Suchergebnisse für ‘Altmaier’

“Bild”-Falle für Altmaier, Mediale Lobbyschlacht, Radio Vatikan

1. Wie „Bild“ Peter Altmaier zum Feind der Demokratie machte
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Seit der Frage “Haben Sie endlich aufgehört, Ihren Partner zu schlagen?” sollte eigentlich jedem bekannt sein, dass es Fragen gibt, die sich nicht mit “Ja” oder “Nein” beantworten lassen. Die „Bild“-Zeitung hat dem Kanzleramtsminister Peter Altmaier (CDU) eine ähnliche Frage zur AfD vorgelegt, bei der er nur verlieren konnte. Altmaier hat sich auf das falsche Spiel eingelassen, und die “Bild”-Zeitung freut sich nun diebisch, das Ganze zum vermeintlichen Skandal hochjazzen zu können. Und Medien und Politiker springen begeistert auf den Zug auf.

2. Kampf um die Zukunft von ARD und ZDF
(ndr.de, Daniel Bouhs, Video, 5:15 Minuten)
Die Fronten zwischen Zeitungsverlegern und Öffentlich-Rechtlichen scheinen verhärtet, der Tonfall wird immer ruppiger. So auch auf dem Jahreskongress der deutschen Zeitungsverleger, wo laut gegen öffentlich-rechtliche Angebote lobbyiert wurde. Daniel Bouhs berichtet über die Lobby-Schlacht, bei der es insbesondere um zwei Streitpunkte ginge: Wie lange dürfen Beiträge im Netz bleiben (“Depublikation”)? Und wie viel Text dürfen die Sender neben Audio und Video veröffentlichen (“Presseähnlichkeit”)?

3. ARD macht weiter mit dem faktenfinder
(faktenfinder.tagesschau.de)
Die ARD-Intendanten haben bei ihrer Sitzung in Köln dem Vorschlag des NDR zugestimmt, den “ARD-Faktenfinder” für zunächst zwei Jahre fortzuführen. Die “Faktenfinder”-Artikel würden verlässlich zu den meistgelesenen auf tagesschau.de gehören, so der Chefredakteur von “ARD-aktuell” Kai Gniffke.

4. Der Papst und die Medien
(de.ejo-online.eu, Johanna Mack)
Das “European Journalism Observatory” (EJO) hat mit dem Leiter der deutschen Redaktion von Radio Vatikan, Pater Bernd Hagenkord gesprochen. Im Interview erklärt der kirchliche Medienmann, was dieser Papst anders mache, warum die katholische Kirche in den Medien so einen schweren Stand habe und wie der Vatikan seine eigenen Medien organisiert.

5. Demmel: “Nichts ist so linear wie Nachrichtenfernsehen”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Dieses Jahr wird der Sender n-tv 25 Jahre alt. Die letzten zehn Jahre war Hans Demmel Geschäftsführer des Senders. Im Interview mit “DWDL” spricht er über neue und alte Herausforderungen, das Dilemma des Wahlkampfs und die Emotionalisierung von News. Außerdem erklärt er die Merkwürdigkeit, warum der Onlineauftritt von n-tv.de von einer externen Firma namens “Nachrichtenmanufaktur” hergestellt wird.

6. Die AfD versteht Googles Benimmregeln nicht
(zeit.de, Patrick Beuth)
Weil Google sich weigert, gewisse Anti-Merkel-Anzeigen der AfD zu schalten, spricht deren Kreativ-Chef von “Sabotage”. Dabei hätte er nur das Kleingedruckte lesen sollen, findet Patrick Beuth bei “Zeit Online”.

Debatte um “Quarks”-Moderatorin, Migration, Baut Barrieren ab

1. Debatte um “Quarks”-Frau
(taz.de, Peter Weissenburger)
Die Fernsehmoderatorin Nemi El-Hassan sollte eigentlich demnächst durch die WDR-Wissenschaftssendung “Quarks” führen, doch damit wird es vorerst nichts. Nachdem bekannt geworden war, dass El-Hassan vor sieben Jahren an einer israelfeindlichen, antisemitischen Demo teilgenommen hat, setzte der WDR den geplanten Moderationsstart aus. Peter Weissenburger erklärt, um was es bei den Vorwürfen geht.

2. Die Krux mit der digitalen Transformation
(netzpolitik.org, Jana Ballweber)
Mit einer Subvention von 220 Millionen Euro wollte das Bundeswirtschaftsministerium die digitale Transformation der deutschen Zeitungs- und Zeitschriftenverlage unterstützen, doch dazu kam es nicht. Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) musste das Projekt kurz vor der Auszahlung einstampfen. Es bestanden verfassungsrechtliche Bedenken, Onlinemedien sahen sich benachteiligt, und auch der Bundesrechnungshof habe das Konzept “komplett zerlegt”. Nun erbe die neue Bundesregierung das Problem.

3. Unsere Arbeit in Afghanistan wird nicht mit Regierungsgeldern finanziert
(aerzte-ohne-grenzen.de)
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen korrigiert die wiederholten Aussagen von Seiten der Politik, sie erhalte für ihre humanitäre Hilfe in Afghanistan Regierungsgelder. Zuletzt habe dies der CSU-Landesgruppenchef im Deutschen Bundestag Alexander Dobrindt vorgestern im TV-“Vierkampf” der kleineren Parteien behauptet. Die Organisation stellt klar: “Ärzte ohne Grenzen nimmt für seine humanitäre Hilfe in Afghanistan keine Gelder von Regierungen an, auch nicht von der deutschen Bundesregierung. Die Arbeit wird ausschließlich mit privaten Mitteln finanziert. Nur so können die drei Grundprinzipien – Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit – nach denen die Organisation arbeitet, gewährleistet werden. Die Einhaltung dieser Prinzipien ist die wichtigste Grundlage der humanitären Arbeit und gewährleistet die Sicherheit der Patient*innen und Mitarbeitenden vor Ort.”

