Archiv für 6 vor 9

Sex-Fake-News, Machtmissbrauch, Saure Gurke für Claus Kleber

1. Faktencheck ist sexy
(taz.de, Hengameh Yaghoobifarah)
Haben Sie auch von den angeblich in Schweden geltenden neuen Regeln gehört, nach denen man vor dem Sex am besten eine schriftliche Einverständniserklärung einholt, um auf der sicheren Seite zu sein? Dann sind Sie einer amtlichen Falschmeldung aufgesessen: “Stell dir vor, du bist ein öffentlich-rechtlicher Nachrichtensender und verbreitest eine so unterirdische Fake-News, dass die Satire-Seite „Der Postillon“ dich berichtigen muss. In genau dieser Situation befindet sich die Social-Media-Redaktion der Heute-Nachrichten des ZDF, deren Berichterstattung über eine Gesetzesänderung in Schweden inhaltlich straight outta Bild.de entstammt.” Weiterer Lesetipp: Nachdem die falschen Meldungen derart hohe Wellen schlugen, sah sich die Schwedische Botschaft gezwungen eine Erklärung abzugeben. Und sich via Twitter bei dem Organ zu bedanken, das für Aufklärung gesorgt hat: “Dem Postillon”.

2. 5 der 10 erfolgreichsten Artikel von unzensuriert.at sind Falschnachrichten über Flüchtlinge
(buzzfeed.com, Karsten Schmehl)
Der ehemalige Chefredakteur der umstrittenen FPÖ-nahen Plattform “unzensuriert.at” Alexander Höferl soll ins österreichische Innenministerium wechseln und dort Kommunikationsleiter werden. Ein Anlass für “BuzzFeed News”, sich Höferls frühere Wirkungsstätte näher anzuschauen. Das Ergebnis: Fünf der zehn erfolgreichsten “unzensuriert”-Artikel seien Falschmeldungen über Flüchtlinge, die zum Teil von mehreren Medien widerlegt wurden.

3. Das Bundeskartellamt wirft Facebook Machtmissbrauch vor
(wired.de)
Das Bundeskartellamt kritisiert Facebooks marktbeherrschende Stellung in Deutschland. Das Netzwerk nutze seine Stellung aus, um Daten von Nutzern auch außerhalb von Facebook zu sammeln — ohne deren Zustimmung. Alternativen zum Netzwerk gebe es nicht: Konkurrenzseiten hätten durch das Quasi-Monopol nahezu keine Chance mehr. Frühestens im Frühsommer 2018 wird sich erweisen, wie sich der Streit zwischen Behörde und Netzwerk weiterentwickelt.

4. Die MDR-eigene „Hall of Shame“
(flurfunk-dresden.de, Ben Kutz)
Der “MDR” listet auf einer “Korrekturen”-Seite chronologisch alle Fehler und Ungereimtheiten auf. Ein prinzipiell guter Ansatz findet der “Flurfunk Dresden”, der jedoch seine Schwächen habe: “Durch diese Auflistung erschafft der MDR eine hausinterne Hall of Shame. Einerseits mag der Ansatz löblich sein, offensiv mit seinen Fehlern umzugehen. Auf der anderen Seite macht man sich angreifbar, indem alle Fehler auf einer Seite gebündelt werden.” Und in der Tat, bei einigen der aufgelisteten Beispielen weiß man nicht, ob man lachen oder weinen soll.

5. Twitter gibt sich neue Hatespeech-Regeln. Das Problem liegt aber woanders.
(fearlessdemocracy.org, Kai Heiderich)
Kai Heiderich kommentiert auf “Fearless Democracy” Twitters neue Regeln im Umgang mit Hatespeech (“New Rules on Violence and Physical Harm”). Es stelle sich die Frage, was die Regeln in Deutschland wert seien. Heiderich ist skeptisch und verweist auf die knappen Personalressourcen Twitters in Deutschland: “Ein kleines Rumpf-Büro in Hamburg existiert zwar – dass von hier aus ein robuster Umgang mit den eigenen Hausregeln in Zukunft zu erwarten ist, bleibt abzuwarten.”

6. “Ich war in der Tat nicht auf Augenhöhe mit Frau Furtwängler”
(deutschlandfunk.de)
Claus Kleber hat sich im Juli 2017 im “heute journal” mit Maria Furtwängler über eine Studie unterhalten, nach der Frauen in den Medien unterrepräsentiert sind. Für seine von vielen als chauvinistisch empfundene Moderation bekam Kleber nun die “Saure Gurke” verliehen. Kleber sieht sich zu Unrecht am Pranger und lehnt die Annahme des Negativpreises ab.

„Krawall-Barbie“, Kein “Tod den Juden”, Pornhub und die “Krone”

1. Die „Krawall-Barbie“ der Bild-Zeitung beschäftigt den Presserat
(br.de)
Mit “Krawall-Barbie” überschrieb “Bild” das Foto einer jungen blonden Frau mit bauchfreiem Top, die während des G20-Gipfels im Juli in Hamburg randaliert haben soll. Beim Deutschen Presserat sind deshalb bislang fünf Beschwerden eingegangen. Juristen sehen in der Veröffentlichung von G20-Fahndungsfotos in den Medien eine mögliche „erhebliche Prangerwirkung“ für die abgebildeten Personen. Die Veröffentlichung derartiger Bilder “unterliegt immer einer sorgfältigen Abwägung zwischen dem Persönlichkeitsrecht des Betroffenen auf der einen Seite und der Pressefreiheit sowie dem Informationsinteresse der Öffentlichkeit auf der anderen Seite“, so der Berliner Presseanwalt David Geßner.

