Archiv für 6 vor 9

GNTM, Eins­like, NZZ-Paywall

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. ” Brust raus, Bauch rein, Hirn aus”
(haz.de, Imre Grimm)
Imre Grimm schreibt über “Germany’s Next Topmodel”: “Stellen wir uns kurz vor, es gäbe eine Fernsehshow, die Jungs erklärt, wie Männer zu sein haben. Vorne steht zum Beispiel Ralf Moeller und schreit: ‘Breitbeinig! Geh’ breitbeinig!’, und die jungen Kandidaten gehen so breitbeinig, als wären sie eben auf einer texanischen Ranch vom Pferd gestiegen.”

2. “Bei der Wahrheit bleiben”
(spiegel.de/spiegel/spiegelblog, Sven Becker)
Sven Becker antwortet auf den Blogeintrag von Sexarbeiterin Carmen: “Auf viele Leser muss der Eintrag so wirken, als ob ich die Wahrheit gebogen hätte, um an eine bessere Geschichte zu kommen. Das weise ich zurück.”

3. “Der SPIEGEL und die hohe Kunst des Tendenzjournalismus”
(internet-law.de, Thomas Stadler)
Auch Thomas Stadler widmet sich der “Spiegel”-Titelgeschichte über Prostitution: “Eine seriöse Berichterstattung hätte vielmehr darauf hinweisen müssen, dass der Gesetzgeber die Regelungen zur Zwangsprostitution 2005 deutlich verschärft hat. Es kann also wahrlich keine Rede davon sein, dass der Staat Frauenhandel und Prostitution fördert. Das Gegenteil ist vielmehr richtig. Der Gesetzgeber hat die Regelungen zu Zwangsprostitution und Frauenhandel deutlich verschärft.”

4. “Die andere Parallelgesellschaft”
(taz.de, Daniel Bax)
“Zwischen 1 und 3 Prozent liegt, je nach Schätzung, der Anteil von Journalisten mit Migrationshintergrund in deutschen Medien”, schreibt Daniel Bax. “Dass bei der ‘Zeit’ heute mehr migrantische Journalisten arbeiten als früher, dient nicht nur der Imagepolitur. Es habe die Atmosphäre im Haus deutlich verändert, glaubt Redaktionschef Ulrich, die internen Diskussionen verliefen nun anders.” Siehe dazu auch ein Interview mit Sheila Mysorekar.

5. “Eine Zahl zieht Kreise”
(medienwoche.ch, Nick Lüthi)
“Schweizer lehnen Paywalls ab”, schreibt Wuv.de zu kursierenden Abozahlen der NZZ-Paywall: “Die apodiktische Aussage zur Zahlungsbereitschaft im Netz fusst auf einer einzigen Zahl und auf einer abenteuerlichen Interpretation derselben. Dumm nur, dass die knackige Schlagzeile mit der Realität nichts zu tun hat.”

6. “Ein Jugendfilter für die ARD”
(stefan-niggemeier.de)
Nach fünf Jahren Entwicklungsarbeit präsentiert die ARD den Mediathek-Bestandteil Einslike: “Der Gedanke, dass die­ses unsor­tierte Pro­gramm­ge­röll als ‘Eins­like’ eine Anlauf­stelle für das furcht­bar ver­misste junge Publi­kum der ARD wer­den könnte: Ich würde ihn welt­fremd nen­nen.”

WordPress, Sexarbeit, Béla Réthy

6 vor 9

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1. “Wenn, dann schreibt über meine politische Arbeit…”
(courtisane.de)
Sexarbeiterin Carmen trifft sich mit einem “Spiegel”-Reporter. Nach Erscheinen des Artikels notiert sie ihre Sicht.

2. “Angelina Jolie, Brustkrebs und ein Berichterstattungs-Tsunami”
(medien-doktor.de, Marcus Anhäuser)
Die Flut von Berichten zur Brustoperation von Angelina Jolie: “Die Frage ist naiv, aber wäre es vorstellbar gewesen, wenn es statt seitenweiser Berichterstattung über mehrere Tage (vom 14. Mai bis zum 23. Mai mit einem Stern-Titelbild) nur eine 20 Zeilen-Kurzmeldung auf den Promiseiten dieser Welt gegeben hätte? (…) Eher vereinzelt wird darauf verwiesen, das der chirurgische Eingriff Probleme bereiten kann (ein Aspekt, den auch Jolie nicht anspricht), und so gut wie gar nicht wird deutlich gemacht, dass auch nach der Amputation nach wie vor die Möglichkeit besteht, an Brustkrebs zu erkranken.”

