Earn it like Beckham

Was “News of the World” über das Einkommen der Schwester von David Beckham schreibt, steht auch auf Bild.de:

200 Euro Sozialhilfe, das sei weniger als Fußball-Millionär David Beckham in 2 Sekunden verdient, hat die Zeitung ausgerechnet.

Ein Lohn von 100 Euro die Sekunde für den “Fußball-Millionär”? Nicht schlecht, das wären dann 6.000 Euro die Minute, 360.000 Euro die Stunde, 8.640.000 Euro am Tag, 259.200.000 Euro im Monat und 3.153.600.000 Euro im Jahr. Damit wäre er mehrfacher Milliardär. Schon nach einem Jahr. Es müsste sich nur noch ein Verein finden, der in der Lage ist, so einen Betrag zu bezahlen.

Doch vielleicht hat das britische Blatt diesen Betrag nicht “ausgerechnet”, wie Bild.de glauben macht, sondern einfach nur so als metaphorische Redewendung dahingesagt.

She claims benefits totalling £164 a week which is less than Becks earns in just TWO SECONDS.

Mit Dank an Hannes und Robert H.

Sachsensumpf, Esoterik, Magath

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “RTL weist ‘Bild’-Bericht über “DSDS” zurück”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
“Bild” vermeldet Ende Juli, dass Sophia Thomalla in der Jury der neuen Staffel von “Deutschland sucht den Superstar” sitzen wird. Doch das wird sie nicht, denn es exisiert, wie RTL erklärt, kein Vertrag. “Erstaunlich viele Medien übernahmen diese Meldung an diesem Tag – als sei es ein Fakt – ungefragt und ohne jeden Zweifel daran zu äußern, obwohl RTL seit Wochen gebetsmühlenartig betonte, dass man sich zu Spekulationen nicht äußert und die Jury im August bekannt geben werde.”

2. Sachsensumpf-Prozess
(flurfunk-dresden.de, owy)
Peter Stawowy glaubt, dass der Kommentar “Der Sachsensumpf als Lehrstück” von Dieter Schütz in der “Sächsischen Zeitung” “derzeit in der Presselandschaft ziemlich alleine stehen” dürfte. “Denn der Autor lehnt es ab, das Urteil als ‘schweren Angriff auf die Pressefreiheit umzudeuten.'”

3. “Jahrbuch 2010: Qualität der Medien”
(jahrbuch.foeg.uzh.ch)
Das Observatorium öffentliche Kommunikation der Universität Zürich untersucht “die publizistische Versorgung, das Informationsangebot und die Berichterstattung in der Medienarena Schweiz” und löst damit einige Reaktionen aus. Der in gedruckter Form 373-seitige Bericht ist online, hier die Hauptbefunde.

4. SF bei den Esoterikern
(dasmagazin.ch, Birgit Schmid)
Birgit Schmid hat beim Schweizer Fernsehen eine esoterische Ader aufgespürt. “Man hat oft den Verdacht, die Fernsehmacher selbst gehen den Scharlatanen auf den Leim. Auch TV-Journalisten haben ein Faible für Esoterik, denn sie wissen, dass diese Themen Quote machen.”

5. “Risiko Magath”
(sportmedienblog.de)
“Magath wird von weiten Teilen des Boulevards hofiert. Man hängt ihm bereitwillig an den Lippen, sein Wort hat Gewicht.” Das Sportmedienblog fragt sich darum, ob die Sympathie für Felix Magath einen Zusammenhang mit dem “Schuldenberg von rund 250 Mio Euro” von FC Schalke 04 hat, den die Boulevardzeitungen angeblich kaum thematisieren.

6. “Journalism Warning Labels”
(tomscott.com)
Warn-Aufkleber für Journalismus zum Selbermachen.

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Die schlechtesten Gründe gegen “Street View”

Die Medien sind voller Meinungsumfragen. Dabei wären Wissensumfragen oft viel interessanter. Wenn die Menschen zum Beispiel nicht gefragt würden, was sie von irgendwelchen Reformplänen der Bundesregierung halten, sondern was sie über diese Reformpläne wissen, über die sie ein Urteil abgeben sollen.