2. Massenhafte „Tod den Juden“-Rufe am Brandenburger Tor?
(uebermedien.de, Emily Dische-Becker)
Gab es wirklich massenhafte „Tod den Juden“-Rufe am Brandenburger Tor, wie vielfach in den Medien berichtet wurde? Emily Dische-Becker hat beim Reporter des Artikels nachgefragt, der die weitere Berichterstattung nach sich zog. Mit erschütterndem Ergebnis: “Bei einem späteren Gespräch sagt der Reporter, er habe den fertigen Artikel gar nicht gekannt, über dem sein Name steht und der so viele Reaktionen ausgelöst hat. Er habe die Beobachtung seinem Redaktions-Kollegen nur telefonisch mitgeteilt. Dass in dem Artikel davon die Rede war, dass 1500 Menschen minutenlang den Spruch skandierten, habe er nicht gewusst und es habe ihn überrascht. Das sei alles maßlos übertrieben.”

3. Zahl der Krimis soll nicht weiter steigen
(planet-interview.de, Jakob Buhre)
Vor wenigen Tagen fand in Berlin zum vierten Mal in diesem Jahr die “ZDF”-Pressekonferenz statt. ZDF-Intendant Thomas Bellut und ZDF-Fernsehratsvorsitzende Marlehn Thieme sprachen u.a. über steigende Personalausgaben trotz Personalabbau, Sportvielfalt im Programm, das Erreichen der Krimi-Grenze und Mitgliedschaften von Mitarbeitern.

4. “Am Gängelband der Politik”
(deutschlandfunk.de, Isabelle Klein)
Der Chefredakteur der Wochenzeitung “Falter”, Florian Klenk, ist wenig optimistisch, was die Zukunft des Journalismus in Österreich anbelangt. Er fürchte, die Medien könnten ihrer kritischen Rolle bei der neuen Regierung nicht nachkommen, sagte Klenk im Deutschlandfunk.

5. Neues aus dem Fernsehrat (19): Fünf Wünsche ans öffentlich-rechtliche Christkind
(netzpolitik.org, Leonhard Dobusch )
Leonhard Dobusch hat in einer Art weihnachtlichem Wunschzettel ans “öffentlich-rechtliche Christkind” einige Dinge notiert, die ARD, ZDF und Co im Netz auch ohne neues Gesetz tun könnten, bislang aber nicht tun. Die Überschriften lauten Open-Source-Kooperation bei Mediathekentwicklung, Personalisierung bei Mediatheken, Open Data and Transparenzoffensive, weniger Geoblocking und Creative Commons für Eigenproduktionen ohne Fremdmaterial.

6. Pornhub braucht halben Strom von Temelín: “Krone” verrechnete sich
(derstandard.at, Georg Pichler)
Die amerikanische Zeitschrift “The Atlantic” hat sich mit dem wachsenden Stromverbrauch durch Streamingdienste beschäftigt. Ein Forscher hat dazu in einer Beispielrechnung den Stromverbrauch der Porno-Plattform “Pornhub” kalkuliert. Die österreichische “Krone” schrieb daraufhin, “Pornhub” würde im Jahr so viel Strom verbrauchen, wie das Land Luxemburg insgesamt. Zudem könne der Verbrauch das tschechische Atomkraftwerk Temelín zur Hälfte auslasten. Beides war allerdings komplett falsch. Die Krone hatte augenscheinlich eine Komma- mit einer Tausenderstelle verwechselt.

Mesale Tolu halbfrei, Goldener Günter, Zurückgedöpfnert

1. „Ich bin müde, aber glücklich“
(faz.net)
Die Journalistin Mesale Tolu wurde gestern in der Türkei nach mehr als sieben Monaten Untersuchungshaft freigelassen. Eine Entlassung mit Komplikationen: Trotz der gerichtlichen Anordnung wurde sie zunächst in einer Polizeiwache in Istanbul festgehalten. Außerdem erfolgte die Freilassung nur unter Auflagen: Tolu muss sich jeden Montag bei den Behörden melden. Außerdem wurde ein Ausreiseverbot gegen sie verhängt.
Dazu auch: Mesale Tolu bleibt politische Geisel (Reporter ohne Grenzen)

2. Der Goldene Günter 2017 für die Peinlichkeiten des Jahres
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Die Redaktion des Medienmagazins “dwdl.de” kürt die Peinlichkeiten des vergangenen Medienjahres mit einem Negativ-Preis: dem “Goldenen Günter”. Hintergrund der seit 2008 vergebenen Auszeichnung sei eine Aussage des ehemaligen ARD-Programmdirektors Günter Struve. Dieser hatte eine Sendung mit der Künstlerin Lady Bitch Ray als “ziemlich ui-jui-jui” bezeichnet. Diesmal unter den würdigen Gewinnern: Der ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende Thomas Ebeling, eine pampige Stellungnahme des Sky-Kundenservice, eine „TV Movie“-Filmkritik ohne Sichtung des Films, Mehmet Scholl, der Discovery Channel sowie ein homophober Kommentar. (In einer Bilderstrecke lassen sich Gewinner und Begründungen durchklicken.)