3. “Wie ein kleines Blogsystem die Medienwelt auf den Kopf stellte”
(netzwertig.com, Jürgen Vielmeier)
Jürgen Vielmeier würdigt die Blogsoftware WordPress, gegründet vom damals 19-jährigen Matt Mullenweg. “Einfache Leute konnten plötzlich Medien machen, und sie taten es, zu Tausenden.”

4. “Kurier: Immer näher dran”
(ankommen.nordbayerischer-kurier.de, Joachim Braun)
Joachim Braun, Chefredakteur des “Nordbayerischen Kuriers”, trifft zwei Leser seiner Zeitung.

5. “Béla Réthy, sagen Sie jetzt nichts!”
(joca.me)
Der TV-Live-Kommentar des Champions-League-Finales zwischen Dortmund und Bayern in der Abschrift von Jörgen Camrath (PDF-Datei).

6. “Astrophysiker entdeckt gigantisches schwarzes Loch da, wo eigentlich sein Sexleben sein sollte”
(salaminews.at)

Blog-Marketing, Terrorbotschaften, E-Bikes

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1. “Die @Welt, wie es ihr gefällt”
(mediensalat.info, Ralf Marder)
Ein Artikel auf Welt.de verwechselt, welchem Sportler (Lindsey Vonn, Roger Federer, Rafael Nadal) was gefällt auf Facebook.

2. “Das London-Video in der Tagesschau”
(blog.tagesschau.de, Kai Gniffke)
Kai Gniffke erklärt in fünf Punkten, warum die ARD-Tagesschau “eine kurze Sequenz” aus dem mit einem Mobiltelfon aufgenommenen Video zeigte, das in Folge des Mordanschlags in London am 22. Mai 2013 aufgezeichnet wurde.

3. “Zu Diensten, Herr Mörder”
(medienblog.blog.nzz.ch, Rainer Stadler)
Rainer Stadler schreibt zum gleichen Video: “Laut Berichten sollen sie die Passanten aufgefordert haben, die Kameras zu zücken. Für die Terroristen ging die Rechnung auf. Sie haben sich innert Kürze die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit verschafft und ihrer Terrorbotschaft mit radikalen Bildern eine hohe Durchschlagskraft verschafft. Die Tat zehrt von der Propaganda, der Verbreitung von Angst und Schrecken. Zahlreiche Medien dienten ihnen als rückgratlose Gehilfen.”

4. “Teuflisches Angebot”
(zuspieler.de, Sebastian Wenzel)
Via die Blog-Marketing-Agentur Hallimash sucht der Verlag Franckh-Kosmos Blogger, die gegen Geld ein Gesellschaftsspiel besprechen. “Wer im Internet nach ‘Dice Devils’ und ‘Hallimash’ sucht, findet schnell Blogs, die bei der Aktion mitgemacht haben. Wir haben auf diesem Weg zwölf Seiten entdeckt, die über das Spiel berichtet haben. Darunter sind vor allem Blogger, die sonst eher nicht über Spiele berichten.”

5. “Todesfalle E-Bike”
(porcupine.ch, Iwan Schenker)
Ein Bericht über eine Vervierfachung der tödlichen Unfälle mit E-Bikes in der Schweiz (von 2 auf 8): “Fakt ist, dass bei einer korrekten Betrachtung der Zahlen und insbesondere unter Berücksichtigung aller relevanten Zahlen aus statistischer Sicht kein signifikanter Anstieg der Anzahl E-Bike-Unfälle nachgewiesen werden kann, weder mit noch ohne Todesopfer.”

6. “Die Berichterstattung der Rösler-Reise – ein Armutszeugnis”
(handelsblatt.com, Video, 1:58 Minuten)
Jessica Springfeld findet die Berichterstattung über die Silicon-Valley-Reise von Wirtschaftsminister Philipp Rösler “lächerlich” und “ein Armutszeugnis”: “Es sind keine peinlichen Möchtegern-Fotos, die uns erreichen. Röslers lockere Art wirkt authentisch, eher entspannt. Und die mitgeflogenen Startup-Gründer bestätigen: Die Reise war ein voller Erfolg.”

