Archiv für 6 vor 9

Innovationsreport, analoge Tracker, Podcast-Einstieg

1. Mitarbeiter fordern Revolution von unten
(swr.de, Thomas Leif und Thomas Meyer)
22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des “Spiegel” haben ein halbes Jahr lang alles zusammengetragen, was beim Magazin schiefläuft — und dem “Innovationsreport” dementsprechend weitsichtig eine Präambel vorangestellt: “Einige Kollegen werden wahrscheinlich versuchen, unsere gesamte Arbeit zu diskreditieren”. Das Papier wurde dem SWR und Kress zugespielt, die ausgiebig daraus zitieren und wenig Zweifel an der notwendigen Selbstkritik der Autorinnen und Autoren lassen: In beiden Analysen taucht das Wort “schonungslos” insgesamt zehnmal auf. Der “Spiegel”-Verlag ist übrigens nicht das erste deutsche Medienhaus, das sich von der “New York Times” inspirieren lässt: Vor einem Jahr hatten bereit “Zeit” und “Zeit Online” einen gemeinsamen Innovationsreport vorgelegt — dessen Inhalte sind allerdings bislang geheim geblieben.

2. “Landgericht Hamburg traut Nutzern wenig zu”
(golem.de, Friedhelm Greis)
Der Adblocker-Streit wird kompliziert: Das Landgericht Hamburg soll nicht einfach darüber entscheiden, ob Ablock Plus, die Software der Eyeo GmbH, legal ist — sondern beurteilen, ob Eyeo eine Anleitung veröffentlichen darf, die zeigt, wie man die Werbeblockersperre umgehen kann, die Bild.de in Reaktion auf die Anzeigeverluste durch Adblocker eingeführt hatte. Bislang sieht es so aus, als könnte zum ersten Mal ein deutscher Verlag vor Gericht gegen Eyeo gewinnen, nachdem alle fünf vorgehenden Entscheidungen zu Gunsten Eyeos ausgefallen waren. Die Richter begründen das unter anderem mit diesem schönen Satz: “Dem durchschnittlichen Nutzer ist es – wie die Kammer aus eigener Sachkunde beurteilen kann, da sie selbst zum Kreis der durchschnittlichen Internetnutzer gehört – nicht möglich, die Adblocker-Sperre der Antragstellerin zu umgehen.” Der Rechtsanwalt Thomas Stadler ist allerdings skeptisch, ob das Urteil Bestand haben wird.

3. “Ich hatte nichts gegen Werbung, aber dagegen, überallhin verfolgt zu werden”
(irights.info, Jacques Mattheij)
Wie sähe es aus, wenn wir im analogen Leben genauso verfolgt würden, wie im Internet? Wenn uns jedes Mal, wenn wir einen Laden betreten, ein “Tracker” zugewiesen würde, der sich in einem kleinen schwarzen Buch ganz genau notiert, wo wir entlanglaufen und was wir uns ansehen? Jacques Mattheij hat es sich ausgemalt.

4. “SXSW-Trends: Achtung, jetzt wird’s persönlich!”
(blmplus.de, Lina Timm)
Die „South by Southwest“ (SXSW) in Texas ist eine der größten Film-, Musik- und Digitalmessen und „auch für die Medienbranche regelmäßig ein Gradmesser“, schreibt Lina Timm. Sie schaut sich an, welche Themen dort in diesem Jahr diskutiert wurden — und was aus denen des vergangenen Jahres geworden ist.

5. “Abseitsfalle für Sportjournalisten?”
(de.ejo-online.eu, Julia Wellmann)
Ist es in der zunehmend ökonomisierten und medialisierten Sportlandschaft überhaupt noch möglich, unabhängig zu berichten? Wie groß ist die Macht der PR-Abteilungen? Julia Wellmann ist diesen Fragen nachgegangen und hat dafür mehrere deutsche Sportjournalisten interviewt.

6. “A Beginners Guide To Podcasts”
(markheywinkel.de)
„Seit ein paar Monaten begleiten mich Podcasts zur Arbeit und zurück, manchmal wiegen sie mich in den Schlaf. Und ich finde immer mehr tolle Serien und Folgen, an denen ich hängen bleibe“, schreibt Mark Heywinkel. Um seine „Erkundungsreise durch die schöne neue Podcast-Welt zu ordnen und euch womöglich anzufixen“, stellt er besonders hörens- und lesenswerte Podcasts, Plattformen und Texte vor.

Angeklagter Staatsanwalt, Schleichwerbung, Fischgräte

1. Journalisten haben keine Zeit für Recherche? Stimmt nicht
(journalist.de, Kathi Preppner)
Nach einer neuen Umfrage unter 1400 Journalisten beschäftigen sich diese vor allem mit dem Recherchieren und Schreiben eigener Texte. Als Recherchequelle diene das Internet – Telefongespräche und Vor-Ort-Gespräche würden jedoch dicht dahinter rangieren. Social Media würden die Befragten insgesamt eher passiv benutzen. Es ginge ihnen vor allem darum mitzubekommen, worüber andere Medien berichten und worüber debattiert wird. Oder wie es Professor Siever ausdrückt, der die Studie begleitet hat: “Journalisten schauen offenbar auch in Social Media vor allem, was andere Journalisten machen”.