3. “Trump lässt sich eine gute Story nicht durch Fakten kaputtmachen”
(sueddeutsche.de, Jannis Brühl)
Aaron Sharockman ist der Chef der Faktencheck-Webseite “Politifact” und hat in den vergangenen sieben Jahren allerhand an Lügen erlebt. Im Interview erzählt er von seinen Lieblingslügen und warum Politiker immer dreister flunkern.

4. Polnische Medien-Startups füllen wichtige Nische aus
(de.ejo-online.eu, Paulina Pacula)
In Polen kam es in den letzten Jahren zur Gründung einiger unabhängiger Medieninitiativen. Das “Europäische Journalismus-Observatorium” (EJO) hat sechs dieser Startups untersucht: Wie finanzieren sich diese Projekte? Wie erreichen sie Rezipienten? Und wie innovativ sind sie im Hinblick auf die Herausforderungen des Medienmarktes?

5. Weltweit 65 Medienschaffende getötet
(reporter-ohne-grenzen.de)
2017 wurden weltweit mindestens 65 Journalisten, Bürgerjournalisten und andere Medienmitarbeiter in direktem Zusammenhang mit ihrer Arbeit getötet. Das geht aus der Jahresbilanz der Pressefreiheit hervor. 326 Medienschaffende weltweit sind zum Jahresende wegen ihrer Tätigkeit in Haft. Knapp die Hälfte von ihnen sitzt in nur fünf Ländern im Gefängnis: in China, der Türkei, in Syrien, dem Iran und Vietnam.

6. “Keiner will den Öffentlich-Rechtlichen Textelemente verbieten”
(deutschlandfunk.de, Stefan Koldehoff)
Der Axel-Springer-Chef und Anführer der Zeitungsverleger Mathias Döpfner stört sich am konkurrierenden Textangebot der Öffentlich-Rechtlichen und spricht auch gerne mal von “Staatspresse”. Das Deutschlandfunk-Gespräch mit ihm hat ein geradezu episches Ende: “Und wenn unser Interview gleich beendet ist und gesendet dann auch, dann nicht abtippen, nicht zusammenfassen, sondern einfach nur ein Bild von Ihnen, eine Überschrift und einen Audiobutton?” Döpfner daraufhin: “Vielleicht ein kleiner hinführender Text, der so ein bisschen zusammenfasst, was wir besprochen haben, und dann der Hinweis auf unsere Sendung, genau, ja.”
Spoilerwarnung: Der Deutschlandfunk hat seinem Wunsch nicht entsprochen.

Neurechte Amerika-Connection, Bio-Hartz-4, Russlandkritikstreuer BND

1. Die Amerika-Connection der Neuen Rechten
(zeit.de, Nico Schmidt)
Seit fünf Jahren gibt es die Seite “Journalistenwatch”, die von der rechten Wochenzeitung “Junge Freiheit” als “BILDblog von rechts” bezeichnet wurde. (Wir mussten beim Lesen spontan husten…) Nico Schmidt hat sich die einflussreiche Plattform der Neuen Rechten näher angeschaut und ist auf einen Geldgeber jenseits des Atlantiks gestoßen: den US-amerikanischen und proisraelischen Thinktank “Middle East Forum”. Dessen finanzielle Förderung ist nicht unumstritten. Auch die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, äußert Kritik.

2. Bundesnachrichtendienst streute heimlich Russland-Kritik unter Medien
(tagesspiegel.de, Jost Müller-Neuhof)
Der Bundesnachrichtendienst (BND) bestätigte dem “Tagesspiegel” gegenüber, dass er ausgewählte Journalisten heimlich mit russlandkritischen Informationen und Einschätzungen versorgt habe, bevor er mit dem Thema selbst an die Öffentlichkeit gegangen sei. Sogenannte Hintergrundgespräche gehören nicht nur zur Informationspraxis der Nachrichtendienste, sondern von Regierung und Bundesbehörden insgesamt. Eine Praxis, die der Verfasser des “Tagesspiegel”-Beitrags Jost Müller-Neuhof gerade gerichtlich klären lässt.

3. “Nicht akzeptabel”: Buchverlage laufen Sturm gegen ab Januar kostenpflichtiges „Spiegel Bestseller“-Logo
(meedia.de, Alexander Becker)
Bei der Verwendung des “Spiegel-Bestseller”-Logos auf Büchern sah der Deal bislang folgendermaßen aus: Die Verlage profitieren von der Reputation des “Spiegel und dieser ist mit seinem Logo zigmillionenfach im Buchhandel präsent. Diese Win-win-Situation soll sich nun verschieben, denn der “Spiegel” will künftig Lizenzgebühren für die Verwendung des Labels kassieren. Auf die größten Verlagsgruppen können da zusätzliche 250.000 Euro bis eine Million Euro pro Jahr zukommen.

