Gerichts-TV, FPÖ-Pingpong, Kalter Kaffee

1. Neue Ansichten
(sueddeutsche.de, Wolfgang Janisch)
Nach langem Hin und Her haben sich die Verhandlungspartner auf einen Gesetzentwurf zum Thema Kameras im Gerichtssaal geeinigt. Aufnahmen historisch bedeutsamer Prozesse will man erlauben, jedoch nur Tonaufnahmen gestatten. Ob es in Zukunft ein Justizfernsehen geben wird, hängt unter anderem mit den Kosten zusammen. Beim BGH veranschlagt man das Schaffen einer Infrastruktur auf eine halbe Million Euro.

2. Was die Autoren über die Gründung der VG Wort wissen sollten
(wolfgangmichal.de)
Wolfgang Michal schreibt über die Entstehung der “Verwertungsgesellschaft Wort” (VG Wort). Bereits Jahre vor der Gründung gab es schon einmal den Versuch, eine Verwertungsgesellschaft der Autoren zu gründen: die „Gesellschaft zur Verwertung literarischer Urheberrechte“, abgekürzt GELU. Und er blickt auf eine Zeit, die gerne ausgeklammert wird: die Dreißiger Jahre.

3. Die Kartelle bestimmen deinen Todestag
(faz.net, Matthias Rüb)
Der 50-jährige Javier Valdez galt als einer der bekanntesten investigativen Reporter Mexikos. Er gehörte zu den Gründern von „Rio Doce“, der wichtigsten Informationsquelle über die organisierte Kriminalität in der Region und schrieb für verschiedene mexikanische Tageszeitungen. Nun wurde Valdez vor dem Bürogebäude des Wochenmagazins “Rio Doce” erschossen, am helllichten Tag und auf offener Straße. Mit ihm hat die Mafia eine Symbolfigur ausgeschaltet.

4. Facebook: Pingpong zwischen FPÖ und oe24.at
(derstandard.at)
Eine Medienagentur hat über 7.000 Facebook-Postings österreichischer Medien analysiert, sie mit der Printberichterstattung verglichen und Themen und Parteien zugeordnet. Viele der Postings fallen durch “stark negative, emotionale Wortwahl” und “beängstigende Inhalte” auf. Interessant ist auch die selektive Beschäftigung mit Parteien: Während die FPÖ in Print im März auf einen Anteil von zehn Prozent der Erwähnungen gekommen sei, hätte die Zuordnung bei den Facebook-Postings bei 21 Prozent gelegen. Bei der Webseite “oe24.at” war der Wert noch höher: Hier konnten 38 Prozent der politischen Berichte auf Facebook der FPÖ zugeordnet werden.

5. Was ihre Fälle unterscheidet – und was sie verbindet
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers)
Am 30. April wurde in der Türkei die deutsche Journalistin Mesale Tolu wegen angeblicher “Terrorpropaganda” inhaftiert. In den sozialen Netzwerken machte die Inhaftierung schnell die Runde, doch die Medien griffen die Thematik erst zwei Wochen später auf. Der Beitrag zeigt die Parallelen, aber auch die Unterschiede zum Fall Deniz Yücel.

6. Mit freundlicher Unterstützung von Nespresso
(nzz.ch, Rainer Stadler)
Im Schweizer “Tages-Anzeiger” erschien ein doppelseitiger Beitrag über Recycling. Das Ganze sollte wie Journalismus aussehen, war in Wahrheit jedoch (oben gekennzeichnete) Werbung für die Kaffeekapseln aus dem Haus Nespresso. Rainer Stadler schreibt in seiner Medienkritik: “Die deutliche Hervorhebung von gesponserten Beiträgen bedeutet nicht, dass darüber hinaus alles sauber verläuft. Der Konsument kann es glauben oder nicht, oder er vermag allenfalls die Konstellationen aufgrund der kontinuierlichen Lektüre eines redaktionellen Angebots einzuschätzen.”