Suchergebnisse für ‘Sternzeichen’

Mädchen.de schickt junge Leserinnen ins Casino

Das Magazin MÄDCHEN begleitet bereits seit über 40 Jahren junge Frauen und Mädchen beim Erwachsen werden und das auch digital — dort wo sich die Zielgruppe heute aufhält.

MÄDCHEN.de legt seinen Fokus auf Beautytrends und Styling speziell für junge Frauen und Mädchen. Zusätzlich finden Nutzerinnen aktuelle News zu ihren Stars, Horoskope, Spiele und Test sowie natürlich alles über Schule, Liebe und Beziehung.

… und den direkten Weg in Online-Casinos und an digitale Roulettetische, was im schlimmsten Fall in einer Spielsucht enden kann, aber das haben sie beim Verlag Klambt irgendwie vergessen dazuzuschreiben.

Scrollt man die Startseite von Mädchen.de durch, findet man zwischen der, öhm, Nachricht, dass “Hottie Noah Centineo” “sich von seinen Locken getrennt” hat, und Tipps, was gegen “Pickel im Intimbereich” helfen soll, unter anderem diesen Beitrag aus der vergangenen Woche:

Screenshot Mädchen.de - Worauf stehen Jungs bei Mädchen? Die fünf Top Eigenschaften, auf die alle Jungen stehen

Manche stehen auf stille, ruhige Leseratten, andere auf laute, lustige Mädchen, wieder andere auf robuste Kämpfernaturen und einige sicherlich auch auf genau das, was auch immer du bist!

Aber es gibt fünf Eigenschaften, auf die alle Jungen stehen, sei es bei einer sportlichen Kämpferin oder einer ruhigen Denkerin

(Muss es wirklich immer noch sein, dass man Mädchen und jungen Frauen erzählt, wie sie sein sollten, damit sie Jungen und jungen Männern gefallen?)

Die “fünf Eigenschaften”, auf die angeblich “alle Jungen stehen”, sind: “Ehrlichkeit”, “Humor”, “Gepflegtes Aussehen”, “Einen gesunder Körper und ein gesundes Eßverhalten” sowie:

Sinn für Spiel und Spaß — ohne einen Sinn für Spiel, Spaß und vielleicht auch ein bißchen Nervenkitzel geht nichts! Wer gerne spielt und eine Herausforderung wie Casinos online oder Roulette online nicht scheut, der kann auch in der Liebe nicht verlieren! Glück im Spiel und in der Liebe — das geht!

“Casinos online” und “Roulette online” sind mit direkten Links zu einem Schweizer Online-Casino versehen. “Du willst dem einen Jungen aus der Parallelklasse gefallen? Dann verzock hier doch mal ein bisschen von Deinem Taschengeld.”

Am selben Tag ist bei Mädchen.de ein anderer Artikel erschienen, der noch ein bisschen irrer ist:

Screenshot Mädchen.de - Magischer Herbst - Glück im Spiel und Glück in der Liebe! Glück in beidem zu haben wäre ja fast wie Magie

Es wird metaphysisch — und ziemlich holzhammerig:

Im September, Oktober und November liegt etwas Magisches in der Luft und wenn du dir diese magische Zeit für, zum Beispiel, live wetten oder […] Casinos zu Nutzen machen willst, dann hast du jetzt die Gelegenheit! Vor allem im Oktober sind die magischen Ströme um uns herum besonders stark und du kannst einfache magische Rituale ausprobieren, vor allem Liebes- und Glücksrituale! Willst du es mal versuchen? Hast du Lust?

Klickt die junge Zielgruppe auf “live wetten”, landet sie bei einem Anbieter für Sportwetten, klickt sie auf “Casinos”, landet sie im Online-Casino-Bereich desselben Anbieters.

Die Mädchen.de-Redaktion erklärt dann noch, dass im Oktober “die Grenze zwischen unserer Welt und der Welt der Toten” sehr dünn sei, und dass man “vor allen Ritualen einen magischen Kreis” ziehen solle, um dann doch noch mal aufs Wesentliche (und die entsprechenden Links) zurückzukommen:

Für ein einfaches Glücksritual (zum Beispiel Glück im Spiel für Online Casinos oder bei […] Sportwetten!) brauchst du nur eine Kerze (die muß aber gold, grün oder rot sein) die mit Gewürznelkenöl eingestrichen ist und eine Schale mit frischem (!) Wasser und einige Münzen. (…) Halte die Münzen erst in deinen Händen und lasse sie dann, eine nach der anderen in die Schale mit dem Wasser gleiten. Es ist wichtig, dass du vorher laut sagst, dass alles Glück und Geld, das du auf diese Weise bekommen solltest, anderen in keiner Weise schaden darf!