4. Der Nutzer als Jurist: Twitter rollt Meldesystem für das NetzDG aus
(netzpolitik.org, Markus Reuter)
Das Netzwerkdurchsetzungsgesetz ist wegen möglicher Beschränkungen der Meinungsfreiheit umstritten. Die kleinen Parteien FDP, Linke und AfD wollen es sogar kippen. Ein Teil des neuen Gesetzes: Die großen Plattformen werden dazu verpflichtet, ein Beschwerdesystem einzurichten. Twitter hat dies nun getan. Um es zu bedienen, sollte man jedoch zumindest juristische Vorkenntnisse mitbringen

5. Wozu noch Bibliotheken?
(deutschlandfunk.de, Michael Knoche)
Michael Knoche – bis 2016 Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar – schreibt in seinem umfassenden Essay über die Herausforderungen des Internets, unvorstellbare Kosten von wissenschaftlichen Publikationen, den Mehrwert durch Verlage und über Sinn und Grenzen von Open-Access-Systemen. Und endet mit einem Wunsch: “Die Idee der Bibliothek wird mit den Chancen, die die elektronischen Medien bieten, noch machtvoller werden. Wichtig ist jetzt, dass in Deutschland die politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, die für das Gedeihen der Bibliotheken nötig sind. Die Merkmale des Internets sind Flüchtigkeit, Nicht-Hierarchie, Ubiquität und Vernetzbarkeit von allem und jedem. Die Merkmale von Bibliotheken sind Dauer, Ordnung, Kontext und Konzentration. Gepriesen sei die Zeit, die über beides verfügt und es kombinieren kann.”

6. Das schöne Bio-Leben mit Hartz IV
(taz.de, Jörg Wimalasena)
TV-Koch Tim Mälzer hat im “Lebensmittel-Check” (ARD) mit einer gut situierten Familie eine Pseudo-Lebenswirklichkeit simuliert, in der der Hartz-IV-Satz sogar für gute Bio-Lebensmittel ausreicht: “Einmal mit dem Rucksack durch Südamerika reisen oder Freiwilligendienst im indischen Slum sind als Mittelschichtfantasie wohl nicht mehr gefragt, da ist es wohl aufregender, für einen selbstverständlich begrenzten Zeitraum das entbehrungsreiche Leben der Abgehängten zu imitieren. Es ist ein Hartz-IV-Experiment im Sandkasten, frei von allen sozialen Härten, mit denen Betroffene sonst zu kämpfen haben.”

US-Netzparteilichkeit, Schlapphut-Niederlage, WDR-Liebeskummer

1. Schwarzer Tag fürs Internet: USA demolieren Netzneutralität
(netzpolitik.org, Tomas Rudl)
Bislang galt in den USA die Netzneutralität, die sicherstellte, dass Netzbetreiber weder den Zugang zu legalen Inhalten drosseln oder blockieren noch “Überholspuren” einrichten konnten. Damit ist es nun vorbei: Die “FCC” (“Federal Communications Commission”) hat die Netzneutralitätsregeln abgeschafft. Tomas Rudl kritisiert die Entscheidung: “Das Internet droht, jedenfalls in den USA, zu einem Produkt zu verkümmern, das eher dem Kabel-TV gleicht als dem bisherigen, offenen Netzwerk. In Anbetracht der erheblichen Marktkonzentration im Telekommunikationssektor, die US-Nutzern jetzt schon nur wenige Auswahlmöglichkeiten lässt, sind das keine guten Aussichten.”

2. Wegweisendes Urteil gegen den BND
(reporter-ohne-grenzen.de)
Das Bundesverwaltungsgericht gab einer Klage der “Reporter ohne Grenzen” statt: Ab sofort darf der Bundesnachrichtendienst (BND) keine Verbindungsdaten aus Telefongesprächen der Organisation in seinem Metadaten-Analysesystem “VerAS” speichern. Auf Seiten der “Reporter ohne Grenzen” zeigt man sich hocherfreut: “Das Urteil ist ein historischer Erfolg für Reporter ohne Grenzen, weil es uns gelungen ist, dem BND Grenzen aufzuzeigen. Gleichzeitig stärkt es unsere Arbeit, denn verfolgte Journalisten aus autoritären Staaten wie Usbekistan oder China müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Kommunikation mit uns vertraulich bleibt.”

3. WDR-Redakteure enttäuscht: Wo ist Buhrows Liebe hin?
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Nachdem WDR-Intendant Tom Buhrow angekündigt hat, auf Wunsch der Verleger das Textangebot runterzufahren, rumort es im Sender. Die Redakteursvertretung beklage insbesondere den Kommunikationsstil und fühle sich schlecht informiert. Für zusätzliche Empörung sorge eine kursierende Mail, die Zeichenbegrenzungen vorgibt und bei Überschreitung mit “persönlichen Konsequenzen” droht.

4. Storify macht dicht und löscht alles
(schmalenstroer.net)
“Storify” ist ein vielgenutztes Tool, mit dem man Beiträge aus Sozialen Medien sammeln und zu einer Geschichte bündeln kann. Doch damit ist bald Schluss: Der Dienst wird in wenigen Monaten abgeschaltet. Für Michael Schmalenstroer der Anlass, den Einsatz derartiger Dienste grundsätzlich in Frage zu stellen: “Statt einem Storify hätte man auch ein normales Blog mit eingebundenen Tweets nutzen können. Dann ist man nicht von einem Dienstleister abhängig, der je nach wirtschaftlicher Lage den Dienst einfach einstellt. Wer seinen Krams selbst hostet und darauf aufpasst, wird keine bösen Überraschungen erleben. Gebt nicht die Kontrolle über eure Inhalte ab, denn kein Anbieter hat sich dieses Vertrauen verdient!”

