“Killer-Tsunami” schwemmt “erste Bilder” an

Bild.de veröffentlichte heute — unmittelbar unter der Überschrift eines Artikels über den “Killer-Tsunami” auf den Samoa-Inseln — “dramatische Amateuraufnahmen” eines Tsunami-Augenzeugen.

Aus dem Off kommentiert Bild.de das 35-sekündige Amateur-Video mit diesen Worten:

Noch wirken diese Wellen harmlos. Doch sie bringen den Tod. Das Südseeparadies Samoa wenige Sekunden vor der Verwüstung. Amateuraufnahmen zeigen die ersten Bilder des tödlichen Südpazifik-Tsunamis. (…)

Die Aufnahmen zeigen Samoa? Wie bloß kommt es dann, dass ein Video mit den genau gleichen Aufnahmen den Titel “2004 Tsunami Video” trägt, seit dem 4. Oktober 2006 auf YouTube zu sehen ist und bereits über 1.7 Millionen mal angesehen wurde?

Mit Dank an Felix F.

Nachtrag, 16.20 Uhr: Bild.de hat die “dramatischen Amateuraufnahmen” von 2004 aus dem Artikel entfernt und offenbar gelöscht.

2. Nachtrag, 18.15 Uhr: Auf Bild.de erfolgt eine “Korrektur”, in der die Leser um Entschuldigung gebeten werden. Offenbar wurde das Video ungeprüft vom “Video-Portal LiveLeak” übernommen (wo Nutzerkommentare allerdings bereits seit gestern unermüdlich darauf hinweisen, dass die Bilder alt sind und nicht Samoa zeigen).

3. Nachtrag, 20.40 Uhr: Bei “Spiegel Online” beginnt der Videobericht “Immer mehr Todesopfer: Tsunamis und Erdbeben in Asien” ebenfalls mit besagtem Video.

Ansbach, Neuer, Parasiten

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Medienopfer von Ansbach”
(ndr.de, Video, 6:08 Minuten)
Nach dem Amoklauf von Ansbach streifen Journalisten durch die Innenstadt, sprechen potenzielle Schüler an, bieten Geld für das Vorzeigen von Brandwunden, bieten bis zu 800 Euro für eine Handynummer. Sie wollen auch dafür zahlen, wenn jemand einen vorgefertigten Text in eine Kamera spricht. In Ansbach ist man heilfroh, dass die Medienschar wieder weitergezogen ist.

2. “Ein Rezensent”
(woz.ch, Andreas Simmen)
Andreas Simmen, Programmleiter beim Rotpunktverlag in Zürich, macht auf Unstimmigkeiten bei Literaturrezensionen aufmerksam. Auf einen Rezensenten, der “seine Kritiken im linken ‘Neuen Deutschland’ (ND) als Benjamin Jakob und dann dasselbe als Uwe Stolzmann in der ‘Neuen Zürcher Zeitung’ (NZZ)”, publiziere, geht er besonders ein: “Dieser Rezensent unterhält eine Art Rezensionenmanufaktur; er hat einen gewaltigen Ausstoss, weshalb man von ihm nicht erwarten kann, dass er die Bücher auch noch liest.”

3. Die Medien und der Derby-“Skandal”
(weltfussball.de, Maike Falkenberg)
Nach einem Fußballspiel zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 wird der Torhüter Manuel Neuer beschuldigt, einem gegnerischen Spieler “den Ellenbogen ins Gesicht gerammt” zu haben. Doch: “‘Dem Kontrollausschuss liegen keine Hinweise auf ein grob sportwidriges Verhalten vor.’ Kein Ellenbogenschlag, kein Kopfstoß, keine weiteren Ermittlungen, keine Strafe – keine Story mehr? Weit gefehlt.”

