Archiv für 6 vor 9

Computerspielsucht, Peter Lustig, König vom Lerchenberg

1. Computerspielsucht – Es geht um mehr!
(gamestar.de, Petra Schmitz)
Unter der Überschrift “Computerspielsucht – Es geht um mehr!” setzt sich Gamestar-Autorin Petra Schmitz mit einem Artikel auf “sueddeutsche.de” (ebenfalls zu Computerspielsucht) auseinander, der ihrer Meinung nach zu kurz greift. Darin schreibt sie unter anderem: “Ich werfe der Süddeutschen hier keine Absicht vor, aber doch Unachtsamkeit.” Der Artikel verschiebe “die Problematik dorthin, wo sie gar nicht hingehört: An den Rand einer Gesellschaft, wo man sie aus sicherem Abstand betrachten kann. Einem sicheren Abstand, den es so gar nicht gibt – und der eine ernsthafte Auseinandersetzung damit verhindert.”

2. Er hasste Kinder nicht
(zeit.de)
Dem “Löwenzahn”-Moderator Peter Lustig hing der Ruf an, Kinder nicht ausstehen zu können (BILDblog berichtete). “Zeit”-Autor Kai Biermann tut das furchtbar leid, er fühlt sich für das Gerücht verantwortlich. Wie es dazu kam, schildert er auf eine derart selbstkritische und einfühlsame Weise, dass es einem trotz des ernsten Hintergrunds ganz warm ums Herz wird.

3. Polizei geht bei Schock-Anruf bei Domian von einem Fake aus
(derwesten.de)
Ein Anruf bei Night-Talker Jürgen Domian gibt Rätsel auf. Eine junge Frau berichtete von gewalttätigen Übergriffen ihres Partners. Und es hörte sich so an, als ob sie während des Telefonat von diesem überrascht und erneut geschlagen wurde. Die Domian-Redaktion verständigte nach erfolglosen Kontaktversuchen die Polizei. Diese geht mittlerweile mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Fake-Anruf aus. Radiomann Jürgen Domian macht sich jedoch weiterhin Sorgen.

4.Lesbenmagazine: Auf die Ansprache kommt es an
(ndr.de)
Das Medienmagazin “Zapp” hat sich das Zeitschriftenangebot für Lesben angeschaut. Für die vielen Lesben in Deutschland hätte es bis vor einem halben Jahr nur eine einzige Zeitschrift gegeben, das “L-Mag”. Und in der allgemeinen Presse fänden Lesben sich nicht allzu oft wieder, die Berichterstattung sei eher Schwulen-fixiert. Seit sechs Monaten gibt es nun zwei weitere Magazine auf dem Markt. “Zapp” hat sich mit Redakteurinnen über die Titel unterhalten und lässt eine Leserin zu Wort kommen.

5.On- und Offline: Die sprachliche Enthemmung
(ndr.de, Ulrich Kühn)
Der “NDR” hat sich mit dem Sprachwissenschaftler und Blogger Professor Anatol Stefanowitsch über das Phänomen der sprachlichen Enthemmung und “hate speech” im Netz unterhalten. Im Gespräch räumt Stefanowitsch auch mit dem angeblichen “Meinungsdiktat” auf: “Was es nicht gibt, ist das Recht, seine Meinung unwidersprochen zu sagen. Das wird gerade im rechtspopulistischen Lager oft gleichgesetzt. Da wird so getan, als ob eine harte Antwort auf so eine Äußerung dasselbe wäre wie ein Denkverbot”. Und er rechnet mit einer weiteren Verschärfung der Auseinandersetzungen, auch im sprachlichen Bereich.

6. Danke, Norbert!
(uebermedien.de, Video, 1:27 Minuten)
Nächstes Jahr ist er 30 Jahre beim “ZDF”: Norbert König (57), das lebende Moderations-Ritual vom Mainzer Lerchenberg. Die Macher von “Übermedien” sagen “Danke, Norbert” und setzen ihm ein filmisches Denkmal.

Magermodels, Richterreputation, Protestrülpsen

1. Woher kommt die Gleichgültigkeit?
(pinkstinks.de)
“Pinkstinks” wundert sich über den Essay von “SZ”-Autorin Tanja Rest über “Germany’s Next Topmodel”. Darin fragt die “SZ”-Autorin, woher der Hass auf die Sendung käme. Sie fände die Empörung über dünne Models scheinheilig. “Pinkstinks” arbeitet die Argumente Punkt für Punkt ab und kommt, nicht ganz überraschend, zu gänzlich anderen Schlüssen.

2. So viele Beschwerden wie nie
(zeit.de)
Die “Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter (FSM)” hat 2015 einen Rekord an Beschwerden über Inhalte im Internet registriert. Stark zugenommen hätte die Zahl der Beschwerden wegen rechter und rassistischer Sprüche.

3. Die deutsche Sprache ist “up-to-date”
(detektor.fm)
Fremdwörter aus dem Englischen und aus anderen Sprachen werden kaum noch eingedeutscht. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Instituts für Sprache in Mannnheim (IDS). Eingedeutschte Varianten wie „Ketschup“ hätten sich nicht durchgesetzt. Die Forscher hätten festgestellt, dass vermehrt Anglizismen verwendet werden würden. Dies läge an den zunehmenden Englischkenntnissen der Bevölkerung und dem steigenden Internetkonsum. Interessant für die Forschungsarbeit sei vor allem der Gebrauch von Neologismen (sprachliche Wortneuschöpfungen).

