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Drostens Medienkritik, Orbáns Griff nach der Macht, Keine Aprilscherze

1. EU muss gegen Coronavirus-Gesetz einschreiten
(reporter-ohne-grenzen.de)
“Ministerpräsident Orbán missbraucht die Corona-Krise, um nach der absoluten Macht über die ungarischen Medien zu greifen. Dieses Gesetz droht, die letzten unabhängigen Journalistinnen und Journalisten im Land mundtot zu machen”, so der Geschäftsführer der Reporter ohne Grenzen Christian Mihr. Die Europäische Union müsse Ungarn klarmachen, dass dieses Verhalten inakzeptabel sei: “Andernfalls droht unabsehbarer Schaden für den Schutz der Grundrechte und für den Kampf gegen die Corona-Pandemie auch in anderen EU-Ländern.”
Weiterer Lesehinweis: COVID-19: Eine günstige Gelegenheit für autoritäre Staaten (whistleblower-net.de, Rieke Scholle).

2. Corona-Crash: Das März-Massaker der Medienaktien
(meedia.de, Nils Jacobsen)
Die Aktienmärkte haben in letzter Zeit schwere Verluste hinnehmen müssen. Besonders davon betroffen: Medienunternehmen, denen die Werbe- und Anzeigenerlöse wegbrechen. Nils Jacobsen hat sich angeschaut, wie es um die fünf wertvollsten deutschen Medienaktien bestellt ist: Axel Springer, RTL, New Work, Ströer und ProSiebenSat.1.
Weiterer Lesehinweis: Erkenntnisse aus der Datenanalyse von Deutschlands größtem Podcast-Hoster Podigee: Wie wirken sich Corona und Covid-19 auf das Podcasting aus?

3. Raab und ProSieben machen “Free European Song Contest”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Der Eurovision Song Contest wurde coronabedingt abgesagt, doch es gibt ein Alternativangebot: TV-Produzent Stefan Raab und ProSieben haben den “Free European Song Contest” ins Leben gerufen. Die Sendung soll am 16. Mai 2020 ausgestrahlt werden. Produziert wird sie von Raab, der vor etwa fünf Jahren seinen Rückzug aus dem Fernsehgeschäft bekanntgegeben hatte.

4. Hilfe für Radio- und TV-Sender in der Corona-Krise
(blmplus.de, Lisa Priller Gebhardt)
Angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise bangen derzeit viele private TV- und Radiosender um ihre Existenz. Lisa Priller Gebhardt hat sich erkundigt, wie es um die Branche derzeit bestellt ist — das reicht von der kleinen Radiostation bis hin zum großen Kommerzsender.

5. Virologe Christian Drosten erwägt Rückzug aus Medien nach scharfer Kritik an Corona-Berichterstattung
(deutschlandfunk.de)
Der Virologe Christian Drosten arbeitet an der Berliner Charité und ist vielen Zuhörerinnen und Zuhörern durch den Podcast “Das Coronavirus-Update” bekannt. Diese Prominenz hat auch ihre Schattenseiten. Drostens Kritik: Medien gäben ihn verkürzt und verzerrt wieder und würden ihn teilweise wie eine Comicfigur abbilden. Auch bestimmte Reaktionen aus der Zuhörerschaft seien nicht hinnehmbar. So habe er aktuell eine E-Mail erhalten, in der er persönlich für den Tod des hessischen Finanzministers Thomas Schäfer verantwortlich gemacht werde. Wenn dies nicht aufhöre, erwäge er den Rückzug aus den Medien.
Weiterer Lesehinweis: Der Verband der Wissenschaftsjournalisten weist Drostens Medienkritik als zu allgemein zurück: “In dieser Pauschalität weit über das Ziel hinaus” (deutschlandfunk.de, Frank Zotta, Audio: 6:59 Minuten).

6. In der derzeitigen Situation …
(twitter.com, Bundesministerium für Gesundheit)
Der 1. April bietet traditionell allen Scherzkeksen eine Bühne für allerlei Unsinn — Scherze, die sich oft über die Sozialen Medien ausbreiten und für Ängste und Verwirrung sorgen können. Das Bundesgesundheitsministerium bittet darum, keine Aprilscherze zum Coronavirus zu machen: “So kann die Gefahr minimiert werden, dass der Kampf gegen das Virus durch Falschinformationen zum Thema erschwert wird.”

