Suchergebnisse für ‘bushido’

Wie aus dem “Pegida”-Handbuch, Bombenticker, Bushido fliegt raus

1. “Eindeutig Berufsverbot, Zensur ersten Grades”
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Wie erst kürzlich bekannt wurde (siehe dazu auch unsere “6 vor 9” von gestern), stellt der MDR die Zusammenarbeit mit dem Kabarettisten Uwe Steimle ein. “Ich wurde entfernt, das ist eindeutig Berufsverbot, Zensur ersten Grades!”, habe Steimle der Website “Tag24” gesagt. Ein Satz wie aus dem kleinen “Pegida”-Handbuch des Wutbürgers, denn natürlich verbietet keiner Steimle, seiner Tätigkeit nachzugehen. Nur der MDR will nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten.

2. Follower kaufen: Wir haben unseren Bürohund zum Influencer gemacht
(vice.com, Sebastian Meineck & Theresa Locker)
Die “Vice”-Redaktion hat ein Experiment angestellt: Wie kann man Bürohund Henri zum (Fake-)Influencer auf Instagram machen? Wie viel Zeit ist dafür nötig, wie lässt sich am besten schummeln, und wo bekommt man die meisten Follower für sein Geld? Das Ganze ist nicht nur ein lustiger Versuch, sondern sagt viel aus über die in großen Teilen manipulierte und künstliche Instagram-Welt.

3. “Investigative Geschichten sind überlebenswichtig”
(fachjournalist.de, Ulrike Bremm)
Ulrike Bremm hat sich für den “Fachjournalist” mit dem Chefredakteur des Medienmagazins “Wirtschaftsjournalist”, Wolfgang Messner, unterhalten. In dem Interview geht es unter anderem um das journalistische Anforderungsprofil, konkrete Tipps für junge Kolleginnen und Kollegen und die Zukunft des Wirtschaftsjournalismus im Allgemeinen. Messners Prognose für Deutschland: “Ein neues Wirtschaftsmagazin wird es zumindest im Printbereich nicht mehr geben. Aber wir werden im Internet viel neuen starken und kämpferischen Journalismus und auch Wirtschaftsjournalismus erleben.”

4. Bushido fliegt bei Youtube raus
(faz.net)
Auf Veranlassung der Medienanstalt von Hamburg und Schleswig-Holstein hat Youtube einige Bushido-Videos für deutsche Nutzerinnen und Nutzer gesperrt. Hintergrund: Bushidos Album “Sonny Black” stehe in Deutschland wegen Frauen- und Schwulenfeindlichkeit sowie Gewaltverherrlichung auf dem Index. Dies sei erstmals 2015 festgestellt und Ende Oktober 2019 vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt worden.

5. Bombenticker hinter Paywall: LVZ-Chefredakteur reagiert auf Shitstorm
(flurfunk-dresden.de, Peter Stawowy)
Da mit Werbung im Internet immer weniger Geld zu verdienen ist, stellen viele Medien Paywalls auf, so auch die “Leipziger Volkszeitung” (“LVZ”). Dafür wird auch jeder Verständnis haben, doch wie sieht es bei lebenswichtigen Informationen für die Allgemeinheit aus? Sollten diese Informationen frei zugänglich sein? Über diese Fragen wurde und wird heftig gestritten. Der konkrete Anlass: Ein “LVZ”-Liveticker zu einer Bombenentschärfung im Leipziger Norden, der nur mit kostenpflichtigem Abonnement zu lesen war.

6. Nichts war erfolgreicher als “Die Zerstörung der CDU”
(spiegel.de)
Zum Ende des Jahres veröffentlichen viele große Plattformen ihre Jahrescharts. Bei Youtube Deutschland wird die Hitliste erwartungsgemäß von Rezo und seinem Video “Die Zerstörung der CDU” angeführt. Neun der Top-Ten-Videos hierzulande kämen laut Youtube aus Deutschland oder hätten einen lokalen Bezug.

