Archiv für 6 vor 9

Der Postillon, CNN, Offshore Leaks

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Viele Pennies mit Satire: ‘Der Postillon’ über Geld, Vermarktung und sein Büro im Kinderzimmer”
(lousypennies.de, Karsten Lohmeyer)
Ein Interview mit Stefan Sichermann vom “Postillon”: “Ich kann schwer nachvollziehen, dass sich Journalisten bis heute nicht ums Geld kümmern. Ich sage jetzt nicht, dass man im Internet gefällig und nur für die Anzeigenkunden schreiben muss, aber man sollte sich damit beschäftigen, wie das journalistische Arbeiten und das Geldverdienen zusammenhängen.”

2. “FAZ: ‘Integrationsunwillige’ mitschuldig am NSU-Terror”
(publikative.org, Patrick Gensing)
Patrick Gensing kritisiert einen Kommentar von Jasper von Altenbockum in der FAZ: “Von Altenbockum dichtet den rassistischen Terror zum Kampf gegen Islamisten um, um diesen für die eigene Ideologie einsatzfähig zu machen.”

3. “#offshoreleaks: Der seltsame Scoop”
(carta.info, Wolfgang Michal)
Nachdem die “Süddeutsche Zeitung” am 5. April versichert, dass Daten aus den Offshore-Leaks keinesfalls an die Regierung weitergegeben werden, erfährt sie jetzt, “dass die Quelle die Daten 2009 den dortigen [amerikanischen, australischen und britischen] Behörden angeboten und 2010 auch übergeben hat”. “Auch die deutschen Behörden werden Zugriff auf diese Unterlagen bekommen, heißt es aus dem Finanzministerium.” Siehe dazu auch “Die lange Reise der 260 Gigabyte” (sonntagszeitung.ch, Daniel Glaus).

4. “Politiker sind keine Maschinen – Wie es ist, von sich in der Presse zu lesen”
(dagmar-woehrl.de)
Politikerin Dagmar Wöhrl notiert, wie es ihr beim Lesen von Artikeln über sich ergeht: “Ein Fragenkatalog kommt meistens nur in Verbindung mit Problemen. Nach fast 20 Jahren im Bundestag habe ich mir abgewöhnt, Pressemitteilungen an überregionale Blätter und Medien zu schicken. Vier Jahre lang habe ich versucht Interviews zur Entwicklungspolitik zu führen. Für mich ein hoch spannendes und zukunftsrelevantes Thema. Dies interessiert aber niemanden.”

5. “Gobierno pide a ‘Bild’ rectificación por publicación contra Bogotá”
(eltiempo.com, Patricia Salazar, spanisch)
Aus Kolumbien erhält “Bild” eine Bitte um Richtigstellung der Behauptung, Bogotá sei “die kriminellste Stadt der Welt”.

6. “Nancy Grace and Ashleigh Banfield Hold Split-Screen Interview in Same Parking Lot”
(theatlanticwire.com, Dashiell Bennett und Philip Bump, englisch)
Zwei CNN-Reporterinnen berichten per Split-Screen live von einem Parkplatz in Phoenix. Siehe dazu auch “The Standlot” (thedailyshow.com, Video, 4:56 Minuten).

NachDenkSeiten, Bogotá, Charles Ramsey

6 vor 9

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1. “Zeitungen: Eine Branche verharrt im Gestern”
(cicero.de, Petra Sorge)
Petra Sorge war am “European Newspaper Congress” in Wien: “Man bunkert sich in seiner glanzvollen Welt ein, während draußen die Moderne an die Tür klopft. Statt sie hereinzulassen, verleiht man sich Orden. (…) Ansonsten tauschte man Rezepte aus, die vor zehn Jahren schon als modern galten: lockeres Zeitungsdesign mit mehr Weißraum, freigestellte Fotos, tiefgründige Erzählgeschichten, Infografiken.”

2. “In Bogotá … sieht BILD jetzt sogar die ‘kriminellste Stadt der Welt'”
(in-bogota.blogspot.de)
“Bild” macht Bogotá zur “kriminellsten Stadt der Welt”.