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4. Kompetent über Migration berichten
(verdi.de, Bärbel Röben)
Beim Thema Migration fehlt es Medienschaffenden oft an Fachwissen. Abhilfe soll das kostenfrei verfügbare UNESCO-Handbuch “Reporting on Migrants and Refugees” schaffen, das im Dortmunder Erich-Brost-Institut für internationalen Journalismus erarbeitet wurde. Bärbel Röben hat sich das Handbuch angeschaut, das wertvolle Informationen liefere, jedoch leider nur in englischer Sprache erhältlich sei.

5. Baut die Barrieren ab!
(uebermedien.de, Andrea Schöne)
Gerade in Katastrophenfällen ist eine barrierefreie Berichterstattung enorm wichtig. Daran mangelt es jedoch, wie sich zuletzt schmerzlich bei der Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler zeigte. Es sei Zeit, dass deutsche Medien ihr alltägliches Programm und auch ihre Notfallkommunikation neu denken, findet Andrea Schöne bei “Übermedien” und hat dazu einen Katalog mit Wünschen aufgestellt.

6. Die Kanzlerin und die Medien
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers, Audio: 7:14 Minuten)
Der Deutschlandfunk schaut auf 16 Jahre Angela Merkel als Bundeskanzlerin und ihr Verhältnis zu den Medien zurück: Hat sie sich zu oft zu rar gemacht? Hätte sie ihre Politik in Interviews besser erklären müssen? Wurde meistens zu wohlwollend berichtet?

Aufstand bei der ARD, Abgewickelt, “Disziplinierung der Presse”

1. Aufstand bei der ARD
(sueddeutsche.de, Claudia Tieschky)
Bei der ARD existieren Pläne, die Sendezeiten für Politmagazine einzudampfen und den renommierten “Weltspiegel” auf einen unattraktiven Sendeplatz zu verschieben. Dagegen wehren sich nun Redaktionsleiter, Korrespondentinnen und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Weiterer Lesehinweis: “Übermedien” dokumentiert den offenen Brief der Betroffenen: “Die geplanten Reformen würden die investigative, politische Berichterstattung deutlich beschneiden”.

2. Wegen IPO-Flaute: Beirat der Bundesregierung fordert “Disziplinierung der Presse”
(handelsblatt.com, Larissa Holzki, Klaus Stratmann, Michael Verfürden)
Der Beirat Junge Digitale Wirtschaft berät laut offizieller Beschreibung den Bundesminister für Wirtschaft und Energie aus erster Hand zu aktuellen Fragen der digitalen Transformation. Zu dieser Beratung gehört anscheinend auch die aktuelle Empfehlung, Medien vorschreiben zu lassen, wie und über welche Börsengänge sie berichten sollen. Ein “Erlass von Regeln zur Vermeidung einseitig diffamierender Artikel” soll der “Disziplinierung der Presse zu sachlicher, richtiger und vollständiger Information” dienen. Das Bundeswirtschaftsministerium habe sich auf Anfrage des “Handelsblatts” zunächst von Inhalten des Positionspapiers distanziert. Zu später Stunde sah sich der zuständige Minister Peter Altmaier noch zu einer eindeutigeren Stellungnahme gezwungen und twitterte: “Pressefreiheit ist ein herausragendes Grundrecht, dessen Schutz wir verpflichtet sind. Das Positionspapier des Beirates junge digitale Wirtschaft, war mir ebensowenig bekannt wie seine Veröffentlichung auf der Homegage. Ich habe soeben die umgehende Entfernung angeordnet.”

3. Die Verleger, die Abwickler und ich
(uebermedien.de, Klaus Ungerer)
Klaus Ungerer kann auf ein langes Berufsleben in der Medienbranche zurückblicken: Er war unter anderem Feuilletonist bei der “FAZ”, Satiriker bei “Spiegel Online” und Textchef beim “Freitag”. Nun hat er für sich eine Art persönliche Zwischenbilanz gezogen, und die ist nicht nur herausragend gut geschrieben, sondern verrät mehr über das Mediengeschäft als manch nüchterner Beitrag. Am Ende ist klar: Ungerer muss unbedingt weitermachen, sollte sich jedoch auf Bücher konzentrieren. Der “6-vor-9”-Kurator bestellt hiermit schon mal das erste Exemplar!

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4. Laschet-CDU hievt offenbar homophoben Verband in WDR-Rundfunkrat
(queer.de)
Laut einem “Spiegel”-Bericht (nur mit Abo lesbar) hat die CDU eine umstrittene Organisation in den WDR-Rundfunkrat gehievt: “Im Beirat des Verbands kinderreicher Familien sitzen ein Wissenschaftler mit völkisch-nationalistischen Ideen und ein Opus-Dei-Mitglied. Die CDU-Fraktion im NRW-Landtag unterstützte die Organisation trotzdem, nun hat sie Einfluss auf den WDR.”

5. Die Koalition der Hass-Bekämpfer
(deutschlandfunk.de, Tobias Nowak, Audio: 5:28 Minuten)
In der männerdominierten Gaming-Szene herrscht teilweise ein verachtender Ton gegenüber Frauen. Dem wollen die Digitalen Helden etwas entgegensetzen: “Wir thematisieren das Thema ‘Frauen in Games’, weil Frauen sprachlichen Anfeindungen ausgesetzt sind, weil es Grenzüberschreitungen gibt, weil es Beleidigungen, Hasskommentare im Internet gibt, aber eben auch in den Games selber.” Auf der Helden-Website gibt es verschiedene Angebote für mehr Medienkompetenz: Webinare, Lehr- und Informationsmaterialien und ein ganzjähriges Mentorenprogramm für Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler. Aber auch bei den Konzernen tue sich etwas, wie der Deutschlandfunk berichtet.

