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Lasst die Finger von Manuela E.

Es ist bestimmt nicht leicht für “Bild”, andauernd irgendwelche Geschichtchen über die RTL-Show “Deutschland sucht den Superstar” zu erf…ahren.

Ein Glück, dass “Bild” in der vergangenen Woche gleich zwei Mal die “BILD-Leser-Reporter” zur Hilfe kamen. Die angeblichen von “Bild” nicht namentlich genannten Informanten hatten nämlich “aufgedeckt”, dass mehrere DSDS-Kandidaten zuvor schon öffentlich aufgetreten waren und es sie “sogar auf CD” gab. “Bild” machte daraus Schlagzeilen* wie:

Betrug? Profi-Sänger bei den Superstars

*) Das war insofern irreführend, als ja auch bei anderen DSDS-Staffeln schon “ProfiSänger” mitgemacht hatten, ohne damit für (“Bild”-)Schlagzeilen zu sorgen. Eine gewisse Berechtigung hatte die “Betrug”-Frage aber dennoch, weil beispielsweise in den RTL-“Steckbriefen” die Gesangskarrieren der angeprangerten DSDSKandidaten mit keinem Wort erwähnt werden…

Heute nun berichtet “Bild” ein drittes Mal über einen “Profi-Sänger” bei “Deutschland sucht den Superstar”. Und ja, die Geschichte heute steht nicht mehr (wie am 6. Februar) auf der Titelseite oder (wie am 8. Februar) auf Seite 4, sondern weiter hinten im Berlin-Brandenburger Regionalteil. Groß ist sie dennoch:

Eine BILD-Lesereporterin hat es aufgedeckt: Der Berliner Kandidat Max Buskohl (18) hat eine eigene Band!

Und weiter heißt es, die “BILD-Leser-Reporterin Manuela E. [Name von uns gekürzt] entdeckte auf ‘myvideo.de’ einen Musik-Clip mit Max Buskohl und seiner Gruppe ‘Empty Trash'”.

Einen Hinweis darauf, worin genau im Fall Max Buskohl eigentlich der groß angekündigte “Schwindel” besteht, bleibt “Bild” indes schuldig. In Buskohls offiziellem DSDS-“Steckbrief” hieß und heißt es:

Er geht gerne aus und feiert, schreibt eigene Songs und spielt Gitarre. Das musikalische Talent hat Max von seinem Vater, Carl Carlton, der u.a. Gitarrist bei Robert Palmer, Peter Maffay und Udo Lindenberg war. Seit August 2005 ist Max Mitglied der Berliner Band ‘Empty Trash’, in der er unter dem Namen ‘Charlie Crawford’ singt.
(Hervorhebung von uns.)

Das heißt: Was “BILD-Leser-Reporterin” Manuela E. “aufgedeckt” hat, hätte nun wirklich jeder aufdecken können. Ach ja, vergangene Woche fragte “Bild” noch:

Wird man als Zuschauer bei “Deutschland sucht den Superstar” eigentlich nur für dumm verkauft?”

Inzwischen lautet die Antwort wohl: Nicht für dümmer als bei “Bild”.

Der Beweis

Zugegeben, wir hatten so unsere Zweifel, ob man bei Bild.de Leser-Reporter-Fotos vor der Veröffentlichung auch wirklich überprüft (oder anschaut). Jetzt aber haben wir den Beweis, dass irgendjemand bei Bild.de sich zumindest die Mühe macht, herauszufinden, ob ein eingesandtes Leser-Foto auch wirklich vom Einsender aufgenommen wurde:

Die Entscheidung, ob es veröffentlicht wird oder nicht, scheint davon aber nur zum Teil abhängig zu sein.

Mit Dank an Marcus S.!

Nachtrag, 14.40: Die Frage, ob das auf Bild.de veröffentlichte Leser-Foto auf Bild.de veröffentlicht werden soll, obwohl es “aus dem Netz” stammt, wurde inzwischen entfernt und beantwortet.

Kurz korrigiert (306)

Sagen wir’s so: Wenn wir ausschließen, dass man bei “Bild” eingesandte Leser-Fotos vor der Veröffentlichung nicht überprüft (oder anschaut) und “BILD-Leser-Reporter” Joachim Nolte in Stralsund tatsächlich einen “unter Trümmern begrabenen Golf” entdeckte, dann hat man sich bei “Bild” offenbar entschieden, stattdessen lieber einen unter Trümmern begrabenen Polo* zu zeigen. Wenn nicht, hätten wir einen praktischen Tipp: Im Zweifelsfall tun’s auch Wörter wie “VW”, “Auto” oder “Ding”.