5. Position beziehen — Nicht nur, aber auch auf der Buchmesse
(verlagegegenrechts.wordpress.com)
Auf der Leipziger Buchmesse werden erneut das “Compact Magazin” und die “Junge Freiheit” anzutreffen sein: “Compact”-Chef Jürgen Elsässer habe davon gesprochen, dass er die Leipziger Buchmesse “für die Meinungsfreiheit zurückerobern” wolle. Die Initiative #verlagegegenrechts will den Auftritt der Rechten nicht unwidersprochen lassen: “Wir werden unsere Ablehnung rechter Ideologien sichtbar machen. Wir werden mit möglichst vielen Menschen in den Dialog treten und eine Veranstaltungsreihe an verschiedenen Orten auf der Messe und in Leipzig präsentieren. Wir werden uns dem medialen Aufmarsch der Rechten entgegenstellen. Ohne ihnen eine Bühne zu bieten.”

6. Jahresrückblick 2017
(trends.google.de)
Wonach haben die Deutschen 2017 gesucht? Google führt im Jahresrückblick die wichtigsten Suchbegriffe auf und verrät, welche Was-, Wo- und Warum-Fragen die Deutschen am häufigsten gestellt haben. In den Top-Platzierungen Fragen wie: “Was ist ein Schuppentier?”, “Warum ist Butter so teuer geworden?” und “Wo befindet sich der Hubraum?”

Demenz-PR im SWR?, WDR-Duckmäuser, Flop-Parade 2017

1. Verdeckte PR im SWR? Demenz-Doku des ARD-Senders verbreitet falsche Fakten und Heilversprechen der Industrie
(meedia.de, Cornelia Stolze)
Die Wissenschaftsjournalistin Cornelia Stolze ist entsetzt über eine 45-minütige Demenz-Doku des SWR. Der Film enthalte falsche Fakten und zeichne ein völlig verzerrtes Bild von Demenz. Der Autor des Beitrags, Lothar Zimmermann, übernehme un­hin­ter­fragt das Narrativ der Arzneimittelindustrie: “Unklar ist, ob Zimmermanns Irreführung allein auf mangelnder Recherche basiert. Fest steht nur: In dem gesamten 45-minütigen Beitrag kommt kein einziger unabhängiger Experten zu Wort. Alle Mediziner und Forscher, die Zimmermann interviewt und um die Vermittlung von Patienten gebeten hat, weisen enge Verbindungen zur Pharmaindustrie und damit massive Interessenkonflikte auf.”

2. Wenn Medien Täter machen
(deutschlandfunk.de, Manfred Götzke)
Die Berichterstattung über Pädophilie wird von Experten als problematisch erachtet. Viele Journalisten würden Pädophilie mit Kindesmissbrauch gleichsetzen. Das sei falsch und könne fatale Folgen haben. Aus der klinischen Erfahrung sei bekannt, dass 60 Prozent der Kindesmissbrauchstäter nicht pädophil seien. Umgekehrt sei nicht jeder Pädophile potentiell ein Kindesmissbrauchstäter. Wünschenswert sei eine unvoreingenommenere, differenziertere Berichterstattung.

3. Zu hoch, zu schnell, zu weit?
(de.ejo-online.eu, Felix Simon)
Das “Reuters Institute for the Study of Journalism” hat die Situation digitaler Medienunternehmen wie “BuzzFeed” und “Vice” untersucht. Trotz des rasanten Wachstums in der Vergangenheit sehe die Zukunft für die Unternehmen eher düster aus, auch wegen der starken Abhängigkeit von digitaler Werbung als Haupteinnahmequelle. Der digitale Journalismus ähnele einer Blase, in der die meisten Anbieter weiterhin unter Verlusten operieren würden: “Die Blase wird schlussendlich platzen, wenn diese Unternehmen keine nachhaltigeren Geschäftsmodelle finden.”

4. In der Welt mitreden
(taz.de, Daniel Bouhs)
Deutsche Medien spielen im internationalen Journalismus kaum eine Rolle. Daniel Bouhs berichtet über die Anstrengungen einiger deutscher Medienhäuser, den Anschluss an das globale Geschäft zumindest nicht ganz zu verlieren.

5. Die große Online-Defensive des WDR
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Der WDR reduziert in einer Art freiwilligen Selbstverpflichtung die Textanteile seiner Internetseiten und kommt damit einem Wunsch der Zeitungsverleger nach. Stefan Niggemeier kommentiert: “Es ist eine merkwürdig duckmäuserische Haltung und eine merkwürdige Missachtung der Beitragszahler. Denn die haben ein Recht, für das Geld, das sie zahlen, den bestmöglichen öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu bekommen — und nicht eine Version, die unter Berücksichtigung kommerzieller Interessen entsprechend abgespeckt ist.”

6. Flop-Parade 2017: Die größten Misserfolge des Jahres
(dwdl.de, Uwe Mantel)
Auf stolze 80 TV-Misserfolge ist Uwe Mantel in seiner “Flop-Parade 2017” gekommen. Es ist eine Galerie des Grauens geworden, durch die man sich durchklicken kann. Entsprechende Leidensbereitschaft vorausgesetzt.

Reporterpreis, Medien als AfD-Helfer, Morrissey-Audiomitschnitt

1. Deutscher Reporterpreis 2017 in Berlin verliehen
(reporter-forum.de)
In Berlin wurde zum neunten Mal der “Deutsche Reporterpreis” verliehen. Bei einer festlichen Gala im “Tipi am Kanzleramt” wurden die beste Reportage ausgezeichnet, das beste Interview gekürt und viele weitere Preise vergeben. Auf der “Reporter-Forum”-Seite werden die Preisträger und Nominierten aufgeführt. Aber nicht nur das — alle Texte sind als PDFs verknüpft. Also am besten die Seite bookmarken, sie ist ein Schatz an guten Geschichten. Weiterer Lesehinweis: Der Beitrag “Das ewige Immerhin” über das Geschlechterverhältnis im Journalismus und beim “Reporterpreis” (“taz”).

