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ARD/ZDF-Onlinestudie 2007
(ard.de)
Über 40 Millionen Deutsche im Netz – Bisher nur eine Minderheit im “Mitmachnetz” Web 2.0 aktiv.
Mehr dazu auf www.ard-zdf-onlinestudie.de.

Kalte Fakten aus dem Knast
(sueddeutsche.de, Gunnar Herrmann)
Schweden hat einen TV-Skandal: Ein Reporter, bekannt für das Aufdecken von Justizirrtümern, soll Straftätern Berichterstattung versprochen haben – gegen Geld.

Wahrheitssuche statt Wahrheitsdiktat
(medienspiegel.ch, Peter Studer)
Der Präsident des Schweizer Presserats beleuchtet das “Schreiben, was ist”-Motto der Weltwoche.

?Google ist wie ein guter Freund?
(politik-digital.de)
Am 04. September2007 war Stefan Zwierlein vom Google Watch Blog zu Gast in der Blogsprechstunde von politik-digital.de und den Blogpiloten. Im Chat sprach er über die Beeinflussung von Lesern, die Angst vor Datenmissbrauch und kommende Dienste von Google.

Berliner Orgie
(plastikmaedchen.net)
In seinen ursprünglich für die Boulevardzeitung B.Z. verfassten Bordell-Tests entpuppt sich Thomas Brussig nicht nur als talentfreier Autor, sondern auch als rassistischer Sexist.

SpOn von Titanic-Agenten unterwandert?
(spreeblick.com)

Vorwärts in die Vergangenheit

Der RAG-Konzern, Hauptsponsor von Borussia Dortmund, wird nächste Woche seinen neuen Namen und sein neues Logo vorstellen. Das Ausrufezeichen, das seit über einem Jahr als Platzhalter auf den BVB-Trikots prangt, wird dann durch dieses neue Logo ersetzt.

“Bild” enthüllt heute “exklusiv”, dass das neue Logo die Farbe Purpur enthalten wird, lässt einen der Verantwortlichen schwärmen, wie sehr Kombination Purpur und Schwarz-Gelb auf den Trikos “knallt”, und demonstriert es gleich mit einer Fotomontage:

Sehr eindrucksvoll. Blöd nur, dass Alexander Frei “künftig” garantiert nicht so jubeln wird — egal, wie das Logo letztendlich aussehen sollte. Das (unter Fans heftig umstrittene) gelb-weiße Trikot trugen die Dortmunder nur in der Saison 2006/2007; das aktuelle, auf dem das neue Logo ab dem Spiel gegen Werder Bremen am 14. September prangen soll, sieht ganz anders aus.

Danke an Christian V.!

Nachtrag 5. September: Mehrere Leser haben uns darauf hingewiesen, dass im “Bild”-Artikel ein weiterer Fehler versteckt ist:

Im alten Rom durfte übrigens nur der Imperator Julius Caesar ein mit Purpur gefärbtes Gewand tragen

Offenbar hat man da den Caesar und den gleichnamigen Herrschaftstitel verwechselt, denn Purpur durfte längst nicht nur der olle Julius tragen.

Nachtrag 12. September: Und wie weit “Bild” mit der Fotomontage vom richtigen Endergebnis entfernt lag, kann man sich seit heute selbst ansehen.

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Im Netz liegt die Zukunft des Gedruckten (+)
(eurotopics.net, Thomas Mrazek)
Die Online-Offensive kommt den Internet-Nutzern zugute – doch wie sieht die Zukunft der Medien aus? Eine Bestandsaufnahme von Thomas Mrazek mit Blick in die Zukunft.

“Hmpf”
(sueddeutsche.de, Nicola Holzapfel)
Vor dem Bildschirm verliert der Mensch die Kontrolle über sein Sprechorgan. Er gibt plötzlich die unglaublichsten Laute von sich. Und merkt nichts davon.

