Suchergebnisse für ‘rundfunkgebühren’

“Zuruf-Journalismus”, Falsche Debatte, Daubners Lachanfall

1. Die falsche Debatte
(deutschlandfunk.de, Marina Weisband)
Marina Weisband setzt sich im Deutschlandfunk mit der aktuellen Berichterstattung über Migration auseinander. Sie stellt fest, dass die Art der Berichterstattung Ängste in der Bevölkerung schüre, obwohl die Anzahl der Asylanträge in den vergangenen Jahren nicht signifikant gestiegen sei. Viele Alltagsprobleme in Deutschland hätten nichts mit Migranten zu tun, sondern mit anderen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen.

2. Artikel auf Zuruf: Wenn Lokaljournalismus sich als Beschwerde-Verstärker missversteht
(uebermedien.de, Felix Zimmermann)
Bei “Übermedien” kritisiert Felix Zimmermann die Arbeitsweise der Oldenburger “Nordwest-Zeitung”, die er als “Zuruf-Journalismus” bezeichnet. Sein Vorwurf: Die Redaktion veröffentliche viele Geschichten nur aufgrund von Beschwerden einzelner Personen und ohne ausreichende eigene Recherche oder Hintergrundinformationen. Und sie neige dazu, sich auf die Seite der Beschwerdeführer zu stellen, auch wenn die Beschwerden nicht repräsentativ für ein größeres Problem seien. Dieser “Zuruf-Journalismus” gebe “Wutbürgern Raum und hinterfragt deren Wut nur selten oder deckt Hintergründe auf, die die Wut vielleicht ein wenig relativieren könnten. Manchmal macht er sich deren Wut auch zu eigen”.

3. “Leute heute”-Abschied: Roter Teppich, blaues Blut, jetzt ist’s gut
(dwdl.de, Peer Schader)
Das ZDF-Promimagazin “Leute heute” wird nach 26 Jahren eingestellt. Es habe sich von anderen Boulevardformaten dadurch unterschieden, dass es vor allem auf “Positives, Glanz und Glamour” gesetzt habe. Peer Schader blickt ironisch zurück – und dankbar: “Weil mich kaum etwas anderes so sehr davon hätte überzeugen können, professioneller Medienkritiker zu werden, wie als ZDF-Praktikant eine zeitlang täglich die Botschaften eines Werbepartners mit Meldungen von ‘Leute heute’ im Netz zusammenzuparfümieren, damit durch ‘solche Verwertungserlöse (…) die Rundfunkgebühren einigermaßen erträglich gehalten werden’ können, wie man sich in Mainz auf Anfrage zu erklären wusste.”

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4. Auf die ganze Welt neugierig
taz.de, Dominic Johnson & Sven Hansen)
Der Journalist Willi Germund, ehemaliger Korrespondent der “taz”, ist im Alter von 68 Jahren gestorben. In einem Nachruf würdigt die Redaktion die Lebensleistung des weit gereisten Reporters, der mehr als 40 Jahre lang aus Lateinamerika, Afrika und Asien berichtet hat: “Er war einer der letzten Auslandskorrespondenten alten Schlages, ein Abenteurer, der immer neugierig blieb und stets Offenheit für andere Menschen zeigte.”

5. Zeitschriften-Umschau (September 2023)
(medienbildungshub.de)
Die “Zeitschriften-Umschau” für September auf medienbildungshub.de präsentiert Artikel aus aktuellen Fachzeitschriften zum Thema Medienbildung, Medienpädagogik und Medienkompetenz. Den Anfang macht die Zeitschrift “Medienimpulse”, die sich unter anderem mit der “medialen Materialität von Handys” in Filmen beschäftigt. Weitere besprochene Publikationen thematisieren den Umgang mit Künstlicher Intelligenz, die Verbindung von Ökonomie und Medien, die Medienkompetenz in der digitalen Welt und die Rolle von Social Media in der heutigen Gesellschaft.

6. Daubner bekommt Lachanfall in der tagesschau
(tagesschau.de, Video: 1:15 Minuten)
“Tagesschau”-Sprecherin Susanne Daubner ist selbst zum Berichtsgegenstand der “Tagesschau” geworden: durch einen Lachanfall – natürlich während der Aufzeichnung einer “Tagesschau”.

Googles Löschpflicht, Wikipedias Licht und Schatten, Haft mit Internet

1. Google muss Links zu Fal­sch­in­for­ma­tionen auch ohne Urteil löschen
(lto.de)
Laut eines neuen Urteils des Europäischen Gerichtshofs müssen Suchmaschinen wie Google Einträge aus den Ergebnislisten löschen, wenn Betroffene nachweisen können, dass die darin enthaltenen Informationen falsch sind. Vorher mussten diese Personen sich zuerst an denjenigen wenden, der die Informationen ins Netz gestellt hatte.

2. Ambivalente Erfolgsgeschichte der Wikipedia
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Adrian Lobe schreibt über den Erfolg der Wikipedia als Lexikon des Weltwissens, der jedoch auch seine Schattenseiten habe: “Die Wikipedia ist weiterhin ein Club von weissen, englischsprachigen Männern ist, die überwiegend in christlich geprägten Ländern auf der Nordhalbkugel leben. Und diese Männer schreiben hauptsächlich für Männer und über Männer.”