*) Das Nummerschild haben wir übrigens schnell mal unkenntlich gemacht.

Mit Dank an Tobi, Alex, Boris M. und Julian.

Nachtrag, 20 Uhr: Inzwischen hat Bild.de den “Bild”-Fehler hier korrigiert, hier hingegen nicht.

“Bild” zahlt Leser-Touristen 500 Euro

“Bild”-Kolumnist Franz Josef Wagner beklagt heute, wenn wir ihn richtig verstanden haben, dass man als Politiker nirgends mehr unbeobachtet ist. Schuld daran sei: der “totale Tourismus”.

Wagner schreibt an Günter Verheugen, über dessen NacktFotos anscheinend “ganz Deutschland” diskutiert, ohne sie überhaupt gesehen zu haben:

(…) es gibt auf unserer Erde leider keinen Flecken mehr, wo ein verheirateter EU-Kommissar mit seiner Kabinettschefin unbegafft nackt baden kann. Wir leben nun einmal im totalen Tourismus, der auf Einzelschicksale keine Rücksicht nimmt.

Touristen knipsen alles, den schiefen Turm von Pisa und den nackten EU-Kommissar mit seiner ebenfalls nackten Bürochefin.

Ich wünschte, die Fotos gäbe es nicht. (…)

Zufälligerweise hat sich am vergangenen Sonntag auch der Komiker Michael Mittermeier über die Auswirkungen des, äh, totalen Tourismus geäußert. Auf SWR 1 sagte er:

Der “Bild”-Leser-Reporter ist meines Erachtens einfach eine böse, voyeuristische Aktion, die leider Gottes uns Leuten einfach schadet, uns Künstlern. Weil Leute dich wirklich verfolgen mit Foto-Handys. Und ich hab mich schon mit Leuten gestritten, die mich angemacht haben, weil sie sagen: Ey, wieso gönnst Du mir kein Foto, ich will 300 Euro verdienen, und da muss ich sagen: Das ist schon ‘ne ziemliche Sauerei. Weil: Wenn ich privat bin, bin ich privat. Und es geht nicht, jemanden zu fotografieren, wenn er im Tengelmann steht, ich meine, das ist wirklich eine böse Aktion.

Danke an Tim S.!

“Bild”-Leser-Reporter sehen alles!

In der Rubrik “Die besten Promi-Fotos” zeigt Bild.de eine Einsendung von “Leser-Reporter” Peter Schröder, dem ein wirklich sehenswerter Schnappschuss gelungen ist. Er hielt mit seiner Kamera, wie Bild.de staunt, “genau den Moment fest”, in dem der Kampf von Axel Schulz abgebrochen wurde.

Das muss ihm erst einmal jemand nachmachen.

Obwohl: Je länger wir den Schnappschuss ansehen, desto hartnäckiger meldet sich ein unbestimmtes Gefühl, der Schriftzug “RTL” links oben und die Einblendung der Rundenzahl und -zeit links unten im Foto wollten uns irgendetwas mitteilen.

Danke an Thomas L.!

Nachtrag, 22.10 Uhr. Na sowas: Das Foto ist plötzlich verschwunden und taucht nur noch klein in den Fotogalerien auf.

“Bild” gewinnt bei “Popstars”

Verschwörungstheoretiker würden das alles wahrscheinlich bloß für einen clever eingefädelten Marketing-Gag halten: Pro7 lässt Amazon vorab das Cover einer CD zeigen, auf dem scheinbar schon die Gewinner der aktuellen “Popstars”-Staffel zu sehen sind, obwohl die doch erst am kommenden Donnerstag in einer Live-Sendung ermittelt werden sollen — und nachdem die ersten Amazon-Screenshots in Internetforen die Runde machen, lässt Pro7 das CD-Cover wieder entfernen und simuliert Krisenmanagement. Der vermeintliche Patzer ist vielen Medien, die sonst vielleicht nicht unbedingt über “Popstars” geschrieben hätten, ein paar Zeilen wert, und noch mehr Zuschauer als bisher dürften wissen wollen, wer wirklich das “Popstar”-Rennen macht, oder versuchen, für 49 Cent pro Anruf mitzuentscheiden…

…und das alles ohne “Bild”.