Polizei und Medien gehen mit Bushido auf Verbrecherjagd

In Buxtehude gab es einen Raub. Schon vor einigen Tagen überfielen zwei Männer eine Frau und nahmen ihr Geld und Handy ab. Die zuständige Polizeiinspektion Stade hat in einer Pressemitteilung nun ein paar Details zu einem der Täter veröffentlicht:

Männlich — nicht über 30 Jahre — 190-200cm groß, sportlich schlank — südländisches Erscheinungsbild — kräftiger Vollbart – sprach gebrochenes deutsch – dunkelrotes Basecap mit einem silbernen Button an der Unterseite der Schirms

Und, noch besser, es gibt auch ein Phantombild:

Viele lokale, aber auch überregionale Medien berichten über die Suche der Polizei. Zum Beispiel die Hamburg-Ausgabe der “Bild”-Zeitung heute:

Oder Bild.de bereits gestern Abend:

Das Onlineportal des “Hamburger Abendblatts” mit leicht verzerrtem Phantombild:

“Focus Online” berichtet ebenfalls:

Und die Onlineredaktion der “Hamburger Morgenpost”:

Wir haben eine gute Nachricht: Die Polizei kann die Suche einstellen. Wir wissen nämlich, wer der Mann auf dem Foto ist: der Rapper Bushido. Gewisse Zweifel, dass er etwas mit dem Raubüberfall in Buxtehude zu tun hat, haben wir durchaus. Aber: Das auf dem Foto ist Bushido.

Die Polizeiinspektion Stade hat offenbar ein Foto des Rappers genommen …

… es gespiegelt …

… das Foto leicht verzerrt, einen fancy Filter über das Bild gelegt, Bushidos Kette wegretuschiert, seinen Bart verlängert, ein paar Punkte und Striche in sein Gesicht gemalt, ihm ein Käppi aufgesetzt. Und schon war das Phantombild fertig:

Für eine größere Version einfach auf die Collage klicken. Dann erkennt man auch drei besonders prägnante Stellen: ein helles Haar in der Augenbraue, ein rausstehendes Nasenhaar und die Spuren der wegretuschierten Kette am Kragen des T-Shirts.

Mit Dank an Sebastian für den Hinweis!

Nachtrag, 13:14 Uhr: Laut tageblatt.de beruft sich die Polizeiinspektion Stade darauf, dass es sich um eine “‘zufällige Ähnlichkeit'” handelt. Das Phantombild sei von einem Zeichner des Landeskriminalamtes nach Angaben einer Zeugin angefertigt worden.

Und Bushido will sich demnächst “ein rotes Cap” zulegen.

Nachtrag, 31. März: Laut kreiszeitung.de gibt inzwischen auch das fürs Phantombild zuständige Landeskriminalamt Niedersachsen zu, dass das Bushido-Foto als Grundlage für die Zeichnung diente. Die Polizeiinspektion Stade bestritt gestern noch einen Zusammenhang und sprach von einem “Zufall”.

Nachtrag, 18. April: Anfangs bedankte sich Bushido zwar noch für den Modetipp bei der Polizei, ganz so lustig fand er die Verwendung seines Fotos als Vorlage für das Phantombild dann aber offenbar doch nicht. Denn inzwischen hat der Rapper Anzeige erstattet, wegen Verleumdung und Verfolgung Unschuldiger.

Einschaltquote, Publikumsrat, Bushido

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “So gehen Radiosender mit Blogger-Anfragen um”
(radiowatcher.de, Ekki Kern)
Ekki Kern fragt bei Mediensprechern nach, wie sie Anfragen von Bloggern behandeln.

2. “Die große Quoten-Lüge”
(faz.net, Claudius Seidl)
Claudius Seidl prüft, was die vielfach als Handlungsgrundlage genommenen TV-Einschaltquoten eigentlich aussagen: “Es ist also mehr als bloß ein Verdacht, dass die Einschaltquote nicht etwa misst, wie viele Menschen welche Sendungen sehen. Sie misst vielmehr, wann, was und wie lange jene Leute sehen, die Zeit und Nerven genug haben, an der Quotenmessung teilzunehmen.”