3. “Generalverdacht ‘Meinungs-Mache’: Wie die NachDenkSeiten billige Ressentiments bedienen”
(deliberationdaily.de, Jan Falk)
Nachdenken über die NachDenkSeiten von Jan Falk: “Nun gibt es natürlich Gründe, insbesondere bei den in der politisch-medialen Bubble in Berlin entstehenden Leitmedien einen Bias in der Berichterstattung zu vermuten. Aber, was den Medienkritikern von Links schon zu denken geben sollte: Geradezu spiegelbildlich zu ihrer Annahme grundsätzlich konservativer Medien monieren eher konservativ oder libertär Orientierte gerne die ‘linke Systempresse’. Beides zugleich kann wohl kaum stimmen. Wir haben es also vermutlich zuallererst mit einem Wahrnehmungsproblem zu tun.”

4. “Wie ich eine Falschmeldung verbreitete”
(bigblog.welt.de, Stefan Anker)
Stefan Anker erklärt, weshalb er eine Falschmeldung weiterverbreitet hatte: “Im konkreten Fall habe ich etwas übernommen, was zuvor Hans-Peter Buschheuer geteilt hatte. Das ist der Chefredakteur des ‘Berliner Kurier’, ich kenne ihn seit gut 20 Jahren persönlich, habe früher mal mit ihm und mal für ihn gearbeitet und würde nicht erwarten, dass er Falsches verbreitet.”

5. “The performing black folks next door”
(economist.com/blogs/johnson, R.L.G., englisch)
Ein Interview mit Charles Ramsey, das sofort zum Mem wurde: “Of course many people are forwarding the video eagerly, in part because Mr Ramsey doesn’t speak like the co-workers in their office towers. But they’re also forwarding it because it’s proof that a poor person is not dumb by virtue of the fact that he doesn’t speak the Queen’s (or, as we say in America, Broadcast) English. On the contrary, he’s clearly quick on his feet in addition to being the kind of person who runs to save strangers.” Siehe dazu auch “The Troubling Viral Trend of the ‘Hilarious’ Black Neighbor” (slate.com, Aisha Harris, englisch).

6. “Die Leser der Regenbogenpresse”
(topfvollgold.de, Infografik)
Alter, Einkommen, Bildung und Geschlecht der Regenbogenpresse-Leserschaft.

Beate Zschäpe, Hitlerjugend, Spielplatz

6 vor 9

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1. “Gratis-BILD am Wahlwochenende – ein Schurkenstück in Sachen Manipulation”
(nachdenkseiten.de, Jens Berger)
Jens Berger kommentiert das Vorhaben von “Bild”, 40 Millionen Exemplare der Zeitung an deutsche Haushalte zu verteilen, einen Tag vor der Bundestagswahl am 22. September: “Auch wenn man bei Springer bemüht ist, die ‘Neutralität’ hervorzuheben und die Gratisausgabe damit zu begründen, den Menschen ‘Lust auf Politik’ zu machen, ist dies natürlich vollkommen unglaubwürdig.”

2. “Ein wohlfrisierter Nazi”
(zeit.de, Lenz Jacobsen)
Von der im NSU-Prozess angeklagten Beate Zschäpe gab es bisher “nur eine Hand voll Bilder”: “Auf fast allen sah sie mindestens streng aus, wenn nicht böse. Nett und sympathisch jedenfalls nicht. Die Haare hatte sie zum Zopf zurückgebunden oder sie hingen ihr fettig ins blasse Gesicht. (…) Die vorherigen Bilder waren bequem für uns Betrachter, weil sie besser zu ihren schrecklichen Taten passten. Wenn das Äußere dem Inneren, den Handlungen einer Person, nichts entgegensetzt, dann haben wir nichts, woran wir uns stören müssen, worüber wir nachdenken müssen. So konnten wir Zschäpe zum Monster machen.”

3. “Medien am Pranger”
(nzz.ch, Stephan Russ-Mohl)
Media accountability sei eigentlich gar nicht teuer, findet Medienwissenschaftler Stephan Russ-Mohl: “Die freiwillige Berichtigung von Fehlern ist nicht teuer – sie benötigt allenfalls Aufmerksamkeit seitens der Redaktionen. Die Kosten wiederum für den Presserat werden unter den Beteiligten gesplittet und lassen sich aus der Portokasse bezahlen. Und Jobs für Medien-Ombudsleute sind Teilzeitstellen und sind auch ehrenamtlich denkbar. Einzig und allein Medienjournalisten sind teuer.”

