Archiv für 6 vor 9

Reality-TV, Absolute Mehrheit, Bürgerpflicht

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Reality-TV: Was für Opfer!”
(dastandard.at, Olja Alvir)
Hinter den Kulissen des österreichischen Reality-Fernsehens: “Bei besonders fürchterlichen, idiotischen und peinlichen Kommentaren und Szenen spürt man die Begeisterung und Erleichterung der Crew. Produktionsleiterin und Kameramann tauschen dann vielsagende Blicke aus: Das wird grandios! Nur noch richtig zusammenschneiden, spöttisch kommentieren, mit zweideutiger Musik unterlegen. ‘Ganz toll hast du das gemacht!’, lobt die Leiterin und Regisseurin dann K. und uns.”

2. “Politik für alle”
(freitag.de, Jana Hensel)
Mit der neuen Pro7-Talkshow “Absolute Mehrheit” kündige sich – endlich – ein Epochenwechsel an, glaubt Jana Hensel. Zu oft werde über Politik in “einer Sprache geredet, die an Briefe vom Finanzamt erinnern”.

3. “Falsches Moralisieren über den Tod der ‘Frankfurter Rundschau'”
(hogenkamp.com)
Peter Hogenkamp erinnert daran, dass die meisten Leute Zeitungen abonniert haben, weil sie sich davon einen Nutzen versprechen, und nicht, weil “sie das als ihre Bürgerpflicht empfinden”. Siehe dazu auch “‘Kein Redakteur möchte nur Gratis-Inhalte schreiben'” (kress.de, Christine Lübbers) und “Der zeitungsfressende Chefredaktor” (blog.persoenlich.com, Benedict Neff).

4. “Über Veränderungen im Rezensionsjournalismus der Tageszeitungen”
(funkkorrespondenz.kim-info.de, René Martens)
“Medien werden, um es bewusst pauschal zu formulieren, immer wichtiger”, schreibt René Martens: “Politische Skandale und Krisen werden oft quasi automatisch ein Thema für den Medienjournalismus, weil es sich aufdrängt, auch zu analysieren, wie die Kollegen über diese Themen berichten, wie sie sich an Inszenierungen beteiligen, wie sie sich instrumentalisieren lassen.”

5. “Stray penises and politicos”
(davidsimon.com, englisch)
Anlässlich der aktuellen Berichterstattung über David Petraeus erinnert sich David Simon daran, wie er aufhörte, als Journalist über das Sexualleben anderer zu schreiben: “I told myself that I wasn’t in journalism to chase something so ordinary, so adolescent as other people’s sexuality, that I wouldn’t play this game, that there were better reasons to be a reporter, and there were better things for readers to consume.”

6. “Neues TV-Format: extra 3 hilft!”
(ndr.de, Video, 2:46 Minuten)

Frankfurter Rundschau, Brigitte, Luxusreisen

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Einfach, aber effektvoll”
(berliner-zeitung.de, Ulrike Simon)
Die Trennung zwischen Werbung und Inhalten im Verlag Gruner + Jahr. “In der aktuellen Brigitte schreibt eine namentlich genannte Ressortleiterin der Zeitschrift über ihr ‘perfektes Wohlfühl-Wochenende’ im ‘Romantik-Hotel Lindslerhof’ im Saarland. Der Direktor des Hotels bestätigt: Die Kosten für den Aufenthalt hat das Hotel übernommen. Er nennt die PR-Agentur mitsamt der Telefonnummer ihrer Chefin, die den Vorgang ebenfalls bestätigt.”

2. “Luxusreisen für Journalisten”
(ndr.de, Video, 6:10 Minuten)
Medien, die von der “Welt am Sonntag” als Teilnehmer von Luxusreisen auf Kosten von ThyssenKrupp identifiziert werden, berichten nicht über die Debatte dazu. Autor Jörg Eigendorf: “Es wird totgeschwiegen.”

3. “‘Frankfurter Rundschau’: 1/5 der 500 Beschäftigten sind in der Redaktion”
(neunetz.com, Marcel Weiss)
Marcel Weiss kommentiert den Insolvenzantrag der “Frankfurter Rundschau”: “Die Frage lautet nun, ob zwingend 400 Personen beschäftigt werden müssen, um 100 Stellen in einer Redaktion unterstützen zu können. Wahrscheinlich nicht. Das Verhältnis ist geprägt vom Arbeitsaufwand, um Nachrichten auf Papier zu drucken und dieses Papier dann in der Bundesrepublik zu verbreiten.”