Aprilscherz, JVA Landsberg, Presseausweise

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Tabu spielen im Knast”
(sueddeutsche.de, Stefan Mayr)
Mehr als 150 Journalisten drängen in die JVA Landsberg, um einen “Gefängnis-Rundgang mit anschließender Fragestunde” zu absolvieren. “Was folgt, ist ein einstündiger Frage-Antwort-Reigen, der an das lustige Gesellschaftsspiel ‘Tabu’ erinnert. Alle reden über Uli Hoeneß, aber keiner darf den Namen Uli Hoeneß nennen.”

2. “Facebook: Wenn dich die Kommentarflut überrollt…”
(freiepressevolontaere.wordpress.com, Cornelia Hennersdorf)
Cornelia Hennersdorf schildert, wie die Redaktion der “Freien Presse” mit Facebook-Kommentaren umgeht und fragt: “Wie soll es eine kleine Online-Redaktion mit wenigen Mitarbeitern schaffen, die Posts aller spannenden, kontroversen Themen rund um die Uhr zu kontrollieren?”

3. “Mehr als eine Rabattkarte”
(taz.de, Daniel Bouhs)
Presseausweise in Deutschland: “‘Jeder kann sich eine Karte drucken und darauf ‘Presseausweis’ schreiben’, skizziert Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV) den Status quo, auch wenn in der Praxis noch immer eher die Ausweise akzeptiert werden, die sein DJV und fünf weitere Verbände ausgeben.”

4. “Konkurs von Radio 3fach: Mässiger Aprilscherz”
(werbewoche.ch)
Radio 3fach macht “in einer Medienmitteilung die Einstellung des Betriebs noch für den Montag” bekannt und stellt vorübergehend den Sendebetrieb ein. “Auf die ausdrückliche Frage, ob es sich um einen Aprilscherz handle, sagte Programmleiter Dani Glur gegenüber der Nachrichtenagentur SDA, es handle sich um keinen Scherz.” Die Aktion stellt sich dennoch als Aprilscherz heraus, was die Verantwortlichen der Nachrichtenagentur erzürnt. Chefredakteur Bernard Maissen: “(…) in einer Zeit, in welcher der Journalismus ein grosses Glaubwürdigkeitsproblem hat, leistet ihr der Branche einen Bärendienst, wenn ihr Kollegen einfach anlügt.”

5. “Ulli Potofski: ‘Die Pöbler tun mir leid'”
(dwdl.de, Manuel Schumann)
Fußball-Kommentator Ulrich Potofski glaubt die Fußballfans zu kennen: “Der gemeine Fußballfan kennt kein Grau, sondern nur Schwarz und Weiß. Daran orientieren sich folglich auch diejenigen, die die Konsumenten bedienen, also wir Sportjournalisten. Drei Punkte, Top-Tabellenplatz, alles geil, Trallala. Oder eben das Gegenteil: Derbypleite, Scheiß-Millionäre, Trainer raus! Profifußball ist nun mal ein stellvertretendes Element unserer Gesellschaft.”

6. “Schau! Mich! An!”
(diepresse.com, Julia Ortner)
Julia Ortner denkt nach über das Angesehenwerden im Fernsehen: “Das Nichts überwinden. Größer als die Wirklichkeit – das macht das Fernsehen aus jenen, die öfter auf dem Schirm zu sehen sind. Oder anders gesagt: Wer auf dem Bildschirm zu sehen ist, der spürt das Sein so richtig und überwindet das Nichts.”

Ringen um Corona-Protokolle, Warmer Förderregen, Stefan Raab

1. Was steckt wirklich in den Corona-Protokollen?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 26:25 Minuten)
Im “Übermedien”-Podcast spricht Holger Klein mit dem freien Journalisten Martin Rücker über die vom Onlinemagazin “Polar” erzwungene Veröffentlichung der Protokolle des Corona-Krisenstabs: “Warum musste eigentlich ein bisher eher unbekanntes Magazin auf Herausgabe der Protokolle klagen? Wäre das nicht die Aufgabe großer Medien und renommierter Rechercheteams gewesen? Und was sagt es eigentlich über den Willen der Behörden, transparent die umwälzenden Erfahrungen der Coronazeit aufzuarbeiten, wenn das RKI die Veröffentlichung so vehement verweigerte?”

2. Ist der Isla­mismus-Vor­wurf gegen­über Rüdiger strafbar?
(lto.de, Yves Georg)
Zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan veröffentlichte Fußball-Nationalspieler Antonio Rüdiger bei Instagram ein Foto von sich, das nach Ansicht von Julian Reichelt, einst bei “Bild” als Chefredakteur geschasst und heute Leiter des Wutportals “Nius”, eine islamistische Geste zeigen soll. Gegen diese Unterstellung gehen sowohl Rüdiger als auch der Verband DFB juristisch vor. Der Strafverteidiger Yves Georg schätzt die Erfolgsaussichten als niedrig ein.