3. Häftlinge in Berlin bekommen Internetzugang
(deutschlandfunk.de, Claudia van Laak, Audio: 5:19 Minuten)
Als erstes Bundesland wolle Berlin den Menschen, die in Gefängnissen sitzen, einen eingeschränkten Zugang zum Internet anbieten. Eine Neuerung, die auch der Berliner Justizsenatorin und Politikerin der Linken Lena Kreck zu verdanken sei: “Wir nehmen nämlich den Resozialisierungsauftrag ernst. Nicht nur, weil wir das politisch richtig finden, sondern sie haben ein Grundrecht auf Resozialisierung, das ergibt sich aus dem Grundgesetz. Und damit schaffen wir eine erfolgreiche Resozialisierung durch Digitalisierung.”

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4. US-Bundesstaat Indiana reicht Klagen gegen TikTok ein
(zeit.de)
Der Generalstaatsanwalt des US-Bundesstaats Indiana hat zwei Klagen gegen TikTok eingereicht. Er wirft der chinesischen Plattform irreführende Angaben zur Datensicherheit und mangelnden Schutz junger Nutzerinnen und Nutzer vor. TikTok sei ein “Trojanisches Pferd” Chinas.

5. Bundeskanzler Scholz prüft Rückzug von Twitter
(spiegel.de)
Auch im Bundeskanzleramt beobachte man mit Sorge die Entwicklungen bei Twitter und schaue sich nach möglichen Alternativen um. Die chinesische Videoclip-Plattform TikTok komme als möglicher Rückzugsort nicht in Frage. Dort sei Bundeskanzler Olaf Scholz nicht vertreten und werde auch zukünftig fernbleiben.

6. BBC soll bis 2030 Onlineplattform werden
(faz.net, Gina Thomas)
Die BBC feiert in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen und kämpft angesichts anstehender gesetzlicher Veränderungen, die den Wegfall der Rundfunkgebühren bedeuten könnten, um ihre Existenz. Nun wolle Senderchef Tim Davie die BBC zum führenden Netzportal umbauen.

tagesschau.de und der “Erfinder”, “VerschwörungsChecker”, Royales

1. Fehler auf tagesschau.de zu “Erfinder” aus Simbabwe
(blog.tagesschau.de, Juliane Leopold)
tagesschau.de ist auf einen angeblichen Erfinder aus Simbabwe hereingefallen und veröffentlichte vergangenen Freitag einen Artikel, in dem der Hochstapler mitsamt seiner Quatsch-Technologie vorgestellt wurde. Nun meldet sich die verantwortliche Korrespondentin zu Wort: “Ich bin den pseudowissenschaftlichen Erklärungen des Protagonisten meines Beitrags aufgesessen. Die Forschungen des Simbabwers sind wissenschaftlich nicht belegt. Es ist wahrscheinlich, dass sie auch nie belegt werden, weil sie physikalischen Grundsätzen widersprechen. Für die Falschmeldung bitte ich aufrichtig um Entschuldigung. Sie trifft mich zutiefst in meinem journalistischen Selbstverständnis und steht nicht für mein Ethos als Berichterstatterin.”

2. Debatte um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Die Springer-Presse mache gerade vor, wie sich eine notwendige Diskussion über Missststände bei den Öffentlich-Rechtlichen in absoluten Nebensächlichkeiten verlieren kann, findet Joachim Huber im “Tagesspiegel”. Sein Vorschlag: “Vielleicht treten jetzt mal alle einen Schritt zurück, um die Problemlage genauer und schärfer zu erkennen, um vom Detail zum Großen und Ganzen zu kommen. Wenn ‘Bild’ und ‘Welt’ in ihrer Wadenbeißerei das nicht schaffen, dann müssen das die anderen Medien schaffen – aus der schlichten Erkenntnis heraus, dass es dieser Gesellschaft nicht gut bekäme, wenn Springers TV ARD und ZDF ersetzen würde.”

3. Der Journalismus der Zukunft
(netzpolitik.org, Markus Beckedahl)
netzpolitik.org-Gründer Markus Beckedahl hat bei der “Besser-Online”-Konferenz des Deutschen Journalisten-Verbands über die Zukunft des Journalismus gesprochen: Wie kann moderner Journalismus aussehen? Und was braucht er unter den heutigen Bedingungen? Der Beitrag fasst die wichtigsten Punkte der Keynote zusammen.

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4. Wir müssen die Welt sichtbarer machen
(journalist.de, Carsten Stormer)
Kriegsreporter Carsten Stormer berichtet seit Jahren über Konflikte und Krisen. Beim “journalist” appelliert er an die Redaktionen, ihren Blick zu weiten. In einer globalisierten und vernetzten Welt hänge alles irgendwie miteinander zusammen: “Ich frage mich oft, wieso wird etwas erst dann zur Bedrohung, wenn es vor der eigenen Haustüre auftritt. So kommt der Journalismus zwangsweise immer zu spät.”

5. Neues Online-Tool gegen Verschwörungserzählungen
(belltower.news, Veronika Ertl)
Die Amadeu Antonio Stiftung hat einen “VerschwörungsChecker” programmieren lassen, mit dem man entsprechende Erzählungen ganz einfach auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen können soll: “Der Checker ist so konzipiert, dass man jede beliebige Verschwörungserzählung checken kann – auch aus dem Grund, dass uns in unserer Arbeit und auch in der Pandemie so viele verschiedene Verschwörungserzählungen begegnet sind, die zwar zum Teil total absurd und leicht zu durchschauen sind, aber zum Teil eben auch sehr real klingen.”

