Suchergebnisse für ‘beste band der welt’

Weigelts Welt, Journalisten freigesprochen, Videotheken-Dinos

1. Weigelts Welt
(sueddeutsche.de, Ulrike Nimz)
Ein Bürgermeister, der einen Journalisten schubst, wie es in der thüringischen Kleinstadt Bad Lobenstein passiert ist, sei keine Provinzposse, sondern das Resultat wachsender Demokratieverachtung, kommentiert Ulrike Nimz. Die nachgeschobene Stellungnahme des Bürgermeisters sei “der Versuch, das Geschehen umzudeuten, alternative Fakten zu schaffen. Es ist, im ganz Kleinen, die Strategie eines Donald Trump, es ist die Strategie eines Wladimir Putin, eine Strategie, die dazu führt, dass niemand mehr seinen Augen und Ohren glauben mag. Aber die Wahrheit ist nichts Verhandelbares, nichts, das man nach Belieben interpretieren kann.”
Weiterer Lesehinweis: Der Deutsche Journalisten-Verband Thüringen fordert den Rücktritt des Bürgermeisters: “Wer Journalist:innen angreift, greift die Demokratie an. Er tritt Grundrechte wie die Pressefreiheit mit Füßen.” (djv-thueringen.de)

2. Journalisten in Fulda freigesprochen
(verdi.de, Peter Nowak)
“Das Fuldaer Amtsgericht hat am 22. August zwei Journalist*innen freigesprochen, die sich auf der Online-Plattform ‘Belltower-News’ kritisch mit einem Polizeieinsatz in Fulda auseinandergesetzt hatten, bei dem ein afghanischer Geflüchteter ums Leben kam. Damit obsiegte die Pressefreiheit.” Peter Nowak fasst den Fall zusammen, bei dem laut “Belltower.News” selbst die Staatsanwaltschaft auf Freispruch plädiert habe.

3. Wer soll den RBB retten?
(tagesspiegel.de, Joachim Huber & Kurt Sagatz)
Bei der Suche nach einem Interims-Intendanten beziehungsweise einer -Intendantin für den öffentlich-rechtlichen rbb würden erste Namen die Runde machen: Roland Jahn, letzter Leiter der Stasiunterlagenbehörde, der ehemalige SWR-Intendant Peter Boudgoust, der ehemalige BR-Intendant Ulrich Wilhelm sowie Ulrich Deppendorf, ehemaliger Studioleiter und Chefredakteur Fernsehen im ARD-Hauptstadtstudio.

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4. Keine Mas­kenpf­licht im Regie­rungs­f­lie­ger?
(lto.de)
Wer von einem deutschen Flughafen aus startet, muss an Bord in der Regel eine Corona-Maske tragen. Für den Regierungsflieger, der mit Olaf Scholz und Robert Habeck am Sonntag von Berlin aus nach Montreal gestartet ist, scheint diese Regel nicht zu gelten. Dort trugen die mehr als 80 Passagiere, darunter 25 Medienvertreter, keinen Mund-Nasen-Schutz. Ein Regierungssprecher wies darauf hin, dass die Reiseteilnehmer und -teilnehmerinnen einen aktuellen negativen PCR-Test vorgelegt hätten. Dennoch ist in den Sozialen Netzwerken und auch in der Berichterstattung mancher Medien die Empörung groß. “Legal Tribune Online” beleuchtet die Rechtslage genauer.

5. Ex-Sicherheitschef wirft Twitter “schockierende Schwachstellen” vor
(zeit.de)
Peiter Zatko, ehemaliger Sicherheitschef des Onlinedienstes Twitter, wirft seinem früheren Arbeitgeber gravierende Sicherheitslücken vor. Berichten von “Washington Post” und CNN zufolge habe er eine Beschwerde als Whistleblower bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Darin berichte Zatko von “schweren und schockierenden Schwachstellen” und einer Bedrohung der “nationalen Sicherheit und der Demokratie”.

6. Dinosaurier im Streamingzeitalter? Die Situation von Videotheken in Deutschland
(deutschlandfunkkultur.de, Jörg Taszman, Audio: 5:25 Minuten)
Jörg Taszman hat für Deutschlandfunk Kultur recherchiert, wie es um die Situation der Videotheken bestellt ist: Wie schlagen sie die Läden angesichts der Streaming-Übermacht? Taszman hat eine der nur noch 50 in Deutschland existierenden Videotheken besucht.

Krieg in den Sozialen Medien, Zensur, Unruhe bei Verlegerverband

1. Russland zensiert Kriegsberichterstattung
(reporter-ohne-grenzen.de)
Der Kreml greift noch weiter in die Berichterstattung russischer Medien ein als sowieso schon und verbietet die Verwendung der Wörter “Krieg”, “Angriff” und “Invasion”. Erlaubt seien ausschließlich Informationen aus “offiziellen russischen Quellen” – damit ist das Verteidigungsministerium gemeint. “Schon vor dem Krieg wurden Journalistinnen und Reporter in Russland massiv an ihrer Arbeit gehindert”, so der Geschäftsführer der deutschen Reporter ohne Grenzen: “Nun ist der Informationskrieg in vollem Gange.”

2. Krieg in sozialen Medien
(socialmediawatchblog.de, Simon Hurtz)
Die aktuelle Ausgabe des “Social Media Watchblogs” zum Thema “Krieg in sozialen Medien” erscheint ausnahmsweise ohne Paywall: “Selten kam uns dieser Newsletter nebensächlicher vor als in diesen Tagen. Es gibt gerade so viele Dinge, die wichtiger sind, als neue TikTok-Features oder unsere Analysen. Trotzdem verschicken wir ein Briefing. Zum einen hilft uns das, nicht im Doomscrolling zu versinken. Zum anderen spielen Tech-Konzerne und Social Media in der Ukraine eine wichtige Rolle. Deshalb können wir vielleicht dazu beitragen, dass du einen kleinen Teil dieses fürchterlichen Kriegs besser verstehst.”

3. Hilfe für Journalist:innen in der Ukraine
(netzwerkrecherche.org, Günter Bartsch)
Das Netzwerk Recherche hat zusammen mit n-ost, FragDenStaat, Reporter ohne Grenzen und der “taz”-Panter-Stiftung eine Spendenaktion für ukrainische Medienschaffende gestartet: “Wir brauchen Eure Unterstützung, um überlebensnotwendige Schutz- und Notfallausrüstungen zu kaufen und unsere Kolleg:innen mit Unterkünften und psychologischer Betreuung zu versorgen.”

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4. MABB verhängt Zwangsgeld
(tagesspiegel.de, Joachim Huber)
Der russische Staatssender RT DE wurde von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) wegen einer nicht bestehenden Sendelizenz mit einem Ausstrahlungsverbot belegt, an das er sich jedoch nicht hält. Nun stehe ein Zwangsgeld von 25.000 Euro im Raum, das immer wieder neu angesetzt werden könne. Die EU bereite unterdessen ein umfassendes Sendeverbot der russischen Staatsmedien vor.

5. YouTube, TikTok und Microsoft sperren RT
(spiegel.de)
Die Videoplattform Youtube sperre die Kanäle der russischen Staatssender RT und Sputnik europaweit. TikTok habe den Zugang russischer Staatsmedien zu seiner Plattform in der EU ebenfalls eingeschränkt, und Microsoft sowie Facebooks Mutterkonzern Meta hätten mit ähnlichen Beschränkungen reagiert. Nur Twitter wolle Nachrichten mit Verbindungen zu russischen, dem Staat nahestehenden Medien lediglich mit Warnhinweisen versehen.

6. Was ist nur bei den Verlegern los?
(djv.de, Hendrik Zörner)
Der Verlegerverband BDZV erlebt gerade unruhige Zeiten: Erst die Kontroverse um Verbandschef Mathias Döpfner, dann der Rücktritt des Vizepräsidenten, nun die Kündigungsdrohung eines Großverlags. Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband appelliert an den Verband: “Bitte lösen Sie schnellst möglich Ihre Personalprobleme an der Führungsspitze, damit Sie wieder Kapazitäten für das Wesentliche haben.” Gemeint seien damit zum Beispiel Gespräche über “die beschämend niedrigen Freien-Honorare” bei Zeitungen.

Letzte Tage der “Welt”, Leugnen zwecklos, Schein-Transparenz

1. Die letzten Tage der “Welt”
(taz.de, Ilija Trojanow)
Der Schriftsteller Ilija Trojanow beschäftigt sich in seiner “Gegner”-Lektüre mit der Tageszeitung “Die Welt”. Trojanow stört sich vor allem am trotzigen Öko-Bashing des Blatts: “All diese temperamentvollen Blockadehaltungen ergeben nur Sinn, wenn man die ökologischen Bedrohungen nicht ernst nimmt, wenn man nicht wirklich an Klimawandel und die fortschreitende Zerstörung der Natur glaubt. Wenn man davon ausgeht, dass es irgendwie mit Wachstum und Wohlstand, mit Verbrauch und Verschwendung so weitergehen kann, ad infinitum.”
Weiterer Lesetipp: Presserat: Volkswagen-“Welt” gefährdet Ansehen der Presse (uebermedien.de, Stefan Niggemeier).