4. Richter verspielt seine Reputation mit Facebook-Bild
(sueddeutsche.de, Heribert Prantl)
Ein Richter stellt auf Facebook ein Foto von sich ein. Er sitzt dort mit einem Bier auf der Terrasse. Sein T-Shirt trägt den Schriftzug: “Wir geben Ihrer Zukunft ein Zuhause: JVA”. Nun hat sich der BGH der Sache angenommen und kommt zum Urteil: “Dessen Internetauftritt ist mit der gebotenen Haltung der Unvoreingenommenheit eines im Bereich des Strafrechts tätigen Richters nicht zu vereinbaren”. Das Urteil kann sich auch in anderer Hinsicht auswirken. Wie Udo Vetter im Law Blog kommentiert: “…es werden sich sicher etliche Kollegen finden, die jetzt ganz flink in laufenden Verfahren Befangenheitsanträge für ihre Mandanten stellen – und sie dann zumindest am Ende des Instanzenzuges wohl auch durchbekommen.”

5. Im gefährlichen Fahrwasser der Werbung
(de.ejo-online.eu, Alexander Kaimberger)
In Österreich fehlt es bislang an einer wirkungsvollen und professionellen Institution, die Schleichwerbung im Journalismus aufzeigt und ahndet. So die Quintessenz des Artikels von Alexander Kaimberger, der über eine Untersuchung von unzureichend oder ungekennzeichneter Werbung in österreichischen Printmedien berichtet. Teilweise niederschmetternde Ergebnisse sind es, die da zu lesen sind und die den Autor der Studie bewogen haben, eine spezielle Meldeseite ins Leben zu rufen.

6. Mann muss 70 Euro Strafe wegen Rülpsens bezahlen – Flashmob geplant
(tagesspiegel.de, Robert Klages)
Ein Mann hat in Hörweite eines Polizisten gerülpst und soll deswegen 70 Euro Strafe zahlen. Stattdessen ruft er einen Flashmob ins Leben. Das Motto: “Gegen den öffentlichen Anstand… für die Befreiung der Magengase.” Mit Hilfe von reichlich Döner und Bier will man jetzt protestrülpsen.

Märchenstunde, Problemfilme, US-Copyright

1. Pegidas Märchen
(freitag.de, Bartholomäus von Laffert & Konstantin Nowotny)
Wer für “Pegida” mitmarschiert, ist für die herkömmlichen Informationsangebote meist verloren. Schließlich werden die etablierten Medien unisono als “Lügenpresse” niedergeschrien. Wo holt sich der gemeine Pegida-Supporter stattdessen seine Informationen? Die Autoren haben sich verschiedene Internetseiten angeschaut. Darunter so berühmt-berüchtigte Onlineportale wie “Metropolico”, “Epoch Times” und “PI-News”.

2. Frauenkino = Problemkino?
(filmloewin.de, Sophie Charlotte Rieger)
“Filmlöwin” Sophie Charlotte Rieger stellt auf der gleichnamigen Seite die provozierende Frage, warum Frauen immer “Problemfilme” machen würden. Sie glaubt, dass dies nicht nur daran liege, dass man ihnen die Blockbuster-Budgets verwehre, sie also keine andere Wahl hätten, sondern auch deshalb, weil sie es wollten. “Frauen machen keine „Problemfilme“, weil es ihnen im Blut liegt, sondern unter anderem deshalb, weil sich hierin ihre eigene Erfahrungswelt widerspiegelt.” Es spräche jedoch nichts dagegen, die erhöhte Sensibilität der Filmemacherinnen für gesellschaftliche Missstände ins Mainstreamkino zu überführen.

3. Grundrecht auf Information stärken
(faz.net, Matthias Hannemann)
Die “Deutsche Welle” ist Deutschlands staatlicher Auslandsrundfunk, der in rund 30 Sprachen sendet. Der Sender ist der ARD angeschlossen und erhält auch wegen seines englisch- und arabischsprachigen Angebots derzeit viel Aufmerksamkeit. Zur “Deutschen Welle” gehört die “DW Akademie”, die für Medienentwicklung, Medienberatung und journalistische Aus- und Fortbildung im Ausland zuständig ist. Die “FAZ” hat sich mit der stellvertretenden Direktorin Ute Schaeffer über die Arbeit der Akademie in den 25 Fokusländern unterhalten, zu denen so unterschiedliche Regionen wie Bolivien, Myanmar, Bangladesch oder die palästinensischen Gebiete zählen.

4. Ein Satz sagt mehr als 1.000 Worte
(peterbreuer.me)
Peter Breuer nimmt den persönlichen Clausnitz-Bericht eines Facebooknutzers zum Anlass, mit den etablierten Medien ins Gericht zu gehen. “Wer etwas über die Zeit erfahren möchte, in der wir gerade leben, muss aus dem Haus gehen und mit Menschen reden. Und wenn ein Einziger mit einem Handy und einem Laptop eine bessere Geschichte schreibt als eine ganze Online-Redaktion mit 30 Mitarbeitern – dann nagelt sie Euch gefälligst an die Pinnwand und nehmt das als Ansporn.”

5. Zu gut, um legal zu sein
(jungle-world.com, Frederik Heinz)
Ende letzten Jahres ist dem 22jährigen Fotograf Hosam Katan die Flucht aus dem syrischen Aleppo gelungen. Er hat viele Fotos mitgebracht, die den dortigen Alltag zeigen, aber auch das grausame Kriegsgeschehen dokumentieren. So wurde er selbst Opfer eines Scharfschützen und musste wegen eines Bauchschusses monatelang in der Türkei behandelt werden. Seine Bilder wurden bereits in Frankfurt ausgestellt, eine Ausstellung in der Nähe von Marseille ist in Planung. Im Gespräch erzählt er von der Situation in Syrien und warum die Kamera zu seiner “besten Waffe” wurde.

