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Das Killervideo von der Wursttheke

In einem Berliner Supermarkt ist gestern ein Mann erstochen worden.

Zum Glück war aber jemand mit einer Kamera in der Nähe und konnte die Aufnahmen, wie der Mann stirbt und wie Kunden und Angestellte Erste Hilfe leisten, zeitnah Bild.de zur Verfügung stellen.

Und so gibt es jetzt auf Bild.de ein Video aus diesem Supermarkt, und die Sprecherin schildert aus dem Off, was man sieht:

Beängstigende Bilder aus einem Supermarkt in Berlin-Gesundbrunnen vom Dienstagabend: Vor der Wursttheke liegt ein 82-jähriger Rentner auf den Fliesen — niedergestochen! Geschockt beobachtet die Wurstverkäuferin, wie Kunden und Angestellte Erste Hilfe leisten. Andere überwältigen den mutmaßlichen Täter, halten ihn fest. Zeugen berichten, der 30-Jährige soll unvermittelt auf den älteren Mann zugegangen sein und habe dann mehrmals auf ihn eingestochen. Für das Opfer kommt jede Hilfe zu spät, es stirbt noch am Tatort.

Immerhin: Die Köpfe der einzelnen Menschen, die helfen statt zu filmen, sind unscharf gemacht worden. Auch das Blut ist eher zu erahnen als zu sehen.

In der gedruckten “Bild”-Zeitung ist beides anders.

[via Absolut Obsolet]

Wo ein Glaube ist, ist auch ein Wille

Bild.de hat beim INSA-Institut eine Umfrage zum Ausgang der Bundestagswahl in Auftrag gegeben. Das angeblich repräsentative Ergebnis:

Jeder vierte Wahlberechtigte (25 %) denkt, dass es nach der Bundestagswahl zu einer großen Koalition kommt. Mit einer Fortsetzung der jetzigen Regierungskoalition aus Union und FDP rechnet jeder Fünfte (21 %). Deutlich geringere Chancen werden einem rot-grünen Bündnis (15 %), Schwarz-Grün (6 %), Rot-Rot-Grün (5 %). Eine Ampel-Koalition (SPD, FDP, Grüne) oder eine schwarze Ampel (CDU/CSU, FDP, Grüne) erwarten jeweils 2 % der Wahlberechtigten. Und jeder vierte Befragte (24 %) kann oder will dazu keine Angaben machen.

Zusammengefasst “glauben 54 Prozent der Befragten”, dass Angela Merkel “ihre Arbeit als Kanzlerin fortsetzen” wird.

Oder, wie Bild.de in der Überschrift schreibt:

BUNDESTAGSWAHL 2013: Jeder 2. Deutsche will Merkel-Fortsetzung

Um den semantischen Unterschied zwischen “glauben” und “wollen” zu verdeutlichen, werfen wir einfach mal einen Blick auf eine andere aktuelle Umfrage:

Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich im aktuellen ARD-DeutschlandTrend, dass Borussia Dortmund das Champions League-Finale gewinnt, glaubt aber, dass Bayern München den Titel holen wird.

Ein Satz, der in der Welt von Bild.de unmöglich wäre.

Allerdings scheint Bild.de nicht ganz von allein auf den Holzweg gekommen zu sein:

INSA-Chef Hermann Binkert erklärte BILD.de: “Die eindeutige Mehrheit der Bundesbürger erwartet, dass Angela Merkel – in welcher Konstellation auch immer – Bundeskanzlerin bleibt. Die Deutschen fühlen sich bei ihr aufgehoben. Die Bürger vertrauen der Kanzlerin und wollen aus diesem Grund, dass sie ihren Job fortführt.”

Wir haben bei Hermann Binkert (bisherige Stationen: “wissenschaftlicher Mitarbeiter der CDU-Bundestagsabgeordneten Claudia Nolte”, “Persönlicher Referent für Herrn Ministerpräsidenten Dr. Bernhard Vogel”, “Staatssekretär in der Thüringer Staatskanzlei und Bevollmächtigter des Freistaates Thüringen beim Bund”) nachgefragt, ob Bild.de ihn richtig zitiert hat und wie er gegebenenfalls aus einer “Erwartung” einen “Willen” ableite, haben aber noch keine Antwort erhalten.

Mit Dank an die vielen Hinweisgeber.

