Archiv für Januar 17th, 2012

Eine Zeit zum Kofferauspacken

Keine Frage, Jörg Schmadtke hat einen stressigen Job und die “Hannoversche Allgemeine Zeitung” erklärt auch gerne, warum:

Um im Transfermonat Januar bei der schwierigen Suche nach einem neuen Stürmer fündig zu werden, ist Sportdirektor Jörg Schmadtke durchgestartet: von der Algarve über Düsseldorf weiter nach England, da blieb erst gar nicht viel Zeit zum Kofferauspacken. Der 96-Manager hat sich am Montag ein Spiel in der Premier League angeschaut, genauer gesagt das der Premier Reserve League zwischen dem FC Liverpool und Manchester United. Schmadtkes besonderes Interesse galt dabei einem 24 Jahre alten Senegalesen aufseiten der Gäste: Mame Biram Diouf, zehnfacher Nationalspieler und offenkundig nicht ausreichend beschäftigt bei “ManU”, einem der großen englischen Klubs.

Gut, die “Premier Reserve League” ist, “genauer gesagt”, nicht die Premier League, sondern die Liga der Reservemannschaften der Premier League. Außerdem ist dies eine willkommene Gelegenheit endlich mal darauf hinzuweisen, dass “ManU” keine gängige Abkürzung für Manchester United ist, sondern ein sehr bösartiges Wortspiel.*

Aber eigentlich soll es um etwas anderes gehen: das Spiel, das sich Jörg Schmadtke am Montag angeschaut hat.

Nun: Er hat es sich anschauen wollen, denn das Spiel wurde gestern wegen Unbespielbarkeit des Platzes abgesagt.

Mit Dank an Stephan R.

Nachtrag, 20:00 Uhr: Die “Hannoversche Allgemeine Zeitung” hat den Fehler mit dem Spiel, das gar nicht stattfand, transparent korrigiert — und verzichtet jetzt auch auf das “ManU”.

* Nachtrag/Korrektur, 21. Januar: Offenbar ist die Sachlage beim Thema “ManU” doch nicht so klar, wie wir angenommen hatten: Zwar ist die Abkürzung bei Fans von Manchester United ungebräuchlich, aber offenbar hat sie auch nicht so viel mit dem Flugzeugunglück von München zu tun.

Mit Dank an Jens Sch. und Jörn R.

Gilt als, Geheimsprache, Jodekoeken

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Bild antwortet auf taz-Fragen”
(taz.de, Felix Dachsel)
Die Pressestelle des Axel-Springer-Verlags beantwortet Fragen zur Causa Wulff, die von der “taz” an “Bild” gestellt wurden.

2. “ZiB-Redaktion – Das Protest-Video”
(youtube.com, Video, 2:47 Minuten)
55 Mitarbeiter des Aktuellen Dienstes in der ORF-Fernsehinformation protestieren und “fordern die Einhaltung des in der österreichischen Verfassung festgeschriebenen Rechtes auf Unabhängigkeit des ORF.”

3. “‘Gilt als’ ist schlechte Journalistensprache”
(netzjournalismus.de, Fiete Stegers)
Fiete Stegers sieht in der Wendung “gilt als” eine leichte Distanzierung, die dem Journalisten den Anschein von Objektivität verleiht, “während zugleich die beschriebene Zuschreibung durch nicht näher definierte Autoritäten schon fast umumstößlich ist.”

4. “Tempus- und Aspektmysterien der philosophischen Geheimsprache”
(texttheater.net, ke)
Sprache, wie sie in Texten einiger Philosophen zu lesen ist. Mit “beinahe ausschließlich solchen Verben, die die Änderung eines Zustandes ausdrücken” und der Konjunktion “wenn”.

5. “Der Nachrichtensender N24 lockt mit bemerkenswerter Offenheit”
(heise.de/tp, Peter Mühlbauer)
“Die dramatischen Stunden auf der Costa Concordia – eine fette Bildergalerie zum Untergang des Traumschiffs!”

6. “Als sie kamen, um die Kekse zu holen…”
(stefan-niggemeier.de)
Henryk M. Broder erhält am Flughafen in Amsterdam keine “Jodekoeken” mehr, auf “Welt Online” steht darauf: “Jetzt also auch Holland im Griff der Political Correctness.”