Suchergebnisse für ‘bohlen’

“Regime des Mobbings”, Ramschware G + J?, Abrechnung mit Bohlen

1. “Regime des Mobbings”
(sueddeutsche.de, Isabell Pfaff)
In der jüngsten Ausgabe des “Spiegel” erhebt die Journalistin Anuschka Roshani in einem Gastbeitrag (nur mit Abo lesbar) schwere Vorwürfe gegen Finn Canonica, bis Juni 2022 Chefredakteur des Schweizer “Magazins”. Es geht um Machtmissbrauch, Beleidigungen, Sexismus und Hakenkreuze. Isabell Pfaff fasst den erschütternden Fall zusammen.

2. “Ich bin fassungslos angesichts dieser desaströsen Managementleistung”
(wiwo.de, Tobias Gürtler)
Angesichts des drohenden Ausverkaufs beim renommierten Verlag Gruner + Jahr rechnet Peter-Matthias Gaede, langjähriger “Geo”-Chefredakteur, mit Bertelsmann-Chef Thomas Rabe ab: “Es ist doch eine unfassbare Wertzerstörung, ausgerechnet den anerkanntesten Zeitschriftenverlag der deutschen Nachkriegsgeschichte, der fast in jedem Segment bis heute die anerkanntesten Marken hat, derart verhäckseln und verscherbeln zu wollen. Und es mag ja nostalgisch sein: Trotzdem bedauere ich es, dass Gruner + Jahr, einst ein Juwel in der Krone von Bertelsmann, aus der Sicht eines gelernten CFO, der offenbar mehr gejoggt als gelesen hat, derart als Ramschware empfunden wird.”
Weiterer Lesehinweis: Der Deutsche Journalisten-Verband fordert die Führung des Bertelsmann-Konzerns auf, “alle journalistischen Arbeitsplätze beim Privatsender RTL und bei den früheren Gruner + Jahr-Zeitschriften zu erhalten” (djv.de, Hendrik Zörner).

3. Zwei Direktoren des rbb fristlos gekündigt
(rbb24.de, Gabi Probst)
Wie Gabi Probst berichtet, hat der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zwei Direktoren fristlos gekündigt. Hintergrund sollen Sonderzahlungen im Zusammenhang mit dem ARD-Vorsitz des RBB sein. Außerdem wurde bekannt, dass der RBB – nach Kritik des Landesrechnungshofs Berlin – Zahlungen an Ex-Chefredakteur Christoph Singelnstein gestoppt habe. Singelnstein arbeitete nach seinem Ausscheiden auf Grundlage eines zusätzlichen Beratervertrags weiter für den RBB. So habe er weiterhin “Gesamtbezüge in der Höhe seines Chefredakteursgehalts” erhalten (rbb24.de, René Althammer & Jo Goll & Marcus Engert).

Bildblog unterstuetzen

4. Das Ende von RT Deutschland? Was die EU-Sanktionen für russische Staatsmedien bedeuten
(rnd.de, Felix Huesmann)
Die deutsche Firma hinter dem hiesigen Ableger des russischen Staatssenders RT (vormals: Russia Today) habe bekannt gegeben, ihre “journalistischen Aktivitäten” zu beenden: “RT DE Productions gibt mit Bedauern die Entscheidung bekannt, die journalistischen Aktivitäten des Unternehmens in Deutschland einzustellen”. Felix Huesmann beleuchtet die Hintergründe und erklärt, warum dies nicht das Ende von RT DE bedeute.

5. Putins Charme-Offensive
(taz.de, Simone Schlindwein & Katrin Gänsler)
Wie die “taz” berichtet, baut der russische Propagandasender RT seine Präsenz in Afrika aus. Der Zeitung liege ein geheimes Strategiepapier von Russland und Uganda vor, in dem der Ausbau der Beziehungen im Bereich Tele- und Massenkommunikation als erste Priorität genannt werde. Simone Schlindwein und Katrin Gänsler erklären, was es mit Russlands medialer Charme-Offensive in Afrika auf sich hat.