Lieber Leser, – und tschüß: Typologie der Mail-Grußformeln
(jetzt.sueddeutsche.de, Henrik Pfeiffer)
Wir kommunizieren. Auf Teufel komm raus. Egal wie. Dabei entstehen oft Missverständnisse, die uns verunsichern. Den unzähligen Kanälen, die uns heutzutage zur Übermittlung unserer Botschaften zur Verfügung stehen, ist es zu verdanken, dass gute alte Schriftverkehrsregeln zusehends auf der Strecke bleiben. Um den Überblick zu bewahren und um Missverständnissen vorzubeugen (“Liebe Grüße”? Wie meint sie das jetzt?), haben wir die Typologie der wichtigsten E-Mail-Grußformeln zusammengestellt.

Politiker sollen es bei Anne Will schwerer haben
(netzeitung.de)
Sabine Christiansen wurde vorgeworfen, beim Phrasendreschen von Politikern nicht nachzuhaken – ihre Nachfolgerin will hart bleiben. Ihr Traumgast wird aber wohl nicht zu Anne Will ins Studio kommen.

Die Mitte des Volkes
(dasmagazin.ch, Margrit Sprecher)
Wer kommt zum Vorschein, wenn Blocher, Mörgeli, Maurer mal nicht vor dem Sünneli stehen? Expedition ins Innere der SVP.

Sat.1 News Die Nacht – Unwürdiger Abschied
(youtube.com, Video, 0:40 Minuten)
Die Nachrichtensprecherin wird bei der letzten Sendung abgewürgt. (Sat.1, 1.9.2007)

Allgemein  

Dieser Ratschlag zerstört sich selbst

Und dann war da noch der Ratschlag von Bild.de, sicherheitshalber Javascript im Internet-Browser zu deaktivieren.

Das hat auch den interessanten Nebeneffekt, dass sich weitere gute Ratschläge von Bild.de gar nicht erst aufrufen lassen. Durch die “Mehr zum Thema”-Kästen und Bildergalerien von Bild.de kann man nämlich nur mit aktiviertem Javascript blättern.

Mit Dank an Alex E.!

Grausame Rituale

Bremen – In einer dunklen Hütte, 5000 Kilometer von ihrem Zuhause entfernt, wartete schon der Medizinmann auf Sonja und Jasmin.

Das ist ein farbenfroher Einstieg in den “Bild”-Artikel, und die Details sind, um es gleich zu sagen, frei erfunden. Aber sie passen so schön zum Rest der Geschichte, der zwar nicht frei erfunden, aber doch zweifelhaft ist:

Ihre Tasche für die Reise war gepackt, der Flug gebucht. Ihr fröhliches Kinderlachen – es wäre nach dieser Reise in Afrika geblieben!

Sonja (1) und Jasmin (4) aus Bremen wissen nicht, dass sie in letzter Sekunde vor einem Ritual bewahrt wurden, das so barbarisch und unsinnig ist wie kaum ein anderes in der Welt (…).

POLIZISTEN RETTETEN SIE VOR BRUTALER BESCHNEIDUNG IN AFRIKA!

Die eigene Mutter wollte sie nach Gambia bringen!

Weniger farbenfroh, aber in der Sache ähnlich, liest es sich in einer Pressemitteilung der Bremer Polizei vom 21. August. Sie stützt sich auf die Aussage des Vaters, wonach die aus Afrika stammende Mutter wenigstens eines der Mädchen nach Gambia bringen wolle, um seine Genitalien verstümmeln zu lassen. Die Mutter habe die Kinder bei Bekannten versteckt und wollte auch der Polizei ihren Aufenthaltsort nicht verraten.

Weder im Polizeibericht noch im “Bild”-Artikel fand sich ein Hinweis auf die abweichende Version der Mutter. Die “taz”, die am Freitag in einem Artikel und einem Kommentar ausführlich über den Fall berichtete, zitiert deren Anwältin, dass es allein um einen Aufenthalt bei der Großmutter der Kinder gegangen sei. Die Tradition der Beschneidung lehne die Mutter ab, auch in der Familie werde das Ritual nicht mehr durchgeführt. Laut “taz” fand das Familiengericht diese Version plausibel. Auch der Vater habe der Mutter nicht mehr die Absicht unterstellt, die Kinder beschneiden zu lassen. Und anders als “Bild” behauptet, habe bei dem Streit zwischen den beiden Eltern nicht der Vater die Polizei gerufen, sondern die Mutter.