2. Wenig auf Abruf
(sueddeutsche.de, Christoph Fuchs)
Das EU-Parlament beschäftigte sich mit der Frage, ob Sendungen und Filme europaweit verfügbar sein sollen. Dabei geht es um Werte wie Verbraucherfreundlichkeit, aber auch um finanzielle Interessen, denn die Filmindustrie sorgt sich um ihre Einnahmen. Letztere hat nun einen Teilsieg errungen. Der aktuelle Beschluss sieht vor, dass nur Nachrichten und einige aktuelle Sendungen überall in der EU abrufbar sein sollen. Filme, Serien oder Dokus sollen auch künftig nicht ohne Weiteres zugänglich sein.

3. So einfach bringt die AfD ihre Themen in die Nachrichten
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier greift eine “dpa”-Meldung heraus, um zu zeigen, wie einfach es für die AfD ist, ihre Themen in die Nachrichten zu bringen. Es geht um eine parlamentarische Anfrage eines AfD-Abgeordneten über sich angeblich in fremder Sprache unterhaltende Polizisten und die Antwort des Berliner Senats, die von den Medien hoffnungslos aufgebauscht wurde. Niggemeier schreibt: “Es geht, wohlgemerkt, nicht darum, irgendwelche Informationen zu unterdrücken. Aber wirkliche Informationen liegen gar nicht vor. Medien hätten aus Anlass der Anfrage versuchen können zu recherchieren, wie verbreitet dieses Phänomen ist. Aber sie machen schon aus der Frage und der offiziellen Antwort eine Nachricht — und erzählen so, gewollt oder ungewollt, die AfD-Geschichte von einer Polizei, in der sich Migranten so unterhalten, dass deutsche Kollegen und Betroffene sie nicht verstehen können.”

4. Was vom investigativen Journalismus bleibt
(de.ejo-online.eu, Christian Hetzenauer & Katharina Maier & Josef Trappel)
Die Wirkkraft von “Panama Papers” und “Paradise Papers” war begrenzt: Das Interesse der Leser an den aufwändig aufgearbeiteten Leaks flaute bereits nach kurzer Zeit ab. Damit bleiben die Werbeerträge aus, und Investigativjournalismus droht zum Minusgeschäft zu werden. Auf investigativen Journalismus ganz zu verzichten, sei für Demokratien jedoch keine Option, finden die Autoren und bringen eine staatliche Förderung ins Spiel.

5. Die gespaltene Persönlichkeit
(deutschlandfunk.de, Michael Borgers)
Journalisten schätzen den Austausch auf Twitter. Doch die private Meinung von beruflicher Kommunikation zu trennen, ist manchmal nicht einfach. Manche Journalisten lösen das durch das Anlegen von zwei Twitterprofilen, manche fügen den Zusatz “hier privat” an. Doch eine glasklare Trennung ist schwer bis unmöglich. Michael Borgers hat sich für den “Deutschlandfunk” in der Branche umgeschaut und stellt ein paar Vorgehensweisen vor.

6. Der Audiomitschnitt zum SPIEGEL-Interview mit Morrissey
(spiegel.de)
Der britische Sänger Morrissey behauptet auf Facebook, dass er seine kontroversen Äußerungen im “Spiegel”-Interview so nie gemacht hat. Es geht dabei unter anderem um Aussagen zu Trump, den Brexit und die #MeToo-Debatte. Der “Spiegel” hat daraufhin das Gespräch online gestellt, “auch, wenn es aus unserer Sicht selbstverständlich ist, dass im SPIEGEL veröffentlichte Interviews keine falsch oder irreführend wiedergegebenen Zitate enthalten.”

Distanzloser Sportjournalist, Kampf der Fußkranken, Wahlhelfer Facebook

1. Der distanzlose Sportjournalist
(taz.de, Jürn Kruse)
Ein Sportmoderator eines öffentlich-rechtlichen Fernsehsenders richtet ein Sportevent aus, über das er oder sein Arbeitgeber später eventuell berichten wird. Diese Entwicklung zeichnet sich gerade beim MDR ab. Jürn Kruse kommentiert: “Fassen wir zusammen: Einer der bekanntesten Moderatoren des MDR, der regelmäßig über Wintersport berichtet, lernt bei dem Verband, über den er doch kritisch berichten soll, wie man ein solches Event organisiert, macht das dann — und beim MDR finden das die EntscheiderInnen völlig okay.” Weiterer Lesetipp: “Vom Sportjournalist zum Sportveranstalter” (“Deutschlandfunk”).

2. Facebook als mächtiger Helfer
(faktenfinder.tagesschau.de, Max Muth)
In Zukunft werden Wahlkämpfe verstärkt digital stattfinden. Eine immer wichtiger werdende Rolle spielt dabei Facebook. Spezialisierte Firmen helfen den Parteien bei der Gestaltung ihrer Kampagnen. Dabei geht es um “Lookalike Audiences”, “Microtargeting” und umstrittene Werbeformen wie die “Dark Ads”.