6. Der deutsche Fußball und seine Reporter: Boah
(post-von-horn.de, Ulrich Horn)
Im Nachgang zur Fußball-Europameisterschaft kommentiert Ulrich Horn: “Die Krise der Teams, das lässt sich kaum noch verbergen, ist auch eine Krise der Fußballberichterstattung. Wer die Spiele der Nationalmannschaft bei ARD und ZDF am Fernseher verfolgt, erlebt seit Jahren bei der Übertragung zwei Inszenierungen in einer: das Spiel der Mannschaften und den Auftritt der TV-Bediensteten, der Reporter, Kommentatoren und Experten.”

Krautreporter vs. Bundesregierung, Pekings Propaganda, Facebooks Leck

1. Warum wir rechtlich gegen die Bundesregierung vorgehen
(krautreporter.de)
Die Bundesregierung will über 200 Millionen Euro Fördergelder an die Presse ausschütten. Der Haken: Das Geld geht nur an die etablierten Player der Print-Branche – digitale, unabhängige Medien bekommen nichts. Dagegen wollen sich die “Krautreporter” wehren. Zunächst mit einem Schreiben an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, möglicherweise aber auch mit weiteren Schritten: “Sollte Minister Altmaier uns nicht bis zum 20. April bestätigen, dass er die Presseförderung in dieser Form unterlässt, gehen wir vor Gericht.”

2. Peking investiert in Propaganda
(deutschlandfunk.de, Annika Schneider & Steffen Wurzel, Audio: 6:44 Minuten)
Nicht nur Russland will seinen medialen Einfluss im Ausland ausbauen. Auch China investiere in Propaganda, so der China-Korrespondent Steffen Wurzel im Deutschlandfunk. Die Kommunistische Partei setze laut einem australischen Thinktank systematisch auf die Sozialen Medien und auf Influencer. Erwähnung finden auch prominente Personen wie der frühere SPD-Bundesvorsitzende Rudolf Scharping und der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess.

3. Dann lieber den wütenden Rezo als die eiernde Birgitta
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Medienkritiker Stefan Niggemeier wundert sich über einen “Tagesthemen”-Kommentar von Birgitta Weber, der Inlandsfernsehchefin des SWR und Leiterin von “Report Mainz”. In ihrem Kommentar hat Weber sinngemäß beklagt, dass die politische Diskussion auch an den Osterfeiertagen weitergegangen sei. Niggemeier kommentiert: “Man kann wirklich viel sagen gegen Laschets ‘Brückenlockdown’ (und auch einiges dafür). Aber der eine Vorwurf, der wirklich zu dumm sein sollte für eine öffentliche Debatte und sogar einen ‘Tagesthemen’-Kommentar, ist der der öffentlichen Ruhestörung.”

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4. Facebook versucht, ein riesiges Datenleak kleinzureden
(spiegel.de, Patrick Beuth)
Vergangenes Wochenende wurde publik, dass ein Unbekannter in einem Forum einen Datensatz mit Informationen zu mehr als 530 Millionen Facebook-Nutzerinnen und -Nutzern veröffentlicht hat. Facebook versucht, das brisante Datenleck herunterzuspielen, und scheint sich auch ansonsten wenig Mühe zu geben, verantwortungsvoll zu handeln. So habe das Unternehmen nicht vor, die Betroffenen zu kontaktieren.

5. Die Guten müssen zusammenhalten
(kontextwochenzeitung.de)
Vor zehn Jahren wurde der Kontext-Verein für ganzheitlichen Journalismus e.V. gegründet – es war die Geburtsstunde der Online-Wochenzeitung “Kontext”. Zehn Jahre später schaut die Redaktion zurück auf die verstrichene Dekade und präsentiert besondere Momente der “Kontext”-Historie.

6. Vogelgezwitscher im Hintergrund
(blogs.taz.de, Lalon Sander)
Die “taz” hat zu Beginn der Corona-Pandemie vor einem Jahr ein tolles Projekt gestartet: Leser und Leserinnen sprechen “taz”-Texte ein, die Ergebnisse kann man beim Messenger Telegram anhören. Mittlerweile seien 2.000 dieser Hörstücke zusammengekommen. Wer auch einen stimmlichen Beitrag zu dem Projekt beisteuern will, könne sich gerne unter [email protected] melden.

Aufsteigergeschichten, Emoji-Sprache der Rechten, Suche nach Rechnung

1. “Medien lieben Aufsteigergeschichten”
(taz.de, Timo Stukenberg)
Klassismus bezeichnet laut Wikipedia “Vorurteile oder Diskriminierung aufgrund der sozialen Herkunft oder der sozialen Position und richtet sich überwiegend gegen Angehörige einer ‘niedrigeren’ sozialen Klasse”. Die Autorin Brigitte Theißl beschäftigt sich in ihrem Buch unter anderem mit klassistischen Narrativen in den Medien: “Medien lieben Aufsteigergeschichten, also die klassischen Hollywoodgeschichten. Diese Geschichten handeln von individuellen Anstrengungen und Erfolgen, aber es werden selten Geschichten erzählt über die Hürden und warum man es nicht oder trotzdem geschafft hat. Klassismus ist eine strukturelle Diskriminierungsform, die ganz individuelle Auswirkungen hat, auf Lebenserwartung, Bildungsabschlüsse oder Gesundheit.” Im “taz”-Interview geht es unter anderem darum, wie eine diskriminierungsfreie und respektvolle Berichterstattung aussehen könnte.

