Schwarz-Weiß-Malerei

Henning Lohse, der offenbar freier Journalist in Paris ist, hat einen Text über ein Musikvideo der Band “Justice” geschrieben. Oder besser: Er hat zwei Texte geschrieben. Einen für Bild.de und einen für “Spiegel Online”. Das Video, das in Frankreich derzeit für Kontroversen zu sorgen scheint, zeigt eine Gruppe Jugendlicher, die randalierend und prügelnd durch Paris zieht.

Während Lohse im “Spiegel Online”-Text schreibt…

Besonders schlimm: Die Schläger im Video sind in der Mehrheit arabischer Abstammung oder Schwarze, ihre Opfer sind weiß.

…steht im Bild.de-Text:

Besonders schlimm: Die Schläger im Video sind alle arabischer Abstammung oder Farbige, ihre Opfer sind weiß.

Es fällt nicht leicht, zu beurteilen, ob die Schläger nun bloß “in der Mehrheit” oder “alle” schwarz und arabischer Abstammung sind. Ihre “Opfer” allerdings sehen beispielsweise so aus:

Oder auch so:

Mit Dank an Martin S. für den sachdienlichen Hinweis.

Nachtrag, 19.35 Uhr: Jetzt raten Sie mal, aus welchem Medium diese Korrektur stammt. Bild.de oder “Spiegel Online”?

Kleiner Tipp: Die Antwort ist überhaupt nicht überraschend.

Nachtrag, 16.5.2008: “Spiegel Online” hat inzwischen zusätzlich zum Text von Henning Lohse eine etwas anspruchsvollere Besprechung des Justice-Videos veröffentlicht. Bild.de hingegen hat den Lohse-Text offenbar ganz aus dem Angebot entfernt. Warum auch immer…

6 vor 9

Der neue Nachmittag bei RTL
(Berliner Zeitung, Klaudia Wick)
“War der Nachmittag früher die Sendestrecke für das ‘junge Programm’, ist es nun für alle gemacht, die die Zeit bis zum Abend irgendwie rumkriegen müssen. Ein Programm, das nicht stört, aber auch nichts bietet, das man gedanklich jederzeit ein- und wieder ausschalten kann.”

ARD und das Erste starten Mediatheken
(onlinejournalismus.de, Thomas Mrazek)
“Mein erster Eindruck: Navigationstechnisch müssen sich die federführenden Köpfe vom Südwestrundfunk da dringend noch etwas einfallen lassen, die Orientierung fällt selbst einem einigermaßen geübten Nutzer schwer.”

Onlinepläne der Öffentlich-rechtlichen
(taz, Steffen Grimberg)
Was darf mit Gebührengeldern im Internet publiziert werden? “… die Medienpolitik scheint sich vom zunächst recht siegessicheren Verleger-Lager abgewendet zu haben, von ‘strategischen Fehlleistungen’ der Verlage ist die Rede.”

Die Jelinek-Österreicher triumphieren
(Joachim Lottmann)
“Endlich sind sie da, die man immer nur behauptet, ja herbeigebetet und -gebettelt hatte, und die es bis gestern partout nicht geben wollte: Pritzlowil oder wie er hieß, der Kampusch-Peiniger, Fritzl der Superfreak, der endlich den Monströsitätsgrad von Adolf erreicht.”

Sieben verstörende Minuten
(Spiegel Online, Henning Lohse)
Eine Gruppe Jugendlicher zieht durch Paris, schlägt wahllos Menschen nieder, randaliert, klaut – das ist das neue Musikvideo der französischen Elektro-Band Justice. Besonders an dem Gewaltclip sind die meisterhaft komponierten Szenen, die extrem sorgfältig ausgewählten und bearbeiteten Bildern, die geradezu eine Sogwirkung entwickeln. Vorsorglich fürchtet man schon neue Gewalt in den Banlieus.