3. Mit weniger Wortanteil den Journalismus retten
(blog-cj.de, Christian Jakubetz)
Christian Jakubetz kommentiert das Gerangel von Öffentlich-Rechtlichen und Verlagen um Wortanteile und Leistungsschutzrecht: “Verlage und öffentlich-rechtliche Sender, zwei, bei denen es in den kommenden Jahren vor allem um Existenzgrundlagen und Legitimationsdebatten gehen wird — ausgerechnet die zwei also spielen Kleinkrieg gegeneinander, anstatt darüber nachzudenken, dass sie sich möglicherweise gemeinsam gegen ganz andere Bedrohungen wappnen müssten”. Weiterer Lesetipp: “‘Ich wollte nicht warten, bis der WDR verklagt wird'” (“Deutschlandfunk”).

4. Weltkarte und Schaukelstuhl
(sueddeutsche.de, Caspar Busse)
Über Jahrzehnte versorgte der Filmhändler Leo Kirch die Fernsehsender mit Inhalten und baute damit ein Medienimperium auf. Doch auf den rasanten Aufstieg folgte der jähe Absturz. Der heute Abend ausgestrahlte Film (ZDF, 22:45 Uhr) geht dem Phänomen Leo Kirch nach und lässt Zeitzeugen zu Wort kommen. Caspar Busse findet es bemerkenswert, dass gerade das ZDF diese Dokumentation zeigt. Mit dem öffentlich-rechtlichen Sender habe der eigentliche Aufstieg Kirchs begonnen: “Er kam “wie ein fahrender Händler” und verkaufte den Mainzern das, was die so dringend brauchten: Filme und Serien. Die Abhängigkeit war hoch, zeitweise stammte ein Drittel des ZDF-Programms aus dem Hause Kirch, der daran wiederum sehr, sehr gut verdiente.”

5. Journalismus direkt vom Erzeuger
(journalist-magazin.de, Kathi Preppner)
Das Projekt “RiffReporter” will freien Journalistinnen und Journalisten eine Publikationsplattform für ihre Inhalte bieten, samt Community und Erlösmodell. Die Finanzierung soll über eine Umsatzbeteiligung sowie über private und institutionelle Förderer erfolgen. Die Gründer haben dafür den “#Netzwende-Award” erhalten, einen Medienpreis, der von “Vocer” in Kooperation mit dem “Spiegel”, der August-Schwingenstein-Stiftung, der Rudolf-Augstein-Stiftung und der “Zeit”-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius verliehen wird.

6. Das waren die erfolgreichsten Instagram-Werbeposts im November
(horizont.net, Katharina Brecht)
“Horizont” hat 50.000 deutsche Instagramkanäle auf Werbe-Postings durchsuchen lassen und die ermittelten Werbe-Posts ausgewertet. Die Rangliste zeigt, wie wichtig der Einsatz von zufällig eingestreuten Emojis ist und bietet einen guten Überblick über den derzeitigen Stand in Sachen photoshopgestützte Bildmanipulation in der Porträtfotografie.

Yücel-Post, Vorauseilende Einschüchterung, Seelenkraft

1. “Wir sind ja nicht in einer lustigen Netflix-Serie”
(welt.de, Deniz Yücel)
Seit 300 Tagen sitzt der Journalist Deniz Yücel nun bereits ohne Anklage in einem türkischen Gefängnis. In einem offenen Brief schildert er seinen Alltag und die Umstände seiner Haft. Post erreicht ihn sporadisch, wenn sie die anstaltseigene “Brief-Lese-Kommission” an ihn weiterleitet. Da Yücel seinen Briefschreibern nicht direkt antworten kann, ist sein Bericht eine Art Sammelantwort geworden, voller Witz, Charme und Liebenswürdigkeit. Weiterer Lesetipp: “Mehr als 200 Prominente fordern Freiheit für Deniz Yücel” (“SZ”).

2. Vorauseilende Einschüchterung
(journalist-magazin.de)
Noch während der Recherche des “Mindener Tageblatts” über einen Streit zwischen den Mietern einer Wohnungssiedlung und einer Immobilienfirma, trudelte ein “presserechtliches Informationsschreiben” des Anwalts der Immobilienfirma ein. Derlei Einschüchterungsversuche seien kein Einzelfall, so Anja Westheuser, Justiziarin beim Hamburger Landesverband des “Deutschen Journalisten-Verbands”. Sie rät davon ab, als juristischer Laie selbst auf solche Schreiben zu reagieren.

3. Vom Sportjournalist zum Sportveranstalter
(deutschlandfunk.de, Daniel Bouhs)
“Bei allzu begeisterten Sportjournalisten sprechen Kritiker gerne von Fans, die es hinter die Absperrungen geschafft haben. Bei René Kindermann lässt sich ergänzen: Er baut diese Absperrungen nun sogar selbst auf.” Daniel Bouhs berichtet über einen geschäftstüchtigen Sportjournalisten, der gleichzeitig Sportveranstalter ist, und stellt die Fragen nach der Grenzziehung.

4. Traumberuf Antexter: Mann nimmt Buch aus Regal
(dwdl.de, Hans Hoff)
Hans Hoff beschäftigt sich in seiner Kolumne mit den sogenannten Antextbildern. Er kann auf entsprechende Praxiserfahrung zurückgreifen und stand selbst schon im Mittelpunkt eines Antextbilds. Einst war ein Kamerateam bei ihm zu Gast und der Autor des Fernsehbeitrags wünschte sich eine entsprechende Inszenierung: “Er meinte, ich sollte doch nicht nur lesen, sondern auch mal umblättern. Sensationell. Ich tat wie mir befohlen und blätterte um. Ich stellte mir vor, dass ich möglicherweise später mal in Geschichtsbüchern verzeichnet werde, als erster “Mann blättert Zeitung um”-Protagonist. Leider schaffte es mein Umblättern aber dann doch nicht in den fertigen Beitrag.”