2. “War bei der Entwicklung dieser Blöcke eine Frau beteiligt?”
(sueddeutsche.de, Saskia Aleythe)
Beim Leichtathletik-Weltverband haben sie sich etwas besonders Innovatives einfallen lassen: Kameras an den Startblöcken filmen die Gesichter der Sportlerinnen und Sportler — und zwar von unten durch die Beine. Abgesehen von der distanzlosen Aufdringlichkeit während der Konzentrationsphase, wird die Vorgehensweise von Sportlerinnen wie Gina Lückenkemper als übergriffig kritisiert: “War bei der Entwicklung dieser Blöcke eine Frau beteiligt? Ich glaube nicht. In den knappen Sachen über die Kamera drüber zu steigen, um in den Block zu gehen, finde ich sehr unangenehm.” Die Kritik zeigt erste Wirkungen.

3. Leugnen ist zwecklos
(spiegel.de, Christian Stöcker)
Christian Stöcker weist in seiner Kolumne auf ein Medienphänomen hin, nach dem viele Kommentatoren in Deutschland anscheinend mehr Probleme mit Greta Thunberg als mit dem menschengemachten Klimawandel hätten. Stöckers traurige Erkenntnis: “Auch das ist eine Folge der Klimakrise: Mit peinlichen Ablenkungsmanövern und Ad-Hominem-Attacken statt Argumenten blamiert man sich heute schneller als erwartet.”
Dazu passend ein Hörtipp: Bei Deutschlandfunk Kultur kritisiert der Wissenschaftsjournalist Axel Bojanowski die Berichterstattung zum Klimawandel und warnt vor Aktivismus: Über die Klimakrise berichten! – Aber nicht so! (deutschlandfunkkultur.de, Katja Bigalke & Marcus Richter, Audio: 15:42 Minuten).

4. AfD lässt Dokus produzieren
(tagesspiegel.de)
Um “eine Gegenöffentlichkeit zur einseitigen Berichterstattung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu schaffen”, lässt die AfD-Bundestagsfraktion längere Youtube-Videos produzieren. Fraktionsvize Peter Felser hat der “Welt am Sonntag” den ersten Titel verraten: “Dieselmord im Ökowahn”. Weitere derartige “Dokumentationen” sollen folgen.

5. Die Schein-Transparenz öffentlich-rechtlicher Gremien
(dwdl.de, Hans Hoff)
Der öffentlich tagende MDR-Rundfunkrat hat ein seltsames Verständnis von Transparenz. Die eingeladenen Gäste werden mit der schweren Materie alleingelassen. Ihnen wird sogar der Einblick in die dort verhandelten Dokumente und Beschlussvorlagen verweigert. Hans Hoff fragt in seiner Medienkolumne folgerichtig: “Wie aber soll Transparenz funktionieren, wenn man die Scheibe, durch die zu blicken ist, milchig macht? Was ist da so wichtig, dass man es den Gästen nicht komplett zugänglich machen kann?”

6. Götterdämmerung – Warum Influencer ihre beste Zeit gehabt haben könnten
(haz.de, Imre Grimm)
Imre Grimm ist genervt von Influencer-Marketing und hat all seine Genervtheit in einen Influencer-Rant gepackt: “Das System des Mietglamours ist in eine Sackgasse geraten, seit praktisch jeder als prominent gefeiert wird, der bei Instagram mehr als sieben Follower hat. Es gibt ein Überangebot an Prominenz. Laut einer Studie galt schon vor einigen Jahren jeder elfte erwachsene Deutsche als Influencer. Jeder! Elfte! Inzwischen dürfte es kaum jemanden geben, der nicht irgendwo heruminfluenzt.”

Bürgerkrieg in Amerika, Erbrechende “Welt”, Bauhaus-Krisenberater

1. “Wir haben in Amerika eine Art Bürgerkrieg”
(deutschlandfunk.de, Michael Köhler, Audio, 11:48 Minuten)
“Es ist eine Art Krieg geworden. Wir haben in Amerika eine Art Bürgerkrieg” — die deutsch-amerikanische Schriftstellerin Irene Dische findet im “Deutschlandfunk” deutliche Worte zur Ära Trump. Teile der Presse seien mittlerweile eingeknickt, die Demokratie bedroht. Disches Optimismus sei der Angst gewichen, dass alles noch viel schlimmer kommen könne.

2. “Welt”-Redakteur erbricht sich in Debatte über rechte Bücher
(uebermedien.de, Boris Rosenkranz)
Die “Welt am Sonntag” hat ihren Autor Frédéric Schwilden nach München geschickt, um dort jener Buchhandlung einen Besuch abzustatten, in der Autorin Margarete Stokowski wegen des Angebots rechter Schriften nicht lesen wollte. Bei der Lesungsabsage hatte es sich um eine individuelle und persönliche Entscheidung gehandelt, die nachträglich zum Skandal hochgejazzt wurde. Man könnte über Schwildens Text, der sich teilweise wie eine mehr oder weniger gelungene Popliteratur-Parodie liest, lachen, wenn er nicht so viel Falsches und Böses enthielte. Boris Rosenkranz hat es auf sich genommen, sich mit dem Beitrag auseinanderzusetzen. Ein Beitrag, in dem nicht nur im übertragenen Sinn viel rumgekotzt wird.

3. Tagessatz von 1.428 Euro Krisenberater soll überforderter Bauhaus-Führung beistehen
(mz-web.de, Hagen Eichler)
Eigentlich sollte vor drei Wochen ein vom ZDF übertragenes Konzert der linken Punkband Feine Sahne Fischfilet stattfinden, doch die Direktorin des Bauhaus Dessau sagte ab. Sie befürchtete Demonstrationen vor der Tür, die von rechten Gruppierungen im Falle des Konzerts angekündigt waren. Die Absage wurde stark kritisiert, auch mit Hinweis auf die Tradition und Geschichte des Hauses. Um das medial angeschlagene Image von Haus und ihr selbst wieder aufzubessern, hat die Direktorin nun für einen Tagessatz von 1.428 Euro einen “Krisenberater” angeheuert. Rund zwei Wochen soll der nun im Einsatz sein.

4. Plagiatsfall: Warum dpa die «Taxi-Queens»-Berichte zurückgezogen hat
(dpa.com, Froben Homburger)
Die Deutsche Presse-Agentur (dpa) hat Ende vergangener Woche vier Versionen eines Korrespondentenberichts aus Südafrika zurückgezogen. Bei der Story einer Hospitantin aus dem dpa-Büro Johannesburg habe es sich um ein Plagiat eines Artikels aus dem Jahr 2010 gehandelt. Nachrichtenchef Froben Homburger erklärt, wie es dazu kommen konnte, wie die Agentur reagiert hat und wie man solche Pannen zukünftig vermeiden will.

5. «Chinesen sehen Europa auf dem Weg in den Ruin»
(nzz.ch, Ronnie Grob)
Kaum jemand im Westen kennt sich dermaßen gut mit Chinas größtem sozialen Netzwerk Weibo aus wie die Japanologin und Sinologin Manya Koetse, die dazu ein eigenes Blog unterhält. Im Gespräch mit der “NZZ” geht es unter anderem um die Themen bei Weibo, das chinesische Social-Credit-System, Zensur und den Blick der Chinesen auf Europa. Aber es geht auch um den Blick westlicher Journalisten auf China, den Koetse wie folgt charakterisiert: “Es ist eine Beobachtung, die ich häufig mache: Entweder wird anklagend berichtet, oder man will sich lustig machen. Wer aber stets nur mit westlichem Bias und Framing an Storys herangeht, verpasst wichtige Entwicklungen: zum Beispiel, wie sehr die innerchinesische Propaganda ihre Form ändert, wie sie spielerischer wird, witziger, geschickter. Propaganda findet längst nicht mehr auf dumpfen Propagandapostern statt, sondern in Apps, im Internet, in TV-Shows.”
Weiterer Lesetipp: Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua hat ein virtuelles Programm vorgestellt, das in Zukunft die Arbeit von Moderatoren übernehmen könnte: Der gefügigste Nachrichtensprecher der Welt (sueddeutsche.de, Lea Deuber).

6. Danny da Costa FTW!
(twitter.com/sportschau)
Der 25-jährige Fußballspieler Danny da Costa steht beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt unter Vertrag. Dass da Costa nicht nur gut Fußball spielen, sondern auch bestens Interviews geben kann, beweist er auf besonders eindrückliche Weise: Er stellt sich einfach selbst die zu erwartenden Reporterfragen.

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Weltraumtechnik gegen Darmbakterien

Womöglich müssen wir froh sein, dass Franz Josef Wagner seine heutige “Post von Wagner” nicht direkt an die “verdammten Bakterien” adressiert hat, sondern nur an die “lieben Bakterien-Forscher”. Das war dann aber auch seine vorerst letzte logische Amtshandlung.

Nachdem Wagner festgestellt hat, dass “immer mehr EHEC-Infektionen” in Deutschland gemeldet werden, macht er den “lieben Bakterien-Forschern” Vorwürfe:

Was mich erschreckt, ist, dass Ihr Experten nichts wisst. Ihr wisst nicht, welche Keime uns töten und wie wir uns vor ihnen schützen können. Mich erschreckt Eure Hilfslosigkeit.