3. Krieg in Israel und Gaza: Wird Berichterstattung immer schwieriger?
(br.de, Linus Lühring, Audio: 26:44 Minuten)
Linus Lüring spricht mit Christopher Resch von Reporter ohne Grenzen und Clemens Verenkotte, ARD-Korrespondent in Israel, über die Bedingungen für Medienschaffende, die über den Krieg in Israel und Gaza berichten wollen: Warum sind Journalistinnen und Journalisten dort so in Gefahr? Werden sie möglicherweise auch gezielt angegriffen? Und welche Informationsquellen gibt es noch für internationale Medien im Kriegsgebiet?
Weiterer Lesetipp: Israel will Sender Al Jazeera abschalten (tagesschau.de).

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4. Was wurde eigentlich aus der Förderung zur digitalen Transformation?
(kobuk.at, Michael Suntinger)
Ende 2022 regneten auf Österreichs Medien öffentliche Gelder in erheblicher Höhe herunter: die sogenannte Digitalisierungstransformationsförderung. Michael Suntinger wollte wissen, was aus den vielen Millionen Euro geworden ist. Doch das sei schwierig: “Will man Auskunft über die Verwendung der Gelder aus diesem Fonds, steht man also defacto vor einer unüberwindbaren Mauer des Schweigens.”

5. Nur noch am Tablet
(taz.de, Christian Walther)
Früher seien Sonntagszeitungen mit ihren umfangreichen Ausgaben und Beilagen ein fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens gewesen, doch der Wandel der Medienlandschaft sowie wirtschaftliche Faktoren hätten zu einem Rückgang und der Einstellung einiger dieser Blätter geführt. In der “taz” berichtet Christian Walther über das Ende der Ära für traditionelle Sonntagszeitungen in Berlin.

6. Steigt Stefan Raab noch einmal in den TV-Ring?
(spiegel.de)
Nach fast zehnjähriger Abstinenz könnte es bald ein TV-Comeback von Stefan Raab geben. Jedenfalls habe Raab selbst auf seinem Instagram-Account mit “rätselhaften Onlinevideos” Hinweise und Gerüchte gestreut. Nun stelle sich die Frage: “Aprilscherz? Oder Ernst?”
Dazu auch ein Lesehinweis von 2020: Die deutsche TV-Branche hätte einiges aufzuarbeiten, findet “RND”-Redakteur Matthias Schwarzer. Er denkt dabei auch und gerade an den von vielen Leuten als “TV-Legende” gefeierten Fernsehmacher Stefan Raab und dessen Clips mit zahlreichen “homofeindlichen Klischees”.

Der BND und die Medien, Lob der Langsamkeit, Youtubes Geldgeschenke

1. Journalisten spionierten im Auftrag des BND
(deutschlandfunk.de, Pia Behme & Sebastian Wellendorf, Audio: 5:40 Minuten)
Der Historiker Klaus-Dietmar Henke hat die Verstrickungen deutscher Medien mit dem Bundesnachrichtendienst (BND) untersucht. Dabei kam heraus, dass der BND bis in die 70er-Jahre diverse Spitzel in deutschen Redaktionen hatte. Auch der erste Deutschlandfunk-Intendant sei über zwei Jahrzehnte BND-Spitzel gewesen und habe dafür einen regelmäßigen Agentenlohn kassiert, etwa in Höhe des damaligen Durchschnittsverdienstes in der Bundesrepublik.

2. Medienjournalist: “Langsamkeit muss in die Redaktionen zurückkommen”
(augsburger-allgemeine.de, Christina Brummer)
Wie berichtet man am besten über Krieg und Krisen? Frederik von Castell, Redaktionsleiter bei “Übermedien”, plädiert für Langsamkeit: “Man müsste sich trauen, auch einmal abzuwarten. Mir wäre es lieber, erst zwei Tage später von etwas zu erfahren und dann aber auch sicher zu wissen, dass es so passiert ist. Lieber nicht informieren als falsch informieren, ohne hier Christian-Lindner-Zitate abwandeln zu wollen.”

3. Von der edlen Lüge zu guten Fake News?
(tagesspiegel.de, Sabine Schiffer)
Sabine Schiffer erinnert im “Tagesspiegel” an die besondere Verantwortung des Journalismus zu Kriegszeiten: “Dazu gehört die klare Verurteilung des Krieges ebenso wie die Aufklärung der Hintergründe und Widersprüche. Bürger sind auf valide Informationen zur Meinungsbildung angewiesen und brauchen einen Journalismus, der sich als Kontrolleur von Macht begreift und sich nicht auf die Seite der Mächtigen schlägt.”