6. Brauchen wir eine Frist auf das Copyright von Micky Maus?
(netzpiloten.de, Donald Barclay)
Im Jahr 1998 verlängerte der US-Kongress alle bestehenden Urheberrechte um 20 Jahre, was für die Besitzer geistigen Eigentums seinerzeit einen erheblichen Geldsegen bedeutete. Die Regelung nähert sich nun dem Ende, und es wird spannend, ob der neue Kongress die Dauer des Copyrights erneut verlängert. Es läuft auf einen Zweikampf hinaus. Dem Interesse von Wissenschaft, Kunst und normalem Publikum stehen knallharte Wirtschaftsinteressen der mächtigen Rechteinhaber gegenüber.

Junge Freiheit, DDR-Presse, Bewegtbildkonsum

1. «Wer die AfD verstehen will, muss die ‹Junge Freiheit› lesen»
(medienwoche.ch, Adrian Lobe)
Während andere Publikationen unter Auflageverlusten zu leiden haben, hat die rechte “Junge Freiheit” ihre Auflage gesteigert. In absoluten Zahlen sei dies zwar bescheiden, liefe aber dem allgemeinen Rückwärtstrend entgegen. Die inhaltliche Nähe zwischen dem konservativen Blatt und der AfD sei offenkundig. Entsprechend intensiv sei auch die Berichterstattung über die neue Partei. Gleichwohl hätte es die “Junge Freiheit” nicht geschafft, trotz eines evidenten Rechtsrutsches der Gesellschaft aus ihrem Nischendasein herauszukommen und wirke zuweilen wie ein “Altherrenblatt, das man bei einer Zigarre in einem Wirtshaus liest”.

2. Es trifft jeden, der für die Meinungsfreiheit eintritt
(faz.net, Friederike Böge)
Afghanistan ist in einem desolaten Zustand, was die freie Berichterstattung anbelangt. Die Taliban versetzen die Medienbranche in Angst und Schrecken. Ob Anschläge durch Selbstmordattentäter, Raubüberfälle, Bedrohungen: Journalisten in Afghanistan leben gefährlich. Deshalb seien allein im vergangenen Jahr mehr als hundert Journalisten ins Ausland geflüchtet.

3. 7 Trends beim Bewegtbildkonsum
(wuv.de, Petra Schwegler)
In der Kurzzusammenfassung des “TV & Media Report 2015” werden die sieben wichtigsten Trends in Sachen Medienkonsum wiedergegeben. Streaming und Mobile seien im Wachsen. Vor allem die 16- bis 34-Jährigen würden Videos bevorzugt über Smartphone, Laptop oder Tablet konsumieren. Hier bliebe der Fernseher weitgehend ausgeschaltet. Weitere Trends seien Bingewatching (“Komaglotzen”) ganzer Serien und User Generated Content auf Youtube und Co.

4. “Ich werde Journalistin, aber nicht in der DDR!”
(sueddeutsche.de, Cornelius Pollmer)
Bericht über die Ausstellung “Rotstift – Medienmacht, Zensur und Öffentlichkeit in der DDR”, die auch online besucht werden kann. Die Ausstellung liefert Informationen und Hintergründe über die damalige Situation und die drastisch eingeschränkte Pressefreiheit. Interessant auch für all die “Lügenpresse”-Rufer, die sich hier anschauen können, wie es tatsächlich ist, wenn sich die Medien in Parteihand befinden und staatlich gelenkt werden.

5. Zu gut, um legal zu sein
(zeit.de, Götz Hamann)
Christopher Lauer ist Ex-Pirat und Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Jüngst wurde Lauer auf Facebook bedroht. Er hat sich deshalb an die Polizei gewandt, doch die Sache ist nicht einfach: Facebook mauert, was die Herausgabe von Daten anbelangt. Lauers Fall illustriere ein drängendes Problem. Es herrsche große Unsicherheit, wie sich Bürger wehren und zu ihrem Recht kommen können, wenn sie auf Facebook beleidigt, genötigt oder bedroht werden. Ein Urteil, wie es kürzlich gegen einen Mann erging, der die Fernsehjournalistin Dunja Hayali mit Hasskommentaren auf Facebook überzogen hatte, sei die Ausnahme. Im Normalfall stünden die Chancen für deutsche Strafverfolgungsbehörden schlecht, an Daten zu gelangen.

6. Ulle alaaf! “Focus”-Chef schreibt Seehofer
(Übermedien.de, Video, 2 Minuten)
Der noch bis Ende des Monats amtierende “Focus”-Chef, Ulrich Reitz, hat einen Brief an Horst Seehofer geschrieben, „ganz persönlich“, als seltsam gekünstelte Audiobotschaft. Die Kollegen von “Übermedien” vermissten die Atmosphäre und haben den Vortrag deshalb… Ach, hören Sie einfach selbst!

Apple vs. FBI, Kolumnenrückzug, gerügte Blödwerbung

1. #FragDenBundestag erfolgreich: Bundestag öffnet seine Aktenschränke!
(netzpolitik.org, Arne Semsrott)
Manchmal zahlt sich Hartnäckigkeit aus. Wie “Netzpolitik.org” mitteilt, hat der Ältestenrat des Bundestags beschlossen, tausende Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes (WD) online auf der Bundestags-Website zu veröffentlichen. Vorausgegangen war dem eine gemeinsame Kampagne der Webseiten “FragDenStaat” und “Abgeordnetenwatch”, die eben dies gefordert hatten. Außerdem ändere der Bundestag die Praxis seiner Ausarbeitungen. Künftig würden alle Gutachten nach einer Schutzfrist von vier Wochen nach der Ausarbeitung durch den Bundestag online veröffentlicht. Dabei würde der Name des Auftraggebers nicht bekanntgegeben. Die Möglichkeit, ein Gutachten vertraulich einem Bundestagsabgeordneten exklusiv vorzubehalten, werde es künftig nicht mehr geben.