Aber auch in seiner erschrockenen Stunde der Hilflosigkeit gelingt es Wagner noch, dem eigenen Nationalstolz zu frönen:

Wir Deutsche sind ein Ingenieursvolk, wir bauen die besten Autos. In der Weltraumtechnik leisten wir hervorragende Arbeit. Wenn man zurückdenkt, dann haben wir Deutsche eigentlich alles erfunden. Das Internet, das Auto, den Zeppelin, Röntgen.

… außerdem das Rad, das Feuer und dieses Plastikteil, das man an der Supermarktkasse aufs Laufband legt, damit man nicht versehentlich die Zigaretten vom Vordermann mitbezahlt.

Aber noch mal zurück zu Wagners Auflistung: Das Internet entstand in den 1960er Jahren an amerikanischen Universitäten (das World Wide Web Ende der 1980er am Schweizer Forschungszentrum CERN); beim Auto kann man ein bisschen darüber streiten, ob es nun von Carl Benz “erfunden” wurde oder von irgendwelchen Franzosen, und auch wenn der Zeppelin zweifelsohne auf die Initiative von Ferdinand Graf von Zeppelin zurückgeht, so gilt doch der Ungar David Schwarz als Erfinder des ersten starren Luftschiffs. Und das Röntgen hat Wilhelm Conrad Röntgen streng genommen nicht erfunden, sondern die Strahlen eher entdeckt.

Trotz seiner Sorge und Ahnungslosigkeit gibt sich Wagner gegen Ende aber optimistisch:

Weil ich an das menschliche Gehirn glaube, glaube ich, dass alles gut ausgeht.

Wir wären beim Glauben an das menschliche Gehirn etwas vorsichtiger.

Mit Dank an Holger K. und Bruder B.

WDR, WePad, Welt Kompakt

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Die Seligsprechung erfolgt auf Bestellung”
(faz.net, Thomas Frickel)
Der WDR investiert 100 000 Euro, “um sich vom Deutschen Kulturrat, dem Dachverband von mehr als zweihundert Kulturverbänden und Institutionen, die Absolution für das Gesamt-Bukett seiner Kultur-Aktivitäten erteilen zu lassen”.

2. “Ein Medienphantom namens WePad”
(meedia.de, Stefan Winterbauer)
Stefan Winterbauer vermutet, dass die breite Berichterstattung der Medien zum WePad damit zu tun hat, dass die das Produkt herstellende Neofonie GmbH all das verspricht, “was die Verlage hören wollen”.

3. “Warum zitiert die SZ die BILD für eigene Artikel?”
(mediatrotter.wordpress.com)
Mediatrotter stellt die Frage zur Diskussion, ob es in Ordnung ist, wenn die “Süddeutsche Zeitung” einerseits die Spekulationen von “Bild” zum Flugzeugabsturz bei Smolensk kritisiert und sich andererseits “auf die BILD-Zeitung beruft, um genau das Gleiche zu schreiben”.

4. “Das moderne Unding: Die Kompaktzeitung”
(leidartikel.de, Jürgen Vielmeier)
Jürgen Vielmeier lobt die “Welt Kompakt”: “Wer nicht gerade arbeitslos oder im Ruhestand den Tag auf dem Sofa verbringt, hat doch schon längst keine zwei Stunden mehr Zeit, die die Lektüre der ‘FAZ’ oder der ‘Süddeutschen Zeitung’ zu studieren, inklusive aller Börsenkurse und Kleinanzeigen.”

5. Interview mit Peter Sunde
(blogpiloten.de, Meike Laaff)
Peter Sunde vom (noch nicht öffentlich zugänglichen) Mikrozahlungsdienst Flattr über Teilnehmer am Medienmarkt, die durch den Wandel Verluste machen: “Wir würden Öl-Konzernen doch auch nicht Abfindungen zahlen, wenn wir eine Methode entwickeln würden, dank der Autos mit Wasser fahren, oder?”

6. “‘Österreich’ übertreibt mal wieder”
(kobuk.at, Hans Kirch​meyr)
“Österreich” beschreibt den Mikrobloggingdienst Twitter mit den Worten “150 Zeichen, die die Welt bedeuten”.

Das beste Sauerland der Welt

Man könnte denken, dass jemand, der Artikel geschrieben hat wie “Lesbe (taubstumm) sticht Lesbe (taubstumm) nieder”, “Waldmensch metzelt Spaziergänger nieder” oder “Armer Mann mit Dauererektion: Droht jetzt sogar eine Amputation?” — dass so jemand schwer zu erschüttern ist. Aber so abgebrüht ist “Bild”-Reporter Sven Kuschel nicht. Die Meldung, dass vier nordrhein-westfälische Zweckverbände an einer Fusion arbeiten, hat ihn elektrisiert. In gewaltiger Größe verkündete er gestern in “Bild”-Westfalen diese frohe Botschaft:

Geheimer Politiker-Plan: Unser Sauerland wird Super-Nationalpark

Ein Wort für dieses Gebilde hat Kuschel auch schon gefunden: “Sauerstone”. In Anspielung auf den “weltberühmten Yellowstone-Nationalpark in den USA”, der auch nur knapp dreimal so groß sei wie der “Super-Nationalpark”, der da im Sauerland entstehe.

Blöd nur, dass im Sauerland gar kein Nationalpark entsteht, nicht mal ein Normal-Nationalpark. Entstehen könnte bestenfalls ein großer Naturpark — immerhin taucht dieses entscheidende Wort im “Bild”-Text auch mehrmals auf. Im Gegensatz zu den gesetzlich streng geschützten Nationalparks, Gebieten von “besonderer Eigenart”, in denen sich die Natur möglichst ungestört entwickeln soll, geht es bei Naturparks vor allem um Landschaften, die sich für Erholung und Tourismus eignen und entsprechend gepflegt, entwickelt und vermarktet werden sollen.

Wie wenig spektakulär der geplante Zusammenschluss von vier bestehenden Naturparks ist, ahnt man, wenn Theo Melcher, der Kreisdirektor von Olpe, in “Bild” sagt, es gehe um einen Abbau von Bürokratie und schnellere Planung und Umsetzung von Projekten. Wie auf diese Weise das Sauerland “zu einem der grünsten Punkte Deutschlands” wird, bleibt das Geheimnis von “Bild”-Mann Sven Kuschel.

Apropos: Der “Geheimplan”, den “Bild” da aufgetan hat, ist so geheim, dass Kreisdirektor Melcher ihn sechs Tage vor dem “Bild”-Bericht bereits gegenüber dem WDR bestätigt hat. Und zehn Tage vor dem “Bild”-Bericht bereits das Süderländer Tageblatt von einer Sitzung des Zweckverbandes Naturpark Ebbegebirge berichtete, auf der der Plan diskutiert und begrüßt wurde. Und diese Sitzung 23 Tage vor dem “Bild”-Bericht bereits von der “Siegener Zeitung” unter der Überschrift “Zweckverband spricht über Zusammenlegung” angekündigt wurde.

Aber, hey, die Sache mit Yellowstone und dem Super-Nationalpark hat “Bild” natürlich exklusiv.

Vielen Dank an Jörg W. für den sachdienlichen Hinweis!

Vergütungspflicht gefordert, EU vs. TikTok, netzpolitik verlässt Twitter

1. Verleger: “Sehen gerade Versagen der Politik”
(deutschlandfunk.de, Bettina Köster& Mike Herbstreuth)
Obwohl von der Ampelregierung ursprünglich im Koalitionsvertrag vorgesehen, spiele das Thema staatliche Presseförderung in Deutschland aktuell keine Rolle. Nun komme zu den sowieso schon bestehenden Sorgen vieler Verlage, etwa die hohen Druck- und Vertriebskosten und die begrenzte Zahlungsbereitschaft der Kundinnen und Kunden, eine weitere Herausforderung hinzu: die Künstliche Intelligenz (KI) und deren Folgen. Dies lässt erneut den Ruf von Verlagsvertretern nach staatlicher Unterstützung laut werden.

2. Vergütungspflicht muss kommen
(djv.de, Hendrik Zörner)
Mika Beuster, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbandes, fordert den Gesetzgeber auf, eine Vergütungspflicht für die Nutzung von Inhalten durch Unternehmen, die im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) tätig sind, einzuführen: “Es kann nicht sein, dass ChatGPT und andere völlig legal zum Nulltarif mit Inhalten von Medienschaffenden trainiert werden und die KI-Unternehmen auf diese Weise Milliarden scheffeln. Der Gesetzgeber kann es nicht länger zulassen, dass die einen Inhalte produzieren, während die anderen die Gewinne abschöpfen.”

3. Wir verlassen Twitter
(netzpolitik.org)
Mit netzpolitik.org verlässt ein weiterer wichtiger Account die Plattform, die früher einmal als Twitter bekannt war und inzwischen X heißt: “Musks technische und inhaltliche Entscheidungen sowie der Exodus vieler demokratischer Accounts haben dazu geführt, dass ein pluraler und offener Diskurs auf der Plattform nicht mehr möglich ist – und stattdessen vorrangig Hass und Hetze stattfinden und verbreitet werden. Auch unter den Inhalten, die wir dort posteten.”