2. “Was Frau Kröger sonst so treibt”
(sueddeutsche.de, Thomas Hahn)
Ein früherer Oberstaatsanwalt soll dem Weser-Kurier verraten haben, dass hohe Polizeibeamte überlegten, mit Lauschangriffen und Durchsuchungen gegen eine Reporterin zu ermitteln. Fünf Jahre später findet sich der Ex-Staatsanwalt auf der Anklagebank wieder. Ihm werde ein Rechtsbruch zur Last gelegt, durch den ein erwogener Rechtsbruch der Polizei erst öffentlich wurde.

3. Korrekter Porno
(fluter.de, Annette Kammerer)
Die 32-jährige Journalistin und Ex-Domina Nichi Hodgson hat ein Netzwerk für faire Pornografie gegründet, die „Ethical Porn Partnership“. Im Interview erzählt sie von ihren Gedanken über “ethische Pornographie” und den Ethikkodex von fairer Bezahlung, ärztlicher Betreuung und Zustimmung. Zu den Zukunftsplänen gehöre die Zertifizierung von Pornos. Außerdem soll das Netzwerk eine anonyme Anlaufstelle für Beschwerden werden.

4. Versuchte Einflussnahme im Journalismus
(markus-wolsiffer.de)
Markus Wolsiffer geht einem Fall von Schleichwerbung nach. Eine Agentur für Auslandsaufenthalte köderte Rückkehrer: Für Berichte, in denen der Name der Agentur genannt wird, gab es einen 50-Euro-Einkaufsgutschein, für die Nennung der Webseite nochmal zehn Euro obendrauf. Die Geschichte hat im konkreten Fall ein Happy End: Die Zeitung hat nach Bekanntwerden umgehend reagiert und den werblichen Teil des Artikels gelöscht.

5. Warum ich an einem Snapchat-Format arbeite
(netzfeuilleton.de, Jannis Kucharz)
Viele Journalisten finden keinen Zugang zu Snapchat. Warum Inhalte bei einer Plattform einstellen, wenn diese schon nach wenigen Stunden verfallen und gelöscht werden? Zumal es mit Youtube eine Alternative gibt. Jannis Kucharz kennt beide Welten und kann Snapchat Vorteile abgewinnen: Die Aussicht mit dem aufstrebenden Format mitzuwachsen und die derzeitige mediale Aufmerksamkeit.

6. „Traue niemand“, schreibt der Blogger Don Alonso, und bringt mich in Ärger wegen einer Fischgräte.
(facebook.com, Constantin Seibt)
Constantin Seibt hat in einem Artikel die Meinung geäußert, dass Terrorismus überschätzt werde und der Opferzahl die Anzahl von fischgrätenbedingten Erstickungstoten entgegengesetzt. Don Alphonso von der “FAZ” hat diese Zahl angezweifelt. Seibt stimmt dem selbstkritisch zu und erklärt, wie es dazu gekommen ist. Und fast wichtiger als das Detail im Einzelnen: Er entwickelt einige grundsätzliche Gedanken über unseren Umgang mit Terrorismus.

Charmeoffensive, Steinbach, Wut-Bosporusse Erdogan

1. Facebook, Google & Co. fördern und kolonisieren den Journalismus
(netzpolitik.org, Volker Lilienthal)
Prof. Dr. Volker Lilienthal ist Inhaber der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für “Praxis des Qualitätsjournalismus” an der Universität Hamburg. “Netzpolitik” veröffentlicht seine leicht gekürzte Keynote „lpr forum medienzukunft“. Der Beitrag setzt sich ausführlich mit den Einflüssen von Facebook und Google auf den Journalismus und der derzeitigen Charmeoffensive der Netzwerk-Multis auseinander. Diese sei “eine Reaktion auf Jahre der skeptischen Beobachtung von Google, Facebook und anderer Internet-Techs durch die EU-Kommission und viele andere europäische Regulierer, von Kartellbehörden über Datenschützer bis hin zu Landesmedienanstalten. Und sie ist ein Angebot zur friedlichen Koexistenz, die die Webmultis an die hiesigen Marktpartner bei den traditionellen Medien aussenden, eine Konsequenz aus vielen Auseinandersetzungen um faire Wettbewerbsbedingungen, Respekt vor Urheberrechten, Verteilung von Werbeerlösen, Nutzung und Schutz von Kundendaten und vieles mehr, was oft genug streitig diskutiert und häufig auch vor Gericht ausgetragen wurde.”

2. Die Angst des Egos vor dem Algorithmus
(zeit.de, Eike Kühl)
Der Bilderdienst Instagram schraubt am Algorithmus: Die Timeline soll künftig nicht zeitlich sortiert werden, sondern nach Wichtigkeit. Dabei bestimmt ein Algorithmus, was wichtig ist und was nicht. Dies können möglicherweise Signale wie Likes, Kommentare, Suchanfragen oder die Beziehung zu einzelnen Personen sein. Im Blog hat Instagram die Änderung bereits angekündigt. Derzeit würden die Menschen 70 Prozent ihres Feeds verpassen, deshalb würde man die Reihenfolge optimieren. Bei vielen Instagram-Nutzern löst die zunehmende Wichtigkeit von Likes Ängste aus. Man sorgt sich um die zukünftige Sichtbarkeit.

