Promis, Zwangsfernsehen, Printfeudalismus

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Das Geschäft mit falschen Promi-Nachrichten”
(ndr.de, Video, 5:22 Minuten)
Ein Blick auf die englische Boulevard-Presse, die ungeprüft von Lesern telefonisch mitgeteilte Stories über Prominente druckt, wenn sie denn keine rechtliche Bedrohung darstellen. Einmal niedergeschrieben, werden die Unwahrheiten, zum Beispiel die Geschichte über die in Brand geratenen Haare von Amy Winehouse, hundertfach von anderen Medien verbreitet, immer mit Bezug auf das Ursprungsblatt.

2. “Axel Springer und die Stasi”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Michael Hanfeld über den Film “Bespitzelt Springer!” von Tilman Jens, der die Überwachung des Axel Springer Verlags durch das Ministerium für Staatssicherheit der DDR zum Thema hat. Sein Fazit: “Vor der Stasi war Springer nackt.”

3. “Kein politisches Zwangsfernsehen”
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Für Michael Spreng gehen die Vorwürfe von Bundestagspräsident Norbert Lammert an ARD und ZDF ins Leere. Die Übertragung sei auf “Phoenix” zu sehen gewesen, ausserdem unterliege auch der Bundestag “den Gesetzen der Mediengesellschaft”: “Veranstaltungen müssen spannend und kontrovers, zumindest aber interessant sein und einen Erkenntnisgewinn vermitteln”.

4. “Abt. Das Ende des Journalismus”
(infam.antville.org, vanpipe)
Bild.de liefert ein Beispiel, wie eine Geschichte auch ganz ohne Empörung inszeniert werden kann – und Schweizer Online-Portale steigen dankbar darauf ein: “Weder in der Schweizerischen Mediendatenbank noch in Blogs noch auf Google News finden sich Hinweise darauf, dass irgendjemand sich darüber geärgert haben könnte, dass ein deutsches Wiesn-Playmate namens Alena Gerber die obskure Web-Sendung usgang.tv präsentiert.”

5. “Qualitätsmedien und Analysen”
(ballverliebt.eu, Philipp Eitzinger)
Fußball: Philipp Eitzinger war in London und freute sich über detailierte Pass-Analysen im “Guardian”. “Solche Grafiken und Artikel” könne man “in den heimischen Medien lange suchen”.

6. “Nicht mein Beruf”
(rebellmarkt.blogger.de, donalphons)
Donalphons über den Niedergang der Printbranche: “Es wird dem Printfeudalismus ergehen wie dem echten Feudalismus, ein paar Paläste werden stehen bleiben und gegen Geld zu besichtigen sein, aber die Kaschemmen wird man wegreissen, weil es weder finanzierbar sein wird, noch gefragt. Irgendwann wird auch der Trick einer Berliner Tageszeitung nicht mehr laufen, Leute umsonst arbeiten zu lassen – weil die Leute irgendwann verstehen, dass in dem Beruf nur für wenige etwas zu holen ist.”