4. “Die Unabhängigkeit der Medien in Frankreich”
(deuxzero.de/blog)
Einige Thesen zur Unabhängigkeit von französischen Medien. These 1a: “Der Politiker bestimmt die Agenda des Journalisten. Beide durchlaufen dieselben (Hoch-)Schulen und entstammen demselben Pariser Intellektuellen-Milieu. Der Journalist wird zum Sprecher des Politikers und erhält als Gegenleistung Informationen aus erster Hand. Die persönlichen Beziehungen zwischen Politiker und Journalist bestimmen die mediale Agenda. Investigativer Polit-Journalismus verkommt zu persönlichkeitsgesteuerter Polit-PR.”

5. “parasiten”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Zum Vorwurf, “Web-Medien” seien parasitär: “ist es nicht genauso parasitär, wenn ein papier-medium über eine veranstaltung berichtet? da setzt sich ein journalist in eine veranstaltung, hört sich an was gesagt wird und verbreitet danach diese fremde gedanken, quasi anderer leute ‘geistiges eigentum’, in irgendeinem medium.”

6. “BBC: Raus aus dem Elfenbeinturm”
(gutjahr.biz/blog, Richard Gutjahr)
Ein Besuch im BBC Television Centre, alternativ auch als Video (youtube.com, 3 Minuten)

Kleber, Calmy-Rey, Becker

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Claus Kleber
(zeit.de, Manuel J. Hartung)
ZDF-Moderator Claus Kleber im Gespräch mit “Zeit Campus”: “Ich bin skeptisch gegenüber Hochglanzlebensläufen, gerade im Journalismus. Man sollte lieber ein, zwei Semester draufgeben, um sich das journalistische Handwerk anzueignen, anstatt in Minimalzeit zu studieren.”

2. “Zwei Jahre Haft auf Bewährung für ehemaligen MDR-Sportchef”
(focus.de)
Wegen Betrugs und Steuerhinterziehung verurteilt das Landgericht Leipzig den Ex-MDR-Sportchef Wilfried Mohren zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und zu einer Geldstrafe von 9000 Euro: “Mohren hatte vor dem Urteil eine mehrseitige Erklärung verlesen. Darin hieß es, er habe sich oft unrichtig verhalten und wolle sich dafür entschuldigen.”

3. “Schweigen ist Gold”
(nzz.ch)
Die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey möchte in der Libyen-Affäre von den Medien ungestört arbeiten. Sie bittet darum: “Geben Sie uns Zeit, damit wir arbeiten können.”

4. Interview mit Harald Schmitt
(bildwerk3.de)
Der “Stern”-Fotograf Harald Schmitt zu seinen Veröffentlichungsrechten: “Die liegen bei mir. Der Verlag hat natürlich die Nutzungsrechte. Schließlich wurde mein Gehalt, die Reisekosten, die Filme und die Vergrößerungen vom ‘stern’ bezahlt. Von solchen Verträgen können heute die Kollegen nur noch träumen.”

5. “Google Wave Overview”
(youtube.com, Video, 7:52 Minuten)
Heute erhalten über 100’000 Beta-Tester eine Einladung zum Kommunikations- und Kollaborationswerkzeug Google Wave. Zwei Produktmanager zeigen, was man damit machen kann.

6. “Junger, alter Mann”
(wissen.spiegel.de, Jochen-Martin Gutsch)
Ein nachgetragenes “Spiegel”-Porträt von Boris Becker, in dem er Zürich mit Navigationsgerät knapp verfehlt. Auch die Journalisten werden erwähnt: “Reporter waren ihm bis auf diesen mallorquinischen Golfplatz hinterhergereist. Sie hatten gewartet. Einen Tag, zwei Tage. Nur für ein paar Sekunden mit ihm. Für ein paar mehr oder weniger belanglose Sätze über Vaterschaft und Schwangerschaft, so wie sie ihm früher hinterhergereist waren, für ein paar Sätze über seinen Rückhand-Slice.”

Ceci n’est pas un muentefering

Es sollte sich (selbst unter Journalisten) allmählich mal herumgesprochen haben: Was im Microbloggingdienst Twitter so alles veröffentlicht wird, ist nicht unbedingt das, was es zu sein scheint — und im Zweifelsfall ungefähr so glaubwürdig wie, sagen wir, die “Bild”-Zeitung.