3. Noch Platz im Rampenlicht
(fluter.de, Hannah Schlüter)
Die Filmwissenschaftlerin Antonia Röller hat sich mit Frauenrollen in Komödien und den vorherrschenden Klischees beschäftigt. Einiges sei im Lauf der Zeit besser geworden, dennoch gelte: “Generell gibt es immer noch nicht genug Sprechrollen für Frauen. Das belegen etwa die jährlichen Statistiken der University of San Diego. Außerdem sind sehr, sehr junge Frauen und Teenager überrepräsentiert. Es fehlen ältere und „normale“ Frauen, die nicht Objekte sind. Häufig sind Frauenrollen nur da, um einen Mann charakterlich auszuschmücken – damit der Mann durch seine Beziehung besser dargestellt wird und Tiefe zeigen kann.”

4. Die Brutalo-Twitterin
(freitag.de, Anja Krüger)
Porträt der berühmt-berüchtigten Twitter-Legende Erika Steinbach: “Die 72-Jährige ist ein Überbleibsel des nationalkonservativen Stahlhelm-Flügels um Alfred Dregger, der die Verbrechen der Wehrmacht verharmloste und lange Fraktionschef der Union war. Steinbach wirkt mit ihren oft bonbonfarbenen Kostümen und ihrer blonden Haarsprayfrisur auch als Person wie aus der Zeit gefallen. Energisch stemmt sie sich gegen jede Modernisierung. Ob Abtreibungsrecht, Homo-Ehe, Frauenquote oder Zuwanderung – Steinbach ist verlässlich gegen jeden noch so kleinen Fortschritt und lässt die Welt via Twitter daran teilhaben.”

5. Ist das Leben nicht schön?
(sueddeutsche.de, Fabian May)
Lange Zeit hat das journalistische Start-up “Perspective Daily” um Unterstützung geworben. Jetzt ist das Geld zusammen: Über 12.000 Menschen haben sich für das Jahres-Abo von 42 Euro entschieden. Mit der knappen halben Million will man sich nun an die etwas andere journalistische Arbeit machen, bei der es ausschließlich um konstruktive und lösungsorientierte Meldungen gehen soll. “SZ”-Autor Fabian May erzählt vom Start des Projekts und den Meinungen von Kritikern und Befürwortern.

6. Einladung zur Fernsteuerung
(faz.net, Julia Bähr)
“FAZ”-Autorin Julia Bähr bezeichnet den Ärger um den extra3-Spottsong „Erdowie, Erdowo, Erdogan“ als ein Geschenk an Europas Satiriker. Offenbar sei es kinderleicht, aus sicherer Entfernung dafür zu sorgen, dass der Klassensprecher sich eine Standpauke einfange. Es handele sich um eine “Sternstunde des Pennälerhumors”. PS: Mittlerweile gibt es auch ein “Tagesschau”-Interview mit dem extra3-Chef Andreas Lange.

NPD-Unfall, Atom-Ente, Porno-Reißleine

1. Von NPD-Kadern und Flüchtlingen
(hanningvoigts.de)
Seit Jahren schreibt Hanning Voigts in der “Frankfurter Rundschau” u.a. über eine Führungsfigur der rechtsextremen NPD. Doch, was ihm da zunächst als unscheinbare Polizeimeldung auf den Schreibtisch flattert und von ihm recherchiert wird, entwickelt sich zur weltweit verbreiteten Meldung: Der NPD-Politiker hat einen schweren Unfall gebaut, die Ersthelfer stammen aus Syrien und dem Sudan… Die lesenswerte Geschichte einer Meldung, die um die Welt ging.

2. Falsch bleibt falsch
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
“Übermedien” beschäftigt sich mit eine der Top-Falschmeldungen der letzten Tage: Vor einem Atomkraftwerk in Belgien sei ein Wachmann erschossen worden. Und die Täter seien im Besitz seines Dienstausweises! Ein Medium nach dem anderen übernimmt ungeprüft die Falschmeldung, und dichtet teilweise klickheischende Überschriften, die mit der Angst vor einem atomaren Terroranschlag spielen. Als sich herausstellt, dass an all dem nichts dran ist, korrigieren die Wenigsten.

3. “Der Spiegel” und seine Haltung
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Der Journalist und Politberater Michael Spreng ist unzufrieden mit einem Interview des “Spiegel” mit der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry. Diese habe unwidersprochen die geschönte Version ihrer menschenverachtenden Äußerungen über Schusswaffengebrauch an der Grenze vortragen können. Sie hätte mehrfach auf ihr Originalinterview verwiesen, das den “Spiegel”-Redakteuren offenbar nicht vorgelegen hätte, denn sie hätten ihr nicht widersprochen. So erscheine Petry am Ende dieser Gesprächspassage im “Spiegel” als ein Opfer der Medien.

4. Warnstreik bei „Zeit Online“
(taz.de, Anne Fromm)
Nach jahrelangen erfolglosen Verhandlungen von Betriebsrat und Verlagsgeschäftsführung ist es nun soweit: Im April wollen Mitarbeiter von “Zeit Online” mit einem Warnstreik auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Der Hintergrund: Onliner verdienen deutlich weniger als ihre Print-Kollegen bei der “Zeit”. Sie sind in eine Digital-GmbH ausgelagert und müssen nicht nach dem Tarifvertrag für Zeitschriften bezahlt werden.

