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Ohne Profi-Säule, gegen das “E-Auto”

Zusammengefasst geht die Geschichte so: Ein Mann entscheidet sich, warum auch immer, für ein Auto, das überhaupt nicht zu seinen Bedürfnissen, seinem Fahrverhalten und der ihn umgebenden Infrastruktur passt. Und bei “Bild” ist das “E-Auto” schuld.

Leipzigs Handwerkskammer-Chef teilte vergangenen Mittwoch groß in der Leipzig-Ausgabe der “Bild”-Zeitung mit:

Ausriss Bild-Zeitung - Wir werden keine Freunde mehr - Handwerkskammer-Chef verflucht sein E-Auto

Und auch laut Bild.de nur Ärger mit dem “E-Auto”:

Screenshot Bild.de - Nach drei Jahren Ladeärger gibt er auf und fährt wieder Diesel - Handwerkskammer-Chef verflucht sein E-Auto

Der Wille war da und ganz viel Geduld!

Leipzigs Handwerkskammer-Chef Volker Lux (54) gibt nach drei Jahren Elektromobilität auf und fährt wieder einen klassischen Diesel.

Die erste Überraschung kommt in Absatz drei. Denn wer nach dem Lesen der “E-Auto”-Überschriften annahm, es geht um ein rein batterieelektrisches Auto, erfährt dort, dass es sich stattdessen um einen Plug-in-Hybrid handelt:

Lux schaffte sich einen Dienstwagen an, den er auch privat nutzen darf, einen BMW X3 Hybrid.

Bei “Bild” wird daraus in der Überschrift ein “E-Auto”, auch wenn die Autokenner-Kollegen der “Autobild” offenbar klar zwischen E-Auto und Plug-in-Hybrid unterscheiden.

Jedenfalls war dieses Auto für den Handwerkskammer-Chef zum Verfluchen:

Der Wagen kann 30 Kilometer elektrisch fahren und hat zusätzlich einen 40-Liter-Tank. Genau da begann der Alltagsärger. Lux: “Zum Termin nach Berlin und zurückfahren funktionierte nicht, ohne zu tanken. …

Pardon, da müssen wir eben unterbrechen.

Man könnte jetzt sagen: Klar, nachher ist man immer schlauer! Aber bei der Autowahl kann man sich ja ganz gut schon vorher schlau machen und zum Beispiel schauen, ob der Tank (oder beim E-Auto: die Batterie) groß genug ist, um mit einer Füllung eine häufig gefahrene Strecke zu schaffen.

Und zur konkreten Strecke: Von der Leipziger Handwerkskammer bis zum Brandenburger Tor in Berlin sind es 180 Kilometer. Hin und zurück also 360 Kilometer. Lassen wir den elektrischen Fortbewegungsteil des Wagens bei der Rechnung mal außenvor: Um 40 Liter auf 360 Kilometern zu verfeuern, muss man rund 11,1 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen. Im Test des ADAC (PDF) liegt der Verbrauch des Wagens deutlich unter diesem Wert:

Fährt man im Hybridmodus weiter, ergibt sich ein Benzinverbrauch von durchschnittlich 8,4 l Super pro 100 km. Dabei liegt der Benzin-Konsum innerorts bei 7,8 l, auf der Landstraße bei 7,6 l und auf der Autobahn bei 10,0 l/100 km.

Bei “Auto Motor Sport” wird der Durchschnittsverbrauch etwas höher angegeben:

Auf der Eco-Runde verbrauchte der BMW 6,7 Liter, während er sich auf der Pendler-Strecke 9,2 Liter genehmigte. Wurde der BMW sportlich bewegt, stieg der Verbrauch auf 11,5 Liter. Der Durchschnittsverbrauch hybridisch beträgt 9,2 Liter.

Mit dem Verbrauch der “sportlichen” Fahrweise läge man etwas über den von uns errechneten 11,1 Litern auf 100 Kilometern, die es bräuchte, um den 40-Liter-Tank auf der Strecke Leipzig-Berlin-Leipzig leer zu fahren. Wenn man unbedingt diese 360 Kilometer fahren und dabei auf keinen Fall tanken möchte, sollte man vielleicht einfach eine Fahrweise wählen, die zur Reichweite des gewählten Autos passt.