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4. Russisches Gericht verurteilt Meta-Sprecher zu sechs Jahren Straflager
(spiegel.de)
Laut der unabhängigen russischen Nachrichtenseite “Mediazona” wurde Andy Stone, Sprecher der Facebook-Muttergesellschaft Meta, von einem russischen Gericht in Abwesenheit zu sechs Jahren Straflager verurteilt. Stone lebt in den USA und somit außerhalb des Zugriffs russischer Behörden. Grund für Anklage und Verurteilung seien Stones Äußerungen zur Moderation von Beiträgen zum Ukraine-Krieg.

5. 7 Fragen an Johanna Rüdiger
(turi2.de)
“Die Social-Media Sprache ist viel authentischer und informeller als wir Journalist*innen es gewohnt sind”, findet Johanna Rüdiger, die als Social-Media-Koordinatorin bei der Deutschen Welle arbeitet. Sie bespielt außerdem erfolgreich eigene reichweitenstarke Kanäle. Im Gespräch mit Peter Turi geht es unter anderem um die Fragen, wie sie als Journalistin bei TikTok gelandet ist, was die Social-Media-Prominenz mit ihr gemacht hat und welche Social-Media-Tipps sie für ihre Kolleginnen und Kollegen hat.

6. TikTok wendet Strafzahlung vorerst ab
(zeit.de)
Gestern haben wir in den “6 vor 9” von einem Ultimatum der EU an das Unternehmen hinter TikTok berichtet, binnen 24 Stunden ein Risikoprofil für die neue App TikTok Lite vorzulegen. Dem sei TikTok nachgekommen und habe damit vorerst eine Geldstrafe verhindern können. Bei der Auseinandersetzung geht es um die Frage, ob die neue App die psychische Gesundheit von Minderjährigen gefährdet und damit gegen EU-Regeln verstößt.

KW 51/23: Hör- und Gucktipps zu Weihnachten und zum Jahresende

Hurra, Feiertage – und damit viel Zeit zum Hören und Sehen! Zum Jahresende präsentieren wir Euch noch einmal eine Auswahl empfehlenswerter Filme und Podcasts mit Medienbezug. Viel Spaß bei Erkenntnisgewinn und Unterhaltung!

All unseren Leserinnen und Lesern, Unterstützerinnen und Unterstützern wünschen wir frohe Weihnachten, ein paar schöne, ruhige Tage und einen guten Start ins neue Jahr. Wir sehen uns hier 2024 wieder.

Die nächste Folge “6 vor 9” kommt am Montag, 8. Januar 2024.

***

1. Der König von TikTok
(ardaudiothek.de, Audio: acht Folgen zwischen 24 und 37 Minuten)
Dieser achtteilige Podcast dreht sich um eine schillernde Medienfigur, die verschiedene TV-Sender mit allerlei dubiosen Angeboten betrieb und immer wieder ins Visier von Aufsichtsbehörden und Justiz geriet: Thomas G. Hornauer. Zuletzt machte er als “Königliche Heiligkeit”, angeblicher Doktor der Philosophie und Trash-Promi auch auf TikTok von sich reden. Emeli Glaser und ihr Team sind dem Phänomen auf ebenso informative wie unterhaltsame Weise auf den Grund gegangen.
Weiterer, wenn auch ernsterer Gucktipp in Sachen TikTok: Krieg auf TikTok: Die geheime Arbeit der Content Moderatoren (ndr.de, Severin Pehlke, Video: 15:12 Minuten).

2. Kriegsberichterstattung: Warum? Wo? Wie?
(sicherheitspod.de, Thomas Wiegold & Rike Franke & Frank Sauer & Carlo Masala, Audio: 1:46:51 Stunden)
In der aktuellen Folge von “Sicherheitshalber”, dem “Podcast zur Sicherheitspolitik”, ist Frederik Pleitgen zu Gast, der für den US-Sender CNN aus den Krisen- und Kriegsgebieten der Welt berichtet: Warum gibt es in Zeiten des Internets überhaupt noch traditionelle Fernseh-Kriegsberichterstattung? Wie entscheidet CNN, wo berichtet wird? Und wie sorgt Pleitgen für seine eigene Sicherheit?

3. Traumberuf Influencerin?
(arte.tv, Video: 30:03 Minuten)
Die Arte-Doku beleuchtet das Leben von Influencerinnen und die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Es geht dabei um Themen wie Druck, Selbstoptimierung und die Auswirkungen der ständigen Vergleiche mit perfekten Online-Persönlichkeiten: “Warum geht es eigentlich so viel um Aussehen, Fitness und Mode? Rolle rückwärts in die 50er-Jahre? Und was macht es mit den jungen Frauen, die sich rund um die Uhr mit scheinbar perfekten Superfrauen vergleichen?”
Weiterer Hörtipp: Influencer-Marketing – Authentizität als Geschäftsmodell (swr.de, Sofie Czilwik, Audio: 28:58 Minuten).

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4. Nicht nur Stillstand und Rückschritt: Vielfalt in den Medien 2023
(sueddeutsche.de, Nils Minkmar & Nadia Zaboura, Audio: 36:43 Minuten)
“Flucht, Migration, Integration: Was läuft besser in der Berichterstattung über die Einwanderungsgesellschaft – und bei welchen Themen könnte es besser sein?” Darüber diskutieren Nadia Zaboura und Nils Minkmar im Medienpodcast “quoted” mit ihrem Gast Elena Kountidou, Geschäftsführerin der Organisation Neue deutsche Medienmacher:innen.
Weiterer Hörtipp: Im Medienpodcast “M” spricht Medienwissenschaftler Björn Staschen mit Danilo Höpfner über Diversität im Journalismus und die Frage, was sich aus seiner Sicht ändern muss: Journalismus von Polohemden (verdi.de, Audio: 25:41 Minuten).

5. Elon Musk: Last Week Tonight with John Oliver
(youtube.com, John Oliver, Video: 31:02 Minuten)
Ausnahmsweise ein englischsprachiger Tipp: Bei “Last Week Tonight” knöpft sich John Oliver den Tech-Milliardär und Twitter-Eigentümer Elon Musk vor, und das ist gleichermaßen informativ, komisch und entlarvend.
Dazu ein passender Hörtipp in eigener Sache: Auch im großen Jahresrückblick des “Haken-dran”-Podcasts ging es um die High- beziehungsweise Lowlights des Elon Musk im zurückliegenden Jahr: JENGAAAAA! – und der große Jahresrückblick 2023 (mit Lorenz Meyer) (spotify.com, Gavin Karlmeier, Audio: 1:14:55 Stunden).

6. Über Übermedien: Was war das für ein Jahr – und was passiert nächstes?
(uebermedien.de, Holger Klein, Audio: 48:36 Minuten)
Weitere mediale Jahresrückblicke gefällig? Bei “Übermedien” hat sich Holger Klein mit den “Übermedien”-Gründern Stefan Niggemeier und Boris Rosenkranz über das zurückliegende Jahr unterhalten. Es geht dabei um die wichtigsten Recherchen und weitere Medienthemen 2023, aber auch um die anstehenden Änderungen im Hause “Übermedien” im neuen Jahr. Beim Jahresrückblick von “BR24 Medien” stehen vier Themen im Fokus: Künstliche Intelligenz, die Zukunft des Journalismus, das Verhältnis zwischen Staat und Medien sowie Kriegsberichterstattung (br.de, Nina Landhofer, Audio: 54:26 Minuten). Beim “Breitband”-Jahresrückblick von Deutschlandfunk Kultur geht es unter anderem um Microblogging, Investigativpodcasts und Netzpolitik (deutschlandfunkkultur.de, Vera Linß & Marcus Richter & Gavin Karlmeier & Marcus Engert & Anna Biselli & Marie Zinkann, Audio: 44:57 Minuten). Und natürlich darf am Ende des Jahres der Jahresrückblick von “Fernsehen für alle” nicht fehlen mit den “Top Ten TV-Momenten 2023”: “In einer Mischung aus dem RTL-Jahresrückblick mit Günther Jauch, einer beliebigen Rankingshow mit Sonja Zietlow und der Ultimativen Chartshow heben wir besondere Leistungen im Bereich ‘Beste Unterhaltung TV’ hervor und loben, was es zu loben gibt, und lachen aus, was es auszulachen gibt.” (fernsehenfueralle.podigee.io, Dennis Müller & Natalie, Audio: 1:36:37 Stunden)

“BILD meint: Thank you, Henry!”

In den frühen Morgenstunden des vergangenen Donnerstags wurde bekannt, dass der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger im Alter von 100 Jahren gestorben war. 100 Jahre – da waren viele Nachrufe natürlich schon lange vorbereitet und konnten entsprechend schnell veröffentlicht werden.

Die “New York Times” entschied sich für eine schlichte Überschrift und einen differenzierenden Vorspann:

Henry Kissinger Is Dead at 100; Shaped the Nation’s Cold War History. The most powerful secretary of state of the postwar era, he was both celebrated and reviled. His complicated legacy still resonates in relations with China, Russia and the Middle East.