3. “Bloß kein Kopfzerbrechen – Von Publikumsräten und Programmplätzen”
(untergeschoss.wordpress.com, Harald Keller)
Zum angeblich offiziell existierenden ZDF-Publikumsrat (BILDblog berichtete) holt Harald Keller bisherige ähnliche Initiativen in Erinnerung. “Typisch zum Beispiel die Klage, dass Kultursendungen im Ersten und im ZDF erst am späten Abend zu sehen sind. Unbeachtet bleibt dabei, dass 3sat montags bis freitags zur besten Sendezeit um 19.20 Uhr das Magazin ‘Kulturzeit’ ausstrahlt. Ist es so schwer, eine Fernbedienung zu betätigen?”

4. “Wie russische Medien Sotschi präsentieren”
(sueddeutsche.de, Julian Hans)
Sotschi 2014 im russischen Fernsehen: “Einen interessanten Nebeneffekt hat Olympia auf die Nachrichten: Sie beginnen nicht mehr zwangsläufig mit ‘Putin hat besucht, angeordnet, eröffnet’, sondern auch mal mit den russischen Medaillengewinnern.” Siehe dazu auch “Dreams about Russia” (economist.com, englisch).

5. “Woran lässt sich Erfolg im Journalismus messen?”
(netzpiloten.de, Katharina Brunner)
Wie soll Aufmerksamkeit im Netz gemessen werden? Katharina Brunner stellt einige neue Modelle und Ideen vor.

6. “Warum wir den Bushido haben, den wir verdienen”
(welt.de, Michael Pilz)
Michael Pilz zeichnet die Aufmerksamkeit der Medien für den Rapper Bushido nach: “Wie der Boulevard sich seine Prominenten heute selbst erfinden muss, haben wir jetzt den Großrapper, den wir verdient haben, den Großrapper, der mit uns spielt.”

Jochen Wegner, George of Cambridge, Bushido

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Wir ignorieren die Tricks der Branche'”
(meedia.de, Alexander Becker und Christian Meier)
Jochen Wegner, Chefredakteur von Zeit.de, im Interview: “Wir ignorieren die Tricks der Branche, um Reichweite künstlich zu steigern. Das so genannte Republishing etwa, also das mehrfache Veröffentlichen identischer Inhalte mit neuem Zeitstempel auf Google News, praktizieren wir nicht – das ist eine Irreführung der Leser und ihre Degradierung zu Klickvieh.”

2. “Journalismus zum Abgewöhnen”
(darangehtdieweltzugrunde.net, Max)
Max ärgert sich über ein auf Zeit.de veröffentlichtes, “gehaltloses und schlichtweg provokantes Interview zur Frauenfußball-EM in Schweden mit Nationalspielerin Annike Krahn”. “Kaum auszudenken, wie viele negativ konnotierte Fragen die Sören Maunzes dieser Nation noch für die Mannschaft parat hätten, ohne auch nur eine menschliche oder freundliche Frage einzuschieben. Manch einer mag diese hier dargestellte Form von Journalismus effizient nennen. Ich empfinde sie als takt- und respektlos gegenüber dem jeweiligen Gesprächspartner.” In den Kommentaren reagiert Sören Maunz.

3. “Jobs und Vielfalt erhalten”
(djv.de)
Der Deutsche Journalisten-Verband DJV fordert den Axel-Springer-Verlag dazu auf, die angekündigten “Umstrukturierungen bei BILD und B.Z. ohne einen Abbau journalistischer Arbeitsplätze durchzuführen”.

4. “Five dirty words journalists must learn to say without blushing”
(ijnet.org, James Breiner, englisch)
Fünf schmutzige Wörter sollten Journalisten aussprechen können, ohne zu erröten, findet James Breiner. Und zwar Business, Profit, Marketing, Customer und Client.

5. “BBC News, Royal Baby coverage, July 2013”
(bbc.co.uk, englisch)
BBC News nimmt Stellung zur Beschwerde einiger Zuschauer, zu ausführlich sowie voreingenommen zugunsten der Monarchie über die Geburt von George of Cambridge berichtet zu haben.

