“Mehr sowas Praktisches”

In unserer Reihe “Pionierwerke der neuen Medien” präsentieren wir Ihnen heute: “Die Kanzlerin bei BILD — Videoblog über den Besuch von Angela Merkel”, Bild.de, 14. Februar 2008.

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Hallo, mein Name ist Oliver Auster. Ich bin Redakteur bei BILD in Hamburg. Heute kommt Kanzerlin Angela Merkel zu uns zu Besuch, und das hier ist mein Video-Blog.

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So, pünktlich. Hier kommt die Kanzerlin gefahren. Ups.

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Da is’ sie. Da ist die Kanzlerin. Wird begrüßt von Kai Diekmann.

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Ganz schön voller Fahrstuhl.

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Ja, für uns beide war kein Platz mehr im Fahrstuhl (lautes Lachen einer Frau).

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Ja, wir haben jetzt so den Fahrstuhl genommen und warten oben auf Frau Merkel, befürchten aber, wir sind bisschen langsamer.

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So jetzt geht’s oben weiter. Jetzt geh’n wir in den Produktionsraum. Zu den Redakteuren.

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So viele Leute.

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Kai Diekmann: Liebe Frau Bundeskanzlerin, sehr geehrte Frau Doktor Merkel, wir freuen uns ganz herzlich, Sie hier bei uns begrüßen zu dürfen. (Applaus)

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Diekmann: Das ist die Original-Druckplatte von “Miss World”. (Applaus) Wir sagen ganz herzlichen Dank und haben jetzt noch Gelegenheit mit den Kollegen vom Leser-Beirat. Zehn Minuten.

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Ein Geschenk für Frau Merkel, und jetzt noch der Leser-Beirat.

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Leser-Beirätin: …dass die Seite 4 geändert wird mit Vorschlägen, Tipps, was für den Alltag…
Angela Merkel: Mehr sowas Praktisches.
Leser-Beirätin: …Ratgeberseite…
Kai Diekmann: Lebenshilfe war eine ganz wichtige Forderung aller Kollegen im Leserbeirat.
Leser-Beirätin: …weil doch immer wieder Fragen auftauchen, wo man dann sagt: Ach, jetzt könnt man die mal grad brauchen, jetzt wo kriegste das grad her [unverständlich].

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Jau, das war der Besuch von Angela Merkel — und wir machen jetzt die Zeitung fertig. Und tschüss.


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Für den Teil ihrer Leserschaft, der für diese radikal avantgardistische Form noch nicht bereit ist, hat die “Bild”-Zeitung übrigens auch einen konventionell produzierten Videobeitrag von dem Ereignis veröffentlicht.

Wer ist hier eigentlich der Idiot? (Korrektur)

Wir müssen uns korrigieren und entschuldigen.

Es geht um die Familie, bei der die “Bild”-Zeitung beispielhaft vorrechnete, dass sie einen Euro mehr im Monat zur Verfügung hätte, wenn sie keine Arbeit hätte, sondern von den Bezügen nach Hartz IV leben müsste. Wir haben der “Bild”-Zeitung gestern einen groben Rechenfehler vorgeworfen: Sie habe vergesessen zu berücksichtigen, dass bei Hartz-IV-Empfängern das Kindergeld, das sie bekommen, als Einnahme gilt, um die sich die Ansprüche verringern. In Wahrheit, so unsere Rechnung gestern, wäre die Familie ohne Arbeit um 150 Euro bzw. 300 Euro schlechter gestellt.

Wir hatten unrecht, “Bild” hatte (abgesehen von kleineren Rechenfehlern) recht. Denn der Hartz-IV-Anspruch verringert sich zwar um das Kindergeld; aber dieses Kindergeld steht den Hartz-IV-Familien ja tatsächlich zur Verfügung.

“Wer ist hier eigentlich der Idiot?”, hatten wir unseren Eintrag überschrieben. Im konkreten Fall lautet die Antwort leider: Wir.

Berechtigt war allein die Kritik an “Bild”-Kommentator Nicolaus Fest, der seine eigene Unkenntnis über die Grundlagen von Hartz IV mit folgenden Sätzen demonstrierte:

Vor allem mit Kindergeld ist Hartz IV häufig mehr, als viele Arbeitnehmer mit gleicher Kinderzahl nach Hause tragen.
(…) Jetzt will die CDU das Kindergeld erhöhen. Damit wird der Anreiz, eine Arbeit anzunehmen, noch geringer.
Dann gilt noch mehr als bisher: Wer (legal) arbeitet, ist ein Idiot.

Das ist, wie gesagt, Unsinn, weil sich bei einer Erhöhung des Kindergeldes auch das anzurechnende Einkommen erhöht, womit der Hartz-IV-Anspruch sinkt. Von einer Kindergeld-Erhöhung würden Hartz-IV-Empfänger also gerade nicht profitieren.