4. “Zeitungskrise? Zeitungsende!”
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Für Christian Jakubetz sind Tageszeitungen – “man muss das in den Endzeittagen der FR und wohl auch der FTD nochmal festhalten – eine sterbende Gattung. (…) Mach’s gut, Tageszeitung, Ende und aus. Es war trotzdem schön mit dir.”

5. “Papier ist geduldig”
(coffeeandtv.de, Lukas Heinser)
Lukas Heinser stellt fest, dass er kaum noch Geld ausgibt für Printprodukte: “Ich liebe gut gemachte Zeitungen, trotzdem lese ich sie nicht.”

6. “Meine Frustration mit Paid Content am Beispiel des NewScientist”
(blicklog.com, Dirk Elsner, 9. November)
Dirk Elsner will den “New Scientist” online erwerben: “Ich wollte ein Heft kaufen und mich weder registrieren, noch ein Vorteilsabo oder 6 Monatsabo erwerben. Warum muss ich mich registrieren, wenn ich doch ohnehin ein Zahlverfahren wie Paypal nutzen kann?”

Redefreiheit, Ralph Grosse-Bley, Daily Mail

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Der ‘Stern’ glaubt, ein Monopol auf Fakten zu haben”
(stefan-niggemeier.de)
Aufgrund einer vom “Stern” erwirkten einstweiligen Verfügung musste die FDP einen veröffentlichten Fragekatalog offline stellen. Stefan Niggemeier schreibt dazu: “Der ‘Stern’ hat ein Urheberrecht an seinen Fragen. Er kann der FDP vermutlich untersagen, sie wörtlich zu veröffentlichen. Aber auf welcher Grundlage sollte er die Redefreiheit in Deutschland soweit einschränken können, dass diejenigen, die er etwas fragt, nicht darüber reden dürfen, was er sie gefragt hat?”

2. “Skandalös bieder”
(blog.tagesanzeiger.ch/blogmag, Michèle Binswanger)
Michèle Binswanger macht sich Gedanken über Frauen, die sich für Boulevardzeitungen ausziehen: “Könnten wir uns nicht einfach darauf einigen, dass es Zonen geben sollte, in denen es keine Titten braucht? Und vielleicht ist eine Zeitung, die über Politik und Wirtschaft und Vergewaltigungen und Kindsmissbrauch berichtet, wirklich nicht der ideale Platz dafür.”

3. “Blick auf einen Grenzgänger”
(tablet.baz.ch, Michael Bahnerth)
Ex-“Bild”-Mann Ralph Grosse-Bley, Chefredaktor des Boulevardblattes “Blick”, im ausführlichen Porträt.

4. “Die Rolle der Medien in der Demokratie”
(weltwoche.ch, Roger Köppel)
Wie Constantin Seibt sprach auch Roger Köppel auf Einladung der Medienvielfalt Holding AG: “Journalisten müssen Missstände und Probleme im Staat und in der Politik aufdecken. Weil es dem Staat an Konkurrenz fehlt, sind sie hier besonders gefordert. Unternehmen werden durch andere Unternehmen wirksam durch die Konkurrenz kontrolliert, der Staat nicht.”

5. “‘Exactly what happened'”
(tabloid-watch.blogspot.de, MacGuffin, englisch)
Ist Roberto Mancini anlässlich des Fußballspielspiels Manchester City gegen Tottenham Hotspur eingeschlafen, wie das Berichte der “Daily Mail” glauben machen wollen? Nein.

6. “Post, Privacy und Politiker”
(blog.spackeria.org, Klaus Peukert)
“Auch Politiker dürfen Sex haben, darüber twittern und wir müssen lernen, das zu akzeptieren.”

Stern vs. FDP, Austerität, Lokaljournalisten

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wie sich die FDP verrechnete”
(stern.de/blogs, Hans-Martin Tillack)
Der “Stern” untersagt der FDP per einstweiliger Verfügung des Landgerichts Hamburg, 21 gestellte Fragen auf ihrer Website zu veröffentlichen (“FDP: Wir stehen für Transparenz”): “Warum diese Klage? Journalisten haben das Urheberrecht an ihren Fragenkatalogen und an den Rechercheergebnissen, die sich in diese Fragen wiederspiegeln.”

