online” eben auch noch nicht die richtigen Fakten.

Mit Dank an @ennolenze für den Hinweis!

Nachtrag, 18:46 Uhr: Überprüft man — ausgehend von den Zahlen der CDU/CSU — auch die Balkenhöhen der anderen Parteien, zeigt sich: Bei der SPD stimmt die Höhe, bei allen anderen Parteien ist sie falsch:

Mit Dank an @TimothyMcAll und @HotTee168 für die Hinweise und großem Dank an Jan fürs Überprüfen!

Bild.de vs. “Focus Online”, falsche NPD-Eile, schwuleres Deutschland

1. Abkupfern mit System
(taz.de, Malte Göbel)
Manchmal dauert es nur wenige Minuten, da taucht eine Nachricht, die bei Bild.de hinter der Bezahlschranke liegt, bei “Focus Online” auf, frei zugänglich für alle. Das passiere immer wieder, habe System und greife das Geschäftsmodell einer ganzen Branche an, sagen sie bei Bild.de und wollen sich den Geschichten-Klau nicht mehr gefallen lassen. Deswegen klagt das Portal nun auf Unterlassung, Auskunft und Schadensersatzfeststellung. “Das Verfahren könnte ein Jahr oder länger in Anspruch nehmen”, schreibt Malte Göbel.

2. Etliche Medien meldeten fälschlicherweise NPD-Verbot
(dwdl.de, Timo Niemeier)
Die rechtsextreme NPD wird nicht verboten. Und dennoch eilmeldeten viele Medien gestern, dass die Partei verboten werde: “Spiegel Online”, “Zeit Online”, “NZZ”, “Das Erste”, “Phoenix” … hach, ja. “Im besten Fall führt das nun zu intensiven Diskussionen in den Redaktionen, damit ähnliches nicht noch einmal passiert”, schreibt Timo Niemeier. Inzwischen haben sich sowohl “Spiegel Online” (“SPIEGEL ONLINE passiert ärgerlicher Fehler”) als auch “Zeit Online” (“Wie unsere falsche Eilmeldung zum NPD-Urteil zustande kam”) für ihre Fehler entschuldigt und erklärt, wie die falschen Eilmeldungen passieren konnten.

3. Deutschland soll doch nicht “schwuler” werden
(queer.de, mize)
“Schwule sind Abfallprodukte der Natur” oder “schwule Lügenpresse” — die Reaktionen auf eine Aussage von “Welt”-Chefredakteur Ulf Poschardt waren ziemlich übel. Der hatte, als Reaktion auf die Aussagen von Bald-US-Präsident Donald Trump im Interview mit “Bild”, geschrieben, Deutschland müsse sich “wehren und besser, mutiger, fleißiger, innovativer, freier, offener, schwuler, multikultureller werden.” Das erzeugte die eingangs erwähnte Wut im rechten Lager. Poschardt ließ sich beeindrucken, ersetzte in seinem Text bei Welt.de das “schwuler” durch “kreativer”. Dafür gibt es jetzt Kritik von queer.de. Zum gleichen Thema schreibt die “taz”: “Nicht nur, dass Poschardt und die Welt-Redaktion vor dem Shitstorm der Homo-Hasser einknicken. Sie tun es auch nur hier, nicht bei ihren anderen (von verschiedenen Seiten) beshitstormten Aussagen.”

4. Journalismus-ist-wenn-wir-es-sagen-Fabrik
(medium.com, Lorenz Matzat)
Vor drei Tagen wurden die Pläne für eine “Reporterfabrik” bekannt (siehe Punkt 5 der “6 vor 9” vom Montag), gestern folgte die Kritik daran. Lorenz Matzat nennt verschiedene Punkte, die ihn wundern oder nicht passen: vom Titel des Projekts bis zu ganz grundsätzlichen Aussagen im Konzept: “Geradezu aberwitzig wird es, wenn im ersten Halbsatz auf den Pressekodex (Sorgfaltspflicht usw.) verwiesen wird, um im folgenden Nebensatz ein Bild von ‘hundertausenden Hobby-Journalisten’ zu zeichnen, die desinformieren und verunglimpfen würden — ohne Quellenangabe für diese vage Zahlenangabe.” Wolfgang Michal hat auch noch ein paar Fragen zum Vorhaben (“Geht es der geplanten Reporter-Fabrik also um Bildung oder um Erziehung? Geht es um die Verteidigung der Demokratie oder um die Verteidigung des alten Mediensystems?”), aber auch Lob für die Idee.