Wie man im Internet Bilder findet
(Random knowledge, Kurt)
Ausführliche Liste mit Links zu Suchmaschinen und Archiven, darunter sowohl kommerzielle Anbietern als auch Behörden und freie Quellen.

In eigener Sache: Das Ergebnis unserer Umfrage zu den kleinen Bildern hier ist 50:50 ausgegangen, wir werden deshalb nur in Ausnahmefällen Bilder oder Videos zeigen. Ronnie Grob, den ich bei “6 vor 9” diesen Monat vertrete, schreibt solange aus China.

medienlese – der Wochenrückblick

Zwei Medienkampagnen, das Ende des Interviews, ein Spielverderber, neue Pop-Recherche und der entfesselte Internet-Mob.

Vor dem Ende des Interviews warnt Adrian Schimpf, Ex-Chefjustiziar der Financial Times Deutschland und Manager bei Gruner und Jahr, auf Spiegel Online. Anlass ist ein Urteil der Zivilkammer 24 des Hamburger Landgerichts, nachdem Medien für die Wahrheit von Interviewäußerungen Dritter haften. (Wir hatten dazu zwei Tage vorher auf eine Meldung von newsroom.de verlinkt.)

Read On…

Über das Wunder von Copy & Paste

“Bild am Sonntag”-Kolumnist Peter Hahne schreibt in seinen “Gedanken zum Sonntag” nicht nur zeitlose Zeilen. Nein, er schreibt sie auch immer wieder:

Über Fragen aus dem Strandkorb und die Antworten zu Pfingsten

(…) Die Bibel berichtet von der uralten Geschichte, die sich vor rund 2000 Jahren ereignete. Nach Tod und Auferstehung von Jesus Christus waren seine Anhänger verunsichert und zogen sich in Jerusalem in ihre Häuser zurück.

Doch dann, eben nach diesen fünfzig Tagen, kam die Wende. Die Jünger bekamen wieder Mut und wagten sich in die Öffentlichkeit. Das taten sie jedoch nicht aus eigener Kraft, sondern erfüllt vom Heiligen Geist, vom Geist Gottes.

Die Bibel fasst das in folgendes Bild: Vom Himmel kam ein Brausen, und über ihren Köpfen erschienen Feuerzungen. Die Menschen strömten zusammen und hörten die Jünger predigen. Das Wunder: Jeder Besucher der Multikulti-Hauptstadt Jerusalem hörte sie in seiner eigenen Sprache reden. (…)

(“BamS”-Pfingstausgabe 2003)

Über die Kirche an Pfingsten und ihren vergessenen Geburtstag

(…) Die Bibel erzählt die uralte Geschichte, die sich vor rund 2000 Jahren ereignete: Nach Tod und Auferstehung von Jesus Christus waren seine Anhänger verunsichert und zogen sich in Jerusalem in ihre Häuser zurück.

Doch dann – eben nach diesen 50 Tagen – die Wende: Die Jünger bekamen wieder Mut und wagten sich in die Öffentlichkeit. Das taten sie nicht aus eigener Kraft, sondern erfüllt vom Heiligen Geist – vom Geist Gottes.

Die Bibel zeichnet dazu folgendes Bild: Vom Himmel kam ein Brausen, und über ihren Köpfen erschienen Feuerzungen. Die Menschen strömten zusammen und hörten die Jünger predigen. Das Wunder: Jeder Besucher der “Multikulti-Hauptstadt” Jerusalem verstand sie in seiner eigenen Sprache! (…)

(“BamS”-Pfingstausgabe 2006)

Über den Sinn von Pfingsten und den Beginn einer Mission

(…) Die Bibel erzählt die uralte Geschichte, die sich vor rund 2000 Jahren ereignete: Nach Tod und Auferstehung von Jesus Christus waren seine Anhänger verunsichert und versteckten sich in ihren Häusern in Jerusalem.

