Archiv für 6 vor 9

Merkels Geschwafel, Hundepimmel Diekmann, umgefallener Reissack

1. “Washington Post” schimpft über “Merkels Geschwafel”
(welt.de)
Die Herausgeber der “Washington Post” haben scharfe Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkels Haltung im Fall Böhmermann geübt. Das deutsche Gesetz, das ausländischen Staatsführern erlaube, Kritiker in Deutschland zu verklagen, sei anachronistisch und müsse abgeschafft werden. Und: “Merkels Geschwafel ist dazu angetan, Erdogan und andere Regime, die kritische Äußerungen sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer Grenzen unterdrücken wollen – China kommt uns in den Sinn –, zu ermutigen”.

2. TITANIC-Super-Scoop: Das erste Interview mit Böhmermann-Interviewer Kai Diekmann!
(titanic-magazin.de)
Fake vs Fake: Der Titanic ist es gelungen, den Böhmermann-Interviewer Kai Diekmann zu interviewen. “Lieber Hundepimmel, sämtliche deutsche Prominente außer Ex-Papst Benedikt, Affe Charly, die aktuelle Schwiegermutter von Lothar Matthäus und Hans-Dietrich Genscher haben sich bereits zum Fall Böhmermann geäußert. Nun also auch noch Sie – mit einem peinlichen Fake-Interview, das nicht mal “Meedia” gefällt. Wozu die Scheiße?”

3. ZDF-Stellungnahme gegenüber der Staatsanwaltschaft Mainz
(presseportal.zdf.de)
Das ZDF hat eine Stellungnahme zum Ermittlungsverfahren gegen Jan Böhmermann abgegeben. Man stützt sich dabei auf ein Rechtsgutachten, das zum Ergebnis gekommen sei “dass die in Rede stehende Sequenz einschließlich des so genannten “Schmähgedichts” rechtlich zulässig war und daher die Grenzen zur Strafbarkeit nicht überschritten worden sind. Die grundgesetzlich garantierte Satirefreiheit umfasse gerade im Zusammenhang mit Angelegenheiten von öffentlichem Interesse auch den Einsatz grober Stilmittel…” Trotzdem sah sich das ZDF augenscheinlich genötigt, sich vom Gedicht abzugrenzen. Es entspreche nicht den “Qualitätsansprüchen und Regularien des ZDF”.

4. “Eine Kritik aus Deutschland ist für Erdogan Gold wert”
(heise.de, Gerrit Wustmann)
Baris Uygur, Mitgründer des türkischen Satiremagazins “Uykusuz”, im Interview über Erdogan gegen Böhmermann und die Lage der Satire und der Medien in der Türkei. “Außerdem braucht Erdogan Feinde. Er bekämpft die Opposition, die Journalisten, Künstler, Satiriker nicht aus Angst. Es wäre falsch, sehr falsch, das so zu verstehen. Er hat keine Angst. Im Gegenteil. Jede Kritik an seiner Person ist für ihn eine willkommene Gelegenheit, Angst zu verbreiten. Und seine Anhänger glauben ihm. Eine Kritik aus Deutschland ist für ihn Gold wert. Seine Anhänger sind anfällig für Verschwörungstheorien. Wenn er sagt, Deutschland oder die USA würden eine gezielte Kampagne gegen ihn führen, dann verfängt das bei seinem Publikum.”

5. Konzern gerät durch Parteispenden unter Rechtfertigungsdruck
(horizont.net, Ulrike Simon)
Die Funke Mediengruppe (früher “WAZ-Gruppe”) ist das drittgrößte Verlagshaus Deutschlands und einer der größten Regionalzeitungsverlage Europas. Sie verlegt in Deutschland 12 Tageszeitungen, mehr als 170 Publikums- und Fachzeitschriften, über 70 Anzeigenblätter sowie 400 Kundenzeitschriften und besitzt eine Reihe von Großdruckereien. Nun stellt sich heraus, dass die Mediengruppe 15.000 Euro an die CDU überwiesen hat. Dies sei besonders unangenehm für die Journalisten der Zeitungen, von “WAZ” bis “Hamburger Abendblatt”, von “Berliner Morgenpost” bis “Braunschweiger Zeitung”. Diese würden nun betonen, trotz der Parteispende ihres Unternehmens parteipolitisch unabhängig arbeiten zu können.

6. +++ EIL +++ In China ist ein Sack Reis umgefallen +++ EIL +++
(udostiehl.wordpress.com, Udo Stiehl, Jost Langheinrich & Steffen Wurzel)
Die Sondersondersendung zum umgefallen Reissack in China. Natürlich mit Live-Schaltung und ARD-Experten!

Kommentare, Kronenzeitung, Kuppelshow

1. Guardian hat 70 Millionen Leserkommentare untersucht
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Der “Guardian” hat die Leserkommentare der letzten zehn Jahre untersucht, eine Datenbasis von immerhin 70 Millionen Stück. Eines der Ergebnisse: Journalistinnen sind besonders von Hasskommentaren betroffen. “Dabei kam heraus, dass unter den Top10 der Autorinnen und Autoren mit den meisten geblockten Kommentaren acht Frauen waren und nur zwei Männer. Die beiden betroffenen Männer waren schwarz. Zwei der Autorinnen und ein Autor in der Top10 waren homosexuell. Von den acht Frauen war eine Muslima und eine Jüdin.”