6. Eine Königin, die mit Bildern herrschte
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Mirjam Kid)
Das Staatsbegräbnis der Queen war ein einzigartiges internationales Medienereignis mit Milliarden von Zuschauerinnen und Zuschauern. Anlass für den Deutschlandfunk, einen Blick auf die Medienarbeit und die Medienresonanz der verstorbenen Regentin zu werfen, die bereits bei der Inthronisierung für Rekorde sorgte: “Schon die Amtszeit der Queen begann mit einem bis dahin nie dagewesenen Medienspektakel. Die Krönung von Elisabeth II. am 2. Juni 1953 war die erste, die live übertragen wurde. Laut der BBC verfolgten damals mehr als 20 Millionen Menschen die Zeremonie im Fernsehen und übertrafen damit zum ersten Mal die Zahl der Radiohörenden.”
Weiterer Lesehinweis: Lindner fordert Deckelung der Rundfunkgebühren: “Dass mit ARD, ZDF und Phoenix drei deutsche Sender live und parallel vom Begräbnis der Queen aus London sendeten, belege sehr gut, welch ‘erhebliches Einsparpotenzial’ es beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk gebe, sagte Lindner.” (faz.net)

Reichelts Apokalypse, Schutzkonzepte für Herbst nötig, Das Bier der Polizei

1. Aufmerksamkeitssuche mit Apokalypse
(belltower.news, de:hate)
“Belltower.News”, das Internetportal der Amadeu Antonio Stiftung, analysiert, mit welchen Mitteln Ex-“Bild”-Chefredakteur Julian Reichelt auf Youtube operiert. Bei Reichelts Videos handele es sich um “geistige Brandstiftung mit aggressiver Rhetorik”, wie man sie aus den USA kenne: “Sein neues YouTube-Format ‘Achtung, Reichelt!’ ist dabei nicht innovativ, sondern stark am rechtspopulistischen Meinungsjournalismus des amerikanischen Nachrichtensenders Fox News angelehnt. Insbesondere die rhetorischen Mittel des verrufenen Fox News Talkers Tucker Carlson scheinen den Ex-BILD-Chef überzeugt zu haben.”

2. Frankreich schafft Rundfunkgebühren ab
(tagesschau.de)
In Frankreich rücke das Ende der Rundfunkgebühren näher: Nach der französischen Nationalversammlung habe nun der Senat für die Abschaffung der Rundfunkgebühren gestimmt. Künftig solle der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch den Staat finanziert werden. Der Deutsche Journalisten-Verband kritisiert die Entwicklung: “Zum einen ist die Höhe der staatlichen Finanzierung unklar, zum anderen gerät die journalistische Unabhängigkeit unter die Räder, wenn der Staat die Finanzierung übernimmt.”

3. Deshalb habe ich meinen Twitter Account deaktiviert
(youtube.com, Anwalt Jun, Video: 20:55 Minuten)
Nach dem Tod der österreichischen Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, der im Netz viel Hass entgegengeschlagen war (BILDblog berichtete), haben sich einige prominente Stimmen von Twitter verabschiedet, darunter der Anwalt Chan-jo Jun. Auf Youtube erklärt Jun noch einmal ausführlich die Beweggründe für seine Entscheidung.
Weiterer Lesehinweis: Nach dem Tod von Lisa-Maria Kellermayr “stehen Polizei, Justiz und die Plattformen in der Pflicht”, findet Tanja Tricarico in der “taz”.

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4. DJV fordert Schutzkonzepte
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Deutsche Journalisten-Verband fordert von den Polizeibehörden des Bundes und der Länder Schutzkonzepte für Medienschaffende, die über Protestkundgebungen berichten: “Es ist höchste Zeit, dass die Polizeiführungen festlegen, wie sie uns schützen wollen.” Wenn der von Impfgegnern und “Querdenkern” angekündigte heiße Herbst erst begonnen habe, sei es für vorausschauende Maßnahmen zu spät.

5. Dem Kreml glaubt fast niemand
(faz.net, Lara Kirschbaum)
Gemäß einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom verfange die russische Staatspropaganda in Deutschland nicht: “Von den 1004 befragten Bürgern ab 16 Jahren, die Teil der Studie waren, gab die Mehrheit von 87 Prozent zum Thema an, sie misstraue der russischen Regierung, 80 Prozent sagten dies mit Blick auf die russischen Medien. Nur vier Prozent gaben an, sie mäßen russischen Medien Wahrheitsgehalt zu, der Rest der Befragten enthielt sich.”

6. Polizei Essen bittet nach Twitter-Panne um Entschuldigung
(spiegel.de)
“Fürs Biertasting am Freitag im Café Kram in Bottrop sind noch Plätze frei”, verkündete die Polizei Essen auf Twitter und sorgte damit für größere Verwirrung, offenbar auch in den eigenen Reihen: “Wir können uns nicht erklären, wie dieser Beitrag in unser Profil gelangen konnte, Nachforschungen diesbezüglich laufen.” Mittlerweile sind diese “Nachforschungen” abgeschlossen, die Polizei konnte den Täter ermitteln.

