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KW 21/23: Hör- und Gucktipps zum Wochenende

Hurra, Wochenende – und damit mehr Zeit zum Hören und Sehen! In unserer Wochenendausgabe präsentieren wir Euch eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

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1. Presseförderung: Muss der Staat den Verlagen helfen?
(ardaudiothek.de, Jonathan Schulenburg, Audio: 25:21 Minuten)
Die deutschen Zeitschriftenverlage haben es derzeit nicht leicht: Auf der einen Seite sinken die Anzeigenerlöse, auf der anderen steigen die Energie- und Papierkosten. Sollte der Staat finanziell einspringen? Und wer wäre dafür zuständig? Jonathan Schulenburg spricht mit Sigrun Albert, Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungsverleger. Außerdem in der Sendung: Erhard Grundl, medienpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, und Christopher Buschow, Juniorprofessor für Organisation und vernetzte Medien an der Universität Weimar.

2. Wie und warum schüren Medien Angst vor dem geplanten Heizungsgesetz?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 24:07 Minuten)
Malte Kreutzfeldt ist Redakteur bei “Table.Media”. Dort beobachtet und analysiert er die deutsche Energie- und Wirtschaftspolitik sowie die Grünen. Zuvor war er Redakteur, Ressortleiter und Parlamentskorrespondent bei der “taz”. Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit Kreutzfeldt über die medial geschürte Angst vor dem neuen Heizungsgesetz: “Fallen Medien auf eine Kampagne rein? Warum regen sich jetzt auf einmal alle auf, obwohl die Pläne der Koalition zum Heizungsaustausch nicht neu sind? Und wer denkt eigentlich vor lauter Heizungspanik noch an die Klimakrise?”

3. Prof. Dr. Wessels über ChatGPT und die Folgen für Bildung und Kunst
(denkangebot.org, Katharina Nocun, Audio: 51:51 Minuten)
Doris Weßels ist Wirtschaftsinformatikerin und beschäftigt sich unter anderem mit den Entwicklungen beim Natural Language Processing (PDF) und den daraus resultierenden Folgen für den Bildungsbereich. Sie ist zu Gast im Podcast “Denkangebot” und spricht dort über ChatGPT sowie die Konsequenzen für Bildung und Kunst: Was bedeutet Künstliche Intelligenz für unsere Gesellschaft? Müssen wir diese neuen Technologien regulieren? Und wenn ja, wie?

Bildblog unterstuetzen

4. Heide Sommer – “Ich habe mir die Schokoladenseiten von den Bäumen gepflückt”
(ardaudiothek.de, Jagoda Marinić, Audio 1:44:11 Stunden)
Heide Sommer kam 1963 zur Wochenzeitung “Die Zeit”, wo sie für ihren späteren Ehemann Theo Sommer arbeitete. Anschließend wechselte sie zum “Spiegel” und assistierte dort Rudolf Augstein und Günter Gaus. Wie empfand Sommer die Dominanz der prominenten Männer? Wann wurden ihr die sexuellen Avancen zu viel? Waren sie es überhaupt? Und warum blickt sie – mit viel Abstand und Gelassenheit – so gnädig auf vieles, was heute zum Aufschrei führen würde? Darum und um vieles mehr geht es im Gespräch mit Jagoda Marinić bei “Freiheit Deluxe”.

5. Manuel Stark | Journalist und Autist | Das ist das besondere am Podcast “nicht witzig”
(ardmediathek.de, Jens Wolters, Video: 36:17 Minuten)
Manuel Stark ist freier Journalist, Gründungsmitglied und Autor einer unabhängigen Agentur für deutschsprachigen Erzähljournalismus. Als Autist könne er mit Humor nicht viel anfangen, weil er ihn meistens einfach nicht verstehe. Deshalb spreche er jede Woche im SWR-Podcast “nicht witzig” mit Comedians über das, was Menschen zum Lachen bringt. Für “SWR1 Leute” gibt er aber erst einmal selbst Auskunft darüber, was ihn antreibt und was das Besondere an “nicht witzig” ist.

6. Boris Inanici – Leiter Sportgroßprojekte WDR / Sportschau (ARD)
(podcast.de, Lisabell Shewafera, Audio: 34:27 Minuten)
Im Podcast “Inside Medien” spricht Lisabell Shewafera mit Boris Inanici, der für die ARD große Sportprojekte wie die Fußball-Europameisterschaft verantwortet. Zuvor berichtete Inanici als Sportjournalist bereits von Fußball- und Handball-Weltmeisterschaften rund um den Globus und kann auf ein spannendes Berufsleben zurückblicken.

Syrien, Smartphones und ein Adler-Video

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

Bis zum 11. Januar gibt es hier ein ungewöhnliches Experiment: BILDblog und die Deutsche Journalistenschule organisieren die Urlaubsvertretung von Ronnie Grob – Schüler der 50sten und 51sten Lehrredaktion der DJS werden in den nächsten Tagen täglich sechs besondere Links auswählen und im BILDblog und auf djs-online.de vorstellen. Heute ausgewählt von Philipp Woldin und Julian Illi.