Doch dann – eben nach diesen 50 Tagen – die Wende: Die Jünger bekamen wieder Mut und wagten
sich in die Öffentlichkeit. Das taten sie nicht aus eigener Kraft, sondern erfüllt vom Heiligen Geist – vom
Geist Gottes. Eine Kraft, die wir uns selber nicht geben können. Eine Kraft, die uns wieder auf die Beine hilft, wenn wir resignieren, die uns im Leid tröstet und in Verzweiflung
Zuversicht und Hoffnung schenkt.

Die Bibel zeichnet dazu folgendes Bild: Vom Himmel kam ein Brausen, und über ihren Köpfen erschienen Feuerzungen. Die Menschen strömten zusammen und hörten die Jünger predigen. Das Wunder: Jeder Besucher der “Multi-Kulti-Hauptstadt” Jerusalem verstand sie in seiner eigenen Sprache! (…)

 
(“BamS”-Pfingsausgabe 2007)

Über das Wunder von Pfingsten und den Zauber des Verstehens

(…) So kann es an Pfingsten vor 2000 Jahren auch gewesen sein. (…) Weniger zum Feiern zumute war den Jüngern von Jesus Christus, denn nach Karfreitag und Ostern waren seine Anhänger verunsichert und versteckten sich in ihren Häusern.

Doch dann, 50 Tage nach Ostern, die Wende: Die Jünger wagen sich in die Öffentlichkeit und haben plötzlich den Mut, von ihrem Glauben zu erzählen. Das taten sie nicht aus eigener Kraft, sondern erfüllt vom Heiligen Geist – vom Geist Gottes.

Die Bibel zeichnet ein plastisches Bild von diesem Pfingstwunder. Vom Himmel kam ein Brausen, und über den Köpfen der Jünger erschienen Feuerzungen. Tausende strömten zusammen, Menschen mit unterschiedlichen Sprachen, Hautfarben und Kulturen. Die Jünger erzählten in ihrem galiläischen Dialekt vom auferstandenen Jesus Christus. Doch was die Leute am meisten erstaunte: Jeder Besucher der Multi-Kulti-Hauptstadt Jerusalem verstand sie in seiner eigenen Sprache! (…)

(“BamS”-Pfingstausgabe 2008)

Da bekommt die “BamS”-Behauptung “BILD-am-SONNTAG-Leser wussten es zuerst!” doch eine ganz neue Bedeutung.

Hineingeheimnissen mit Angelina Jolie

Es ist nicht sehr abwegig, dass “Bild.de”, vermutlich inspiriert durch diese Ausgrabung von “vanityfair.de”, über ein Musikvideo schreibt, in dem die damals sechzehnjährige Angelina Jolie mitspielt:

Lange vor dem Oscar, Brad Pitt und den (bald) sechs Kindern verdiente sich die heute gefeierte Kinoschönheit Angelina Jolie (32) mit kleineren Jobs ihr erstes eigenes Geld. So übernahm die Bellissima aus Hollywood im Jahr 1991 die Hauptrolle in einem Musikvideo des italienischen Schmusesängers Antonello Venditti.

“Jetzt ist dieses Musik-Video aus den neunziger Jahren aufgetaucht.”

O-Ton Bild.de

Es ist angesichts der Tatsache, dass dieses Video in der Internet Movie Database, seit mehr als einem Jahr in Vendittis Wikipedia-Eintrag, seit dem 7. Januar 2007 in Jolies deutschsprachigem und dem 21. Oktober 2006 in ihrem englischsprachigen Wikipedia-Eintrag erwähnt wird, und überhaupt angesichts der Tatsache, dass das Video selbst seit dem 5. Februar 2006 bei YouTube zu finden ist und mehr als 500.000 mal angesehen wurde, aber außerordentlich abwegig, den Text ausgerechnet so beginnen zu lassen:

Wie viele Geheimnisse hat diese Frau noch?