2. “Werden Alte ins Ausland abgeschoben?”
(news.wohnen-im-alter.de, Alexander)
Die gestrige “Bild”-Titelgeschichte “So werden Alte ins Ausland abgeschoben!” im Faktencheck.

3. “Die ‘US-Fiskalklippe’ in den deutschen Medien: Austerität diesseits und jenseits des Atlantiks”
(annotazioni.de, Patrick Schreiner)
Patrick Schreiner fragt: “Weshalb fällt die (neo-) liberale und konservative Presse ins Wehklagen wegen 3,91 Prozent drohender Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen in den USA, trägt aber weitaus größere Kürzungen in Griechenland und Portugal ohne Murren mit? Weshalb ist Austeritätspolitik für sie in den USA ein Problem, nicht aber in Südeuropa?”

4. “Presse, Demokratie und Meinung. Eine Rede vor den Aktionären und Freunden der ‘Basler Zeitung'”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Constantin Seibt spricht auf Einladung der Medienvielfalt Holding AG über die “Weltwoche” und die “Basler Zeitung”: “Ich danke Ihnen für Ihre Einladung. Eine kritische Stimme einzuladen, beweist Toleranz, zumindest Neugier. Deshalb bedaure ich sehr, Ihnen sagen zu müssen, dass ich für Ihr Projekt, so wie es sich derzeit darstellt, keine Chance auf Erfolg sehe: nicht publizistisch, nicht finanziell, nicht politisch.”

5. “Neue Sehgewohnheiten bestimmen das Gesicht des US-Fernsehens”
(funkkorrespondenz.kim-info.de, Franz Everschor)
Die US-Amerikaner verändern ihren Fernsehkonsum: “Die Anzeichen sprechen dafür, dass amerikanisches Fernsehpublikum in Zukunft fast nur noch Sport- und Nachrichtensendungen in Echtzeit verfolgen wird – alles andere wird aufgezeichnet und später nach individuellem Gusto angesehen.”

6. “Kaninchenzüchtervereine sind kein Ponyhof”
(juliane-wiedemeier.de)
Juliane Wiedemeier schildert ihre Eindrücke von einer Fachkonferenz für Lokaljournalisten in München.

Pressereisen, Kampfdrohnen, BBC

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Luxusreisen des Thyssen-Managers auf Firmenkosten”
(welt.de, Jörg Eigendorf)
Mit Journalisten der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung”, der “Süddeutschen Zeitung”, des “Tagesspiegel”, der “NRZ” und der “Rheinischen Post” fährt Jürgen Claassen, Mitglied des Vorstands der ThyssenKrupp AG, auf luxuriöse Pressereisen. Siehe dazu auch “Wenn Journalisten eine teure Reise tun” (welt.de, Jan-Eric Peters).

2. “Rundum sorglose Journalisten”
(dradio.de, Adalbert Siniawski)
Eine Pressereise deutschsprachiger Journalisten nach Warschau: “Der Organisator von der PR-Agentur zieht eine positive Bilanz. Alle Journalisten, die in Warschau auf der Pressereise mit dabei waren, werden in ihren Berichten den Namen des Luxushotels nennen. Reklame im redaktionellen Beitrag, das ist die Zukunft – so der PR-Berater.”

3. “Journalismus aus dem Automaten”
(czyslansky.net, Tim Cole)
“Im Journalismus der Zukunft”, hat Tim Cole gelernt, “gibt es keine Leser mehr, nur noch Nutzer”. “Nein, der Redakteur wird nicht bei Focus Online per Click bezahlt. Soweit sind wir noch nicht. Die Leistungskomponente der Redaktion, also das, was es am Jahresende zusätzlich zum Grundgehalt gibt, sei an gewisse Traffic-Kennzahlen gekoppelt, sagt Schlott.”

4. “Kurzer Fakten-Check: Lufthansa und die Kampfdrohnen”
(augengeradeaus.net, Thomas Wiegold)
Schon seit 2011 bilde die Lufthansa Drohnen-Piloten der Luftwaffe der Bundeswehr aus, schreibt “Bild”. Thomas Wiegold dagegen: “Die Lufthansa bildet nicht wirklich Drohnen-Piloten der Bundeswehr aus, und schon gar nicht für Kampfdrohnen.”

5. “Entwistle: I am doing everything I can”
(news.bbc.co.uk, Audio, 15:11 Minuten)
John Humphrys konfrontiert den inzwischen zurückgetretenen BBC-Generaldirektor George Entwistle mit Fehlern in der Sendung Newsnight.