6. Katja Krasavice enthüllt Chat mit Bohlen
(t-online.de)
Die Rapperin Katja Krasavice sitzt dieses Jahr unter anderem neben Dieter Bohlen in der Jury des Gesangswettbewerbs “Deutschland sucht den Superstar”. Nachdem Bohlen eine Teilnehmerin sexistisch angefeindet hatte, teilt Krasavice nun in einem TikTok-Video gegen Bohlen aus: “Es gab keinen Grund für dich, solche Beleidigungen gegen eine Kandidatin zu treffen, die zeitgleich gegen mich und jede Frau da draußen sind. Du weißt ganz genau, wer da neben dir in der Jury sitzt.”

Netzhetze, We agree to disagree, Dieter Bohlens wirres Statement

1. “Hetze trifft irgendwann jeden: Verwandte, Bekannte, Sie selbst”
(zeit.de, Meike Laaff & Lisa Hegemann)
“Zeit Online” hat sich mit der Grünen-Politikerin Renate Künast über Hass und Hetze im Netz unterhalten. Künast ist immer wieder das Ziel von Anfeindungen, gegen die sie sich nötigenfalls auch juristisch zur Wehr setzt. Im Gespräch geht es vor allem um die beiden Gesetzesentwürfe, mit denen die Bundesregierung Hassrede im Internet bekämpfen will und die von Künast kritisch beurteilt werden: “Wir brauchen nicht nur das BKA, wir brauchen auch ein Demokratiefördergesetz, eine gute Finanzierung für Beratungsstellen und Leute, die wirklich immer hingucken.”

2. Dialog oder Kampf?
(gaborsteingart.com, Marina Weisband & Gabor Steingart, Audio: 53:02 Minuten)
Der Journalist und Medien-Unternehmer Gabor Steingart eckt mit seinem täglichen Newsletter “Morning Briefing” und dem dazugehörigen Podcast immer wieder an und erntet teilweise deutliche Kritik. Nun haben sich Marina Weisband und Gabor Steingart zum Streitgespräch zusammengesetzt, und das ist insofern eine Besonderheit, da Weisband selbst einen Podcast bei Steingarts Unternehmen Media Pioneer betreibt. Das merkt man jedoch an keiner Stelle, denn Weisband schont ihren Auftraggeber nicht und konfrontiert ihn mit seinen Aussagen zu Migration und Hufeisentheorie. Ein gelungenes Beispiel für Streitkultur, bei dem es am Ende heißt: We agree to disagree.

3. Die Maus grüßt ab Mittwoch täglich
(spiegel.de)
In vielen Bundesländern bleiben wegen der Corona-Krise die Kindertagesstätten und Schulen geschlossen, die Kinder müssen daheim bleiben. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben auf die veränderte Situation reagiert und ihr Programm für die jungen Zuschauer und Zuschauerinnen angepasst. Das reicht von Unterhaltungssendungen bis hin zu Lernformaten. Der “Spiegel” bietet eine Übersicht.

4. Dieter Bohlen in “Der Sinneswandel in zwei Stunden”
(dwdl.de, Thomas Lückerath)
Nach dem Rauswurf von Xavier Naidoo aus der Unterhaltungssendung “Deutschland sucht den Superstar” warteten viele gespannt auf das angekündigte Statement von Jury-Urgestein Dieter Bohlen. Nach allerlei quotenschielender Zeitschinderei kam es dann zu einem Statement, das an Wirrheit kaum zu überbieten ist. Thomas Lückerath versucht die Gedanken des “Poptitans” nachzuvollziehen, kapituliert jedoch am Ende: “Das ist Realsatire, serviert von einem Mann, der offenbar mit der ihm zugetragenen Rolle überfordert ist und auch nach drei Tagen kein noch so einfaches oder klares Statement abgeben kann. Lieber Dieter Bohlen, nein, es ging in der Empörung der vergangenen Woche nie um die Jury Ihrer Castingshow. Es ging um rassistische und höchst irritierende Aussagen von Xavier Naidoo. Es sind nicht die anderen, die da etwas durcheinander bekommen haben.”