4. “Der Charme des Südens”
(demografie-blog.de, Björn Schwentker)
Björn Schwentker prüft von der ARD-Tagesschau präsentierte Zuwanderungszahlen: “Der Prozentanteil der Einwanderung aus den EU-15-Staaten (dazu gehören auch Spanien, Italien, Griechenland und Portugal) hat auf längere Sicht bisher keinen ungewöhnlichen Sprung nach oben gemacht. Dauerhaft steigt aber die Kurve für die Beitrittsstaaten von 2007, das sind Rumänien, und Bulgarien.”

5. “Die Leichtigkeit des Neins”
(matthias-schumacher.com)
Matthias Schumacher denkt nach über Kinder in Diktaturen: “Ich wurde Pionier. Ich wäre Hitlerjunge geworden. Es hätte kein Entrinnen gegeben. In Nazideutschland gehörten 98 Prozent der Kinder und Jugendlichen dem Jungvolk und der Hitlerjugend an, in der DDR 98 Prozent der Pionierorganisation. Ich weiß noch gut, wer nicht spurte, wer nicht die geforderten Leistungen erbrachte, sich asozial verhielt, dem blieb in der 4. Klasse das rote Halstuch verwehrt. Eine Schande!”

6. “Da können wir keine Ausnahme machen!”
(herrmeyer.ch)
“Dieser Spielplatz ist ausschliesslich für die Kinder unserer Mieter vorgesehen. Da können wir keine Ausnahme machen.”

Hausarbeit, Weltwoche, der Leser

6 vor 9

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1. “Was nicht passt, wird passend gemacht. BILD, deutsche Männer und der liebe Haushalt”
(sexismus-stinkt.de, youngrapunzel)
Die gestrige “Bild”-Titelschlagzeile “Die Hausarbeits-Lüge!”: “Bild bezieht sich hier nicht auf eine wissenschaftliche Studie. Auch nicht auf eine neue, repräsentative Umfrage. Bild bezieht sich auf ein Experiment in einer RTL-Show, das in einer einzigen (!) Familie durchgeführt wurde!”

2. “Kurze Theorie der Leser, dieser Bastarde”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)
Journalist Constantin Seibt kümmert sich um den Leser: “Der Leser war ein seltsam doppeltes Wesen: Einerseits dumm wie die Nacht – sobald es nur etwas ironisch oder komplex wurde, verstand er angeblich nicht. Andererseits war er findig wie ein Affe: Sobald etwas um drei Ecken möglicherweise ärgern konnte, strich man es. Kein Wunder, hassten wir diesen stumpfen, spitzfindigen Bastard.”

3. “Spiegel, wir müssen reden”
(kessel.tv, Thorsten W.)
Thorsten W. reflektiert seine Beziehung zum “Spiegel”: “Es waren schon immer die Kleinigkeiten, die mich an dir gestört haben. Aber es sind ja immer die Kleinigkeiten. Die kleinen, schlechten Angewohnheiten. Die Sache mit Hitler auf dem Cover. Dein Kulturteil, der immer soo hochnäsig war. Diese latente Arroganz. Alles immer kritisch sehen und Scheiße finden müssen, auch wenn das Leben halt nicht immer Scheiße ist. Diese mit Stolz vor dir hergetragene Nicht-Ahnung von Computer- und Internetthemen.”

4. “Tanz auf zwei Hochzeiten – kein Konflikt?”
(de.ejo-online.eu, Fabio Baranzini)
Eine Studie zeigt, dass 40 Prozent der freien Journalisten in Deutschland auch im PR-Bereich tätig sind.

5. “Der Monster-Prozess”
(journalist.de, Michael Kraske)
Michael Kraske schreibt zum NSU-Prozess: “Es ist absehbar, dass die Medien der Versuchung erliegen werden, den NSU-Komplex auf wenige Hauptdarsteller zu vereinfachen. Dass viele allein das menschliche Drama erzählen werden, weil die ganze Geschichte zu kompliziert ist. Die Medien haben bei der Mordserie versagt, indem auch sie das Offensichtliche nicht erkennen konnten. Am NSU-Prozess könnten sie erneut scheitern.”

6. “Das grosse ‘Weltwoche’-Theater”
(nzz.ch, Urs Bühler)
In den “Zürcher Prozessen” im Theater am Neumarkt wurde das Wochenmagazin “Weltwoche” wegen Schreckung der Bevölkerung, Rassendiskriminierung und Gefährdung der verfassungsmässigen Ordnung angeklagt. “6 der 7 Geschworenen folgten dem Antrag der Verteidigung und beschlossen den Freispruch, was ein Grossteil des Publikums konsterniert aufzunehmen schien.” Alle drei Prozesstage zum Nachschauen auf srf.ch.