1. The Most Dangerous Beat on Earth
(Foreign Policy, AFP/Auseef Mustafa))
67 Journalisten wurden 2012 in Kriegsgebieten getötet, 28 davon alleine in Syrien (Quelle: CPJ). Vier Reporter berichten über verschleppte Visa und die Arbeit im syrischen Kugelhagel: “I fear Syria like I have feared nothing else in seven years of covering the region. It is not a crippling terror, more a deep abiding concern.”

2. Zehn Dinge, die Journalisten mit ihrem Smartphone ausprobieren sollten
(journalist.de, Markus Bösch)
Live ins TV-Studio schalten, ein Radiostück schneiden oder eine Drohne steuern: Klappt alles mit dem Smartphone, findet Multimediajournalist Markus Bösch. Sein Tipp für Fortgeschrittene: Das kaputte Hotel-WLAN per Handy reparieren.

3. Our Sons Are Not Future Killers
(Motherlode – Parenting Blog der New York Times, Emily Willingham)
Eine wütende Mutter, deren 11-jähriger Sohn mit dem Asperger-Syndrom lebt, wehrt sich gegen die Gleichsetzung mit potentiellen Amokläufern: „I know of worried parents who have called local autism organizations, eyeing their sons with Asperger’s or autistic disorders, wondering if they are looking at future killers.“

4. Der Rotstift droht
(DRadio Wissen, Sven Preger)
Sven Preger im Gespräch über das Standing des deutschen Wissenschaftsjournalismus – und wie der sich selbst retten kann.

5. “Journalisten können nicht mehr undurchschaubar sein”
(Vocer, Carolin Neumann)
Die schwedische Zeitung “Norran” chattet seit drei Jahren mit ihren Lesern auf der Suche nach Themen. Redakteurin Jessica Dhyr erklärt im Interview, warum sie den Lesern zeigen möchte, “…dass Journalisten normale Menschen sind.”

6. Montreal students take credit for fake viral video of baby-snatching eagle
(poynter.org, Jeff Sonderman)
Unschuldig: Das Video vom Kleinkind raubenden Adler aus einem Park in Montreal ist offenbar ein Fake. Jeff Sonderman zitiert drei kanadische Studenten, die das Video erstellt haben sollen: “Both the eagle and the kid were created in 3D animation and integrated in to the film afterwards”.

Eiskalt. Ohne Gefühl. Kein Mitleid.

Obwohl die Lage auch Tage nach dem Amoklauf an einer Grundschule in Connecticut immer noch unübersichtlich ist, scheinen die Medien zu jedem beliebigen Zeitpunkt und vorübergehenden Nachrichtenstand schon zu wissen, was das alles zu bedeuten hat.

Als “aus Ermittlerkreisen verlautete” (“Hamburger Morgenpost”), der Täter habe das Asperger-Syndrom, war für Bild.de schon alles klar:

Der irre Amok-Killer von Newtown: Eiskalt. Ohne Gefühl. Kein Mitleid. BILD.de erklärt das Asperger-Syndrom.

Die mediale Ferndiagnose läuft dabei so ab:

Ehemalige Mitschüler erinnern sich an einen nervösen, unsicheren Jungen. Wenn er angeschaut wurde, blickte er weg. Wenn man ihn ansprach, würgte er die Worte hervor.

Dieses Verhalten deutet auf eine bestimmte Krankheit hin: das “Asperger-Syndrom”, eine autistische Störung. Immer öfter, auch aus Ermittlerkreisen, fällt dieser Begriff, wenn es um den psychischen Zustand [des Täters] geht.

Der letzte Satz ist natürlich eine selbsterfüllende Prophezeiung, denn dieser Begriff fällt in Medien von Bild.de über die “Hamburger Morgenpost” bis zu “Spiegel Online”.

Dass Bild.de das Asperger-Syndrom letztlich einigermaßen fundiert und unaufgeregt erklärt, dürfte an den Quellen liegen, mit denen die Seite gearbeitet hat. Das Porzellan ist da freilich schon zerschlagen: “Eiskalt. Ohne Gefühl. Kein Mitleid.” Und das, ohne dass bisher überhaupt klar wäre, ob der Täter wirklich das Asperger-Syndrom hatte.

Der Blogger Querdenker, selbst Autist, hat sich in zwei Texten damit auseinandergesetzt, wie die Medien dieser Tage mit dem Thema umgehen.

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Einige hatten ihn vielleicht schon vermisst, heute ist er endlich da: Kriminologe Christian Pfeiffer, Hans Dampf in allen Gossen, beantwortet auf Bild.de die wichtigsten Fragen (“Kann man Amokläufer erkennen?”, “Ist so ein Massaker auch in Deutschland möglich?”):

BILD.de: War das ein untypischer Amoklauf?