False-Balance-Debatte, Baerbock Hauptziel, Schweigers Impf-Gerede

1. Böhmermann attackiert Lanz: Wie groß ist die Gefahr der False Balance?
(rnd.de, Imre Grimm)
Bei der “Langen Nacht der Zeit” haben “Zeit”-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo, Satiriker Jan Böhmermann und ZDF-Moderator Markus Lanz über “Macht und Ohnmacht des politischen Journalismus” gesprochen. Bei einem Schlagabtausch zwischen Böhmermann und Lanz ging es um die Frage, ob man viel kritisierte Corona-Forscher wie Alexander Kekulé oder Hendrik Streeck eine breite TV-Bühne bieten soll. Dabei fiel auch das Stichwort der “False Balance”. Imre Grimm fasst die Argumentation der Gesprächspartner zusammen und ordnet das Ganze ein.

2. Viel Weißraum um Nichts – Der Streit um Annalena Baerbock und das “Bild”-Interview
(meedia.de, Tobias Singer)
“Das ist ihre Seite, Frau Baerbock” titelte die “Bild am Sonntag” vorgestern und ließ die Seite weiß. Wie es dazu gekommen war? Baerbock hatte ein Interview aus Termingründen abgesagt. Offenbar beleidigt schrieb die “BamS”: “Annalena Baerbock ist die erste grüne Spitzenkandidatin, die vor einer Bundestagswahl keine Zeit für ein Interview mit Bild am Sonntag hatte.” In seinem Kommentar entgegnet Tobias Singer: “Es gibt kein Recht auf ein Interview, auch nicht für ‘Bild’. Andere mussten da auch durch. Wenn Rezo und Tilo Jung eine Absage von Armin Laschet einfahren, dann ist das vielleicht eine vertane Chance für ein junges Publikum, aber: Es gibt kein Recht auf ein Interview.”

3. Faktenprüfer sehen Annalena Baerbock als Hauptziel von Desinformation
(zeit.de)
Nach einem Bericht des Kampagnennetzwerks Avaaz ist die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock im Vergleich zu anderen Politikern und Politikerinnen derzeit das Hauptziel von Desinformationsnarrativen im Fernsehen, in Print- und Online- sowie in Sozialen Medien. Grundlage der Auswertung seien zwischen dem 1. Januar und dem 31. August dieses Jahres erhobene Daten der Faktencheck-Redaktionen der Deutschen Presse-Agentur, der Nachrichtenagentur AFP und des Rechercheteams von “Correctiv”.

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4. Springer positioniert “Die Welt” als “Zeitung fürs Wesentliche”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Der Springer-Konzern hat seine Tageszeitung “Die Welt” gestrafft und relauncht: “Statt für 2,80 Euro ist ‘Die Welt’ künftig für genau zwei Euro zu haben. Allerdings schrumpft auch der Inhalt: Auf regulär 16 Seiten sollen in der Zeitung die einzelnen Stücke ‘pointierter und damit kürzer’ ausfallen, gleichzeitig sollen die Struktur stringenter und die Inhalt stärker gebündelt werden, heißt es. Ein Schritt, der wohl auch als Reaktion auf gesunkene Auflagenzahlen gewertet werden kann.”

5. Dokumentarfilm “Eine andere Freiheit” mit Til Schweiger sorgt für Wirbel
(tagesspiegel.de, Christopher Stolz)
Am Wochenende wurde ein Trailer zu einem, nun ja, Dokumentarfilm veröffentlicht, in dem sich der Schauspieler Til Schweiger gegen die Corona-Impfung für Kinder ausspricht: “Für Kinder ist dieser Virus absolut harmlos. Und die Gefahr von so einer Impfung, die man nicht erforscht hat, ist ungleich höher als der Virus selber. Deswegen halte ich persönlich das für entsetzlich”. Belege für seine Behauptungen nennt er nicht. Außerdem redet Schweiger davon, dass unser Grundgesetz “mehr oder weniger” außer Kraft gesetzt sei. Der “Tagesspiegel” hat dazu einige Stimmen zusammengestellt, darunter auch die des “6-vor-9”-Kurators.

6. Der Beitragsservice und ich
(taz.de, Bert Schulz)
Bert Schulz, Leiter des Berliner “taz”-Büros, erhält eine E-Mail aus der Buchhaltung: Es sei ein Pfändungsbescheid eingegangen, im Auftrag des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Es gehe um 888 Euro angeblich nicht bezahlter Rundfunkgebühren. Mit großem Einsatz gelingt es Schulz, die Sache klarzustellen, da flattert eine Nachforderung ins Haus. Nun soll er mehr als 1.200 Euro nachzahlen: “Mein Fall mag ein unglücklicher Einzelfall sein. Eine Häufung dummer Zufälle, die ausgerechnet mich erwischt hat. Auch der Beitragsservice teilt mir mit, man könne sich selbst nicht erklären, wie die falschen Daten übermittelt wurden – und warum keiner der Briefe zurückkam. Dennoch ist mir das alles an die Substanz gegangen, hat mich verwirrt, geärgert, verunsichert. Und ich habe mich mehrmals gefragt: Hätte ich zum Beispiel als 80-Jähriger Kraft und Nerven gehabt, den Irrtum aufzuklären?”