2. Welche Emojis sind bei Nazis, Rechtsradikalen, Rassist*innen beliebt?
(belltower.news, Simone Rafael)
Simone Rafael ist studierte Publizistin und Kunsthistorikerin und hat deshalb vielleicht ein besonderes Auge für die Bildsprache der extremen Rechten. In ihrem Beitrag beschreibt sie, wie Abwertung durch Emojis funktioniert und welche der Piktogramme sich bei Nazis, Rechtsradikalen und Rassisten besonderer Beliebtheit erfreuen.

3. 10 Jahre Atomkatastrophe Fukushima: ARD-Reporter blickt zurück
(br.de, Konstantin König)
Als es vor zehn Jahren zur Atomkatastrophe im japanischen Fukushima kam, war Peter Kujath als ARD-Korrespondent vor Ort. Im BR-Interview erinnert er sich an das Unglück: “Als ARD-Korrespondent war ich für alle Radio-Programme zuständig und es riefen alle Sender an. Ich war nur noch mit Telefongesprächen beschäftigt. Gleichzeitig haben wir überlegt, wie wir – meine Frau, die Mitarbeiterinnen und ich in dem kleinen Studio – mit der Katastrophe umgehen.”

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4. Klimajournalismus neu denken
(deutschlandfunk.de, Mike Herbstreuth & Brigitte Baetz, Audio: 6:52 Minuten)
Zur Klima-Thematik gibt es bereits verschiedene journalistische Angebote (einige davon sind im Artikel verlinkt), ein weiteres stammt von Lorenz Matzat, dem Macher des neuen “Klimajournalismus”-Newsletters. Im Interview mit dem Deutschlandfunk weist Matzat auf die Dringlichkeit der Auseinandersetzung mit dem Klimawandel hin: “Wenn wir wüssten, dass in 20, 30 Jahren regelmäßig ein Schwarm von Meteoriten auf der Erde einschlagen würde, dann wäre wahrscheinlich einiges mehr los in der aktuellen Berichterstattung: Wie gehen wir damit um? Wie bereiten wir uns vor? Und den Eindruck habe ich beim Thema ‘Klimawandel’ nicht wirklich.”

5. Habe ich das Kind mit dir gezeugt?: Fast 80 Journalistinnen beklagen Sexismus und Einschüchterungen bei Tamedia
(kress.de, Marc Bartl)
Bei Tamedia handelt es sich um ein großes Schweizer Medienhaus, das zahlreiche Zeitungen verlegt (unter anderem den “Tages-Anzeiger”) und Druckereien besitzt. In einem Brief an Geschäftsleitung und Chefredaktion beklagen sich 78 Journalistinnen über Einschüchterungen und Sexismus und stellten konkrete Forderungen. Mittlerweile liegt auch ein Solidaritätsschreiben von Männern aus der Tamedia-Redaktion vor.

6. »Wo finde ich denn die Rechnungen?«
(twitter.com, Tim Pritlove)
Nur am Rande ein Medienthema, aber es zeigt exemplarisch, wie ausbaufähig das Verhältnis vieler Medien zu ihren Nutzern und Nutzerinnen ist: Tim Pritlove besitzt ein “Spiegel+”-Premium-Abo und steigert sich auf der Suche nach den Rechnungen in einen unterhaltsamen Rant: “Wenn man Eure Dienste nutzen soll, dann müsst ihr das EINFACH und ATTRAKTIV machen. Aber ich habe einfach keine Lust, für jedes mir rechtlich zustehende Dokument einmal zu Kafka und zurück zu reisen.”

7. Victim Blaming und Julian Reichelt: Vorwürfe gegen Bild-Chef erreichen Politik
(berliner-zeitung.de, Philippe Debionne)
Als siebter und damit zusätzlicher Link, weil unter anderem auch der “6 vor 9”-Kurator im Artikel vorkommt: “Peter Altmaier, CDU-Politiker und Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel, werden Victim Blaming und Sexismus in Zusammenhang mit den Anschuldigungen gegen Reichelt vorgeworfen. Auslöser des Shitstorms ist ein Tweet von Minister Altmaier. In diesem zitiert der Politiker aus der Lore-Ley von Heinrich Heine aus dem Jahre 1824.”

Umfragen-Politik der “WamS”, Zerrwelt der Frauenhasser, Maiwald

1. Die Umfragen-Politik der “Welt am Sonntag”
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier interessierte sich, auf was für einer Umfrage eine Schlagzeile der “Welt am Sonntag” beruht, und fragte einfach mal nach. Das gestaltete sich jedoch als gar nicht so leicht. Irgendwann bekam er immerhin die Antwort, dass man ihm nicht antworten wolle. Daraufhin hat sich Niggemeier auf die Suche nach dem Ursprung der Zahlen gemacht. Nun kann man auf gewisse Weise nachvollziehen, warum die “WamS” so schweigsam war.

2. Zerrwelt der Frauenhasser
(story.ndr.de)
“Incel” (Kunstwort aus “involuntary” für “unfreiwillig” und “celibate” für “Zölibat”) ist laut Wikipedia “die Selbstbezeichnung einer in den USA entstandenen Internet-Subkultur von heterosexuellen Männern, die nach Eigenaussage unfreiwillig keinen Geschlechtsverkehr haben und der Ideologie einer hegemonialen Männlichkeit anhängen”. Der NDR hat sich in die Welt dieser Frauenhasser begeben und ist der Frage nachgegangen, wie gefährlich die “Incel”-Szene ist. Die Reportage ist etwas länger, aber gut aufbereitet und lohnend.

