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Gestern Freibier!

Nicht, dass jemand der “Bild”-Zeitung nachsagt, sie trenne nicht ordentlich zwischen Werbung und redaktionellen Inhalten. Das hier zum Beispiel in der “Bild”-Zeitung von gestern war Werbung:

Und das hier war redaktioneller Inhalt:

Und die Unterscheidung ist ganz leicht. Werbung ist das, über dem “Anzeige” steht:

Und wenn Ihnen das ein bisschen inkonsequent erscheint, müssen wir antworten: Nein, das ist für “Bild” total konsequent.

medienlese – der Wochenrückblick

Radio Multikulti und “Polylux” gestrichen, Mitarbeiter und Journalisten ausgeforscht, Verweigerer unerwünscht und Fußball-Quoten nur stabil.

Der RBB streicht “Polylux”, Moderatorin Tita von Hardenberg gibt Durchhalte-Parolen im Internet: “Von Polylux bleibt Polylog. Nach dem Fernsehen kommt das Netz.” Für das ebenso eingesparte Radio Multikulti machen sich unterdessen Unterstützer stark. Unser Kommentar: “Sparen am falschen Ende.”

Konzernsicherheit – ein Wort macht Karriere. Es hat etwas vom Sound aus alten Wallraff-Tagen, als deutsche Unternehmen bewaffnete Einheiten aufstellten. Diesmal wird nicht gleich geschossen, sondern elektronisch überwacht. Nach Lidl gibt es nun auch schwere Vorwürfe gegen Burger King. Mitarbeiter sollen intern bespitzelt worden sein, berichtet die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten. An Meldungen dieser Art hat man sich beinahe gewöhnt – wo eine Kamera, da auch Überwachung.

Read On…

6 vor 9

Bierfreunde helfen einander
(taz.de, S. Grimberg und T. Landsberg)
“Lidl bemüht sich nach dem Spitzelskandal weiter um Schadensbegrenzung. Und nicht nur ‘Bild’ kämpft mit. Aus Krisen-PR wird Hofberichterstattung.” Siehe auch “Wir vertrauen Lidl – vertrauen Sie uns!”. Weiter unten im Bild-Text: “Informieren Sie sich bei www.lidl.de”.

Bedeutung der Zeitungen für die Demokratie
(bmi.bund.de, Wolfgang Schäuble)
Rede von Dr. Wolfgang Schäuble: “Ob wir in 20 oder 30 Jahren hochwertigen Journalismus und meinungsstarke Zeitungen in ihrer jetzigen Form noch haben werden, dürfte aber vor allem davon abhängen, ob und wie es Zeitungen gelingt, sich auf die Herausforderungen des digitalen Zeitalters einzustellen. Das Internet wirft die bewährten Geschäftsmodelle der Zeitungen über den Haufen und revolutioniert den Nachrichtenmarkt. Für junge Lesergruppen ist das Internet bereits zum neuen Leitmedium geworden.”

Pseudo-Leck als «gezielte PR-Aktion» für Tamedias Newsnetz
(klartext.ch/blog, Nick Lüthi)
Tamedia schaltet offenbar eine Website auf, nur um Blogger damit zu verwirren.

Schweizer Verlag: Sonderbares Geschäftsgebahren
(perfektionist.ch)
Eine grosse Schweizer Wochenzeitung, die zu einem grossen deutschen Verlag gehört, übernimmt einen offensichtlich an die falsche Adresse gesandten Werbeauftrag ungefragt ins Blatt und schickt eine Rechnung.

Schawinski wirft Konkurrenz Irreführung vor
(persoenlich.com, dvp)
“Tamedia offerierte Umfrageergebnisse dem ‘SonntagsBlick’ vorab.”

Reporter auf der Grenze zwischen Moral und Unmoral
(tagesanzeiger.ch, Eberhard Falcke)
“Truman Capote war ein brillanter Journalist. Seine Porträts und Reportagen sind jetzt in einem Band versammelt. Grossartige Lektüre.”