Freuen Sie sich also schon mal auf die “Bild”-exklusive Enthüllung der Geheimnisse, dass Jolie auch in den Musikvideos zu “Rock’n’Roll Dreams Come Through” von Meat Loaf, “Stand By My Woman” von Lenny Kravitz und “It’s About Time” der Lemonheads zu sehen ist.

Mit Dank an Tina B.!

6 vor 9

NZZ wittert Kampagne gegen Rechts
(NZZ, Heribert Seifert)
Peter Krause, CDU-Politiker und ehemalige Redakteur der Jungen Freiheit, wird nicht Minister in Thüringen: “Was dort geschah, wirft ein düsteres Licht auf die deutschen Diskursverhältnisse, zeigt es doch, dass Medien ohne professionelle Selbstkontrolle an Kampagnen mitmachen, wenn diese die Stossrichtung ‘gegen rechts’ haben.”

Vorspann vor Gericht
(umblaetterer.de, Marc Reichwein)
Redaktion schreibt spitzen Lead, Autor landet vor Gericht: “Ein Weltwoche-Journalist hatte sich wegen angeblich rassistischer Wortwahl vor Gericht zu verantworten. Das Kuriose: Dieser Journalist war für Teile seines Artikels angeklagt, die er nachweislich gar nicht geschrieben hatte.”

Link zu unserem Post über die World Press Photo Awards 2007Interview mit Kriegsfotograf Hetherington
(davidbauer.ch, Olivia Kühni und David Bauer)
“Der Umgang mit Brutalität beschädigt etwas in einem. Sie werden nicht durch die Strassen gehen und denken, das Leben ist einfach wunderbar, alles ist grossartig und gut.” Mit dem Bild eines erschöpften US-Soldaten in Afghanistan gewann Tim Hetherington den World Press Photo Award 2007.

Mutlose Auswahl
(Indiskretionen Ehrensache, Thomas Knüwer)
Die Nominierungen für den Grimme Online Award stellt Thomas Knüwer vor. “Richtig dicke Überraschungen, Angebote, die mich staunen lassen, vermisse ich.”

Beleidigungen und ernste Fragen
(taz, Heide Oestreich)
Die Alphamädchen begehen “Muttermord” an Alice Schwarzer: “Sie definieren sich nun einen neuen Feminismus zurecht. So what?, möchte man sagen: Es ist schließlich noch genug Patriarchat für alle da.”

Spiegel Online entdeckt die Langsamkeit
Auf der neuen “Seite 2” werden Reportagen, Analysen und Interviews aus den vergangenen 24 Stunden gezeigt. Aufmacher ist derzeit das Geständnis von Josef Fritzl, der lächelnd auf einem Riesenfoto (515×420 Pixel) gezeigt wird.

Killerargumente

Kleiner Test: Welches Computerspiel wird hier von “Bild” beschrieben?

Lustigerweise ist die Antwort leicht, obwohl die Beschreibung fast vollständig falsch ist.

Genau:

Vermutlich wäre es schwerer gewesen, darauf zu kommen, wenn “Bild” wenigstens einmal die Wahrheit über “Counterstrike” geschrieben hätte: Dass das Computerspiel an Brutalität durchaus zu überbieten ist. Dass in der deutschen Version kein Blut fließt. Dass es das Ziel nicht ist, so viele Gegner wie möglich zu töten — ja, dass man sogar gewinnen kann, ohne überhaupt zu töten. Und dass das Spiel in Deutschland nicht indiziert, sondern ab 16 Jahren freigegeben ist.

Aber so ist das bei den sogenannten Killerspielen: Man muss sie nicht kennen oder auch nur das Elementarste über sie wissen, um sich zum Beispiel darüber zu empören, dass sie in einem “Haus der Jugend” in Hamburg angeschafft wurden.

Und wie zum Beweis für die Gefährlichkeit solcher Spiele schreibt “Bild” noch:

Zur Erinnerung: Robert Steinhäuser († 19), der am 24. April 2002 in Erfurt an einer Schule zwölf Lehrer, eine Sekretärin, zwei Schüler, einen Polizisten und sich selbst erschoss, war begeisterter Spieler von solchen Killerspielen.

