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»Die Deutschen betreiben Schreibtischjournalismus«
(jungle-world.com, René Martens)
Der Radioreporter Marc Thörner, der in Hamburg und der marokkanischen Hauptstadt Rabat lebt, ist auf die Berichterstattung aus den Maghreb-Staaten sowie den Ländern des Nahen und Mittleren Ostens spezialisiert. In seinem Buch »Der falsche Bart« kritisiert er den orientalisierenden Blick in den deutschen Medien.

Ist Hecheln unsere Leitgeschwindigkeit?
(faz.net, Christian Geyer)
Warum ist die Urteilskraft des öffentlichen Intellektuellen heute wichtiger denn je? Weil wir unter einem ökonomistischen Diktat der Fristen stehen, das unser übergreifendes Denken bedroht.

PresseTV auf dem Tiefpunkt
(werbewoche.ch, Markus Knöpfli)
Die Verleger sind mit PresseTV gegenüber ihrer Verhandlungspartnerin SRG in der Defensive. Auch, weil ihnen die Zuschauer davonlaufen.

Der neue Primetime-Präsident
(spiegel.de, Benjamin Bidder)
Dmitrij Medwedew auf allen Kanälen – die russischen Fernsehsender machen kräftig Werbung für Putins mutmaßlichen Nachfolger. Schon klagt die Journalistenunion: Der Umfang der Propaganda hat inzwischen Ausmaße erreicht wie zu Sowjetzeiten.

How Google Got Its Colorful Logo
(wired.com, Sonia Zjawinski)
In just a few short years, Google’s logo has become as recognizable as Nike’s swoosh and NBC’s peacock.

Ich steh’ dazu: Meine Mama googelt meine Dates
(fudder.de, Caro)
Caros Mutter mag das Internet: Sie guckt sich bei Google Earth das Haus ihres Sohnes in London an, bucht Billigflüge nach Sizilien und schaut auf YouTube Udo Jürgens-Videos. Und sie googelt die Jungs, die Caro dated. Das ist unserer Autorin verständlicherweise ganz schön unangenehm…

Vater Calmund war gar nicht so dick

Reiner Calmund hat das Grab seines Vaters in Vietnam gefunden, “Bild” war dabei – und zeigt sogar ein Foto von Vater Calmund aus seiner Zeit als Fremdenlegionär:

Und für alle die sich fragen, was denn die seltsamen Zahlen auf dem Foto zu bedeuten haben, hat “Bild” auch eine Antwort druntergeschrieben:

BILDblog-Leser Ralf M., Moderator im Fremdenlegionsforum LaLegion, hat uns netterweise zum Vergleich ein weiteres Legionärsfoto geschickt (siehe Abb. A), und wir selbst haben dann auch noch eins gefunden (siehe Abb. B):

Heinrich W. wäre demnach 113 Kilo schwer und 4,50 Meter groß gewesen, Willy Q. nur 86 Kilo schwer, aber dafür 7,72 Meter groß.

Wir tippen deshalb: Das sind gar keine “Angaben zu Gewicht und Größe” der Legionäre, sondern ihre Handynummern.*

*) BILDblog-Leser Ralf M. behauptet indes steif und fest, es handle sich dabei um die sog. Matricule (Matrikel-/Stammnummer), die jeder Fremdenlegionär mit Eintritt in die Legion erhält. Aber sowas kann natürlich nur behaupten, wer sich mit sowas auskennt.

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“Roger, du bist auch ein Monopolist.” – “Blanker Unsinn!”
(klartext.ch, Bettina Büsser und Nick Lüthi)
Grosser Radiostreit im KLARTEXT: Hanspeter Lebrument und Roger Schawinski schenken sich nichts. Kein Wunder, will doch der ehemalige Radiopirat dem König der Südostschweiz die Radiokonzession entreissen. Ein Wortgefecht um Medien, Monopole und Moneten.

”Über sowas spricht man in Russland nicht”
(tagesschau.de, Nicole Diekmann)
Kritische Journalisten leben in Russland gefährlich. Darauf weist die Organisation “Reporter ohne Grenzen” in ihrem Jahresbericht hin. Die moldawische Journalistin Natalia Morar, angestellt beim russischen Wochenmagazin “The New Times“, schildert im Interview mit tagesschau.de den Druck auf unabhängige Berichterstatter: “Über manches”, so Morar, “spricht man in Russland nicht.” Russland verweigert der 24-Jährigen seit Dezember die Einreise.