Aber letztlich scheint das alles völlig irrelevant zu sein. Denn die Angabe des Handwerkskammer-Chefs in “Bild” zum Tankvolumen dürfte schlicht nicht stimmen. Während er von einem “40-Liter-Tank” spricht, findet man anderswo, zum Beispiel bei “Autobild”, die Angabe, dass der BMW X3 Hybrid einen 50-Liter-Tank hat. Wir haben auch noch mal bei BMW nachgefragt. Der Konzernsprecher, der für die X3-Reihe zuständig ist, antwortete uns, dass ihm “nix anderes bekannt” sei als ein Tankinhalt von 50 Litern.

Und bei einem 50-Liter-Tank müsste man schon 13,9 Liter auf 100 Kilometern verbrauchen, um auf der Tour Leipzig-Berlin-Leipzig den Tank leer zu fahren.

Nun aber wieder zurück zum Zitat des Handwerkskammer-Chefs in “Bild”:

Lux: “Zum Termin nach Berlin und zurückfahren funktionierte nicht, ohne zu tanken. Um für den Stadtverkehr 30 Kilometer in die Batterie zu bekommen, musste ich bei uns in der Tiefgarage der Handwerkskammer mehr als vier Stunden laden.”

Vier Stunden laden für 30 Kilometer? Das klingt nach einer ganzen Menge Zeit für nicht so wahnsinnig viel Reichweite. Und dafür gibt es auch einen Grund. Die ganze Dämlichkeit dieser “Bild”-Geschichte materialisiert sich in diesem Foto:

Ausriss Bild-Zeitung - Zu sehen ist ein Foto der Ladeeinrichtung in der Tiefgarage der Handwerkskammer - Dazu die Bildunterschrift Der Handwerkskammer-Chef in der Tiefgarage. Die Ladesäule ist ungeeignet.

“Die Ladesäule ist ungeeignet”. Dem Mann, der sein “E-Auto” verflucht, steht also gar nicht die adäquate Infrastruktur zur Verfügung. Das schreibt auch “Bild”:

Die Kammer hat die Plätze in der Tiefgarage nur gemietet und hat keine Profi-Säule. “Das funktioniert gut für unsere kleinen E-Flitzer, die über Nacht stehen bleiben können. Aber nicht für mich, der ständig und unplanbar unterwegs ist.”

Die mangelhafte Lade-Infrastruktur ist ein absolut relevantes Thema bei der Debatte um die E-Mobilität in Deutschland. Aber sein “E-Auto” an sich zu “verfluchen”, weil der eigene Laden es nicht schafft, einen ordentlichen Ladepunkt zu installieren, und dadurch das Laden so lange dauert?

Die “Bild”-Redaktion spendiert einem für sowas gern eine große Schlagzeile.

Mit Dank an @stab_mixer für den Hinweis!

Bildblog unterstuetzen

Kurz korrigiert (522)

Entweder kennen die Leute bei “Auto Bild”, einem Magazin über Autos und das Autofahren (“EUROPAS NR. 1”), die Straßenverkehrs-Ordnung nicht oder sie kennen den Unterschied zwischen einem Nebelscheinwerfer und einer Nebelschlussleuchte nicht:

Ausriss Auto Bild - Erkennen Autos Nebel? Mein Auto hat eine Lichtautomatik - bei Dunkelheit schalten sich die Scheinwerfer selbstständig ein. Erkennt diese Komfortfunktion auch Nebel? Frage von Martin de Buhr, per E-Mail - Antwort der Auto-Bild-Redaktion: Nein, auch die neuesten Sensoren erkennen Nebel nicht. Autofahrer müssen bei Nebel deshalb die Scheinwerfer weiterhin selbst einschalten. Aktivieren Sie dann nur das Abblendlicht. Mit Fernlicht verschlechtert sich die Sicht, weil diese Scheinwerfer in den Nebel hineinstrahlen und ihr Licht von der Wand aus Wassertropfen reflektiert wird. Nebelscheinwerfer sind besser, weil sie die Straße flach ausleuchten. Sie sind aber erst bei einer Sichtweite unter 50 Metern erlaubt. Sonst droht ein Verwarnungsgeld von 20 Euro. Außerdem gilt 50 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit.