  

“Bild” oder “Auto Bild” – das ist hier die Frage


André Krüger, 31, ist BILDblog-Leser. Nach eigenen Angaben schreibt er “bereits seit einigen Jahren ins Internet. Seit nun einem Jahr tut er das auf boschblog.de, einem Weblog mit überwiegend literarisch angehauchten Kleinodversuchen über Alltagskultur, Hamburg, die Medien und was die seine Welt bewegt. Dem aus Krankheitsgründen ausgefallenen Harald Martenstein, den man eigentlich gar nicht ersetzen kann, wünscht er auf diesem Wege gute Besserung. Im richtigen Leben macht er was mit Old Economy. Wir nennen es Finanzplanung.”

Von André Krüger

Mit zitternden Händen legte ich dem Zeitungshändler meines Vertrauens heute abgezählte 60 Cent auf den Tisch, um statt der üblichen Qualitätszeitung das Druckwerk mit den großen Überschriften zu erwerben, das mir sonst ausschließlich als Mitleser bekannt ist.

Dass mir die Übung fehlt, bemerke ich bereits als ich auch nach zweimaligem Komplettdurchblättern noch immer nicht die erwartete und auch ein bißchen ersehnte Post von Wagner gefunden habe. Hat man ihn etwa zur Kompensation des PIN-Desasters vertafelsilbert oder etwa gemeinsam mit Pro7/Sat.1 an Finanzinvestoren veräußert? Was mir jedoch sofort auffällt ist, dass die Liebe zum Automobil — und damit verbunden zu dessen Käufern, Fahrern und Erbauern — in dieser Zeitung besonders ausgeprägt ist, und sich wie ein rotes Abschleppseil durch das Blatt zieht.

Schon auf der Titelseite erfährt der geneigte Leser, dass die EU den Kauf von Neuwagen künftig um 5.000 Euro teurer macht. Den Herstellen drohten Milliarden-Strafen, wenn sie den CO2-Ausstoß"Neuer Preis-Schock! EU macht Autos bis zu 5000 Euro teurer" nicht deutlich senkten. Auf Seite 2 erklärt uns Oliver Santen in seinem Kommentar sodann, dass es der EU keineswegs darum gehe, die Umwelt zu schützen. Vielmehr handle es sich um einen französisch-italienischen Kleinwagenherstellerangriff auf unsere hochmotorisierten deutschen Premiumhersteller. Von hier aus ist es für denselben Autor auch nur noch ein kleiner Schritt, um gleich nebenan zu erklären, wie Post und Politik mit französisch-italienischer Raffinesse den verlagseigenen Briefdienstleister PIN-Group in die Pleite getrieben haben. Kein Wort verliert er allerdings darüber, wie die grüngekleideten Briefzusteller von ihren Dumpinglöhnen sich hätten eine Premiumkarosse made in Germany leisten sollen, wo doch ihr Hungerlohn noch nicht einmal für einen umweltschonenden ausländischen Gebrauchtkleinwagen gereicht hätte.

Wenigstens Opel profitiert vom Trend zum Kleinwagen und schafft im kommenden Jahr 300 neue Jobs im Stammwerk Rüsselsheim (Nachrichten, Titelseite). “Bild” meint sicherlich: Gut so; aber “Gewinner des Tages” wird trotzdem nur George W. Bush, der für mehr Frieden auf der Welt und weniger Waffen sorgt.