Talkshow-Pionier Bio, Turnen statt Boxen, Kunstfreiheit im Rap

1. Der Zauber der zwanglosen Plauderei
(spiegel.de, Arno Frank)
Der Fernsehmoderator, Buchautor und Jurist Alfred Biolek ist im Alter von 87 Jahren gestorben. Biolek gilt in Deutschland unter anderem als Pionier des Talkshow-Genres. Viele kennen ihn nur von seinen Kochsendungen, Biolek war aber auch für Formate wie Rudi Carrells “Am laufenden Band”, “Bio’s Bahnhof” und “Boulevard Bio” verantwortlich. Etliche Stars hatten in einer seiner Sendungen ihren ersten Auftritt. So holte er beispielsweise als Erster die Komiker-Truppe Monty Python nach Deutschland.
Weiterer Lesetipp: Köfte und Knast: Böhmermann brutzelt auf Bios Spuren (dwdl.de, Alexander Krei).

2. “Allerfeinstes Mobbing”
(faz.net)
Der Fußballreporter Jörg Dahlmann und der Pay-TV-Sender Sky haben sich nach einer umstrittenen Äußerung Dahlmanns getrennt. Dieser fühlt sich von Sky gemobbt: “Der Sender hat den Riesenfehler gemacht, sich zu sehr durch Twitter-Hater leiten zu lassen. Diese Empörungsgemeinde hat die Politik des Senders beeinflusst.” Offenbar gab es bereits lange Unstimmigkeiten zwischen Sky und Moderator, wie der Sender andeutet: “In der Vergangenheit haben zahlreiche Gespräche zwischen Sky und Jörg Dahlmann stattgefunden, die einen verantwortungsvollen Umgang mit Sprache zum Thema hatten. Jörg Dahlmann, der regelmäßig vor einem Millionenpublikum kommentierte, hat leider kein Bewusstsein dafür gezeigt, dass er als Multiplikator eine entsprechende Verantwortung trägt.”
Dazu auch: Ein Twitter-Kommentar des “11-Freunde”-Chefredakteurs Philipp Köster zu einer von Dahlmanns Aussagen.

3. 3,8 Milliarden Telefonnummern werden im Darknet verkauft
(golem.de, Oliver Nickel)
Im Darknet behauptet ein anonymer Hacker, im Besitz der Kontakte aller 10 Millionen Clubhouse-User und deren Telefonbücher zu sein, und bietet die Daten zum Verkauf an. Es soll sich dabei um insgesamt 3,8 Milliarden Telefonnummern handeln. Das Unternehmen, dem schon einmal 1,3 Millionen Datensätze abhanden gekommen sind, widerspricht: “Es gab keinen Datenleak bei Clubhouse. Es gibt eine Reihe von Bots, die Milliarden von zufälligen Telefonnummern generieren. Für den Fall, dass eine dieser zufälligen Nummern aufgrund eines mathematischen Zufalls auf unserer Plattform existiert, gibt die API von Clubhouse keine benutzeridentifizierbaren Informationen zurück.”

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4. Turnen statt Boxen
(taz.de, Alina Schwermer)
Frauen, die Spitzensport machen, sind in den Medien unterrepräsentiert. Wenn sie zu sehen sind, dann eher passiv und in kontaktarmen Disziplinen, so der Befund der “taz”-Autorin Alina Schwermer: “Das hat auch mit der Zusammensetzung der Redaktionen zu tun. Der alte Witz, dass im Sport ‘Männer für Männer über Männer’ berichten, stimmt weiterhin.”

5. Flutopfer müssen Rundfunkgebühren nicht mehr zahlen
(rnd.de)
ARD, ZDF und Deutschlandradio haben sich auf “unbürokratische Entlastungen” geeinigt: Betroffene der Flutkatastrophe können sich von den Rundfunkgebühren befreien lassen und eine Abmeldung ihres Kontos beantragen. Dazu reiche eine kurze schriftliche Mitteilung an den Beitragsservice.

6. “Alles von der Kunst­f­rei­heit gedeckt”
(lto.de, Eike Fesefeldt)
“Fast schon ein wenig geehrt werden sich manche Juristinnen und Juristen fühlen, dass auch ihr Berufsstand einen kleinen Platz in Hip-Hop-Texten gefunden hat. Einige Songs beruhen darauf, dass ihre Interpreten bereits Erfahrungen im Gerichtssaal gesammelt haben.” Staatsanwalt Eike Fesefeldt hat sich angeschaut, auf welche Weise Justizthemen in deutschsprachigen Rap-Texten verarbeitet werden.

“Bild” lässt getöteten “GEZ-Mann” wegen offener Gebühren klingeln

In Köln ist am vergangenen Freitag ein Mann erstochen worden. Tatverdächtig ist ein anderer Mann, der inzwischen in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen wurde.

“Bild” berichtete am Samstag groß auf der Titelseite über den Fall. Die Redaktion zeigte ein unverpixeltes Foto des Opfers und schrieb dazu:

Ausriss Bild-Titelseite - Er klingelte wegen offener Gebühren - GEZ-Kassierer an Haustür erstochen!
(Alle Unkenntlichmachungen in diesem Beitrag durch uns.)

Auch bei Bild.de war ein Foto des Mannes ohne jegliche Unkenntlichmachung auf der Startseite zu sehen. Dort war nicht von “GEZ-Kassierer”, sondern von “GEZ-Mann” die Rede:

Screenshot Bild.de - GEZ-Mann - Als er klingelte, stach der Killer zu

Nun gibt es die GEZ, die Gebühreneinzugszentrale der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, schon seit einigen Jahren nicht mehr, aber das nur nebenbei. Vermutlich meinen die “Bild”-Medien den Beitragsservice von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klingeln allerdings nicht “wegen offener Gebühren” an Haustüren. Das erklärt auch ein Sprecher des Beitragsservice in den Artikeln von “Bild” und Bild.de — was die Redaktion bei ihrer Wahl von Überschrift und Dachzeile offenbar nicht sonderlich interessiert hat.