Bilder, die wütend machen

Bei Bild.de sind sie – wieder mal – entsetzt:

Es sind Bilder, die traurig machen – und zugleich wütend: Südafrikas Nationalheld Nelson Mandela (94), ein hilflos wirkender alter Mann mit Decke auf dem Schoß, der ins Leere starrt. Neben ihm Südafrikas Präsident Jacob Zuma (71), der sich lachend mit dem Friedensnobelpreisträger filmen und fotografieren ließ.

Es geht um Bilder, die “wirken, als konnte sich der greise Mandela gar nicht gegen den Besuch wehren” und auf denen er “alles andere als zufrieden” aussieht.

Und die Redaktion gerät regelrecht in Rage: Obwohl bekannt sei, dass Mandela ein Augenleiden hat, habe sein Enkel “ein Blitzlichtgewitter über seinen Großvater ergehen” lassen:

Nelson Mandela kniff dabei die Augen zusammen und verzog den Mund. Millionen Südafrikaner sahen dem Besuch der Politiker im Staatsfernsehen zu. Der 94 Jahre alte Mandela konnte dabei offenbar nicht mal mehr den Kopf zur Seite wenden, um Zuma anzublicken.

Nicht nur Bild.de findet das alles furchtbar:

“Nach allem, was der Mann für uns getan hat, behandeln wir ihn auf diese Weise. Wie ein Tier im Zoo. Wir sollten uns schämen”, twitterte der südafrikanische User Brent Lindque. Ein weiterer Kommentator meint, kein alter Mensch verdiene einen solchen Auftritt.

Zwar kommen auch Mandelas Partei ANC und ein “unabhängiger Kommentator” zu Wort (“Vor dem Video wollten wir alle sehen, wie es Madiba geht. Aber sein Gesundheitszustand hat uns in schreiende Babys verwandelt, die nicht mehr wissen, was sie wollen.”), aber im Grunde lässt Bild.de keinen Zweifel daran, dass es dieses Video nicht geben sollte.

Oder, präziser: DIESES Video!

ERSCHÜTTERNDE AUFNAHMEN: Empörung über DIESES Mandela-Video

Mehr als eine Minute des Videos zeigt Bild.de — unkommentiert und nach 20 Sekunden sogar ganz ohne Ton.

Mit Dank an Sebastian D.

Drittliga-Journalismus

Die UEFA muss verrückt geworden sein:

Drittliga-Schiri pfeift Dortmunds Halbfinale

Na gut, ein paar höherklassige Spiele hat Howard Webb aus England auch schon gepfiffen, wie auch Bild.de zugeben muss:

Der Unparteiische wurde berühmt-berüchtigt, weil er im WM-Finale 2010 in Südafrika einen brutalen Kung-Fu-Tritt des Holländers Nigel de Jong gegen Xabi Alonso nur mit Gelb bestrafte. Später räumte er ein: “Das war eine Rote Karte.”

Aber in letzter Zeit lief es bei ihm offenbar nicht so gut:

Seltsam: Webb wurde in der vorletzten Woche in England in der Premier League wegen schlechter Leistungen in die 3. Liga versetzt – aber Champions League darf er pfeifen.​

Der Einsatz in der Champions League wird vielleicht ein weniger “seltsam”, wenn man weiß, dass Webb nach seiner “Strafversetzung” in die 3. Liga am vorletzten Wochenende an diesem Samstag noch das Spiel zwischen Manchester City und West Ham United gepfiffen hat — in der Premier League, der ersten englischen Liga.

Und das scheint nicht unüblich zu sein: Der deutsche Schiedsrichter Wolfgang Stark, der bei der WM in Südafrika immerhin auch drei Spiele gepfiffen hatte, hat in dieser Saison sogar ein Spiel in der Regionalliga Bayern geleitet. Was ihn nach der Logik von Bild.de zum “Viertliga-Schiri” machen würde.

Mit Dank an Marcus H.

Lehrstunde in Sachen Respekt

Es ist Boulevardjournalisten-Prosa aus dem Lehrbuch, mit der die Hamburger Regionalausgabe von “Bild” heute einen Artikel beginnen lässt:

Blauer Himmel über der Alster, doch die Stadt trägt Trauer: Lorenz ist tot. Neun Tage, nachdem der Ruderer († 13) an Boje 5 kenterte und versank, wurde nun seine Leiche gefunden. Um 10.45 Uhr gab die Alster den Körper des Schülers frei!