Das Blatt, das alle Jahre wieder mit allerlei Exklusiv-Geschichtchen dafür sorgt, dass eine Show wie “Deutschland sucht den Superstar” (RTL) im Gespräch bleibt, war diesmal offensichtlich eher schlecht informiert. Denn wie es heute in einem großen — auf der Titelseite angekündigten — Bericht über die “Riesen-Panne bei Popstars” heißt (der ausnahmsweise sogar gestern abend schon vorab und zunächst leicht variiert auf Bild.de veröffentlicht wurde):

Als Erste entdeckte BILD-Leser-Reporterin Particia E.* (33) das Cover.
*) Name von uns gekürzt.

Doch leider haben wir auch an dieser Nase-vorn-Behauptung unsere Zweifel. Nicht nur, dass schwerlich nachzuweisen sein dürfte, wer das Cover tatsächlich “als Erste” bei Amazon entdeckte — nein, “BILD-Leser-Reporterin” Patricia E. teilt uns selbst auf Nachfrage mit:

gegen 11 habe ich bei der BILD-Zeitung gepetzt :-)

Und dafür, dass sie damit eben nicht die Erste war, spricht dann zumindest ein stern.de-Artikel, wonach sich gestern bereits um 10.36 Uhr im Pro7-Forum (z.Zt. leider “aufgrund erhöhter Zugriffszahlen […] ausgelastet”) der erste sachdienliche Hinweis eines Users fand. Und als bei “Bild” bzw. Bild.de in den frühen Abendstunden (18.26 Uhr) die Zeit endlich reif war für die Frage “Was ist da bei den Pro7-‘Popstars’ los?” (siehe Ausriss), da stand die Auflösung schon sechs Stunden lang bei der Netzeitung, die offenbar ebenfalls durch “Lesermails von verwirrten TV-Zuschauern” auf die Amazon-Veröffentlichung aufmerksam gemacht worden war.

Schon möglich also, dass die “BILD-Leser-Reporterin” sich “als Erste” bei “Bild” gemeldet hat. Denkbar auch, dass der Gewinner bei “Popstars” schon vorher feststeht. Ganz sicher aber bei “Bild”: “Bild”.

Leser-Beteiligung immer teurer (2)

Seltsam: Am vergangenen Freitag hatten wir darauf hingewiesen, dass “Bild” die Kosten, die jedem “BILD-Leser-Reporter” bei Einsendung eines Foto per MMS entstehen, Wochen vorher im Kleingedruckten klammheimlich von vormals 19 Cent um gut 50 Prozent (zzgl. Gebühren) erhöht hatte. Am Samstag dann kam das tägliche “Leser-Foto” ganz ohne Kleingedrucktes aus.

Und heute? Als wäre nichts gewesen, sind’s heute plötzlich wieder “0,19 Euro je SMS/MMS; zzgl. Gebühren des Netzbetreibers” — jedenfalls in der gedruckten “Bild” (siehe Ausriss rechts). Bei Bild.de allerdings steht zur selben Zeit, wo auch immer man hinschaut, nach wie vor und unverändert:

überall "0,29 Euro"

Wir haben “Bild” um Aufklärung gebeten und sind gespannt.

Nachtrag, 14.11.2006: Da sich, wie wir von “Bild” auf Nachfrage erfuhren, die Antwort auf unsere Frage (“Was kostet den ‘BILD-Leser-Reporter’ die Einsendung eines Fotos per MMS an ‘Bild’?”) noch etwas verzögert, sei hier nur schnell erwähnt, dass der Preis für den MMS-Versand in der heutigen “Bild” wieder mit 29 Cent (zzgl. Gebühren) angegeben wird.

Leser-Beteiligung immer teurer

So teuer ist alles geworden!
Und Sie wundern sich, wo Ihr Geld geblieben ist? (…)

Die große Geld-Debatte in BILD: Millionen Deutsche müssen jeden Cent umdrehen, leben an der Dispo-Grenze! Ein Grund: Die meisten Preise sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Ob beim Einkaufen, in der Kneipe oder beim Tanken — fast alles ist teurer geworden!”
(“Bild” vom 28.7.2006, Seite 1)

Heute aber gibt “Bild” sich generös: Für die heutige Veröffentlichung eines “BILD-Leser-Reporter”-Fotos zahlt das Blatt nicht, wie üblich, 500 Euro, sondern — als “Extrahonorar” — das Doppelte.