Angesichts dieser Logik kann man nur hoffen, dass Steinhäuser nicht auch begeisterter Jeansträger oder “Bild”-Leser war. (Und, zur Erinnerung: Es war der 26. April 2002.)

Mit Dank an Dominic G., David K., Jan Marco S., Benjamin B., Herbert F., Sebastian T., Patrick B., Lukas B., Sascha K., Jan-Henning S., Sascha S., Florian S. und andere.

6 vor 9

Amstetten (Bild Keystone/AP/Ronald Zak)“Der Expertenbefragungswahn”
(medienspiegel.ch, Andrea Masüger)
“Ein Wunder, dass bisher noch kein Hautarzt zum Thema ’18 Jahre ohne Sonnenlicht’ befragt wurde und dass sich noch kein Architekturprofessor zu bautechnischen Aspekten des Kellerverlieses zu äussern hatte. Aber das alles wird bestimmt auch noch kommen.”

Charlotte Roche (Bild Keystone)Frauenbewegung verkommt zum Karrierecoaching
(SZ, Barbara Gärtner)
“Ach, es hätte eine feine Debatte werden können, aber bisher ist es leider nur fades Beleidigtsein. … Die Wir-Mädchen-um-die-Dreißig-Bücher schaffen vielleicht eine lipglossschnutige Betroffenen-Peer-Group, die Interessenpolitik betreibt. Sowas macht auch der Bauernverband. Das ist okay, aber die Emanzipation kommt so keinen Schritt voran.”

Face-CoverNeues Magazin macht auf Tempo
(dwdl.de, Jochen Voß)
Das Face-Magazin berichtet über Schauspieler, Meinungsmacher, Musiker, Künstler und Trendsetter. “Für’s Erste lässt sich festhalten, dass man mit Face durchaus eine angenehme bis anregende Stunde verbringen kann. Das gelingt heute auch nicht mehr vielen.”

Die Agentur hat immer recht
(Stefan Niggemeier)
Hat sie natürlich nicht, auch über den Ticker laufen Falschmeldungen oder unglückliche Formulierungen. Etwa “Holocaustgegner” statt “Holocaustleugner”. Doof nur, wenn blind abgeschrieben wird. Mindestens tagesschau.de, Netzeitung, Rheinische Post, SWR, Focus, Berliner Morgenpost, Frankfurter Rundschau, Welt und N24 sind reingefallen.

Jeff Jarvis über Internet und Journalismus
(elektrischer-reporter.de, Mario Sixtus)
Gähn, noch so ein langweiliges Video? Nein, denn BuzzMachine-Gründer und Hansdampfinallengassen-Journalist Jeff Jarvis bringt die aktuellen Entwicklungen auf den Punkt. Wenn man nur ein Video zum Thema …

Bloß nicht verzetteln
(Seth Godin)
The Times needs 50 more bestseller lists, 20 more trusted stories about real political fact and insight, ten more cultural touchstone features… and a lot less filler, a lot less copycat stuff and nothing, nothing about Barbara Walters.”

Allgemein  

Es ist nicht alles Öl, was glänzt

Fast 121 Dollar kostete ein Barrel Rohöl gestern, und wenn die Experten von Goldman Sachs Recht behalten, könnte der Preis für das “Schwarze Gold” (!) in den nächsten zwei Jahren auf bis zu 200 Dollar (120 Euro) steigen. Kein Wunder, dass Bild.de angesichts dieser dramatischen Entwicklung fragt:

Ist Öl bald so wertvoll wie Gold?

Eine konkrete Antwort bleibt Bild.de den Lesern schuldig, aber wir übernehmen das gerne.