Die “Bild”-Zeitung hat heute so etwas gemacht, unfreiwillig natürlich. Sie hat viele Menschen gefragt, was sie von “Google Street View” halten und ob sie dafür sorgen wollen, dass ihr Haus nicht in dem umstrittenen Angebot gezeigt wird. (“Google Street View” verbindet die Karten von “Google Maps” mit kompletten Straßenansichten, die die Firma fotografiert hat, und soll in diesem Jahr erstmals auch 20 deutsche Städte abbilden.)

Die Antworten vieler Leute, die “Bild” zu Wort kommen lässt, zeigen vor allem eines: Wie wenig die Befragten über das Angebot wissen. Viele scheinen zu glauben, dass es aus Live-Aufnahmen besteht, dass Google quasi rund um die Uhr die ganze Welt überwachen lässt. Das ist nicht der Fall. Zudem werden Personen Gesichter und Autokennzeichen auf den Fotos unkenntlich gemacht.

Das muss man aber offensichtlich nicht wissen, um sich in “Bild” gegen das Angebot aussprechen zu dürfen:

Collien Fernandes (28), Moderatorin: “Ich würde mich ständig beobachtet fühlen mit dem Wissen, dass jeder, der meine Adresse kennt, mein Haus im Internet betrachten kann.”

Juliane Winterberg (19), Sozialfachangestellte aus Gerstungen: “Ich sonne mich oft im Bikini auf der Terrasse. Durch Google finden Spanner doch sofort mein Wohnhaus.”

Jeanette Biedermann (30), Sängerin: “Ich werde mein Haus schwärzen lassen. Ich glaube nicht, dass die Verantwortlichen von ‘Street View’ glücklich wären, dass man ihnen beim Nacktbaden im Garten zuschaut.”

Anni Brandt (78), Rentnerin aus Waltrop: “Es ist praktisch, ich konnte mir zum Beispiel das Haus eines Freundes in Amerika anschauen. Aber wenn mich Leute auf meinem Balkon sehen, finde ich das nicht gut.”

Mirja (34) und Sky du Mont (63): “Wir wollen unser Haus auf jeden Fall schwärzen lassen. ‘Street View’ fördert Kriminalität. Und wir möchten nicht, dass jemand unsere Kinder beim Spielen im Garten sieht.”

Tina Ruland (42), Schauspielerin: “Das ist Verletzung der Privatsphäre. Wenn ich meinen Wohnort entdecken würde, dann würde ich sofort Einspruch erheben. Bedenklich wäre es vor allem, wenn mein Kind zu sehen wäre.”

Manuela Dunkel (36), Angestellte aus Halle: “Die können nicht einfach mein Grundstück ins Netz setzen. Wenn ich mich auf meinen Rasen lege, möchte ich mich nicht im Internet wiederfinden.”

Auch unter den Befürwortern ist ein Ahnungsloser:

Marcus Schenkenberg (42), Topmodel: “Tolle Sache! Wenn ich unterwegs bin, kann ich mich überzeugen, ob meine Häuser in New York, Stockholm und L. A . noch stehen. Eins muss tabu sein – in die Fenster reinzufilmen!”

Nun könnte man natürlich fragen, warum die “Bild”-Zeitung diese Menschen (und die Leser) nicht darüber aufklärt, dass diese Urteile auf falschen Annahmen beruhen. Das ist aber vermutlich die falsche Frage. Unter den bekennenden “Street View”-Gegnern findet sich nämlich auch dieser:

Martin Wichmann (53), BILD-Redakteur: “Ich habe mir bewusst ein Haus gesucht, das nicht von allen Seiten einsehbar ist. Das soll jetzt nicht durch Google auf den Kopf gestellt werden.”

Wie es Google schafft, von der öffentlichen Straße aus Dinge zu sehen, die für andere nicht einsehbar sind; ob die Firma nach Ansicht des “Bild”-Mannes spezielle Kameras hat, die durch Mauern fotografieren können, oder ob sie eigene, sagen wir: “Leser-Reporter” dafür einsetzt, bleibt offen.

Mit Dank an nrwbasti!