3. Die Grenzen des Journalismus
(klimajournalismus.substack.com, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat startet einen Newsletter zum Klimajournalismus. In seinem Einführungsbeitrag schreibt er: “Will Journalismus als Akteur seinem eigenen Anspruch gerecht werden – der gesamten Gesellschaft zu dienen -, muss er endlich einen neuen Blickwinkel in sein Bezugssystem integrieren: Die Perspektive des Klimawandels wird fester Bestandteil nahezu aller journalistischer Beschreibungen und Analysen gesellschaftlicher Vorgänge.”

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4. Altmaiers fragwürdiges 220-Millionen-Euro-Geschenk
(t-online.de, Wolfgang Büchner)
Der ehemalige “Spiegel”- und dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner spricht sich in einem Gastbeitrag gegen die 220 Millionen Euro schwere Presseförderung der Bundesregierung aus: “Aus ordnungspolitischer Sicht verfehlen Subventionen meist ihre Wirkung. Sie lähmen oft die Innovationsbereitschaft der Zahlungsempfänger. Im schlimmsten Fall schwächen sie nachhaltig die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen, die es sich auf dem Subventionskissen gemütlich machen. Sie können nicht verhindern, dass ein überkommenes Geschäftsmodell irgendwann nicht mehr funktioniert. Und sie behindern die Chancen neuer Marktteilnehmer, die sich im Wettbewerb mit subventionierten Traditionsunternehmen schwer tun.”

5. Der KiKa müsste neue Formate entwickeln
(verdi.de, Tilmann P. Gangloff)
Armin Maiwald gilt als einer der Väter der “Sendung mit der Maus” und hat für den kleinen TV-Nager unzählige Sachgeschichten produziert. Auch im Alter von 81 Jahren ist er noch dabei: “Bevor ich zuhause sitze und meiner Frau auf die Nerven gehe, drehe ich doch lieber noch zehn oder zwölf Filme pro Jahr, solange Körper und Geist mitmachen.”

“Bild” stürmt, Deutschlandstart von “Facebook News”, Die Meteorologin

1. “Bild” stürmt auf Polizisten los, die angeblich Koch-Abend gestürmt haben sollen
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Immer öfter stellt “Bild” den Staat als einen autoritären Herrscher dar, der in Corona-Zeiten seine Bürger und Bürgerinnen angeblich mit allerlei unsinnigen Maßnahmen drangsaliert und terrorisiert. Da passt die Geschichte vom harmlosen Koch-Abend zweier Freunde, der von der Polizei gestürmt worden sei, bestens ins Bild. Boris Rosenkranz hat sich den Vorgang angeguckt und eine ganz andere Geschichte dahinter entdeckt.

2. Facebook holt (fast) alle an Bord
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers & Annika Schneider, Audio: 4:59 Minuten)
Ab Mai will Facebook in Deutschland ein kuratiertes journalistisches Nachrichtenangebot starten. Bei “Facebook News” sind einige namhafte Medienpartner wie “Spiegel”, “FAZ” und “Zeit” mit an Bord, aber auch kleinere Medien wie die “Nordwest-Zeitung” (“NWZ”) aus Oldenburg. Der Deutschlandfunk hat sich mit “NWZ”-Geschäftsführerin Stephanie von Unruh über die geplante Kooperation unterhalten.

3. Augustus Intelligence klagt gegen Herausgabe von Lobbyschreiben an abgeordnetenwatch.de
(abgeordnetenwatch.de, Martin Reyher)
Das im Zuge der Amthor-Affäre bekanntgewordene Unternehmen Augustus Intelligence wolle unbedingt verhindern, dass die Initiativen “Abgeodnetenwatch” und “FragDenStaat” in den Besitz eines Lobbyschreibens kommen, und habe dazu Klage gegen das Bundeswirtschaftsministerium eingereicht, berichtet Martin Reyher. In dem Schreiben habe der CDU-Abgeordnete Philipp Amthor bei Wirtschaftsminister Peter Altmaier (ebenfalls CDU) um politische Unterstützung für Augustus geworben.

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4. Ein Palast für Frauen
(taz.de, Simone Schmollack)
Silke Burmester hat als freie Journalistin und Autorin bereits für viele Medien gearbeitet. In der “taz” schrieb sie zum Beispiel als “Kriegsreporterin” sieben Jahre lang wöchentlich über die Medienbranche. Nun hat Burmester ein Solo-Projekt gestartet: Palais F*Lu­xx, ein virtueller “Palast für Frauen ab 47 Jahren”, die sich dort auch mit eigenen Texten einbringen können. Simone Schmollack hat sich die Seite näher angeschaut.

5. Guter Film braucht einen guten Ton
(verdi.de, Tilmann P. Gangloff)
Der Ton sei seit Jahrzehnten das Stiefkind der Filmproduktion, findet Medienjournalist Tilmann P. Gangloff, doch nun bekomme das Problem eine besondere Brisanz: Die Zuschauerinnen und Zuschauer von ARD und ZDF würden immer älter, entsprechend wichtiger sei ein guter Ton. Verschiedene ARD-Sender wollen im Rahmen von Pilotprojekten die Sprachverständlichkeit des Fernsehens verbessern, doch das Thema ist komplexer, als man ahnt.

6. Die Meteorologin
(sueddeutsche.de, Willi Winkler)
Nahezu dreißig Jahre lang trug die Meteorologin Karla Wege im ZDF den Wetterbericht vor, nun ist sie im Alter von 90 Jahren in München gestorben. Die “Süddeutsche” erinnert an eine Frau, die sich ganz dem Wetter verschrieben hatte und dafür verantwortlich ist, dass Wetterlagen auch in Deutschland einen Namen tragen.
Weiterer Hinweis: Sogenannte Wetterpatenschaften, die eben auch auf Karla Wege zurückzuführen sind, für das Jahr 2022 können ab dem 8. September beim Institut für Meteorologie beantragt werden.