2. Ejaculatio praecox: Wenn Medienprofis erst teilen und dann denken
(http://blog.ronniegrob.com)
Ronnie Grob über das von Kai Diekmann auf Facebook lancierte Interview mit Jan Böhmermann, das sich später als falsch herausstellte. Unzählige Medienprofis hätten das Interview verbreitet, ohne die Echtheit zu überprüfen. Dabei hätte bereits die Fotomontage Zweifel aufkommen lassen müssen. “Lernt man heute nicht schon in der Schule, dass man genau prüfen sollte, was man teilt, um nicht betrogen zu werden? Und sollten nicht gerade Journalisten etwas genauer hinsehen, bevor sie offensichtlichen Quatsch als echt verkaufen?”

3. Drohen, wünschen, hoffen
(sprachlos-blog.de)
Das Sprachlos-Blog über eine kleine Meldung der “Thüringer Allgemeinen”, die zeige, wie schnell man mit falscher beziehungsweise auslassender Kontextualisierung einen völlig gegensätzlichen Eindruck erwecken kann. Die Zeitung suggeriere, Antifa-Aktivisten hätten den Thüringer Ministerpräsidenten mit Mord bedroht, weil er sie mit Nazis verglich. Die Drohung sei aber aus der völlig anderen Richtung gekommen.

4. Kronenzeitung verbreitet Falschinfos zur Einbürgerung von Flüchtlingen
(sosmitmensch.at)
Die österreichische Menschenrechtsorganisation “SOS Mitmensch” übt scharfe Kritik an der “Kronenzeitung”, die Falschinformationen zur Einbürgerung von anerkannten Flüchtlingen verbreiten würde. Mit irreführenden Angaben und falschen Zahlen werde der Leserschaft der Eindruck vermittelt, dass nahezu alle Asylberechtigten nach 6 Jahren die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten würden. Davon sei Österreich mit seinen restriktiven Einbürgerungsbestimmungen jedoch meilenweit entfernt.

5. Putins “Untergrund-Truppe”, die von einem “Putin-Experten” aufgedeckt wurde
(heise.de, Florian Rötzer)
Florian Rötzer berichtet auf “Telepolis” über die Meldungen von “Bild” und “Focus”, ein direkt von Putin gesteuertes “Elite-Kämpfer-Netzwerk” habe sich in deutschen Kampfsportschulen angesiedelt. Dieses weltweit bereitstehende angebliche Schläfer-Netzwerk von Putin-Kämpfern würde sich auf den Einsatz nicht in Terroristencamps vorbereitet, sondern in sogenannten “Systema-Kampfschulen”. Hinter den Meldungen stünde der langjährige Leiter des Moskauer Focus-Büros, der Experte darin sei, den russischen Präsidenten Putin zu dämonisieren.

6. Illustrer Infrarotsaunagänger sucht kokette Kurzhaarträgerin
(uebermedien.de)
“Übermedien” weist auf die sprachlichen Spitzenleistungen von RTLs Erfolgssendung „Schwiegertochter gesucht“ hin. Bei der als Kuppelshow getarnten Sendung handele es sich in Wahrheit um ein “Festival der albernen Alliteration und des stupiden Stabreims”. Eine konzentrierte Kompilation, die ohne die lästigen Handlungsstränge auskommt, zeigt, was gemeint ist.

Partei des Grauens? TV-Auftritt des Grauens? Ranch des Grauens?

1. Und wie jetzt mit der AfD umgehen?
(journalist.de)
Die AfD sitzt mittlerweile in acht Landtagen. Das gestörte Verhältnis der Partei zur Presse ist bekannt. Wie soll man jetzt von jornalistischer Seite mit der AfD umgehen, so die Frage, die das Magazin “journalist” an verschiedene Chefredakteure von Tageszeitungen gerichtet hat. Die antwortenden Journalisten eint das Bestreben, die AfD keineswegs zu ignorieren, sie vielmehr ernst zu nehmen und sich mit ihr auseinanderzusetzen, sie jedoch auch nicht zu dämonisieren.

2. Tendenziöse Griechenland-Berichte deutscher Medien
(oxiblog.de)
Zusammenfassung einer Studie, die sich mit der Berichterstattung deutscher Medien zur Griechenlandkrise befasst. Wissenschaftler der Uni Würzburg haben im Auftrag der Hans Böckler Stiftung 1.442 Artikel untersucht, die zwischen Ende Januar und Ende Juni 2015 in den Tageszeitungen “Bild”, “Welt”, “FAZ”, “SZ”, “taz” und auf “Spiegel Online” erschienen sind. Das für die Medien wenig schmeichelhafte Urteil der Wissenschaftler: Der Streit zwischen der griechischen Linksregierung und ihren europäischen Gläubigern sei ziemlich verzerrt dargestellt und die griechische Position einseitig negativ gedeutet worden.

3. „So weit ist es mit der Pressefreiheit gekommen“
(faz.net)
Der Erdogan-nahe türkische Sender “A Haber” hat eine fragwürdige Aktion durchgeführt. Ein Reporter versuchte unangemeldet, unter Berufung auf die Pressefreiheit und mit laufender Kamera, auf das Gelände der ZDF-Zentrale zu gelangen. Dass dem türkischen TV-Team der Zutritt nicht gestattet wurde, hat man aufgeregt und lautstark als Beleg dafür gefeiert, wie schlecht es um die Pressefreiheit in Deutschland bestellt sei. In den Artikel eingebettet ist das Video des bizarren Auftritts.