Nachtrag, 15. August. Mehrere BILDblog-Leser haben den letzten Absatz kritisiert. Richtig ist, dass die “Street View”-Aufnahmen aus einer Höhe von 2,90 Metern gemacht werden, also einen anderen Blick erlauben, als ihn Fußgänger haben (aber zum Beispiel Busreisende). Schwer zu glauben allerdings, dass “Bild”-Redakteur Wichmann das gemeint haben soll, als er sagte, sein Haus sei bewusst “nicht von allen Seiten einsehbar” und Google stelle das mit seinen Aufnahmen “auf den Kopf”.

Nachtrag, 16. August. Erstaunlich: Heute “klärt BILD die größten Missverständnisse [über “Street View”] auf”, darunter auch die von ihr selbst verbreiteten.

Bild  

Ein Herz für Schmutzkampagnen

Das Verhältnis zwischen der “Bild”-Hilfsorganisation “Ein Herz für Kinder” und dem Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) ist — gelinde gesagt — durchwachsen. Während viele andere Hilfsorganisationen sich von der unabhängigen Institution auf die korrekte und transparente Verwendung von Spendengeldern prüfen lassen und dafür das DZI Spenden-Siegel erhalten, sieht “Ein Herz für Kinder” keinen Bedarf hierfür. Entsprechend war nach der Haiti-Spendengala Anfang des Jahres auf Welt.de zu lesen:

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) kritisierte “Ein Herz für Kinder” als intransparent. “Im Gegensatz zu allen anderen Partner-Hilfswerken der Spendengala veröffentlicht die Organisation keine Finanzberichte”, sagte DZI-Geschäftsführer Burkhard Wilke dem EPD. Dadurch sei nicht klar, wie viel Geld “Bild hilft” etwa für Werbung und Verwaltung ausgebe.

Mehr über
“Ein Herz für Kinder”:

Springer wiederum hält herzlich wenig vom DZI Spendensiegel:

Ein “Herz für Kinder” hat das “Spenden-Siegel” nie beantragt. Mit dem eingesparten Geld (10 000 Euro jährlich) hilft die BILD-Aktion lieber denjenigen, die es dringender brauchen als das halbstaatliche DZI.

Diese Aussage findet sich am Ende eines Artikels, der jüngst unter der Überschrift “Zu teuer, zu bürokratisch — Helfer wollen Spendensiegel boykottieren!” in der gedruckten “Bild”, auf Bild.de und sogar auf der Homepage von “Ein Herz für Kinder” erschienen ist. Die beiden Autoren Einar Koch und Hans-Jörg Vehlewald geben sich darin größte Mühe, das baldige Ende des DZI Spendensiegels heraufzubeschwören:

Es gilt als “TÜV der guten Tat” — doch jetzt droht dem “Spenden-Siegel” nach fast 20 Jahren das Aus!

Begründet wird das folgendermaßen:

Hilfsorganisationen wie DRK, Johanniter und Malteser erwägen einen Boykott des Siegels. Sie befürchten dramatisch steigende Verwaltungskosten zu Lasten von Notopfern. In einem Brandbrief der Johanniter heißt es: “Wissend um die Notwendigkeit von Effizienz und Transparenz müssen wir in Erwägung ziehen, auf das DZI-Spenden-Siegel zu verzichten”. Der Deutsche Caritasverband moniert: “Die mit dem Spenden-Siegel verbundenen Kosten stehen in keinem Verhältnis mehr zum erzielbaren Nutzen!”

Zwar sind oder waren alle von “Bild” genannten Hilfsorganisationen tatsächlich unzufrieden mit den neuen Vergabeleitlinien des Spendensiegels. Von Boykott oder auch nur Boykottdrohungen kann aber keine Rede sein und das wäre auch leicht herauszufinden gewesen, wenn sich auch nur einer der beiden Redakteure bequemt hätte, bei den betreffenden Hilfsorganisationen rückzufragen.

Auf Anfrage von BILDblog erklärte Svenja Koch vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), man plane keinen Boykott und sei zudem von “Bild” nicht um Stellungnahme gebeten worden. Christoph Zeller von den Maltesern hat dieselbe Erfahrung gemacht. Er teilte mit:

Eine Bitte um Stellungnahme seitens der “Bild”-Redaktion hat uns nicht erreicht. Wir Malteser sind grundsätzlich für ein Spendensiegel und bleiben weiter im Gespräch mit dem DZI.