Henry Kissinger ist tot mit 100 Jahren;
Prägte die Geschichte der Nation im Kalten Krieg

Als mächtigster Außenminister der Nachkriegszeit wurde er sowohl gefeiert als auch geschmäht. Sein kompliziertes Erbe wirkt noch immer nach in den Beziehungen zu China, Russland und dem Nahen Osten.

(Übersetzung von uns)

Der Text, für dessen Lektüre die Redaktion selbst 38 Minuten kalkuliert (die vorgelesene Version beansprucht eine Stunde und 14 Minuten), und dessen Co-Autor selbst bereits seit 13 Jahren tot ist, erinnert an die Höhe- und Tiefpunkte von Kissingers Außenpolitik: Den Rückzug der US-Truppen aus Vietnam, als nun wirklich gar nichts mehr zu holen war; die Flächenbombardements von Kambodscha, die von vielen als Bruch des Völkerrechts angesehen werden; seine Rolle beim Militärputsch in Chile 1973.

Zu den Kritikern Kissingers, die zu Wort kommen, zählt unter anderem der frühere US-Präsident Barack Obama, der mit den Worten zitiert wird, er sei zu seiner Amtszeit, Jahrzehnte nach Kissingers aktiver Polit-Karriere, immer noch damit beschäftigt gewesen, Ländern zu helfen, Bomben zu entfernen, die immer noch die Beine kleiner Kinder abrissen.

Die “Washington Post” wählte einen etwas neutraleren – man könnte sagen: defensiveren – Angang und schrieb in ihrem Vorspann lediglich, Kissinger sei “auch das Ziel unerbittlicher Kritiker” gewesen, “die ihn für prinzipienlos und amoralisch hielten”.

Das “Wall Street Journal” fasste Kissingers öffentliche Rezeption so zusammen:

Henry Kissinger, Who Helped Forge U.S. Foreign Policy During Vietnam and Cold Wars, Dies at 100. German-born academic was a hero to war-weary Americans, but many blamed him for brutalities abroad

Henry Kissinger, der die US-Außenpolitik während des Vietnam-Krieges und des Kalten Krieges mitgestaltete, stirbt im Alter von 100 Jahren

Der in Deutschland geborene Akademiker war für kriegsmüde Amerikaner ein Held, doch viele machten ihn für Brutalitäten im Ausland verantwortlich

(Übersetzung von uns)

Besondere Aufmerksamkeit erlangte der Nachruf der US-Ausgabe des “Rolling-Stone”-Magazins, dessen Dachzeile “Good Riddance” (“Auf Nimmerwiedersehen”) noch der freundlichste Aspekt war:

GOOD RIDDANCE: Henry Kissinger, War Criminal Beloved by America’s Ruling Class, Finally Dies. The infamy of Nixon

AUF NIMMERWIEDERSEHEN

Henry Kissinger, der von der herrschenden Klasse Amerikas geliebte Kriegsverbrecher, stirbt endlich

Die Niedertracht von Nixons außenpolitischem Architekten steht auf ewig neben der der schlimmsten Massenmörder der Geschichte. Eine tiefere Schande haftet dem Land an, das ihn feiert.

(Übersetzung von uns)

Einen etwas anderen Ansatz wählte die “Bild”-Redaktion am vergangenen Freitag, beinahe ganzseitig in der gedruckten Ausgabe:

Der Jahrhundert-Mann wird fehlen! Henry Kissinger (gestorben mit 100) war Nobelpreis-Träger, Präsidentenflüsterer, Frauenschwarm und Göttergatte

In dem Text taucht das Wort “Vietnam” genau einmal auf (“Dafür erhielt Henry Kissinger den Friedensnobelpreis”), “Kambodscha” oder “Chile” gar nicht. Dafür widmet sich Autor Hans-Jörg Vehlewald ausführlich Kissingers Ehe mit Nancy und dessen Ruf.

Dass Kissinger von “Bild” und dem Axel-Springer-Verlag nach seinem Tod gänzlich unkritisch verabschiedet wird, überrascht nicht: Zu Lebzeiten wurde der gebürtige Fürther und mutmaßliche Kriegsverbrecher vom Haus und dessen Blättern hofiert wie sonst allenfalls noch Helmut Kohl und Vicky Leandros.

Für die Springer-Medien hatte Kissinger zwei große Vorteile: Er konnte zur Untermauerung der wesentlichen weltpolitischen Ansichten des Verlags und dessen Gründers Axel Cäsar Springer (Transatlantizismus, Anti-Kommunismus) herangezogen werden – und ließ sich mit zunehmendem Alter immer lieber darauf ein.

Noch im Oktober dieses Jahres traf Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, Kissinger zu einem Gespräch, was dessen “letztes großes Interview” werden sollte und von den Springer-Medien auf allen Kanälen breit präsentiert wurde. Kissinger sagte dabei praktischerweise jede Menge Sachen, die wohl auch viele Leser und Leserinnen von “Bild” und “Welt” jederzeit unterschreiben würden: “Der Grund, weshalb Deutschland in Misskredit geraten ist, liegt fast ein Jahrhundert zurück. Und man kann von einer Nation nicht verlangen, einen Preis für die Taten ihrer Vorväter zu zahlen.” Oder, ebenfalls über Deutschland: “Es war ein schwerer Fehler, so viele Menschen mit völlig unterschiedlichen kulturellen und religiösen Vorstellungen ins Land zu lassen, denn dadurch entsteht in jedem Land eine Interessengruppe, die Druck ausübt.”

Es erscheint nicht völlig abwegig, dass Axel Springer selbst vor seinem Tod verfügte, Kissinger Zeit dessen Lebens mindestens wie einen Popstar der Weltpolitik zu feiern – aber womöglich hätten es die Reporter, Chefredakteure und Vorstandsvorsitzenden seines Verlags auch ganz aus eigenem Antrieb getan, wie ein Blick ins Archiv zeigt.

Die folgende Auflistung ist naturgemäß unvollständig und konzentriert sich nur auf ausgewählte Auftritte Kissingers in den “Bild”-Medien:

11. Januar 1985:

In einer Folge des “Denver Clan” treten Hollywood-Star Cary Grant, Ex-US-Präsident Gerald Ford und dessen Ehefrau Betty als Komparsen auf. Und noch jemand:

Diese Woche im "Denver-Clan": Alexis flirtet mit Kissinger

24. September 1985:

“Bild”-Verleger Axel Cäsar Springer stirbt mit 73 Jahren. Neben salbungsvollen Worten des amtierenden Bundeskanzlers Helmut Kohl, des amtierenden Außenministers Hans-Dietrich Genscher, des amtierenden israelischen Ministerpräsidenten Shimon Peres, des amtierenden bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt und des ehemaligen Box-Weltmeisters Max Schmeling sowie Zitaten aus internationalen Nachrufen bringt “Bild” auch Fotos aus dem Leben des eigenen obersten Chefs.

Darunter eines, das die Zeitung so beschreibt:

Freundschaftlich legt Springer seine Hand auf die Schulter des ehemaligen US-Außenministers Henry Kissinger, der am 15. Juni 1980 ins Berliner Verlagshaus kam. “Die Amerikaner verkörpern die größte Hoffnung der Welt auf eine glückliche Zukunft”, sagte Springer.

14. Juni 1994:

“4 Jahre nach Vollendung der deutschen Einheit” fragt “Bild” in Person ihres damaligen Mitarbeiters, des späteren Regierungssprechers und noch späteren stellvertretenden Chefredakteurs Béla Anda:

"Herr Kissinger, wo ist der Platz der Deutschen in der Welt?"

11. Dezember 1994:

“Bild” begleitet den seit Mitte des Jahres ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zum Brötchenholen. Dabei geraten Krümel von überraschender Kritik in den Artikel: “Im Gegensatz zu Altpolitikern wie Helmut Schmidt oder Henry Kissinger nimmt Richard von Weizsäcker kein Geld für seine Auftritte.”

5. Januar 1999:

“Bild” berichtet über die anstehende Feier anlässlich des 80. Geburtstags von Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt im Hamburger Thalia-Theater. Unter den Prominenten, die sich angekündigt haben, sind Bundespräsident Roman Herzog, Bundeskanzler Gerhard Schröder, Volksschauspielerin Heidi Kabel – und Henry Kissinger.

19. Juli 1999:

John F. Kennedy jr., Sohn des früheren US-Präsidenten, kommt bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. “Bild” listet die Schicksalsschläge auf, die der Kennedy-Clan erdulden musste, und präsentiert einen nur wenig überraschenden Kronzeugen:

Amerikas langjähriger Außenminister Henry Kissinger gestern im TV: “Es ist, als wolle Gott diese Familie bestrafen.”

31. März 2000:

Bundespräsident Johannes Rau stürzt unglücklich über ein Lampenkabel und zieht sich dabei Schnittwunden zu. Rau sagte alle Termine für die nächsten beiden Tage ab, “auch ein Treffen mit dem früheren US-Außenminister Henry Kissinger.”