6. “Im Spiegel der anderen”
(taz.de, Ulrich Gutmair)
Ulrich Gutmair schreibt über Bushido: “Es ist schwer erträglich, Bushido dabei zuzuhören, wie er Todesdrohungen ausstößt, auch wenn sie nur symbolisch gemeint sind. Zugleich scheint diese Form Gangstarap, die aufs Geschichtenerzählen ganz verzichtet und nur noch Drohungen aneinanderreiht, aber auch die künstlerische Form zu sein, die adäquat den Zustand der Musikindustrie spiegelt. Bushidos Label Ersguterjunge verfolgt unnachgiebig Teenager per Abmahnung, die sich Titel von Bushido oder Fler aus dem Netz gezogen haben.”

Vorabendprogramm, Woche der Frau, Bushido

6 vor 9

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1. “Sind die noch zu retten?”
(topfvollgold.de, Mats Schoenauer)
Eine Gegendarstellung von Günther Jauch auf der Titelseite der “Woche der Frau”.

2. “Wer wirbt wo für was?”
(fernsehkritik.tv, Video, ca. 6 Minuten)
Das deutsche TV-Vorabendprogramm: Welche Werbungen auf welchen Sendern laufen.

3. “Medien: Je wichtiger der Job, desto weniger Frauen haben ihn”
(diestandard.at)
“Die Standard” fasst den Bericht “Advancing gender equality in decision-making in media organisations” (eige.europa.eu, PDF-Datei, englisch) zusammen: “Das EIGE gibt angesichts dieses Verhältnisses zu bedenken, dass Medien eine wesentliche Rolle in der Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit spielen. Sie würden soziokulturelle Muster nicht nur abbilden, sondern diese auch gestalten, und seien damit ein mächtiger Akteur, der die öffentliche Meinung beeinflusse. Daher seien gerade in diesem Bereich Veränderungen besonders wichtig.”

4. “Bei ‘Heute’ riecht es verdächtig nach Fast Food”
(kobuk.at, Doris Unterrainer)
Die Firma McDonald’s im redaktionellen Teil der Tageszeitung “Heute”.

5. “Experten: ‘Bushido sät nur Gewalt – und die Medien helfen ihm'”
(newsroom.de, Bülend Ürük)
Bülend Ürük befragt Franco Clemens und Frank Überall zu Bushido. Überall: “Der mediale Terrorist ist Bushido selbst, aber man kann durchaus sagen, dass sich Journalistinnen und Journalisten durch unreflektierte Berichterstattung zuweilen zu Mithelfern machen.”

6. “Das Bundesverteidigungsministerium klagt uns an: Wir haben Geheimes veröffentlicht”
(derwesten-recherche.org, David Schraven)
Eine Klage des Bundesministeriums der Verteidigung wegen Veröffentlichung von als geheim klassifizierten Dokumenten. “Nur die Veröffentlichung aller vorliegenden VS-gestempelten Papiere im Internet ermöglicht es, die jahrelange Verharmlosung des Afghanistankrieges zu dokumentieren. Und damit auch schließlich die Bundesregierung zu zwingen, die Wahrheit zu sagen und mit der Schönfärberei aufzuhören.”

Amanda Palmer, Sunil Chhetri, Bushido

6 vor 9

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1. “my open letter to the daily mail”
(amandapalmer.net, Video, 5:54 Minuten)
Sängerin Amanda Palmer antwortet mit einem Song auf den Artikel “Making a boob of herself! Amanda Palmer’s breast escapes her bra as she performs on stage at Glastonbury” der Boulevardzeitung “Daily Mail”. Siehe dazu auch die Übersetzung des Songtextes (fm4.orf.at).

2. “Der unerwartete Ruhm des Sunil Chhetri”
(reviersport.de, Stefan Schinken)
Fußball: Eine Passage in einem Text von Reviersport.de über eine mögliche Verpflichtung von Sunil Chhetri durch Borussia Dortmund führt zu vielen Tweets und Presseanfragen. Siehe dazu auch die Beiträge von Blogger Arunava Chaudhuri (arunfoot.blogspot.de, englisch) sowie ein Interview mit ihm (sportschau.de, Video, 2:56 Minuten).