Bild.de hat den Artikel mit einer 22-teiligen Bildergalerie garniert, die sich dem “Fund des toten Ruder-Jungen” in allen Facetten widmet.

So erfährt der Leser zum Beispiel, dass eine (genauer: “die”) japanische Zierkirsche “prächtig blüht”. Sie sei “die Gedenkstätte des Unglücks”, was Bild.de mit ein paar Fotos verdeutlicht, auf denen “ein letzter Gruß von Freunden” zu sehen ist (“Trauernde haben einen Brief, einen Teddy, Grablichter und Blumen abgelegt”). Den Brief zeigt Bild.de dann auch noch mal in Großaufnahme und schreibt von “Worte[n], die für sich sprechen”.

An der Zierkirsche gibt es aber auch das:

Respektlos: Ein Pärchen lässt am Trauerort Romantik-Fotos machen

Vorausgesetzt, das Pärchen wusste, dass der Baum als Trauerort fungiert, kann man es in der Tat unangemessen und “respektlos” finden, dort “Romantik-Fotos” zu machen.

Aber der Vorwurf wöge vielleicht etwas schwerer, wenn er nicht von einem Medium käme, dessen Fotografen es an gleicher Stelle mit dem Respekt auch nicht ganz so ernst nehmen:

Die Fotos zeigen ziemlich exakt das, was die Bildunterschriften beschreiben. Immerhin ist der Leichnam abgedeckt und die Köpfe der Eltern sind verpixelt.

Mit Dank an Marvin.

“Tagesschau”-Ausfall mit Folgen

Wir sind ja nicht die einzigen, die Fehler in deutschsprachigen Medien aufschreiben. Die Medien machen das auch gerne mal selber — wobei sie sich deutlich lieber den Pannen ihrer Mitbewerber widmen, als den eigenen.

Gestern Morgen konnte “Focus online” mit einem spektakulären Problem anderer Leute aufwarten:

7.30-Uhr-Sendung in der ARD: Tagesschau fällt aus – zum ersten Mal in 60 Jahren. Peinliche Premiere für die ARD: Am Freitag ist die Tagesschau ausgefallen – zum ersten Mal in der 60-jährigen Geschichte.

Okay, die Ausgabe der “Tagesschau”, die ausgefallen ist, war die um 8 Uhr und nicht die um 7.30 Uhr. Und es war auch nicht ganz “zum ersten Mal”, dass eine “Tagesschau” nicht gesendet werden konnte, wie der zuständige NDR in einer Pressemitteilung am Vormittag erklärte:

Einen Tagesschau-Ausfall gab es u. a. vor rund zehn Jahren. Damals war an einem Sonntagmorgen ein Verteiler für die öffentliche Stromversorgung in der Nähe des ARD-aktuell-Studios bei Bauarbeiten beschädigt worden.

Diese Nachricht hat sich im Laufe des Vormittags auch zu “Focus Online” rumgesprochen. Dort lautet die Formulierung inzwischen:

Heute Morgen um 8 Uhr ist die Tagesschau ausgefallen – zum ersten Mal in ihrer 60-jährigen Geschichte aus redaktionsinternen Gründe [sic!].

Auch die Deutsche Presse Agentur (dpa), die sich in ihrer ersten Meldung weitgehend auf die Angaben von “Focus Online” verlassen hatte, musste die falsche Uhrzeit der ausgefallenen Sendung korrigieren.

Anfangs hatte dpa geschrieben:

Laut “Focus” ist es das erste Mal in der 60-jährigen Geschichte der “Tagesschau”, das [sic!] eine Sendung ausgefallen ist.

Später schrieb die Agentur:

Ausfälle der “Tagesschau” sind selten. Unter anderem konnte nach Angaben des NDR vor etwa zehn Jahren eine Nachrichten-Sendung wegen eines Stromausfalls nicht gesendet werden. Damals war bei Baggerarbeiten in der Nähe des Sendezentrums ein Verteiler geschädigt worden.

“Tagesschau”-Chefredakteur Kai Gniffke konnte diesen Ausfall uns gegenüber dann auch noch konkretisieren:

Am 26.11.2006 fiel eine Kurzausgabe am Sonntagvormittag aus, weil die Stromversorgung für das gesamte Stadtviertel durch einen Bagger lahmgelegt wurde.