Diesen wichtigen Schritt, um bei der Suche nach Glück und vor allem nach (Werbe-)Geld Schaden von anderen abzuhalten, scheinen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Mädchen.de selbst ständig zu vergessen, wenn sie ihre als Artikel getarnten Anzeigen für Glücksspiel in die Welt jagen.

Und das macht sie zu allen möglichen Themen. Zum Beispiel, wenn es vermeintlich um einen “Spieleabend für Groß und Klein” geht:

Es muss nicht immer das Mensch-ärgere-Dich-nicht sein.

Genau — wie wäre es zum Beispiel, mit den Freundinnen vor dem Laptop zu hängen und zu pokern?

Einmal spielen wie die raffinierten Pokerspieler, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und immer schön cool bleiben. Das geht bei […].

Auch die Antwort auf die Frage, was Frauen am liebsten spielen, führt bei Mädchen.de zum Glücksspiel:

Eines der populärsten Genres unter Frauen ist das Denkspiel. In diese Kategorie fallen alle möglichen Puzzlespiele, Rätsel und Kartenspiele, die aus dem Casino bereits bekannt sind. […] Doch auch Spiele wie Poker und Blackjack finden immer größeren Anklang. Bei diesen Casinospielen wird ebenfalls eine Strategie sowie eine Kombinationsfähigkeit gefordert, die vielen von uns besonders gut liegt. Diese Spiele werden ebenfalls aufgrund ihrer einfachen Zugänglichkeit für Anfänger immer populärer: So bieten manche Online Casinos Anleitungen zu den Spielen. Andere erleichtern den Einstieg mit einem Online Casino Bonus ohne Ersteinzahlung, der es ermöglicht, ein Angebot zunächst auszuprobieren. Mobilität und Ausprobieren ist bei diesen Spielen garantiert.

Bei “Online Casino Bonus” hat die Redaktion einen entsprechenden Link gesetzt.

Und wenn es um Mädchen geht, die Videospiele mögen, gibt es ebenfalls einen Link zu einem Online-Casino:

Gamer Girls sind mittlerweile genauso trendy wie Gamer Guys, und zwar nicht nur als Liebestraum eines Zockers, der darin den Topf für seinen Deckel sieht. Tun mehrere Gamer Girls sich zusammen, können sie aus einem Mädelsabend auch eine LAN-Party machen. Doch auch wenn es sich nur um Casual Gamer handelt, können Online Spiele jeden Mädelsabend versüßen. Ladies über 18 können sich dafür sogar ins Casino Online einloggen — für alle anderen gibt’s hier unterhaltsame Tipps.

Zum Thema “Stars und Casinos” schreibt das Mädchen.de-Team:

Prominente und das Glücksspiel, das ist seit Elvis untrennbar verbunden. Der Weltstar begann den wichtigsten Teil seiner Karriere in Las Vegas, dem ultimativen Ort für Glücksspiele wie Poker, Roulette und Black Jack. Heute muss aber niemand mehr bis in die Wüste fahren, um spielen zu können, denn Online Casinos haben das Internet erobert.

… und baut zwischen ein paar Promi-Geschichten aus den Casinos dieser Welt einen Link zu einer Vergleichsseite von Automatenspielen ein:

Ein besonders beliebtes Spiel ist dabei Poker, doch auch Automatenspiele, die laut der Webseite […] zu den besten Onlinespielen zählen, stehen in der Gunst ganz oben.

In einer großen Übersicht, in der die Redaktion schreibt, wonach “Dein Sternzeichen süchtig” ist, steht auch:

Wassermann

Candy-Crush? Farmville? Doodlejump? All diese Spiele hast Du auf Deinem Handy. Ganz klar: Wassermänner neigen zur Spielsucht! Aber solange es nur harmlose Handyspiele sind, brauchst Du Dir keine Sorgen machen. Gefährlich wird es erst, wenn Du regelmäßig auf Gaming-Seiten unterwegs bist oder in Casinos um Geld spielst.