5. Alles „Lügenpresse“ oder was?
(medienkorrespondenz.de, Norbert Schneider)
Der ehemalige Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) Norbert Schneider setzt sich ausführlich mit dem Begriff Lügenpresse auseinander, von der historischen Dimension bis zur Bedeutung in der Jetztzeit. Schneider kommt zum Schluss: “Wer Lügenpresse schreit, betreibt nicht eine besonders radikale Pressekritik. Er gibt zu verstehen, dass er keine Presse will.”

6. This Charity Bookstore Is Begging People To Stop Donating Their Copies Of ‘Fifty Shades Of Grey’
(distractify.com, Lindsey Robertson)
Ein Oxfam-Charity-Buchladen in South Wales zieht die Reißleine: Keine Buchspenden von “Fifty Shades Of Grey” mehr! Die Bücher seien Ladenhüter und wegen der Spezialbindung nicht recyclebar. Im Büro haben die Mitarbeiter nun im Trockenbauverfahren aus Exemplaren des Hausfrauen-Softpornos eine architektonisch imposante Mauer samt Durchgang errichtet.

Liebes-Hashtag, Bildverdrehung, Nachrichtendramaturgie

1. „Fuck it, ich lasse mir meine Offenheit nicht kaputtmachen!“: Die Initiatorin des Hashtags #aufdieliebe im Interview
(wired.de, Nikolaus Röttger)
Kathrin Weßling postet auf Facebook ein Bild von sich. Sie hält darauf ein Wodkaglas in der Hand und prostet dem Betrachter zu: “Auf die Liebe, sich zuhören, sich & andere respektieren, ehrlich sein, heulen, schreien, auf über alles reden und trinken, auf küssen und Konfetti, auf das Leben und die Freiheit.” Auf Twitter wird daraus ein viraler Trend. Unzählige Leute stellen das Bild nach, und der Hashtag “#aufdieliebe” holt zwischenzeitlich sogar den Hashtag #StopIslam ein. “Wired” hat mit der Initiatorin über die Entstehung der Aktion und die Beweggründe gesprochen.

2. Ausgegraben: Der Ursprung des Steinbach-Bildes
(ndr.de, Fiete Stegers)
Die CDU-Politikerin Erika Steinbach hat auf Twitter vor einiger Zeit ein Foto einer überraschten Begegnung einer großen Gruppe von indischen Kindern mit einem einzelnen blonden, hellhäutigen Kind gepostet. Mit dem perfiden Zusatz: “Deutschland 2030”. Mittlerweile sind die Urheber des Bilds ausgemacht. “Das Foto entstand in einem sehr schönen Moment voller Liebe und Freude. Er zeigt das Miteinander verschiedener Kulturen und von Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen”, erinnert sich der Vater. “Das auf eine negative Weise zu verwenden, unterstützen wir auf gar keinen Fall.”

3. Prozess gegen Cumhuriyet-Journalisten einstellen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Am Karfreitag beginnt der Prozess gegen den Chefredakteur und den Hauptstadtbüroleiter der Tageszeitung Cumhuriyet, denen aufgrund ihrer Berichterstattung lebenslange Haftstrafen wegen Spionage- und Terrorismusvorwürfen drohen. “Reporter ohne Grenzen” bezeichnet das Ganze als Skandal, der Fall sei “symptomatisch dafür, wie die türkische Führung in ihrem Kampf gegen unbequeme Journalisten immer unverhohlener das Recht beugt.” Umfassender Beitrag über die verheerende Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei mit zahlreichen Beispielen und Links zum Weiterlesen.

4. Tote, Rauch und Synthieklänge
(taz.de, Barbara Dribbusch)
“Taz”-Redakteurin Barbara Dribbusch setzt sich mit der Nachrichtendramaturgie im Fernsehen auseinander. Einige Sendungen würden die Bilder zu den Brüsseler Anschlägen mit Soundtracks unterlegen. Das sende die falsche Botschaft an Täter und Opfer. “Was passiert eigentlich, wenn Verletzte oder gar die Angehörigen von Todesopfern im Fernsehen solche Nachrichtensendungen sehen, in denen ihr real erlebtes Leid, das zufällig von einer Handykamera gefilmt wurde, mittels Soundtrack zu Szenen wie in einem Thriller aufgemotzt wird?”

5. Im Panikorchester
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Boris Rosenkranz beschäftigt sich anlässlich der Brüsseler Anschläge mit dem hehren Anspruch von Journalisten, seriös zu informieren und sich damit vom Internet-Geraune abzuheben. Dabei seien es die Journalisten selbst, die Onlinegerüchte und Netzgeplapper ungeprüft verbreiten würden, unter dem Deckmantel der Spekulation – “als wäre das der Zauberspruch, um einfach alles ungeprüft rauszuhauen, solange man es nur als möglichen Unsinn kennzeichnet.”

6. Auslandsjournalismus in der Krise? – „Auf den Medienhype muss man aufpassen“
(journalisten-bloggen.de)
Der Auslandsjournalismus hat es schwer. Weltweite Korrespondentennetze leisten sich nur noch überregionale Medien wie ARD, ZDF, Spiegel, SZ, FAZ, Handelsblatt, dpa oder die taz. Der Artikel lässt einige Auslandskorrespondenten zu Wort kommen. Die Aussichten sind nicht rosig: Überregionalen Printmedien würden weiter Korrespondentenstellen abbauen. Und sowieso würde in diesem Zusammenhang Idealismus eine immer wichtiger werdende Rolle spielen.