4. Drei große Klick-Magnete
(medienwoche.ch, Isabelle Schwab)
Isabelle Schwab schreibt über die Konzentrationstendenzen im Schweizer Internet: Die Medienriesen “Tamedia”, “Ringier” und “Swisscom” würden sich bereits die Hälfte des Traffics teilen. Nach und nach würden sich die Schweizer Internet-Giganten weitere Sites einverleiben. “Das Verhalten der Medienhäuser Ringier und Tamedia erinnert an das Mini-Game Agar: Der Spieler ist ein runder Einzeller, der durch das Einverleiben kleinerer Spieler immer grösser und stärker wird. Und auch im Netz gilt das Gesetz der Größe: Wer hat, dem wird gegeben, respektive: kriegt noch mehr Traffic.”

5. Der Kampf hat sich gelohnt
(taz.de, Anne Fromm)
Die Tarifkommission der “Zeit” hat sich mit der Verlagsgeschäftsführung auf höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen für die Online-Redakteure geeinigt. Der Arbeitgeber erkenne grundsätzlich die Tarifverträge des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger an, in wenigen Punkten würde man Anpassungen durchführen. Anne Fromm sieht die Einigung als Signal für die ganze Branche und Hoffnung für Onlineredakteure, die oft weniger als ihre Printkollegen verdienen würden.

6. Alle Wege führen nach Kansas
(zeit.de, Eike Kühl)
Pädophile, Hacker, Steuerhinterzieher: Auf der Vogelman-Ranch im amerikanischen Budesstaat Kansas lebe ein übler Verbrecher-Clan. Jedenfalls ergebe das die Rückverfolgung von IP-Adressen. Was ist da los, fragt Eike Kühl und klärt die Geschichte mit der hübschen Technik-Pointe auf.

Pay-Rebell, Neu-Neon, fliegender Flughafensprecher

1. Spießbürger oder Nervensäge?
(faz.net, Antonia Baum)
Am Montag entscheidet die Bundesregierung, ob Jan Böhmermann – wie von der Türkei gefordert – strafrechtlich verfolgt werden soll. Antonia Baum fragt, ob er wirklich der Aufrührer sei, als der er sich aufspiele: “Ein bezahlter Rebell wird von einer Institution, die ihn bezahlt und als Rebell installiert hat, gemaßregelt, nachdem dieser, mit Ansage, etwas falsch gemacht hat, das man in der Bundesrepublik Deutschland nicht falsch machen soll. Woraufhin die Regierung öffentlich sagt, dass jener Rebell da wirklich etwas falsch gemacht habe, die Staatsanwaltschaft, weil er mutmaßlich etwas falsch gemacht hat, aktiv wird und die Presse von ihrer Pressefreiheit Gebrauch macht, indem sie darüber streitet, ob der Rebell nun tatsächlich etwas falsch gemacht hat.”

2. Mehr Daten, mehr Defizite
(de.ejo-online.eu, Marlis Prinzing)
Die Professorin für Journalistik Marlis Prinzing weist auf Defizite bei der Vermittlung von Datenjournalismus hin und nennt die “Panama Papers” als Beispiel. Die Recherchen rund um die geleakten Daten seien zwar in vielerlei Hinsicht eine Sternstunde des enthüllenden Journalismus. Sie würden aber auch Defizite widerspiegeln, die dringlicher denn je systematisch beseitigt werden müssten. Hier könne eine Studie der “Columbia Journalism School und Knight Foundation” helfen (im Artikel als PDF verlinkt).

3. Ein eher angespanntes Feeling
(sueddeutsche.de, Katharina Riehl)
Das Magazin “Neon” war einst eine der erfolgreichsten deutschen Zeitschriftengründungen und galt lange Zeit als Erfolgsmodell. Seit einiger Zeit steckt es in der Krise. Querelen in der Redaktion ließen die ohnehin schon bröckelnde Auflage in den vergangen Monaten rasant nach unten rauschen. Die umstrittene Chefredakteurin hat das Heft nun überarbeitet und setzt zum Relaunch an. Das neue Heft strahle jedoch nach Ansicht der Autorin mit seiner stärkeren Orientierung an der Medienmacher- und Hipsterblase die Art von Coolness aus, mit der man eigentlich keine Hefte verkaufe.

4. Brutale Heldinnen
(freitag.de, Claudia Reinhard)
Claudia Reinhard hat sich mit der Rolle von Action-Heldinnen in Blockbustern beschäftigt wie die der Katniss Everdeen in “Die Tribute von Panem”. Neben dem kommerziellen Erfolg (3 Milliarden für die Panem-Reihe) werde Action-Heldin Katniss aber vor allem für ihre feministische Vorbildfunktion gefeiert. Das Studio inszeniere und vermarkte sie für die junge Zielgruppe als „starke Heldin“, mit deren Geschick eine Revolution steht und fällt. Die Unterhaltungsindustrie glorifiziere dabei Gewalt unter dem Deckmantel des Feminismus.