Oder wenn Du Mädchen.de besuchst.

Mit Dank an Kad für den Hinweis!

Nachtrag, 22. Oktober: Die Redaktion von Mädchen.de hat alle Artikel, die wir hier thematisiert haben, gelöscht — selbst den Beitrag zur angeblichen Suchtgefahr beim Sternzeichen Wassermann, in dem es lediglich um die Gefahr von Gaming-Seiten und Casinos ging und überhaupt kein fragwürdiger Link zu einem Online-Casino vorkam.

Einen Artikel, den wir bisher nicht erwähnt hatten, und in dem Mädchen.de auf eine Seite mit Testberichten zu Online-Casinos verlinkt (die dann wiederum direkt zu den getesteten Online-Casinos verlinkt), hat die Redaktion hingegen nicht gelöscht.

Nachtrag, 22. März 2020: Der Presserat hat eine Rüge gegen die Mädchen.de-Redaktion ausgesprochen. Das Gremium bezog sich dabei auf den Artikel “Worauf stehen Jungs bei Mädchen? Die 5 Top Eigenschaften, auf die alle Jungen stehen!”:

Der Presserat sah darin eine unzureichende Kennzeichnung von Werbung nach Richtlinie 7.1 des Pressekodex, da die Verlinkungen nicht als Werbung erkennbar waren. Noch schwerwiegender war nach Ansicht des Beschwerdeausschusses allerdings der Verstoß gegen den Jugendschutz nach Ziffer 11. Es ist mit den presseethischen Grundsätzen nicht vereinbar, in einem redaktionellen Angebot, das sich in erster Linie an Jugendliche richtet, für Glücksspiele zu werben.

7000 Gründe für ein Leben als Single

Der Markt der Online-Singlebörsen ist heiß umkämpft. Um den eigenen Namen möglichst weit zu verbreiten, veröffentlichen Partnervermittlungen regelmäßig sogenannte “Studien” zu irgendwelchen absurden Liebes- und Sex-Themen — in der Hoffnung, dass die Medien darauf anspringen.

Auch die Verkupplungsseite “Elitepartner.de” verbreitet solche (größtenteils nicht-repräsentativen) “Studien” am laufenden Band.

Viele Medien greifen die Ergebnisse jener Umfragen seit Jahren dankbar auf. Ein besonders eifriger Abnehmer der “Studien” von “Elitepartner” ist Bild.de: Dort schreiben sie die Pressemitteilungen geringfügig um, verpacken sie als eigene Artikel und versehen sie mit Überschriften, die suggerieren, es sei tatsächlich eine hochwissenschaftliche Studie durchgeführt worden. (Ihren vorzeitigen Höhepunkt erreichte diese Beziehung übrigens am 10. Juli 2009, wo innerhalb von neun Stunden auf Bild.de stolze 17 Artikel erschienen, die auf Umfragen von “Elitepartner” beruhten.)

Gerne übernimmt Bild.de auch die Zitate der Psychologin Lisa Fischbach, verschweigt aber ebenso gerne, dass sie zu “Elitepartner” gehört und nennt sie stattdessen einfach nur “Diplom-Psychologin”, “Paarberaterin”, “Flirt-Coach”, “Beziehungsexpertin” oder “Single-Coach”.

Und so schleicht sich “Elitepartner” mit seinen merkwürdigen Umfragen immer und immer wieder in den redaktionellen Teil von Bild.de:

9. Januar 2007:
Wann Flirten wirklich funktioniert

Im Artikel wird übrigens neun Mal auf folgende Seite verlinkt:
Premium-Mitglied werden - jetzt ohne Aufnahmegebühr. Exklusiv für Bild.T-Online.de-Leser

7. August 2007:
Diese Berufe sind wirklich sexy

12. März 2008:
Berliner Singles sind Kultur-Fans

13. Mai 2008:
Was bei der Partnerwahl wirklich zählt

Read On…

Symbolfoto LV

Ein britisches Service-Unternehmen, das bei Autounfällen hilft, hat offenbar die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, die einen Zusammenhang zwischen der Häufigkeit von Verkehrsunfällen und dem Sternzeichen der Unfallbeteiligten herstellt. (In den vergangenen Jahren haben dasselbe u.a. auch schon ein britisches Fuhrparkverwaltungsunternehmen, ein australischer Finanzdienst und sonstwer gemacht; ein Online-Versichungsmakler bietet sogar ein Buch und eine Website zum Thema an.) Aber natürlich — obwohl wahrscheinlich wissenschaftlicher Mumpitz — wird die PR-Meldung auch diesmal von zahlreichen Medien weiterverbreitet. Auch von Bild.de. Ist doch witzig!