"Soll ich jetzt noch schnell ein neues Auto kaufen?"Die Frage, ob man sich wegen der drohenden EU-Strafsteuer jetzt noch schnell ein neues Auto zulegen sollte, dürfte sich den PIN-Mitarbeitern derzeit eher weniger stellen. Sie können höchstens darauf hoffen, im “Bild”-Lidl-Adventskalender eine unbedachte 200-PS-Flunder aus Ingolstadt zu gewinnen. Sollte ihnen, wie bereits bei der Wahl des Arbeitgebers, auch im Spiel das Glück nicht hold sein, könnten sie versuchen, auf dem bewachten Parkplatz eines luxuriösen Hamburger Fischrestaurants vor den Augen des Wagenmeisters einen Porsche zu klauen (Bild-Hamburg, Seite 6). Der Eigentümer des auf diese Weise entwendeten Premiumfahrzeugs dürfte jetzt ähnlich traurig sein wie ein kleiner Junge aus Wuppertal. Einbrecher stiegen nachts in sein Haus ein und entwendeten heimtückisch ein für ihn bestimmtes Weihnachtspaket, das eine Autorennbahn enthielt (Seite 16). “Bild” meint sicherlich: So geht das aber nicht; “Verliererin des Tages” wird allerdings WDR-Intendantin Monika Piel, der nächstes Jahr 12 Millionen Euro in der Kasse fehlen. Wann wird Mathias Döpfner endlich Verlierer des Tages? Setzte er nicht für die PIN-Group 500 Millionen Euro in den Sand?

Wer jetzt denkt, auf das neue Premiumfahrzeug oder die neue Autorennbahn ungestört anstoßen zu können, der sei gewarnt: Es drohen wieder “Glühwein-Kontrollen” (“Bild”-Hamburg, Seite 12). "Die Strafakte des Raser-Rambos"“Weitere Kontrollen folgen”, so ein Polizeisprecher. Dabei werden sicher auch andere Delikte aufgedeckt. Hoffentlich erwischen unsere Freunde und Helfer dabei auch “Raser-Rambos”, die mit 306-PS-starken Premiumfahrzeugen aus deutschen Landen unschuldige Rentner “zerquetschen”.

Die rührendste, fast schon weihnachtlich stimmende Autogeschichte findet sich allerdings ganz unvermutet im Sportteil. Der HSV-Mittelfeldspieler Vincent Komany (21) zeigt nun auch deutlich in der Öffentlichkeit, wie sehr er seine vor sechs Wochen verstorbene Mama geliebt hat. “Wo andere ihre eigenen Initialen, die der Frau oder Kinder auf einem Kennzeichen verewigen, hat sich Vincent ein Schild mit HH-JF für seinen Mercedes besorgt. Das ‘JF’ steht für Joseline Fraselle. Kompany: ‘Es ist in Angedenken an meine Mutter…'” “Bild” meint sicherlich: Das ist wahre Mutterliebe; die entsprechende Rubrik dafür ist allerdings noch nicht erfunden.

Fast zu Tränen gerührt wünsche ich mir nach dieser anstrengenden Lektüre, dass es mir ein bißchen wie der Wunderheilerin Uriella erginge. Sie hat sogar den von ihr vorhergesagten Weltuntergang vergessen. Das sollte mir mit der soeben gelesenen Ausgabe der “Bild” doch bitte ebenso gelingen.
 
BILDblogger für einen Tag ist morgen Jens Weinreich.

“Bild”-WM-Knaller explodiert mit Verspätung

Deutschland vor einem Jahr. Erinnern Sie sich? Wir waren schwarz-rot-geil, wegen der Hitze wollten alle einander nur noch duzen, und die “Bild”-Zeitung machte mit dem Angebot auf, für 99 Cent bei Lidl ein “köstliches Grafenwalder Premium-Pils”, “eine große Tüte knackige Erdnuß-Flips” und eine Deutschland-Fahne zu bekommen. “WM-Knaller” hieß es. Alle waren ganz besoffen vor Glück, und der Presserat erklärte Beschwerden über die Aktion, die Verbraucherschützer einen “besonders krassen Fall von unlauterer Werbung” nannten, kurzerhand für “offensichtlich unbegründet”.