Das Opfer war auch gar nicht bei der GEZ beziehungsweise dem Beitragsservice angestellt, sondern bei der Kämmerei der Stadt Köln. Auch das steht im Artikel der “Bild”-Medien. Die Stadtkämmerei schaut durchaus bei säumigen Beitragszahlerinnen und -zahlern vorbei. Doch der Einsatz, bei dem der Mann erstochen wurde, soll damit überhaupt nichts zu tun gehabt haben, wie man ebenfalls bei “Bild” und Bild.de nachlesen kann:

Nach BILD-Informationen aus der Behörde soll es bei [dem Tatverdächtigen] aber nicht um Rundfunkgebühren gegangen sein — was [das Opfer] dort kassieren wollte, teilte die Stadt nicht mit.

Der Einsatz des Mannes, der nicht für die GEZ/den Beitragsservice arbeitete, soll also rein gar nichts mit Gebühren der GEZ/des Beitragsservice zu tun gehabt haben, was die “Bild”-Redaktion auch alles wusste — und dennoch titelt sie: “Er klingelte wegen offener Gebühren – GEZ-Kassierer an Haustür erstochen!”

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber!

Medienschweiz, Frühstücksgestrunze, Gutenbergs Rache

1. Drei Männer in der Medienschweiz
(infosperber.ch, Robert Ruoff)
Die Schweizer haben sich mehrheitlich gegen die Abschaffung der Rundfunkgebühren ausgesprochen. Nun müsse eine Mediendiskussion einsetzen, so Robert Ruoff, denn im Schatten der No-Billag-Debatte habe eine Machtverschiebung stattgefunden in der Schweizer Medienlandschaft: „Bei der Presse hat sich eine geballte Konzentration vollzogen, mit drei großen Zeitungsgruppen neben dem Blocherschen «Basler Zeitung»-Konglomerat und der NZZ. Im Mittelland zeichnet sich mit dem Joint Venture von NZZ-Regionalmedien und AZ Medien eine Multimedia-Gruppe ab, die sich zur (sprach-)nationalen Konkurrenz der SRG entwickeln könnte. Dieser Prozess wird weitergehen, mit weiteren Rationalisierungen und Stellenabbau.“ Obwohl noch vor Bekanntgabe des No-Billag-Ergebnisses geschrieben, ein lesenswerter Beitrag über den Schweizer Medienmarkt.

2. Brandstiftung erster Güte
(tagesspiegel.de)
Als „Brandstiftung erster Güte“ und reinen Populismus bezeichnet der Chefredakteur der PR-Agentur „fischerAppelt“ Dirk Benninghoff die Ausführungen des selbsternannten „Klartext“-Redners Claus Strunz im „Sat.1“-Frühstücksfernsehen: „Angela Merkel „Bürgerverachtung“ vorzuwerfen, nur weil die die Essener Tafel für ihre Entscheidung kritisiert hatte, keine Flüchtlinge mehr neu aufzunehmen: Da muss man sich über Pegida-Galgenbauer nicht wundern.“ Doch es gibt auch Dinge, über die sich Benninghof freuen konnte.

Weiterer Lesetipp: Im hausinternen Blog von „fischer Appellt“ hat Benninghof nochmal deutliche Worte für die Causa Strunz gefunden: Der Hassprediger.

3. Protestbrief an den Intendanten
(taz.de, Daniel Bouhs)
Die Wissenschaftsautoren des „Deutschlandfunks“ wehren sich mit einem Protestbrief gegen die geplanten Kürzungen bei der Wissenschafts­berichterstattung. Der Hintergrund: In Zukunft soll es unter anderem mehr günstige Reportagen statt aufwändige Features geben. Außerdem würden der Redaktion neue Aufgaben aufgebürdet. Daniel Bouhs erklärt die Standpunkte von Intendant und Betroffenen.

4. Krankenkasse untersucht, ob Social Media Teenager süchtig macht – und alle drehen durch
(motherboard.vice.com, Sebastian Meineck)
Eine Umfrage der Krankenkasse DAK zur Social-Media-Nutzung von Teenagern hätte Anlass zur Entspannung geben können: Nur 2,6 Prozent der Teenager zwischen 12 und 17 Jahren hätten laut DAK “einen problematischen Gebrauch sozialer Medien” gezeigt. In den Medien las sich das jedoch teilweise recht anders, dort war von hunderttausenden süchtigen Jugendlichen die Rede. Sebastian Meineck hat die Zahlen nachgerechnet und eingeordnet.

