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1. Die Chefredakteurin von brand eins im Interview
(meedia.de, Oliver Scheiner)
Gründerin und Chefredakteurin Gabriele Fischer: “Ich sehe zwar einige neue Titel im Zeitschriftenhandel, aber da ist nichts wirklich Neues dabei. Die sind alle nach dem Strickmuster ‘Der Weiße Hai Teil II’ gestrickt – alles Dritt- oder Viert-Verwertungen. Das sind für mich keine neuen Ideen.”

2. “Das neue Modebewußtsein der Magazine”
(taz.de, Tobias Rapp)
“Es gibt allen Grund zu der Annahme, dass langfristig nur zwei produktorientierte Kulturindustrien übrig bleiben werden. Kunst und Mode. Die Tonträger verschwinden. Sobald die Übertragungsgeschwindigkeiten und Speicherkapazitäten groß genug sind, wird die Filmindustrie in Schwierigkeiten kommen. Und mit dem ‘Kindle’ wird demnächst das erste elektronische Buch mit Massenappeal auf den Markt kommen. Bleiben Kunst und Mode.”

3. “Fernsehen spielt online fast keine Rolle”
(spiegel.de, Jan-Philipp Hein)
Fernsehkritiker David Harnasch alias B-Arbeiter sitzt mehrere Stunden an seinen Beiträgen, die wenige Minuten lang sind. Er soll einer der wenigen Fernsehkritiker sein, denn das Medium sei nicht mehr kritikwürdig.

4. “Die GEZ-Verschwendung mit Oliver Kahn”
(welt.de, Antje Hildebrandt)
“Kaum sind die Klagen über Gebührenverschwendung beim Zweiten Deutschen Fernsehen verstummt, bahnt sich neuer Ärger an: Für das Abschiedsspiel des ehemaligen Nationaltorhüters soll der Sender doppelt so viel wie für ein gemeines Spiel im Uefa-Cup gezahlt haben – und das, obwohl der eigentliche Star fehlte.”

5. “Blogger als Journalisten: Was ‘die Neuen’ können”
(medianet.at, Matthias G. Bernold)
“Dass die Blogger in die erlauchten Kreise der renommierten Medien eindringen konnten, hat auch mit deren Schwäche zu tun. Als der zweite Irakkrieg losbrach – ließen sich selbst hervorragende Zeitungen wie die New York Times in die Regierungspropaganda einspannen. Es waren unabhängige Blogger, die Widersprüchlichkeiten anprangerten.”

6. “Gutes Fernsehen erst nach Mitternacht?”
(ringfahndung.de)
“Jeder darf sich jetzt gerne selber fragen, wieso drei der vier Fernsehtipps des Hamburger Abendblattes von heute (Ausriss) nach Mitternacht beginnen!”

“Stoppen Sie voyeuristische Berichterstattung!”

"Erzbischof Sterzinsky kritisiert Medien"Ja, das hier links ist tatsächlich ein Ausriss aus der “Bild”-Zeitung. Georg Kardinal Sterzinsky hat beim gestrigen Medienempfang des Erzbistums in Berlin unter anderem die “Bild”-Zeitung kritisiert – und “Bild” berichtet unter der Überschrift “Erzbischof Sterzinsky kritisiert Medien” darüber. Das ist ungewöhnlich für “Bild”.

Anlass für Sterzinskys Kritik war die Veröffentlichung eines Leser-Reporter-Fotos, das einen geistig verwirrten, nackten Mann zeigte, der mitten am Tag auf allen Vieren über eine Kreuzung kroch (wir berichteten). “Bild” hatte das Foto “garniert mit zynischen und ehrabschneidenden Kommentaren”, wie Sterzinsky es in seiner Rede ausdrückte (siehe Kasten).

Aus Sterzinskys Rede

“Aber warum dann immer wieder einzelne Entgleisungen – wie jüngst, als ein Verwirrter, der nackt durch die Straßen Berlins kroch, sich in grob kompromittierender Weise in der Zeitung wiederfand, garniert mit zynischen und ehrabschneidenden Kommentaren. ‘Die Wahrheit über den Menschen bekannt gemacht?’ – Meine Bitte an die Verantwortlichen des Boulevard-Journalismus: Stoppen Sie voyeuristische Berichterstattung! Beenden Sie den Unsinn, Sensationslust und niedere Instinkte durch das fragwürdige Handwerk sogenannter ‘Fotoreporter’ zu bedienen!”