“Navigator der Wissenswelt”
(boersenblatt.net, Michael Roesler-Graichen)
Zweieinhalb Jahre nach Erscheinen von Band 1 der 21. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie macht B. I. & F. A. Brockhaus eine strategische Kehrtwende und stellt sämtliche Inhalte der Enzyklopädie kostenlos ins Internet – erweitert, aktualisiert und werbefinanziert. Bifab-Vorstand Marion Winkenbach und Online-Redaktionsleiterin Sigrun Albert erläutern im Gespräch mit boersenblatt.net die Gründe für den überraschenden Wechsel in die Web-Welt.

Obama, der Internet-Präsident
(handelsblatt.com, Christina Otten)
Präsidenten werden auch im Internet gemacht. Für keinen der Kandidaten wirkt sich die zunehmende Bedeutung des Netzes im US-Wahlkampf so positiv aus wie für Barack Obama. Die Unterstützung für Obama hat in den letzten Tagen nochmals massiv zugenommen, während der Web-Wahlkampf seiner Konkurrenz stagniert. Auch Hillary Clinton hat einen entscheidenden Trend verschlafen.

“Ich glaube, dass die Künstler in der Regel überhaupt nichts von den Regelungen wissen.”
(kleinefragen.de)
Marco Maas: “Bei großen Shows ist übrigens fast immer zu beobachten, dass die Qualität der Beleuchtung nach den ersten drei Songs rapide ansteigt, auch hier versuchen die Vermarkter, die ‘guten’ Lichtsituationen für die eigene PR-Maschinerie aufzubewahren – beim nächsten Konzertbesuch mal drauf achten.”

BETTER THAN FREE
(edge.org, Kevin Kelly)
“When copies are super abundant, they become worthless. When copies are super abundant, stuff which can’t be copied becomes scarce and valuable. When copies are free, you need to sell things which can not be copied. Well, what can’t be copied?”

Wer “Bild” liest, bleibt der Dumme

“Bild” hat sich in dieser Woche ein leichtes Opfer gesucht: mal wieder die Hartz-IV-Empfänger. Wer “Bild” liest, muss den Eindruck gewinnen, dass es Arbeitslosen prima geht. Dass viele den ganzen Tag faulenzen und schlicht keine Lust haben, zu arbeiten. Und, wie das bei “Bild” so ist, wenn sie eine Kampagne fährt, fallen dabei meist notwendige Differenzierungen oder beispielsweise Hinweise auf Sanktionen für arbeitsunwillige Hartz-IV-Empfänger unter den Tisch.

"Wer arbeitet, ist der Dumme!"Der gestrige Seite-1-Aufmacher der “Bild”-Zeitung “Wer arbeitet, ist der Dumme!” (siehe Ausriss), ist da keine Ausnahme. Dabei geht’s uns nicht mal darum, dass der Aufmacher sich eine Studie zum Anlass nimmt (“eine Studie des Instituts für Weltwirtschaft enthüllt”), die schon seit zwei Monaten bekannt ist. Es geht auch nicht darum, dass die zweite Studie, die “Bild” im Artikel zur Schlagzeile erwähnt, aus dem Jahr 2005 stammt. Und dass die schönen Balken-Diagramme, die “Bild” dem Artikel beigestellt hat und die auf Berechnungen des Bundes der Steuerzahler zurück gehen, gar nicht mehr aktuell sind, weil sie aus dem Jahr 2007 stammen und sich aufgrund von Änderungen der Steuergesetzgebung 2008 einiges geändert hat — nun ja… (Siehe Focus.de, wo man das alles “fragwürdig” findet.)

“Bild” berichtet hier immerhin über ein Problem, das wirklich existiert: Manche Menschen haben trotz Vollzeitbeschäftigung einen Nettoverdienst, der nur wenig über oder sogar unter dem liegt, was sie als Hartz-IV-Leistungen beanspruchen könnten. Deshalb, so konstatiert “Bild”, fehle der “Anreiz für Arbeit”.