Foxconn, Medienwächter, Giro d’Italia

6 vor 9

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1. “Alle auf Apple”
(computerbase.de, Patrick Bellmer)
Der “Apple-Zulieferer” Foxconn: “Foxconn produziert für nahezu jedes namhafte Unternehmen der IT-Branche; Nokia, Sony, HP, Acer, Amazon, Dell, Intel, Microsoft, Nintendo und Toshiba sind nur einige der Namen derer, die es vorziehen, ihre Smartphones, Konsolen, Notebooks und andere Produkte unter umstrittenen Arbeitsbedingungen billig produzieren zu lassen. Das ist in vielen Teilen der Gesellschaft aber nicht einmal bekannt, da Medien es sich zur Aufgabe gemacht haben, bei jeder Meldung über Foxconn immer auch und nur Apple zu nennen.”

2. “Xbox One und die Sensorleiste Kinect als Wurzel des Bösen”
(stadt-bremerhaven.de, caschy)
Die Sensorleiste Kinect der Xbox One: “Diese Neuerungen können natürlich Schaden anrichten, wenn sie manipuliert werden. Aber diese Gefahr gibt es seit gefühlten 100 Jahren, denn mittlerweile hat jeder aktuelle Laptop eine Webcam verbaut, die durch Manipulation zu Big Brother werden könnte.”

3. “Rösler und Diekmann im Silicon Valley: Eine Bildbetrachtung”
(tilotimmermann.tumblr.com)
Tilo Timmermann schaut sich auf Bild.de und Welt.de zu sehende Fotos von Philipp Rösler an: “Die Bilder sind in ihrer Durchschaubarkeit ein erschreckend plattes Beispiel einer inszenierten Aktion.”

4. “In Diekmanns Armen”
(zeit.de, Daniel Erk)
Politiker und das Internet in den Medien: “Auch zwanzig Jahre nach der Einführung des Browsers gilt das Netz den hiesigen Politikern nicht einfach als Alltagsmedium, sondern immer noch als Ausweis einer metaphysischen Zukunftskompetenz.”

5. “Als starke Männer weinten”
(nzz.ch, Christoph Fisch)
Christoph Fisch erinnert an eine Etappe des Giro d’Italia im Jahr 1988: “In der Abfahrt musste ich erst die Bremsen von Hand enteisen. Zum Glück war es in der Höhe eine Schotterstrasse, auf der der Schnee nicht so schnell gefror wie auf Asphalt. Zuschauer und Mechaniker rannten hin und her, im Unwissen, ob das Rennen überhaupt noch im Gang war. Ein Carrera-Mechaniker trug diesen tollen Goretex-Ganzkörperanzug – was hätte ich dafür gegeben!” Siehe dazu auch “‘Die Linthebene brachte uns fast um'” (nzz.ch, cf.)

6. “Der große Fernsehblog-Test: Wie werd ich Medienwächter?”
(ulmen.tv, Peer Schader)

Philipp Rösler, Kai Diekmann, 90elf

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1. “‘Bild’ liebt Mr. Cool”
(stern.de, Laura Himmelreich)
Ein Foto, auf dem sich Kai Diekmann und Philipp Rösler umarmen: “Das Foto der beiden Männer ist so befremdlich, weil es belegt, dass die ‘Bild’ jeden Anspruch aufgegeben hat, kritisch und distanziert über Politiker zu berichten und weil es zeigt, wie sich der Vize-Kanzler mit ein paar hübschen Schlagzeilen instrumentalisieren lässt.”

2. “Das Medienhaus mit den zwei Gesichtern”
(netzwertig.com, Martin Weigert)
Martin Weigert muss sich von Kai Diekmann auf ein Bier einladen lassen: “Es ist ironisch, dass Springer sich in Bezug auf die deutsche Netzpolitik verhält wie ein technophober, seinen Besitz um jeden Preis wahrender Greis, es sich aber bei dem Unternehmen gleichzeitig um den wahrscheinlich am wenigsten pessimistisch auf das Netz blickenden Großverlag des Landes überhaupt handelt. Die Springer-Manager und ihre Gefolgschaft scheinen mit dieser Schizophrenie gut leben zu können.”