5. Erster Corona-Fall: ZDF beschließt Maßnahmen für Mitarbeiter
(meedia.de, Thomas Borgböhmer)
RTL schickt ab heute 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice. Ähnliche Maßnahmen treffe nun das ZDF. Nach einem ersten bestätigten Fall einer Corona-Infektion solle die Belegschaft, sofern das möglich und vertretbar ist, von zu Hause aus arbeiten. “Wir müssen gemeinsam alles tun, um die Sendesicherheit, das Programm und die notwendigen Infrastrukturen aufrechtzuerhalten. In Zeiten wie diesen ist unser Programmauftrag wichtiger denn je”, so Intendant Thomas Bellut.

6. “Immer nur Corona? Das verdirbt doch die Laune.”
(twitter.com, Boris Rosenkranz)
“Immer nur Corona? Das verdirbt doch die Laune. Wir sollten ein hoffnungsvolles Gegenprogramm senden.” Diese Worte legt Boris Rosenkranz spöttisch den “Welt”-Programmmachern in den Mund und dokumentiert mit einem Screenshot die auffällige Themenbesessenheit des Senders.

Bei Bohlen werden selbst billige Nacktfotos teuer

Die bekannte Zeitschrift “Viel Spaß” (M.I.G./Burda) muss 40.000 Euro an Dieter Bohlen zahlen, weil sie vor fast zwei Jahren in großer Aufmachung Nacktfotos von ihm und seiner Freundin zeigte, auf denen nur die Intimbereiche mit Laubblättern übermalt worden waren. Dass das Zeigen der Fotos keine gute Idee war, hätte die “Viel Spaß”-Redaktion sich aber auch irgendwie denken können.

Schließlich hatte die Berliner Boulevardzeitung “B.Z.” (Axel Springer) dieselben Fotos bereits wenige Wochen zuvor ähnlich groß hergezeigt — allerdings mit kleinen Sonnensymbolen statt Laubblättern:

BILDblog vom 20.6.2007:

“Nach unseren Informationen erfuhr Bohlen schon vor der Veröffentlichung, dass Nacktfotos von ihm und seiner Freundin gemacht worden waren und in ‘Bild’ erscheinen sollten. Und so gingen beim Verlag Axel Springer zwei vorbeugende einstweilige Verfügungen von Bohlens Anwalt ein, die ‘Bild’ den Abdruck der Fotos gerichtlich untersagten (…). Und tatsächlich veröffentlichte ‘Bild’ die Nacktfotos nicht. Stattdessen landeten sie beim ‘Bild’-Schwesterblatt ‘B.Z.’ (…).”

Und zwei Tage später berichtete “Bild” (damals bereits erstaunlich gut informiert, siehe Kasten):

[Bohlen] ließ die Veröffentlichung der Fotos verbieten und sogar Schmerzensgeld verlangen.

Die Veröffentlichung der Bohlen-Fotos in “Viel Spaß” hielt das Landgericht Hamburg nun für eine schwere Persönlichkeitsverletzung und einen Eingriff in die Intimsphäre des Klägers, zumal sich der Leser (trotz Feigenblatt) anhand des “zu erkennenden Schattenwurfs eine konkrete Vorstellung in Bezug auf das Genital des Klägers machen kann”.

*) Anders als andernorts behauptet und weiterverbreitet, betrifft das Urteil (AZ: 324 O 951/08) nicht die “B.Z.”. Nach unseren Informationen waren Bohlens Anwälte gegen die “B.Z.” bereits vor geraumer Zeit vorgegangen — ähnlich erfolgreich übrigens wie jetzt gegen “Viel Spaß”.