5. Zu ehrlich für den Job?
(taz.de)
Der Pressesprecher der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg, Daniel Abbou, ist wegen eines Interviews mit dem “PR Magazin” freigestellt worden. Mit den Worten „Milliarden versenkt“ und „zuviel verbockt“ hätte der BER-Sprecher den Skandal um den Bau des neuen Berliner Flughafens kritisiert. Nun ist er wohl seinen Job los.

6. Erlaubte Schmähkritik? Die verfassungsrechtliche Dimension der causa Jan Böhmermann
(verfassungsblog.de, Alexander Thiele)
Die Causa Böhmermann ist mittlerweile zur handfesten Staatsaffäre geworden. Im “Verfassungsblog” gibt Privatdozent Alexander Thiele seine juristische Einschätzung des Falls wieder, in einer auch für Laien gut lesbaren Weise. Eines Falls, von dem er übrigens annimmt, dass er in Bälde auch in öffentlich-rechtlichen Examensklausuren auftauchen dürfe.

Compact, Polishing, Bollywood

1. Scheue Angstmacher
(taz.de, Erik Peter)
Erik Peter hat sich mit einem der Mitgründer und ehemaligen Gesellschafter des Monatsmagazin „Compact“ getroffen, dem deutschen Konvertiten und Herausgeber der Islamischen Zeitung Andreas Abu Bakr Rieger. Anlass war die Erfolgsgeschichte des umstrittenen Blatts, dessen Auflage sich in den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt hat (zurzeit 80.000). Außerdem hat er das Magazin auf der Buchmesse besucht und im Nachgang dazu mit einem Soziologen über das Phänomen gesprochen.

2. Die Internationale der Schnüffler
(nzz.ch, Ronnie Grob)
Bisher hätten sich meist Einzeltäter einen Namen als Enthüller von Missständen gemacht. Nun würden investigative Journalisten vermehrt im Kollektiv arbeiten. Was sie schlagkräftiger mache, aber auch Risiken berge, so Ronnie Grob in seinem Artikel für die “NZZ”. Darin äußert sich der Leiter des Schweizer Recherche-Desks Oliver Zihlmann auch zum vielfach erhobenen Vorwurf, die Panama-Papers würden Amerikaner ausklammern: “In den ‹Panama Papers› sind viele Hinweise auf kriminelle Aktivitäten in den USA, sogar wesentlich mehr als in vielen anderen Ländern. US-Politiker dagegen sind tatsächlich kaum dabei, denn die nutzen eigene Steueroasen wie zum Beispiel Delaware.”

3. Michael Klarmann: „Für Rechtsextreme ein personifiziertes Feindbild“
(augenzeugen.info, Anna-Maria Wagner & Frank Überall)
Der Journalist Michael Klarmann berichtet seit vielen Jahren vor allem über die rechtsextreme Szene in Nordrhein-Westfalen. Auch in Vorträgen gibt er seine Erfahrungen weiter und berichtet über die zunehmenden Schwierigkeiten in diesem speziellen Feld der Berichterstattung. Im Interview spricht er über die Herausforderungen seiner Arbeit, zu denen Bedrohungen und körperliche Übergriffe zählen.

4. Die Grenze im Kopf
(taz.de, Anne Fromm & Jürn Kruse)
Die Autoren berichten von einer besorgniserregenden Entwicklung in unserem Nachbarland: Seit in Polen die Regierung die öffentlich-rechtlichen Medien umbaue, ginge bei polnischen Journalisten die Angst um. Ende 2015 hätte die neue Regierung ein Gesetz durch das polnische Unterhaus und den Senat gepeitscht, nach dem öffentlich-rechtliches Radio und Fernsehen künftig „nationale Kulturinstitute“ werden, an deren Spitze ein vom Schatzminister ernannter Chef stehe. Die Regierung könne die Medien so direkt kontrollieren.

5. „Nach der Fußball-EM holen wir uns die Frauen“
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die milliardenschwere indische Essel Group startet im Juni In Deutschland einen frei empfangbaren Bollywood-Sender. “Zee One” soll der Kanal heißen, der sich vor allem an Frauen im Alter von 19 bis 59 Jahren richtet. Die Pläne des Senders sind ambitioniert. Man habe einen Programmschatz von 3.500 Bollywood-Filmen und damit den größten Filmbestand dieses Genres. Jeden Tag gebe es drei Filme in Erstausstrahlung. Derzeit laufe die Synchronisation auf Hochtouren. Man habe gleich mehrere Studios in Deutschland beauftragt.

6. Beliebte Instagram-Accessoires – #faceswap
(dailybreadmag.de)
Das “DailyBreadMag” hat erstmals die Gesichtertausch-Apps für sich entdeckt und stellt einige gelungene und weniger gelungene Faceswaps von Instagram-NutzerInnen vor.