3. “Die Akku-Revolution bleibt aus”
(heise.de, Matthias Gräbner)
Matthias Gräbner zweifelt daran, dass eine von vielen Medien gefeierte Erfindung der 18-jährigen Eesha Khare die Welt grundlegend verändern wird.

4. “‘Sabah’-Chefredakteur Karaalioglu: ‘Zschäpes Schweigen ist feige'”
(echo-online.de, Regine Herrmann)
Ein Interview mit “Sabah”-Chefredakteur Mikdat Karaalioglu zum NSU-Prozess: “Bevor der NSU aufgeflogen ist, haben auch wir so berichtet als sei klar gewesen, dass die Mordserie keinen politischen Hintergrund hat. Wir haben denselben Fehler gemacht wie die deutschen Medien: Wir haben die Opfer verdächtigt. Wir haben zu sehr den offiziellen Mitteilungen – zum Beispiel denen der Polizei – vertraut.”

5. “I Don’t Have the Stones to Be a Crime Reporter”
(vice.com, Emma Beals, englisch)
Emma Beals rekapituliert ihren Einsatz als Reporter bei einem Mordfall: “Standing outside the court, I couldn’t see what there was to learn from Tia’s death and Hazell’s sentencing, apart from the fact that throwing every beam of media attention on a devastated, grieving family isn’t something any decent human being should do.”

6. “Mehr als eine Randnotiz: 90elf wird eingestellt”
(achterbahn1894.blogspot.de)
Achterbahn1894 verabschiedet sich vom Fußballradio 90elf, das am 1. Juni eingestellt wird.

Paul Ronzheimer, Renditen, Klimawandel

6 vor 9

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1. “Mein dir deine Bildung!”
(pantelouris.de, Michalis Pantelouris)
Michalis Pantelouris analysiert den “Bild”-Artikel “So hat uns Zypern betrogen!”: “Offensichtlich hat sich Paul Ronzheimer bei seinem unermüdlichen Versuch BILD-Leser gegen Südeuropäer aufzuhetzen inzwischen davon verabschiedet, auch nur den Anschein erwecken zu wollen, so etwas wie Argumente, Fakten oder Logik zu verwenden. Er tippt einfach irgendetwas und schreibt seine Schlussfolgerung ohne Zusammenhang dazu.”

2. “Traumhafte Renditen für Zeitungsverlage”
(dradio.de, Stephan Karkowsky)
Medienökonom Frank Lobigs über die Renditen von Zeitungsverlagen: “Das sind Renditen, da können andere Unternehmen nur von träumen! Wenn Sie normale Großunternehmen nehmen, dann haben die eine Durchschnittsrendite von vier Prozent. Die Verlage liegen beim Dreifachen oder Vierfachen davon.”

3. “‘Zeitungspresse als Machtinstrument'”
(tagesspiegel.de, Bernhard Schulz)
Heute wird in Berlin die Sonderausstellung “Zwischen den Zeilen? Zeitungspresse als NS-Machtinstrument” eröffnet. “Mit dem heutigen Blick für die Vielfalt von Meldungen und Meinungen ist der Eindruck der Zeitungslandschaft im NS-Regime niederschmetternd. Die gleichen Parolen, die gleichen im Stakkato gehämmerten Phrasen, die gleiche Typographie, fette Überschriften und rote Balken, dazu idyllische Fotos von der Front, wo sich Landser eine Zigarettenpause gönnen oder ihr Nachtlager bereiten: ‘Kein Himmelbett kann damit konkurrieren’, so die Bildunterschrift.”

4. “Klimawandel: Skeptiker amtlich unerwünscht”
(heute.de, Reinhard Schlieker)
Reinhard Schlieker kommentiert die Broschüre “Und sie erwärmt sich doch” des Umweltbundesamts, die mit Journalisten und Wissenschaftlern, “die einen menschengemachten Klimawandel für nicht erwiesen halten”, abrechne: “Die Publikation des Bundesamtes kann beim unbefangenen Leser den Eindruck erwecken, man habe es bei diesen Journalisten und Buchautoren mit vorsätzlichen Fälschern zu tun, die fremdgesteuert sind und von irgendwelchen Lobbyisten bezahlt werden.”