Bohlen, Beobachter, CCTV, NZZ

1. Euer Dieter knüppelhart
(bild.de, Dieter Bohlen)
Dieter Bohlen, Sänger seichter Liedchen und erfolgreicher Musikproduzent, bloggt bei bild.de und zeigt dort natürliches Boulevard-Talent und endlose Eitelkeit. Er schreibt über Mitarbeiter (“Klar, der ist ein netter Typ, aber für uns leider nicht zu gebrauchen”) und Kandidaten (“Wie bestehen sie, wenn sie in einem Interview brettharte Fragen um die Ohren bekommen?”).

2. “Wenn Satire in die Hose geht”
(welti.ch, Philippe Welti)
Der Beobachter (Axel Springer Schweiz AG) versucht sich an Satire und scheitert kläglich am Humorsinn der Leserschaft. Chefredakteur Andres Büchi sieht sich nach Interventionen von Lesern und Zeitungen zu einer Entschuldigung genötigt. Nein, man wolle sich nicht ernsthaft von den Kantonen Wallis und Tessin trennen (Artikel und Entschuldigung).

3. “Die anarchische Produktionsweise der Medien”
(weltwoche.ch, Kurt W. Zimmermann)
Kolumnist Zimmermann beschäftigt sich mit den “Merkwürdigkeiten der Zeitungsbranche”, die in ihren Prozessen unflexibel sei: “Die Redaktionsgrösse bemisst sich nicht an der anfallenden Arbeit. Sie bemisst sich an externen Faktoren. In guten Anzeigenzeiten wachsen die Redaktionen. In schlechten Anzeigenzeiten schrumpfen die Redaktionen. Der journalistische Aufwand bleibt gleich.”

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Dieter Bohlen bleibt für “Bild” der Froschkönig

Der Fernsehsender RTL hat die 100.000 Euro Bußgeld akzeptiert, die die Jugendmedienschutz-Kommission (KJM) gegen den Sender verhängt hatte, weil er gegen den Jugendschutz bei der Wiederholung von “Deutschland sucht den Superstar” im Nachmittagsprogramm verstoßen hat. Der “Bild”-Zeitung ist diese Meldung einen Artikel auf der ersten Seite wert.

Das Blatt schreibt:

Die Jugendmedienschutz-Kommission "KJM" hatte die Strafe im Juni verhängt. Sätze wie "Du klingst wie Kermit, wenn hinten einer drauftritt", waren den Jugendschützern zu scharf für die Superstar-Wiederholungen am Nachmittag.

Na, da weiß man ja, was man von diesen “Jugendschützern” und ihren Urteilen zu halten hat, wenn denen schon solche harmlosen Sprüche “zu scharf” sind.

Es stimmt bloß nicht. Der einigermaßen berühmte Kermit-Satz fiel bereits vor knapp sechs Jahren, im November 2002 in der ersten Staffel von “DSDS”, und er wurde nicht beanstandet.

Beanstandet wurde unter anderem die Nachmittags-Wiederholung einer Sendung, deren Verlauf “Bild” selbst damals so schilderte:

Über sechs Millionen Zuschauer schalteten am Mittwochabend bei der RTL-Castingshow ein — und waren schockiert, wie rüde Jury-Mitglied Bohlen die Bewerber zum Start der 5. Staffel abfertigte. (…) Raymund bekommt plötzlich Schnappatmung, fängt an zu zittern. (…) Der Teenager bricht weinend in den Armen der Jury-Lady zusammen (…).

Der Kandidat hyperventilierte und kollabierte schließlich fast. Bohlen rief einem Mitarbeiter anschließend zu: “Kannst du noch mal hinterhergehen und sagen: ‘Dreimal nein?'” Die KJM bemängelte grundsätzlich neben dem “herabwertenden Verhalten der Jury”, dass die redaktionelle Gestaltung “die Kandidaten gezielt lächerlich machte und damit dem Spott eines Millionenpublikums aussetzte”. “Beleidigende Äußerungen und antisoziales Verhalten” würden “als Normalität dargestellt”.