6. Wie “Spiegel Online” über einen Unfall von Bradley Wiggins berichtet, im Locktext und im Artikel
(facebook.com, Screenshots)

Al-Jazeera, Roboter, CSU

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Täter hinter der Tastatur”
(falter.at, Ingrid Brodnig)
Ingrid Brodnig trifft anonyme Kommentarschreiber, die anonym bleiben wollen: “Vielen Usern ist nicht bewusst, auf welch dünnem Eis sie sich bewegen, wenn sie online herumschimpfen wie beim Bier im Wirtshaus. Viele ihrer Aussagen sind rechtlich problematisch oder zumindest verletzend.”

2. “Toter Bundesrat, falscher Pilot”
(medienwoche.ch, Lukas Leuzinger)
Verschiedene Pannen der Schweizer Mediengeschichte: Blindtext auf der Titelseite der Zeitung, ein vom Radio als Pilot eingeladener Hochstapler, und der von “Blick” zu früh vermeldete Tod von Papst Johannes XXIII. im Jahr 1963: “Es war wohl das einzige Mal in der Schweizer Mediengeschichte, dass eine Zeitung zwei Ausgaben in Folge den gleichen Titel auf der Frontseite hatte.”

3. “Obamas Wiederwahl tat weh (hat nichts mit ihm zu tun)”
(zurpolitik.com, Tom Schaffer)
Die Umfrageergebnisse, schreibt Tom Schaffer, zeigten schon seit Monaten klar an, dass Barack Obama die US-Präsidentschaftswahlen gewinnen würde. Trotzdem haben die Medien immer wieder von einem knappen Rennen geredet. “Es geht da nicht um seriöse Information allein, sondern um die Quote, um die Auflage, um die Zugriffszahlen.”

4. “Warum ich Al-Jazeera verlassen habe”
(zenithonline.de, Aktham Suliman)
Nach elf Jahren verlässt Aktham Suliman den TV-Sender Al-Jazeera: “Beim Sender, in dem in der Vergangenheit Kritik an allen Herrschern und politischen Akteuren geübt werden konnte, ist Selbstkritik und Kritik an den Finanziers und deren Freunden nicht mehr angesagt.”

5. “Warum Roboterjournalisten nerven”
(scilogs.de, Boris Hänßler)
Boris Hänßler beschreibt mögliche Einsatzgebiete von Robotern im Journalismus und befürchtet, Roboter könnten mit “klugscheißerischen Beobachtungen nerven” oder “merken, welche Themen ich von ihm gelesen habe, daraus ein Wahrscheinlichkeitsprofil erstellen und nur noch über das berichten, was mich interessiert”.

6. “Tagesthemen – CSU-Style”
(ndr.de, Video, 1:12 Minuten)

Wahlnacht, China, Fesselurlaub

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wahlberichte: unterschiedliche Gewichtung USA und China”
(ndr.de, Video, 6:39 Minuten)
Während die Präsidentschaftswahlen in den USA von den Medien mit unzähligen Wahlpartys gefeiert werden, bleibt es fast stumm zum neuen Staatspräsidenten in China. Auch “in den Zeitungen ist die Welt immer noch sehr amerikanisch. China? Unterrepräsentiert.”

2. “Chinabildblog: Die geschlagene Gurke und die ewige Ente”
(doppelpod.com, Sven Hänke)
Sven Hänke erinnert an diverse, nach wie vor online stehende Falschmeldungen von 2008: “Eine offizielle Anweisung, die ausländischen Studenten während der Olympischen Spiele auszuweisen, ist ein so unwahrscheinliches Ereignis, dass ich mich damals gefragt habe, welche Vorstellung denn in den Köpfen der Verantwortlichen vorherrscht – und wie der Unsinn dort hineingekommen ist -, wenn sie so einen Unfug einfach unreflektiert übernehmen, ohne den Wahrheitsgehalt zu prüfen.”

3. “Den Turbo-Journalismus stoppen”
(berliner-zeitung.de, Nikolaus Brender)
Nikolaus Brender schreibt über die Geschwindigkeit im Journalismus: “Schnelle Berichte fürchten Politiker, Unternehmen, Verbände und auch Gewerkschaften mangels Substanz schon lange nicht mehr. Gefahr im Verzug kommt für sie aber dann auf, wenn sich ein Journalist Zeit nimmt. Das scheint verdächtig.”