Offenbar in der Absicht, die Berichterstattung zu entschuldigen, anstatt sich für sie zu entschuldigen, schreibt “Bild” zu Sterzinskys Vorwurf:

Das Gesicht des Mannes war nicht erkennbar. Eine Nachfrage bei der Feuerwehr, ob in der fraglichen Zeit eine hilflose Person in Neukölln aufgegriffen und ins Krankenhaus gebracht wurde, wurde damals verneint. Am Tag nach der Veröffentlichung berichtete der “Tagesspiegel”, dass es sich bei dem Mann um einen geistig Verwirrten gehandelt hatte.

Demnach rechtfertigt also die Tatsache, dass “Bild” keinerlei Ahnung hatte, was genau mit dem verwirrten, nackten Mann los war, dass “Bild” sich über ihn lustig machte, öffentlich zur Schau stellte und als mutmaßlichen “Puffgänger” verunglimpfte, der zu viel “Schampus intus” hatte.

Das ist dann wieder nicht so ungewöhnlich für “Bild”.

“Bild” hilft im Fall Michelle wenig

"Die schreckliche Wahrheit über Michelles Tod"Es sieht ganz so aus, als habe die “Bild”-Zeitung es nun doch geschafft, konkrete Einzelheiten zum Tod der achtjährigen Michelle aus Leipzig zu erfahren. Unter der Überschrift “Die schreckliche Wahrheit über Michelles Tod” berichtet sie heute über “das Ergebnis der Obduktion ihrer Leiche” – und zeigt sich sichtlich stolz darüber (siehe Ausriss).

Bei Staatsanwaltschaft und Polizei ist man indes “entsetzt” über die Berichterstattung, wie “Spiegel Online” schreibt:

“Wir machen zu dem Obduktionsergebnis keine Angaben”, sagte (…) eine Sprecherin der Leipziger Polizei SPIEGEL ONLINE. “Wir sind aber sehr unglücklich darüber, dass die Nachrichtensperre nicht eingehalten wurde. Uns hat man damit bei der Fahndung nach dem Täter alles andere als einen Gefallen getan.” Die Veröffentlichung sei bei den weiteren Ermittlungen alles andere als hilfreich.

Auch die Staatsanwaltschaft zeigte sich über die Berichterstattung nicht erfreut. (…) “Die Öffentlichkeit hat natürlich einen Anspruch auf Information, aber gerade in einem Fall wie diesem, in dem sich die Ermittlungen umfangreicher als sonst gestalten, kann eine detaillierte Berichterstattung fahrlässig sein. Abgesehen davon muss man sich fragen: Was tut man der Familie damit an?”

Sowohl Staatsanwaltschaft als auch Polizei seien enttäuscht darüber, dass hinsichtlich der Ermittlungen keine Rücksicht genommen werde, sagte Schulz. “Details zu bestimmten Tathandlungen können auf einen bestimmten Täter hinweisen – und damit unsere Ermittlungen gefährden.”

Mit Dank auch an bgd, Claudius L., Gila M. und Michael K.

Nachtrag, 18.08 Uhr: Auch stern.de berichtet darüber, wie “verärgert” die Polizei auf den “Bild”-Artikel reagierte:

“Wer immer sich da profilieren wollte, hat der Sache einen Bärendienst erwiesen”, kommentierte ein Polizeisprecher einen Bericht der “Bild-Zeitung”. (…) Die Polizei halte bewusst an ihrer bereits kurz nach dem Verschwinden Michelles verhängten Informationssperre fest. Alles andere sei, auch in Hinblick auf die weiteren Ermittlungen, “äußerst kontraproduktiv”. Schließlich sei man “auf möglichst unbeeinflusste Zeugenhinweise” angewiesen, jede “Sensationshascherei” verfälsche das Bild oder verhindere, dass sich auch Bürger mit scheinbar unbedeutenden Beobachtungen meldeten (…).

Nachtrag, 3.9.2008: Nachdem die “Bild”-Zeitung am Dienstag Details aus dem Obduktionsbericht von Michelles Leiche veröffentlichte, suchen Staatsanwaltschaft und Polizei nun nach einem Informationsloch in den eigenen Reihen. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf “Verletzung des Dienstgeheimnisses und der besonderen Geheimhaltungspflicht” eingeleitet, wie verschiedene Medien berichten. Die Nachrichtenagentur dpa schreibt zudem:

Durch Medienberichte über angebliche Details seien die Ermittler auch “auf die falsche Fährte gelockt” worden. “Halbinformationen behindern die Ermittlungen”, kritisierte der Staatsanwalt.