3. “‘Gefallen an Gefälligkeiten’: Vorstellung einer Kurzstudie zu Journalismus und Korruption”
(netzwerkrecherche.de)
Das Netzwerk Recherche veröffentlicht die Studie “Gefallen an Gefälligkeiten – Journalismus und Korruption” (PDF-Datei). “Neben der Compliance-Untersuchung von Natascha Tschernoster von der TU Dortmund, enthält die Kurzstudie Beiträge von Netzwerk-Recherche-Mitglied Boris Kartheuser über den Einfluss der PR-Branche auf den Journalismus sowie Fallbeispiele wie die Luxusreisen von Journalisten mit ThyssenKrupp, Volkswagen und Mazda. Ein weiterer Beitrag deckt Schleichwerbung in Zeitschriften der WAZ-Women-Group auf.”

4. “Fünf Sterne auf Bestellung”
(dradio.de, Thomas Otto)
Gefälschte und gekaufte Rezensionen zu Produkten, die im Netz angeboten werden.

5. “Mit Pinocchio online Fakten checken”
(de.ejo-online.eu, Federico Guerrini)
Federico Guerrini stellt verschiedene Portale vor, auf denen Fakten geprüft werden. “Auch die Art und Weise, wie Medien über Politik berichten (insbesondere über amerikanische Politik) hat sich durch die Organisationen in den vergangenen Jahren stark verändert. (…) Selbst die Politiker begannen, Faktenchecks selbst als Waffen gegen ihre Kontrahenten einzusetzen, oder als Instrument, um ihre eigenen Aussagen zu bewerben.”

6. “500. Medienbericht kritisiert Bushidos plumpen Versuch, in die Medien zu kommen”
(der-postillon.com)

PLO-Chef & Bushido-Kumpel mit 6 Buchstaben

“Focus Online” musste heute folgende Gegendarstellung veröffentlichen:

Unter www.focus.de verbreiten Sie am 10.05.2013 unter der Überschrift “Bewährungsstrafe für Bushidos Freund” unter Bezugnahme auf die “Bild”-Zeitung, ich sei in einem Prozess, in dem ich mich “offenbar wegen Beihilfe bei einer Bedrohung aus dem Jahr 2010 vor Gericht verantworten” musste, zu einer “Bewährungsstrafe von vier Monaten” verurteilt worden.

Hierzu stelle ich fest: Ich wurde nicht verurteilt, sondern auf Antrag der Staatsanwaltschaft freigesprochen.

Berlin, den 14. Mai 2013

Arafat Abou-Chaker

Nun könnte man sagen: Schön blöd von der Agentur SpotOn, das einfach aus der “Bild”-Zeitung abzuschreiben. In diesem Fall müsste es aber heißen: Schön blöd, das falsch aus der “Bild”-Zeitung abzuschreiben. Die schrieb nämlich nicht, dass Arafat Abou-Chaker, der “Boss des Abou-Chaker-Clans”, zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, sondern sein Bruder Yasser.

Andererseits: Yasser, Arafat. Wer kann schon ahnen, dass das nicht mehr nur eine Person ist.

Bushido, Rudeljournalismus, Offshore-Leaks

6 vor 9

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1. “War da mal was?”
(journal21.ch, René Zeyer)
Die Offshore-Leaks haben Nutzer von Trusts offengelegt, “ohne dass bislang in einem einzigen Fall auch nur der Hauch eines Indizes präsentiert wurde, von Beweisen ganz zu schweigen, dass es dabei zu illegalen Handlungen gekommen wäre”, schreibt René Zeyer. “Es steht dem von der Medieninquisition Angeschuldigten höchstens frei, seine Unschuld zu beweisen. Also zu belegen, dass da nichts ist, wo aber vielleicht etwas sein könnte.”

2. “Hoeneß und die Medien: Wenn Aufklärung zu Abschirmung wird”
(carta.info, Wolfgang Michal)
Wolfgang Michal erkennt in der Berichterstattung über die Selbstanzeige von Uli Hoeneß Unterschiede zwischen dem Norden und Süden Deutschlands: “Während die Hamburger also die ‘Doppelmoral’ des Uli Hoeneß geißeln (weil sie froh wären, wenn sie wenigstens 1 Moral hätten), huldigt man in München – wenn’s drauf ankommt – der bewusstseinsvernebelnden Wurschtigkeit des ‘Leben und leben lassen’.”