5. Wie es ist, als Journalist in der gefährlichsten Stadt der Welt zu arbeiten
(vice.com, Amelia Abraham)
Honduras ist für Medienschaffende ein gefährliches Pflaster: Seit dem Militärputsch vor knapp zehn Jahren wurden in dem zentralamerikanischen Land mehr als 30 Journalisten getötet. Die andere Seite sind die unheilvollen Allianzen zwischen Presse und Polizei. „Vice“ hat mit dem Reporter Alberto Arce gesprochen, der über seine Zeit in Honduras ein Buch geschrieben hat: „In Honduras haben Polizei und Lokalreporter einen teuflischen Pakt geschlossen. Sie teilen Informationen untereinander. Gangmitglieder sind ihre Trophäen. Es ist krank: Polizisten, Journalisten, Kameramänner – sie alle spielen dieses Spiel, bei dem sie untereinander Fotos von Leichen teilen.“

6. Urheberrecht: E-Book-Portal Gutenberg.org sperrt deutsche Nutzer aus
(heise.de, Martin Holland)
Das US-amerikanische „Project Gutenberg“ (nicht zu verwechseln mit dem bei „Spiegel Online“ gehosteten „Projekt Gutenberg-de“) hat einen Urheberrechtsstreit um 18 E-Books verloren. Dabei ging es um digitalisierte Werke von Heinrich Mann, Thomas Mann und Alfred Döblin, die beim S. Fischer Verlag erscheinen. Als Reaktion habe „Gutenberg.org“ nicht etwa die beanstandeten Werke offline genommen, sondern ausnahmslos alle Seiten und Unterseiten für Nutzer mit einer deutschen IP gesperrt.

Reichelts Lavieren, Dauerklauer “Focus”, Berlinale-Kleiderfragen

1. Schwache Verteidigung
(taz.de, Jürn Kruse)
Jürn Kruse schwankt hin und her, ob er die Einlassungen und Rechtfertigungsversuche des „Bild“-Chefs Julian Reichelt zum #miomiogate blöd oder bigott finden soll. Dieser hatte zuletzt seine Strategie geändert und sich auf den Auftritt von „Titanic“-Redakteur Moritz Hürtgen bei „RT“ eingeschossen. Reichelt hatte u.a. getwittert: „Wer professionell gezielte Desinformation betreibt und damit RT bedient, kann sich nicht auf Freiheit der Satire berufen.“
Kruse nötigt das ein trockenes „Doch, Herr Reichelt, kann er.“ ab. „So wie Sie sich auf die Freiheit der Presse berufen dürfen, wenn Sie einen Hund in die SPD einschleusen.“

Weiterer Lesetipp: Julians Einmaleins (daily.spiegel.de, Ulrike Simon)
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2. Das Gift der asozialen Medien
(wiwo.de, Dieter Schnaas)
Dieter Schnaas entwickelt in der „Wirtschaftswoche“ interessante Gedanken über „das Gift der asozialen Medien“. Die eigentliche Gefahr liege im stillen Bündnis von Politik und sozialen Medien: „Donald Trump und Mark Zuckerberg kommt es eben nicht auf Virilität und Mobilisierung an, auf die Kraft von Worten, Kriterien und Argumenten, sondern auf Zerstreuung und Entpolitisierung – auf die Entkräftung der Gesellschaft durch die Bewirtschaftung von Emotionen. Man muss Zuckerberg bei seinem Weltfriedensprojekt schon beim Wort nehmen, um es wirklich fürchten zu lernen: Er und Trump bringen die Menschen durch die systematische Trivialisierung der Welt einander näher – indem sie Nutzern und Wählern die Denk- und Diskursfähigkeit abtrainieren. Für beide, Zuckerberg wie Trump, zählt der Trend, nicht die Bedeutsamkeit. Das „Gefällt mir“, nicht dessen Grund. Der Präsenzerfolg, nicht die Arbeit an einem Ziel.“

3. „Textaufbau, Einstieg, teilweise ganze Passagen kopiert“: Focus Online löscht Artikel und entschuldigt sich für Inhalte-Klau bei Welt
(meedia.de, Marvin Schade)
Zwischen den Unternehmen Axel Springer und Hubert Burda Media gibt es immer mal wieder Zoff. Axel Springer hatte dem Focus zum Beispiel„systematischen Inhalte-Klau“ vorgeworfen und war deswegen sogar vor Gericht gezogen. Es kam jedoch nicht zur Eskalation: In einer gemeinsamen Presseerklärung teilten beide Medienunternehmen damals mit, man habe sich geeinigt. Nun gibt es einen neuen Fall des Inhalte-Diebstahls: Die „Welt“ beklagt sich darüber, dass „Focus Online“ sich bei ihr allzu großzügig bedient habe („Textaufbau, Einstieg, teilweise ganze Passagen vom WELT-Original kopiert“).
Mittlerweile ist der Focus-Artikel verschwunden und die stellvertretende Chefredakteurin hat sich auf Twitter entschuldigt. Die lapidare Einleitung „Fehler passieren.“, lässt ahnen, wie Ernst es ihr damit ist.
Weiterer Lesetipp: „Eindruck einer Satire-Session“: Focus Online bemüht sich jetzt um konstruktiven Journalismus (meedia.de, Marvin Schade).