5. Medienhäuser in der digitalen Unterwelt
(nzz.ch, Stefan Mey)
Das Darknet genießt einen eher zweifelhaften Ruf, denn es wird auch als Handelsplatz für Drogen und Waffen genutzt oder dient zur Anbahnung anderer krimineller Aktivitäten. Doch es kann auch andere Gründe geben, sich auf die andere Seite des Internets zu begeben, zum Beispiel um Zensur zu umgehen oder zum Schutz vor Überwachung. Nun ist auch die “New York Times” im Darknet erreichbar. Ein kleiner Schritt für die Zeitung, jedoch ein Meilenstein fürs Darknet, wie Stefan Mey auf nzz.ch findet.

6. Kolumnen, angetrieben von der nie versiegenden Seelenkraft
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Stefan Niggemeier liest gelegentlich die “Bild”-Kolumne von Peter Bachér, dem mittlerweile 90-jährigen ehemaligen Chefredakteur von “Bild am Sonntag” und “Hörzu”. Dabei ist Niggemeier etwas aufgefallen, was er nur durch viel Seelenkraft bewältigen konnte.

Eingeknickt, Briefmarken für Dummies, Endlosschleife

1. Weniger Text, mehr Bild
(taz.de, Daniel Bouhs)
ZDF und WDR haben offenbar auf die Kritik des Verleger-Chefs Mathias Döpfner reagiert und schränken den Textanteil auf ihren Startseiten ein. Daniel Bouhs wirft einen Blick auf das Thema, bei dem sich ein immer deutlicherer Riss durch die Öffentlich-Rechtlichen zeige — zwischen Textanhängern und Textvermeidern. Im Frühjahr könnte es zu einem neuerlichen Showdown kommen. Dann wollen die Ministerpräsidenten neue Spielregeln beschließen.

2. Der Facebook-Jahresrückblick 2017
(de.newsroom.fb.com)
Facebook betrachtet in seinem Jahresrückblick die “Momente des Jahres, die Menschen in Deutschland und auf der ganzen Welt bewegt und bei denen sie sich gegenseitig unterstützt haben”. Diese Momente zeichnen sich durch eine recht unterschiedliche inhaltliche Tiefe aus: Auf den ersten drei Plätzen rangieren der G20-Gipfel, der Tod von “Linkin Park”-Sänger Chester Bennington und das Programmupdate für “Final Fantasy XV” … Ein weiterer Teil des Jahresrückblicks: der sogenannte “Safety Check” und Spendenaktionen.

3. Wir brauchen eine Algorithmen-Ethik – Interview mit Konrad Lischka
(dirkvongehlen.de)
Konrad Lischka beschäftigt sich im Projekt “Algorithmenethik” mit den gesellschaftlichen Folgen algorithmischer Entscheidungsfindung. Im Mailinterview mit Dirk von Gehlen spricht er darüber, ob Algorithmen gut oder böse sind, woher das schlechte Image rührt und warum wir eine Ethik für Algorithmen brauchen.

4. BILD-Zeitung: Geschäft mit Briefmarken für Dummies
(spiesser-alfons.de)
“Spießer Alfons” ist über eine “Bild”-Aktion gestolpert. Das Blatt bietet seinen Lesern unter der Überschrift “Anpfiff für das Briefmarken-Wunder von Bern” 11.111 “exklusive” Briefmarkenbögen an. Die Exklusivität ist jedoch relativ, denn jeder kann sich derlei Privatdrucke von der Post herstellen lassen. Außerdem ist der Spaß nicht billig: Für den Gesamtportowert von 7,70 Euro seien 24,99 Euro für die “Bild”-Version fällig.

5. Stille Post
(sueddeutsche.de, Julian Hans)
In Russland lastet auf den traditionellen Medien ein großer Druck. Julian Hans berichtet auf Süddeutsche.de von einer alternativen, aber nicht unumstrittenen Informationsquelle: Dem Messengerdienst “Telegram”. Das Whatsapp-ähnliche Programm bietet Kanäle, über die Nachrichten, Gerüchte und Falschmeldungen verbreitet werden. Der riesige Erfolg der Chat-Nachrichten sei nicht verwunderlich: Je stärker die traditionellen und inzwischen auch die Sozialen Medien in Russland unter Druck geraten, desto beliebter würden derlei Schlupflöcher.

6. 600.000 Gefangene
(couchblog.de, Nico Brünjes)
Nico Brünjes fragt sich in der heutigen Ausgabe des “Rantventskalenders”, wie es sein kann, dass sich immer noch 600.000 Leute in der virtuellen Parallelwelt von “Second Life” tummeln: “Man muss sich natürlich ernsthaft fragen: was machen die da? Möglicherweise ist dort ja die Zeit stehen geblieben, Trump, Klimawandel, Koalitionsverhandlungen, alles kein Thema in Second Life. Nur 600.000 Leute die sich gegenseitig dabei stalken, wie sie in einer Endlosschleife gegen einen virtuellen Laternenpfahl laufen.”

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