Nachtrag, 3.9.2008, 15.30 Uhr: Auch Bild.de berichtet über die Ermittlungen wegen Verletzungen des Dienstgeheimnisses und verlinkt dabei gleich zwei Mal zu dem “Bild”-Artikel, der offenbar Auslöser für die Ermittlungen war.

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1. “Wladimir Putin, unser Held”
(ksta.de, Tobias Kaufmann)
“Hat Wladimir Putin einem Fernsehteam das Leben gerettet, als er gerade noch rechtzeitig einen sibirischen Tiger niederschoss? Eher unwahrscheinlich. Aber schön ist die Geschichte trotzdem.”

2. “Thomas Roth zum Putin-Interview im Ersten”
(tagesschau.de, Thomas Roth)
Der Journalist, der Putin für die ARD interviewt hat, meldet sich nach bisher 494, zum Teil empörten Kommentaren im Tagesschau-Blog zu Wort. Das ganze, sehr interessante Interview werde dann ausgestrahlt, wenn alle schlafen, nämlich morgens um 6:20 Uhr. Die Langfassung des Videos und eine vollständige Abschrift sollen nachgereicht werden.

3. Gratiszeitung Nyhedsavisen wird eingestellt
(fr-online.de, Hannes Gamillscheg)
“Nyhedsavisen, ein Eindringling aus Island, hatte mit einem an alle Hausstande verteilten Gratisprodukt den dänischen Zeitungsmarkt aufmischen wollen. Am Montag drehte der letzte der Investoren den Geldhahn zu, und alles ist beim alten. Nur dass die großen Zeitungsverlage im Abwehrkampf gegen die Neulinge Hunderte Millionen Kronen verpulvert haben, die sie auch hätten brauchen können, um ihre unter Auflagenschwund leidenden Abonnement- und Boulevardblätter attraktiver zu machen.”

4. “‘Penthouse’-Chefredakteur Molzer im Interview”
(dwdl.de, Daniel Häuser und Peter Böhling)
Kurt Molzer: “Der Mann wird ja bevormundet in den anderen Heften. Nach dem Motto: Zieh dir diese Schuhe und das Hemd an, weil du selbst einfach zu blöd dazu bist. Aber wer braucht diese Tipps eigentlich? Ich mache das Heft für einen Mann, der keine albernen Lebensweisheiten braucht.”

5. “Google – Die Besserwisser”
(morgenpost.de, Ulli Kulke)
Eine erste Vorschau auf das 10jährige Firmenjubiläum von Google.

6. “Der wichtigste Deutsche – ein Blogger”
(denquer.de, Stefan Oßwald)
Vanityfair.de macht Jagd auf Page Impressions mit einer Liste der 100 wichtigsten Deutschen. Zu manipulieren ist sie mit den einfachsten Mitteln, zum Beispiel mit dem VanityFakeVoter.

“Bild” liest Spuren in Ermittler-Gesichtern

"Mordfall Michelle: Heiße Spur führt in diese alte Gärtnerei"Vergangenen Samstag berichtete “Bild” mal wieder über eine “heiße Spur” im Fall der getöteten Michelle aus Leipzig. Und zwar bereits auf der Titelseite (siehe Ausriss).

Wie schon zuvor, als “Bild” von angeblich heißen Spuren schrieb (wir berichteten), handelt es sich auch hier um eine “Interpretation der ‘Bild’-Zeitung”, wie ein Sprecher der Leipziger Polizei es uns gegenüber formuliert. Zurzeit sei noch nicht mal sicher, ob die in der Gärtnerei gefundenen Gegenstände überhaupt im Zusammenhang mit dem Fall Michelle stünden.

Und tatsächlich ist wohl der gesamte “Bild”-Artikel eine einzige große Interpretation:

"Mordfall Michelle: Versteckte sich hier ihr Mörder? Was verraten Fahrrad, Stuhl und Anhänger über den Killer?"

VERSTECKTE SICH HIER MICHELLES MÖRDER? WURDE DAS MÄDCHEN HIER GETÖTET? (…) Ist das der Tatort?

Aber die “Bild”-Zeitung gibt sich nicht vollständig mit derlei Gestocher Fragen zufrieden. Sie schreibt auch:

Die grausame Theorie der Ermittler: Der Mörder fesselte dort die kleine Michelle auf den Stuhl, misshandelte sie. Danach schmiss er ihre Leiche in den Fahrradanhänger, um sie in den Ententeich zu werfen.