2. Blogger vs. Journalisten: Wie die Rhein-Zeitung versucht eine Diskussion aus 2009 wiederzubeleben
(netzfeuilleton.de, Jannis Kucharz)
“Das Jahr 2009 hat angerufen, es hätte gerne seine Diskussion zurück”, schießt es Jannis Kucharz durch den Kopf, als er einen Gastkommentar zum Thema “Blogger vs. Journalisten” in der “Rhein-Zeitung” liest. In seiner Entgegnung weist er daraufhin, dass auch Blogger eine öffentliche Aufgabe erfüllen würden. Entscheidend sei nicht die Bezeichnungen „Blogger“ oder „Journalisten“, sondern allein die journalistische Arbeitsweise.

3. ¡No pasaran!
(haltungsturnen.de, Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach)
Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach leitet das Deutschlandgeschäft einer mittelgroßen PR-Agentur und schreibt regelmäßig eine Kolumne für das “PR Magazin”. Doch nun hat er seinen Abschied erklärt. Lünenbürger-Reidenbach möchte nicht für ein Blatt schreiben, in dem auch Roland Tichy (Publizist und Betreiber von “Tichys Einblick”, einer “liberal-konservativen Meinungsseite”) vertreten sei. Dessen Beiträge hätten als “normale” konservative Wirtschafts- und Politikkommentare begonnen und seien inzwischen bei radikaler, mit Verschwörungstheorien gespickter Hetze angekommen, die sich im Gleichsetzen von “Pegida” mit der DDR-Bürgerbewegung von 1989 erginge. Da seine Begründung für den Kolumnenausstieg vom “PR Magazin” nicht veröffentlicht worden sei, mache Lünenbürger-Reidenbach diese nun öffentlich.

4. Werberat rügt sechs Firmen wegen sexistischer Werbung
(berliner-zeitung.de)
Der Deutsche Werberat hat sechs Unternehmen wegen sexistischer und Gewalt verharmlosender Werbung gegenüber Frauen gerügt. Trotz Aufforderung durch die Selbstkontrolleinrichtung der Werbewirtschaft hätten die verantwortlichen Unternehmen ihre Werbung nicht abgesetzt. Die gerügten Bilder offenbaren zu all dem eine fremdschämbehaftete Dumpfbackigkeit, so dass man am liebsten eine weitere Rüge hinterherschieben möchte: Die Blödheitsrüge.

5. Zu gut, um legal zu sein
(zeit.de, Patrick Beuth)
Derzeit tobt ein Streit zwischen Apple und dem FBI. Apple soll helfen, an die geschützten Daten im iPhone 5C des toten San-Bernardino-Attentäters Syed Rizwan Farook zu gelangen. Der Beitrag geht der Frage nach, ob zu starke Verschlüsselung und andere Sicherheitstechnik mehr schadet als nützt. Interessant in diesem Zusammenhang auch der Kommentar der “Tagesschau”, die Apple Werbung vorwirft, und die Entgegnung von Christoph Kappes.

6. Medienmarken im Social Web: Claus Kleber ist Twitter-Star
(wuv.de, Petra Schwegler)
Ein Beobachtungsdienst für soziale Medien hat prominente Medienmacher und Journalisten auf Twitter beobachtet und analysiert. Der beliebteste Nachrichtensprecher sei ZDF-Anchor Claus Kleber. Mit 189.000 Fans (zum Zeitpunkt der Analyse, aktuell sind es 193.000) hätte er nicht nur die meisten Follower, sondern würde auch zu den meisten Konversationen anregen. Was bei gerade mal 414 Tweets mit teilweise kryptischem Wort- und Abkürzungs-Stakkato dann doch etwas verwundert. Aber vielleicht ist damit ja das Erfolgsgeheimnis offenbart.

Spotlight, Botnetze, Cyberclown

1. Warum jeder Journalist „Spotlight“ sehen sollte
(gutjahr.biz)
Der Film “Spotlight” handelt vom gleichnamigen Investigativ-Rechercheteam des “Boston Globe”, das den sexuellen Missbrauch in der römisch-katholischen Kirche in Boston aufgedeckt hat. Für ihre vorbildhafte Berichterstattung haben die Reporter 2003 den Pulitzer Preis erhalten. Richard Gutjahr hat sich den Film (Kinostart in Deutschland lt. Wikipedia am 25.2.2016) angesehen und ist begeistert. Die für mehrere Oscars und Golden Globe Awards nominierte Filmbiograhie erinnere ihn daran, warum er einst Journalist werden wollte. Und er benennt 12 Dinge, die ihn “Spotlight” über journalistisches Handeln gelehrt hätte.

2. Social Media Forensics Siegen
(netzpiloten.de, Marinela Potor)
Viele Journalisten, Politiker und Bürger haben ein genaues Auge auf die sozialen Netzwerke, die in vielerlei Hinsicht ein politisches Stimmungsbarometer sind. Doch tatsächlich würden viele Social-Media-Trends durch aggressive Bot-Netze und Trolle bewusst manipuliert. So entstünden zunehmend gesellschaftliche Debatten über Themen, die künstlich gepusht würden. Bots könnten gesellschaftliche Debatten durch ihre schiere Masse bestimmen und in eine gewünschte Richtung lenken. In einem Forschungsprojekt über “Social Media Forensics” entwickeln Forscher der Universität Siegen nun Algorithmen, um die Bot-Netze zu entlarven. Das Forschungsteam hätte beispielsweise ein Netz aufgedeckt, das während der Ukraine-Krise täglich massiv gefakte Posts verbreitete. Aber auch eine Invasion von CSU-Seiten mit fremdenfeindlichen Kommentaren zur Flüchtlingskrise sei den Forschern aufgefallen.