5. Unglaubliche Dichte von Politikerlügen
(planet-interview.de, Julie Kirschner-Krohm)
Klaus Fiedler kennt sich mit Lügen aus. Nicht weil er andauernd flunkert, sondern weil er drüber forscht. Julie Kirschner-Krohm hat mit ihm über rücksichtsvolle Lügen, die Lügen des Donald Trump und lügende Politiker in TV-Talkshows gesprochen.

6. Heimvorteil
(sueddeutsche.de, Anna Dreher)
Übermorgen, wenn die Bundesliga wieder loslegt, kommt die “Fußball Bild” bundesweit auf den Markt, eine tägliche Fußballzeitung von “Bild”. Anna Dreher hat diesen Anlass für einen Besuch beim “Kicker” in Nürnberg genutzt und geschaut, wie die älteste Fußballzeitschrift des Landes auf die neue Konkurrenz reagiert.

“Focus Online” fällt auf Simpsons-Wiesn-Witz mit Schwarzenegger rein

Ein Mitarbeiter des Münchner Ausbildungsradiosenders “afk M94.5” hat bei seinem Streifzug übers Münchner Oktoberfest gestern Arnold Schwarzenegger entdeckt. Er machte ein Foto des früheren US-Gouverneurs, packte eine Sprechblase drauf und postete es bei Facebook:

Der Witz dahinter: Das Zitat, das “afk M94.5” Schwarzenegger in den Mund gelegt hat, ist eine Anspielung auf “Die Simpsons – Der Film”. In seiner Gastrolle als US-Präsident sagt der gezeichnete Arnold Schwarzenegger dort:

Die haben mich gewählt, um zu lenken, nicht, um zu denken.

Im englischen Original heißt es:

I was elected to lead, not to read.

Und daraus machte das Team von “afk M94.5” dann eben Schwarzeneggers fiktives Wiesn-Zitat “I’m not here to think, I’m here to drink!”

Auf den Facebook-Post wurden ein paar andere Redaktionen aufmerksam und fragten bei “afk M94.5” nach, was es mit dem Schwarzenegger-Zitat auf sich habe. Man sagte den Anrufern, dass es sich um einen Witz handele — Sache gegessen. “Focus Online” hat hingegen nicht bei “afk M94.5” angerufen. Und so tauchte im Oktoberfest-News-Ticker der Seite (ja, doch, den gibt es bei “Focus Online” tatsächlich) diese Meldung auf:

Arnold Schwarzenegger schaltet auf der Wiesn den Kopf aus

16.02 Uhr: Der Mann, der der “Terminator” war und den “Predator” getötet hat, hat dem Oktoberfest einen Besuch abgestattet: Arnold Schwarzenegger. Begleitet wurde er von seiner Freundin Heather Milligan und mehreren breitschultrigen Leibwächtern.

“I’m not here to think, I’m here to drink”, sagte der ehemalige Gouverneur des US-Bundesstaates Kalifornien laut Radio M94.5. Frei übersetzt: Schwarzeneggers Oberstübchen hat während des Wiesn-Besuchs Sendepause, Trinken und Feiern stehen im Vordergrund.

Nun hat “Focus Online” ja sowieso immer mal wieder Schwierigkeiten beim Dechiffrieren von Witzen. Und so machte “afk M94.5” die Mitarbeiter des Portals vorhin bei Facebook darauf aufmerksam, dass sie was falsch verstanden haben:

“Focus Online” hat inzwischen reagiert und die Passage mit dem ausgedachten Zitat gestrichen. Dass Arnold Schwarzenegger “auf der Wiesen den Kopf” ausschalte, steht aber weiterhin in der Überschrift.

Mit Dank an Florian für den Hinweis!

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