28. August 2000:

Für die deutsche Fußballnationalmannschaft der Herren steht ein Länderspiel in Hamburg an. Weil die Mannschaft im “Waldhaus” in Reinbek absteigt, porträtiert “Bild” ausführlichst das Hotel und dessen Betreiber.

Der Auszug aus der Gästeliste: Muhammed Ali, Henry Kissinger, Ivana Trump, Gudrun Landgrebe.

12. März 2001:

FIAT-Ehrenpräsident Giovanni Agnelli wird 80:

Er feiert in Paris; Henry Kissinger und Michel Platini gehören zu den wenigen Gästen.

8. Mai 2001:

Etwas überraschend ernennt “Bild” Kissinger auf der Titelseite zum “Verlierer des Tages”. Aber auch nur so ein bisschen:

War Henry Kissinger (77), Friedens-Nobelpreisträger, ein Kriegsverbrecher? Das behauptet das “Enthüllungsbuch” “Der Prozess gegen Henry Kissinger”. Die Anklage: Kambodscha-Bomben, Allende-Attentat etc, etc. Es sind die langen Schatten eines Weltpolitikers. Die Wahrheit ist grau.

23. Mai 2001:

Der ungarische Schriftsteller György Konrád bekommt den Aachener Karlspreis überreicht – natürlich ist er nicht der Erste:

Berühmte Preisträger: König Juan Carlos I. von Spanien, Henry Kissinger, Helmut Kohl gemeinsam mit François Mitterrand – 1986 erhielt den Karlspreis das luxemburgische Volk.

10. Juli 2001:

Hannelore, die Ehefrau von Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl, ist tot:

Altkanzler Helmut Kohl hat verzweifelt gegen die immer schlimmer werdende Lichtallergie seiner Ehefrau Hannelore (†) angekämpft! Jahrelang bemühte er sich um Kontakte zu den besten Medizinern in Deutschland und Österreich. Um seiner Frau zu helfen, schaltete Kohl sogar Ex-US-Außenminister Henry Kissinger ein! Vor drei Wochen noch flog Kohl nach New York, suchte nach US-Spezialisten, die die Lichtallergie mit ganz neuen Therapien hätten bekämpfen können.

Ein willkommener Anlass für “Bild”, um mal wieder ein Interview mit Kissinger zu führen.

10. September 2001:

In Berlin wird das Jüdische Museum eröffnet. “850 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Show-Business waren geladen.” Der einzige Gast, den “Bild” mit einem O-Ton zitiert: Henry Kissinger.

13. September 2001:

Der 11. September. Naheliegende Frage:

Wie sieht die Vergeltung der Amerikaner aus, Herr Kissinger?

4. Oktober 2001:

“Bild” zeigt ein Foto, auf dem New Yorks Bürgermeister Rudy Giuliani Ex-US-Außenminister Henry Kissinger und dessen Berater Alan Batkin “Ground Zero” zeigt.

24. Januar 2002:

Die US-Regierung erwägt eine Invasion des Irak, weil sie dort Massenvernichtungswaffen vermutet (die nie gefunden wurden).

Ex-US-Außenminister Henry Kissinger plädiert – wie Rumsfeld und US-Vizepräsident Cheney – für einen schnellen Schlag gegen Irak. Kissinger in der WELT am SONNTAG: “Ein militärisches Vorgehen gegen Saddam darf sich nicht lange hinziehen.”

17. März 2002:

Bundespräsident Rau gibt für den ehemaligen Bundesminister für besondere Aufgaben, Egon Bahr, ein Essen im Schloss Bellevue:

Der Grund: Morgen feiert Bahr seinen 80. Geburtstag und bekommt außerdem die Berliner Ehrenbürgerwürde. Besonderer Gast beim Dinner in Berlin ist Ex-US-Außenminister Henry Kissinger!

2. November 2002:

“Bild”-Kolumnist Claus Jacobi hadert mit der Haltung der Bundesregierung, die bei einem möglichen Irak-Krieg nicht mitmachen möchte, und präsentiert einen erwartbaren Kronzeugen:

Genau 40 Jahre ist das nun her, 40 Jahre von Adenauer bis Schröder, in denen ein wiedervereinigtes Deutschland entstand, dem Henry Kissinger letzte Woche “pazifistisch-nationalistische” Wesenszüge bescheinigte.

15. Dezember 2002:

Nebulöse kleine Meldung auf der “Bild”-Titelseite:

Kissinger zurückgetreten

Washington – Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger ist als Leiter der Untersuchungskommission zu möglichen Geheimdienstpannen vor den Terroranschlägen vom 11. September zurückgetreten. Kissinger erklärte, er wolle vermeiden, dass es wegen seiner Geschäftsbeziehungen zu einem Konflikt komme.

11. April 2003:

Die Concorde wird eingemottet! “Bild” erinnert standesgemäß an das Überschall-Flugzeug:

Man traf Musikgenie Rostropowitsch, der einen Platz für sein Cello reservierte – oder Henry Kissinger.

20. Juni 2004:

“Bild am Sonntag” zu Gast beim ehemaligen DFB-Präsidenten Egidius Braun:

Als BILD am SONNTAG den ehemaligen DFB-Präsidenten besucht, ist gerade ein ganz privater Brief vom ehemaligen US-Außenminister Kissinger eingetroffen

17. Juli 2004:

Claus Jacobi kann in seiner Kolumne mit einer ganz scharfen Enthüllung aufwarten:

Aus kürzlich in Washington veröffentlichen Protokollen der siebziger Jahre geht hervor, dass der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger den Vertrauten Willy Brandts, Egon Bahr, als “Reptil” bezeichnet hat.

28. August 2004:

Claus Jacobi kolumniert:

Die zwei rätselhaften Flugzeugabstürze über Russland haben uns einmal mehr die Zwickmühle aufgezeigt, in der wir laut Henry Kissinger im Kampf gegen den Terror stecken: Terroristen haben schon was gewonnen, wenn sie nicht verlieren. Staaten haben schon was verloren, wenn sie nicht gewinnen.

3. Oktober 2004:

Der Fotograf Richard Avedon ist gestorben.

Henry Kissinger bat ihn laut “Bild”: “Seien Sie nett zu mir.”

17. November 2004:

“Bild”-Kolumnist Norbert Körzdörfer stellt die neue US-Außenministerin Condoleezza Rice vor:

Sie ist Single, Sphinx, Schwarze.

Sie hat keine Kinder, keinen Mann, keine Geschwister.

Das ist vielleicht ein überraschender Einstieg in einen Text, aber es wird noch weirder:

Jetzt wird Condi Rice die mächtigste Frau der Welt – ein “Kissinger mit Pumps”!

13. April 2005:

Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl begeht seinen 75. Geburtstag. Unter den Gratulanten laut “Bild”: “Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger, der Kohl zu Ehren auf Deutsch sprach”.

17. April 2005:

Sensationelle Anekdote von Kohls Geburtstagsfeier:

Mit dabei ist auch Ex-US-Außenminister Henry Kissinger. Der ehemalige Franke redet auf deutsch. Zuvor hatte er sich schon – ebenfalls auf deutsch – mit CDU-Chef Angela Merkel intensiv in deren Büro ausgetauscht. Das macht Kissinger übrigens immer, wenn er in Berlin ist. Am Kohl-Festabend zählt er aber noch aus einem anderen Grund auf Merkel. Während der Feier möchte Kissinger zu gern wissen, wie das Zweitligaspiel zwischen dem 1. FC Köln und seinem alten Lieblingsverein, der Spielvereinigung Greuther Fürth, ausgegangen ist. Angela Merkel bekommt das Ergebnis per SMS vom NRW-Spitzenkandidaten Jürgen Rüttgers (CDU). Dann eilt sie zum Tisch der alten Herren und überbringt Kissinger die traurige Botschaft: Fürth hatte 2:3 verloren!

8. Mai 2005:

Genau 60 Jahre nach Kriegsende redet heute zum 8. Mai im hessischen Darmstadt Ex-US-Außenminister Henry Kissinger.

“Bild am Sonntag” weiß bereits, was er sagen wird.

22. März 2007:

Der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher wird 80. Unter den Gratulanten, die es mit einem Foto in “Bild” schaffen: Henry Kissinger.

5. August 2007:

“Bild-am-Sonntag”-Kolumnist Helmut Böger nimmt eine außereheliche Affäre zwischen CSU-Politiker Horst Seehofer und einer 25 Jahre jüngeren Frau zum Anlass, über das “Parfüm der Macht” zu spekulieren, das “viele junge Frauen in Versuchung” führe:

“Macht”, so hat es der machtbewusste ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger (84) formuliert, “ist das ultimative Aphrodisiakum.”

Im nächsten Satz zeigt Böger, wie er sein Publikum einschätzt:

Laut Fremdwörter-Duden ein “den Geschlechtstrieb anregendes Mittel”.

16. November 2007:

In New York erhält der Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner die Leo-Baeck-Medaille (erster Preisträger: Axel Springer). Die Laudatio hält Henry Kissinger.