3. Blogger: Am Ende Verleger – oder Verleger am Ende?
(indiskretionehrensache.de, Thomas Knüwer)
Der Blogger und gelernte Journalist Thomas Knüwer ärgert sich über einen Beitrag seines Kollegen Michael Spehr in der “Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung”. Spehr schreibt darin, Blogs seien am Ende, was u.a. die diesjährige Ehrung zum Blogger des Jahres beweise (eine Auszeichnung, die im Rahmen der Verleihung der “Goldenen Blogger” vergeben wurde, an der Knüwer beteiligt ist). In einer Art persönlicher Gegendarstellung schildert Thomas Knüwer seine Sichtweise. Der Zwist hat sein Gutes: Der Artikel ist zu einem kurzweilig zu lesenden, subjektiven Abriss der deutschen Bloggergeschichte geraten.

4. Auf der Netz-Spur der “Lügenpresse”
(ndr.de, Fiete Stegers)
Fiete Stegers hat sich auf eine spannende Spurensuche nach den Ursprüngen des Worts “Lügenpresse” gemacht. Ein Blogger hatte 2014 anhand der Google-Buch-Suche ermittelt, dass der Begriff bereits im frühen 20. Jahrhundert verwendet wurde, in der “Zeit völkischer und nationalsozialistischer Ideologie”. Stegers hat nun weitere Suchtools hinzugezogen: Die “Google-Suchtrends” als Indikator für Themen-Popularität im Netz und “Brandwatch” als Messwerkzeug für die Popularitätbestimmung des Begriffs auf News- und Social-Mediaseiten. Interessante Analyse mit verschiedenen Deutungsansätzen.

5. Offener Brief der L-IZ.de
(augenzeugen.info, Anna-Maria Wagner)
Immer wieder werden Journalisten bei “Pegida”-Demonstrationen an der Ausübung ihrer Arbeit gehindert, werden beschimpft oder gar tätlich angegriffen. Darunter zu leiden hat besonders die “Leipziger Internetzeitung”, die lange Zeit regelmäßig von den sogenannten “Legida”-Aufmärschen berichtet hat. Doch die Leipziger Lokalzeitung stellt die Live-Berichterstattung bis auf Weiteres ein. Man fühle sich von der Polizei und der Politik im Stich gelassen. Der in vollem Wortlauf veröffentlichte offene Brief zeigt das gesamte Ausmaß der unerfreulichen Entwicklung.

6. Lobbyist wird neuer Chef des BSI
(zeit.de)
Nun ist bekannt, wer neuer Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik wird: Arne Schönbohm. Ein ehemaliger Rüstungsmanager, der von seinen Kritikern als IT-Lobbyist bezeichnet und im Umfeld des Chaos Computer Club als “Cyberclown” geschmäht wird.

News-Apps, TV-Erfolgsrezepte, Partnervermittlung

1. Nachrichten für die Generation Smartphone
(horizont.net, Volker Schütz)
Der Autor hat Leute wie “FAZ”-Digitalchef Mathias Müller von Blumencron, den “Gründerszene”-Chefredakteur Frank Schmiechen und den Blogger Richard Gutjahr befragt, und alle seien sich einig gewesen: Nachrichten und Informationen würden von vielen jüngeren Menschen nicht mehr in einem Stück oder in langen Artikeln gelesen, sondern „häppchenweise“. Über Newsletter, Push-Meldungen, Snippets oder Beiträgen von Freunden und Bekannten in sozialen Plattformen. Entsprechend fieberhaft würden Medien daher mit Newsformaten für die Generation Smartphone experimentieren. Der Artikel stellt die wichtigsten Ansätze und Anwendungen vor, darunter auch die ungewöhnliche Quartz-App, die Elemente eines Newsprogramms mit denen einer Chatsimulation verbindet.

2. Lücke oder Lüge?
(zeit.de, Thomas Fischer)
Bundesrichter Thomas Fischer macht es einem in seinen Kolumnen nicht immer leicht, die metaphernreiche und deftig-ironische Sprache ist nicht jedermanns Sache. Dennoch hält auch der dritte Teil seiner Medien-Reihe viele interessante Gedanken bereit. Nachdem sich Fischer warmgeredet hat, seziert er genüsslich einen Beitrag aus der “Frankfurter Rundschau”. In diesem bezeichnete die Autorin die bisherige Rechtsprechung des Bundesgerichtshofs als lasch und behauptete, der BGH hätte die Schutzlosigkeit der Frauen vor sexuellen Übergriffen mitverursacht. Zu Unrecht, wie Fischer schlüssig und mit der ihm eigenen Wucht klarmacht.

3. Warum Amerikaner plötzlich Serien mit Untertiteln gucken
(sueddeutsche.de, Paul Katzenberger)
Fernseh-Serien liegen im Trend, allein Netflix soll 2016 mehr als 30 Serien herausbringen. Der Autor fragt nach dem Erfolgsrezept für Fernsehserien und lässt die Aussagen erfolgreicher Serienmacher einfließen. Piv Bernth vom “Dänischen Rundfunk” (verantwortlich für Erfolgsserien wie “Kommissarin Lund”) setzt auf Stories mit starkem regionalen Bezug, weil dort die bei Plots verlangte Vielschichtigkeit und Komplexität am besten gelänge. Bruce Tuchman (“Breaking Bad”) erklärt den wachsenden Erfolg von synchronisierten oder untertitelten Serien in den USA. Aber auch ein Vertreter einer französischen Produktionsfirma kommt zu Wort. Den Schluss bildet die RTL-Produktion “Deutschland 83”, die in Deutschland nicht den gewünschten Erfolg hatte, aber international gefeiert wird.

4. #SIEKOMMEN
(siekommen.org, Vanessa Vu & Minh Thu Tran & Jana Anzlinger & Daniela Gaßmann & Caroline Wiemann & Anett Selle)
Sechs Journalistenschülerinnen aus München haben die Auswirkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit untersucht und dazu eine Stichprobe aus rund 900 Artikeln aus über 50 deutschen Print-Zeitungen erhoben und ausgewertet. Die Artikel stammen aus den Jahren 2006 (ein Jahr, bevor Rumänien und Bulgarien der EU beitraten) und 2014 (als die Freizügigkeit in Kraft trat). Ausgangsfrage war, inwiefern die Medien einen Zusammenhang zwischen Kriminalität und ausländischen Nationalitäten herstellen. Das Ergebnis: “Die Angst vor Armut und Kriminalität war groß, die tatsächlichen Konsequenzen klein.” Ein tolles Beispiel für Datenjournalismus mit einer tollen Umsetzung!