Was “Bild” als “grausame Theorie der Ermittler” bezeichnet, nennt der Polizeisprecher:

Reine Spekulation.

Er halte es für sehr unwahrscheinlich, dass irgendein mit dem Fall betrauter Ermittler der “Bild”-Zeitung gegenüber diese Theorie geäußert habe. Auch wenn die hohe Aufmerksamkeit der Medien dafür sorge, dass viele Hinweise bei der Polizei* eingingen, so seien spekulative Medienberichte “grundsätzlich ein Problem”, da sie die Ermittlungen behindern könnten.

Und womöglich zeigt der letzte Satz des “Bild”-Artikels noch am besten, wo “Bild” die grausame Ermittler-Theorie her hat:

Doch die Gesichter der Ermittler lassen Schlimmes vermuten…

Mit Dank auch an Stephan L. und Heinz B.

*) Heute berichtet “Bild” über eine Frau, die einen “Verdächtigen” gesehen haben will, “der auf einem Spielplatz und an einer Schule Mädchen in Michelles Alter angesprochen hat!” Der Mann habe genauso ausgesehen, wie der auf dem Phantombild, das “Bild” vor einer Woche zeigte. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, rief die Polizei anlässlich dieser “Bild”-Geschichte Zeugen “eindringlich” auf, “sich mit Hinweisen direkt an die Ermittler zu wenden. Es sei nicht hilfreich, wenn sie sich während laufender Ermittlungen an die Medien wendeten. ‘Das macht unsere Ermittlungen nicht gerade einfacher'”.

Der E.on-Chef im “Bild”-Nichtverhör

Oliver Santen, Leiter des Wirtschaftsressorts der “Bild”-Zeitung, hat mal wieder eines seiner bei führenden Vertretern der Industrie so beliebten Interviews geführt. Heute mit E.on-Vorstandschef Wulf Bernotat:

"Erster Stromboss warnt vor Energie-Krise in Deutschland: Ohne neue Kraftwerke wird Strom knapp!"

Da ist der “Stromboss” offenbar ganz einer Meinung mit Wirtschaftsminister Michael Glos, der vor gut drei Wochen in “Bild” vor einer “Strom-Knappheit” warnte – und, beinahe möchte man sagen: natürlich, mit “Bild”-Mann Oliver Santen. Denn schon seine Eingangsfrage lautet:

Deutschland steigt als einzige Industrienation aus der Atomkraft aus. Wie kann die Versorgungslücke geschlossen werden?

Und so geht es munter weiter:

BILD: Drohen Deutschland Engpässe bei der Stromversorgung?

Bernotat: Eindeutig ja! (…)

BILD: Ohne Kraftwerksneubauten gibt es keine sichere Stromversorgung?

Bernotat: Richtig. (…)

BILD: Hat Deutschland ein bezahlbares und sicheres Energiekonzept für die Zukunft?

Bernotat: Ganz klar: Nein. (…)

BILD: Laut einem Gutachten dreier Forschungsinstitute sind zukünftig jedoch keine Erzeugungsengpässe zu erwarten. Wie erklären Sie sich diesen Widerspruch zu ihren eben gemachten Ausführungen?

Das Gutachten (pdf):

“Insgesamt sind zukünftig jedoch keine Erzeugungsengpässe (…) zu erwarten. (…) Auch bei einer expansiveren Entwicklung des Stromverbrauchs als hier unterstellt, wird es aus Sicht der Gutachter marktgetrieben nicht zu physischen Kapazitätsengpässen der Stromversorgung kommen. (…) Wegen des niedrigen Beitrags der Windenergie zur gesicherten Leistung ist hier eine zeitlich differenzierte Betrachtung wichtig: (…) Auch hier sehen wir heute und absehbar keine Angpässe.”

Nein, stopp! Die letzte Frage hat Santen dem “Stromboss” überhaupt nicht gestellt. Stattdessen wollte er lieber wissen: “Was ist zu tun?”, “Was schlagen Sie vor?” oder “Was tun Sie, um beim Stromsparen zu helfen?”