Womit diese Überschrift von “Spiegel Online” im Nachhinein auch eher halbrichtig ist:

"Tagesschau" erstmals seit zehn Jahren ausgefallen. Schuld war der Kollaps einer Mitarbeiterin: Am Freitag konnte die 8-Uhr-Ausgabe der "Tagesschau" nicht gesendet werden - erstmals seit zehn Jahren. Die Angestellte wurde ärztlich versorgt und wird inzwischen im Krankenhaus behandelt.

In seinem Blog schreibt Gniffke:

Dann lese ich auf einer News-Website von einem “peinlichen Moment für die ARD”. Ehrlich gesagt fand ich das nicht peinlich, sondern habe mich um die Mitarbeiterin gesorgt. Ihr galt meine erste Frage. Sie wurde mit dem Notarztwagen in die Klinik gebracht und untersucht. Glücklicherweise wurde sie mittags entlassen – es geht ihr wieder besser.

(Das mit dem “peinlichen Moment” war auch “Focus Online”.)

Und dann war da natürlich noch jemand, der immer verlässlich zur Stelle ist, wenn bei den öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern irgendwas schief geht.

Bild.de hatte zunächst geschrieben:

Wenige Wochen nach der fiesen Lotto-Panne hat heute Morgen im Ersten schon wieder etwas nicht geklappt. Zum ersten Mal in der 60-jährigen Geschichte konnte die ARD-“Tagesschau” nicht gesendet werden.

Das war ziemlicher Quatsch. Bei der “fiesen Lotto-Panne” vor drei Wochen, auf die Bild.de anspielte, hatte die Ziehung der Lottozahlen wiederholt werden müssen, weil zwei Kugeln nicht in die Lostrommel gefallen waren. Allerdings im ZDF.

Bild.de hat den Satz mit der Behauptung, dass “im Ersten schon wieder etwas nicht geklappt” hätte, ziemlich schnell und sehr unauffällig aus dem Artikel entfernt.

Doch auch der zweite Satz war ja, wie wir inzwischen wissen, so nicht richtig. Und so hat Bild.de den Artikel noch mal unauffällig überarbeitet, jeden Verweis auf einen “historische[n] Ausfall im Ersten” entfernt und sich für diesen eher sachlichen Anfang entschieden:

Die ARD-“Tagesschau” konnte am Freitag um 8 Uhr nicht gesendet werden. Die Sendung im Rahmen des “Morgenmagazins” musste ausfallen, weil eine wichtige Mitarbeitern kurz zuvor zusammengebrochen war!

Verglichen mit der sensationsheischenden Berichterstattung mancher Medien dürfte der Ausfall der “Tagesschau” der am wenigsten peinliche Teil dieser Geschichte gewesen sein.

Mit Dank an Benjamin K., Helge, Benjamin G. und Volker G.

Charlie und die Promotionfabrik

Wir wissen nicht, ob der Schauspieler Charlie Sheen in den vergangenen Jahren Tagebuch geführt hat. Wenn ja: Pech für ihn — er hätte sich eine Menge Arbeit sparen können.

Denn einige tausend Kilometer von seinem Wohnsitz entfernt war eine deutsche Online-Redaktion so freundlich, jeden öffentlich gewordenen Moment seines Lebens haarklein zu dokumentieren. Eine (sicherlich unvollständige) Liste haben wir hier zusammengestellt.

Polizei befreit nackte hure aus Schrank von Charlie Sheen - Charlie Sheen findet Nüchternsein langweilig - Charlie Sheens Harem aufgelöst! - Charlie Sheens 36-Stunden-Porno-Party - Charlie Sheen ließ es mit sechs Bikini-Mädchen krachen - Charlie Sheen will malen und tanzen - Charlie Sheen verschenkt im Suff Baseball-Ikone - Im Koks-Rausch: Charlie Sheen schenkte Porno-Star 30 000 Dollar
Seit ein paar Wochen klingt die Sheen-Berichterstattung bei Bild.de allerdings ein bisschen anders. Im Mittelpunkt stehen plötzlich nicht mehr die Pornoskandale, Beziehungsskandale und Pornobeziehungsskandale, sondern einzig und allein: “Anger Management”, die neue Serie des Schauspielers (BILDblog berichtete).

Vorbei die Zeiten, wo die Skandalnudel sich tagelang mit Prostituierten im Bett wälzte – jetzt flirtet Charlie wieder auf dem Bildschirm.