22. Mai 2008:

Bei Edward “Ted” Kennedy, Bruder der ermordeten US-Politiker John F. und Robert F. Kennedy, wird ein bösartiger Hirntumor festgestellt (der sogenannte “Kennedy-Fluch”, BILDblog berichtete). Willkommene Gelegenheit für “Bild”, das Kissinger-Zitat über die Familie Kennedy aus dem Juli 1999 noch mal aufzuwärmen.

29. Juni 2008:

Im Finale der Fußball-Europameisterschaft der Männer spielt Deutschland gegen Spanien:

Wegen des großen Interesses deutscher und spanischer Politiker am Finale, aber auch vieler anderer Promis, musste das Kontingent der Ehrenplätze ausgeweitet werden. Erst heute im Laufe des Tages wird es einen endgültigen Sitzplan geben. Erst dann werden auch der frühere US-Außenminister Henry Kissinger, Moderator Thomas Gottschalk, Schauspieler Harrison Ford, Musiker Shaggy, Ex-Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher und Sänger Enrique Iglesias platziert werden.

6. September 2008:

Henry-Kissinger-Ultra Claus Jacobi erzählt in seiner Kolumne folgende Henry-Kissinger-Anekdote:

Nicht lange nachdem Amerikas Präsident Richard Nixon den Außenpolitiker Henry Kissinger zum Außenminister ernannt hatte, besuchte ihn im Weißen Haus Israels weiblicher Premierminister Golda Meir, in deren Händen die Außenpolitik ihres Landes lag. Nixon war es, der auf den ungewöhnlichen Zustand hinwies, dass nun ausgerechnet die internationale Politik der USA und Israels von zwei Angehörigen jüdischer Familien gesteuert werde. “Ja”, meinte Golda Meir, in Anspielung auf Kissingers schweren deutschen Akzent, “aber meiner kann Englisch sprechen.”

7. Februar 2009:

Henry Kissinger (85), US-Außenminister unter Richard Nixon, war gestern Abend der Stargast beim deutsch-amerikanischen-Freundschafts-Dinner von Rechtsanwalt Wolfgang Seybold. Dr. Gabriele Begum Inaara Aga Khan über Kissinger: “Ein beeindruckender Mann!”

9. Februar 2009:

“Gewinner” auf der “Bild”-Titelseite: Henry Kissinger

Als jüdischer Emigrant aus Fürth brachte es Henry Kissinger (85) in USA zum Außenminister, Friedensnobelpreisträger, Geschichtsprofessor in Harvard. 1990 unterstützte er die Wiedervereinigung. Jetzt hat ihn die Münchner Sicherheitskonferenz mit dem Ewald-von-Kleist-Preis ausgezeichnet – für “außerordentliche Verdienste” um Frieden und deutsche Einheit.

BILD meint: Thank you, Henry!

9. Mai 2009:

Henry-Kissinger-Ultra Claus Jacobi erzählt in seiner Kolumne noch einmal folgende Henry-Kissinger-Anekdote:

Kurz nachdem US-Präsident Richard Nixon Henry Kissinger mit dem schweren deutschen Akzent zum Außenminister ernannt hatte, besuchte Israels Premierminister Golda Meir den Staatschef im Oval Office des Weißen Hauses. Er begrüßte sie herzlich und scherzte dabei, dass nun ja ihre beiden Länder jüdische Außenminister hätten. “Ja”, meinte Mrs. Meir: “Aber meiner spricht Englisch.”

9. September 2009:

Kalenderspruch des Tages auf der “Bild”-Titelseite:

“Erst wenn es um unbedeutenden Kleinkram geht, werden Auseinandersetzungen wirklich bitter.”

Henry A. Kissinger, amerikanischer Politiker (*1923)

10. Oktober 2009:

Spektakulärer Schuldspruch für einen der reichsten Männer Amerikas: Anthony Marshall (85), der Sohn von New Yorks einstiger Society-Queen Brooke Astor ((†) 105), muss ins Gefängnis. Er hatte die Alzheimer-Krankheit seiner Mutter ausgenutzt, um sich ihr Vermögen anzueignen. Um dies vor ihren Freunden (wie Ex-Außenminister Henry Kissinger) geheim zu halten, hatte er sie über Jahre in ihrem Luxusappartement gefangen gehalten.

9. November 2009:

Mathias Döpfner hat in der Villa Schöningen ein Museum eingerichtet. Unter den 500 Gästen bei der feierlichen Eröffnung, wie in “Bild” zu lesen ist: Henry Kissinger.

10. November 2009:

Zum 20. Jahrestag der Maueröffnung ist in der Axel-Springer-Passage in Berlin die Portrait-Büste “Michail Gorbatschow” feierlich enthüllt worden:

Im Beisein von Ex-US-Außenminister Henry Kissinger und dessen Kollegen Hans-Dietrich Genscher nahm Michail Gorbatschow persönlich die Ehrung entgegen. Gorbatschow bedankte sich bei Friede Springer, dem Springer- Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner und bei BILD-Chef Kai Diekmann

25. November 2009:

Bei all dem Um-die-Welt-Jetten, Preise-Annehmen-und-Überreichen und Mit-Matthias-Döpfner-Rumhängen schafft Henry Kissinger es auch noch, sich mit den Vorgängen bei deutschen Fernsehsendern zu befassen:

ZDF-Intendant Markus Schächter (60) ist in New York mit dem Ehren-Emmy ausgezeichnet worden. “Er hat das ZDF durch eine turbulente Vergangenheit geführt und es gut positioniert für eine fantastische Zukunft”, sagte Ex-US-Außenminister Henry Kissinger (86) in seiner Laudatio.

7. Februar 2010:

Nur ein Jahr nach seinem letzten Besuch ist Henry Kissinger schon wieder Ehrengast beim deutsch-amerikanischen-Freundschafts-Dinner von Rechtsanwalt Wolfgang Seybold. Für einen kurzen Moment an seiner Seite: Minister-Gattin Stephanie zu Guttenberg, eine weitere “Bild”-Ikone.

23. Februar 2010:

“Bild”-Redakteur Alexander von Schönburg nutzt “Bild”, um seiner Schwester Gloria von Thurn und Taxis zum Geburtstag zu gratulieren:

Liebe Leser,

ich habe meiner Schwester Gloria so viel zu verdanken. Als Kind nahm sie mich überall mit hin. Mit ihr traf ich Diana, Mick Jagger, Fidel Castro, Kissinger, Strauß, Kohl … Danke BILD, dass ich heute mein Geburtstagsständchen vor 12 Millionen Lesern singen darf.

7. April 2010:

Zum 80. Geburtstag von Helmut Kohl gibt dessen Trauzeuge, “Bild”-Chefredakteur Kai Diekmann, ein zweibändiges Foto-Buch über den Altkanzler heraus, das in den “Bild”-Medien ausführlich beworben wird. Einer der Autoren, die einen Text beisteuern: Henry Kissinger.

26. April 2010:

Altbundespräsident Richard von Weizsäcker feiert seinen 90. Geburtstag. “Bild” entdeckt unter den Gratulanten: Henry Kissinger.

17. Mai 2011:

Wie “Bild” berichtet, erhält Altkanzler Helmut Kohl den “Henry Kissinger Preis” der American Academy. Neben dem offiziellen Laudator, Ex-US-Präsident Bill Clinton, ist noch jemand erschienen, um Kohl den Preis zu überreichen: Namensgeber Henry Kissinger.

9. Juni 2011:

Endlich mal wieder “Gewinner des Tages”: Henry Kissinger!

Mit seinen “Erinnerungen” hat Ex-US-Außenminister Henry Kissinger (88) einen Bestseller gelandet. Die “New York Times” feiert sein heute auf Deutsch erscheinendes Werk “China – Zwischen Tradition und Verantwortung” (C. Bertelsmann, 608 S.) als “faszinierendes, scharfsichtiges Buch”.

BILD meint: Lesen!

29. September 2011:

Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg schließt sich in den USA dem renommierten Forschungs- und Analysezentrum (Think Tank) “Center for Strategic and International Studies” an. Dem in Washington ansässigen CSIS auch angeschlossen sind internationale Politiker wie Henry Kissinger.

18. November 2011:

“Bild” weiß zu berichten, dass Bundespräsident Christian Wulff in der Hauptstadtrepräsentanz der Deutschen Telekom die “Goldene Ehren-Victoria” des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger an Henry Kissinger verliehen hat.

18. April 2012:

Die Spielvereinigung Greuther Fürth steigt erstmalig in die Fußball-Bundesliga auf.

Und der berühmteste Fürth-Fan freute sich in den USA. Ex-US-Außenminister Henry Kissinger (88) ist in der fränkischen Stadt (115 000 Einwohner) geboren.

21. April 2012:

Große Ehre für den Aufsteiger!

Der in Fürth geborene ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger (88) hat in einem persönlichen Schreiben Klub-Präsident Helmut Hack (62) gratuliert. Kissinger: “Herzlichen Glückwunsch! Dieser Aufstieg war überfällig.”