Innovationsreport, analoge Tracker, Podcast-Einstieg

1. Mitarbeiter fordern Revolution von unten
(swr.de, Thomas Leif und Thomas Meyer)
22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des “Spiegel” haben ein halbes Jahr lang alles zusammengetragen, was beim Magazin schiefläuft — und dem “Innovationsreport” dementsprechend weitsichtig eine Präambel vorangestellt: “Einige Kollegen werden wahrscheinlich versuchen, unsere gesamte Arbeit zu diskreditieren”. Das Papier wurde dem SWR und Kress zugespielt, die ausgiebig daraus zitieren und wenig Zweifel an der notwendigen Selbstkritik der Autorinnen und Autoren lassen: In beiden Analysen taucht das Wort “schonungslos” insgesamt zehnmal auf. Der “Spiegel”-Verlag ist übrigens nicht das erste deutsche Medienhaus, das sich von der “New York Times” inspirieren lässt: Vor einem Jahr hatten bereit “Zeit” und “Zeit Online” einen gemeinsamen Innovationsreport vorgelegt — dessen Inhalte sind allerdings bislang geheim geblieben.

2. “Landgericht Hamburg traut Nutzern wenig zu”
(golem.de, Friedhelm Greis)
Der Adblocker-Streit wird kompliziert: Das Landgericht Hamburg soll nicht einfach darüber entscheiden, ob Ablock Plus, die Software der Eyeo GmbH, legal ist — sondern beurteilen, ob Eyeo eine Anleitung veröffentlichen darf, die zeigt, wie man die Werbeblockersperre umgehen kann, die Bild.de in Reaktion auf die Anzeigeverluste durch Adblocker eingeführt hatte. Bislang sieht es so aus, als könnte zum ersten Mal ein deutscher Verlag vor Gericht gegen Eyeo gewinnen, nachdem alle fünf vorgehenden Entscheidungen zu Gunsten Eyeos ausgefallen waren. Die Richter begründen das unter anderem mit diesem schönen Satz: “Dem durchschnittlichen Nutzer ist es – wie die Kammer aus eigener Sachkunde beurteilen kann, da sie selbst zum Kreis der durchschnittlichen Internetnutzer gehört – nicht möglich, die Adblocker-Sperre der Antragstellerin zu umgehen.” Der Rechtsanwalt Thomas Stadler ist allerdings skeptisch, ob das Urteil Bestand haben wird.

3. “Ich hatte nichts gegen Werbung, aber dagegen, überallhin verfolgt zu werden”
(irights.info, Jacques Mattheij)
Wie sähe es aus, wenn wir im analogen Leben genauso verfolgt würden, wie im Internet? Wenn uns jedes Mal, wenn wir einen Laden betreten, ein “Tracker” zugewiesen würde, der sich in einem kleinen schwarzen Buch ganz genau notiert, wo wir entlanglaufen und was wir uns ansehen? Jacques Mattheij hat es sich ausgemalt.

4. “SXSW-Trends: Achtung, jetzt wird’s persönlich!”
(blmplus.de, Lina Timm)
Die „South by Southwest“ (SXSW) in Texas ist eine der größten Film-, Musik- und Digitalmessen und „auch für die Medienbranche regelmäßig ein Gradmesser“, schreibt Lina Timm. Sie schaut sich an, welche Themen dort in diesem Jahr diskutiert wurden — und was aus denen des vergangenen Jahres geworden ist.

5. “Abseitsfalle für Sportjournalisten?”
(de.ejo-online.eu, Julia Wellmann)
Ist es in der zunehmend ökonomisierten und medialisierten Sportlandschaft überhaupt noch möglich, unabhängig zu berichten? Wie groß ist die Macht der PR-Abteilungen? Julia Wellmann ist diesen Fragen nachgegangen und hat dafür mehrere deutsche Sportjournalisten interviewt.

6. “A Beginners Guide To Podcasts”
(markheywinkel.de)
„Seit ein paar Monaten begleiten mich Podcasts zur Arbeit und zurück, manchmal wiegen sie mich in den Schlaf. Und ich finde immer mehr tolle Serien und Folgen, an denen ich hängen bleibe“, schreibt Mark Heywinkel. Um seine „Erkundungsreise durch die schöne neue Podcast-Welt zu ordnen und euch womöglich anzufixen“, stellt er besonders hörens- und lesenswerte Podcasts, Plattformen und Texte vor.

Angeklagter Staatsanwalt, Schleichwerbung, Fischgräte

1. Journalisten haben keine Zeit für Recherche? Stimmt nicht
(journalist.de, Kathi Preppner)
Nach einer neuen Umfrage unter 1400 Journalisten beschäftigen sich diese vor allem mit dem Recherchieren und Schreiben eigener Texte. Als Recherchequelle diene das Internet – Telefongespräche und Vor-Ort-Gespräche würden jedoch dicht dahinter rangieren. Social Media würden die Befragten insgesamt eher passiv benutzen. Es ginge ihnen vor allem darum mitzubekommen, worüber andere Medien berichten und worüber debattiert wird. Oder wie es Professor Siever ausdrückt, der die Studie begleitet hat: “Journalisten schauen offenbar auch in Social Media vor allem, was andere Journalisten machen”.

2. “Was Frau Kröger sonst so treibt”
(sueddeutsche.de, Thomas Hahn)
Ein früherer Oberstaatsanwalt soll dem Weser-Kurier verraten haben, dass hohe Polizeibeamte überlegten, mit Lauschangriffen und Durchsuchungen gegen eine Reporterin zu ermitteln. Fünf Jahre später findet sich der Ex-Staatsanwalt auf der Anklagebank wieder. Ihm werde ein Rechtsbruch zur Last gelegt, durch den ein erwogener Rechtsbruch der Polizei erst öffentlich wurde.