Aber schauen wir uns die Balken-Diagramme etwas genauer an. Die beruhen, wie gesagt, auf Berechnungen des Bundes der Steuerzahler (BdSt) und sind ein wenig veraltet. Und wie man uns beim BdSt sagt, habe “Bild” sie eigentlich aus der “FAZ” übernommen, die sie am 5. Dezember vergangenen Jahres, als sie noch stimmten, abdruckte. Unter der Überschrift: “Lohnt es sich noch zu arbeiten?”

Was die “FAZ” immerhin noch kurz erwähnt (“Wenn es trotz Arbeit nicht reicht”), fehlt in “Bild” indes gänzlich: Wer netto (abzüglich Freibetrag) weniger verdient, als er mit Hartz IV bekäme, der kann zum sogenannten “Aufstocker” werden und zusätzlich ALG II bekommen. Das gibt’s allerdings nicht automatisch, man muss es beantragen.

Nach dem “Bild”-Bericht sah sich der BdSt veranlasst, selbst noch einmal mit aktuellen Zahlen nachzurechnen und dabei vor allem auch die Aufstockungsmöglichkeiten zu berücksichtigen [pdf].

Das wirkt dann zwar etwas kleinteilig, aber um zu verstehen, wie “Bild” sich ihre Schlagzeilen zurechtschustert, muss man ins Detail gehen: Beim dritten “Bild”-Beispiel (verheiratet, zwei Kinder, Bruttogehalt: 1.621 Euro)* heißt das nämlich: Inklusive Aufstockung käme die Familie auf rund 1.900 Euro – also nicht auf einen Euro mehr als (ohne Job) mit Hartz IV, sondern auf über 300 Euro mehr. Ähnlich dürfte die Rechnung beim verheirateten Gebäudetechniker mit einem Kind aussehen, den “Bild” zum Aufhänger gemacht hat (siehe Ausriss):"Ohne Arbeit hätten wir 1 Euro mehr!" “Ohne Arbeit hätten wir 1 Euro mehr!” Die Familie hat nämlich bloß “1500 Euro netto in der Haushaltskasse” und dürfte, so ein Sprecher des BdSt zu uns, Anspruch auf eine Aufstockung haben, die grob geschätzt zwischen 200 und 300 Euro liege. Wobei ohnehin fraglich ist, wie “Bild” auf “Hartz-IV-Leistungen in Höhe von insgesamt 1501,30 Euro” kommt. Angeblich enthalte diese Summe “673,30 Euro Grundanspruch für die Eltern”. Normalerweise liegt der Grundanspruch jedoch nur bei 624 Euro. Und das ist womöglich nicht der einzige Fehler in der “Bild”-Rechnung. [siehe Nachtrag]

*) In allen anderen Beispielen liegt das Nettoeinkommen zum Teil beträchtlich über den Hartz-IV-Leistungen, wobei im zweiten Beispiel das Kindergeld zwar grafisch ausgewiesen, aber in der Rechnung nicht berücksichtigt wurde. Die tatsächliche Differenz zwischen Nettoeinkommen und Hartz IV beträgt also nicht 183 Euro, wie von “Bild” angegeben, sondern 343 Euro. Der Fehler findet sich auch in der “FAZ”.

Statt “Wer arbeitet, ist der Dumme” wäre eine treffende Überschrift also: “Wer arbeitet und keine Aufstockung beantragt, ist der Dumme (und wird durch ‘Bild’ leider auch nicht schlauer)”.

P.S.: Nachdem Hugo Müller-Vogg in seinem gestrigen Kommentar noch zu der Erkenntnis kam, dass es sich durchaus lohnen könne zu arbeiten (auf Bild.de seltsamerweise ohne die Gründe: “die Chance, eines Tages mehr zu verdienen” und “das Gefühl, gebraucht zu werden” veröffentlicht), ist sich Nikolaus Fest in seinem heutigen Kommentar erstaunlich sicher: “Wer arbeitet, ist ein Idiot”.

Mit Dank an die zahlreichen Hinweisgeber.