Caritas-Sprecherin Claudia Beck erklärte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd):

Wir werden das Siegel nicht infragestellen. Ein vertrauenswürdiges Siegel hilft den Bürgern, sich auf dem unübersichtlich gewordenen Spendenmarkt zu orientieren.

Und was ist mit dem angeblichen “Brandbrief” der Johanniter? Pressesprecher Patrick Schultheis stellte auf Anfrage von BILDblog klar:

Weder hat die Johanniter-Unfall-Hilfe vor, das DZI-Spendensiegel zu “boykottieren”, noch wurde ein “Brandbrief” an das DZI formuliert. Vielmehr hatte das DZI die Johanniter um eine Bewertung des ersten Entwurfs der neuen Vergabe-Leitlinien gebeten. In dieser Bewertung haben die Johanniter (ähnlich wie andere Hilfsorganisationen) bereits im März 2010 auf einzelne, problematische Passagen hingewiesen. Daraufhin entstand ein intensiver, konstruktiver Austausch mit dem Ziel, angemessene und für alle Seiten akzeptable Kriterien für die Vergabe des Spendensiegels zu entwickeln. Dieser Prozess ist ergebnisoffen und noch nicht abgeschlossen – momentan befindet sich der dritte Entwurf in der Diskussion. Die Johanniter hoffen auf ein positives Resultat und darauf, auch künftig zu den durch das DZI zertifizierten Organisationen zählen zu können. Das DZI-Siegel hat sich aus unserer Sicht in seiner bisherigen Form als Orientierungshilfe für Spender bewährt.

Das von “Bild” verkürzt wiedergegebene Zitat aus der vierseitigen Stellungnahme lautet im Original: “Bei aller Wertschätzung sowie grundsätzlicher Anerkennung des DZI und wissend um die Notwendigkeit von Effizienz und Transparenz müssen wir bei einer Verabschiedung der neuen Leitlinien in der jetzigen Entwurfsform (März 2010) auch in Erwägung ziehen, auf das DZI-Spenden-Siegel zu verzichten oder das Spenden-Siegel nur für einen einzelnen Arbeitsbereich der Organisation beantragen.”

“Bild” hat uns weder vor noch nach Veröffentlichung des Beitrags um eine Stellungnahme gebeten.

Mit Dank an die Hinweisgeberin!

Robert Enke und eine Frage der Sensibilität

Ende 2009 berichtete Bild.de über eine “Panne”, die Hannover 96 in seinem Jahrbuch passiert sei. Neben einem Foto von Torwart Robert Enke, der sich von einem Zug hatte überrollen lassen, war eine Anzeige von dem Reifenhersteller Continental abgedruckt. Der Slogan lautete: “Kurze Bremswege, wenn es drauf ankommt.” Ein Vereinssprecher entschuldigte sich dafür: “Wir waren da nicht sensibel genug, es tut uns leid.”

Robert Enke / Hannover bedauert Jahrbuch-Panne

Heute berichtet Bild.de über einen “Gänsehaut-Moment” bei einem Konzert der Band U2 gestern im Stadion von Hannover: Sänger Bono erinnerte an Robert Enke und seine Familie. Vor dem Filmbericht darüber zeigt Bild.de Werbung des Reifenherstellers Continental. Der Slogan lautet: “Wenn nur alles so schnell stoppen könnte wie Reifen von Continental.”

Mit Dank an Bojan J.!

Pranger, Kritik, Marianne

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Am Pranger der Populisten”
(zeit.de, Hauke Friederichs)
Hauke Friedrichs fragt, warum “Bild” Männer an den Pranger stellt, die ihre Strafe verbüßt haben. “Ob ein Straftäter nach Verbüßung seiner Freiheitsstrafe weiterhin eine Gefahr für die Gesellschaft ist, müssen aber Richter und Gutachter entscheiden – nicht die Redaktion der Bild.”