3. Korrekter Porno
(fluter.de, Annette Kammerer)
Die 32-jährige Journalistin und Ex-Domina Nichi Hodgson hat ein Netzwerk für faire Pornografie gegründet, die „Ethical Porn Partnership“. Im Interview erzählt sie von ihren Gedanken über “ethische Pornographie” und den Ethikkodex von fairer Bezahlung, ärztlicher Betreuung und Zustimmung. Zu den Zukunftsplänen gehöre die Zertifizierung von Pornos. Außerdem soll das Netzwerk eine anonyme Anlaufstelle für Beschwerden werden.

4. Versuchte Einflussnahme im Journalismus
(markus-wolsiffer.de)
Markus Wolsiffer geht einem Fall von Schleichwerbung nach. Eine Agentur für Auslandsaufenthalte köderte Rückkehrer: Für Berichte, in denen der Name der Agentur genannt wird, gab es einen 50-Euro-Einkaufsgutschein, für die Nennung der Webseite nochmal zehn Euro obendrauf. Die Geschichte hat im konkreten Fall ein Happy End: Die Zeitung hat nach Bekanntwerden umgehend reagiert und den werblichen Teil des Artikels gelöscht.

5. Warum ich an einem Snapchat-Format arbeite
(netzfeuilleton.de, Jannis Kucharz)
Viele Journalisten finden keinen Zugang zu Snapchat. Warum Inhalte bei einer Plattform einstellen, wenn diese schon nach wenigen Stunden verfallen und gelöscht werden? Zumal es mit Youtube eine Alternative gibt. Jannis Kucharz kennt beide Welten und kann Snapchat Vorteile abgewinnen: Die Aussicht mit dem aufstrebenden Format mitzuwachsen und die derzeitige mediale Aufmerksamkeit.

6. „Traue niemand“, schreibt der Blogger Don Alonso, und bringt mich in Ärger wegen einer Fischgräte.
(facebook.com, Constantin Seibt)
Constantin Seibt hat in einem Artikel die Meinung geäußert, dass Terrorismus überschätzt werde und der Opferzahl die Anzahl von fischgrätenbedingten Erstickungstoten entgegengesetzt. Don Alphonso von der “FAZ” hat diese Zahl angezweifelt. Seibt stimmt dem selbstkritisch zu und erklärt, wie es dazu gekommen ist. Und fast wichtiger als das Detail im Einzelnen: Er entwickelt einige grundsätzliche Gedanken über unseren Umgang mit Terrorismus.

Charmeoffensive, Steinbach, Wut-Bosporusse Erdogan

1. Facebook, Google & Co. fördern und kolonisieren den Journalismus
(netzpolitik.org, Volker Lilienthal)
Prof. Dr. Volker Lilienthal ist Inhaber der Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für “Praxis des Qualitätsjournalismus” an der Universität Hamburg. “Netzpolitik” veröffentlicht seine leicht gekürzte Keynote „lpr forum medienzukunft“. Der Beitrag setzt sich ausführlich mit den Einflüssen von Facebook und Google auf den Journalismus und der derzeitigen Charmeoffensive der Netzwerk-Multis auseinander. Diese sei “eine Reaktion auf Jahre der skeptischen Beobachtung von Google, Facebook und anderer Internet-Techs durch die EU-Kommission und viele andere europäische Regulierer, von Kartellbehörden über Datenschützer bis hin zu Landesmedienanstalten. Und sie ist ein Angebot zur friedlichen Koexistenz, die die Webmultis an die hiesigen Marktpartner bei den traditionellen Medien aussenden, eine Konsequenz aus vielen Auseinandersetzungen um faire Wettbewerbsbedingungen, Respekt vor Urheberrechten, Verteilung von Werbeerlösen, Nutzung und Schutz von Kundendaten und vieles mehr, was oft genug streitig diskutiert und häufig auch vor Gericht ausgetragen wurde.”

2. Die Angst des Egos vor dem Algorithmus
(zeit.de, Eike Kühl)
Der Bilderdienst Instagram schraubt am Algorithmus: Die Timeline soll künftig nicht zeitlich sortiert werden, sondern nach Wichtigkeit. Dabei bestimmt ein Algorithmus, was wichtig ist und was nicht. Dies können möglicherweise Signale wie Likes, Kommentare, Suchanfragen oder die Beziehung zu einzelnen Personen sein. Im Blog hat Instagram die Änderung bereits angekündigt. Derzeit würden die Menschen 70 Prozent ihres Feeds verpassen, deshalb würde man die Reihenfolge optimieren. Bei vielen Instagram-Nutzern löst die zunehmende Wichtigkeit von Likes Ängste aus. Man sorgt sich um die zukünftige Sichtbarkeit.

3. Noch Platz im Rampenlicht
(fluter.de, Hannah Schlüter)
Die Filmwissenschaftlerin Antonia Röller hat sich mit Frauenrollen in Komödien und den vorherrschenden Klischees beschäftigt. Einiges sei im Lauf der Zeit besser geworden, dennoch gelte: “Generell gibt es immer noch nicht genug Sprechrollen für Frauen. Das belegen etwa die jährlichen Statistiken der University of San Diego. Außerdem sind sehr, sehr junge Frauen und Teenager überrepräsentiert. Es fehlen ältere und „normale“ Frauen, die nicht Objekte sind. Häufig sind Frauenrollen nur da, um einen Mann charakterlich auszuschmücken – damit der Mann durch seine Beziehung besser dargestellt wird und Tiefe zeigen kann.”