Und zwar “exklusiv auf BILD Movies” — wie Bild.de in letzter Zeit hin und wieder mal angedeutet hat:

8. Februar 2013:

CHARLIE SHEEN TWITTERT - "Anger Management" läuft nur auf BILD Movies - Flatrate für Serien und Filme +++ einen Monat gratis testen +++ BILD.de-Leser zahlen 8,99 Euro für zwei Monate

11. April 2013:

"ANGER MANAGEMENT" EXKLUSIV AUF BILD MOVIES IN KOOPERATION MIT WATCHEVER - Charlie Sheen: So geil ist seine neue Serie

12. April 2013:

"ANGER MANAGEMENT" EXKLUSIV AUF BILD.DE - Prügel, Puppen, Peinlichkeiten - BILD.de zeigt die ersten Highlights von Charlie Sheens neuer Comedyserie

12. April 2013:

"ANGER MANAGEMENT" IM STREAM EXKLUSIV AUF BILD MOVIES - Charlie hatte sie alle - jetzt haben wir ihn! - Charlie Sheens neue Comedyserie feiert Deutschlandpremiere

13. April 2013:

NOUREEN DEWULF AUS "ANGER MANAGEMENT" - Das ist Charlie Sheens heiße Therapie-Puppe - BILD traf Sheens sexy Co-Star zum Interview

15. April 2013:

"ANGER MANAGEMENT" EXKLUSIV AUF BILD MOVIES - Endlich trägt Charlie Sheen lange Hosen - BILD Movies zeigt die Highlights von Charlie Sheens neuer Comedyserie

16. April 2013:

DANIELE BOBADILLA (20) IN "ANGER MANAGEMENT" - Zähmt die süße Tochter Charlie Sheen? - BILD Movies* zeigt die Highlights von Charlie Sheens neuer Comedyserie

17. April 2013:

"ANGER MANAGEMENT" EXKLUSIV AUF BILD MOVIES - Charlie Goodsons beste Sprüche - BILD Movies* zeigt die Highlights von Charlie Sheens neuer Comedyserie

18. April 2013:

MARTIN UND CHARLIE SHEEN ZUSAMMEN IN "ANGER MANAGEMENT" - Wenn der Vater mit dem Sohne - BILD Movies* zeigt die Highlights von Charlie Sheens neuer Comedyerie

19. April 2013:

KOMPLETTE ERSTE STAFFEL "ANGER MANAGEMENT" AUF BILD MOVIES - Letzte Sitzung mit Charlie auf der Wut-Couch - BILD Movies* zeigt exklusiv Charlie Sheens neue Comedy-Serie

Mittlerweile hat das Portal sogar eine eigene Themen-Seite für die Serie eingerichtet und veröffentlicht regelmäßig Trailer zu den einzelnen Folgen, dazu Fotostrecken, Infografiken und andere Späßchen.

Diese nicht gerade subtile Vermischung aus Werbung und Redaktion fällt inzwischen auch den Bild.de-Lesern auf:[Kommentar 1:] Hat Bild nen Exklusiv-Werbevertrag mit dem Typen? Immer wieder diese unwichtigen Geschichten über diesen (Alkohol) kranken Menschen. [Kommentar 2:] Nein, die Verdienen Geld damit das sich jemand anmeldet und fürs gucken bezahlt.[Kommentar 1:] Ich möchte mal wissen was die Produktionsfirma der Bild bezahlt, für dieses tägliche Bombardement! [Kommentar 2:] Das liegt daran, das diese Serie Exklusiv über watchever läuft, und das bekanntlich in kooperation mit der Bildzeitung... ;) Eigene Werbung is immer noch die beste;)[Kommentar:] die pure werbung...[Kommentar:] Das ist einzig und allein nur Werbung für watchever und Bild. Die Serie ist großer mist, nicht lustig und die Einschaltquoten in den usa mit jeder Episode weniger.[Kommentar:] Charlie Sheen Spam Site[Kommentar:] Eigentlich gibt es Gesetze die besagen, das man Werbung kennzeichen muss!

Bitte hier entlang!

Wenn früher ein Verbrechen geschah, schwärmten die Reporter der Boulevardzeitungen aus und versuchten, bei Angehörigen und Nachbarn, teils unter Vortäuschung falscher Tatsachen, an Fotos des Opfers und des Tatverdächtigen zu kommen.