Auch andere Medien berichteten etwas voreilig und einseitig. Die Berichterstattung von “Bild” könnte man darüber hinaus “fantasievoll” und “vorurteilsbeladen” nennen. Aber die Versuchung, freundliche Begriffe zu suchen, sinkt, wenn man weiß, wie sie das Thema aufbereitet hat: Neben dem großflächigen Lokal-Aufmacher zeigte sie nicht nur ein Foto vom Vater und von der mit einem schwarzen Balken kaum unkenntlich gemachten Mutter. Sondern präsentiert auch beide Kinder, ohne jede Verpixelung.

Vielen Dank an Volkmar D.!

Nicht alles, was bösartig ist, ist ein Geschwür

Was passiert ist, ist unstrittig: Einem Dialysepatienten sollte Anfang Juli an der Universitätsklinik in Münster eine Spenderniere eingepflanzt werden. Während der Operation bemerkte eine Ärztin eine Veränderung des Gewebes. Um auf Nummer sicher zu gehen, entfernte sie das befallene Stück, bevor das Organ eingepflanzt wurde. Im Nachhinein stellte es sich als bösartig heraus. Der Patient traf daraufhin die schwere Entscheidung, die Niere wieder entfernen zu lassen. Es konnte nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden, dass der Tumor Zellen hinterlassen hatte. Als die Niere nach der Entnahme analysiert wurde, wies sie allerdings keine Spuren bösartiger Veränderungen auf.

Der Patient sagte der “Münsterschen Zeitung”: “Die Ärztin hat nach bestem Gewissen, verantwortungsvoll und richtig gehandelt.” Auch die “Bild”-Zeitung zitiert ihn mit den Worten: “Ich bin nicht wütend auf das Krankenhaus oder die Ärztin. Sie hat schließlich die Veränderung an der Niere entdeckt.” Jens Brockmann, Oberarzt der Chirurgie an der Klinik, betonte in der “Münsterschen Zeitung”: “Die Niere war zum Zeitpunkt der Transplantation tumorfrei.”

Und dies ist die Überschrift, unter der “Bild” in Nordrhein-Westfalen am Freitag in großer Aufmachung über den Fall berichtete:

Vielen Dank an Christian B. und Henning B.!

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Die Wortverdreher vom Dienst
(sonntagszeitung.ch, Michael Soukup)
Konzerne und Prominente ändern oft Wikipedia-Einträge über sich – so auch der «Weltwoche»-Chef.

Die Königsmacherin
(tagesspiegel.de, Matthias B. Krause)
Niemand beeinflusst seine Zuschauer mehr als US-Talkerin Oprah Winfrey. Jetzt will sie Barack Obama ins Weiße Haus bringen.

“Wollen Sie jeden Blogger kontrollieren?”
(dradio.de, Jürgen König)
Der Chefredakteur von “Spiegel Online”, Matthias Müller von Blumencron, lehnt eine zentralisierte Medienaufsicht für das Internet ab. “Im Printbereich gibt es eine sehr gute Selbstregulierung, und etwas Ähnliches muss sich auch im Onlinebereich entwickeln”, sagte der Journalist. Missbrauch gebe es überall, doch “die Ermittlungsbehörden kümmern sich natürlich glücklicherweise mittlerweile auch um das Feld Online sehr intensiv”.

Das Gewissensmagazin
(taz.de, Stefan Reinecke)
Sie war Studentenblatt, APO-Sprachrohr und Politsex-Magazin. Die Zeitschrift “Konkret” wird 50 – und ist im Alter Zentralorgan der Antideutschen.

Spiegel verkehrt?
(sz-magazin.sueddeutsche.de, Robin Meyer-Lucht)
Früher sahen wir Tagesschau, heute gehen wir ins Internet und klicken auf Spiegel Online. Die Internetseite ist zur neuen Medienmacht geworden: bunt, modern und ein ständiges Spektakel.