Doch auch der geilste Sommer endet irgendwann, und ein hartnäckiger Beschwerdeführer legte beim Presserat Widerspruch gegen die Entscheidung ein. Er wies das Gremium auf diverse rechtsgültige Urteile in Sachen Schleichwerbung hin und erwähnte das Schleichwerbungsverbot im Gesetz. Eine relevante Täuschung liege bereits vor, wenn dem Leser eine entgeltliche Anzeige als redaktioneller Beitrag präsentiert werde, argumentierte er; Anzeigen müssten sich in Stil und Aufmachung von redaktionellen Beiträgen absetzen.

Das muss den Presserat irgendwie beeindruckt haben. Es wurde Herbst, und der Beschwerdeausschuss beschloss, die Sache zu behandeln. Es wurde Winter, und der Beschwerdeausschuss beschloss, die Sache doch lieber an das Plenum des Presserates abzugeben. Es wurde Frühling, und das Plenum des Presserates beschloss, die Beschwerde wieder an den Beschwerdeausschuss zurückzugeben.

Und nun ist es wieder Sommer, und der Beschwerdeausschuss hat sich zu einer Entscheidung durchgerungen. Sie ist einstimmig gefallen und lautet: “Bild” hat mit der Veröffentlichung gegen die Ziffern 6 und 7 des Pressekodex verstoßen.

Nach Meinung des Gremiums gerät im vorliegenden Fall das Ansehen der Presse (Ziffer 6 des Pressekodex) in Gefahr, wenn eine werbliche Veröffentlichung, die redaktionell gestaltet ist, den redaktionellen Aufmacher auf der Titelseite ersetzt. Der Leser erwartet dort weder einen Eigenmarketingbeitrag noch Werbung.

Dadurch, dass an einer Stelle, an der sonst redaktionell berichtet wird, ein Eigenmarketingbeitrag veröffentlicht wurde, wird zudem die in Ziffer 7 des Pressekodex geforderte klare Trennung von Werbung und Redaktion aufgehoben.

Eine klare Kennzeichnung als “Anzeige” habe gefehlt.

Noch im Jahr 2004, als “Bild” mit Lidl in ähnlicher redaktioneller Aufmachung wie den “WM-Knaller” auf Seite eins einen “Sommer-Knaller” anbot (“Doppelschlecken” / “Heute Eis für alle — Eins kaufen, eins geschenkt!”), hatte der Presserat anders entschieden. Damals urteilte das Gremium, es sei “klar erkennbar, dass es sich bei dem Beitrag nicht um eine redaktionelle Berichterstattung, sondern um reine Werbung handelt”.

Weil der Presserat jetzt von der “bisherigen Spruchpraxis” abwich, konnte er wegen der “WM-Knaller”-Schleichwerbung keine Rüge, sondern nur einen “Hinweis” aussprechen.

Die Pressestelle der Axel-Springer-AG hat die Öffentlichkeit im vergangenen Jahr in einer Pressemitteilung informiert, dass die Beschwerde gegen die “Bild”-Lidl-WM-Aktion als “offensichtlich unbegründet” zurückgewiesen worden sei. Die Information, dass der Presserat sein Urteil jetzt revidiert hat, scheint nicht ganz so dringlich zu sein.

Knallhart recherchiert (4)

“Bild” hat heute eine Rüge durch den Presserat wegen Schleichwerbung abgedruckt — obwohl sie sie nach wie vor “nicht nachvollziehen” kann.

Die Zeitung hatte am 4. Januar über die neuen Reise-Angebote von Aldi berichtet, detailliert Preise und Bestellmöglichkeiten genannt und behauptet:

Ab morgen gibt’s beim Lebensmittel-Discounter ALDI auch Urlaub! BILD hat die besten Angebote jetzt schon recherchiert.