Kriminologe Dr. Christian Pfeiffer: “Das war ein sehr untypischer Amoklauf. Der Täter hat eine unglaubliche Wut auf seine Mutter. Deshalb hat er sie auch erschossen. Doch das hat ihm anscheinend nicht gereicht, deshalb ist er in die Schule gefahren, an der die Mutter unterrichtete. Er suchte gezielt die Räume auf, in denen die Mutter lehrte und wütete weiter.”

Der Zeitstempel des Artikels ist von Montagabend, 23.55 Uhr. Seit Samstagabend deutscher Zeit ist klar, dass – vorsichtig ausgedrückt – erhebliche Zweifel daran bestehen, dass die Mutter des Täters Lehrerin oder auch nur Aushilfslehrerin war.

cnn.com schrieb:

Entgegen früherer anderslautender Berichte war [die Mutter] keine Lehrerin an der Schule, wo die Morde stattfanden, sagte Janet Vollmer, eine Vorschullehrerin an der Sandy Hook Elementary School.

(Übersetzung von uns.)

Und das “Metropolis”-Blog des “Wall Street Journals” berichtete:

Eine ehemalige Vertreterin der Schulbehörde von Newton widersprach früheren Berichten, wonach es eine Verbindung [der Mutter] zur Sandy Hook Elementary School gegeben habe, möglicherweise als Teil des Lehrkörpers.

“Niemand hat von ihr gehört”, sagt Lillian Bittman, die bis 2011 in der lokalen Schulbehörde arbeitete. “Lehrer kennen sie nicht.”

(Übersetzung von uns.)

Tatsächlich fehlt der Name der Frau auf der Mitarbeiter-Seite der offiziellen Website der Schule.

Aber wer hätte schon auf die Idee kommen können, dort nachzusehen? Journalisten etwa? Die zitieren lieber Experten, die wissen, dass der Täter “gezielt” die Räume aufgesucht habe, “in denen die Mutter lehrte”.

Mit Dank auch an die vielen Hinweisgeber.

Amoklauf, Kristall und der ewige Israeli

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1.  Lieber Spiegel Online
(Realitätsfilter, hawkeye)
Mehrere Blogger kritisieren mangelnde Recherche bei einem Spiegel Online-Text, der den Amoklauf von Newtown mit Autismus in Verbindung bringt. “Dank Artikeln wie diesem werde ich wohl in nächster Zeit wieder etwas vorsichtiger sein müssen, den Begriff Asperger irgendwo fallen zu lassen”, schreibt Hawkeye. Auch Sabine Kiefner beschwert sich: “Ich brauche keine Sensationsberichterstattung, die mich zu einer potentiellen Massenmörderin macht!”

2. How the NRA Twitter Handles A Mass Shooting: Silence
(Buzzfeed, Adam Kaczynski)
Wie reagiert die amerikanische Waffenlobby auf Amokläufe? Buzzfeed hat den Twitteraccount der Schusswaffenvereinigung NRA verfolgt.

3. Ein heftiges Heft
(Freitag, René Martens)
René Martens erinnert an die Springer-Illustrierte Kristall, die 1966 eingestellt wurde: “Am Beispiel Kristall lässt sich der Einfluss von NS-Eliten auf den westdeutschen Journalismus der sechziger Jahre anschaulich beschreiben. Wer genauer hinsieht, erkennt einen auffälligen Widerspruch zu der von Axel Springer gepflegten Selbstdarstellung.”

4. Fall Mollath: Alles nur heiße Luft?
(Internet-Law, Thomas Stadler)
Der Fall Mollath ist derzeit eines der Lieblingsthemen deutscher Journalisten. Thomas Stadler arbeitet sich an der aktuellen Presseberichterstattung ab. Sein Urteil: “Das was der Spiegel und leider auch die ZEIT hier anbieten, ist kein Qualitäts- sondern emotionaler Tendenzjournalismus.”

5. Die Informationsfreiheit und der “Erfolg einer Entscheidung”
(telepolis, Peter Mühlbauer)
Das Bundeskanzleramt weigert sich, Akten herauszugeben, die die Beziehung von Kanzleramtsstaatsminister von Klaeden zu seinem Bruder, einem Springer-Lobbyisten, betreffen. Das könnte die Entscheidung über das Leistungsschutzrecht beeinflussen.

6. Der ewige Israeli
(taz, Philip Meinhold)
“Haben Sie vom Nahostkonflikt keine Ahnung, aber eine Meinung zu bieten? Wollen Sie als mutig gelten?” Philip Meinhold gibt zehn Tipps für einen israelkritischen Text.

Bis zum 11. Januar gibt es bei “6 vor 9” ein ungewöhnliches Experiment: BILDblog und die Deutsche Journalistenschule organisieren die Urlaubsvertretung von Ronnie Grob – Schüler der 50sten und 51sten Lehrredaktion der DJS werden in den nächsten Tagen täglich sechs besondere Links auswählen und im BILDblog und auf djs-online.de vorstellen. Heute ausgewählt von Maximilian Zierer und Lisa Altmeier.