Terror-Berichterstattung, Ohne Zeitplan, Tweet-Warnungen

1. Terror-Berichterstattung: Am dunkelsten Tag zeigt oe24, warum man es nicht braucht
(kleinezeitung.at, Daniel Hadler)
Die Berichterstattung über den Terroranschlag in Wien habe gezeigt, inwieweit sich die österreichischen Medien unterscheiden: Während ORF oder Puls24 seriös berichtet hätten, habe es beim Boulevardmedium oe24.at reinen Voyeurismus gegeben – was für massive Kritik gesorgt habe. Das gehe sogar so weit, dass große Werbekunden unmittelbar ihre Werbeschaltungen kündigten.

2. Regierung hat keinen Zeitplan für Gesetz gegen Hass und Hetze
(spiegel.de, Max Hoppenstedt)
Der Bundestag hat im Juni das Gesetz zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Hasskriminalität beschlossen. Die neuen Regelungen sollten eigentlich ab dem 1. Januar 2021 wirksam werden. Wegen verfassungsrechtlicher Bedenken verweigerte der Bundespräsident jedoch seine Unterschrift. Für Abhilfe soll ein sogenanntes Reparaturgesetz sorgen, doch die Angelegenheit zieht sich hin. Fraglich sei zudem, wie das Bundeskriminalamt die auf die Behörde zukommende Mehrarbeit ohne personelle Aufstockung bewältigen könne: Man rechne damit, dass Facebook, Youtube und Twitter bis zu 250.000 Beiträge pro Jahr an das BKA melden könnten.

3. Die größte Filmdatenbank der Welt
(golem.de, Peter Osteried)
In der Filmdatenbank Internet Movie Database (kurz: IMDb) finden sich Einträge zu mehr als 550.000 Filmen, fast 200.000 Serien und mehr als 100.000 Fernsehfilmen. Peter Osteried zeichnet die Entwicklung des Cineasten-Lexikons nach – von der Entstehung im Usenet und der Übernahme durch Amazon bis in die Jetzt-Zeit.

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4. Urheberrechtsreform: Altmaier macht gegen Nutzung von Inhalte-Schnipseln mobil
(heise.de, Stefan Krempl)
Bei der geplanten Urheberrechtsreform gibt es anscheinend widerstreitende Interessen der Bundesministerien. So wolle das Wirtschaftsministerium die vom Justizressort vorgesehene Bagatellausnahme für nichtkommerzielle Nutzungen in Sozialen Medien zu Fall bringen. Stefan Krempl ordnet den Zwist ein, bei dem mehr Interessen aufeinandertreffen, als man zunächst vermutet.

5. Twitter versieht Tweets zu Trump-Wahlergebnissen mit Warnung
(rnd.de)
Twitter hat in der US-Wahlnacht mehrere Tweets zu Trump-Wahlergebnissen mit Warnhinweisen versehen. Auch während ich diese Zeilen schreibe, ist dies der Fall und betrifft einen Tweet des Präsidenten höchstpersönlich.

6. Fünf Gründe, warum du Telegram sofort löschen solltest
(vice.com, Sebastian Meineck)
Telegram hat sich vom Chatprogramm und Messenger zu einer, wenn auch mitunter fragwürdigen, Plattform für Informationsaustausch entwickelt. Hier können sich Gruppen von bis zu 200.000 Personen zusammenschließen – weitgehend unkontrolliert. Eine Tatsache, die sich besonders bei Rechtsextremen und Verschwörungsideologen herumgesprochen hat. Doch es gebe noch mehr Gründe, warum man die App vom Handy verbannen sollte, wie Sebastian Meineck erklärt.

Klöckners Blockadepolitik, Kinofilm retten!, Irrlichternde Bischöfe

1. Kommentar: Julia Klöckner hat Social Media nicht verstanden
(meedia.de, Andreas Marx)
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) sorgt immer wieder für umstrittene Medienauftritte — vom gemeinsamen Video mit dem Nestlé-Chef bis zum jüngsten PR-Auftritt mit TV-Koch Johann Lafer bei “Bild”. Bei der gemeinsamen Kochsession, mit der Supermarktkette Kaufland als Sponsor, verarbeiteten Klöckner und Lafer Billigfleisch der Haltungsstufe 1. Schlechter geht es nicht, was die Tierhaltung anbetrifft. Nachdem zwei Influencer aus der veganen Szene auf Instagram die Aktion kritisiert hatten, seien sie (neben vielen weiteren) von der Ministerin blockiert worden. Andreas Marx kommentiert: “Dass Julia Klöckner Social Media als Einbahnstraße versteht und Kritiker auch gern mal vor den Kopf stößt, ist nichts Neues. Nach dem Shitstorm, den sie mit ihrem Auftritt mit Nestlés Deutschland-Chef Marc-Aurel Boersch verursacht hatte, bezeichnete sie die kritischen Kommentatoren pauschal als ‘Hatespeaker’.”