Insbesondere der gefälschte Twitter-Account eines gewissen “Franz Müntefering” sorgte in der Vergangenheit schon wiederholt für Verwirrung, worauf die SPD-Zentrale gewohnheitsmäßig mit einem unmissverständlichen Dementi reagiert. Das letzte Mal – aber keinesfalls das letzte Mal – vor zwei Monaten, wie die Nachrichtenagentur AFP verbreitete:

Zwar habe es schon mehrfach Anfragen zu vermeintlichen Twitter-Botschaften des SPD-Chefs gegeben, hieß es aus dem Willy-Brandt-Haus. Doch “der Parteivorsitzende twittert nicht.”

Genutzt hat es nichts. Kaum meldete sich der falsche @muentefering heute aus gegebenem Anlass via Twitter-Botschaft zu Wort (siehe Screenshot), berichtete der, äh, Dingsbumssender n-tv (Eigenwerbung: “schnell und kompetent”) in seinem Online-Angebot:

Nach Informationen von n-tv soll der bisherige Umweltminister Sigmar Gabriel Parteichef Franz Müntefering nachfolgen. Der SPD-Chef bestätigte seinen Rückzug vom Parteivorsitz.

Mit Dank an netzpolitik.org.

Nachtrag, 30.9.2009: Heute hat dann auch die “Berliner Morgenpost” den vermeintlichen Twitterer Müntefering im Blatt, genauer gesagt, auf der Titelseite (siehe Ausriss und online natürlich). Dabei wusste doch die Konkurrenz von der “Berliner Zeitung” schon zu berichten, dass sich hinter @muentefering ein “Mitarbeiter einer Berliner PR-Agentur” und “Experte für virales Marketing” verberge.

Nachtrag, 1.10.2009: Bei n-tv.de wurde der Artikel inzwischen komplett umgeschrieben. Und auch die “Mopo” hat inzwischen gemerkt, dass es sich bei @muentefering “um einen gefälschten Account” handelt.

Bild  

Die Matthäus-Obsession

Hertha BSC Berlin hat sich gestern von Trainer Lucien Favre getrennt. Eine willkommene Gelegenheit für “Bild”, eine Frage zu stellen:

Matthäus neuer Hertha-Trainer?

Eine Frage mit Geschichte, denn wann immer in Deutschland oder weiten Teilen der bekannten Welt ein Trainer entlassen wird, sieht “Bild” Lothar Matthäus als Nachfolger. Im Profifußball gibt es kaum einen Verein, mit dem der “Bild”-Intimus nicht schon in Verbindung gebracht wurde. Die folgende Liste ist daher sicher unvollständig:

In Hannover steht Lothar auf der Liste

Matthäus zu Belgrad?

Und was ist an den Gerüchten dran, dass er Kamerun-Trainer wird? Matthäus: "Ich habe vor einigen Wochen einen losen Kontakt gehabt. Seitdem habe ich nie wieder was gehört."

Matthäus nach Bielefeld? Wirtschaftsbosse wollen den Weltmeister finanzieren

Endlich ein Angebot! Matthäus nach Ungarn?

Verkappter Rauswurf: Funkel geht! Abschiedsspiel gegen HSV. Kommt Skibbe oder Matthäus?

Matthäus bald in Düsseldorf?

Nationaltrainer von Israel?

Slomka, Effe, Matthäus: Wer wird neuer Gladbach-Trainer?

Basler sieht Matthäus als Bayern-Trainer

Bald Trainer in Tel Aviv?

Hier kommt Matthäus zur ersten Verhandlung: Sagt er heute Ja zum Club?

Bundestrainer-Suche: Matthäus: "Ich denke schon über die deutsche Aufstellung nach"

Als im Sommer zahlreiche Trainerposten neu besetzt werden mussten, druckte “Bild” “als Service” die Namen von 50 Trainern die gerade frei waren — ganz oben natürlich Matthäus. Der wurde im Mai auch als “Außenseiter” für den Posten des neuen Bayern-Trainers gehandelt, nachdem sein Name schon im Jahr 2007 bei der letzten Trainersuche der Bayern in “Bild” stand.