NSU-Prozess, Brigitte, Generation Greenpeace

6 vor 9

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1. “Der NSU-Prozess: Offener Brief aus der Provinz gegen die hochmütige FAZ”
(journalismus-handbuch.de, Paul-Josef Raue)
Paul-Josef Raue schreibt an Albert Schäffer von der “Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung”, der sich seinerseits an Manfred Götzl, den Vorsitzenden Richter im NSU-Prozess wendet: “Wie soll Öffentlichkeit in einem Verfahren, in dem die Grundfeste unseres Gemeinwesens verhandelt werden, anders hergestellt werden als durch eine Berichterstattung in überregionalen Tageszeitungen und Wochenzeitungen?”

2. “NSU-Prozess: Brigitte, pack den Reporter aus!”
(novo-argumente.com, Matthias Heitmann)
Matthias Heitmann kommentiert die Aufregung einiger Medien zum Losentscheid der Journalisten-Akkreditierungen im NSU-Prozess: “Ginge es nicht um so etwas Ernsthaftes wie einen Mordprozess mit rassistischem Hintergrund, man könnte die Reaktionen auf den Losentscheid zu Kindergarten-Lehrfilmen mit Titeln wie ‘Im Glücksspiel gibt’s auch Pech’ oder ‘Erst nachdenken, dann mitmachen’ zusammenschneiden.”

3. “I read Brigitte and all I got was schlechte Laune”
(sanczny.wordpress.com)
Der Zeitschrift “Brigitte” wurde im NSU-Prozess ein Platz zugeteilt, was hämische Reaktionen hervorrief und darauf Gegenstimmen. “Allein von der Menge her wirkt die politische Berichterstattung in der Brigitte doch etwas wie ein Feigenblatt. (…) Die Frage ist darum für mich nicht, ob politische Berichterstattung in der Brigitte von ausreichender Qualität sein wird, sondern: Durch wieviel Hetero-/Sexismus muss ich blättern, um zu den 5-10 vielleicht okayen Seiten vorzudringen?

4. “Hoeneß – Ein Zwischenruf”
(kiezneurotiker.blogspot.ch)
Der Kiezneurotiker meint in der “Berichterstattung des Mainstreams über Uli Hoeneß” System erkennen zu können: “Jeder Hartz-IV-Empfänger, der im Stützeformular bescheißt, eine geschenkte Zahnbürste verschweigt oder den alten Sparstrumpf von Omma selig unterschlägt, jede Schlecker-Frau, die nicht schnell mal umgeschult als Erzieherin arbeiten möchte, jede Kassiererin, die einen Pfandbon einsteckt, wird durch den medialen Schlamm gezogen – ohne sich danach reinwaschen zu dürfen.”

5. “Die ‘Generation G’ unterhöhlt die Innere Pressefreiheit”
(cicero.de, Wolfgang Bok)
Die Freiheit der Meinungsbildung sei auch in Deutschland bedroht, und zwar durch die “Generation Greenpeace”, die “in den Verlagshäusern und Rundfunkanstalten” “derzeit die Alt- und Jung-68er” ablöst: “Diese Generation, die mittlerweile in vielen Redaktionen das Sagen hat, ist sich ihrer eingeschränkten Wahrnehmung gar nicht mehr bewusst. Sie denkt vornehmlich in Freund-Feind-Kategorien und teilt die Welt am liebsten in Gut und Böse ein.”

6. “Der letzte Unzähmbare”
(dasmagazin.ch, Mathias Ninck)
Ein Interview mit Martin Vollenwyder, der als Stadtrat der Stadt Zürich abtritt: “Nehmen Sie den Buben, der in einer städtischen Krippe in Wollishofen mit einem Rutschauto umgefallen ist. Ein völlig normaler Vorgang, der jeden Tag passiert. (…) Man fällt um, hat ein Loch im Kopf. Aber da, in der Krippe, geht die Mutter zur Verwaltung und behauptet, die Leiter hätten ihre Aufsichtspflicht nicht erfüllt, und sie geht dann in die Medien mit der Geschichte. Die Medien greifen das auf. Und es gibt Druck, also braucht es künftig Helme für Rutschautos. Kein Politiker wird den Unsinn je infrage stellen, weil er bei einem nächsten Unfall die Schlagzeile riskiert: ‘XY war gegen Helmpflicht!'”