Goldener Storch, Mattes Horn, Lockruf des Tands

1. Mausrede des Tages: Vera Lengsfeld
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Ex-Bürgerrechtlerin, Ex-Grüne und CDU-Frau Vera Lengsfeld fiel gestern durch einen Facebook-Post auf, in dem sie Angela Merkel die Schuld an dem Terroranschlag in Brüssel gab. Nach lautstarken Protesten von allen Seiten löschte sie den Post mit einer fadenscheinigen, technisch wenig überzeugenden Begründung (der Kommentar stamme von einer anderen Person und sei nur “aus Versehen” übernommen worden). “Netzpolitik” verleiht Vera Lengsfeld für diese Aktion nun den “Goldenen Storch”.

2. Die Welt spiegeln – die Welt verändern #lar16
(zoebeck.wordpress.com)
Die Autorin Zoë Beck hat anlässlich der Leipziger Autorenrunde 2016 dafür plädiert, die klassischen Mann-Frau-Zuschreibungen im literarischen Text aufzubrechen und vor der „typisch weiblich/typisch männlich“-Falle gewarnt: “Ist Weinen, Ohnmächtig werden, Klamotten kaufen, Kinder betreuen, Prosecco trinken wirklich ein reines Frauending? Ist es überhaupt ein Frauending? Muss es thematisiert werden, wenn eine Frau nicht diese angeblichen Frauendinge tut?” Auch jenseits der Genderthematik sei Sensibilität gefordert, wie z.B. bei der Namensgebung der Figuren. Interessanter Denkanstoß, der auch eine Netflix-Serie wie „Orange Is The New Black“ und zeitgenössische SpannungsautorInnen miteinbezieht.

3. Fake! Millionenfach geklicktes Facebook-Video um Matterhorn-Skifahrer stammt aus Slowenien
(watson.ch)
Auf der Facebookseite “I love Switzerland!” sorgt ein Video für Klicks. Ein Skifahrer rast von einem imposanten Gipfel hinab in die Tiefe. Der Berg wurde laut “Watson” fälschlicherweise dem Matterhorn zugeschrieben (was man dem Bearbeitungsverlauf jedoch leider nicht entnehmen kann) und Medien wie “Bild” hätten diese Information ungeprüft übernommen.

4. „Nicht im Namen des Fernsehens“
(taz.de, Christian Rath)
Justizminister Heiko Maas (SPD) will die Fernseh- und Radioübertragung von Urteilen der Bundesgerichte erlauben, doch die Gerichte sind dagegen. BGH-Präsidentin Bettina Limperg sorgt sich um einen “Missbrauch” der Bilder. Sie sieht das Ansehen der ganzen Justiz gefährdet, wenn Versprecher in Satireshows oder auf Youtube landen würden.

5. Die Ich-Maschinen
(faz.net, Mathias Müller von Blumencron)
Amerikanische Start-ups würden die neuen Gesetzmäßigkeiten der Medienwelt prägen, so Mathias Müller von Blumencron in seinem Bericht über das gerade zu Ende gegangene Tech-Festival „South by Southwest“ (SXSW) im texanischen Austin. Die Firmen bedienten die Ego-Sucht ihrer Nutzer und würden den neuen Informationstrend setzen: Selbsterkenntnis statt Welterkenntnis.

6. Die 12 schrägsten Abo-Prämien
(wuv.de, Susanne Herrmann)
Verlage und Vertriebsagenturen bieten beim Neuabschluss eines Abonnements die unterschiedlichsten Prämien an. Susanne Herrmann hat das Angebot durchstöbert und stellt ihre 12 kuriosesten Fundstellen vor. Von allerlei Plastik-Tand, nutzlosen Gadgets bis zum sinnlosen Küchengerät ist alles dabei.

Reporter im Zwiespalt, Frauen im Nachteil, Twitter im Krankenbett

1. Nachricht aus dem Schlamm
(hinzundkunzt.de, Christian Unger)
Der Reporter Christian Unger war fünf Tage an der Grenze zu Mazedonien unterwegs, davor auf dem Balkan und der griechischen Insel Lesbos. Er weiß, dass sich Journalisten nicht gemein mit einer Sache machen sollen und leidet daran. Zuhause holen ihn die Ereignisse ein, als ihn auf dem Handy die Nachricht eines Flüchtlings erreicht, der sich ein Foto aus dem warmen und sicheren Deutschland wünscht. “Ich schäme mich. Vielleicht, denke ich, werden diese Fotos zu Alis Durchhalteparolen im ewigen Ausharren auf der Flucht. Vielleicht blenden sie ihn mit neuen Träumen, die sich nie erfüllen. „Ali, ich bin gerade nicht zuhause“, schreibe ich vom Bett aus. „Schicke Fotos später.“ Ich erlüge mir Zeit. Ich flüchte selbst.”