Dabei sollte Santen das Gutachten, das zu einem anderen Ergebnis kommt als Bernotat (siehe Kasten), eigentlich kennen. Darauf hatte sich nämlich Glos bereits in der “Bild”-Meldung von vor gut drei Wochen bezogen. Der Klima-Lügendetektor und zeit.de waren damals beispielsweise der Auffassung, dass Glos’ These von der “Strom-Knappheit” durch das Gutachten nicht gedeckt sei. Entsprechend erwartet auch die Bundesregierung keine Stromlücke.

Aber wenn Santen auch nur irgendeine kritische Nachfrage gestellt hätte, könnte man seine Stichwortgeberei ja womöglich mit Journalismus verwechseln.

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1. ARD bringt nur stark gekürztes Putin-Interview
(spiegelfechter.com, Jens Berger)
Thomas Roth von der ARD interviewt Wladimir Putin eine volle Stunde – ohne jede Themenbeschränkung. Gezeigt werden aber nur 9 Minuten. Zum Glück gibt es Blogs, welche die 27 Minuten, die im russischen TV ausgestrahlt werden, übersetzen. “Warum die ARD für dieses interessante und hochbrisante Stück Fernsehjournalismus keine halbe Stunde Sendezeit über hatte, bleibt fraglich.”

2. “Verstörender Auftritt eines Präsidenten”
(tagesspiegel.de, Sebastian Bickerich)
“Was um alles in der Welt trieb Georgiens Präsident Michail Saakaschwili, nicht nur in Südossetien die Russen zu provozieren, sondern im ZDF am Donnerstag um 22:15 Uhr mit abgehalfterten Ex-Politikern und dem lallenden Peter Scholl-Latour zu debattieren?”

3. Interview mit ZDF-Intendant Markus Schächter
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
“Das Fernsehen bleibt noch lange Zeit das Leitmedium. Aber die Konvergenz führt dazu, dass man bald nicht mehr weiß, auf welchem Weg die Bilder auf den Schirm kommen.”

4. “Was für grosse Flaschen”
(nzz.ch, ras.)
Rainer Stadler zeichnet die “Karriere des Worts ‘Massenbesäufnis'” nach. Ihn “irritiert, dass der Konsument tagelang eine Medienkampagne abwarten muss, bis er über Kernfragen informiert wird, dass ihm Angst eingejagt wird, bevor überhaupt etwas vorgefallen ist. Erst alarmieren, dann kritisieren und zuletzt informieren: Das bedeutet eine Umkehrung der klassischen journalistischen Verhaltensregeln.”

5. “Wohnen wie wir”
(dasmagazin.ch, Max Küng)
“Darauf hat man lange gewartet: ‘Apartamento‘, ein neues Wohnmagazin aus Spanien, zeigt, wie normale Menschen heute wirklich wohnen.”

6. “Die Medien demokratisieren!”
(volkszustandsbericht.wordpress.com, Eckart Spoo)
“Dem WAZ-Konzern ist es gelungen, drei der vier in Thüringen erscheinenden Zeitungen in seinen Besitz zu bringen. Wer könnte in Thüringen noch gegen die Interessen dieses Unternehmens Politik machen?”

Wochenrückblick Nr. 35

Von Zürich nach Berlin, von Peking nach Denver und vom Fernsehen in den Geschichts-Workshop – unser Rückblick auf die 35. Kalenderwoche.

Olympia ist vorbei, die Feuerwerke gehen weiter (und diesmal in echt). Vor 84.000 Anhängern in Denver nahm Barack Obama seine Nominierung entgegen und ist somit der offizielle Präsidentschaftskandidat der Demokraten – das Medienereignis (und unser Bild) der Woche.

Die beiden jungen Frauen, die beim Spiel Deutschland gegen Österreich anlässlich der Fussball-Europameisterschaft des Deutschlandlieds erste (“Deutschland, Deutschland über alles | Über alles in der Welt, …) statt dritte Strophe (“Einigkeit und Recht und Freiheit | Für das deutsche Vaterland!”) aus dem Internet kopierten, mussten einen Geschichts-Workshop besuchen. Die falsche Strophe lief auf dem Staatssender SF2 als Teletextuntertitelung für Gehörlose.

Read On…

Steuerzahlerblut für Münchner Moschee

“Bild” berichtet in ihrer Münchner Ausgabe über einen neuen “Krach um die Sendlinger Moschee”:

MÜNCHENS STEUERZAHLER MUSSTEN FÜR DAS BAUGELÄNDE ZAHLEN

(…) Jetzt kam raus: Für den türkischen Trägerverein, dem offensichtlich das Geld ausgeht, musste der Steuerzahler bluten!