In einem Interview aus dem Juni dieses Jahres ist die Verzweiflung auf beiden Seiten daher fast zum Greifen nahe:

Matthäus: Warum holt mich keiner?

Graeter, Amanpour, Knüwer

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. Interview mit Michael Graeter
(galore.de, Susanna Riethmüller)
Klatschreporter Michael Graeter, vor kurzem noch Gefängnisinsasse unter anderem wegen Insolvenzverschleppung, im ausführlichen Interview: “Natürlich kann man vieles vom Schreibtisch aus recherchieren, am Telefon. Aber: Nur vor Ort wartet die Geschichte, die man eben nicht erwartet hat. Meistens trifft man irgendjemanden, und der hat dann noch eine ganz neue Story dabei. Vielen jungen Reportern, ich muss es leider so sagen, fehlt ein bisschen der Biss.”

2. Interview mit Christiane Amanpour
(spiegel.de, Frank Hornig und Thomas Schulz)
CNN-Reporterin Christiane Amanpour wechselt nach 20 Jahren Auslandberichterstattung in den Innendienst: “Was mich schmerzt, ist, mit welchem Zynismus Nachrichten und Berichterstattung oft gesehen werden. Wir riskieren unser Leben, wir glauben an eine Aufgabe, die wir zu erfüllen haben. Das ist doch kein Videospiel!”

3. “‘Spiegel TV’ tritt Berlin in die Tonne”
(faz.net/blogs/fernsehblog, Peer Schader)
“Was ‘Spiegel TV’ da für den späten Sonntagabend zusammengepappt hat, ist das Ergebnis eines Elendsjournalismus, der selbst fürs deutsche Fernsehen ungewöhnlich eklig ist, weil er nur zu dem Zweck betrieben wird, dass sich selbstgefällige Reporter über alles und jeden lustig machen können, der so leichtsinnig war, dem Kamerateam nicht Hausverbot zu erteilen.”

4. Interview mit Thomas Knüwer
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
Thomas Knüwer, bisher beim “Handelsblatt”, wird Medienberater. Und er weiss auch wieso: “Viele Unternehmen sehen, dass da etwas vor sich geht mit dem Internet aber sie stehen wie der Ochs vorm Berge und suchen nach Menschen, die ihnen Orientierung bieten können.”

5. Interview mit Res Strehle
(sonntagonline.ch, Christof Moser und Kurt-Emil Merki)
Nach der “NZZ” und vor dem “Blick” gibt sich auch die Tageszeitung “Tages-Anzeiger” einen neuen Anstrich. Einer der Chefredakteure, Res Strehle, will das “Pflichtprogramm” reduzieren: “Ich stelle mir vor, dass künftig vielleicht noch rund die Hälfte der Redaktion tagesaktuell arbeitet. (…) Die andere Hälfte arbeitet in einer Geschwindigkeit, welche zwei, drei Tage Recherche und Analyse erlauben.”

6. “Don’t Bail Out Newspapers”
(blog.newsweek.com/blogs/techtonicshifts, Daniel Lyons, englisch)
Daniel Lyons will nicht, dass die Zeitungen vom Staat unterstützt werden: “Let Them Die and Get Out of the Way.”

101,4-prozentig daneben

Nachdem sogar der Bundeswahlleiter in den allmächtigen Hype um Twitter eingestimmt hatte und hochoffiziell und international davor warnte, Ergebnisse so genannter “Exit polls” auf der Kurznachrichtenplattform zu verbreiten, stand das Szenario für den Wahlabend fest:

1. Dutzende Journalisten würden Twitter durchstöbern, um die erwarteten Indiskretionen zu entdecken.
2. Hunderte von Twitter-Nutzern würden sich einen Spaß draus machen, ständig neue Wahlprognosen zu erfinden und zu veröffentlichen.