2. “Danke, dass Sie mich kritisieren”
(print-wuergt.de, Michalis Pantelouris)
Journalist Michalis Pantelouris bedankt sich bei Lesern, die ihn kritisieren: “Kritik ist kein Problem, sondern im Gegenteil die größte Chance des Journalismus in der Übergangsphase, wie wir ihn erleben. Denn Kritik bedeutet auch, dass da Menschen engagiert sind in der Debatte, dass sie uns ihre in der Masse riesige Weisheit überlassen und von uns im Gegenzug zu ihrer Zeit und Energie nur eins verlangen: Respekt.”

3. “Bild-Leserreporter liefern kaum News”
(meedia.de, Daniel Bouhs)
Drei Wissenschaftler analysierten die von 2006 bis 2008 in “Bild” München aufgrund von Leserreporter-Einsendungen erschienenen Beiträge.

4. “Besser spät als nie – BILD und Gegendarstellungen”
(unsterblichkeit.eu)
Bild.de veröffentlicht eine Gegendarstellung, die sich auf einen Artikel von Oktober 2009 bezieht.

5. “Französisches Polit-Magazin beleidigt Sarkozy”
(nzz.ch, Manfred Rist)
Auf der Titelseite der Zeitschrift “Marianne” wird Nicolas Sarkozy als “Le vouyou de la république” (“Taugenichts der Republik”) bezeichnet. “Über die sachliche Richtigkeit und die damit verbundene Politik, darunter Sarkozys härtere Haltung gegenüber Delinquenten, Einwanderern und Roma, kann man streiten, gerade auch, weil es dabei um Werte der Republik geht. Doch mit der Klassierung, die das Wochenblatt liefert, scheint eine Grenze des Anstands überschritten.”

6. “Google Street View und die German Angst”
(webwriting-magazin.de, Claudia Klinger)
“Wollen wir Burkas für Fassaden?”, fragt Claudia Klinger. Bürger, die darauf bestehen, ihr in aller Öffentlichkeit sichtbares Anwesen zu verpixeln, befinden sich übrigens in guter Gesellschaft mit Dick Cheney, der das vor Jahren bei Google Earth durchsetzte (thedailyshow.com, 2007, Video, 2:23 Minuten)

Özil, Ballack und Raúl bei Manchester United!

Nicht ist leichter, als Boulevard-Sportjournalisten in Aufregung zu versetzen. Diese Schlagzeilen erschienen heute (von oben nach unten) auf den Online-Seiten von “Bild”, “Express”, “Sport Bild” und auf T-Online:

So richtig wollte zwar keines der Medien glauben, dass das Auftauchen von Werder-Bremen-Fußballstar Mesut Özil mit einem Profilrudiment auf den Internetseiten von Manchester United bedeutet, dass ein entsprechender Wechsel sicher ist. Aber irgendwas könnte ja dran sein!

“Hat da jemand die Homepage gehackt? Oder weiß man bei ManU etwa schon mehr?”, fragt Bild.de. Die Kollegen von Express.de spekulieren über die mögliche “peinliche Vorbereitung eines Deals, der noch gar nicht in trockenen Tüchern ist”. Und die Online-Experten von “Sport Bild” klingen leicht empört: “ManUnited führt Özil als Spieler. Dabei ist noch nichts unterschrieben.”

Nun. Wir haben aufregende Neuigkeiten.

Nicht nur Özil spielt anscheinend bald bei Manchester United …

… auch Raúl, der doch eigentlich gerade nach Schalke gewechselt war, …

… und sogar Michael Ballack

… und viele weitere bekannte Fußballer.

Auf des Rätsels Lösung könnte man kommen: Unter jedem scheinbaren Spieler-Profil befindet sich ein Link zu der Zusammenfassung einer Meldung aus den Medien, in der der Spieler mit Manchester United in Verbindung gebracht wird. Wann immer die Internetseite des Vereins auf einen solchen Bericht hinweist, wird offenbar ein entsprechendes Profilrudiment angelegt.

Dass Mesut Özil hier geführt wird, hat also nur einen einzigen Grund: Der “Daily Express” hatte vor fünf Wochen darüber spekuliert, dass er als Neuzugang im Gespräch sei, und die Internetseite von Manchester United hatte — mit dem Standard-Hinweis, sich das nicht zu eigen zu machen — die Meldung zusammengefasst.