Nachtrag, 13.2.2008: Was den in “Bild” genannten Grundanspruch von 673,30 Euro angeht, haben wir übersehen, dass die Schwangerschaft der Frau die Berechnung beeinflusst. Schwangere Hartz-IV-Empfängerinnen haben ab der 12. Woche Anspruch auf einen Mehrbedarf von rund 50 Euro. Die Gesamtsumme von 1.501,30 Euro macht das zwar nicht weniger fraglich, die 673,30 Euro dürften aber ungefähr hinkommen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

“Bild” schlittert Finnland in schwere Krise

Bevor wir uns der aktuellen Anti-Arbeitslosen-Kampagne der “Bild”-Zeitung widmen, vielleicht noch schnell dies:

Aus dieser Pressemitteilung des Hamburger Senats hat “Bild” offenbar für ihre heutige Ausgabe eine kleine Meldung gemacht. Warum auch nicht? Mit Blick auf das Ergebnis jedoch (siehe rechts), war das wohl keine leichte Aufgabe für “Bild”.

Denn mal abgesehen davon, dass Finnland auf Finnisch zwar Suomi heißen mag, der Mann aber auch auf Suomi nicht “Jakya M. Kiwete” heißt: Finnlands Präsident ist seit nunmehr fast acht Jahren eine Frau namens Tarja Halonen. Jakaya M. Kikwete hingegen ist seit gut zwei Jahren Präsident der rund 7000 Kilometer entfernten afrikanischen Republik Tansania. Und wenn man das nicht weiß, hätt’ man’s ja in obiger Pressemitteilung nachlesen können. Die geht nämlich weiter mit dem Satz:

"Der Hamburger Senat freut sich nun, als offiziellen Vertreter des tansanischen Präsidenten, Amani Abeid Karume, Präsident von Sansibar, als Ehrengast der diesjährigen Matthiae-Mahlzeit zu begrüßen.
"

Mit Dank an Kathrin B. – und Daniel K. auch für den Scan.

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Obama boomt im Internet
(spiegel.de, Frank Patalong)
US-Präsidentschaftsbewerber buhlen im Web mit allen Mitteln um die Gunst ihrer Wähler – aber keiner ist darin so brillant wie Barack Obama. Und erfolgreich: Seine Netzkampagne wird die Wahl maßgeblich beeinflussen.

?Wikia wird kein Google-Killer?
(handelsblatt.com, Julius Endert und Thomas Knüwer)
Der Gründer der freien Enzyklopädie Wikipedia spricht im Handelsblatt-Interview über sein neues Suchmaschinen-Projekt und die Konkurrenz zu Google, über die Bedrohung des Internets durch staatliche Zensur sowie über die Erfahrungen, die Manager im Internet sammeln können.

Der rundfunkpolitische Sündenfall
(message-online.com/blog, Wolfgang R. Langenbucher)
“Der Westdeutsche Rundfunk (WDR) und die WAZ Mediengruppe werden künftig im Internet kooperieren. (…) ‘WDR-Intendantin Monika Piel betonte, im publizistischen Bereich gebe es viele Gemeinsamkeiten zwischen dem WDR und der Qualitätspresse.'”

Emotional labil, aber offen für Erfahrungen
(blog.metaroll.de, Benedikt Köhler)
Die Persönlichkeit der Blogger.

Johnny Haeusler: “Ein Blogger muss Eier haben”
(dwdl.de, Johannes Boss)
“Was man bei uns nicht findet, sind testosterongesteuerte Beiträge. Meine Frau verantwortet den Blog mit, wir versuchen insbesondere, Frauen als Leserinnen einzubinden. Wir verzichten auf -ismen und versuchen, uns immer wieder daran zu erinnern, dass wir über Positives schreiben wollen, statt nur zu kritisieren. Schnelle Kritik ist viel zu einfach.”

Schweinchen Schlau ermittelt
(achgut.com, Hendryk M. Broder)
Stefan Niggemeier ist ein ?Medienjournalist?. Das klingt wie ?Sättigungsbeilage? oder ?Speisegaststätte?. Am liebsten liest er BILD und stellt hinterher richtig, was er gelesen hat. Steht ihm der Sinn nach Höherem, nimmt er sich ?Politically Incorrect? vor; und ist er ganz besonders gut drauf, arrangiert er eine Verbindung zwischen PI und mir. Wie neulich in der FAS.

Allgemein  

Eisbär Flocke wird zur Ente

Haben Sie das auch beim Branchendienst “Kontakter” gelesen?