2. AfD vs. Medien: Warum das Ernst nehmen schwerfällt
(dwdl.de, Nora Jakob)
Journalisten würden durchaus versuchen, die AfD Ernst zu nehmen. Dass dies häufig schwerfalle, liege vor allem am unprofessionellen Verhalten der Partei selbst. Warum dies so ist und was besser werden muss, erklärt Nora Jacob in ihrer Kolumne. “Will die AfD als Partei ernst genommen werden, muss sie anfangen, auch die Arbeit der Journalisten ernst zu nehmen – und darf nicht jede Berichterstattung als Angriff verstehen.”

3. Digital ist besser / Weltherrschaft vs Befindlichkeit: Was US-Blogs kulturell von deutschen unterscheidet
(wired.de, Johnny Haeusler)
Johnny Haeusler, Blogger, Mediendesigner und Mitgründer der re:publica, geht der Frage nach, was US-Blogs von deutschen Blogs unterscheidet und macht dies vor allem an der Grundhaltung fest: “US-Amerikanerinnen und -Amerikaner halten das Leben generell für recht großartig, haben aber hier und da Verbesserungsvorschläge parat, die sie selbst so dermaßen fantastisch finden, dass sie vor Aufregung! kaum! tippen! können! Deutsche Bloggerinnen und Blogger hingegen sind sich in der Regel sicher, dass die Welt wahlweise von geheimen Mächten, Pharmakonzernen oder dem Twitterer, der sie gerade blockiert hat, gesteuert wird und außerdem kurz vor dem Untergang steht.”

4. Medienvertrauen auf dem Tiefpunkt?
(de.ejo-online.eu, Kim Otto & Andreas Köhler)
Die auf Wirtschaftsjournalismus spezialisierten Autoren haben sich mit der Frage beschäftigt, ob das Vertrauen in die Medien (“Lügenpresse”) tatsächlich auf einem Tiefpunkt ist und haben statistische Daten ausgewertet. Das Fazit nach Sichtung des jährlich von der Europäischen Kommission herausgegebenen “Eurobarometers”: “Von einer neuen generellen Vertrauenskrise in die Medien in Deutschland kann angesichts der Langzeitdaten nicht gesprochen werden. Insofern kann die gegenwärtige gesellschaftliche Diskussion über die Arbeit der Journalisten schon fast als hysterisch bezeichnet werden, und es wäre ratsam, Dampf aus der Debatte zu nehmen.”

5. Neutrale Rollen
(out-takes.de, Peter Hartig)
Obwohl mehr als die Hälfte der Menschen im Lande Frauen seien, vermitteln Film und Fernsehen meist eine andere Wirklichkeit. Die Schauspielerin Belinde Ruth Stieve wirbt für ein System, das es besser machen soll: “Neropa”. Gemeint ist die “Neutrale-Rollen-Parität”, eine Methode, mit der in Filmen das Rollenungleichgewicht zugunsten von Frauenfiguren abgebaut wird. Ausführliches Interview über den Status Quo der Geschlechterverteilung in Filmen, und wie der Neropa-Check für mehr Ausgewogenheit sorgen könnte.

6. Nett sein lohnt sich nicht
(taz.de, Meike Laaf)
Anlässlich des zehnjährigen Twitter-Jubiläums fragt sich Meike Laaf, woran es bei Twitter krankt: “Was den Dienst so ruiniert hat? Im Grunde hauptsächlich dies: Das soziale Netzwerk hat sich noch nicht entschieden, ein Arschloch zu sein. Statt minutiöse Profile seiner Nutzer zu bilden und zielgenaue Werbung zu verkloppen, statt alle zu zwingen, sich mit Klarnamen anzumelden und über Algorithmen vorzusortieren, was in den Timelines anzuzeigen sei, herrscht bei Twitter immer noch eine Art präpubertäre Anarchie.”

Fake-Twitterer, (S)Ex-Wrestler, Instagram-Papst

1. 10 Jahre Twitter: Fälschen, Foppen, Faken
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Twitter feiert demnächst sein zehnjähriges Jubiläum. Anlass für “Netzpolitik”, sich mit den seit der Gründung immer wieder auftauchenden Fake-Accounts zu beschäftigen. Vor allem Politiker und Parteien seien Opfer von Fälschungen und Spott. Da rufe plötzlich Gregor Gysi zur Wahl von Joachim Gauck auf, falsche Demoskopie-Institute würden CDU-Politiker narren, das Titanic-Magazin twittere im Namen von SPD-Landtagskandidaten oder ein gefälschter Account der “AfD Bremen-Nord” führe Medien und Mediendienste hinters Licht.

2. DER SPIEGEL und acht weitere Redaktionen gründen journalistisches Netzwerk
(spiegel.de)
Der “Spiegel” hat zusammen mit acht weiteren Redaktionen ein neues journalistisches Recherche-Netzwerk gegründet. Zur EIC (European Investigative Collaboration) gehören des Weiteren: “Der Falter” (Österreich), “El Mundo” (Spanien), “L’Espresso” (Italien), “Le Soir” (Belgien), “Mediapart” (Frankreich), “Newsweek Serbia” (Serbien), “Politiken” (Dänemark) und “RCIJ/The Black Sea” (Rumänien). Der “Spiegel” hätte dieses Netzwerk mit ins Leben gerufen, weil investigative Recherchen heutzutage immer öfter nach einer internationalen Zusammenarbeit, nach einem Austausch von Journalisten aus verschiedenen Ländern verlangen würden.