Bild.de bekennt sich zur Generation Doof

“Bild” macht heute ganz unverblümt Werbung für ein neues Buch namens “Generation doof”.

Wir kennen das Buch nicht, haben aber den Eindruck, dass sich sein Kauf oder die Lektüre nicht lohnt. “Bild” behauptet nämlich, die Buch-Autoren würden darin “zeigen, wie wenig manche Menschen heute wissen — z.B. in Quiz-Shows”, und dokumentiert anschließend ein paar der “dümmsten Antworten”.

Diese Antworten scheinen die Buch-Autoren allesamt von der Seite Unmoralische.de übernommen zu haben — oder aber von Bild.de (wo man die Antworten selbst schon mal im März 2007 als “Die dümmsten Antworten bei Jauch & Co” von Unmoralische.de übernommen hatte). Und eine der “dümmsten Antworten” lautet:

<b data-lazy-src="https://www.bildblog.de/wp-content/doof_txt.jpg"/><noscript><img src= Clarissa

Kein Kopf-an-Kopf-Rennen in “Bild” Hamburg

In gut einer Woche ist in Hamburg Bürgerschaftswahl. Die beiden aussichtsreichsten Kandidaten für den Bürgermeister-Posten sind der amtierende Ole von Beust (CDU) und sein Herausforderer Michael Naumann (SPD). Dass Naumann, der sich in der Vergangenheit öfter kritisch über die “Bild”-Zeitung geäußert hatte, in der Wahlkampfberichterstattung von “Bild” nur selten und wenn doch, selten in einem positiven Zusammenhang vorkam, ist in groben Zügen bereits bekannt (wir berichteten).

Die Uni Hamburg hat nun, angeregt vom Verein “Mehr Demokratie Hamburg”, die Berichterstattung der “Bild”-Hamburg vom 29. Oktober 2007 bis zum 13. Februar 2008 wissenschaftlich ausgewertet. Und siehe da, Naumann kam sowohl in Wort als auch im Bild nicht einmal halb so oft in der “Bild”-Zeitung vor wie von Beust:

Und wenn Naumann überhaupt in “Bild” vorkam, dann viel häufiger in einem negativen Zusammenhang und viel seltener in einem positiven Zusammenhang als von Beust:

Wie wohl die Bilanz erst ausgefallen wäre, wenn Naumann sich nicht entschieden hätte, am 22. Oktober bei der Präsentation des neuesten Buches von “Bild”-Chef Kai Diekmann als Laudator aufzutreten?

Mehr dazu beim NDR-Medienmagazin Zapp.

6 vor 9

Zur Zukunftstauglichkeit von Schweizer Medien-VRs
(medienspiegel.ch, Martin Hitz)
Martin Hitz nimmt die Verwaltungsräte von Schweizer Medienunternehmen unter die Lupe und findet “zahlreiche Rechtsanwälte, kaum Frauen, wenig Medienpraxis und nicht allzu viel Knowhow im Bereich Neue Medien”. Fazit: “Zukunftstauglich oder nicht?”

Manipulation im Internet
(moritzleuenberger.blueblog.ch, Moritz Leuenberger)
Der Verkehrs- und Medienminister denkt über seine Vorbildfunktion nach, meint, sein Wikipedia-Eintrag sei etwas verzerrt, bloggt aber trotzdem fröhlich weiter, denn er sieht die Rückmeldungen auf seine Beiträge als wichtigen Input: “Tatsächlich liess ich mich schon oft von Kommentaren beeinflussen und eines anderen, hoffentlich Besseren, belehren.”

Dummheit in der ersten Reihe
(zeit.de, Jens Jessen)
Was ARD und ZDF wollen.

Das Fernsehen stirbt!
(watchberlin.de, Video, 3:55 Minuten)
Harald Martenstein gibt dem professionell ausgeleuchteten und aufwändig produzierten Fernsehen noch etwa zehn Jahre, in der aktuellen Form. Kurz: Perfektion verhindert Kreativität.

Die inszenierte Meinung
(dradio.de, Heribert Seifert)
“Das aktuelle Getöse gegen das Böse, das aus dem Internet kommt, ist verlogen. Den Lautsprechern dieses Feldzugs geht es in Wirklichkeit darum, auf einem Medienmarkt, in dem ihre Zeitungen immer mehr an Glaubwürdigkeit und Aufmerksamkeit auch durch eigenes Versagen verloren haben, die alte Autorität, ihr Monopol auf Information und Deutung wieder herzustellen.”