Schlagersänger Patrick Lindner könnte an der Vermarktung des Nürnberger Eisbärbabys “Flocke” mitverdienen. Der 47-jährige Volksmusikstar lässt seine Anwälte derzeit prüfen, ob er Ansprüche auf die Vermarktungserlöse mit dem Jungbären erheben kann. Lindners Anwalt Alexander Unverzagt bestätigte gegenüber dem Branchendienst Kontakter, “sich mit dem Thema Flocke intensiv zu beschäftigen”.

Dies berichtet der Kontakter in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe.

Die Ansprüche des Musikers gründen auf einem bereits 14 Jahre alten Eintrag beim Deutschen Patent- und Markenamt. Lindners damaliger Manager und Lebensgefährte Michael Link ließ dort im April 1994 die Marke “Flocke” schützen. Link und Lindner sicherten sich damit die Nutzung für Musikaufzeichnungen, Tonträger sowie Verlagsprodukte. Nach der privaten wie beruflichen Trennung des Duos im März 2005 gingen die Rechte an Lindner über.

Nein? Haben Sie nicht gelesen? Auch nicht bei Spiegel Online? Auf RP-Online vielleicht? Bei Tagesspiegel.de, Zeit.de, Frankenpost.de, beim Branchendienst W&V? Oder gar auf Bild.de bzw. in “Bild”?

Da steht die bereits gestern veröffentlichte Exklusiv-Meldung aus dem “Kontakter” heute nämlich auch:

"Schlagersänger besitzt Namens-Recht fürs Eisbären-Baby -- Patrick Lindner will mit Flocke abkassieren!"

Jetzt kam heraus: Der Name “Flocke” ist schon seit Jahren geschützt. Die Rechte dafür hat der Münchner Schlagersänger Patrick Lindner (47)! (…)

Lindner und sein damaliger Lebensgefährte Michael Link (41) hatten sich bereits vor 14 Jahren “Flocke” beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen. Damit sicherte sich das Paar die Nutzung für Musikaufzeichnungen, Tonträger und Verlagsprodukte. Lindners Manager Joachim Hendel zu BILD: “Patrick Lindners Verlag heißt schon lange ‘Flocke’.”

Allerdings hat “Bild” nicht nur “Kontakter”-Formulierungen und “Kontakter”-O-Töne übernommen (ohne jedoch den “Kontakter” als Quelle zu nennen), sondern offenbar auch noch selbst recherchiert.

Genutzt hat es jedoch wenig. Im Gegenteil.

Dabei lässt sich doch leicht herausfinden, dass die Sache so gar nicht stimmen kann: Auf der Website des Deutschen Patentamts lassen sich geschützte Marken ohne großes Vorwissen ausfindig machen. (Tipp: Einfach nach Flocke suchen!) Und tatsächlich findet sich dort ein entsprechender “Flocke”-Eintrag aus dem Jahr 1994.

Vor allem aber findet sich dort zur Nummer 2076997 der Hinweis:

"Marke gelöscht am: 08.04.2004"

Interessiert hat das aber offenbar weder den “Kontakter” noch “Bild” (und die Medienlemminge schon gar nicht) – obwohl doch der “Kontakter” selbst mit Lindners Anwalt gesprochen hat. Und “Bild” immerhin mit Lindners Manager.

Und Lindners Anwalt, Alexander Unverzagt, erzählt uns die Geschichte zudem auch deutlich anders. “Es geht nicht ums ‘Abkassieren'”, so Unverzagt. Das habe er auch schon dem “Kontakter” gesagt — und seit Erscheinen des “Bild”-Artikels auch vielen anderen Medien. (“Bild” selbst habe ihn vorab nicht kontaktiert.) Dass die Markenrechte 2004 nicht verlängert wurden, stehe außer Frage. Aber Lindner nutze nach wie vor die Geschäftsbezeichnung “Flocke” für eine CD-Edition. Die Prüfung durch seine Kanzlei sei deshalb auch “primär keine markenrechtliche, sondern eine bezeichnungsrechtliche”. Lindner gehe es vor allem darum, dass ihm durch den Wirbel um Eisbär Flocke und die damit verbundenen vielen neuen markenrechtlichen “Flocke”-Anmeldungen beim Patentamt kein Schaden entstehe. Rechtliche Schritte gegen den Nürnberger Zoo seien momentan “nicht geplant”.

Den “Bild”-Artikel nennt Anwalt Unverzagt, der ohnehin nicht gut auf “Bild” zu sprechen scheint, kurz “eine Unverschämtheit”.