Ein Barrel sind rund 159 Liter. Bei einer durchschnittlichen Dichte von 0,85 Kilogramm pro Liter wiegt ein Barrel Rohöl also ungefähr 135 Kilogramm. Bei einem Preis von 120 Euro pro Barrel würde ein Kilo Rohöl rund 88 Cent kosten.

Der Goldpreis wird in Dollar pro Feinunze angegeben. Aktuell beträgt er 865,30 Dollar, umgerechnet 562,35 Euro. Eine Feinunze sind 31,1 Gramm, also beträgt der Kilopreis für Gold gerade 18079,97 Euro.

Anders gesagt: Selbst wenn der Ölpreis wie prognostiziert explodiert, ist Goldenes Gold noch schlappe zwanzigtausendmal wertvoller als Schwarzes Gold.

Aber wie wertvoll wäre Öl wirklich? So wertvoll wie ein kleines Auto? Nein: Der neue Fiat 500 kostet rund 11,17 Euro das Kilo. Selbst die “Bild”-Volksbibel wäre mit einem Kilopreis von 3,98 Euro noch deutlich wertvoller als Öl. Nicht einmal mit dem anderen “schwarzen Gold”, dem Kaffee, könnte es Rohöl an Wert aufnehmen: der wird gerade für 1,36 Euro das Kilo gehandelt. (Von Bananen ganz zu schweigen.)

Machen wir es kurz: Mit etwas Pech wird Öl bald teurer sein als Apfelsaftschorle*.

*) 50 Prozent Fruchtsaftgehalt

Mit großem Dank an Jan W. für den Hinweis und Thomas S. fürs Nachrechnen!

Wir sind Heigl!

Bei Bild.de war man offensichtlich ganz aus dem Häuschen, als man eine Meldung der “Bunten” entdeckte. Die US-Schauspielerin Katherine Heigl wurde nämlich vom Bürgermeister von Esslingen eingeladen, das Städtchen zu besuchen. Und sie hat offenbar zugesagt. Soweit die News.

Für Bild.de war indes noch etwas ganz anders neu:

"Katherine Heigl hat deutsche Vorfahren

Sie ist die schöne Hollywood-Diva, der Star aus “Grey’s Anatomy”. Strahlend blondes Haar, tiefgründige Augen, sinnlicher Mund. Katherine Heigl ist wirklich eine Augenweide. Aber was bisher kaum einer wusste: Sie hat deutsche Wurzeln! Und die liegen gar nicht soooo weit zurück, wie “Bunte” herausfand. Katherines Ur-Großeltern stammen nämlich aus Esslingen am Neckar, ihr Opa wurde dort geboren und wanderte später in die USA aus.

Moment: Was bisher kaum einer wusste? Wie “Bunte” herausfand?

Dass Heigl (auch) deutsche Wurzeln hat, weiß die deutsche Wikipedia bereits seit dem Jahr 2006. (In der englischsprachigen Wikipedia wird für diese Info sogar eine Quelle angegeben, die aus dem Jahr 2001 stammt.) Aber gut, deshalb kann es natürlich immer noch sein, dass das “kaum einer wusste”.

Seit Februar dieses Jahres steht jedoch bei Welt Online:

Väterlicherseits hat der Star deutsche Urgroßeltern, und der Großvater mütterlicherseits stammt aus dem idyllischen Esslingen.

Und im März sagte Heigl selbst der Zeitschrift “Joy”:

“Mein Großvater mütterlicherseits stammt aus Esslingen in Baden-Württemberg. Er hieß Engelhart Reingold. Und der Großvater meines Vaters war ein Heigl.”

Dazu gab es eine Vorabmeldung, die u.a. von der Nachrichtenagentur AP weiterverbreitet wurde, und seither ist es auch anderenorts nachzulesen. Kein Wunder also, dass nicht mal die “Bunte” behauptet, sie habe das mit den deutschen Wurzeln herausgefunden. Aber auf Bild.de ist eben Verlass.

Mit Dank an Philipp S. für den sachdienlichen Hinweis.

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