Krisenkommunikation, Lutz Marmor, Netflix

6 vor 9

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1. “Hoeneß’ großer Coup”
(wiwo.de, Ferdinand Knauß)
Das “Zeit”-Interview mit Uli Hoeneß sei ein “Lehrstück der professionellen Krisenkommunikation”, schreibt Ferdinand Knauß: “Hoeneß exerziert meisterhaft vor, was ein skandalisierter, gefallener Held in so einer Situation tun muss: Ein öffentliches Umdeutungsmanöver ist notwendig, um aus dem für seine Taten selbst verantwortlichen Sünder ein Opfer der Umstände zu machen. Die Zeitredakteure geben ihm dafür die perfekte Vorlage: ‘Halten Sie sich eigentlich für süchtig?’.”

2. “Herr Marmor, Sie als alter Rocker …”
(journalist.de, Hans Hoff)
Ein Interview. Lutz Marmor: “Ein Intendant ist ein Möglichmacher.” Hans Hoff: “Och, echt?” Marmor: “Doch, genau das ist meine Funktion. Ich muss Freiräume schaffen, rechtliche, kreative und journalistische.” Hoff: “Das Zitat hängen sich jetzt ganz viele Redakteure in ihre Büros und gucken immer wieder drauf, weil sie es nicht glauben können.”

3. “Ha, ha, Haltung”
(zeit.de, Tina Hildebrandt)
Ein Besuch bei der ZDF-“Heute-Show”: “In den USA informieren sich viele Zuschauer, vor allem jüngere, längst nicht mehr über die Nachrichten, sondern nur noch durch die Daily Show, eines der Vorbilder der heute-show. In Deutschland ist das inzwischen ähnlich. Auf Partys kann man Dialoge hören wie: ‘Hast du das mit Nordkorea mitbekommen? Ja, ich hab’s in der heute-show gesehen.'”

4. “Wie Internet und US-Serien die Fernsehgewohnheiten ändern”
(tagesspiegel.de, Bodo Mrozek)
US-Serien haben “die Sehgewohnheiten des Publikums nachhaltig verändert”, schreibt Bodo Mrozek: “Psychologische Konzeptionen lösen die einfache Zuordnung in ein moralisierendes Gut-Böse-Schema ab.”

5. “Comeback mit Online-Serien: Netflix ist wieder obenauf”
(blogs.faz.net, Roland Lindner)
Der Gründer von Netflix, Reed Hastings: “Die Idee für Netflix entstand aus einem Alltagsärgernis. Hastings musste 40 Dollar Säumnisgebühr zahlen, weil er den Film ‘Apollo 13’ zu spät in eine Videothek zurückgebracht hatte. Er fragte sich, ob es kundenfreundlichere Wege des Filmverleihs geben könnte. 1997 rief er Netflix zunächst als Versanddienst ins Leben, der Kunden gegen monatliche Gebühr DVDs per Post nach Hause lieferte, die sie beliebig lange behalten konnten – Porto inklusive, ohne jegliche Strafgebühren.”

6. “I’m still here: back online after a year without the internet”
(theverge.com, Paul Miller, englisch)

Computerspiele, Kontrollgremien, Hintern

6 vor 9

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1. “Vorsichtige Transparenz – ARD und ihre Kontrollgremien”
(ndr.de, Video, 7:03 Minuten)
Die ARD und ihre Kontrollgremien haben offensichtlich Schwierigkeiten, transparent zu agieren. “Mehrere Arbeitsgruppen sind in Sachen Transparenz am Werk. Im Sommer sollen erste Ergebnisse präsentiert werden.”

2. “‘Presse-Klagen halte ich für aussichtslos'”
(meedia.de, Alexander Becker)
Ein Interview mit Medienanwalt Ralf Höcker zur Vergabepraxis der Presseplätze am NSU-Prozess: “Rechtlich gesehen gibt es nun mal keine ‘Alpha-Journalisten’, die qua Amt wichtiger sind als Brigitte-Redakteurinnen. Da nehmen sich jetzt einige ein bisschen zu wichtig.”

3. “Hintern statt Hirn und voll für’n Arsch”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Bild.de berichtet über eine “Ent(b)rüstung” über eine “Nackt-Talkshow”, in der Männer “Brüste, Hintern & Co. von Frauen” bewerten.