Die harte Arbeit im Bergwerk des Humors
(faz.net, David Klaubert)
Roland Koch als Schweinchen Babe und Helmut Kohl als Birne: nichts und niemand ist sicher vor den derben Späßen des Satiremagazins ?Titanic?. Ein Besuch der Redaktion im Frankfurter Stadtteil Bockenheim.

medienlese – der Wochenrückblick

Kaum dachte der Verband Schweizer Presse (aktuelle Kampagne: Wa du wolle? Du finde!) öffentlich darüber nach, wie man auch so etwas Erfolgreiches wie Google News machen könnte, gab Google bekannt, keine Umwege mehr über Online-Portale machen zu wollen, sondern direkt auf Informationen von Nachrichtenagenturen zuzugreifen. VSP-Präsidiumsmitglied Norbert Neininger sagte persoenlich.com: “Wir sind der Meinung, dass Google mit seinem Newsdienst das Urheberrecht verletzt und unlauteren Wettbewerb betreibt”. Es gäbe “einen harten und einen weichen Weg”, dagegen vorzugehen, also Klage oder der Versuch einer Kopie. Google dagegen gibt an, diesen Schritt zu machen, da viele Online-Portale so oder so nur Agenturmeldungen umformulieren und sieht diesen Schritt als einen in Richtung “original content“. Wie es in einem Verlegerverband zu und her gehen kann, enthüllte Andreas Göldi. Ein bekannter Verlagsmanager sagte ihm, als er auf Details einer möglichen Internet-Plattform und den damit verbundenen Kundennutzen zu sprechen kommen wollte: “Herr Göldi, hier geht es nicht um Kunden.“.

Read On…

BILDblog erklärt “Bild” den Uefa-Cup

Zugegeben, er ist ein bisschen unübersichtlich, der Modus, nach dem seit drei Jahren im Uefa-Cup gespielt wird. Aber wenn man so großkotzig titelt…

BILD erklärt Bayern den Uefa-Cup

…wär’s natürlich schon schön, wenn man ihn wenigstens selbst verstanden hätte.

“Bild” “erklärt” den Bayern den “Cup der Verlierer” im Kindergartenton (“Liebe Bayern, da ihr ja sooooo lange nicht dabei wart, erklärt BILD euch noch mal…”) unter anderem wie folgt:

Aber Achtung! Die 2. Runde besteht aus einer Gruppenphase: Dort spielt nicht jeder gegen jeden in der 5er-Gruppe. Es gibt nur zwei Heim- und zwei Auswärtsspiele.

Im Achtelfinale warten alte Bekannte auf euch. Da kommen nämlich die Gruppen-Dritten aus der Champions League dazu.

Das ist gleich doppelt falsch. Erstens spielt in der Gruppenphase sehr wohl jeder gegen jeden — es gibt nur keine Rückspiele*. Und zweitens kommen die Gruppen-Dritten aus der Champions League nicht erst im Achtelfinale, sondern schon in der Zwischenrunde dazu. Dieses sogenannte “Sechzehntelfinale” unterschlägt “Bild” aber komplett.

*) In einigen Ausgaben der gedruckten “Bild” ist dieser Fehler korrigiert und das Wort “nicht” gestrichen.

Danke an Jojo und die vielen anderen Hinweisgeber!

Machen Tortendiagramme eigentlich dick?

Fast eine ganze Seite hat “Bild” heute freigeräumt, um für eine Kampagne des Deutschen Turnerbundes zu werben, die Eltern und Kindern verdeutlichen soll, wie wichtig Sport ist. Die Aktion sei dringend nötig, erklärt “Bild”:

Denn mittlerweile ist jedes sechste Kind in Deutschland zu dick! Mitte der 90er-Jahre war es nur jedes dritte.

Unbekannt ist, ob die “Bild”-Formulierung bereits den Auftakt für eine weitere Kampagne darstellt, die Eltern und Kindern verdeutlichen soll, wie wichtig Mathematik ist.

Danke an H. und Demian K.!

Nachtrag, 1. September: Bei Bild.de ist der ganze Absatz gestrichen worden.

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