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4. Amerikas oberster Verschwörungstheoretiker meldet Insolvenz an
(spiegel.de)
Der rechte Verschwörungsmystiker und Moderator Alex Jones hat über viele Jahre in den USA seine Plattform “Infowars” betrieben, über die er seine abstrusen Thesen verbreitete. Wegen mehrerer Verleumdungsklagen und beträchtlicher Schadensersatzverpflichtungen hat die Plattform des berühmt-berüchtigten Hetzers nun Insolvenz angemeldet.

5. Sollten Journalist:innen Geldgeschenke von YouTube nehmen?
(netzpolitik.org, Sebastian Meineck)
Youtube bietet manchen freien Journalistinnen und Journalisten bis zu 50.000 US-Dollar. netzpolitik.org-Redakteur Sebastian Meineck fragt: “Ist es OK, die Kohle zu nehmen?” Für die Beantwortung hat er bei drei Medienschaffenden aus Deutschland nachgefragt, was die Förderung für sie bedeutet und ob sie mögliche Interessenskonflikte sehen.

6. Oe24.at glaubt deutschen Aprilscherz und macht TV-Beitrag daraus
(kobuk.at, Hans Kirchmeyr)
Die Tierrechtsorganisation PETA hat am 1. April einen recht offensichtlichen Aprilscherz platziert, nach dem in Deutschland künftig Schockwarnungen unter anderem auf Fleisch- und Milchprodukten verpflichtend seien. Die österreichische Seite oe24.at, das laut Eigenbezeichnung “beste Nachrichten-Portal”, hat den bereits angestaubten und längst aufgeklärten Witz einige Tage später ungeprüft übernommen und seinen Zuschauerinnen und Zuschauern im laut Eigenbezeichnung “aktuellsten Tierschutzmagazin Österreichs” als tatsächliche Neuigkeit präsentiert.

Platz für eine Meldung? Tetris hilft

Ein Freund von mir hat vor Jahren eine gute Erfahrung mit einem Heilpraktiker gemacht. Er fühlte sich immer kränklich, hatte sich ein paar Mal untersuchen lassen, aber die Ärzte konnten nichts finden. Dann gab ihm jemand den Tipp, es mal bei einem Heilpraktiker zu probieren. Das tat er. Der Mann unterhielt sich mit ihm und schon nach einem kurzen Gespräch war er sich sicher, die Ursache des Problems gefunden zu haben. Er fragte meinen Freund: “Wissen Sie, was Ihnen fehlt?” Und gab die Antwort gleich selbst: “Zink.”

Ralf Heimann hat vor ein paar Jahren aus Versehen einen Zeitungsbericht über einen umgefallenen Blumenkübel berühmt gemacht. Seitdem lassen ihn abseitige Meldungen nicht mehr los. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt zusammen mit Jörg Homering-Elsner “Bauchchirurg schneidet hervorragend ab — Perlen des Lokaljournalismus”. Fürs BILDblog kümmert er sich um all die unwichtigen Dinge, die in Deutschland und auf der Welt so passieren.
(Foto: Jean-Marie Tronquet)

Meine Freund war skeptisch, dachte aber: “Warum nicht? Ich probier das einfach Mal.” Er kaufte das Präparat, das der Heilpraktiker ihm empfohlen hatte, achtete in den Wochen darauf ein bisschen mehr auf seine Ernährung als sonst, und tatsächlich: Bald ging es ihm insgesamt besser.

Bis hierher klingt das noch alles ganz gut. Allerdings hat die Zink-Behandlung eine Nebenwirkung, die bis heute andauert. Wenn irgendjemand in der Gegenwart meines Freundes über ein Leiden klagt, Rückenschmerzen, eine Erkältung, plötzliche Schweißausbrüche oder ein Pochen im Zahn, hört er sich die Schilderung der Symptome geduldig an und stellt schließlich die Frage, die auch ihm gestellt wurde:

“In letzter Zeit spüre ich beim Treppensteigen immer so ein Ziehen in der rechten Schulter.”

“Vor allem im Winter hab’ ich Nierenschmerzen.”

“Wenn ich Fisch esse, spielt mein Magen verrückt.”

“Weißt du, was dir fehlt? Zink!”