2. Große Verschwörung zum Coronavirus? Wie Ken Jebsen mit irreführenden Behauptungen Stimmung macht
(correctiv.org, Till Eckert & Alice Echtermann)
“Correctiv” hat sich das millionenfach geklickte Video des Youtubers Ken Jebsen (“Gates kapert Deutschland”) angeschaut und einige der darin erhobenen Tatsachenbehauptungen überprüft. Das Ergebnis: “Ken Jebsen führt seine Zuschauer in die Irre.”
Weiterer Lesehinweis: Sophie Passmann hat in einem Video kritisch auf Ken Jebsens Äußerungen reagiert und dafür viel Resonanz erhalten. In einem Interview mit “jetzt” fasst sie ihre Sicht auf die Medienfigur Jebsen zusammen: “Ken Jebsen ist sehr gut darin, komplexes Denken zu imitieren. Doch je mehr man sich davon anschaut, sieht man: Er ist arrogant und wirr. Entweder, er nimmt sich wirklich ab, dass er als einer der Ersten verstanden hat, was alle andere nicht verstanden haben. Oder er ist böswillig und weiß, dass, wenn man beim rbb rausfliegt, weil man als Journalist nicht ordentlich gearbeitet hat, man mit so einem Gelaber aber trotzdem noch irgendwelchen Jürgens und Monikas, die einen Faible für Verschwörungstheorien haben, PayPal-Geld aus der Tasche ziehen kann. Er ist entweder verrückt oder bösartig oder beides. Und das merkt man seiner Argumentation an. Er arbeitet unjournalistisch, macht irgendwelche unlogischen Schleifen, vermischt Kommentar, Analyse und Bericht. Hauptsache es klickt ordentlich.”

3. Kinofilm retten!
(faz.net, Michael Hanfeld)
Mehr als 100 Kinomacherinnen und Kinomacher haben sich mit einem dramatischen Appell an die Bundesregierung gewandt. In ihrem Offenen Brief an Monika Grütters, die Kulturbeauftragte der Bundesregierung, und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier schlagen sie Alarm: “Zuvorderst benötigen wir eine Lösung für den fehlenden Versicherungsschutz, um das Risiko zukünftiger Dreharbeiten abzusichern. Die Filmbranche braucht Ihre Unterstützung. Die klassischen Versicherungen und Rückversicherungen haben keine Lösungsvorschläge für die Filmbranche — und damit ist jeder Kinofilmdreh eine tickende Zeitbombe.”

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4. “Wir verbrennen kein Geld”: Der neue NDR-Chef muss 300 Millionen Euro sparen – und diese Sendungen will er streichen
(rnd.de, Imre Grimm)
Stolze 300 Millionen Euro müsse der Norddeutsche Rundfunk (NDR) bis zum Jahr 2024 sparen. Wie kann das gelingen, ohne allzu negative Auswirkungen auf Programm und Personal? Imre Grimm hat sich darüber mit dem neuen NDR-Intendanten Joachim Knuth unterhalten. Ein interessantes Gespräch, bei dem es nicht nur um die geplanten Kürzungen und Streichungen, sondern auch um die großen Herausforderungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks geht. Dazu zählen unter anderem das veränderte Nutzerverhalten und die Corona-Krise.

5. Georg Uecker über Häme in der Community und eine bizarre Medienjagd
(queerkram.podigee.io, Johannes Kram, Audio: 65 Minuten)
“Stell dir vor, du stehst mit deinem Auto an der roten Ampel, als sich plötzlich ein Fotograf auf die Kühlerhaube wirft und dich durch die Windschutzscheibe knipst, um endlich ein Bild von dir und deinem eingefallenen Gesicht in einem Boulevardmedium veröffentlichen zu können.” Der Schauspieler Georg Uecker erzählt im “Queerkram”-Podcast von der Medienjagd, die er vor über zehn Jahren aufgrund seiner HIV-Infektion erlebte. Und auch der Rest der Podcastfolge ist voll mit Medienthemen: Das Ende der “Lindenstraße”, Coming-out von Schauspielern, queere Rollen in deutschen TV-Serien.

6. Bischöfe verbreiten Verschwörungstheorien
(tagesschau.de)
Mehrere katholische Bischöfe kritisieren die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und greifen dabei auf den Mythos einer großen Weltverschwörung zurück. In einem öffentlichen Aufruf würden sie vor dem “Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht”, warnen und “Zweifel an der tatsächlichen Ansteckungsgefahr” äußern. Die Deutsche Bischofskonferenz habe sich von dem Schreiben distanziert.