4. “30 Days Of Sexism”
(kotaku.com.au, Alanah Pearce, englisch)
Videospiel-Journalistin Alanah Pearce hält einen Monat lang Leserkommentare fest: “I make news videos, review videos, I host events, I interview developers and I really, really love what I do. I also happen to be female.”

5. “As One German Weekly Falters, Another Celebrates Big Gains”
(nytimes.com, Eric Pfanner, englisch)
Eric Pfanner vergleicht den “Spiegel” mit der “Zeit”: “Mr. Esser said there was another factor behind the success of Die Zeit. While many newspapers and magazines have been cutting jobs to cope with the crisis in print journalism, Die Zeit has invested heavily. Over the past decade, the editorial staff has grown to 200 from 120.”

6. “What happens when pirates play a game development simulator and then go bankrupt because of piracy?”
(greenheartgames.com, englisch)

NSU-Prozess, Hugo Müller-Vogg, Papier

6 vor 9

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1. “Unsägliches Schauspiel in München”
(zeit.de, Karsten Polke-Majewski)
Die “Zeit” (nicht erfolgreich bei der Auslosung) fordert vom Gesetzgeber eine Videoübertragung des NSU-Prozesses: “Wochen schon währt nun dieses unsägliche Schauspiel. Am kommenden Montag soll der Prozess eröffnet werden. Bleibt zu hoffen, dass das Gericht in der Sache, um die es tatsächlich geht, mehr Weitsicht und Souveränität zeigt.”

2. “Das Los hat entschieden”
(dradio.de/dlf, Michael Watzke)
Der Deutschlandfunk (erfolgreich bei der Auslosung) weist darauf hin, dass es beim NSU-Prozess nicht um die Journalisten geht: “Wir sind Berichterstatter. Fünfzig von uns im Gerichtssaal sollten reichen, um der Öffentlichkeit Bericht zu erstatten.”

3. “Borderline-Journalismus: Wie ich einmal beinahe die schönste Frau der Welt traf …”
(oliver-flesch.com)
Oliver Flesch arbeitet einen 1998 für die “Neue Revue” geschriebenen Artikel auf: “In Wahrheit habe ich Liv Tyler nie getroffen. Unser Korrespondent in Los Angeles traf sie. Doch der bekam von ihr nur zu hören, wie ach so toll die Zusammenarbeit mit dem aktuellen Regisseur und Filmpartner war. Es lag also an mir aus ihren langweiligen Antworten ein lesbares Kurzportrait zu basteln. Ich stahl aus großen US-Blättern ein paar knackige Zitate, den Rest erfand ich. So etwas musste ich in fast jeder Ausgabe machen. Hach, wen ich damals nicht alles getroffen habe! Laetitia Casta, Sharon Stone, Pamela Anderson. Klar, ein paar Hollywoodstars traf ich tatsächlich – Kevin Coster, George Clooney und Mark Wahlberg zum Beispiel.”

4. “‘Solange sich niemand wehrt, passiert auch nichts'”
(topfvollgold.de)
Ein Interview mit Medienrechtler Udo Branahl zur Regenbogenpresse: “Also ich vermute, dass in den Redaktionen vorab eine Risikoabschätzung vorgenommen wird: Dass die sich nicht für die Frage interessieren, ob ihr Beitrag rechtmäßig ist oder nicht, sondern sich fragen: Wie wahrscheinlich ist es, dass die Betroffenen sich dagegen zur Wehr setzen? Also: Wie risikoreich ist die Veröffentlichung? Und dass sie dann abwägen zwischen den zu erwarteten Einnahmen und dem Risiko, dass es Geld kostet. Und wenn sie zu dem Ergebnis kommen: Wahrscheinlich sind die Einnahmen höher als die entstehenden Schäden – dann drucken sie das.”

5. “Das muss doch mal gesagt werden”
(ad-sinistram.blogspot.de, Roberto De Lapuente)
Wie oft Hugo Müller-Vogg findet, etwas müsse doch mal gesagt werden.

6. “Der holprige Weg zum papierlosen Büro”
(wiwo.de, Sebastian Matthes)
“Wirtschaftswoche”-Redakteur Sebastian Matthes versucht, papierlos zu arbeiten.