Bislang hielt ich das lediglich für eine eigentümliche Marotte, aber dann las ich in der Zeitung die folgende Meldung. Und jetzt vermute ich, das Problem könnte doch etwas weiter verbreitet sein — und vor allem nicht nur meinen Freund betreffen.

In der kurzen Meldung stand, Forscher hätten herausgefunden, dass ein Trauma nach einem Unfall etwas weniger schlimm ausfallen könne, wenn die Menschen danach Tetris spielen.

Um ehrlich zu sein, ein bisschen hoffte ich, einen Fehler gefunden zu haben — einen Aprilscherz, der mit zwei Tagen Verspätung an irgendwem vorbei in die Zeitung gerutscht ist, aber im Internet inzwischen längst aufgeklärt wurde. Ich googlete das Ganze. War aber nicht so.

Auch der “Deutschlandfunk” meldete:

Ich fand allerdings noch eine andere Meldung. In der ging es um die Frage:

Intuitiv würde man eher vermuten, dass dieses Spiel Schlafstörungen verursacht, aber wenn es stimmt, was in diesem Text steht, scheint es unter gewissen Umständen auch ein Mittel dagegen zu sein.

Doch das ist noch nicht alles. Tetris kann offenbar noch viel mehr:

Und wenn man sich früher zwischen Kontaktlinsen und einer Brille entscheiden musste, dann hat man inzwischen noch eine dritte Möglichkeit:

Ich dachte darüber nach, ob es in der Wissenschaft vielleicht ganz ähnlich läuft wie bei meinem Freund mit dem Zink-Syndrom. Die Forscher sitzen mittags in der Kantine zusammen. Der verzweifelte Parkinson-Experte schüttet dem gut gelaunten Trauma-Fachmann sein Herz aus: “Seit Jahren suchen wir jetzt nach einem Mittel, aber wir kommen einfach keinen Millimeter weiter.” Und der Trauma-Forscher hat sofort eine Idee: “Wisst ihr, was euren Patienten fehlt?”

“Ähm, vielleicht Zink?”

“Nee. Ein Gameboy.”

Ich suchte weiter, und plötzlich war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob so ein Mechanismus nicht tatsächlich existiert.

Und nachdem man jahrelang probiert hat, sich die Zigaretten mit allem Möglichen abzugewöhnen, liest man nun: Es wäre so einfach gewesen.

Auch auf anderen Gebieten scheint das Spiel ein Wundermittel zu sein. Vielleicht lesen wir irgendwann die Nachricht:

Experte: Tetris gute Alternative zum Gymnasium.

Dafür würde jedenfalls diese Meldung sprechen:

Und wenn auch das mit den Betablockern stimmt, warum sollte Tetris dann nicht auch Aspirin ersetzen können?

Dann bräuchten wir sonntagsmorgens endlich keine Pharma-Produkte mehr, sondern könnten auf jedem Geburtstag so viel durcheinandertrinken, wie wir wollten. Wir müssten eben nur darauf achten, dass der Gameboy nach dem Aufwachen neben dem Bett liegt und genügend Akku hat.

So weit ist die Forschung aber noch nicht. Wenn man “Aspirin” und “Tetris” bei Google eingibt, findet man lediglich einen 17 Jahre alten Werbespot, in dem das Unternehmen “Bayer” für seine Schmerztabletten wirbt — mit einer Szene, die Tetris nachempfunden ist. Man könnte den Spot auch so verstehen, dass Aspirin gegen Tetris hilft, aber das ist wohl anders gemeint. Über den umgekehrten Zusammenhang erfährt man jedenfalls nichts. Und auch auf einige weitere Fragen fehlen bislang die Antworten:

Immerhin für die Unfall-Patienten gibt es jetzt eine gute Nachricht: Das Trauma fällt etwas weniger schlimm aus, wenn man nach dem Unfall ein paar Runden Tetris spielt. Aber es ließe sich unter Umständen vollständig vermeiden, wenn man komplett auf Tetris verzichtet. Dann baut man vielleicht erst gar keinen Unfall.

Bekiffte EU-Huren retten jetzt auch uns

Wie “Bild” neulich berichtet hat, wird ab 1. September

die Wirtschaftsleistung in der gesamten EU auf einen Schlag um rd. 2,4 % [wachsen] — aber nur auf dem Papier. Denn künftig werden — und das ist kein vorweggenommener Aprilscherz — auch Einnahmen aus Verbrechen und der Prostitution in der EU-Wirtschaftsstatistik berücksichtigt.