Das ist eine der Antworten in der Service-Rubrik “Fragen an die Redaktion” in der aktuellen “Auto Bild”-Ausgabe. Und sie ist schlicht falsch: Die Nebelschlussleuchte darf man nur dann verwenden, wenn die Sichtweite weniger als 50 Meter beträgt. Andernfalls gibt es ein Verwarnungsgeld von 20 Euro. Den Nebelscheinwerfer darf man auch schon bei Regen, Schneefall oder leichterem Nebel einschalten. Die Straßenverkehrs-Ordnung regelt das in Paragraph 17, Absatz 3:

Behindert Nebel, Schneefall oder Regen die Sicht erheblich, dann ist auch am Tage mit Abblendlicht zu fahren. Nur bei solcher Witterung dürfen Nebelscheinwerfer eingeschaltet sein. Bei zwei Nebelscheinwerfern genügt statt des Abblendlichts die zusätzliche Benutzung der Begrenzungsleuchten. An Krafträdern ohne Beiwagen braucht nur der Nebelscheinwerfer benutzt zu werden. Nebelschlussleuchten dürfen nur dann benutzt werden, wenn durch Nebel die Sichtweite weniger als 50 m beträgt.

Mit Dank an Peter H. für den Hinweis!

Stimmungsbarometer, “Auto Bild”, Todesdrohung vom Kaiser

1. Wechsel auf die wirklich dunkle Seite der Macht
(medienwoche.ch, Carmen Epp)
Wechselt ein Journalist in die PR, ist die Empörung gewiss. Wenn dagegen der Presseausweis durch ein Parteibuch oder ein Abgeordnetenmandat ersetzt wird, ertönt die Kritik ungleich leiser oder bleibt gleich ganz aus. “Ist denn der Gang in die Politik so viel anders als derjenige in die PR?”, fragt sich Carmen Epp — und antwortet: “Ein Journalist, der fortan in aller Öffentlichkeit als Politiker für eine Position einsteht, unterscheidet sich kaum vom Journalisten, der im Auftrag einer PR-Agentur für eine Sache wirbt.”

2. How “mood meters” impact reader responses to online news
(journalistsresource.org, Denise-Marie Ordway, englisch)
Viele Online-Medien, darunter bis vor Kurzem auch Bild.de, bieten ihren Lesern an, per Mausklick ihre Reaktion auf den jeweiligen Artikel auszudrücken. Das führt bisweilen zu bizarren Situationen, wenn etwa Hunderte Leser über ein brennendes Flüchtlingsheim “Lachen”. Überhaupt scheinen die “Mood Meters” keine allzu gute Idee zu sein, wie eine Studie herausgefunden hat: Ohne Stimmungs-Buttons erinnern sich die Leser besser an die Inhalte des Textes, empfinden mehr Emotionen und haben nach dem Lesen ein besseres Gefühl.

3. Sport Bild Watch
(der-letzte-zehner.de, Cihan Acar)
Cihan Acar pflegte früher ein inniges Verhältnis zur “Sport Bild”. Dann war lange Pause, doch jetzt wärmte er die Beziehung noch einmal auf: “Diese Woche strahlte sie mich dann beim Vorübergehen an einem Kiosk an, und ich griff spontan zu. Das lag vor allem an Neugier: Ist Sport Bild in der Zwischenzeit vielleicht etwas zur Vernunft gekommen? Hat sie sich in all den Jahren gemäßigt, oder poltert und hetzt und verdreht sie Tatsachen wie damals?” Achtung, Spoiler: Es hat sich nicht viel getan.

4. Atemlos bei Auto-Bild
(1300ccm.de, Tom Schwede)
Das Arbeiten als Journalist bei “Auto Bild” ist kein leichtes, vor allem seit diese Blogger auch über PS-Neuvorstellungen schreiben: Da muss man bei der IAA erstmal “vier Leute wegschubsen” und dann auch noch den “Blogger mit dem Handy ausbremsen”, bis man zum neuen Alfa Romeo vorgedrungen ist. Tom Schwede, auch so ein Blogger, ärgert sich über einen “Auto Bild”-Artikel, genau wie die Seite “Fredericken”. Zu den Spannungen zwischen Autojournalisten und Autobloggern hat auch “bigblogg” etwas aufgeschrieben.