Und nun zu etwas ganz anderem, weniger witzigem:

Am Nachmittag des 9. Juni dieses Jahres, also vor ca. vier Monaten, bog ein blauer Opel Astra in Scharbeutz bei Lübeck in eine Bundesstraße. Die 25-jährige Fahrerin übersah dabei einen von links kommenden Lastwagen, der den PKW auf der Fahrerseite rammte und quer über die Fahrbahn schleuderte. Das Auto stürzte eine fünf Meter tiefe Böschung hinunter und überschlug sich; die Fahrerin wurde im Auto eingeklemmt, erlitt lebensgefährliche Verletzungen, musste mit dem Rettungshubschrauber ins Krankenhaus geflogen und dort in ein künstliches Koma versetzt werden. Zwei Wochen später berichtete die “B.Z.”, die junge Frau liege weiterhin im Koma, die Ärzte seien aber zuversichtlich, dass sie überlebe…

Der tragische Unfall ist deshalb so gut dokumentiert, weil auf dem Beifahrersitz des Wagens ein populärer Schriftsteller saß, der weniger schwer verletzt wurde, und viele Medien berichteten (“Bild” schrieb damals “Horror-Crash”) — nur: Was hat das jetzt alles mit der “Unfall-Astrologie”-Meldung auf Bild.de zu tun?

Nun. Die Bild.de-Redaktion hat sich entschieden, die alberne Meldung nicht mit irgendeinem harmlosen Auffahrunfall o.ä. zu bebildern und anzuteasern, sondern dafür (vermutlich auch zur Freude der Betroffenen oder Freude und Verwandten) kurzerhand ein Foto des total zerbeulten Autowracks vom “Horror-Crash” in Scharbeutz aus dem Archiv geholt.

Mit Dank an Stefanie für den Hinweis.

50 Ways To Leave Your Lover

Die “Bild am Sonntag” berichtete gestern groß über die “doppelte Dänen-Mary”, womit Marie Cavallier und Mary Donaldson gemeint sind, die jeweils mit einem Prinzen des dänischen Königshauses verlobt bzw. verheiratet sind und sich laut “Bild” zum Verwechseln ähnlich sehen.

Auch sonst hätten die beiden vieles gemeinsam:

WIE ZWILLINGE. Marie kommt wie die gebürtige Australierin Mary aus gutem Hause. Beide sind Kinder aus gescheiterten Ehen. Beide haben Wirtschaftswissenschaften studiert.

Nun ja, je nachdem wie man “gescheiterte Ehen” so interpretiert: Zwar heiratete Marys Vater Professor John Donaldson im Jahr 2001 zum zweiten Mal — allerdings vier Jahre, nachdem seine erste Frau und Marys Mutter Henrietta Clark Donaldson verstorben war. Das steht so zum Beispiel in Marys offiziellem Lebenslauf.

Mit Dank an Gabi für den Hinweis.

Nachtrag 13:25 Uhr: Unser Leser Johannes C. weist uns darauf hin, dass auch dieser Absatz so nicht stimmt:

EIN BLICK IN DIE STERNE. Marie hat am 5. Februar Geburtstag, Mary am 6. Februar, also zwei Wassermann-Frauen. Tja, und ihre royalen Herzbuben sind beide Sternzeichen Zwillinge.

Mary wurde nämlich am 5. Februar geboren, Marie am 6. Februar.