Und wie wir daraufhin berichtet haben, ist das Quatsch. Es stimmt zwar, dass es ab September Änderungen bei der Berechnung des Bruttoinlandproduktes geben soll. Und es stimmt auch, dass daher EU-weit eine Wachstumssteigerung von 2,4 Prozent erwartet wird. Doch diese 2,4 Prozent kommen nicht etwa durch die Einnahmen aus Verbrechen und Prostitution zustande. Der weitaus größte Teil (1,9 Prozent) entsteht dadurch, dass in Zukunft erstmals auch Forschung und Entwicklung als Teil des BIP mitgezählt werden.

Das haben sie inzwischen auch bei “Bild” verstanden. Heute schreibt Bild.de:

Insgesamt erwirtschaftete Deutschland 2013 ein BIP von 2,738 Billionen Euro. Mit der neuen Berechnung wird es schlagartig um 3,0 Prozent steigen.

Dies liegt aber weniger an den illegalen Aktivitäten. Experten begründen das erwartete Plus vor allem damit, dass Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F+E) als Investitionen verbucht werden statt wie bisher als Vorleistung.

Die Einberechnung der illegalen Aktivitäten würde das BIP Deutschlands hingegen nur minimal steigern, “um etwa 0,1 Prozent”, schreibt Bild.de — und kommt zu dem Ergebnis:

Auch wenn das BIP-Niveau steigt: Kiffer und Kokser werden die deutsche Konjunktur – also die Wachstumsrate des BIP – nicht antreiben.

Die Überschrift des Artikels lautet allerdings:Schmuggler und Dealer - Kriminelle bringen unsere Wirtschaft auf Trab
Mit Dank an Adrian B.

dpa  

Liebenswerte Löwen für die Rhön

Das hessische Umweltministerium hat heute bekannt gegeben, wilde Tiere, die im Zoo keinen Platz mehr finden, im Land auswildern zu wollen. Ein erster Versuch mit einem Bären verlief erfolgreich: Eine einheimische Nachrichtenagentur ließ ihn sich widerstandslos aufbinden.

Die Meldung, die der hessische Landesdienst von dpa heute um 16:27 Uhr brachte, klang noch halbwegs harmlos:

Hessen plant Auswilderungsprogramm für Zoo-Tiere

Wiesbaden (dpa/lhe) – Hessen plant ein Auswilderungsprogramm für Zoo-Tiere. Es werde geprüft, ob die Kernzonen im Biosphärenreservat Rhön oder im Kellerwald für eine Auswilderung dieser schützenswerten Tiere geeignet sei, erklärte Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) am Montag in Wiesbaden. “Wir möchten vermeiden, dass Tiere getötet werden, nur weil in den Zoos offensichtlich kein Platz mehr für sie ist und sie nicht in die europäischen Zuchtaustauschprogramme aufgenommen werden können.” Der Kopenhagener Zoo hatte vor wenigen Tagen zwei ausgewachsene Löwen und deren Junge eingeschläfert, um Platz für ein neues Zuchttier zu schaffen und Inzucht zu verhindern.

Ja, da blieben noch ein paar Fragen offen, aber die würde sicher die Zusammenfassung beantworten, die dpa für 17 Uhr ankündigte. Und tatsächlich, eine halbe Stunde später ergänzte dpa:

Giraffen, Löwen und Ozelots sollen künftig in hessischen Naturschutzgebieten zu sehen sein.

Der Löwe ist das hessische Wappentier, das passt schon. Und solche Attraktionen kurbeln ja auch die Wirtschaft in strukturschwachen Regionen an:

Das Auswilderungsprogramm für Zootiere diene auch nicht nur dem Tierwohl, sondern auch der Stärkung des ländlichen Tourismus, betonte Hinz. Das Biosphärenreservat Rhön und der Kellerwald würden damit künftig über ein Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Naturschutzgebieten verfügen.

Aber frieren die da nicht, die Giraffen und die Löwen, in der Steppe des Kellerwaldes? Aber nein:

Wegen des sich rapide ändernden Weltklimas dürften sich die ausgesiedelten Wildtiere ohne Anpassungsschwierigkeiten auch in hessischen Naturräumen heimisch fühlen, erklärte die Ministerin.

Und —

Alle ausgewilderten Tiere sollen nach ihren Worten vom allgemeinen Jagdrecht ausgeschlossen werden.

Okay…



Es dauerte eine weitere halbe Stunde, bis irgendjemand bei dpa scharf den Rückwärtsgang einlegte. Um 17:29 rief die Agentur beide Meldungen zurück:

Er handelt sich um einen Aprilscherz des hessischen Umweltministeriums.

