“Meinungspolizei” Facebook, Quotensterben, Modus Poschardt

1. NetzDG: Facebook will keine Meinungspolizei sein
(heise.de, Monika Ermert)
In München findet seit Samstag die von „Burda“ veranstaltete DLD-Konferenz statt („Europe’s hottest digital innovation conference“). Einer der bisherigen Sprecher ist Facebooks Vizechef Elliot Schrage, der gegen das Netzwerkdurchsetzungsgesetz wetterte. Es ging aber auch um die von Unternehmensschef Zuckerberg angekündigten neuen Maßnahmen zur Identifizierung von Fake News durch Auswertung von Nutzerreaktionen. Dazu auch: Nutzer sollen bewerten, welchen Medien sie vertrauen (“Zeit Online”)
Weiterer Lesetipp: NetzDG: Facebook sperrt Karikaturisten Schwarwel (Hartmut Gieselmann auf heise.de)

2. Gerhard Schröders Liebesfotos aus Seoul
(tagesspiegel.de, Ariane Bemmer)
Altkanzler Gerhard Schröder hat sich mit seiner koreanischen Freundin in der „Bunten“ großformatig und photoshopgeschönt ablichten lassen. Bei derartigen Inszenierungen sei die Grenze zwischen Offenheit und Exhibitionismus dünn und das Absturzrisiko hoch, wie Ariane Bemmer im „Tagesspiegel“ ausführt.

3. Der Tag, an dem die Quote starb
(sueddeutsche.de, Friedemann Fromm)
Der Regisseur und Drehbuchautor Friedemann Fromm kritisiert in einem Gastbeitrag in der „SZ“ das Quotendenken der Sender. Ein Verschwinden der Quote „würde dazu führen, dass man sich in den Produktionen und Redaktionen wieder ausschließlich mit dem Inhalt und seiner Umsetzung auseinandersetzen muss, ohne ihn im Vorfeld durch das Schlüsselloch der Quote zu schlagen. Dass man Gedankenleere nicht mehr mit “Aber es bringt Quote” tarnen kann. Dass Stoffe nicht schon im Vorfeld mit dem Spaten der Quote beerdigt werden. Wir müssten inhaltlich miteinander um den bestmöglichen Film ringen anstatt kommerziell um die beste Quote. Gute Quoten führen schnell zu einem bequemen “Weiter so”, schlechte Quoten zu einem fatalistischen “Das will das Publikum halt nicht sehen”.

4. Ulf Poschardt, der Dompteur
(taz.de, Uli Hannemann)
Dem “Welt”-Chefredakteur Ulf Poschardt geht es bei seinen umstrittenen Äußerungen über Weihnachtspredigten und Tempolimits nicht um die Sache, findet Uli Hannemann in der „taz“. Es sei vielmehr ein Feldversuch, das Zielpublikum zu triggern: „Ärgern sollen sie sich, Aufmerksamkeit sollen sie ihm schenken, zitieren sollen sie ihn, die Arschlöcher. Und all das wegen einem durchschaubaren und lächerlichen Nichts. Besonders die kleinen Kläffer von der taz dürften vorhersehbar ausrasten. Spinner, Radfahrer, Eisenbahnfreaks. Der kluge, schöne und schnelle Poschardt lacht verschmitzt. Er ist einfach der Größte.“

5. Audible: Hörbücher mit Journalismus?
(wdr.de, Daniel Bouhs, Audio, 4:23 Minuten)
Amazon-Tochter „Audible“ drängt mit Macht ins Podcast-Geschäft. Mit 22 Podcasts ist man unlängst gestartet. Jeden Monat sollen zwei neue dazu kommen, die dann jeweils wöchentlich erscheinen. Daniel Bouhs hat mit Paul Huizing gesprochen, der das Podcast-Geschäft von Audible Deutschland leitet. Zu Wort kommt außerdem „Radioeins“-Programmchef Robert Skuppin, dem mit Olli Schulz und Jan Böhmermann schon mal zwei prominente Podcaster von einem Streamingdienst abgeworben wurden.

6. Stillstand mit Quote
(siegstyle.de, Alf Frommer)
Alf Frommer erzählt davon, wie er vor einigen Jahren für eine kurze Zeit an der Konzeption von Fernsehsendungen mitgewirkt hat. Die Arbeit hätte im Wesentlichen daraus bestanden, erfolgreiche Sendungen aus anderen Ländern so umzuschreiben, dass keine Lizenz-Gebühren fällig wurden. Derart vorbelastet empfindet er bei den aktuellen Trash-Formaten eine besondere Tristesse: „Ich kann den Dschungel nicht mehr schauen. Nicht wegen Unterschichten-Fernsehen oder Ekel-Gründen. Es ist schlicht megalangweilig. Es passiert nichts, es entwickelt sich nichts und es unterhält mich auch nicht mehr. Vielleicht ist das Dschungelcamp das wirklich letzte Lagerfeuer der Nation – wenn nicht das dumme Blondinchen aus Trash-Format XY auch dieses bei der Nachtwache ausgehen lässt. Weil sie ihr Naildesign überarbeiten musste.“