Brockhaus, Spiegel, Wikipedia: Steigert meinen Wissenswert!
(spreeblick.com, Johnny Haeusler)
“Ich finde es erstaunlich, mit welcher Selbstsicherheit gerade diejenigen, die doch oft für eine Öffnung bisher konservativer Unternehmen in Richtung Netzgemeinde plädieren, diesen Firmen jede Überlebenschance absprechen, sobald sie die gewünschte Öffnung vollziehen.”

Enthüllt: “Bild” kennt die Wahrheit jetzt auch

Anders als etwa bei den “Benzinkatzen” kann man bei der “Wahrheit über den Dresdner Feuersturm”, die Jürgen Helfricht am Montag in die “Bild”-Zeitung schrieb, nicht einmal sagen, dass sie nicht wahr wäre.

Und doch ist es falsch, wenn Helfricht schreibt:

"Enthüllt!"
(…) 63 Jahre nach dem Inferno von Dresden ist endlich klar, was rund 30 000 Menschen den Tod brachte und die Stadt verwüstete. Kein Phosphorhagel, wie Augenzeugen tausendfach erzählten, sondern das noch gefährlichere Thermit! Das fand jetzt der Koblenzer Historiker Dr. Helmut Schnatz (74) heraus.

“Enthüllt”? – Was für Helfricht “jetzt” “endlich klar” ist, ist eigentlich seit vielen Jahren bekannt, wie man z.B. bei Spiegel Online (2005) oder in Websters “History of the Second World War” (1961) nachlesen kann – und wie uns auf Nachfrage auch der in “Bild” zitierte Historiker Helmut Schnatz (mit Hinweis auf den “vereinfachenden aufblasenden Stil der ‘Bild’-Zeitung, auf den man als Befragter leider kaum Einfluß hat”) bestätigt:

Sie haben natürlich recht darin, daß der Abwurf von Stabbrandbomben mit Thermit-Füllung nichts neues ist, auch nicht auf Dresden.

Aus dem “Bild”-Archiv
"Jetzt enthüllt: Es war auch Napalm!"
So berichtete “Bild” am 9.2.2005 über eine umstrittene Behauptung aus der ZDF-Doku “Das Drama von Dresden”. Der Historiker Schnatz nennt die damalige “Napalm”-Behauptung übrigens “Unsinn”.

Neu sei “nur”, so Schnatz, dass er eine weitere Bestätigung für die längst bekannte Thermit-Wahrheit ausfindig machen konnte. Das sei “alles ein bißchen kompliziert”.

Womöglich aber ist Helfrichts schlichte “Wahrheit über den Dresdner Feuersturm” bloß eine verspätete Korrektur eines anderen Artikels aus seiner Feder. Schließlich hatte er am 12. Februar 2005, also fast auf den Tag genau drei Jahre vor seinem jetzigen “Enthüllt!”-Artikel, in “Bild” geschrieben:

Eine Nacht in Dresden wurde zum deutschen Alptraum. (…) Wie glühende Lava floß Phosphor aus brennenden Häusern auf die Straße.

Mit Dank an Boerries K. für den Hinweis – und Waldemar K. für den Scan.

6 vor 9

»Die Deutschen betreiben Schreibtischjournalismus«
(jungle-world.com, René Martens)
Der Radioreporter Marc Thörner, der in Hamburg und der marokkanischen Hauptstadt Rabat lebt, ist auf die Berichterstattung aus den Maghreb-Staaten sowie den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens spezialisiert. In seinem Buch »Der falsche Bart« kritisiert er den orientalisierenden Blick in den deutschen Medien.

Ist Hecheln unsere Leitgeschwindigkeit?
(faz.net, Christian Geyer)
Warum ist die Urteilskraft des öffentlichen Intellektuellen heute wichtiger denn je? Weil wir unter einem ökonomistischen Diktat der Fristen stehen, das unser übergreifendes Denken bedroht.

PresseTV auf dem Tiefpunkt
(werbewoche.ch, Markus Knöpfli)
Die Verleger sind mit PresseTV gegenüber ihrer Verhandlungspartnerin SRG in der Defensive. Auch, weil ihnen die Zuschauer davonlaufen.

Der neue Primetime-Präsident
(spiegel.de, Benjamin Bidder)
Dmitrij Medwedew auf allen Kanälen – die russischen Fernsehsender machen kräftig Werbung für Putins mutmaßlichen Nachfolger. Schon klagt die Journalistenunion: Der Umfang der Propaganda hat inzwischen Ausmaße erreicht wie zu Sowjetzeiten.

How Google Got Its Colorful Logo
(wired.com, Sonia Zjawinski)
In just a few short years, Google’s logo has become as recognizable as Nike’s swoosh and NBC’s peacock.