Oder — angesichts der Tatsache, dass der 1. April erst morgen ist — womöglich auch um einen zeitlosen Test, ob diese Agenturleute wirklich alles glauben.

Mit Dank an Mathias S.!

Bild  

Irre: Bekiffte EU-Huren retten Pleite-Griechen

Jaha, so kennt man sie, die Europäische Union: Erlässt völlig “irre” Verordnungen, damit die Pleite-Griechen, die alten Penner, weiter wie verrückt Schulden machen können, auf unsere Kosten, kennt man auch.

Aus dem Plan, die Berechnung der Wirtschaftsleistungen der europäischen Länder zu harmonisieren und internationalen Standards anzupassen, macht “Bild” ein Stück, das die rassistischen Ressentiments der eigenen Mitarbeiter und der Leser bedient und weiter befördert. Dabei geht es in keiner Weise um eine Sonderregelung für die EU-Krisenländer.

Soweit, so “Bild”. Aber Brüssel-Korrespondent Dirk Hoeren hat noch mehr getrickst, um zu seiner irren Schlagzeile zu kommen. Er behauptet:

EU-Krisenländer wie Griechenland und Italien können ab 1. September ihre Schuldenstände mit einem Trick drastisch senken. Dann werden auch Einkünfte aus Betrug, Schwarzarbeit, Prostitution und der Kauf von Drogen in der Wirtschafts-Statistik erfasst!

Schuldenabbau durch Kriminalität — wie schräg ist das denn?

Der Statistik-Trick geht auf eine neue EU-Verordnung zum EU-“System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen” zurück (BILD berichtete). Danach werden in der Wirtschaftsleistung bisher nicht erfasste Bereiche künftig berücksichtigt:

* Prostitution zählt dann als “Dienstleistung”.
* Betrug, illegale Geschäfte, Schwarzarbeit sind “Produktionstätigkeiten”.
* Drogenkauf fällt unter “Individualkonsum”.

Nur: Das ist alles gar nicht neu. Illegal erwirtschaftetes Geld soll längst in die Berechnung der Wirtschaftsleistung eingehen.

Schon in den bislang geltenden Grundlagen (Stand 2003) heißt es:

Diese Tätigkeiten sind auch dann einzubeziehen, wenn sie illegal ausgeübt werden oder den Steuer-, Sozialversicherungs-, Statistik- oder anderen
Behörden verborgen bleiben.

Und:

Illegale wirtschaftliche Vorgänge sind nur dann Transaktionen, wenn alle beteiligten Einheiten an ihnen freiwillig teilnehmen. Beim illegalen Kauf, Verkauf oder Tausch von Drogen oder Diebesgut handelt es sich daher um Transaktionen, bei Diebstahl dagegen nicht.

Dirk Hoeren schreibt über diese Unterscheidung spitz: “Das nennt man wohl EU-Logik.” Okay, nennen wir es halt EU-Logik. Es ist dann halt nur keine neue EU-Logik.

Die EU hat ihre Mitgliedsländer nur gerade daran erinnert, diese Regeln auch entsprechend anzuwenden. In Deutschland zum Beispiel ist das nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes bisher nicht der Fall. Posten wie der Handel mit Drogen oder der Schmuggel von Tabak fehlten bislang in der Berechnung des Bruttoinlandsproduktes. Prostitution dagegen ist darin enthalten (sie ist ja auch nicht illegal).

Das Bundesamt schätzt, dass die Einberechnung der illegalen Aktivitäten das deutsche Bruttoinlandsprodukt nur minimal steigern werde, vielleicht um einen Zehntelprozentpunkt. Europaweit soll es aber viel mehr sein — schreibt jedenfalls Dirk Hoeren:

(…) am 1. September gibt es einen gewaltigen Pusch [sic!]. Dann wächst die Wirtschaftsleistung in der gesamten EU auf einen Schlag um rd. 2,4 % — aber nur auf dem Papier. Denn künftig werden — und das ist kein vorweggenommener Aprilscherz — auch Einnahmen aus Verbrechen und der Prostitution in der EU-Wirtschaftsstatistik berücksichtigt.

Aha, naja, klar: Andere Völker sind halt viel krimineller als die Deutschen, auch das weiß man ja als “Bild”-Macher und -Leser.

Nur dass die 2,4 Prozent, auf die die Wachstumssteigerung tatsächlich geschätzt wird, gar nicht durch die Einnahmen aus Verbrechen und Prostitution zustande kommen. Der weitaus größte Teil (1,8 Prozent) des, äh, “Puschs” entsteht dadurch, dass in Zukunft erstmals Forschung und Entwicklung als Teil des Bruttoinlandsprodukt mitgezählt werden. Das ist die tatsächliche große Umstellung, die jetzt ansteht.