5. Privatsphäre ist so 2005
(freitag.de, Hendrik Geisler)
Bereits vor 17 Jahren gab es die Debatte über die Datensucht von Staaten und Unternehmen und die Wahrung der Privatsphäre. “Digitale Vollkontrolle – Das Ende des Privaten”, titelte der “Spiegel” und befasste sich im Artikel “Der Nackte Untertan” mit Schnüffelei und Datensammelei. Hendrik Geisler fragt in seinem Artikel, was die Debatte bislang bewirkt hat und kommt zu einer ernüchternden Antwort: “Wenig bis gar nichts. 2016 sind wir keine nackten Untertanen mehr, wir fühlen uns so frei und so verbunden mit der Weltbevölkerung wie nie zuvor. Wir hüpfen oft bar jeglicher Zurückhaltung über die digitale Wiese und schenken mächtigen Firmen vollkommen ohne Zwang Informationen über unser Privatleben.”

6. Bei Hitze, Kälte und im Männer-TV: So werben Partnerbörsen und Datingportale
(wuv.de, Petra Schwegler)
Das Münchener Media-Monitoring-Unternehmen “XAD Service” hat das TV-Werbeverhalten von Partnervermittlungs- und Dating-Portalen analysiert. Danach stehen besonders Jahreswechsel und Sommer im Fokus der digitalen Kuppel-Plattformen. Und eine weitere Besonderheit sticht hervor: Vor allem die männeraffinen Spartensender wie Tele 5, N24 und Dmax würden von den erheblichen Werbegeldern profitieren. Saisonale Schwankungen gäbe es übrigens auch bei den Themen “Dating” und “FSK 18 Dating”. In den Monaten vor Dezember muss demnach ein schwacher Datingdruck und eine generell geringere Libido herrschen.

Handball-Konter, Kalter Krieg, Fasten-App

1. Weltanschauung: Versenkt im Sehnsuchtsloch oder Kabinenpredigt für Eilenberger
(handball-world.com, Christian Ciemalla)
Der “ZEIT”-Kolumnist und Chefredakteur des “Philosophie Magazins” Wolfram Eilenberger hat für einigen Wirbel gesorgt, als er in seiner Kolumne die deutsche Handball-Nationalmannschaft dem rechten Spektrum zuordnete. Sie bediene “eine kartoffeldeutsche Sehnsucht”. Der einzige Ausländer des Teams sei der aus Island stammende Trainer, was perfekt ins “nordisch-arisierte Bild” passe. Vollends im Kolumnisten-Rausch verstieg er sich schließlich noch zu der Gaga-Aussage: “Wenn Fußball Merkel ist, ist Handball Petry.” Der Chefredakteur der “Handball-World” hat dem ZEIT-Kolumnisten nun geantwortet und die Schmähung Punkt für Punkt auseinandergenommen. Auch den Vorwurf der vielen deutschen Namen: “Schau mal in Euer Impressum und wiederhole Deine eigenen Worte “Alle Achtung! Das muss man 2016 in diesem Land erst einmal hinbekommen.” Oder anders: Wenn Fußball Merkel ist, ist “Die Zeit” Petry.”

2. Redet Russland den “Kalten Krieg” herbei?
(fr-online.de, Victor Funk)
Der russische Premierministers Dmitri Medwedew soll auf der Münchner Sicherheitskonferenz die jetzige politische Situation als “Kalten Krieg” bezeichnet oder diesen herbeigeredet haben. Diesen Eindruck muss man zumindest gewinnen, wenn man einer dpa-Meldung und den Äußerungen von ARD und ZDF Glauben schenkt. Dass man Medwedews Äußerung auch ganz anders sehen kann bzw. muss, wird nach der Lektüre dieses Artikels klar, an dessen Ende steht: “Ohne feste Freund-Feind-Bilder, ohne die fertige Story vor der Recherche würden wir, Journalisten, der Welt, so wie sie ist, vielleicht etwas näher kommen. Nur: Die Komplexität würde nicht in knackige schnelle Nachrichten und nicht in den klassischen 2-Minuten-TV-Bericht hineinpassen.”

3. Focus Online: Journalistischer Untergang des Abendlandes
(mobilegeeks.de, Carsten Drees )
Am Sonntag konnte man auf “Focus Online” von einer sich dramatisch anhörenden Zahl lesen. Die Schlagzeile lautete: “Vertraulicher Lagebericht: Diebstahl und Körperverletzung: 78.000 Polizeieinsätze in Asylunterkünften in NRW in 2015”. Natürlich ist dies Wasser auf die Mühlen der Asyl-Gegner und Flüchtlings-Phobiker, doch die monströse Zahl ist böswillig falsch. “90 Prozent dieser 78.000 Fälle betreffen Präsenz, Aufklärung und Information und haben weder mit Diebstahl noch mit Körperverletzung auch nur im Ansatz irgendwas zu tun!” Autor Drees sieht in der Vorgehensweise des “Focus” ein “kalkuliertes
Brandstiften”.