5. “Den Eltern den Job erklären”
(vocer.org, Steffi Fetz und Lisa Altmeier)
Die Aktion #erklärsmama bemüht sich, Kommunikationsberufe verständlich zu machen: “Teilweise kapieren die Menschen selbst nicht, was sie arbeiten. Wie sollen es dann die Eltern verstehen?”

6. “Blut, Miniröcke, Jargon. Wie man Szenetexte fabriziert”
(blog.tagesanzeiger.ch, Constantin Seibt)

Spiegel Online, Star-Koch, Aspirin

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1. “Der Run auf Baby Aspirin”
(pharmama.ch)
“Schlucken Sie jeden Tag eine Baby-Aspirin!”, empfiehlt “Bild” in der Titelgeschichte vom 18. Mai 2013: “Um es kurz zu machen: NICHT jeder kann und soll Aspirin einfach nehmen. Auch wenn es nur 75mg sind oder 100mg.”

2. “Wie die Deutschlands Medien einen Star-Koch erfinden – und die Welt darauf hereinfällt”
(gotorio.squarespace.com, Thomas Knüwer)
Wie Medien einen Koch zum “Star-Koch” machen: “Nein, Miki Nozawa war kein Star-Koch. Sein Tod war sinnlos. Doch nachträglich ist er aufgestiegen in die Riege der Ducasse und Bocuse, hat die Großen und Schönen der Welt bekocht. Und er dient als traurige Demonstration dafür, dass Journalisten heute nur noch hechelnde Windhunde auf dem Rennkurs namens ‘Boulevard’ sind.”

3. “ich habe adgefiltert”
(wirres.net, Felix Schwenzel)
Felix Schwenzel antwortet auf ein Plädoyer gegen Werbeblocker von “Spiegel-Online”-Mitarbeiter Frank Patalong: “die verachtung die patalong einem teil seiner leser an den kopf wirft ist nicht nur für ihn typisch. was die leser wollen, entscheidet im verlagswesen immer noch der gesetzgeber und die verlagsleitung. keiner der beteiligten verlage hat meines wissen jemals bei seinen lesern nachgefragt welche art von werbung sie aktzeptabel finden. ausser der taz bittet kein verlag um spenden oder finanzielle unterstützung. kein verlag bietet eine werbe- und trackerfreie webversion seiner seiten für abonnenten oder unterstützer.” Siehe dazu auch “Warum wir AdBlocker nutzen” (chriszim.com, 13. Mai).

4. “Viktor Orbán verbittet sich deutsche Einmischung”
(welt.de, Boris Kálnoky)
Für Boris Kálnoky ist die von “Spiegel Online” angefachte Debatte über Äußerungen von Viktor Orbán (“Orbán wirft Merkel Nazi-Methoden vor”) “ein Musterbeispiel dafür, wie aus an sich harmlosen Aussagen ein medialer Sturm angefacht werden kann”.

5. “Es wäre irreführend zu behaupten, Spiegel-Online werfe dem Europäischen Rat Nazi-Methoden vor”
(beim-wort-genommen.de, Jonas Schaible)
Und auch Jonas Schaible beschäftigt sich mit Artikeln und Überschriften von “Spiegel Online” (“Europas Regierungschefs wollen Lissabon-Vertrag aushebeln”): “Es ist also richtig und verdienstvoll, die geplanten Änderungen (oder eher: Nicht-Änderungen) groß zum Thema zu machen. Aber im Titel zu suggerieren, hier würde wieder einmal Recht gebrochen, ist falsch.”

6. “Cartoon-Journalismus aus Taiwan”
(sueddeutsche.de, Kai Strittmatter)
Hintergründe über Nma.tv, das mit rund 500 Mitarbeitern Nachrichten als Comics darstellt: “Einige der Videos wurden Kult, und man darf annehmen, dass sie den Erfolg nicht ihrer Ernsthaftigkeit verdanken, sondern der bizarren, oft surrealen Überzeichnung der Ereignisse, wobei sich die Produzenten weder von Scham noch von Geschmack bremsen lassen.”