Ob die Tatsache, dass deshalb gleich eine solche merkwürdige halbleere Profilseite für Özil entsteht, eine “Panne” darstellt oder panne doch eher die Leute von Bild.de und den anderen mit ihrer Spekulationswut und Rechercheunlust sind, lassen mir mal dahingestellt.

Mit Dank an Marcus H., Andree M. und vor allem Benjamin C.!

Ein Foto, kein Treffer

Nach der für sie eher wenig erfolgreichen Fußball-WM musste die Nationalmannschaft Nordkoreas Gerüchten zufolge in einer mehrstündigen öffentlichen Veranstaltung “ideologische Kritik” über sich ergehen lassen. Der Fußballweltverband FIFA will nun ermitteln, ob die Berichte über die Bestrafungen einiger Spieler und des Trainers wahr sind, wie “Spiegel Online” berichtet.

Und weil so ein Online-Artikel ohne Foto langweilig wäre, hat man sich für folgende Bebilderung entschieden:

Nordkoreas Jong Tae Se (r., gegen Portugal): Sechs Stunden "ideologische Kritik"?

Eine etwas unglückliche Wahl, denn so wenig man auch über das angebliche Tribunal weiß, eine Information gilt als gesichert: Jong Tae Se, der jetzt beim VfL Bochum spielt, und An Yon-Hak waren als in Japan geborene Koreaner nicht dabei.

Mit Dank an Felix.

Nachtrag, 17.20 Uhr: “Spiegel Online” hat das Foto von Jong Tae Se entfernt und eine Anmerkung unter den Artikel gesetzt:

Anmerkung der Redaktion: In der ersten Version hatten wir ein Bild des nordkoreanischen Stürmers Jong Tae Se verwendet. Dieser soll aber ebenso wie der ebenfalls in Japan geborene An Yong Hak von möglichen Repressionen verschont worden sein.

Wallraff, Kachelmann, Street View

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Wallraff undercover bei BILD”
(ndr.de, Video, 3:47 Minuten)
Ausschnitte aus dem bisher mit einem Sperrvermerk versehenen Film “Informationen aus dem Hinterland” mit Günter Wallraff als “Bild”-Journalist Hans Esser.

2. Interview mit Stephan Weichert
(merkur.de, Christiane Florin)
Stephan Weichert beurteilt den “dramatischen Umbruch” in der Zeitungsbranche. “Die gedruckte ‘FAZ’ ist aber heute schon so etwas wie ein Liebhaberobjekt mit einer überalterten Leserschaft, im Jahr 2040 wird sie sich zum Luxusobjekt gewandelt haben.”

3. “Tagesablauf in einer Online-Redaktion”
(markheywinkel.de)
Online-Redakteurin Franziska Seyboldt beschreibt, wie ein Tag bei taz.de aussieht.

4. “Google Street View: Die Stunde der Hypokriten”
(dennis-knake.de)
Dennis Knake kommentiert den baldigen Start von Google Street View in Deutschland.

5. “Kachelmann gegen Bild.de”
(taz.de, Christian Rath)
Fall Jörg Kachelmann 1: Das Landgericht Köln prüft, “wie detailliert Springer über die Vergewaltigungsvorwürfe berichten durfte”.

6. “Bitte ein 08/15-Sexualleben, der Herr”
(heise.de/tp, Bettina Winsemann)
Fall Jörg Kachelmann 2: Bettina Winsemann kritisiert vorverurteilende Meinungsäusserungen, die versuchen, ihre “Vorstellung eines ‘ordentlichen Sexuallebens’ zu promoten”. “Nachdem seine Beziehungen schon durch alle Medien geisterten, darf der mehr oder minder bereits in der Öffentlichkeit vorverurteilte Herr sich immerhin noch zu seinen Verfehlungen in der Vergangenheit äußern.”

Volksmusikanten mit langjähriger Erfahrung

Man mag von Karl Moik und Carolin Reiber halten, was man will, aber Ausdauer haben die beiden offenbar:

180 Jahre moderierten Moik und Reiber (hier Ende der 80er-Jahre) die Sendung

Mit Dank an Jens W. und Sebastian St.

Nachtrag, 22.03 Uhr: Ach so: Es waren wohl doch nur 18 Jahre.

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