4. Die Brutalo-Twitterin
(freitag.de, Anja Krüger)
Porträt der berühmt-berüchtigten Twitter-Legende Erika Steinbach: “Die 72-Jährige ist ein Überbleibsel des nationalkonservativen Stahlhelm-Flügels um Alfred Dregger, der die Verbrechen der Wehrmacht verharmloste und lange Fraktionschef der Union war. Steinbach wirkt mit ihren oft bonbonfarbenen Kostümen und ihrer blonden Haarsprayfrisur auch als Person wie aus der Zeit gefallen. Energisch stemmt sie sich gegen jede Modernisierung. Ob Abtreibungsrecht, Homo-Ehe, Frauenquote oder Zuwanderung – Steinbach ist verlässlich gegen jeden noch so kleinen Fortschritt und lässt die Welt via Twitter daran teilhaben.”

5. Ist das Leben nicht schön?
(sueddeutsche.de, Fabian May)
Lange Zeit hat das journalistische Start-up “Perspective Daily” um Unterstützung geworben. Jetzt ist das Geld zusammen: Über 12.000 Menschen haben sich für das Jahres-Abo von 42 Euro entschieden. Mit der knappen halben Million will man sich nun an die etwas andere journalistische Arbeit machen, bei der es ausschließlich um konstruktive und lösungsorientierte Meldungen gehen soll. “SZ”-Autor Fabian May erzählt vom Start des Projekts und den Meinungen von Kritikern und Befürwortern.

6. Einladung zur Fernsteuerung
(faz.net, Julia Bähr)
“FAZ”-Autorin Julia Bähr bezeichnet den Ärger um den extra3-Spottsong „Erdowie, Erdowo, Erdogan“ als ein Geschenk an Europas Satiriker. Offenbar sei es kinderleicht, aus sicherer Entfernung dafür zu sorgen, dass der Klassensprecher sich eine Standpauke einfange. Es handele sich um eine “Sternstunde des Pennälerhumors”. PS: Mittlerweile gibt es auch ein “Tagesschau”-Interview mit dem extra3-Chef Andreas Lange.

NPD-Unfall, Atom-Ente, Porno-Reißleine

1. Von NPD-Kadern und Flüchtlingen
(hanningvoigts.de)
Seit Jahren schreibt Hanning Voigts in der “Frankfurter Rundschau” u.a. über eine Führungsfigur der rechtsextremen NPD. Doch, was ihm da zunächst als unscheinbare Polizeimeldung auf den Schreibtisch flattert und von ihm recherchiert wird, entwickelt sich zur weltweit verbreiteten Meldung: Der NPD-Politiker hat einen schweren Unfall gebaut, die Ersthelfer stammen aus Syrien und dem Sudan… Die lesenswerte Geschichte einer Meldung, die um die Welt ging.

2. Falsch bleibt falsch
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
“Übermedien” beschäftigt sich mit eine der Top-Falschmeldungen der letzten Tage: Vor einem Atomkraftwerk in Belgien sei ein Wachmann erschossen worden. Und die Täter seien im Besitz seines Dienstausweises! Ein Medium nach dem anderen übernimmt ungeprüft die Falschmeldung, und dichtet teilweise klickheischende Überschriften, die mit der Angst vor einem atomaren Terroranschlag spielen. Als sich herausstellt, dass an all dem nichts dran ist, korrigieren die Wenigsten.

3. “Der Spiegel” und seine Haltung
(sprengsatz.de, Michael Spreng)
Der Journalist und Politberater Michael Spreng ist unzufrieden mit einem Interview des “Spiegel” mit der AfD-Vorsitzenden Frauke Petry. Diese habe unwidersprochen die geschönte Version ihrer menschenverachtenden Äußerungen über Schusswaffengebrauch an der Grenze vortragen können. Sie hätte mehrfach auf ihr Originalinterview verwiesen, das den “Spiegel”-Redakteuren offenbar nicht vorgelegen hätte, denn sie hätten ihr nicht widersprochen. So erscheine Petry am Ende dieser Gesprächspassage im “Spiegel” als ein Opfer der Medien.

4. Warnstreik bei „Zeit Online“
(taz.de, Anne Fromm)
Nach jahrelangen erfolglosen Verhandlungen von Betriebsrat und Verlagsgeschäftsführung ist es nun soweit: Im April wollen Mitarbeiter von “Zeit Online” mit einem Warnstreik auf ihre Forderungen aufmerksam machen. Der Hintergrund: Onliner verdienen deutlich weniger als ihre Print-Kollegen bei der “Zeit”. Sie sind in eine Digital-GmbH ausgelagert und müssen nicht nach dem Tarifvertrag für Zeitschriften bezahlt werden.

5. Alles „Lügenpresse“ oder was?
(medienkorrespondenz.de, Norbert Schneider)
Der ehemalige Direktor der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) Norbert Schneider setzt sich ausführlich mit dem Begriff Lügenpresse auseinander, von der historischen Dimension bis zur Bedeutung in der Jetztzeit. Schneider kommt zum Schluss: “Wer Lügenpresse schreit, betreibt nicht eine besonders radikale Pressekritik. Er gibt zu verstehen, dass er keine Presse will.”