Kann Griechenland also, wie “Bild”-Hetzperte Hoeren meint, aufgrund einer “irren EU-Verordnung” mit Drogen und Sex seine Schulden senken? Nun: Wie es aussieht, sind “Prostitution” und “Drogen” in Griechenland längst Bestandteil der Berechnung der privaten Konsumausgaben, also Teil des Bruttoinlandsproduktes:

Irre. In der “Bild”-Logik ist das aber natürlich eine schlechte Nachricht, weil es bedeutet, dass “die Griechen” dann ihre Schulden gar nicht mehr weiter mit Sex und Drogen senken können.

Das ist ja peterlustig!

Journalisten fallen ja gerne mal auf Aprilscherze rein — nicht so die Auto-Redakteure von “Focus Online”, die im Gegenteil vergangene Woche die “originellsten Auto-April-Scherze” dokumentierten:

Aprilscherze: Löwenzahnreifen und BMW M3 Pick-up

Neben einem Taubenflugverbot in Autonähe und Sondereditionen zur Hochzeit von Prinz William hebt “Focus Online” auch diese humoristische Meisterleistung hervor:

Als Refugium von Scherzkeksen bekannt ist auch die Pressestelle des Reifenherstellers Continental. In diesem Jahr falschmeldete (sic!) die Gummibäcker, dass Kautschuk künftig aus Löwenzahn hergestellt werden könne. Voraussetzung für die wirtschaftliche Nutzung sei allerdings der großflächige Anbau. “Ich hoffe, der Löwenzahn zählt in absehbarer Zeit zu den Nutzpflanzen in Deutschland, verdient hätte er es”, wird ein Experte zitiert.

Wirklich eine originelle Idee — und von langer Hand geplant. Die Pressestelle von Continental hatte ihren Aprilscherz nämlich schon am 24. Februar veröffentlicht. Wohl, damit er auch in Monatszeitschriften Platz finden kann.

Alternativ könnte es natürlich auch sein, dass die im Februar veröffentlichte Pressemitteilung kein Aprilscherz war. Zumal der von Continental zitierte Professor Dirk Prüfer tatsächlich an der Uni Münster auch zum Thema Löwenzahn forscht.

Und tatsächlich hat die Pressestelle von Continental uns gegenüber bestätigt, dass die Meldung über Löwenzahn als Kautschukliferant völlig ernst gemeint war: “Der Aprilscherz war ein anderer.”

Mit Dank an Rebecca.

Nachtrag, 19.30 Uhr: … und schon haben die Scherzkekse von “Focus Online” den Artikel ganz unauffällig korrigiert: Der Löwenzahn ist aus der Überschrift verschwunden und im Text loben die Autoren jetzt den tatsächlichen Aprilscherz von Continental.

Fäkaler Irrtum

Aufgrund des Erscheinungsdatums konnte man leicht für einen Aprilscherz halten, was Bild.de am Freitag über Britney Spears berichtete:

Ihr Stunt für die "Jackass"-Crew Britney Spears: Bungee-Jumping im Dixi-Klo!

Aber Bild.de meint es offenbar ernst:

Popstar Britney Spears (…) hat einen Bungee-Jump der etwas anderen Art gewagt: In einem gut gefüllten Dixi-Klo ließ sie sich mit einem Katapult zum Himmel schießen.

Sie tat es für die “Jackass”-Crew, die mit ihren irren Stunts zum Kult wurde.

Immerhin klärt Bild.de teilweise über die Hintergründe auf:

Für Britney eine PR-Aktion, denn gerade ist ihr neues Album “Femme Fatale” erschienen – auch wenn sie hier eher die “Femme Fäkal” gibt.

Doch ganz so schlimm wie es aussieht war es dann doch nicht: In Wirklichkeit alles nur Wasser und ein bisschen Toilettenpapier!

Bild.de verschweigt seinen Lesern aber, dass “in Wirklichkeit” nicht nur “alles nur Wasser und ein bisschen Toilettenpapier” war, sondern der ganze Stunt ein Fake. Dazu wurde der Bungee-Sprung von Steve-O aus dem Film “Jackass 3D” mit einigen Britney-Spears-Szenen neu zusammengeschnitten. Wer einen starken Magen hat, kann das Fake-Video mit dem Original vergleichen.

Bis auf Bild.de und Blick.ch haben das auch die meisten anderen Medien verstanden, die – warum auch immer – darüber berichteten.

Mit Dank an Conny S.

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