Groß steht das heute auf der letzten Seite von “Bild”:

"1000 Euro für das 1000. Leser-Reporter-Foto!" (stark verkleinert)

Naturgemäß weniger groß ist das Kleingedruckte. Zu den Kosten für die Zusendung eines “Leser-Reporter”-Fotos heißt es dort:

"29 Cent zzgl. Gebühren" (Originalgröße)

Bei täglich bis zu 4000 Einsendungen (Quelle: Kai Diekmann) wird sich “Bild” da also auch schon mal ein “Extrahonorar” leisten können — zumal “Bild” ja nicht schon immer 29 Cent pro MMS verlangt. Im Gegenteil: Wie garantiert alle “BILD-Leser-Reporter” längst mitgekriegt haben, hat “Bild” den kleingedruckten MMS-Preis von vormals 19 Cent unlängst klammheimlich einfach mal so übers Wochenende um satte 50 Prozent erhöht.
 
PS: Über den neuen “Mitmach-TV-Sender” Help-TV schrieb Bild.de jüngst: “Jeder Anruf kostet 49 Cent, egal, ob man durchkommt oder nicht.” Bild.de witterte “Abzocke”. Und das ist immerhin insofern bemerkenswert, als ja auch jedes “BILD-Leser-Reporter”-Foto “29 Cent zzgl. Gebühren des Netzbetreibers” kostet, egal, ob es gedruckt wird oder nicht.

… aus dem Sinn

Weil Robert V.* mehrere Fotos einer “Kürbis-Regatta” im kanadischen Bécancour an die “Bild”-Zeitung geschickt hat, darf er heute quer über eine “Bild”-Seite behaupten:

“Bild” glaubt ihm das offenbar unbesehen und behauptet auch:

“Er (…) ist der erste BILD-Leser-Reporter aus Übersee.”
(Link von uns.)

Was aber ist dann mit Manja S.?

Was mit Joachim K.?

Und was mit Sabine W.?

Mit Dank an Volker K.
*) Alle Anonymisierungen von uns.

Wer hat an der Uhr gedreht?

Als “Zeitzeugin” des Transrapid-Unglücks stellte “Bild” am 25. September Melanie Kroll aus Wilhelmshaven vor:

Sie saß an Bord einer kleinen Propellermaschine, ihr Freund (36) am Steuerknüppel.

Nur Minuten nach der Katastrophe flogen sie über den Unglücksort im Emsland.

Nur Minuten? Dass das nicht stimmt, kann man schon auf den ersten Blick erkennen: Krolls Foto, das “Bild” veröffentlichte, zeigt, wie ein Teil des Transrapids der Werkstattwagen von zwei riesigen Kränen geborgen wird.

Die Fotos sind nicht Minuten, sondern Stunden nach dem Unglück entstanden. Die Katastrophe ereignete sich gegen 10 Uhr. Kroll war, wie sie dem ARD-Magazin “Panorama” sagte, um “kurz nach zwei” an der Unglücksstelle.

Warum datiert “Bild” das Foto zurück? “Panorama” hat Nicolaus Fest, Mitglied der “Bild”-Chefredaktion gefragt:

“Weiß ich ehrlich gesagt nicht. Müsst’ ich mal nachprüfen. Scheint mir ein Fehler zu sein. Gut. Es ist ja insofern auch… auch bei uns passieren Fehler. Ich will das gar nicht… gar nicht kleinreden oder verneinen.”

Dieser “Fehler” war praktisch für “Bild”. So ersparte sich die Zeitung zunächst unbequeme Fragen. Die Polizei hatte nämlich nach dem Unfall ein Überflugverbot verhängt, damit die Rettungshubschrauber ungestört fliegen konnten. Deshalb ist die Uhrzeit entscheidend. “Bild” erweckt den Eindruck, die “Leser-Reporterin” sei ohnehin zufällig in der Luft gewesen, als sich das Unglück ereignete. In Wahrheit ist sie gezielt zur Unglücksstelle geflogen, nachdem sie aus dem Fernsehen von der Katastophe erfuhr.

“Dann hab ich gleich angerufen bei meinem Bekannten, weil der ein Flugzeug hat, und hab gedacht, das ist also das einfachste, wenn wir da hinfliegen.”

Von dem Überflugverbot habe sie nichts gewusst.

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