5. “Dann wäre er jetzt schon tot!”
(11freunde.de, Tobias Zwior)
Bei der Fußballweltmeisterschaft 1986 in Mexiko drohte Franz Beckenbauer vor laufenden ZDF-Kameras einem Journalisten mit dem Tod: Miguel Hirsch erzählt im Interview, wie ein einziger Nebensatz in einem seiner Artikel sein Leben in Gefahr brachte und was die “Bild”-Zeitung damit zu tun hatte.

6. Der Stand der Flüchtlingskrise im Überblick
(nzz.ch, Nina Belz, Ivo Mijnssen und Benjamin Schudel)
Die “NZZ” hat — inspiriert von der “New York Times” — ein Dossier zur Lage der Refugees in Europa erstellt. Vorangestellt ist eine interaktive Grafik, die zeigt, wie viele Asylanträge in jedem europäischen Land gestellt werden — allerdings nicht in absoluten Zahlen, sondern gemessen an der Bevölkerung des jeweiligen Staates. Dadurch relativiert sich die vermeintlich überproportionale Belastung Deutschlands. Einen ähnlichen Vergleich gibt es bei “Vox”: Während auf 1000 Einwohner in Deutschland 2,6 Refugees kommen, sind es im Libanon 232.

Gratiseinwilligung, Strompreis, Terrorbilder

1. “Leistungsschutzrecht: Presseverlage erteilen Google überraschend Recht zur Gratisnutzung”
(heise.de)
In der Verwertungsgesellschaft VG Media organisierte Presseverlage wollen nun doch weiterhin in den Google-Suchergebnissen mit Vorschaubildern und kurzen Textanrissen zu finden sein. Doch “die widerrufliche ‘Gratiseinwilligung’ in die unentgeltliche Nutzung ihrer Presseerzeugnisse betrifft nicht alle ‘digitalen verlegerischen Angebote’, die von der VG Media vertreten werden. So erteilt der Verlag Axel Springer für seine Angebote welt.de, computerbild.de, sportbild.de sowie autobild.de weiterhin keine ‘Gratiseinwilligung’. Sie werden deshalb künftig bei Google nur noch mit Überschriften zu sehen sein. Von bild.de kann Google jedoch auch Textauszüge (Snippets) und Vorschaubilder vorläufig kostenfrei anzeigen.” Siehe dazu auch “Oh, those Germans” (buzzmachine.com, Jeff Jarvis, englisch).

2. “Was passiert, wenn endlich die guten deutschen Serien kommen?”
(blogs.stern.de, Peer Schader)
Peer Schader versucht sich vorzustellen, wie aufwändig produzierte deutsche Serien mit hohem Qualitätsanspruch in das bisherige Programm reinpassen: “Dabei besteht die eigentliche Herausforderung darin, sich auf einen Anpassungsprozess einzulassen, der erstmal viel Geld, Geduld und Quote kosten und lange dauern wird, weil er mit alten Gewohnheiten des Publikums brechen muss und neue etablieren.”

3. “Bild erklärt die Kurve der Wut”
(sfv.de, Rüdiger Haude, 16. Oktober)
Ein Kommentar eines Solarenergie-Fördervereins zum “Bild”-Artikel “Warum zahlen wir so viel für Strom?”: “Eine Boulevardzeitung bzw. ihr Online-Portal könnte theoretisch die ‘Kurve der Wut’ auf jene preistreibenden und überdies mit Reaktorkatastrophen respektive mit der Klimakatastrophe verknüpften Technologien und deren Subventionierung lenken. Aber ein Boulevard-Medium, das auf der Seite der Vernunft und der Moral stünde, das müsste wohl erst noch erfunden werden.”

4. “The Laborers Who Keep Dick Pics and Beheadings Out of Your Facebook Feed”
(wired.com, Adrian Chen, englisch)
Philippinische Dienstleistungsfirmen säubern Soziale Medien von unerwünschten Inhalten: “Hemanshu Nigam, the former chief security officer of MySpace who now runs online safety consultancy SSP Blue, estimates that the number of content moderators scrubbing the world’s social media sites, mobile apps, and cloud storage services runs to ‘well over 100,000’—that is, about twice the total head count of Google and nearly 14 times that of Facebook.”