4. Warum sich die “Welt” von Günther Lachmann trennt
(welt.de, Stefan Aust)
“Welt”-Chef Stefan Aust meldet sich zur Causa AfD/Lachmann zu Wort. In dem Beitrag “in eigener Sache” begründet er, warum man sich von dem Redakteur getrennt habe, der sich auf eine sehr zweifelhafte Weise mit Politikern der AfD eingelassen habe. Das Verhalten Lachmanns habe nicht nur der “Welt” sondern der gesamten Publizistik geschadet. Von Seiten der “Welt” wolle man den Vorgang nicht nur aufklären und offenlegen, sondern Lachmanns Berichterstattung über die AfD nachträglich kritisch hinterfragen. Ein respektables Verhalten, obwohl man dies auch hätte früher machen können, wie einige vielleicht einwenden werden.

5. Netzneutralität: Wie es jetzt weitergeht
(netzpolitik.org, Thomas Lohninger)
Die Bundesnetzagentur hat am 12. Februar 2016 einen Workshop veranstaltet, in dem es um die Zukunft der Netzneutralität in Europa ging. Im neuen EU-Rechtsrahmen in der Telekom-Binnenmarkt-Verordnung fänden sich zum ersten Mal Regeln zur Netzneutralität, die den Regulierungsbehörden ermöglichen würden, gegen Provider vorzugehen, die “Wegegeld” verlangen. Der Artikel arbeitet die zentralen Punkte der Debatte auf, an deren Ende stehen wird, welches Internet wir zukünftig in Europa haben werden.

6. Eine katholische Gemeinde will Fasten wieder hip machen – mit einer App
(ze.tt, Philip Buchen)
Die Fastenzeit hat begonnen, und die “Katholische junge Gemeinde” (KjG) des Kölner Erzbistums wartet mit einer hippen Fasten-App auf. Statt 40 Tage Dauer-Verzicht auf Fleisch, Bier oder Zigaretten zu predigen, verfolge man einen anderen Ansatz. Die App vermittle eine Mischung aus Fitness, Spiritualität und Politik und würde u.a. Yoga-Übungen anbieten (Sonntags Ruhetag). Nun fehlen eigentlich nur noch Apps für´s Zölibat. Aber Stopp, die gibts ja schon. Sie heißen nur anders und bieten zum Ausgleich eines zölibatsbedingten Hormonüberhangs allerlei Bewegtbildmaterial von unkeusch handelnden Sündern und Sünderinnen.

Hunderatings, Samstagabendshow, Friedensgala

1. Der beißt nicht, der will nur trollen
(zeit.de, Eike Kühl)
Es klingt zunächst nur nach einer skurrilen Digital-Anekdote, wirft aber grundsätzliche Copyright-Fragen auf. Ein US-Student bewertet und betextet ihm zugesandte Hundebilder auf Twitter. Die Idee ist ein Riesenerfolg und gewinnt binnen drei Monaten mehr als 180.000 Follower. Dies ruft einen missgünstigen User auf den Plan, der einige Bilder als angeblich gestohlen meldet, was zur zeitweiligen Sperre des Accounts führt. Dies zeige eine grundsätzliche Lücke im System auf: Mit Hilfe von falschen Lösch-Anträgen könnten missliebige Twitterer temporär mundtot oder gänzlich lahmgelegt werden.

2. “Versteckte Kamera” mit Gätjen: Lass es eine Parodie sein
(sueddeutsche.de, Hans Hoff)
TV-Kritiker Hans Hoff hat sich die Samstagabend-Show des ZDFs “Die Versteckte Kamera 2016” angesehen und kommt angesichts des altbackenen, mehr als dreistündigen Fremdschäm-Opus zu dem Schluss: “Wer es Show nennt, dass man acht Verladefilme zeigt und erst eine Jury und am Schluss die Zuschauer über den besten Film abstimmen lässt, hat von Show keine Ahnung oder arbeitet beim ZDF, was ungefähr auf dasselbe hinausläuft.” Zum Ende hin erzählt er von den beiden Momenten, für die sich die Fernsehqual dennoch gelohnt hätte. (Keine Momente, die ZDF und Sendung zu Ruhm und Ehre geraten würden, so viel sei an dieser Stelle verraten.)

3. 11 Slides, damit du am Stammtisch über “Digital 2016” mitreden kannst
(svenruoss.ch)
Der Schweizer Sven Ruoss macht auf den Report “Digital in 2016” aufmerksam, der von einer Agentur für digitale Kommunikation herausgegeben wird. Angesichts der Fülle von 537 Slides bezeichnet er den Bericht zu Recht als “Datenschatz”. Aus dem Riesenangebot hat er elf Bildtafeln herausgepickt, bei denen es unter anderem um Online-Wachstum, Nutzerzahlen und die Entwicklung des mobilen Datenverkehrs geht. Das weitere Datenmaterial kann über die im Artikel aufgeführten Links abgerufen werden.

4. Operation Naked
(zdf.de)
Der als “elektrische Reporter” bekannt gewordene Blogger und Videojournalist Mario Sixtus hat für das ZDF eine aufwändige Mockumentary (fiktionaler Dokumentarfilm) gedreht. In “Operation Naked” geht es um die revolutionären Auswirkungen, die eine Datenbrille mit Gesichtserkennungs-Software auf unseren Alltag und auf unsere Gesellschaft haben könnte. Der mit vielen Promis aus den ZDF-Nachrichten- und Talk-Redaktionen gespickte Film wird nächste Woche ausgestrahlt, ist aber heute bereits in der Mediathek zu sehen.

5. Die Pretzell-Lachmann-Affäre: Kein Ruhmesblatt für die „Welt“ und die Medien (mit Stellungnahme n-tv.de)
(norberthaering.de)
Ende letzter Woche hat sich die “Welt” von einem Redakteur getrennt. Der über die AfD berichtende und ihr politisch nahestehende Mann soll der Partei seine PR-Dienste angeboten haben. Unter Beibehaltung seiner Berichterstattung in der “Welt” und monatlicher Entgegennahme einiger tausend Euro wohlgemerkt. Norbert Häring dröselt den von den Medien lange Zeit seltsam vernachlässigten Vorgang auf und kommt zu dem Schluss: “So wie es tatsächlich lief, war es nicht richtig. Das müssen wir noch üben.”