3. “Rufraub im Piraten-Dossier: Die ‘Zeit’ tritt nach”
(stefan-niggemeier.de)
“Wir fas­sen zusam­men: Die ‘Zeit’ ver­öf­fent­licht ein Pam­phlet über Film­pi­ra­terie, das eine Wis­sen­schaft­le­rin dif­fa­miert, gibt vor Gericht eine Unter­las­sungs­er­klä­rung ab und behaup­tet dann in einer Pres­se­mit­tei­lung das Gegen­teil. Wenn man nicht wüsste, dass es sich um eine der beson­ders seriö­sen Adres­sen des deut­schen Jour­na­lis­mus han­delt, man käme nicht drauf.”

4. “Aggressive Medienarbeit – Bushido droht Berichterstattern”
(ndr.de, Video, 4:41 Minuten)
Zapp über Recherchen im Umfeld des Rappers Bushido. “Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo sagt im Beitrag: “Vor zweieinhalb Jahren hab ich mir sehr gewünscht, dass wir da recherchieren und ein Reporter nach dem anderen sprang mir ab aus Angst vor den Konsequenzen, die das haben könnte. Das ist per se schon mal nicht schön auf unserer Seite. Aber es kam noch etwas dazu, was mich sehr irritiert hat: Egal, wo sie angefangen haben zu recherchieren, ob das nun bei der Polizei war oder bei der Justiz, das Erste war: Oh, das ist gefährlich. Da begeben Sie sich in Teufels Küche.” Siehe dazu auch ein Gespräch mit Walter Wüllenweber vom “Stern” (vimeo.com, Video, 7:13 Minuten).

5. “Fürsorgliche Vernichtung”
(stern.de, Hans-Ulrich Jörges)
“Ich war Teil der Meute”, schreibt Hans-Ulrich Jörges zum Phänomen Rudeljournalismus: “Die Verirrung von kritischem Journalismus, den es mit Zähnen und Klauen zu verteidigen gilt, in besinnungslose, lustvoll schmähende Kampagnen. Ohne Widerworte, ohne abweichende Stimmen, ohne Selbstbesinnung.”

6. “Gisela Stelly: ‘Der Spiegel sollte Stefan Aust zurückholen'”
(abendblatt.de, Armgard Seegers)
Die Ex-Frau von Rudolf Augstein, Gisela Stelly, im Interview zur Zukunft des “Spiegel”. “‘Im Zweifel links’ war Rudolf Augsteins Markenspruch. Diese Marke ist vom Sohn, der kein Sohn ist, einfach übernommen worden. Der ‘Spiegel’ täte gut daran, die Herausgeberschaft weiter im Geiste von Rudolf Augstein zu belassen, der ein Jahrhundertjournalist war, auch um sich immer wieder an diese hohe Messlatte zu erinnern.”

Bushido oder die Kunst, einen Tweet zu lesen

Der Online-Auftritt der “Süddeutschen Zeitung” macht sich Sorgen:

Bushido selbst reagierte auf den Protest mit einer Twitter-Nachricht: "Die Grünen und der LSVD regen sich darüber auf, dass ich den Bambi bekomme... Wie erbärmlich... Kümmert euch mal..."  Problematisch ist dabei vor allem der letzte Teil seiner Botschaft, denn das "Kümmert euch mal..." kann von Bushidos Fans auch als Aufruf zum gewalttätigen Vorgehen gegen Protestierer verstanden werden.

Nun weiß man nicht, was die Anhänger Bushidos so verstehen, im Zweifel jedoch an dieser Stelle mehr als die Journalisten von sueddeutsche.de. Denn am Ende des zitierten Tweets von Bushido steht noch ein Link. Der führt zu einem Artikel, in dem Bild.de ein “mildes Urteil” gegen einen Mann kritisiert, der seine Stieftochter sexuell missbraucht hat. Auf Facebook (wo es keine Beschränkung auf 140 Zeichen gibt) geht Bushidos Satz auch noch weiter:

Kümmert euch mal lieber um diese Tatsachen ihr Heuchler….

Mit anderen Worten: Bushido sagt, die Menschen sollen lieber etwas gegen Kinderschänder tun, anstatt ihn zu kritisieren.