Google, Verily, William Randolph Hearst

6 vor 9

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1. “FREELENS verklagt Google”
(freelens.com, Lutz Fischmann)
Der Fotojournalisten-Verband Freelens verklagt Google, weil “Aufnahmen bei Anklicken in bildschirmfüllender Größe gezeigt” werden, “ohne auf die Ursprungswebsite weiter zu leiten”. Siehe dazu auch “Dreist und dumm: die neue Bildersuche von Google” (stefan-niggemeier.de, 4. Februar).

2. “Die Wahrheit im Netz”
(heise.de/tr, David Talbot)
Die Plattform Verily will Informationen aus sozialen Medien verifizieren.

3. “Watzke spricht Machtwort: Lewandowski bleibt”
(borussen.tv, Stephan Schubert)
Fußball: Hintergründe zu den vielen Gerüchten über einen Vereinswechsel von Robert Lewandowski in den Medien.

4. “Medienkrise: Wer im Glashaus sitzt…”
(blogs.taz.de/hausblog, Karl-Heinz Ruch)
Karl-Heinz Ruch, “Taz”-Geschäftsführer: “Die Verlage müssen sich beeilen, wenn sie die digitale Zukunft noch erreichen wollen. Dabei ist Größe beim notwendigen Wandel keineswegs ein Vorteil. Auch Marktführer können abstürzen. Wichtiger als Größe für das Überleben ist die Frage, ob ein Verlag heute mit diversifizierten Geschäftsmodellen antritt und nicht einseitig abhängig ist.”

5. “Der Erfinder der Sensationspresse”
(dradio.de, Brigitte Baetz)
Brigitte Baetz erinnert an den heute vor 150 Jahren geborenen US-Verleger William Randolph Hearst: “Hearsts Motto: ‘Wenn irgendjemand es nicht gedruckt sehen will, dann ist es eine Nachricht. Alles andere ist Werbung.'” Siehe dazu auch “William Randolph Hearst and Yellow Journalism” (blog.britishnewspaperarchive.co.uk, englisch).

6. “Geht euch doch selbstverwirklichen, ich geh arbeiten”
(dasnuf.de)

Apple, Bassem Youssef, Obrigkeit

6 vor 9

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1. “‘Die Aussagen der BILD-Zeitung sind allesamt frei erfunden.'”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Das Management von Gaby Köster reagiert auf einen “Bild”-Bericht über ein mögliches “Show-Comeback”: “Die Aussagen der BILD-Zeitung sind allesamt frei erfunden.”

2. “Der Gott heißt Big Brother”
(de.ejo-online.eu, Kurt W. Zimmermann)
Kurt W. Zimmermann fragt sich anlässlich der Offshore-Leaks, was aus der Abwehrhaltung der Journalisten gegen die Obrigkeit geworden ist. “Zu meiner aktiven Zeit in den achtziger und neunziger Jahren waren wir Journalisten der Staatsmacht gegenüber äußerst skeptisch eingestellt. Man verbrüderte sich nicht mit Staatsbeamten, Staatsanwälten und Staatssekretären.”

3. “So schnell es geht”
(jetzt.sueddeutsche.de, Johannes Boie)
Johannes Boie schreibt zu den vielfältigen Falschmeldungen nach dem Anschlag auf den Boston-Marathon: “Die Grenze verläuft nicht zwischen den Millionen Nutzern auf Twitter und den Nachrichtenredaktionen, sie verläuft zwischen sauberer Recherche und Unsinn. Doch nur von professionellen Journalisten kann man letztlich verlangen, alles zu tun, um Unsinn zu vermeiden, egal, ob sie ihrem Job gerade auf Twitter, im TV oder in einer Zeitung nachgehen.”

4. “Die irrationale Jagd auf Apple”
(heute.de, Giesbert Damaschke)
Apple meldet Milliardengewinne, “doch ganz gleich, welche Zahlen Apple meldet – die Analysten und Experten nörgeln, mäkeln und sehen das Ende schon in greifbarer Nähe”.

5. “Bassem Youssef Extended Interview”
(thedailyshow.com, Video, 7:49 Minuten, englisch)
Jon Stewart spricht mit dem ägyptischen Satiriker Bassem Youssef, gegen den ein Haftbefehl wegen Präsidentenbeleidigung, Verleumdung des Islams und Verbreitung falscher Behauptungen ausgesprochen wurde.

6. “Die ganze Vielfalt des deutschen Fernsehens – in Sendungstiteln”
(ulmen.tv, Peer Schader)

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