3. Mai 2012:

“Bild”-Verleger Axel Cäsar Springer hätte seinen 100. Geburtstag gefeiert. “Bild” begeht diesen Anlass mit einer minutiösen Nacherzählung des Festakts, den der Springer-Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner seinem Verlag verordnet hat, und lässt Prominente auf die Frage: “Warum ist Axel Springer noch heute so wichtig?” antworten. Neben salbungsvollen Worten der amtierenden Bundeskanzlerin Angela Merkel, des ehemaligen Außenministers Hans-Dietrich Genscher, des amtierenden israelischen Staatspräsidenten Shimon Peres und von Uwe Seeler kommt auch Henry Kissinger zu Wort.

4. September 2012:

“Bild”-Sportteil:

Kissinger kommt

Der frühere US-Außenminister Henry Kissinger (89) kommt am 15. September zum Heimspiel von Aufsteiger Fürth gegen Schalke. Kissinger wurde in Fürth geboren.

14. September 2012:

“Bild”-Sportteil, jetzt aber wirklich:

Kissinger kommt

Großer Besuch: Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger (89) ist morgen Gast beim Spiel von Aufsteiger Greuther Fürth gegen Schalke. Kissinger wurde in Fürth geboren und ist ein großer Fußball-Fan.

15. September 2012:

Blitzbesuch in der Hauptstadt: Ex-US-Außenminister Henry Kissinger (89, Foto) besuchte für 24 Stunden Berlin.

16. September 2012:

“Bild”-Sportteil:

Draxler zerschießt Kissingers Tipp

Der berühmteste Fürther hatte auf ein 2:0 gehofft – doch die Schalker waren zu stark für den Aufsteiger

17. September 2012:

Jetzt kennen wir endlich Kissingers gesamten Zeitplan der vergangenen Tage:

Er kam nach Berlin, um sich für den Wiederaufbau des historischen Stadtschlosses einzusetzen, flog am nächsten Tag in seine Geburtsstadt Fürth. Vorher sprach Henry Kissinger (89) mit BILD im Berliner Schlosshotel Grunewald über die Unruhen in der arabischen Welt, über Kanzlerin Merkel und seine Heimatstadt.

26. Januar 2013:

Ganz schön was los in Davos! Beim Weltwirtschaftsforum trifft Polit- auf Party-Prominenz: So plauderte Ex-US-Außenminister Henry Kissinger (89) beim Hummeressen angeregt mit Veronica Ferres (47). Filmreif!

27. Mai 2013:

Er floh als Jude vor dem Nazi-Terror nach Amerika – und schrieb als US-Außenminister Weltgeschichte: Henry Kissinger wird heute 90 Jahre alt! Zum Geburtstag bekommt der Friedensnobelpreisträger ein besonderes Geschenk: In seiner Heimatstadt Fürth gibt’s künftig einen “Dr.-Henry-Kissinger-Platz”. BILD meint: Happy Birthday, Henry!

12. Juni 2013:

Aus Anlass seines 90. Geburtstags (27. Mai) hat die Axel Springer AG gestern Abend den früheren US-Außenminister und Friedensnobelpreisträger Henry Kissinger und seine Frau Nancy in den Berliner Journalistenclub eingeladen.

9. Oktober 2014:

Helmut Kohl stellt auf der Frankfurter Buchmesse seine Memoiren vor – und die “Bild”-Redakteure Ralf Schuler und Alexander von Schönburg sind ganz nah dran:

Was niemand auf der Buchmesse wusste: Der Altkanzler hatte vor der Buchvorstellung schon ein straffes Programm hinter sich gebracht, zwei große politische Weggefährten im Sheraton-Hotel am Frankfurter Flughafen getroffen: Henry Kissinger und James Baker, der bei Mauerfall und Wiedervereinigung US-Außenminister war und von Kissinger bei seinem Spitznamen “Jim” genannt wird.

2. April 2015:

Einen Tag vor Helmut Kohls 85. Geburtstag gratulieren Bundeskanzlerin Angela Merkel und “der legendäre ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger dem Kanzler der Einheit” mit einem gemeinsamen Aufsatz in “Bild”.

24. November 2015:

Altkanzler Helmut Schmidt ist gestorben. Zu den Trauerrednern beim Staatsakt gehörte Henry Kissinger, der anschließend auch noch mit einer “Post von Wagner” klarkommen muss.

6. Dezember 2015:

Frank Sinatra wäre 100 Jahre alt geworden. “Bild am Sonntag” erinnert mit “10 Erinnerungssplittern” an den Entertainer. Nummer fünf:

Bei einem Dinner mit dem damaligen US-Außenminister Henry Kissinger beteuerte Sinatra, nichts mit der Mafia am Hut zu haben. Woraufhin Kissinger sagte: “Schade, wer kümmert sich jetzt um meine Feinde?”

5. März 2016:

“Bild” veröffentlicht die etwas verstörende Liste “Diese Super-Reichen sind noch zu haben”. Darauf: Elizabeth Holmes, Gründerin und Chefin des Laborunternehmens Theranos. “Bild” weiß: “Zu ihren größten Fans gehört der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger.” Heute sitzt Holmes wegen Betrugs im Gefängnis.

7. Juni 2016:

Springer richtet die “Axel Springer NOAH Berlin” aus, eine Veranstaltung, die der Verlag selbst als “das führende Branchen-Event der europäischen Internet- und Digitalwirtschaft” beschreibt. Beim “traditionellen Eröffnungsdinner am Vorabend der Konferenz” im Berliner Verlagshaus spricht Henry Kissinger zu “ausgewählten Konferenzgästen”.

22. November 2016:

“Bild” druckt das “fiktive Tagebuch” des zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump seit dessen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen. Darin:

17. November
Henry Kissinger war da. Erzählte von China, Russland und dieser EU. War interessant, aber, puh, ziemlich lang.

16. Oktober 2017:

“Bild” hat einen neuen Liebling: Sebastian Kurz. Und die Redaktion weiß Wissenswertes über den neuen österreichischen Bundeskanzler zu berichten:

SEINE VORBILDER
Sebastian Kurz hat viele politische Biografien gelesen. Am meisten imponierte ihm das Lebenswerk von HENRY KISSINGER (persönliches Treffen vor drei Wochen in New York bei der UN-Generalversammlung) und HELMUT KOHL (“Vater der deutschen Einheit”).

1. Juni 2018:

Er beschützte Henry Kissinger und die Geissens: Promi-Bodyguard fast im Rhein ertrunken

22. Januar 2020:

“Gewinnerin des Tages”: Angela Merkel.

Große Ehre für die Kanzlerin: Die American Academy zeichnete Angela Merkel (65, CDU) gestern mit dem Henry-A.-Kissinger-Preis aus. Der legendäre US-Außenminister Kissinger (96) lobte Merkel in seiner Laudatio für ihren nüchtern unaufgeregten Politik-Stil.

BILD meint: Physikerin der Macht!

27. Mai 2021:

Henry Kissinger wird anlässlich seines 98. Geburtstags im Rahmen einer Veranstaltung der Deutschen Atlantischen Gesellschaft zugeschaltet. Markus Söder gratuliert, “Bild” berichtet.

21. Mai 2023:

Eine Woche vor seinem 100. Geburtstag warnt Henry Kissinger im Interview mit dem “Economist” vor einem dritten Weltkrieg, bietet aber praktischerweise direkt auch Lösungsvorschläge an, die “Bild plus” gerne mit seinem zahlenden Publikum teilt.

27. Mai 2023:

Henry Kissinger wird 100, und Hans-Jörg Vehlewald kann nicht mehr an sich halten:

Dieser Mann ist schlicht ein Wunder!

Ein 100-jähriges Orakel, ein politischer Generalschlüssel, der Hüter der diplomatischen Weltformel. Einer, der jederzeit den US-Präsidenten, Russlands Kriegstreiber Putin oder China-Regent Xi Jinping ans Telefon kriegt, wenn er will.

Doch das Geheimnis seines Weltruhms und seines Jahrhundertlebens wird kaum beachtet: Nancy Kissinger (89), die First Lady der Weltdiplomatie.

22. Juni 2023:

Kissingers Geburtsstadt Fürth feiert den 100. Geburtstag. “Bild”-Redakteur Alexander von Schönburg besucht die Eröffnung einer Ausstellung über den “Jahrhundert-Mann” und urteilt mit einem Hauch Homoerotik: “Humor, Geist und Macht – DAS macht einen Mann wohl unwiderstehlich.” Von Schönburg möchte das mit Erzählungen von einem “Sommer in der Karibik” untermauern, in dem seine älteste Schwester den 35 Jahre älteren Kissinger “anhimmelte”.

Andererseits kann man von Schönburg nicht vorwerfen, seine Hausaufgaben nicht gemacht zu haben:

Über die historische Bedeutung dieses Heinz (so sein Geburtsname!) Kissinger aus Fürth, der mit 15 mit seiner Familie vor den Nazis nach Amerika flüchtete und zum bedeutendsten Außenpolitiker der Welt aufstieg, steht alles in Geschichtsbüchern. Inklusive der dunklen Kapitel. Seine Rolle im Vietnam-Krieg. Der von der USA finanzierte Staatsstreich in Chile …

Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer, hält “eine mit Anekdoten gespickte Geburtstagsrede” auf den (abwesenden) Jubilar.

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