4. “Peitschen- und Fesselurlaub unter der Teck”
(stuttgarter-zeitung.de, Jürgen Veit)
“Sado-Hotel quält ganzes Dorf” schreibt “Bild” über zwei Ferienwohnungen in Owen. “Eine Darstellung, der Verena Grötzinger, die Bürgermeisterin der 3500-Einwohner-Stadt, entschieden widerspricht. Bisher habe sich noch kein Owener über das Etablissement beschwert. Was sie auch nicht wundere, denn es gehe ihrer Erkenntnis nach keine Belästigung von den Gästen der beiden Wohnungen aus.”

5. “‘Talentiert, aber moralisch verkommen'”
(nzz.ch, Rolf Hürzeler)
Annalena McAfee über den Boulevardjournalismus in Großbritannien: “Journalisten kannten während Jahren keine Grenzen bei ihren Recherchen. Aber sie waren immer sehr schnell bereit, den Zeigefinger auf andere zu richten.”

6. “‘Zapping’ von Mi, 07.11.2012”
(facebook.com, Video, 3 Minuten)
Deutsche US-Wahlnacht-Journalisten live.

MDR Sachsenspiegel, Ronaldo, Grower

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Rettet die Pressefreiheit!”
(petertauber.wordpress.com)
Politiker Peter Tauber kommentiert aktuelle Mediendebatten: “Leute! Jeden Tag rufen Pressesprecher in Redaktionen an, versuchen Infos weiterzugeben, Geschichten zu platzieren, Hinweise auf vermeintlich falsche Darstellungen zu geben, Hintergrundinfos zu liefern und zu erreichen, dass der Laden für den sie arbeiten, möglichst gut dargestellt wird. Das ist ihr Job. Und dabei kommt es sicherlich auch vor, dass sie sich mal im Ton vergreifen. Journalisten treiben das umgekehrte Spiel und lassen sich für die entsprechenden Infos auch darauf ein, mal was ‘Nettes’ zu schreiben. Für eine gute Geschichte macht man eben Kompromisse. Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass Journalisten eine Story schon fertig hatten, aber nur noch den Namen eines Politikers suchten, dem sie ihre ‘Zitate’ in den Mund legen konnten.”

2. “Verkehrte Welt: Zwischen Wahlpartys und Gelassenheit”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Alexander Krei hat sich die US-Präsidentschaftswahlnacht auf verschiedenen TV-Sendern angeschaut. Die Analysen von RTL sind ihm dabei als “wohltuender Kontrast zur Dauer-Wahlparty” auf ARD und ZDF aufgefallen.

3. “Sensationsmeldung des Focus: Christiano Ronaldo tippt auf Lionel Messi”
(hogymag.wordpress.com)
Focus.de verwechselt Cristiano Ronaldo und Ronaldo.

4. “MDR Sachsenspiegel: Shitstorm wegen Dynamo-Symbolbild”
(flurfunk-dresden.de, owy)
Nach Kritik an einer Symbol-Grafik räumt der MDR Sachsenspiegel ein, dass diese “nicht optimal ist und zu Missverständnissen führen kann”: “Wir bedauern das und werden daraus intern Konsequenzen ziehen.”

5. “Haiti ist die schlechtere Show”
(zeit.de, Alexandra Endres)
Alexandra Endres versucht zu erklären, warum auch Zeit.de kaum über die Folgen des Hurrikans Sandy für karibische Länder berichtet hat, auch wenn diese “viel, viel schlimmer” waren, “als sie für die New Yorker je sein könnten”. “Die USA sind uns näher als die Entwicklungsländer der Karibik. Wegen der nahenden Präsidentschaftswahlen war die Aufmerksamkeit der Medienhäuser ohnehin dorthin gerichtet. Und was lag näher, als die Korrespondenten in der Zwangspause, die Sandy dem Wahlkampf verschaffte, über den Sturm berichten zu lassen?” Siehe dazu auch “Zynische Nabelschau” (nzz.ch, René Grossenbacher).

6. “Immer auf die Grower”
(hanfjournal.de)

Marina Weisband, Gratiszeitungen, Hypertext

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. ” Von wegen nicht autorisiert: Antwort auf Marina Weisband”
(spiegel.de, Merlind Theile)
Merlind Theile kontert die Vorwürfe von Marina Weisband: “Alle Zitate des Artikels sind so gefallen, und Frau Weisband hat sie kurz nach Erhalt der Mail telefonisch so bestätigt. (…) Die abgedruckten Zitate entsprechen Frau Weisbands Autorisierung.”