Die “besten Angebote” waren dabei sämtliche Angebote, und die “Recherche” bestand mutmaßlich daraus, sie aus einer für den kommenden Tag gebuchten Aldi-Anzeige abzuschreiben. Über die Tatsache, dass Aldi Billigreisen anbieten wird, hatte “Bild” übrigens bereits Ende 2006 zweimal berichtet und zwei Tage nach der gerügten Meldung anhand falscher Zahlen gejubelt: “Deutschland fliegt auf ALDI-Urlaub”. (Dies ist nicht Bestandteil der Rüge.)

Gegen die Entscheidung des Presserates hatte “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann heftig protestiert, und im Blatt heute ist die Erwiderung von “Bild” länger als die Rüge selbst (siehe Ausriss). “Bild” bleibt dabei:

Wir glauben, dass BILD-Leser sich für diese Informationen interessieren und dass es zur Aufgabe einer Zeitung gehört, darüber zu berichten.

Übrigens: In der vergangenen Woche wurde durch Recherchen der “Lebensmittelzeitung” bekannt, dass Aldi seine “Preisgarantie” aus dem vergangenen Herbst aufgegeben hat, die Preise von rund 200 Produkten einzufrieren (“Bild” berichtete). Darüber berichteten in den vergangenen Tagen u.a. “Spiegel Online”, “Welt”, manager-magazin.de, “Hamburger Abendblatt”, “Süddeutsche Zeitung”, “Frankfurter Allgemeine Zeitung” und “Berliner Zeitung” sowie die Nachrichtenagenturen AFP und ddp.

“Bild”-Leser dagegen scheinen sich für diese Art von Informationen nach Ansicht der “Bild”-Zeitung nicht zu interessieren. Wir konnten keinen noch so kleinen Hinweis auf die Aldi-Preiserhöhungen in der “Bild”-Zeitung entdecken.

Aus dem Newsletter Nr. 12 des Deutschen Presserates

Die Rechtsabteilung der [“Bild”-]Zeitung weist den Vorwurf zurück, dem großen Anzeigenkunden [Aldi] sei eine Gefälligkeit erwiesen worden. Für den Artikel habe es einen publizistischen Anlass gegeben. Erstmals sei ein Discounter ins Reisegeschäft eingestiegen; alle Medien hätten darüber berichtet.

Und noch etwas: Nach Angaben des Presserates (siehe rechts) begründete die Rechtsabteilung von “Bild” die Zulässigkeit des freundlichen Aldi-Werbe-Berichts ihm gegenüber damit, dass es für den Artikel einen publizistischen Anlass gegeben habe: Erstmals sei ein Discounter ins Reisegeschäft eingestiegen. Das ist falsch, und “Bild” weiß es. Am 14. Dezember 2006 schrieb das Blatt:

Nachdem die Supermarktkette “Lidl” am 6. Dezember mit einem Online-Reisebüro gestartet ist, zieht der Marktführer nach: Ab dem 5.1.2007 können Sie auch bei “Aldi” Urlaub buchen!

Danke auch an Antonio und Sylvio!

Knallhart recherchiert

Anders als bei dieser gemeinsamen Aktion von “Bild” und Lidl hat der Presserat nun u.a. die “Bild”-Zeitung “wegen Schleichwerbung” gerügt. In einer aktuellen Pressemitteilung heißt es dazu:

BILD hatte unter Angabe von Preisen über das erstmalige Angebot von Reisen durch einen Lebensmitteldiscounter berichtet und dabei auf eine telefonische Bestell-Hotline und eine Internetseite hingewiesen.

Und tatsächlich war (nachdem “Bild” vorab schon mal berichtet hatte) am 4. Januar folgender Artikel erschienen:

“Bild” schrieb (für alle, die das jetzt nur schwer entziffern können):

Ab morgen gibt’s beim Lebensmittel-Discounter ALDI auch Urlaub! BILD hat die besten Angebote jetzt schon recherchiert.
(Hervorhebung incl. Ausrufezeichen von “Bild”)

Es folgten fünf Angebote, weitere Ausrufezeichen sowie der — bereits vom Presserat erwähnte — fettgedruckte Hinweis auf Bestell-Hotline und Internetseite. Dann war der Artikel zu Ende.