Kein Wunder vielleicht, angesichts der besten Freundschaft zwischen “Bild” und Bohlen, dass die Zeitung das Urteil falsch wiedergibt. Aber weil ganze Medien davon leben, das zu glauben und weiterzuverbreiten, was “Bild” schreibt, steht die Falschmeldung nun auch anderswo, zum Beispiel beim Online-Ableger der “Rheinischen Post”:

“Du klingst wie Kermit, wenn hinten einer drauftritt” – die Sprüche dieses Kalibers waren der Kommission für Jugendmedienschutz KJM zu viel, sie verhängte die drastische Strafe gegen den Kölner Sender.

Noch hat Bohlen nicht verloren

Manche Leute können einfach nicht verlieren.

Dieter Bohlen zum Beispiel. Als die Quoten von “Deutschland sucht den Superstar” im November 2005 richtig gut waren, war der Gewinner des Tages für “Bild”: Juror Dieter Bohlen. Als die Quoten von “Deutschland sucht den Superstar” im Dezember 2003 richtig mies waren, war der Verlierer des Tages für “Bild”: RTL-Chef Gerhard Zeiler.

Als die Firma Müller-Milch im Dezember 2004 einen Werbevertrag mit Bohlen für Buttermilch fristlos kündigte, weil er Buttermilch-Käufer als “50-jährige alternative Bio-Latschen-Trägerinnen” bezeichnet hatte, machte “Bild” deshalb nicht Bohlen zum Verlierer des Tages, sondern den Firmenchef Theo Müller.

Jetzt ist es amtlich: Wenn Dieter Bohlen (53) in der Jury von "Deutschland sucht den Superstar" Sprüche klopft, ist das Kunst! Sechs Stunden sah sich das Sozialgericht Köln Aufzeichnungen der RTL-Show an. Ergebnis: Der Sender muss 173 000 Euro an die Künstlersozialkasse zahlen. Der Richter: "Die Kommentare tragen zum Unterhaltungscharakter der Show bei!" BILD meint: Bohlen-Sprüche geadelt!Und auch heute ist Dieter Bohlen wieder Gewinner des Tages in “Bild”.

Gestern hat nämlich das Kölner Sozialgericht geurteilt, dass es sich bei dem, was die Juroren von “Deutschland sucht den Superstar” in der Show machen, um Kunst handele. Der Sender RTL hatte versucht, Sozialabgaben zu sparen, indem er erklärte, Shona Fraser, Thomas Bug, Heinz Henn und die anderen erbrächten keine eigene künstlerische Leistung. Die Künstlersozialkasse, die freie Künstler absichert, hatte deshalb gegen RTL geklagt und nun Recht bekommen.

Bohlen selbst betrifft das nur indirekt. Aber natürlich hat er es nun, wie “Bild” richtig schreibt, “amtlich”: Seine Sprüche in der Sendung sind Kunst. Und macht ihn das zum Gewinner?

BILD meint: Bohlen-Sprüche geadelt!

Ach ja? Ein nicht ganz unwesentliches Detail aus der Urteilsbegründung hat “Bild” bei seiner Gewinnererklärung weggelassen. Der Richter sagte, für die Einordnung als Kunst sei künstlerische Niveau egal: Schon ein sehr geringer Grad der schöpferischen Eigenleistung reiche aus, um eine Tätigkeit als künstlerisch einzustufen. Auf eine “hohe Qualität” oder das “Niveau des Gebotenen”, so der Richter wörtlich, komme es nicht an.

Was “Bild” mit den Bohlen-Nacktfotos zu tun hat

"B.Z."-Titelseite mit Fotos, die Dieter Bohlen und seine Freundin Carina nackt zeigenKurze Frage: Ist es eigentlich eine Geschichte über “Bild”, dass die “B.Z.” (die wie “Bild” im Verlag Axel Springer erscheint) kürzlich Nackfotos von Dieter Bohlen und seiner Freundin druckte?