2. “Piraten im Spiegel”
(dirkvongehlen.de)
Dirk von Gehlen zieht Schlüsse aus der Auseinandersetzung: “Journalisten, die die Aufmerksamkeit ihrer Leser erlangen und erhalten wollen, müssen mehr als bisher begründen, warum sie arbeiten wie sie das tun. Sie müssen mehr als bisher transparent machen wie sie arbeiten, dokumentieren woher sie Zitate haben und auf welche Quellen sie sich stützen.”

3. “Laut einer aktuellen Statistik”
(noemix.twoday.net)
Die Zahlen zum “Spiegel-Online”-Artikel “Fast 40 Prozent der Europäer sind psychisch krank”.

4. “‘Gratiszeitungen machen uns dümmer'”
(zeit.de, Peer Teuwsen)
Pedro Lenz kritisiert die massive Verbreitung von Gratiszeitungen in der Schweiz. Ihm fällt auf, “dass morgens 80 Prozent der Leute in die Gratiszeitung 20 Minuten starren und abends 90 Prozent in den Blick am Abend. (…) Wenn Honecker in der DDR von allen verlangt hätte, im Zug das Parteiorgan zu lesen, er hätte nie die Abdeckung erreicht, die bei uns die Gratiszeitungen haben.”

5. “BILD erklärt”
(twitter.com/tazgezwitscher)
Was “Bild” unter “Hypertext” versteht.

6. ” Kleine Systematik dummer Argumente”
(wahrheitueberwahrheit.blogspot.de, Thomas)

Äffchen, Deutschlandfunk, Rommel

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Ich habe keinen Bock mehr”
(marinaslied.de)
Marina Weisband klagt darüber, wie sie in einem Artikel auf “Spiegel Online” zitiert wird. “90% aller Journalisten, mit denen ich mich getroffen habe, waren freundlich und haben sauber gearbeitet, auch wenn sie kritisch schrieben. Aber es gibt immer diese paar wenigen, denen es ums Narrativ geht. Diesen ist es egal, was ihnen gesagt wird. Sie nehmen den ganzen Kontext weg und stürzt sich auf einen Halbsatz, den man zu seinen Gunsten auslegen kann.”

2. “Standardsituationen der Internetkritikkritik”
(katrinschuster.de)
Katrin Schuster vergleicht den “Welt”-Artikel “Als die Lesesucht die Menschen krank machte” mit dem Wikipedia-Artikel über Lesesucht.

3. “Abt. Qualitätsradio – heute: DLF über BaZ”
(infam.antville.org, patpatpat)
Der Deutschlandfunk befragt in einem Bericht über die “Basler Zeitung” Markus Somm und Guy Krneta, die beide falsche Zahlen angeben. “Beide Zahlen sind kreuzfalsch und irreführend. Beitragsautor Thomas Wagner hat sie offenbar nicht nachgeprüft.”

4. “One Laptop per Child: Wenn äthiopische Kinder wie Äffchen dargestellt werden”
(androidnext.de, Amir Tamannai)
Amir Tamannai stört sich an der “Kolonialherren-Attitüde”, mit der das Projekt One Laptop per Child eine Geschichte portiert, die davon erzählt, wie äthopische Kinder eine hingestellte Kartonschachtel tatsächlich öffnen und die Laptops darin starten, statt nur mit den Kartons zu spielen. Die Medien griffen den Fall auf: “Der Tenor blieb dabei derselbe: Ach, was ist es erstaunlich, dass die kleinen Äthiopier ja gar nicht so doof sind wie angenommen und uns fast ein bisschen ähnlich sind.”

5. “Disgust over ‘mock abduction’ of Kyrgyz TV reporter”
(bbc.co.uk, englisch)
Eine prominente Journalistin wird in Kirgisistan entführt, mit einer Waffe und mit dem Tod bedroht – angeblich zum Spaß. “The men then produced a mobile telephone to record their victim’s ordeal before revealing themselves as reporters for a populist newspaper which runs a practical jokes column.”

6. “Wie Kräutertee beim Stones-Konzert”
(sueddeutsche.de, Bernd Graff)
Mit einer Einblendung ruiniert die ARD Bernd Graff den tragischen Höhepunkt im Fernsehfilm “Rommel”.

Blättern:  1 ... 295 296 297 ... 461