Und Daniel P. legt Wert auf die Feststellung, dass man nicht alles so schreibt, wie man es spricht:

"Das Orginal"

Leserbrief

Soeben erreicht uns folgende Zuschrift unseres Lesers Dominik L:

Guten Tag,

mehrere unserer Mitarbeiter in der Anlagenbuchhaltung haben das Horoskop des Herrn Erich Bauer in der gestrigen (13.03.) “Bild” überprüft. Weder das Horoskop der Sternzeichen Stier und Steinbock stimmten, noch das Horoskop der Jungfrau. Da stimmte gar nichts! Beim Steinbock kam kein Liebessturm, bei der Jungfrau kein Geld und beim Stier war auch alles daneben.

Dieser Erich Bauer ist wohl ein Scharlatan! Dieses Mond-Horoskop ist ein Witz — auf welchem Mond lebt dieser Mann denn? Den Platz in der “Bild” könnte man lieber für andere Unwahrheiten nutzen. Einer unserer Mitarbeiter hat sich in der Erwartung eines Liebessturms extra schon frisch gemacht und sich vorbereitet. Es ist eine Schande, wie “Bild” mit den Hoffnungen der Menschen spielt.

Allgemein  

Als Krebs hat “Bild” natürlich Darmprobleme II

Inzwischen hat uns Peter C. Austin geantwortet, der kanadische Wissenschaftler, auf dessen Untersuchung sich die “Bild”-Zeitung bei ihrer Titelgeschichte vom vergangenen Samstag berufen hat. “Bild” nannte Austins Studie “sensationell” und listete in einer großen Tabelle genau auf, wie sich “bei jedem Sternzeichen bestimmte Krankheiten häuften”.

Austin schreibt uns, nun sei ihm klar, was der Grund für die vielen “interessanten E-Mails” gewesen sei, die er in den letzten Tagen bekommen habe. Und stellt noch einmal fest:

“Das Ziel der Untersuchung war es, anhand eines amüsanten Beispiels das statistische Prinzip zu illustrieren, dass man, wenn man häufig genug sucht, schließlich Muster entdecken wird, wo es in Wahrheit keine gibt. Weder ich noch meine Co-Autoren glauben, dass unsere Untersuchung die Existenz einer Verbindung zwischen Astrologie und Gesundheit belegt.”

Allgemein  

Als Krebs hat “Bild” natürlich Darmprobleme

Wir appellieren an die Wissenschaftler dieser Welt: Hören Sie auf! Lassen Sie davon ab, Untersuchungen zu veröffentlichen, die die Menschen klüger machen sollen. Verzichten Sie auf alle Versuche der Aufklärung. Die “Bild”-Zeitung wird sie wieder und wieder und wieder in ihr Gegenteil verkehren und als Vorlage missbrauchen, die Menschen dümmer zu machen.

Der kanadische Wissenschaftler Peter C. Austin hat mit Kollegen eine interessante Untersuchung gemacht. Sie wollten zeigen, wie leicht man mit statistischen Auswertungen alle möglichen Zusammenhänge herstellen kann, selbst völlig abwegige. Als Beispiel untersuchten sie, wie sich das Sternzeichen eines Menschen darauf auswirkt, welche Krankheiten er bekommt. Sie werteten dazu die Daten aller zehn Millionen erwachsenen Bewohner der Provinz Ontario aus und teilten sie zunächst zufällig in zwei Gruppen. Die erste Gruppe durchsuchten sie nach den 223 häufigsten Gründen für eine Krankenhauseinweisung und überprüften, ob sie bei bestimmten Sternzeichen besonders häufig auftraten. Sie fanden je Sternzeichen mindestens zwei solcher Krankheiten, die statistisch signifikant häufiger auftraten, zum Beispiel schienen sich Schützen besonders häufig den Oberarmknochen zu brechen, Krebse litten auffallend oft an Darmproblemen.

Die Forscher betrachteten nun je Sternzeichen zwei solcher scheinbar typischen Erkankungen, und überprüften den Zusammenhang anhand der zweiten Gruppe mit den anderen fünf Millionen Menschen. Doch, siehe da: Von den insgesamt 24 Krankheiten bestätigte sich in 22 Fällen die Vermutung der besonderen Häufung nach Sternzeichen nicht. Und auch bei den verbliebenen zweien stellte sich bei genauerer Betrachtung heraus, dass die Abweichung nur zufällig und nicht signifikant war.