Kurze Antwort: Ja.
 
Lange Antwort: Ja, denn “Bild” meldete anschließend nicht nur (wie berichtet), dass “eine Berliner Zeitung” (gemeint war das Schwesterblatt “B.Z.”) die Fotos nicht mehr zeigen dürfe. Und “Bild” druckte nicht nur in rund dreieinhalb Millionen Exemplare die komplette Adresse einer Internetseite, auf der die verbotenen “B.Z.”-Seiten mit den Nacktfotos (hochgeladen von einem anonymen Nutzer) zu sehen waren.

Nein, offenbar gibt es sogar einen Grund dafür, dass die Fotos überhaupt in der kleinen “B.Z.” erschienen und nicht in der großen “Bild”: Nach unseren Informationen erfuhr Bohlen schon vor der Veröffentlichung, dass Nacktfotos von ihm und seiner Freundin gemacht worden waren und in “Bild” erscheinen sollten. Und so gingen beim Verlag Axel Springer zwei vorbeugende einstweilige Verfügungen von Bohlens Anwalt ein, die “Bild” den Abdruck der Fotos gerichtlich untersagten: Anscheinend mit einem enormen Teleobjektiv, aber ohne Wissen und Einverständnis der Fotografierten entstanden, verletzten sie die Intimsphäre und den geschützten Bereich der Privatsphäre Bohlens und seiner Freundin.

Und tatsächlich veröffentlichte “Bild” die Nacktfotos nicht. Stattdessen landeten sie beim “Bild”-Schwesterblatt “B.Z.”, die sie (am selben Tag, an dem die Verfügungen bei Springer eingingen) auf dem Titel und als “Bilder des Tages EXTRA” auf einer Doppelseite in größtmöglicher Aufmachung veröffentlichte. Und als die “B.Z.” nach Erscheinen der Nacktfoto-Ausgabe eine Unterlassungserklärung abgegeben hatte, die Fotos nicht mehr zu zeigen, berichtete “Bild” wie beschrieben.

Wie niederträchtig. Wir hatten deshalb allerlei Fragen an den Verlag: ob Springer gegen die immerhin urheberrechtsverletzende Veröffentlichung der “B.Z.”-Seiten im Internet vorgehen werde*, ob Springer der anonyme Nutzer, auf dessen Internetseite “Bild” verwies, bekannt sei, ob es zu den Gepflogenheiten des Verlags gehöre, auf derart anonyme Quellen zu verweisen und warum “Bild” zwar die komplette Internetadresse druckte, den Namen der “B.Z.” jedoch verschwieg…

Die Antwort des Verlagssprechers Tobias Fröhlich lautete:

Von unserer Seite aus gibt es dazu nichts zu sagen.

Von unserer Seite aus schon.
 
*) Dafür, dass die faksimilierten “B.Z.”-Seiten aus dem Internetangebot entfernt wurden, sorgte nach unseren Informationen übrigens nicht Springer, sondern Bohlen.

Blut ist dicker als Bohlen

Im Frühjahr hatte Dieter Bohlen eine Idee.

“Bild” nannte sie am 15. März: “Bohlen ist jetzt 1414-Reporter!” — und zeigte ein paar Fotos von Bohlen und seiner Freundin (“Bild” nennt sie “Carina”), von denen “Bild” und Bohlen behaupteten, er habe sie selbst auf den Malediven “mit Selbstauslöser” fotografiert.