Ich steh’ dazu: Meine Mama googelt meine Dates
(fudder.de, Caro)
Caros Mutter mag das Internet: Sie guckt sich bei Google Earth das Haus ihres Sohnes in London an, bucht Billigflüge nach Sizilien und schaut auf YouTube Udo Jürgens-Videos. Und sie googelt die Jungs, die Caro dated. Das ist unserer Autorin verständlicherweise ganz schön unangenehm…

Vater Calmund war gar nicht so dick

Reiner Calmund hat das Grab seines Vaters in Vietnam gefunden, “Bild” war dabei – und zeigt sogar ein Foto von Vater Calmund aus seiner Zeit als Fremdenlegionär:

Und für alle die sich fragen, was denn die seltsamen Zahlen auf dem Foto zu bedeuten haben, hat “Bild” auch eine Antwort druntergeschrieben:

BILDblog-Leser Ralf M., Moderator im Fremdenlegionsforum LaLegion, hat uns netterweise zum Vergleich ein weiteres Legionärsfoto geschickt (siehe Abb. A), und wir selbst haben dann auch noch eins gefunden (siehe Abb. B):

Heinrich W. wäre demnach 113 Kilo schwer und 4,50 Meter groß gewesen, Willy Q. nur 86 Kilo schwer, aber dafür 7,72 Meter groß.

Wir tippen deshalb: Das sind gar keine “Angaben zu Gewicht und Größe” der Legionäre, sondern ihre Handynummern.*

*) BILDblog-Leser Ralf M. behauptet indes steif und fest, es handle sich dabei um die sog. Matricule (Matrikel-/Stammnummer), die jeder Fremdenlegionär mit Eintritt in die Legion erhält. Aber sowas kann natürlich nur behaupten, wer sich mit sowas auskennt.

6 vor 9

“Roger, du bist auch ein Monopolist.” – “Blanker Unsinn!”
(klartext.ch, Bettina Büsser und Nick Lüthi)
Grosser Radiostreit im KLARTEXT: Hanspeter Lebrument und Roger Schawinski schenken sich nichts. Kein Wunder, will doch der ehemalige Radiopirat dem König der Südostschweiz die Radiokonzession entreissen. Ein Wortgefecht um Medien, Monopole und Moneten.

”Über sowas spricht man in Russland nicht”
(tagesschau.de, Nicole Diekmann)
Kritische Journalisten leben in Russland gefährlich. Darauf weist die Organisation “Reporter ohne Grenzen” in ihrem Jahresbericht hin. Die moldawische Journalistin Natalia Morar, angestellt beim russischen Wochenmagazin “The New Times“, schildert im Interview mit tagesschau.de den Druck auf unabhängige Berichterstatter: “Über manches”, so Morar, “spricht man in Russland nicht.” Russland verweigert der 24-Jährigen seit Dezember die Einreise.

“Navigator der Wissenswelt”
(boersenblatt.net, Michael Roesler-Graichen)
Zweieinhalb Jahre nach Erscheinen von Band 1 der 21. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie macht B. I. & F. A. Brockhaus eine strategische Kehrtwende und stellt sämtliche Inhalte der Enzyklopädie kostenlos ins Internet – erweitert, aktualisiert und werbefinanziert. Bifab-Vorstand Marion Winkenbach und Online-Redaktionsleiterin Sigrun Albert erläutern im Gespräch mit boersenblatt.net die Gründe für den überraschenden Wechsel in die Web-Welt.

Obama, der Internet-Präsident
(handelsblatt.com, Christina Otten)
Präsidenten werden auch im Internet gemacht. Für keinen der Kandidaten wirkt sich die zunehmende Bedeutung des Netzes im US-Wahlkampf so positiv aus wie für Barack Obama. Die Unterstützung für Obama hat in den letzten Tagen nochmals massiv zugenommen, während der Web-Wahlkampf seiner Konkurrenz stagniert. Auch Hillary Clinton hat einen entscheidenden Trend verschlafen.

“Ich glaube, dass die Künstler in der Regel überhaupt nichts von den Regelungen wissen.”
(kleinefragen.de)
Marco Maas: “Bei großen Shows ist übrigens fast immer zu beobachten, dass die Qualität der Beleuchtung nach den ersten drei Songs rapide ansteigt, auch hier versuchen die Vermarkter, die ‘guten’ Lichtsituationen für die eigene PR-Maschinerie aufzubewahren – beim nächsten Konzertbesuch mal drauf achten.”

BETTER THAN FREE
(edge.org, Kevin Kelly)
“When copies are super abundant, they become worthless. When copies are super abundant, stuff which can’t be copied becomes scarce and valuable. When copies are free, you need to sell things which can not be copied. Well, what can’t be copied?”

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