3. „Echte Veränderung des Presserechts“
(faz.net)
Wegen der Veröffentlichung eines Sexvideos bekommt Wrestler Hogan eine Millionen-Entschädigung zugesprochen. Nach diesem Urteil befürchten Experten eine Veränderung der amerikanischen Pressefreiheit. Eine Jury sprach Hogan nun 115 Millionen Dollar als Ausgleich für seinen finanziellen und seelischen Schaden zu. Eine Entscheidung, die laut einer Rechtsexpertin eine “echte Veränderung des Presserechts in den Vereinigten Staaten” bedeute. Der Ex-Wrestler soll nach der Verkündung des Urteils geweint haben. Ob dies der rechtspolitischen Bedeutung des Urteils geschuldet war oder an der Freude über die materielle Zuwendung lag, wird leider nicht klar.

4. Die will nicht nur spielen
(fluter.de, Sara Geisler)
Was für eine Geschichte: Ausgerechnet im restriktiven und frauenfeindlichen Mittelalterstaat Saudi-Arabien gründen zwei junge Frauen eine Games Convention für Frauen. Sara Giesler interviewt eine der beiden Gründerinnen der mittlerweile etablierten Veranstaltung (die letzte Spielemesse wurde von 3.000 weiblichen Gamern und Developern besucht). Die unerschrockene Mitgründerin Tasneem Salim darin: “Gaming öffnet Türen zu neuen Ideen, anderen Kulturen, Identitäten, die man im wahren Leben nicht haben darf – erst recht nicht als Frau. Viele spielen online mit Menschen auf der ganzen Welt. Oft erzählen saudische Gamer zum Beispiel, dass sie durchs Spielen Englisch gelernt hätten.”

5. Das deutsche Fernsehen braucht eine Kultur des Scheiterns
(dwdl.de, Hans Hoff)
Wieso schaffen es eigentlich in schöner Regelmäßigkeit halbgare Formate auf den Bildschirm – und warum konnte niemand die “Versteckte Kamera” oder “Studio Amani” verhindern? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Hans Hoff in seiner neuen Medienkolumne. Er fordert eine Kultur des Scheiterns, denn: “Mit welchem Recht vertrauen Fernsehverantwortliche eigentlich darauf, dass sie halbgare Produktionen straflos aufführen dürfen, um hernach zu behaupten, dass man die Fehler bei den nächsten Modellen schon abstellen werde. Man stelle sich nur mal vor, Mercedes lieferte eine neue Limousine mit drei Rädern aus und behauptete dann, dass man diesen Mangel bei Folgemodellen aber abstellen werde.”

6. Der Papst ist jetzt bei Instagram
(horizont.net)
Papst Franziskus, 79, hat nun auch einen eigenen Instagram-Account. Am Samstagmittag wurde dort das erste Foto veröffentlicht. Es zeigt das Oberhaupt der katholischen Kirche im Gebet versunken und mit dem Kommentar “Betet für mich” in neun Sprachen von Polnisch bis Arabisch. Spötter spekulieren, wann der Pontifex die ersten Bilder von selbstgebackenen Oblaten und Blut-Christi-Smoothies postet.

Kaufjournalismus, Kinoflops, Kifferbombe

1. „Grundsätzlich geht alles“
(taz.de/Morgane Llanque)
“Vice” bietet sein Online-Frauenmagazin “Broadly” nun auch in Deutschland an. International will man sein und in Vice-typischer „junger“ Tonart über Tabuthemen wie Abtreibung und Menstruation schreiben. Morgane Llanque ordnet den Start des in den USA von erstaunlich vielen Männern gelesenen Angebots ein und kommt zum Schluss: “Wenn Broadly es schafft, auch in Deutschland mehr Männer für feministische Themen zu interessieren, wäre allein diese Tatsache ein Gewinn.”

2. Das eigentliche Problem mit dem Pressekodex
(rnd-news.de, Ulrike Simon)
Die „Tagesschau“ verbreitet Irreführendes von „Bild“-Chefin Tanit Koch, mancher Journalist ist offensichtlich überfordert, und die „Rhein-Zeitung“ ärgert sich in Wahrheit über die Polizei, so Ulrike Simon in ihrem Beitrag über die Entscheidung des Presserats in Sachen Herkunftsnennung. Am Ende kommt die Autorin zur ernüchternden Feststellung: “Die ganzen Debatten um Ziffer 12.1 hätte man sich sparen können. Sie haben das tatsächliche Problem weder erkannt noch gelöst.”

3. Ehemaliger NDR-Redakteur erhält Bewährungsstrafe
(dwdl.de, Andre Gärisch)
Ein EX-NDR-Journalist ist vom Landgericht Kiel wegen Bestechlichkeit in 77 Fällen zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Er soll Verbänden und Firmen vorgetäuscht haben, er könne ihre Interessen in Sendungen wie dem “Schleswig-Holstein-Magazin” geltend machen und Sendezeiten beschaffen. Das aufsummierte Schmiergeld soll sich auf 366.000 Euro belaufen.

4. Was macht einen Film zu einem Flop?
(netzpiloten.de, Suman Ghosh)
Die amerikanische Filmdozentin Suman Gosh plaudert über Kino-Flops und warum sie zu solchen geworden sind. Mit diversen Trailern angereicherter Streifzug durch diverse cineastische Investoren- und Produzenten-Alpträume. Von 1924 (“The Thief of Bagdad”) bis in die Neuzeit (“Lincoln” aus dem Jahr 2012).