Diese Mühe und schmutzige Arbeit muss sich heute niemand mehr machen, denn es gibt ja das Internet und damit quasi unbegrenzten Zugang zu Fotos von Opfern und Tatverdächtigen — oder Leuten, die so ähnlich heißen.

Die nächste Stufe sieht nun offenbar so aus: Die Leser sollen nicht mehr nur wissen, wie Opfer und Tatverdächtiger (bzw. der Einfachheit halber: “Täter”) aussehen, sie sollen sich auch selbst ein Bild machen können — vielleicht mit der Handykamera als Leserreporter, vielleicht mit Fackeln und Forken als Mob.

“Bild” hatte letzte Woche schon mal vorgelegt und ausführlich die Berliner Umgebung beschrieben und beschriftet, in dem ein Elternpaar lebte, dem vorgeworfen wird, seinen Säugling getötet zu haben (BILDblog berichtete), gestern widmete sich Bild.de neuen Erkenntnissen im Mordfall Peggy K. und garnierte den Text mit einer interaktiven Grafik, in der sich der geneigte Leser den vermeintlichen Tatort, den Wohnort des Opfers, den des bisherigen Tatverdächtigen und den des neuen Tatverdächtigen anzeigen lassen kann:


(Unkenntlichmachungen von uns.)

Laut “Frankenpost” hatte die Polizei bereits am Montag versucht, das Grundstück des neuen Tatverdächtigen mit “mit Tüchern verhängten Bauzäunen vor neugierigen Blicken” zu schützen. Das Grundstück, dessen Lage die “Frankenpost” selbst einigermaßen klar nennt. “Spiegel Online” nennt die Straße, in der das Haus steht, und seine auffällige Farbe — und falls da noch Verwechselungsgefahr bestehen könnte, ist in der Bildergalerie auch noch ein Foto des Hauses zu sehen. Auch dpa nennt die Straße und liefert ein Foto des Hauses mit.

Für die Anwohner dürfte das nicht Neues sein: Sie leben in einer kleinen Stadt mit nicht mal 1.100 Einwohnern, wo eh jeder jeden kennt und wo seit Montag zahlreiche Medienvertreter vor dem betreffenden Haus campieren. Aber die Empörten und Gestörten aus der ganzen Republik, die müssen sich heute nicht mehr durch Telefonbücher wühlen oder in zwielichtigen Webforen rumtreiben: Sie bekommen ihre Informationen direkt von vermeintlich seriösen Nachrichtenwebsites geliefert.

Mit Dank an Michael H.

Neues Bayern-Trikot mit fremden Federn

Was Gerüchte, Mutmaßungen und Rätselraten angeht, ist die Welt des Fußballs der Welt der Unterhaltung inzwischen weit voraus: geplatzte Vertragsverlängerungen, vermeintliche Wechsel und irgendwelche Zerwürfnisse — fast rund um die Uhr tratschen die Medien irgendetwas aus dem sogenannten Umfeld von Spielern, Funktionären und Vereinen weiter. Manches wird dementiert, mal zu recht, mal zu unrecht, wie man natürlich immer erst viel später weiß.

Gegen Ende einer Bundesligasaison kommt dann ein weiteres Thema dazu: Sportreporter und andere Fans spekulieren wild darüber, wie die Trikots einer Mannschaft in der kommenden Saison aussehen könnten.

So zeigte “Bild” am Freitag die vermeintlichen neuen Trikots des FC Bayern München:

Das neue Bayern-Outfit: So zugeknöpft gibt sich der Meister nächste Saison! BILD zeigt das neue Trikot der Bayern für die Saison 2013/2014. Auffällig am weißen Auswärts-Dress: Der hohe Kragen und ein kleiner Knopf am Hals, die stark an ein typisch bayrisches Trachten-Hemd erinnern. Dazu soll nach BILD-Informationen auch eine braune Shorts in Lederhosen-Optik kommen.

Es soll an dieser Stelle nicht darum gehen, ob die Trikots tatsächlich so aussehen werden. Dabei ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass die Bilder ziemlich nah dran sind.

Und das hat mit den “BILD-Informationen” zu tun: Im Fußballforum transfermarkt.de diskutieren die User seit Wochen über den möglichen neuen Look. Der Teilnehmer “djaytommy” hatte die neuen Trikots angeblich schon gesehen, der User “jimsen” veröffentlichte aufgrund dessen Beschreibungen eine Art “Phantombild”.