5. “Die Bilderfalle”
(jungle-world.com, Georg Seeßlen)
Georg Seeßlen macht sich Gedanken zu Terrorbildern: “Der Terror ist ein Geschehen, das auf das eine und konzentrierende Bild des Schreckens hinaus will. Im Terror nämlich, was ja nichts anderes als Schrecken bedeutet, sind Tat und Bild vollkommen miteinander verschmolzen, so wie in der Drohnen- und Bildschirmstrategie des neuen Soldaten Tat und Bild vollkommen unabhängig voneinander werden sollen.”

6. “There are more experts on CNN right now talking about Ebola in America than people with ebola in America”
(twitter.com/nickbilton)

Udo van Kampen, Edward Snowden, Wikipedia

1. “Zwischen Nähe und Distanz”
(sueddeutsche.de, Thorsten Denkler)
Thorsten Denkler schreibt zum “Happy Birthday”, das der Leiter des ZDF-Studios Brüssel, Udo van Kampen, während einer Pressekonferenz für Angela Merkel gesungen hatte: “Journalisten machen so etwas nicht. Sie sind Beobachter, keine Teilnehmer. Sie klatschen nicht, wenn ein Politiker eine besonders gute Rede hält. Sie jubeln nicht, wenn die Partei, die sie am Nachmittag gewählt haben, ein besonders gutes Ergebnis einfährt.”

2. “Hätte er doch besser nur berichtet”
(taz.de, Erik Peter)
Über “Journalisten-Darsteller wie van Kampen” könne sich Angela Merkel nur freuen, glaubt Erik Peter: “Wo Medienvertreter sich den Mächtigen derart an den Hals werfen, droht keine Gefahr. Van Kampen kann als Teil eines Systems gelten, in dem Klüngelrunden, persönliche Seilschaften und Tauschgeschäfte von Informationen gegen wohlgesinnte Berichterstattung das Verhältnis von Politik und Medien durchziehen. Dabei gilt: Je mächtiger und größer das jeweilige Medium, desto enger die Bindungen.”

3. “Essay: Hey, Publishers: Stop fooling us, and yourselves”
(poynter.org, David Boardman, englisch)
David Boardman denkt nach über das Zeitungsgeschäft: “Let’s get real. The seven-day-a-week printed newspaper – particularly in metropolitan areas – is terminally ill. Working to sustain it is not only futile, but ultimately destructive to the very values its champions espouse. (…) So, I say to publishers: Invest in a superb, in-depth, last-all-week Sunday (or better yet, Saturday) paper, a publication so big and rich and engaging that readers will devour it piece by piece over many days, and pay a good price for that pleasure.”

4. “Sollen Journalisten Autos testen?”
(mojomag.de, Clemens Gleich)
Die Unterschiede zwischen Bloggern und Journalisten: “Für die Autobild ist ‘Journalist’ ein im kollektiven Redaktionskopf bis zur Unkenntlichkeit überladener Kampfbegriff geworden, weil die Autobild auf lange Sicht gesehen im Medienwandel um ihre Existenz kämpft. In der Realität ist ‘Journalist’ ein völlig ungeschützter, von jedem auf sich anwendbarer Begriff für eine Person, die Informationen kompiliert und in Sprachform aufbereitet publiziert.”

5. “Edward Snowden: ‘If I end up in chains in Guantánamo I can live with that’ – video interview”
(theguardian.com, Video, 13:59 Minuten, englisch)
Alan Rusbridger und Ewen MacAskill sprechen mit Edward Snowden.

6. “For This Author, 10,000 Wikipedia Articles Is a Good Day’s Work”
(online.wsj.com, Ellen Emmerentze Jervell, englisch)

Kindesmissbrauch, Tatort, Harald Schmidt

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “‘Autobild’ macht aus Fekter ‘Bürogehilfin'”
(kurier.at)
Autobild.de zeigt, um die Berufsgruppe “Bürogehilfen” zu illustrieren, ein Foto der österreichischen Finanzministerin Maria Fekter.