6-vor-9-Sonderausgabe zur beschlossenen Urheberrechtsreform

1. Chance verpasst: Dieses Urheberrecht bleibt in der Vergangenheit stecken
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
Die Reform des EU-Urheberrechts biete falsche Antworten auf eine veränderte digitale Welt, findet Markus Beckedahl auf netzpolitik.org. Sie zementiere die Rechte von großen Verwertern und diene nur einem kleinen Teil der Urheber. Beckedahls gründliche Analyse wird von einem Stoßseufzer unterbrochen: “Ich habe viele netzpolitische Debatten in den vergangenen 20 Jahren erlebt. Keine davon war so verlogen wie diese. In Zeiten von gesellschaftlichen Debatten um Desinformation und sinkender Glaubwürdigkeit der Medien haben viele von diesen das Vertrauen vor allem der jungen Generation verspielt, indem sie zugunsten ihrer eigenen wirtschaftlichen Interessen die Wahrheit gedehnt und häufig selbst Desinformation betrieben haben. Allen voran: FAZ und Bild.”
In den “Tagesthemen” bringt Sascha Lobo seine Sorge zum Ausdruck, dass sich eine ganze digitale Generation nicht mehr von der Politik repräsentiert fühle. Junge Menschen könnten wegen des Gesetzes gar anfangen, Antipathien gegen die EU zu entwickeln.
Meike Laaf hat bei “Zeit Online” ähnliche Befürchtungen: Die Art, wie Befürworter der Urheberrechtsreform den Protest dagegen abgewertet haben, schwäche das Vertrauen in die Europapolitik: “Die Frage ist nun, was all diese Menschen machen werden mit ihrer Wut. Besonders Frustrierte werden daraus die Konsequenz ziehen, sich von der Europapolitik insgesamt angeekelt abzuwenden. Andere werden bei der Europawahl diejenigen abstrafen, die diese Reform vorangetrieben haben — und unter Beweis stellen, dass #NieWiederCDU für sie mehr ist als ein Hashtag.”
Peter Welchering kommentiert bei den “Riffreportern”: “Bei der Reform des europäischen Urheberrechts geht es um grundlegende Fragen, die auch darüber entscheiden, ob Journalisten und andere Urheber von ihrer Arbeit überhaupt noch leben können. Eigentlich ist es erstaunlich, dass wir Urheber nicht schon seit Wochen im Streik sind.”
Bei “Spiegel Online” schreibt Patrick Beuth: “Am 26. Mai, bei der nächsten Europawahl, wird sich nun zeigen, wie viele Menschen ihre Stimme als Abwehrmittel gegen diesen verordneten Stillstand verstehen.”
Jan Vollmer war als Reporter in Berlin auf der #SaveYourInternet-Demo, auf der viele junge Menschen gegen das neue Gesetz protestierten. Man merkt Vollmer den tief sitzenden Frust an, wenn er bei t3n.de zum Ende hin schreibt: “Vielleicht will die junge Generation Voss, Caspary und Co. auch etwas beibringen. Bei den Europawahlen kann man sich ab 18 Gehör verschaffen. Und einer der beliebtesten Slogans der Demonstranten am Samstag war: “Nie mehr CDU”.”
Und beim ZDF schlägt Kristina Hofmann einen Bogen zu den “Fridays for Future”-Demos: “Am Freitag werden wieder Zehntausende junge Leute auf die Straße gehen und zusammen mit Greta Thunberg für einen besseren Klimaschutz demonstrieren. Haben die Demonstranten wieder alle angeblich keine Ahnung? Sind sie von den Umweltorganisationen und Grünen instrumentalisiert und haben von dem Ausgleich zwischen Energiegewinnung und Sicherung von Arbeitsplätzen am Industriestandort Deutschland noch nie etwas gehört? Dann redet doch einfach weiter dauernd über die Schulpflicht!

2. YouTube, aber fair
(zeit.de, Heinrich Wefing)
Es gibt aber auch Gegenmeinungen. Heinrich Wefing schreibt bei “Zeit Online”: Das Ergebnis der Abstimmung werde “viele verbittern, die zum ersten Mal mit aller Leidenschaft für eine Sache auf die Straße gegangen sind. Und doch ist die Entscheidung am Ende richtig. Sie zwingt die Netzkonzerne in die Verantwortung. Und sie zeigt, dass Europa endlich anfängt, die Macht der Tech-Giganten einzuhegen.” Viel spreche dafür, “dass sich die Horrorszenarios der Reformgegner recht bald als übertrieben erweisen. YouTube wird nicht abgeschaltet werden, und auch die Meinungsfreiheit dürfte keinen Schaden nehmen.”

3. EU-Urheberrechtsreform: Abgeordnete drückten falschen Knopf
(futurezone.at)
Das Kopfschütteln findet kein Ende: Wie ein Europaabgeordneter twittert, hätte die Abstimmung über Upload-Filter und Leistungsschutzrecht auch anders ausgehen können. Korrekturlisten aus dem EU-Parlament würden zeigen, dass zehn Abgeordnete des EU-Parlaments einen “falschen Knopf” gedrückt hätten.

4. Das steht in der EU-Urheberrechtsrichtlinie
(golem.de, Friedhelm Greis)
Was steht eigentlich in der 149 Seiten umfassenden EU-Richtlinie zum “Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt”? Friedhelm Greis geht in seiner Analyse die entscheidenden Passagen durch.
Weiterer Lesehinweis: In einem weiteren Artikel schreibt Greis über den im Raum stehenden angeblichen Kuhhandel zwischen Deutschland und Frankreich in Sachen Uploadfilter (siehe dazu auch den “FAZ”-Beitrag Altmaier opfert Start-ups im Urheberrecht). Altmaier habe “wenigstens das Leistungsschutzrecht retten” wollen.

5. “Deut­sch­land hat eine lange Tra­di­tion, Euro­pa­recht falsch umzu­setzen”
(lto.de, Maximilian Amos)
Auf “Legal Tribune Online” hält der Zivilrechtsprofessor Michael Beurskens den Kompromissvorschlag für “evident europarechtswidrig”. Gegebenenfalls verstoße er sogar gegen das nationale Verfassungsrecht. Was “kreative” Umsetzungen des deutschen Gesetzgebers anbelangt, ist Beurskens mehr als skeptisch: “Deutschland hat eine lange Tradition, Europarecht falsch umzusetzen. Im Zweifel wird die Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten oder ein Urheber, der seine Rechte nicht an eine VG übertragen hat, die Frage in einem Prozess dem EuGH vorlegen lassen.”

6. Artikel 13 kommt: Was du jetzt mit deiner Wut anfangen kannst
(vice.com, Sebastian Meineck)
Millionen Unterschriften und Zehntausende Protestierer haben nichts genutzt: Die meistgehasste EU-Reform ist seit gestern beschlossene Sache. Wie kann und wird es jetzt weitergehen? Sebastian Meineck stellt seinen persönlichen Drei-Punkte-Plan vor: “1. Nicht aufgeben, denn was genau aus Artikel 13 wird, ist noch offen. 2. Stolz sein, denn die Internet-Generation hat jetzt eine politische Stimme. 3. Kritisch bleiben, denn das freie Internet wird auch von anderer Seite bedroht.”

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