Knapp einen Monat später war Bohlen zu Gast in der ZDF-Show “Johannes B. Kerner” und erklärte nach einigem Gefrotzel den “Sinn dahinter”:

Bohlen: Also meine Freundin wird ja gejagt von Paparazzis. Jeden Tag. Und wenn du natürlich selber Fotos…
Kerner: Das heißt, die fahren jeden Tag hinter ihr her, egal wo sie hinfährt und holen sie ab bei dir zuhause…
Bohlen: Ja, pass auf… ich komm aus der Tennishalle raus, seh’ mein’twegen Paparazzi, mach’ so ‘ne Fresse. Du kannst denen ja nicht mit ‘nem Tennisschläger ein’ über’n Schädel zieh’n — würd’ ich ganz gerne machen, weil es nervt total.
Kerner: Is’ auf lange Sicht kein gutes Rezept.
Bohlen: Wie, das mit’m Tennisschläger? Nee, genau. Und dann kommst du, guckst du raus und guckst böse. So. Und dann fotografieren die dich — bumm: Bohlen guckt böse. (Macht eine Schlagzeilengeste in die Luft.) “Das Doppelleben von Dieter Bohlen! In seinem Privatleben ist er überhaupt nie lustig! Er ist total deprimiert! Er liegt am Boden!” Und so weiter. Die Scheiße muss ich mir doch nicht immer geben. Dass ich da am Boden lieg’ und wer weiß was. Und wenn wir jetzt ab und zu, Carina und ich, ‘n paar Privatfotos einfach rausgeben, ist dieser Druck auf diese Paparazzis auch nicht mehr so da, weil dann können die ihre blöden Fotos hoffentlich irgendwann nicht mehr verkaufen.

Genutzt hat das offenbar nichts. Denn “Bild” orakelt heute:

"NACKTFOTOS AUFGETAUCHT"

(…) Ui-ui-ui, was ist denn DA bloß passiert? Es sind Nacktfotos von Pop-Produzent Dieter Bohlen (53) und seiner Freundin Carina (23) aufgetaucht, die das Pärchen nahtlos brutzelbraun gebraten und splitterfasernackt in einer Bucht auf Mallorca zeigen.

Die Nackig-Bilder wurden von einer Berliner Zeitung gedruckt – und sind auch im Internet (…) zu bewundern.

Bohlen, der auf Mallorca urlaubt, ist entsetzt, hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet. Er ließ die Veröffentlichung der Fotos verbieten und sogar Schmerzensgeld verlangen. (…)

“Bild” zeigt die “Nackig-Bilder” nicht, sondern findet es “erstaunlich, dass Bohlen wegen der Nacktfotos so heftig reagiert”, und spekuliert anschließend eifrigst über eine angebliche Busen-OP von Bohlens Freundin. Außerdem druckt “Bild” — quasi als “Fotobeweis”-Ersatz — eines der Bohlenschen 1414-Fotos aus vom März (“Ihr Busen ist offensichtlich sehr gewachsen”). Dass die Busengrößenfrage damals für “Bild” kein Thema war, bleibt seltsamerweise unerwähnt.

Merkwürdig auch: Bei der von “Bild” anonymisierten Berliner Zeitung handelt es sich um das “Bild”-Schwesterblatt “B.Z.”, wo die Nacktfotos von Dieter Bohlen auf der Titelseite der "B.Z."“Nackig-Fotos” vorgestern Titelstory waren. Die “B.Z.” schrieb: “Robinson Bohlen zeigt sein nacktes Badeglück” — und hatte allzu pikante Körperstellen mit kleinen gelben Sonnensymbolen unkenntlich gemacht (siehe Ausriss).

Und: Auf der Internetseite der “B.Z.” ist der Artikel nicht mehr verfügbar. Und heuteblog.de, wo die “B.Z.”-Titelseite in einem Blogeintrag abgebildet war, hat das Titelseiten-Bild geschwärzt, nachdem man dort gestern “gegen 21.30 Uhr von der B.Z.-Redaktion (…) gebeten bzw. aufgefordert [worden sei], diesen Ausriss zu entfernen”. “Bild” hingegen gibt (anders als Bild.de übrigens) heute eine komplette Webadresse an, auf der ausschließlich Faksimiles des “B.Z.”-Berichts zu sehen sind — hochgeladen von einem anonymen Nutzer, der in seinem Profil Vor- und Nachnamen von Bohlens Freundin verwendet und über “sich” schreibt: “Offener Typ, Kontakfreudig, Spaß am Leben!!!! Ich bin Weiblich und Vergeben. bei Hamburg, Deutschland”