Unter den Spaßvögeln: ein Unbekannter, der sich einfach als FDP-Kreisverband Unna ausgab und prompt eine angebliche Prognose aus Berlin weitertwitterte. Das war zwar liebevoll gemacht, der vermeintliche FDP-Funktionär erfand sogar einen mahnenden Anruf aus der Parteizentrale in Berlin. Trotzdem überzeugte die Fälschung keine zwei Minuten lang.

So hatte der vermeintliche Liberale im Überschwang 101,4 Prozent an Stimmen verteilt, die FDP in Unna war problemlos telefonisch erreichbar und dementierte sofort. Wer würde dennoch auf die plumpe Vorstellung reinfallen?

Ja, wer?

Dicker Patzer: Die FDP aus Unna „zwitscherte“ noch vor Schließung der Wahllokale über den Dienst „Twitter“ Prognosen zur Wahl. Schnell kam ein mahnender Anruf aus Berlin, das kann schließlich Wähler beeinflussen.

Im Nachhinein hat Bild.de dann doch erkannt, dass mit den Prognosen etwas nicht stimmt:

Die angeblichen Ergebnisse wurden teilweise bis auf die zweite Stelle hinter dem Komma genannt – was allerdings nicht der Arbeitsweise der Demoskopen entspricht.

Ein anonymer Twitter-Nutzer schrieb unter dem Namen des Forschungsinstituts infas/dimap. Ein anderer anonymer Nutzer twitterte unter dem Namen “FDP_Unna”. Die Fake-Accounts und Prognosen wurde inzwischen gelöscht.

Stimmt aber auch nicht: Der Fake-Account der FDP Unna ist immer noch online.

Bild  

Ein Brief für alle Fälle

Bei menschlichen Dramen ist die Neigung des Boulevards, das Drama noch ein bisschen dramatischer zu machen, besonders groß. “Bild” berichtete in der vergangenen Woche zweimal über solche Dramen — und gab der Geschichte in einem Fall noch einmal einen ganz besonderen Dreh…

Fall eins spielt in der Nähe des Berliner Flughafens Schönefeld. Dort verbrennt sich eine Frau mit ihren drei Kindern im Auto. Zuvor, so berichtet “Bild”, hinterlässt sie ihrem Mann einen Zettel, eine kurze Notiz, die man  als “Abschiedsbrief” werten könnte. Sie schrieb (wie auch die zuständige Staatsanwaltschaft bestätigt):

Entschuldigung. Danke. Kannst nicht noch mehr helfen.

Der zweite Fall ereignet sich in Passau. Ein offenbar hoffnungslos betrunkener Mann betritt die Polizei, beginnt zu randalieren, nimmt einem Polizisten die Waffe ab, schießt auf ihn und verletzt ihn schwer. Auslöser, so mutmaßt “Bild”, könnte ein Streit mit der Frau des Täters gewesen sein. Denn auch sie hinterließ — laut “Bild” — eine Abschiedsnotiz:

In seiner Wohnung fanden Polizisten eine kurze Abschiedsnotiz in der Handschrift der Frau: Entschuldigung. Danke. Kannst nicht noch mehr helfen.

Tatsächlich? Die Passauer Polizei sagt uns jedenfalls auf Nachfrage, dass es dort gar keinen Abschiedsbrief gegeben hat; erst recht nicht einen mit dem identischen Wortlaut wie im Fall Schönefeld.

Mit Dank an Florian M.!

Westdeutsche Zeitung, Aust, AP

6 vor 9

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1. “Herr Maus, Sie sind eine Petze!”
(andreas-helsper.de)
Robert Maus, verantwortlich für die Redaktion Wuppertal der “Westdeutschen Zeitung”, beschwert sich nach einem Blogeintrag des Lesers Andreas Helsper bei dessen Chef. Helsper schreib über einen Artikel von Maus mit dem Titel “5000 Wuppertaler wollen Angela Merkel in Barmen sehen“. Im offenen Brief an Maus stellt Helsper klar: “Der Blogeintrag ist, um dies klar und deutlich zu sagen, meine Privatsache.”