5. In eigener Sache: SPIEGEL-ONLINE-Korrespondent muss Türkei verlassen
(spiegel.de)
Der “Spiegel” mit einer Meldung in eigener Sache. Seit Jahren hätte Hasnain Kazim als Korrespondent für “Spiegel” und “Spiegel Online” aus Istanbul berichtet. Weil er von den türkischen Behörden keine Verlängerung seiner Presse-Akkreditierung bekommen hätte, müsse er das Land nun verlassen. Chefredakteur Florian Harms: “Das Verhalten der türkischen Behörden lässt für uns keinen anderen Schluss zu, als dass unser Korrespondent aufgrund seiner journalistischen Berichterstattung vor Ort nicht mehr erwünscht ist.”

6. Kiffer legt keine Rohrbombe vor Flüchtlingsheim
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Anfang der Woche kursierte die Meldung, in Eisenach sei eine “Rohrbombe” vor einem Flüchtlingsheim explodiert. Nun stellt sich heraus: Die vermeintliche Bombe war eine Wasserpfeife mit Cannabis-Resten – und nicht explosiv. Übermedien rekonstruiert, wie es zu der Falschmeldung kommen konnte.

Native Schleichvertising, Statistikfallen, Spin-Doktoren

1. Powered by Pepsi: Der Trend zum Native Advertising
(get.torial.com, Tobias Lenartz)
Seit Adblocker bei vielen Nutzern die Werbeanzeigen und lästigen Blinkbanner und Popups wegfiltern, setzen Publisher verstärkt auf das sogenannte “Native Advertisement”. Eine Werbung, die sich als redaktioneller Inhalt tarnt und daher höchst umstritten ist. Die Geister scheiden sich bereits bei der oftmals beschönigenden Ausweisung als “Sponsored Post”, “Service” oder “im Auftrag und mit Unterstützung von”. Der Artikel verrät den Stand der Dinge, erzählt von der Entstehungsgeschichte und liefert Beispiele gelungener und weniger gelungener Anzeigen.

2. Bild.de holt sich Spitzenposition zurück
(horizont.net, Katrin Ansorge)
Die Dezemberzahlen zur Reichweite von Nachrichtenseiten sind ausgewertet. Demnach hat “Bild” im letzten Monat des vergangenen Jahres den lange führenden “Focus Online” als Spitzenreiter abgelöst. Die Nachrichtenseiten hatten es zum Schluss des Jahres besonders mit der Konkurrenz von Koch- und Backseiten zu tun, die jahreszeitlich bedingt besonders klickstark waren.

3. Paartherapie auf Papier
(taz.de, Natalie Mayroth)
Der Bericht stellt das deutsch-hebräische Kunst- und Literaturmagazin “Aviv” vor. Die Macher wollen aus dem klassischen Deutschland-Israel-Kontext ausbrechen und gehen auch formal andere Wege: Das bilinguale Magazin kann von hinten und von vorne aufgeschlagen werden, denn es hat zwei Leserichtungen. Der Fokus des von der Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum geförderten Projekts liege laut Blattmacher Hauenstein nicht auf der Beziehung zwischen den Ländern, sondern auf der gegenseitigen Beeinflussung zweier Sprachen und der Inhalte.

4. Warum Umfrageinstitute so häufig danebenliegen
(blog.zeit.de, Tobias Dorfer)
Bei den letzten Wahlen gab es erhebliche Unterschiede zwischen den Vorhersagewerten und den tatsächlich erreichten Prozentwerten. Tobias Dorfer macht im Blog der “Zeit” auf ein Projekt eines belgischen Datenjournalisten aufmerksam, der die Komplexität politischer Vorhersagen verdeutlichen möchte. Außerdem gibt er Hinweise auf Beiträge, die zeigen wie fehleranfällig Statistiken sind.

5. Der große Scrollytelling-Tool-Test
(onlinejournalismus.de)
Wer wissen will, was auf uns in den nächsten Jahren in Sachen “Scrollreportagen” zukommt, kann hier einen Blick hinter die Kulissen werfen. Der aktualisierte “große Scrollytelling-Tool-Test” stellt die Werkzeuge der Redaktionen vor und liefert Links zu Beispielreportagen.

6. „Wir hatten auch Glück, dass Julia Klöckner Panik bekommen hat“
(faz.net, Timo Steppat)
Ausführliches Interview mit einem hinter den politischen Kulissen agierenden “Spin-Doctor”. Wahlkampfmanager Frank Strauss gilt vielen als die Geheimwaffe der SPD und als Mann für aussichtslose Fälle. Im Interview gibt er sich erstaunlich offen. Er und die Firma, bei der er Teilhaber ist, machen Werbekampagnen für Joghurt, Versicherungen und eben… Parteien. 25 Wahlkämpfe in 20 Jahren will er laut Homepage durchgeführt haben. Man pendelt zwischen Respekt für die professionelle Leistung und der Ernüchterung, dass derlei Berater Politik wie eine Ware verkaufen. Wie den Joghurt, der eben manchmal links- und manchmal rechtsdrehend ist.

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