Das ist im Grunde korrekt. Der Trägerverein Ditim e.V. war offenbar nicht in der Lage, die für den Erwerb des Baugrundstücks anfallende Grunderwerbssteuer vollständig zu bezahlen. Deshalb musste die Stadt München als Verkäufer des Grundstücks einspringen. “Das ist gesetzlich so geregelt”, schreibt “Bild” zutreffend. Und lässt wenig später dennoch den “CSU-Fraktionsvize Hans Podiuk” folgendermaßen zu Wort kommen:

“Ist die Stadt bereit, gegebenenfalls auch anderen Partnern bei Grundstückgeschäften solche Sonderkonditionen auf Wunsch einzuräumen?”

Wer jetzt aber den Untergang des Abendlandes befürchtet und schon überlegt, wie er gegen die vermeintliche Sonderbehandlung des Islams auf Kosten des deutschen Steuerzahlers protestieren soll, der sollte vielleicht noch mal schnell einen Blick in den (ebenfalls konservativen) “Münchner Merkur” werfen. Dort gibt es nämlich einige genauere Infos zu einem Aspekt, der in “Bild” lediglich im letzten Satz anklingt:

Scheitert das [Moschee]-Projekt, will sich [Münchens OB] Ude auch die vorausbezahlte Grunderwerbs-Steuer zurückholen.

Im “Merkur” (und ähnlich in der Münchner “Abendzeitung”) heißt es dazu wesentlich deutlicher:

OB Ude, größter Befürworter der Moschee, (…) betonte, dass für die Stadt kein Nachteil entstehe. Sollte das Projekt scheitern, werde das Finanzamt die Steuern zurückerstatten. Falls die Moschee gebaut wird, müsse Ditim der Stadt das Geld zurückzahlen.

Mit Dank an Hendric S. und politischkorrekt.

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1. Tiere!
(Matthias Breitinger, Netzeitung)
“Jeder dritte deutsche Haushalt besitzt ein Tier – und viele davon schauen dann womöglich auch gern einen entsprechenden TV-Sender, dachten sich zwei Fernsehmacher. Der Erfolg binnen eines Jahres gibt ihnen offenbar recht.”

2. Strib kündigt Associated Press
(paulgillin, Newspaper Death Watch)
Die Star Tribune, größte Zeitung um US-Staat Minneapolis, hat der Nachrichtenagentur AP gekündigt – zu teuer. In zwei Jahren ist dann Schluss. Medienblogs in den USA sehen schon einen Trend, weil die gedruckten regionalen Zeitungen immer mehr auf lokale und regionale Nachrichten setzen, brauchten sie den Service der Agentur nicht länger. Außerdem gebe es überregionale Nachrichten ja auch im Internet, zum Abdruck. (Gegen Geld, nicht so wie die Blogger.)

3. Internet macht Fernsehen den Garaus
(Lutz Hachmeister, Rheinischer Merkur)
“Tödliche Konkurrenz” ist der Artikel des Medienwissenschaftlers überschrieben, in dem das Ende des Fernsehens mit seinen riesigen Sendern und einem Programm nach Sendeplatz: “Das Fernsehen und seine Macher werden gemeinsam untergehen, wenn die Fragen nach Modernität und Zeitgenossenschaft nur technologisch beantwortet werden.”

4. YouTube in der Türkei zensiert
(Gerd Höhler, Frankfurter Rundschau)
“Jeder Provinzrichter” könne in der Türkei die Sperrung von Internetseiten veranlassen. In den vergangenen Jahren sei YouTube immer wieder betroffen gewesen, weil sich dort diffamierende Videos über Atatürk sind sehen lassen. Aber wie das mit dem Internet eben so ist: Zensur scheitert stets, weil man sich über “Umwege” einloggen kann.

5. Bild berichtet aus der Zukunft
(spYri, BildBlog)
Michelle Obama hielt am Montagabend eine Rede auf dem Nominierungsparteitag – um 4.36 Uhr unserer Zeit, Dienstagmorgen. Trotzdem schreibt Bild in der Ausgabe vom Dienstag schon von einer “mitreissenden Rede”.

6. Videos und Blogs vom Parteitag
(Beth Lawton, Digital News Blog)
Was amerikanische Zeitungen an neuen Medien auf dem Parteitag der Demokraten ausprobieren, beschreibt das offizielle Blog der Newspaper Association of America: “Newspapers Ramp Up Digital Media for Convention”.

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