Ralf Höcker, Claus Kleber, Cosmopolitan

6 vor 9

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1. “Erosion der investigativen Recherche?”
(cicero.de, Petra Sorge)
Ist es in Ordnung, von Journalisten gestellte Fragenkataloge zu veröffentlichen? “‘Einen Fragenkatalog urheberrechtlich zu schützen, ist schwierig’, sagt Eva Inés Obergfell von der Humboldt-Universität Berlin. Fragen stünden an der untersten Grenze der Schutzwürdigkeit, vielleicht sogar darunter, so die Urheberrechtsexpertin.”

2. “‘Wir haben Zuckerbrot und Peitsche'”
(datum.at, Georg Eckelsberger)
Medienanwalt Ralf Höcker im Interview: “Wenn keine Verständigung möglich ist, kann das durch Abmahnungen und einstweilige Verfügungen geschehen. Im Allgemeinen versuche ich aber zunächst ein Hintergrundgespräch mit dem Journalisten zu führen und ihm in Ruhe die Rechts- und Sachlage zu erklären. Ich erkläre ihm: ‘Das darfst du schreiben, das nicht und wenn du es doch machst, gibt es möglicherweise Probleme. Lass uns doch eine Lösung finden, wie wir den Artikel gemeinsam so gestalten, dass es keine rechtlichen Auseinandersetzungen geben muss.’ Das funktioniert sehr häufig.”

3. “Neue Gefahr: Neonazis als Journalisten”
(blog.zeit.de/stoerungsmelder, Felix M. Steiner und Johannes Hartl)
Ein Bericht über “Anti-Antifa-Fotografen”: “Doch nicht nur das Ablichten von politischen Gegnern zählt zur Aufgabe der rechtsextremen Fotografen. Diese schüchtern auch gezielt Journalisten ein und versuchen deren Film- und Fotoaufnahmen durch herumschubsen, vor die Kamera stellen oder schlicht und einfach subtile Bedrohungen zu verhindern.”

4. “Verurteilt vor dem Urteil?”
(tagesschau.de, Stefan Schölermann)
Stefan Schölermann stellt bei Journalisten schon vor dem NSU-Prozess gefällte Urteile fest: “Schon die beinahe allgegenwärtige Phrase vom ‘Zwickauer Terrortrio’ kommt aus dieser Schublade. Denn sie unterstellt noch vor Eintritt in die Beweisaufnahme, dass Beate Zschäpe gleichberechtigtes Mitglied einer Mörderbande gewesen sein soll – obwohl genau das in diesem Verfahren einer der entscheidenden Punkte sein wird, für den die Belege erst noch erbracht werden müssen.”

5. “Oops…”
(klatschkritik.blog.de, Antje Tiefenthal)
Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift “Cosmopolitan”: “Vorn Jessica Chastain, hinten Jessica Chastain und, natürlich, im Heftinneren Jessica Chastain. Yves Saint Laurent sagt herzlich Danke!”

6. “Claus Kleber und der Wortkorks im ‘heute journal'”
(ulmen.tv, Peer Schader)

Politmagazin, Sprachautomat, Turi2

6 vor 9

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1. “Das typische Politmagazin”
(ndr.de, Video, 3:09 Minuten)
Ein typischer Beitrag eines Politmagazins.

2. “Der Boulevard auf der Anklagebank”
(nzz.ch, Jörg Krummenacher)
Vor dem Kreisgericht in Flawil: “In bemerkenswerter Offenheit hatte sich ‘Blick’-Blattmacher Urs Helbling bei der Vernehmung gegenüber dem Staatsanwalt geäussert. Es spiele beim ‘Blick’ keine Rolle, bestätigte er, ob Bilder illegal besorgt würden, solange sich der eigene Journalist nicht strafbar mache. Amtsgeheimnis- oder Persönlichkeitsverletzungen dritter Personen würden hingegen in Kauf genommen.”

3. “SRG-SRF: Der Einzeltäter und das Establishment”
(infosperber.ch, Robert Ruoff)
Robert Ruoff beschäftigt sich mit den vom Schweizer Fernsehen nachträglich in einen Beitrag eingefügten Fangesängen: “So hat der Einzeltäter in der Sportredaktion des Schweizer Fernsehens doch nur im Interesse der versammelten Obrigkeit gehandelt. Im Interesse des Schweizerischen Fussballverbands und der Vereine, die ihre plakativen Anstrengungen gegen die Fan-Gewalt mit dem neuen Konkordat ungestört über die Bühne ziehen wollen. Im Interesse der Kantonalen Justizdirektoren, die damit politische Handlungsfähigkeit demonstrieren. Vielleicht auch im Interesse von Vermarktungs-Unternehmen, die ebenfalls eine heile, Politik-freie Sportwelt präsentieren wollen (alles andere wäre geschäftsschädigend).”