6. Och, schade: taz darf nicht zu „Cinema for Peace“
(blogs.taz.de, Martin Kaul)
Die “taz” berichtet in ihrem Blog von einem unterhaltsamen Schwank um die sogenannte “Cinema for Peace Gala Berlin”. Die Veranstalter seien bei der Vorjahresveranstaltung massiv gegen kritische Berichterstattung vorgegangen. Von Aufforderungen zur Korrektur, Fristen und Anwaltsschreiben samt Unterlassungsansprüchen ist da die Rede. Für die Lektüre des Artikels samt verlinkter Hintergrundbeiträge sollte man Popcorn bereithalten: Mit dem “Tagesspiegel” hätten die Anwälte zum Beispiel um die Bemerkung gerungen, es hätte an einer Stelle nach Kohl gerochen. Dieses Jahr sei der “taz” die Akkreditierung zur Veranstaltung verweigert worden, was diese mit ihrem Blogbeitrag und einem herzlichen “Och schade” quittiert.

Wahrheit und Lüge, Augenzeugen, USB-Infokrieg

1. Presse und Strafrecht
(zeit.de, Thomas Fischer)
Der Bundesrichter Thomas Fischer setzt seine Kolumne zum Teil “Recht und Medien” fort. Diesmal dreht sich alles um Wahrheit und Lüge. Und Fischer breitet seine Gedanken in der Art aus, die so typisch für ihn ist: In einer Mischung von juristischer Fachkenntnis, philosophischen Überlegungen und Ironie. Sein wie immer lesenswerter Beitrag endet mit den Worten: “”Wahrheit” entsteht nicht da draußen in der Kälte, wie Banane, Fruchtsorbet oder Ergebnisse von Bundesligaspielen, und hat uns gefälligst geliefert zu werden. Wahrheit und Lüge sind vielmehr ein Teil von uns selbst. Nachrichten an sich sind wie Keime in der Luft: Erst in einer Petrischale formt sich der Bakterienteppich.”

2. Die Angst der Öffentlich-Rechtlichen vor einer Klage
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
“Möchte man als politischer Journalist wirklich für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk arbeiten?” Diese Frage stellt sich Ulrike Simon, als sie das „Redaktionelle Gesamtkonzept“ des MDR zur Landtagswahl am 13. März in Sachsen-Anhalt liest. Alles, aber auch wirklich alles sei auf diesen 41 Seiten geregelt. Die Furcht vor möglichen Klagen hätte dazu geführt, dass sich die Öffentlich-Rechtlichen juristisch hieb- und stichfest gegen alles nur Erdenkliche wappnen würden. Der MDR sei nun der erste Sender, der das öffentlich mache.

3. Im Aufwind des Shitstorms
(freitag.de, Konstantin Nowotny)
Ein Mann ruft zu einem internationalen Treffen der Vergewaltigungsbefürworter auf. Natürlich sorgt der Aufruf für netzübergreifende Empörung und breiten Widerstand. Die Aktion beschert dem Mann Gewalt- und Todesdrohungen, aber auch PR. Schließlich gibt er eine Pressekonferenz und sagt die Veranstaltung ab. Der Shitstorm hätte sich für den Mann gerechnet, er sei mit Aufmerksamkeit und Klicks belohnt worden, so der Autor des Artikels. Fraglich sei deshalb, ob man auf jede Provokation reagieren müsse: “Erinnern wir uns daran, dass sich eine Haltung auch ausdrücken lässt, indem man etwas ignoriert.”

4. Warum ich dieses Bild erst jetzt veröffentliche
(wuv.de, Petra Schwegler)
Ein 17-Jähriger übersteht das Zugunglück von Bad Aibling nahezu unverletzt. Seine Mutter ist erfahrene Medienjournalistin, und weil sie die Mechanismen der Branche seit Jahren kennt, befürchtet sie das Schlimmste. Und erlebt tatsächlich, wie eine aggressive Pressemeute den Überlebenden bereits wenige Stunden nach dem Unfall Interviews abpresst. Und auch der Sohn sei in seiner Rolle als “traumatisierter Augenzeuge” ein gesuchter Gesprächspartner der seriösen Medien. Mittlerweile hätte ein großer Sender für ein Gespräch angefragt. Über das ob und wie würde man nun nachdenken.

5. Folgen einer Pressekonferenz
(welt.de)
Anlässlich des Türkei-Besuchs von Angela Merkel besucht Deniz Yücel, der zuständige Korrespondent der “Welt”, die gemeinsame Pressekonferenz von Bundeskanzlerin und türkischen Ministerpräsident Ahmet Davutoglu. Dort stellt er unangenehme Fragen, zum Beispiel zur Pressefreiheit in der Türkei (lt. “Reporter ohne Grenzen” im internationalen Ranking auf Platz 149). Daraufhin muss er sich von Regierung und türkischen Medien tagelang als “Religionfeind”, “PKK-Anwalt”, “Agent Provocateur” und “anti-türkisch” beschimpfen lassen.

6. Menschenrechtler wollen Kim Jong-un mit USB-Sticks
stürzen

(wired.de)
Eine Menschenrechtsorganisation und eine Non-Profit-Organisation aus dem Silicon Valley haben sich für eine ungewöhnliche Aktion zusammengetan: Unter dem Namen “Flash Drives for Freedom” will man für diesen Zweck gespendete USB-Sticks und Speicherkarten ins abgeschottete Nordkorea schmuggeln. Die Datenträger sollen als Informationsvermittler dienen und das Tor zur sonst sorgsam abgeschotteten Welt öffnen. Deshalb wolle man sie mit südkoreanischen Fernsehsendungen, westlichen Medien und der koreanischen Version der Wikipedia bespielen.

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