Was für eine knifflige Situation: Da gibt es also “Nackig-Fotos”, wie gemacht für “Bild”. Andererseits gibt es da ja diese langjährige Freundschaft zwischen “Bild” und “Pop-Titan” — und der will die Fotos offenbar partout nicht in der Zeitung sehen — auch nicht in der “B.Z.”. Aber die Fotos zu verurteilen als “Aufnahmen aus dem Privatbereich, die kein Mensch von sich in der Zeitung sehen möchte”, klappt auch nicht, weil es sich bei “der Zeitung” ja ausgerechnet ums “Bild”-Schwesterblättchen handelt. Ein Dilemma! Und der Ausweg? Ein abstruser Gedanke:

Da wird man die “B.Z.”-Fotos doch wohl nicht selber ins Internet gestellt haben.
 
Nachtrag, 17.6.2007: Inzwischen finden sich auch auf der von “Bild” angegebenen Internetadresse keine Inhalte mehr. Dort heißt es nur noch, der Nutzer sei “nicht mehr (…) aktiv”. Bild.de hat den Hinweis auf den Namen der Internetseite inzwischen getilgt, den Text entsprechend angepasst. Dort heißt es nun nur noch:

Die Nackig-Bilder wurden von einer Berliner Zeitung gedruckt – und waren auch im Internet zu bewundern.

Mehr dazu hier.

“Riesen-Zoff um Unterhalt”: Jetzt spricht Bohlen

Es ist schon einen Monat her. Dieter Bohlen war noch nicht überfallen worden, hatte es aber trotzdem auf die Titelseite der “Bild am Sonntag” geschafft. In einem faktenarmen, suggestiven Artikel berichtete die “BamS” über einen angeblichen “Riesen-Zoff um Unterhalt” und schrieb:

“Der Pop-Produzent äußerte sich (…) nicht zu dem Fall.”

Jetzt hat er’s doch getan.

Obwohl er am vergangenen Montag überfallen wurde und Bild.de bereits drei Stunden nach dem Überfall als Allererstes berichten durfte, findet sich dort heute — zusätzlich zu den großen “Überfall auf Bohlen”-Ankündigungen (siehe rechts) — auch noch ein etwas kleinerer Teaser mit Bohlens Namen:

"13.12.2006 - Gegendarstellung: Dieter Bohlen"

Bild.de hatte nämlich (ganz ähnlich wie die “Bild am Sonntag” damals) bei besagtem “Riesen-Zoff”-Artikel einfach so die (verkürzte) grundsätzliche Einschätzung irgendeines “BamS”-Experten derart neben ein Foto von Dieter Bohlen montiert, dass sie aussah wie ein wörtliches Bohlen-Zitat.

Und deshalb stellt Bohlen nun auf Bild.de fest:

“Etwas Derartiges habe ich weder
wörtlich noch sinngemäß je gesagt.”

BILDblog-Leser wissen das schon länger. Jetzt wissen’s auch die Bild.de-Leser. Ob und wann die “BamS”-Leserschaft davon erfährt, bleibt abzuwarten. Und warum der beanstandete Bild.de-Teaser noch immer online ist, weiß wahrscheinlich nur Bild.de selbst.

Dieter Bohlen irrt

Unser Vorschlag für die morgige Korrekturspalte in “Bild”:


Weil wir wieder einmal keinen Fehler in “Bild” gefunden haben, berichtigen wir diesmal Dieter Bohlen. Der behauptete gestern bei RTL, er und Estefania seien “jetzt seit ‘nem Dreivierteljahr auseinander”. Das ist falsch. In Wahrheit erfolgte die Trennung bekanntlich am 9. Juni.

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