6. This Charity Bookstore Is Begging People To Stop Donating Their Copies Of ‘Fifty Shades Of Grey’
(distractify.com, Lindsey Robertson)
Ein Oxfam-Charity-Buchladen in South Wales zieht die Reißleine: Keine Buchspenden von “Fifty Shades Of Grey” mehr! Die Bücher seien Ladenhüter und wegen der Spezialbindung nicht recyclebar. Im Büro haben die Mitarbeiter nun im Trockenbauverfahren aus Exemplaren des Hausfrauen-Softpornos eine architektonisch imposante Mauer samt Durchgang errichtet.

Liebes-Hashtag, Bildverdrehung, Nachrichtendramaturgie

1. „Fuck it, ich lasse mir meine Offenheit nicht kaputtmachen!“: Die Initiatorin des Hashtags #aufdieliebe im Interview
(wired.de, Nikolaus Röttger)
Kathrin Weßling postet auf Facebook ein Bild von sich. Sie hält darauf ein Wodkaglas in der Hand und prostet dem Betrachter zu: “Auf die Liebe, sich zuhören, sich & andere respektieren, ehrlich sein, heulen, schreien, auf über alles reden und trinken, auf küssen und Konfetti, auf das Leben und die Freiheit.” Auf Twitter wird daraus ein viraler Trend. Unzählige Leute stellen das Bild nach, und der Hashtag “#aufdieliebe” holt zwischenzeitlich sogar den Hashtag #StopIslam ein. “Wired” hat mit der Initiatorin über die Entstehung der Aktion und die Beweggründe gesprochen.

2. Ausgegraben: Der Ursprung des Steinbach-Bildes
(ndr.de, Fiete Stegers)
Die CDU-Politikerin Erika Steinbach hat auf Twitter vor einiger Zeit ein Foto einer überraschten Begegnung einer großen Gruppe von indischen Kindern mit einem einzelnen blonden, hellhäutigen Kind gepostet. Mit dem perfiden Zusatz: “Deutschland 2030”. Mittlerweile sind die Urheber des Bilds ausgemacht. “Das Foto entstand in einem sehr schönen Moment voller Liebe und Freude. Er zeigt das Miteinander verschiedener Kulturen und von Menschen, die verschiedene Sprachen sprechen”, erinnert sich der Vater. “Das auf eine negative Weise zu verwenden, unterstützen wir auf gar keinen Fall.”

3. Prozess gegen Cumhuriyet-Journalisten einstellen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Am Karfreitag beginnt der Prozess gegen den Chefredakteur und den Hauptstadtbüroleiter der Tageszeitung Cumhuriyet, denen aufgrund ihrer Berichterstattung lebenslange Haftstrafen wegen Spionage- und Terrorismusvorwürfen drohen. “Reporter ohne Grenzen” bezeichnet das Ganze als Skandal, der Fall sei “symptomatisch dafür, wie die türkische Führung in ihrem Kampf gegen unbequeme Journalisten immer unverhohlener das Recht beugt.” Umfassender Beitrag über die verheerende Einschränkung der Pressefreiheit in der Türkei mit zahlreichen Beispielen und Links zum Weiterlesen.

4. Tote, Rauch und Synthieklänge
(taz.de, Barbara Dribbusch)
“Taz”-Redakteurin Barbara Dribbusch setzt sich mit der Nachrichtendramaturgie im Fernsehen auseinander. Einige Sendungen würden die Bilder zu den Brüsseler Anschlägen mit Soundtracks unterlegen. Das sende die falsche Botschaft an Täter und Opfer. “Was passiert eigentlich, wenn Verletzte oder gar die Angehörigen von Todesopfern im Fernsehen solche Nachrichtensendungen sehen, in denen ihr real erlebtes Leid, das zufällig von einer Handykamera gefilmt wurde, mittels Soundtrack zu Szenen wie in einem Thriller aufgemotzt wird?”

5. Im Panikorchester
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Boris Rosenkranz beschäftigt sich anlässlich der Brüsseler Anschläge mit dem hehren Anspruch von Journalisten, seriös zu informieren und sich damit vom Internet-Geraune abzuheben. Dabei seien es die Journalisten selbst, die Onlinegerüchte und Netzgeplapper ungeprüft verbreiten würden, unter dem Deckmantel der Spekulation – “als wäre das der Zauberspruch, um einfach alles ungeprüft rauszuhauen, solange man es nur als möglichen Unsinn kennzeichnet.”

6. Auslandsjournalismus in der Krise? – „Auf den Medienhype muss man aufpassen“
(journalisten-bloggen.de)
Der Auslandsjournalismus hat es schwer. Weltweite Korrespondentennetze leisten sich nur noch überregionale Medien wie ARD, ZDF, Spiegel, SZ, FAZ, Handelsblatt, dpa oder die taz. Der Artikel lässt einige Auslandskorrespondenten zu Wort kommen. Die Aussichten sind nicht rosig: Überregionalen Printmedien würden weiter Korrespondentenstellen abbauen. Und sowieso würde in diesem Zusammenhang Idealismus eine immer wichtiger werdende Rolle spielen.

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