Am 5. Januar fand sich in “Bild” folgende halbseitige Aldi-Anzeige mit allen (!) tags zuvor von “Bild” recherchierten (!) Angeboten (die damals übrigens nicht nur die “besten”, sondern auch die einzigen Angebote waren) samt Bestell-Hotline und Internetseite:

Und am 6. Januar meldete “Bild” Vollzug fand sich schließlich noch folgende kleine Meldung auf der “Bild”-Titelseite:

Für “Bild”-Chef Kai Diekmann handelt es sich bei dem ursprünglichen Aldi-Artikel um “einwandfreie journalistische Arbeit”, die (wie es weiter in einer “Bild”-Pressemitteilung heißt) “allein das Informationsinteresse der Öffentlichkeit” befriedigt habe.

Die Rüge des Presserats hingegen sei “inakzeptabel” und stelle einen “massiven Angriff auf das journalistische Selbstverständnis” dar, bei dem sich der Presserat von “politischen Beweggründen” habe leiten lassen*.

*) Um welche “politischen Beweggründe” es sich bei der Entscheidung des Presserats handeln soll, lässt “Bild” offen. Wir haben deshalb bei “Bild” angefragt — und melden uns wieder, sobald wir eine Antwort erhalten haben.
 
P.S.: Öffentlich gerügt wurde “Bild” zudem für “einen Verstoß gegen die wahrhaftige Berichterstattung nach Ziffer 1 sowie eine unangemessen sensationelle Darstellung (Ziffer 11) und Diskriminierung (Ziffer 12)”. Der Presserat schreibt über den Artikel, “der sich mit der Nutzung eines Hauses als Heim für schwererziehbare Kinder und der Bürgerbewegung gegen dieses Heim befasste”:

Die Zeitung hatte unter der Überschrift “Ein Dorf hat Angst” und “Behörde will Heim für Kindergangster im friedlichen […] eröffnen” berichtet und zudem ein ungekennzeichnetes Symbolfoto beigestellt, das einen mit einem Messer bewaffneten Jungen zeigte. (…) Die Zeitung hatte dadurch insgesamt den Eindruck erweckt, als sollten in dem Heim gefährliche Kinder und Jugendliche untergebracht werden. Durch die übertriebene Beschreibung der Ängste eines Teiles der Bevölkerung wird die Situation unangemessen und nicht wahrheitsgemäß berichtet.

Mehr dazu hier, hier, hier und hier.

Die andere “Bild”-Exklusiv-Geschichte über Klinsi

“Bild” meldete gestern abend als eine der ersten Zeitungen, dass Jürgen Klinsmann seinen Vertrag nicht verlängert. Und doch sind heute nicht alle “Bild”-Leser gut informiert. Denn vor der Exklusivmeldung, dass Klinsmann aufhört, hatte “Bild” noch eine andere Exklusivmeldung — und in einigen Ausgaben macht “Bild” heute damit auf:

Geheimplan
Klinsi bleibt als Teamchef

Beim DFB gibt es einen Plan, wie Jürgen Klinsmann bei der Nationalelf bleibt. Er wird Teamchef und kontrolliert alles. Sein Assistent Jogi Löw rückt zum Bundestrainer auf.

Heute läse sich das natürlich besser, wenn “Bild” aus der angeblichen Idee nicht gleich eine Tatsache gemacht hätte.

Vielen Dank an Dirk B. für den Hinweis, das Nochmal-zum-Lidl-Fahren und den Scan!

Billiger geht’s nicht

So wie rechts sah gestern die Titelseite der “Bild”-Zeitung aus. In ihrem Aufmacherartikel warb sie für ein Angebot des einschlägig bekannten Discounters Lidl: Man solle in eine der “über 2600 Lidl-Filialen” gehen und einen Coupon aus der “Bild”-Zeitung an der Kasse abgeben, dann werde man für 99 Cent einen Six-Pack “köstliches Grafenwalder Premium-Pils”, “eine große Tüte knackige Erdnuß-Flips” und eine Deutschland-Fahne bekommen.