Der Schluss der Forscher: Wenn man ziellos und ohne klare Hypothese so viele Kriterien betrachtet (223 mögliche Erkrankungen!), wird man, wenn man bei der Durchführung der Studie nicht ganz genau aufpasst, immer auf irgendwelche scheinbaren statistischen Zusammenhänge stoßen — selbst wenn es in Wahrheit gar keine gibt. Sogar etwas so abwegiges wie ein Einfluss des Sternzeichens auf die Gesundheit lässt sich dann scheinbar beweisen — obwohl die Forscher durch eine genauere Betrachtung der Daten eindeutig feststellen konnten, dass so ein Einfluss nicht existiert.

Ja. Und das machte “Bild” gestern aus der Studie:

ENDLICH ALLE 12 STERNZEICHEN ERFORSCHT. So wirken die Sterne auf Ihre Gesundheit!

Danke an Rouven S., Gerd K. Benjamin T. und Ralf S.!

Und ewig locken die Nazi-Aliens

Gestern schrieben wir an dieser Stelle:

Was da heute in “Bild” über eine “geheime Kraft im All” steht, ist immerhin kein kompletter Unsinn.

Und als wollte man das nicht auf sich sitzen lassen, schreibt “Bild” heute wieder über die Pioneer-Anomalie:

"Das Rätsel um die verschwundenen Nasa-Satelliten: Locken Aliens die Raumsonden auf ihren Planeten?"

Und das ist nun doch kompletter Unsinn:

  1. Pioneer 10 und Pioneer 11 sind keine Satelliten, sondern Raumsonden.
  2. Pioneer 10 und Pioneer 11 sind nicht “verschwunden”. Man weiß recht genau, wo sie sind, nämlich “etwa 400 000 Kilometer von den Positionen entfernt”, an denen sie eigentlich sein sollten, wie “Bild” selbst schreibt.
  3. Die Frage, ob “Aliens die Raumsonden auf ihren Planeten” locken, können wir natürlich nicht beantworten, allerdings sind die Annahmen, die “Bild” offenbar zu dieser Frage inspirieren falsch.
  1. “Bild” schreibt:

    Eine unsichtbare Macht zieht sie ins Sternzeichen Stier — auf einer völlig anderen Route, als die Wissenschaftler berechnet hatten.

    Noch mal: Soo “völlig” anders ist die Route gar nicht. Die Sonden werden lediglich gebremst, und da sie sich auf einer gekrümmten Bahn bewegen, weicht der Kurs vom berechneten ab.

  2. Anders als “Bild” suggeriert, war Pioneer 10 schon immer auf dem Weg ins Sternbild Stier.
  3. Pioneer 11 hingegen war nie und ist nicht auf dem Weg ins Sternbild Stier. Deshalb ist es auch kompletter Unsinn, wenn “Bild” die Frage, “Wohin steuern die Sonden?”, so beantwortet:

    Auf den Riesenstern Aldebaran (auch “Alpha Tauri” genannt) zu.

    Pioneer 11 bewegt sich quasi in entgegen gesetzter Richtung zu Pioneer 10 aus dem Sonnensystem und steuert nicht auf Alpha Tauri zu, sondern auf Lambda Aquilae im Sternbild Adler.

  1. Am Ende des Textes fragt “Bild” bang: “Gibt es noch Kontakt?”, antwortet im Prinzip mit “nein” und fügt hinzu:

    Jedes Signal ist aber elf Jahre unterwegs.

    Dann müssten die Sonden elf Lichtjahre von der Erde entfernt sein. Sind sie aber nicht. Tatsächlich braucht jedes Signal von Pioneer 10 bloß rund elf oder inzwischen wohl eher zwölf Stunden zur Erde.

So. Und hinsichtlich der vermeintlichen Aliens, von denen “Bild” zu berichten weiß, dass sie “Legenden” zufolge 1944/45 schon mal zur Erde gereist seien, um den Nazis “ihre Technik” anzubieten, wollen wir auf ein Referat von Dr. Stefan Meining verweisen, das er im Jahr 2002 beim Symposium des Thüringer Landesamts für Verfassungsschutz gehalten hat. Es trägt den Titel: “Rechte Esoterik in Deutschland. Ideenkonstrukte, Schnittstellen und Gefahrenpotentiale.” (pdf)

Mit Dank an Udo M., Studentkiel, Alexander N. und Peter B. für die sachdienlichen Hinweise.