Und das sah am vergangenen Samstag so aus:

Transfermarkt.de gehört mehrheitlich zur Axel Springer AG, die auch “Bild” herausgibt. Und die Zeitung kann sich womöglich auf diesen Passus in den Allgemeinen Nutzungsbedingungen bei transfermarkt.de berufen:

4.8. Mit der Übermittlung von Content räumen Sie Transfermarkt das unwiderrufliche, zeitlich und räumlich unbeschränkte und übertragbare Recht ein, den Content zu vervielfältigen, zu verbreiten, zu veröffentlichen, auszustellen, öffentlich zugänglich zu machen, zu verändern, zu übersetzen und zu speichern. Dies umfasst das Recht, den Content zu bearbeiten, zu gestalten, an die zur Nutzung erforderlichen Dateiformate anzupassen und die Darstellungsqualität zu ändern und/oder zu verbessern. Diese Nutzungseinräumung besteht über die Laufzeit dieses Vertrages hinaus fort, das heißt bei einer Beendigung des Vertrags sind wir nicht verpflichtet, Content, den Sie Transfermarkt übermittelt haben, zu löschen.

Sport1.de und spox.com berufen sich in ihren (unbebilderten) Artikeln nun auf “Informationen der ‘Bild’-Zeitung”, während sich die Münchener “tz” auf die Seite trikot.cc beruft, die die Grafik von “jimsen” am Donnerstag veröffentlicht hatte.

Mit Dank an Olli und Jürgen P.

Bluthund auf dem Holzweg

Am Sonntag fragte Bild.de:

Zeigt Google hier einen blutigen Mord?

Die mysteriöse Spur hatte Bild.de auf der Startseite (und nur dort) rot eingefärbt, damit sie ein wenig besser zur Geschichte passte, wie das Blog picomol.de bemerkt hatte (s.a. “6 vor 9” vom Dienstag).

Im Artikel selbst hatte Bild.de Diskussionen auf “Reddit” zitiert, die darum kreisten, was auf der Google-Maps-Aufnahme eines Stegs im niederländischen Almere zu sehen sei.

Einige Kommentatoren spekulierten über einen “blutigen Mord”, andere waren da skeptischer:

Auch “Benny 1337” ist skeptisch. Die dunkle Spur auf dem Holzsteg müsse nicht unbedingt Blut sein: “Sieht eher nach einem Hund aus, der aus dem Wasser gesprungen und sich im Laufen trocken geschüttelt hat.” Und die Gestalt am Ende des Stegs? “Das ist der Hundebesitzer.”

Für Bild.de offenbar keine plausible Erklärung:

Ist am Ende also doch alles ganz harmlos? Nein, glaubt User “thefx37”: “Genau das würde der Mörder doch auch sagen.”

Heute dann die “überraschende” Auflösung:

BILD.de weiß, wer diesen "Mord" begangen hat

Und das “weiß” Bild.de:

Der “Täter”, der die Internet-Gemeinde von “Reddit” beschäftigte, ist der holländische Hund Rama (5), ein Golden Retriever.

Er war nach einem Bad im See an Land geklettert, pitschnass über den Steg gefegt – und hatte sich trockengeschüttelt!

Sein Frauchen Jacquelina Koenen (52) erzählt: “Als ich das Bild sah, wurde mir klar: ‘Das ist mein Hund!’ Er liebt Wasser.” Dann fügt sie hinzu: “Es ist so lustig, das alle dachten, es ist ein Mord. Aber das ist super, Rama ist jetzt weltberühmt.”

Na ja, genau genommen wusste das alles eher die “Sun”, die das Rätsel schon vor Bild.de aufgelöst hatte und aus deren Artikel auch die Zitate der Hundehalterin und der Polizei stammen.

Bild.de erwähnt die britische Boulevardzeitung mit keinem Wort, weiß aber, wer es von Anfang an gewusst hatte:

“Reddit”-User “Benny 1337” hatte jedoch schon vorher die Lösung des Rätsels!

Und Bild.de beinahe auch. Die Redakteure sind nur falsch abgebogen und haben sich ausgerechnet von der “Sun” auf den richtigen Weg zurücklotsen lassen. Und jetzt sagen sie nicht mal “Danke”.

Mit Dank an Patrick K., Martin, Daniel, Marvin und U.

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