Die Tageszeitung “taz” stellte daraufhin eine naheliegende Frage: Muss man über eine solche Anzeige nicht “Anzeige” schreiben? Sie bekam unterschiedliche Antworten:

Volker Nickel, Geschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft, sagte, ja, das Wort “Anzeige” fehle.

Carel Mohn, Sprecher des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, sagte, Springer verstoße zur Gewinnmaximierung bewusst gegen das Gesetz — das sei ein “besonders krasser Fall von unlauterer Werbung”.

Tobias Fröhlich, Sprecher der “Bild”-Zeitung, sagte, hier werde gegen gar nichts verstoßen — das sei “eine Aktion der Zeitung für ihre Leser mit einem Partner und als solche klar erkennbar”.

Nur als was die Aktion klar erkennbar sei, als Werbung, als redaktioneller Beitrag oder als lustige Mischform, scheint der “Bild”-Sprecher der “taz” nicht gesagt zu haben.

Danke an Franz T. und viele andere!

Nachtrag, 27.7.2006: Der Presserat teilt die Einschätzung der Verbraucherzentralen und der Werbewirtschaft nicht. Wie man in einer Pressemitteilung der Axel Springer AG nachlesen kann, hat der Presserat “drei Beschwerden gegen BILD als offensichtlich unbegründet zurückgewiesen”. In der uns vorliegenden Begründung heißt es, mit der der Lidl/”Bild”-Aktion werde der “Grundsatz der klaren Trennung von Werbung und Redaktion nicht verletzt”. Laut Presserat handelt es sich vielmehr um zulässiges “Eigenmarketing”.

Mit Dank an Tobias F. für den Hinweis.

Niemand arbeitet gern am Sonntag

Wochenanfang. Und “Bild”, die meistzitierte Tageszeitung Deutschlands (pdf), ist wieder randvoll mit Exklusivgeschichten. Oder?

“Supermärkte verkaufen wieder Dosenbier”, freut sich das Blatt auf Seite 1 mit der Handelskette Lidl. Der “BamS” war die Neuigkeit, die von der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung” bereits am Samstag vorab gemeldet wurde, gestern bloß ein paar Zeilen auf Seite 3 wert.

“Dieses Glück ist eine Schande!”, schreibt “Bild” empört: “Bruder und Schwester zeugten miteinander 3 Kinder.” Eine Riesengeschichte. Kein Wunder, dass die “BamS” sie gestern schon auf der Titelseite hatte.

Ach, und die “Sorge um eine Dienstwagenaffäre” weitet sich aus (zumindest in “Bild”). “Auch im Bundespräsidialamt” prüft das Finanzamt jetzt, ob die Privatnutzung von Dienstwagen korrekt versteuert wurde, schreibt “Bild” unter Berufung aufs Schwesterblatt “BamS”, das sich in seinem gestrigen Bericht über die “Affäre” bereits auf die Freitagsausgabe von “Bild” beziehen konnte.

“Trennung? Krise? Entzweiung? Käse! Blödsinn! Quatsch!” bzw. “Getrennt? Entliebt? Von wegen!” Siedendheiß meldet “Bild”, dass am Gerücht, Dieter Bohlen und “seine Estefania” hätten sich getrennt, nichts dran ist. Hat “Bild” jedenfalls von Estefania erfahren. Und die “BamS” gestern schon von Dieter Bohlen (siehe “BamS”-Ausriss).

Im Interview mit dem Sonntagsblatt äußerte sich Bohlen außerdem zu dem Vorwurf, er kopiere Passagen aus seinen alten Songs und verwende die für neue Kompositionen noch einmal: “So was kann mal passieren, und es ist ja immerhin noch besser, man klaut bei sich selbst.”

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