4. Wozu Rundfunk-Gebühren? Frequently Asked Questions
(arminwolf.at)
In der Schweiz findet in wenigen Tagen eine erbittert umkämpfte Volksabstimmung über die Erhebung von Rundfunkgebühren statt. Da die österreichische FPÖ ebenfalls die Abschaffung der „Zwangsgebühren“ fordert, hat Armin Wolf die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Thema zusammengestellt. In vollem Bewusstsein, dass man ihm Parteinahme vorwerfen könnte: „Jetzt können Sie natürlich sagen: Eh klar, dass er das schreibt, er kriegt ja sein Gehalt dort. Stimmt, ich bekomme mein Gehalt im ORF – großteils aus Ihren Gebühren (vielen Dank!), aber ich wäre auch für den Erhalt des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, wenn ich ganz was anderes arbeiten würde. Einfach als Staatsbürger. 80 Cent am Tag ist mir das wert.“
Lesetipp zur Abstimmung über die Abschaffung der Rundfunk- und Fernsehgebühren in der Schweiz: Bastion der Demokratie (zeit.de, Thomas Beschorner & Caspar Hirschi)

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5. Steingart kritisiert zum Abschied Dieter von Holtzbrinck
(dwdl.de, Timo Neumeier)
Gabor Steingart hat zu Beginn des Monats seinen Posten als Herausgeber und Geschäftsführer der Handelsblatt Media Group verloren. Nun hat er sich in einer Abschiedsmail an seine Mitarbeiter gewandt und noch einmal Verleger Dieter von Holtzbrinck kritisiert. Dessen “Handhabung der Presse- und Meinungsfreiheit in Sachen Martin Schulz” habe letztendlich zur Entfremdung geführt.
Weiterer Lesetipp: Gabor Steingarts Abschiedsbrief im Original (kress.de, Bülend Ürük).

6. Die Reaktionen auf Lena Meyer-Landruts Kleid zeigen, wie sexistisch deutsche Medien sind
(vice.com, Rebecca Baden)
Eine „n-tv“-Journalistin fühlte sich durch die sexistische Berichterstattung über Lena Meyer-Landruts Auftritt bei der Berlinale gestört und schrieb einen offenen Beschwerdebrief. Diesen richtete sie jedoch nicht, wie zu vermuten, an die „Bild“, sondern an Meyer-Landrut. Ihr freundlich eingeleiteter “Liebe Lena”-Brief lese sich dabei wie „die auf Diddl-Blättern verfassten Hassbotschaften, in denen Grundschülerinnen sich die Freundschaft kündigen“, so Rebecca Baden in ihrer Erwiderung.

Intransparenz, Rutschunfall, Wortallergien

1. „Honorare offenlegen!“
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Joachim Huber vom “Tagesspiegel” hat sich mit dem Justiziar des Südwestrundfunks unterhalten, der in der ARD federführend für das Rundfunkgebührenrecht zuständig ist. Es geht um den geheimnisvollen ARD-Vertrag mit Ex-Fußballprofi Mehmet Scholl. Huber erkundigt sich danach, wann die ARD die vielbeschworene Transparenz walten lasse und die Honorare ihrer Experten, Moderatoren und anderer Vertragspartner offenlege: “Ist das nicht ulkig? Ich weiß, was jeder Intendant einer ARD-Anstalt verdient, aber das Honorar für Mehmet Scholl oder Anne Will bleibt ein Sendergeheimnis.”

2. Männer machen Medien
(medienwoche.ch)
“Medienpranger.ch” versteht sich als Blog gegen sexistische Berichterstattung in Schweizer Medien. Die Autorinnen des Watchblogs haben für die “Medienwoche” einen Gastbeitrag verfasst, in dem sie ihre Motive erklären und auf typische Muster frauenfeindlicher Berichterstattung und Rollenklischees hinweisen, die sie als die Wurzel des Problems betrachten.

3. Wo war BILD?
(djv.de, Hendrik Zörner)
Auf der Ausstellungseröffnung “PresseFoto Hessen-Thüringen 2015” gab es bereits bei der Eröffnung kritische Worte über die sich verschlechternden Arbeitsbedingungen von Bildjournalisten. Hendrik Zörner macht für die Abwertung des Fotografenberufs auch die “BILD” und die von ihr erfundenen “Leser-Reporter” verantwortlich. “Und die Bildjournalisten, die für BILD arbeiten? Ihre Honorare liegen bei rund 50 Euro pro Foto – eine Unverschämtheit gegenüber den fürstlichen Gagen, die die Leser-Reporter bekommen. Wie lange wollen sich die Kollegen Springers Honorarpolitik noch gefallen lassen?”

4. 10 Texte zur Journalistenausbildung – Jetzt geht es ans Auswerten
(journalist.de)
Die Branchenseite “journalist.de” und das Onlinemagazin “vocer.org” haben im Mai gemeinsam eine Serie zur Ausbildung von Journalisten gestartet. Mittlerweile sind zehn Teile zusammengekommen, in denen vor allem junge Journalisten erzählen, welche Inhalte für eine zeitgemäße Ausbildung wichtig sind. In einer Übersicht werden die Beiträge vorgestellt und verlinkt.

5. Rutschunfall bei „Netzwerk Recherche“-Recherche
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Wenn Paul-Josef Raue, langjähriger Zeitungschef, Mitverfasser des Werks „Das neue Handbuch des Journalismus“ und Autor von Artikeln wie Recherchiere immer, von der Jahrestagung des „Netzwerkes Recherche“ berichtet, bei der er selbst auf dem Podium saß, freut man sich besonders auf eine spätere Einordnung. Raue hat dies auf “kress.de” getan und dabei eine ganze Reihe von Personen genannt und zitiert, die gar nicht auf der Veranstaltung waren.

6. Noch und nöcher
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
RND-Kolumnistin Ulrike Simon leidet unter Wort-Allergien. “Content” ist eines dieser Allergene. Zum anaphylaktischen Schock kommt es bei Simon jedoch, wenn Interviewpartner nachträglich das Wörtchen “noch” einfügen.

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