Mit Dank an Sven P. für die Anregung.

Heute in “Bild”: Herr und Frau Schrempp

Wir wollen gar nicht darüber diskutieren, ob es sich beim Abgang des ehemaligen Daimler-Chefs Jürgen Schrempp im Sommer 2005 um einen “unfreiwilligen Rücktritt” handelte, wie “Bild” im Dezember 2007 beiläufig in einem Text über “Millionen-Gehälter und Abfindungen für deutsche Manager” schrieb, oder ob der Rücktritt “freiwillig” war, wie Schrempp heute in einer Gegendarstellung in “Bild” feststellt.

Interessanter ist nämlich, dass “Bild” Schrempps Gegendarstellung, die vom 11. Januar dieses Jahres stammt, ausgerechnet heute abdruckt – just nachdem der “Spiegel” an Informationen gekommen ist, nach denen Daimler die Frau von Jürgen Schrempp “endlich loswerden” wolle. Lydia Schrempp arbeite nämlich immer noch bei Daimler und bekomme “dafür von Daimler geschätzte 200.000 Euro im Jahr”. Das berichtete der “Spiegel” am Sonnabend vorab.

Und “Bild” berichtet heute mit artigem Verweis auf den “Spiegel” darüber. Unten auf der Seite 2. Direkt neben der Gegendarstellung von Jürgen Schrempp:

"Will Daimler Frau Schrempp loswerden?"

“Bild” hätte sich also kaum einen günstigeren Zeitpunkt* aussuchen können, Schrempps Gegendarstellung abzudrucken.

*) Eine Gegendarstellung muss grundsätzlich unabhängig von ihrem Wahrheitsgehalt abgedruckt werden. Sie ist “in der nach Empfang der Einsendung nächstfolgenden, für den Druck nicht abgeschlossenen Nummer” zu veröffentlichen (siehe bspw. Paragraph 11 Absatz 2 Hamburgisches Pressegesetz).

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Was haben wir bloß falsch gemacht?
(faz.net, Henning Hoff)
?Flat Earth News? heißt die fast 400-seitige Abrechnung von Nick Davies mit dem britischen Qualitätsjournalismus. Überraschend dabei: Die darin Angegriffenen loben das Werk als ?Aufruf zum Handeln?.

“Fernsehen ist das letzte Überbleibsel der Sowjetunion”
(hr-online.de, Andreas Bauer)
Im November vergangenen Jahres war der DV-Berater Michael Rosenblum im Funkhaus zu Gast und stellte seine ganz eigene DV-Philosphie vor. Inwieweit sich seine Ansätze und Ideen auf den hr übertragen lassen, bleibt abzuwarten. Andreas Bauer sprach mit Herrn Rosenblum.

2007: Qualitätsverluste im Journalismus (+ Topthemen 2007)
(nachrichtenaufklaerung.de)
“Schon heute arbeitet in Deutschland jeder dritte Journalist ohne feste Anstellung. Die seit 2001 anhaltende Medienkrise lässt die Zahl der ?Freien? weiter wachsen. Fehlender Kündigungsschutz und unzureichende soziale Absicherung führen zu gravierenden Qualitätseinbußen. Journalisten recherchieren weniger und verlassen sich zunehmend auf PR-Material. Unabhängige Information wird immer seltener. Da Medienbetriebe durch diese Entwicklung Kosten sparen, wird darüber kaum berichtet.”

Der Außenminister
(tagesspiegel.de, Christian Meier)
Mathias Müller von Blumencron gilt als der diplomatische Mann in der neuen “Spiegel”-Doppelspitze. Er soll Online und Print stärker verknüpfen. Ein Porträt.

Die vergangene Zukunft des Fernsehens
(telepolis.de, Marcus Hammerschmidt)
1970, als das Internet selbst in seinen absoluten Anfängen steckte, und Dinge wie YouTube reine Science Fiction waren, träumten einige Amerikaner vom demokratischen Fernsehen.

16 Blogs und ihre Einnahmen im Januar 2008
(selbstaendig-im-netz.de, Peer Wandiger)
In diesem Monat findet ihr hier 16 Blogs und ein Blick auf deren Einnahmen. Es werden immer mehr Blogs, die ihre Einnahmen veröffentlichen. Doch da gibt es sehr große Unterschiede.

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