Darauf hat auch schon ein Kommentator unter dem Artikel auf sueddeutsche.de hingewiesen. Aber wer als Journalist Internet-Kommentare liest, kann ja auch gleich auf Links klicken.

Mit Dank an Yorrik B.!

Nachtrag, 13. November: sueddeutsche.de hat den Artikel gestern um einen etwas konfusen Absatz ergänzt:

Auf Bushidos Seite bei Facebook war das Statement noch ein Stück länger, dort endet es mit “…Kümmert euch mal lieber um diese Tatsachen ihr Heuchler….” Dann folgt (wie auch schon bei Twitter) ein Link zu einem Text von Bild.de, der ein mildes Gerichtsurteil gegen einen Mann in Braunschweig anprangert, der seine Tochter missbraucht hat. Hier kann die Bushido-Mitteilung so gelesen werden, dass er dazu auffordert, gegen solche Urteile vorzugehen anstatt gegen den Bambi für ihn zu protestieren. Das Gerichtsurteil in Braunschweig hat zwar nichts mit der Frage zu tun, ob ein Bambi für Bushido gerechtfertigt ist. Aber das Herstellen eines solchen Zusammenhangs zeigt die Art, und Weise wie Bushido versucht, öffentliche Meinung zu machen.

Unter dem Artikel steht nun diese “Anmerkung der Redaktion”:

In einer ersten Fassung des Textes wurde nur die zitierte Twitter-Nachricht von Bushido berücksichtigt, nicht aber die längere Fassung bei Facebook. Dank bildblog.de konnte der Punkt in die neue Fassung des Textes eingearbeitet werden.

Wer als Journalist Internet-Kommentare liest, kann also tatsächlich auch gleich auf Links klicken.

Charlie Hebdo, Petarden, Bushido

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Charlie Hebdo: Brandsatz gegen Satire”
(ndr.de, Video, 5:38 Minuten)
Ein Besuch in der Redaktion der Satirezeitschrift “Charlie Hebdo”, die nach einem Brandanschlag bei der Zeitung “Libération” Asyl gefunden hat. “Allein die katholische Kirche hat 14 Prozesse gegen die Zeitung geführt – alle hat sie verloren.”

2. “Gefühle als Vorwand”
(jungle-world.com, Frederik Stjernfelt)
Frederik Stjernfelt schreibt über die Rezeption des Brandanschlags: “Das niederträchtige Argument, ein Brandanschlag sei nicht weniger verwerflich als einige, wenn auch etwas geschmacklose Witze, entstammt einer Haltung, die sich unter vielen westlichen Intellektuellen und Kommentatoren in den vergangenen Jahren verbreitet hat, nämlich aus dem Verständnis für die vermeintlich ‘verletzten Gefühle der Muslime'”.

3. “Die ‘Petarden-Trottel’-Kampagne – ein Fall für den Presserat?”
(philippe-wampfler.com)
Beim Fußballspiel Lazio Rom gegen den FC Zürich explodiert einem mitgereisten Anhänger der Zürcher eine Petarde in der Hand. “Doch das hindert Benny Epstein nicht daran, den Mann an den Pranger zu stellen, Photos von ihm zu publizieren und seinen Arbeitgeber und seine Eltern zu belästigen”.

4. “Mediale Hysterie hat deutlich zugenommen”
(meedia.de, Alexander Becker)
Ein Interview mit Rainer Schäfer über den Druck von Journalisten auf Fußballer. “Es ist naiv zu glauben, dass eine Art Selbstverpflichtung der Medien funktionieren könnte. Es wäre aber schon viel erreicht, wenn alle ein wenig Druck aus der Berichterstattung nehmen könnten, wenn Kritik weniger polemisch und diskreditierend geäußert würde.”

5. “All die ganzen Schlageraffen dürfen da singen”
(juliane-wiedemeier.de)
Wie oft die RBB-Abendschau über ein kommerzielles Musical berichtet.

6. “Hass und Diskriminierung: Was Burda für preiswürdig hält”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Bushido soll heute Abend den Medienpreis Bambi in der Kategorie Integration erhalten (Begründungen der Jury). “Geehrt wird der Bushido, dessen Marketingstrategie für den Moment die Rolle des ‘good guy’ vorsieht.”

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