2. Interview mit Stefan Aust
(diepresse.com, Isabella Wallnöfer)
Ex-“Spiegel”-Chefredakteur Stefan Aust entwickelt für die WAZ-Gruppe “etwas im Magazinbereich”, “keine Frauenzeitschrift”. Enthüllungsgeschichten, so glaubt er, hätten oft etwas mit Zufall zu tun. “Wenn sich Journalisten großer Titel dann als investigativ bezeichnen, kommen sie mir manchmal vor wie der Schrankenwärter, der glaubt, der Zug kommt, weil er die Schranken heruntergelassen hat.”

3. Twitter-Manipulation zur Bundestagswahl
(docs.google.com)
Die Diskordische Mediengruppe 09 bekennt sich zu Manipulationen auf Twitter zur Bundestagswahl 2009: “Wir haben die Veröffentlichung von Exit-Polls auf Twitter am Wahltag dominiert, manipuliert, ja sogar gefälscht was das Zeug hält.”

4. “Streik der Praktikanten”
(taz.de, Anna Mauersberger)
Die “taz”-Praktikanten, die “die eigene Arbeitskraft für Nichts” hergeben, rufen in einer Beilage zum Streik auf (am 9. Oktober): “Und so sitzen der und die Prakti bis spät abends noch hörig vor ihrem Computer-auf-Zeit, verzichten auf Urlaubstage, feiern niemals krank – während die Chefs sich ins Fäustchen lachen.”

5. “AP Publishes Internal Notes About Roman Polanski Arrest As News Story”
(businessinsider.com, Dan Frommer, englisch)
Dan Frommer dokumentiert eine (derzeit auf forbes.com online stehende) Meldung von AP, in der versehentlich interne Diskussionen veröffentlicht wurden: “is frank around too, or are you alone?”

6. “Michael Graeter bei Kerner”
(youtube.com, Video, 6:31 Minuten)
Die nicht in die ZDF-Mediathek aufgenommene “Johannes B. Kerner”-Sendung mit dem Gast Michael Graeter findet sich in Ausschnitten auf YouTube.

Graeter, Wallraff, Boudgoust

6 vor 9

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1. “Ihr seid die Langweiler!”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Michael Hanfeld kritisiert die Fernsehmacher als “Langweiler, die sich selbst inszenieren, die aufgehört haben, Fragen zu stellen, die nichts wissen wollen.”

2. “ZDF sperrt Graeter”
(fr-online.de, Ulrike Simon)
Das ZDF stellt die Sendung “Johannes B. Kerner” mit dem Gast Michael Graeter nicht in die Mediathek: “Interventionen aus dem Umfeld des CSU-Politikers Edmund Stoiber, der als früherer CSU-Chef auch für die politische Glaubwürdigkeit der Partei zuständig war, sollen dazu geführt haben, heißt es aus gut unterrichteten Kreisen.”

3. “Schluss mit dem Gebell”
(dasmagazin.ch, Rico Czerwinski)
Rico Czerwinski ist es zu laut bei den politischen Talk-Sendungen am Fernsehen: “Kann man denn heute überhaupt noch unterhaltsam über Politik oder mit Politikern sprechen, ohne seine Zuhörer zu beleidigen? Gewiss.”

4. “Als Somalier in Deutschland”
(n-tv.de)
“Der Publizist und Journalist Günter Wallraff ist in die Rolle eines Flüchtlings aus Somalia geschlüpft und will seine Erfahrungen im Herbst veröffentlichen.”

5. Porträt von Peter Boudgoust
(merkur.de, Volker S. Stahr)
“Verwaltungsmann” Peter Boudgoust, Intendant beim SWR, möchte “gutes Fernsehen” machen. “Konkret heißt gutes Fernsehen für ihn: populäre Programme am Freitag- und Samstagabend, Sport und ‘Tatort’. Es heißt aber auch Information und Dokumentation.”

6. “HOW TO: Launch Your Own Indie Journalism Site”
(mashable.com, Maria Schneider, englisch)
“Here, five former mainstream media reporters share their tips and best advice for creating a startup journalism site.”

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