4. “Digital photography experts confirm the integrity of Paul Hansen’s image files”
(worldpressphoto.org, englisch)
Nach Vorwürfen der Bildmanipulation prüft ein Expertengremium das World Press Photo of the Year 2013: “It is clear that the published photo was retouched with respect to both global and local color and tone. Beyond this, however, we find no evidence of significant photo manipulation or compositing.” Ein ausführlicher Beitrag des Anklägers, Neal Krawetz, findet sich auf hackerfactor.com.

5. “Mensch gegen Maschine: Radioleute, das kommt auf euch zu”
(besser-optimieren.de, Nils Glück)
Nils Glück setzt der Nachrichtensprecherin des Deutschlandfunks die Leistung eines Sprachautomaten entgegen: “Leichte Schwierigkeiten hat die Software noch mit englischen Wörtern, die in deutsche Sprache eingebettet sind. Aber ansonsten: Nicht schlecht!”

6. “Nicht weit gekommen, turi2? Der Mann ist tot!”
(120sekunden.com, Martin Giesler)

Angelina Jolie, Fangesänge, Offshore-Leaks

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1. “SRF macht aus Stille Fan-Gesang”
(tagesanzeiger.ch, Christian Zürcher)
Bei der Zusammenfassung eines Fußballspiels schneidet das Schweizer Fernsehen Fan-Gesänge in die Stille eines Fanprotests. Siehe dazu auch “Fussball-Tonmanipulation: Chefs tauchen ab” (tagesanzeiger.ch, Maurice Thiriet und Christian Zürcher).

2. “Gigabyte-Gigantismus”
(journal21.ch, René Zeyer)
Für René Zeyer verwandelt sich der Offshore-Leaks-Scoop immer mehr in einen Presseskandal: “Während der angebliche Riesenscoop ‘Offshore Leaks’ schon längst verröchelt ist, machte die News, dass staatliche Behörden schon seit Jahren im Besitz dieser Daten sind, keine grossen Schlagzeilen mehr. Sehr verständlich, denn selbst den vor kurzem noch vor Wichtigkeit berstenden beteiligten Journalisten wird es zunehmend blümerant. Schwant ihnen doch: Sie wurden im besten Fall als nützliche Idioten missbraucht – und wissen nicht mal, von wem. Ihre grossartige monatelange und schweisstreibende Auswertungsarbeit war für die Katz.”

3. “Markus Wiegand über Lockerungsübungen beim ‘Handelsblatt'”
(newsroom.de, Markus Wiegand)
Markus Wiegand befragt “Handelsblatt”-Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs und streitet mit ihm hinterher um die Autorisierung: “Ziemlich unerfreulich fanden wir allerdings, dass Jakobs drei Fragen, die ihm nicht passten, samt Antwort einfach strich.”

4. “Generation Befristung”
(journalist.de, Monika Lungmus)
Monika Lungmus über Arbeitsbedingungen in zwei Klassen: “Prekäre Arbeitsverhältnisse sind auch in der Medienbranche längst Normalität. (…) DJV-Tarifexpertin Gerda Theile schätzt, dass mittlerweile 90, vielleicht sogar 95 Prozent der Neueinstellungen bei Verlagen erst einmal befristet erfolgen.”

5. “Angelina Jolie lässt sich vorsorglich die Brustdrüsen entfernen…”
(josephinechaos.wordpress.com)
Die Berichterstattung zur Brustoperation von Angelina Jolie. Ärztin Josephine ist sich sicher, “dass unfassbar viele Frauen in den nächsten Monaten aufgelöst bei ihren Gynäkologen vorstellig werden, mit der Frage nach Testung auf o.g. Gendefekt”. Siehe dazu auch “My Medical Choice” (nytimes.com, Angelina Jolie, englisch).

6. “Alles, was Sie lieben, an einem Ort: Dem Münchner Gerichtssaal”
(twitter.com/WorkingMonkey, Bild.de-Screenshot)

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