2. “Was wird aus Mediendatenbank der Bundesregierung?”
(telemedicus.info, Hans-Christian Gräfe)
Hans-Christian Gräfe fragt, ob noch mal was aus der vom Bundestag beschlossenen Mediendatenbank wird, die “Verbindungen verschiedener Medienhäuser zentral und öffentlich dokumentieren” soll.

3. “Kindesmissbrauch: Empört Euch bitte nicht so sehr!”
(novo-argumente.com, Sabine Beppler-Spahl)
Sabine Beppler-Spahl mahnt zu einem rationalen Umgang mit dem Thema Kindesmissbrauch: “Allzu oft wird der Begriff des Missbrauchs inflationär angewandt, was nur zur Folge haben kann, dass die seltenen, aber wirklich schlimmen Fälle relativiert werden.”

4. “Der Münsteraner”
(leogutsch.berliner-zeitung.de)
Jochen-Martin Gutsch versucht, die Faszination der Deutschen für den “Tatort” zu ergründen: “Wie können 12 Millionen Menschen nur so irren?”

5. “Kapitalismus? Klar, aber nicht bei uns”
(taz.de, Deniz Yücel)
“Kapitalismus finden deutsche Journalisten auch nur solange klasse, wie es nicht um ihren eigenen Arsch geht”, schreibt Deniz Yücel.

6. “Harald Schmidt: TV-Entertainer”
(3sat.de, Video, 59:35 Minuten)
Frank A. Meyer spricht eine Stunde lang mit Harald Schmidt, auch über Medien.

Auto-Bild-Tuning

Kleine Kinder wollen immer wissen, was sie zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt bekommen. Wenn sie erwachsen werden, interessieren sie sich dafür, wie das neue iPhone, das neue Trikot ihres Lieblingsvereins oder ein neues Auto aussehen könnte, bevor diese Produkte offiziell vorgestellt werden.

Manche Medien leben ganz gut davon, mit einer Gemengelage aus Gerüchten, andererleuts Spekulationen und Selbstgedachtem die Stimmung weiter anzuheizen.

So sieht die aktuelle Ausgabe von “Auto Bild” aus:

Mercedes schrumpft das G-Modell
[Titelbild via meedia.de.]

Auch auf autobild.de zeigt die Redaktion stolz, wie der neue Mercedes GLG aussehen soll:

Neuer GLG und weitere Mercedes-Neuheiten: Mercedes bringt 2015 eine Kompaktausgabe des G-Modells auf A-Klasse-Basis. Wie das große Vorbild setzt auch der GLG auf einen kantigen Auftritt.

Sagen wir so: Es wäre schon ein arger Zufall, wenn der GLG tatsächlich so aussehen würde. Vieles deutet nämlich darauf hin, dass die Grafiker von “Auto Bild” ihren Photoshop-Fähigkeiten einfach freien Lauf gelassen haben.

Das hier ist jedenfalls ein Foto vom Konzept des Land Rover DC 100, das im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde:

Wenn man dieses Bild spiegelt, ein bisschen verzerrt und dreht …

Mit Dank an Markus R.

Hauspost

Die Digital-Redaktion von Bild.de hat einen tollen Tipp:

Watchmi nimmt Lieblings-Sendungen und -Serien kostenlos auf

Allerdings ist vor lauter Stress anscheinend niemand in der Redaktion dazu gekommen, den kostenlosen Service gründlich zu testen oder auch nur auszuprobieren. Und das obwohl Bild.de in diesem Jahr schon zwei Mal über das Programm berichtet hatte. Doch auch für den dritten Artikel scheint nur der Waschzettel des Herstellers vorgelegen zu haben:

Der Anbieter verspricht: Watchmi soll sich den Geschmack des Zuschauers merken und ähnliche Sendungen oder Filme vorschlagen, die ebenfalls interessant sein könnten.

Aber das ist schon in Ordnung so, eine Recherche ist nicht nötig. Denn der Anbieter ist absolut vertrauenswürdig:

Auch die Kollegen von autobild.de mussten nicht lange suchen, um das Material für ihre informativen Preis-Reporte zu finden. Denn die besten Angebote, die gibt’s nur bei einem Anbieter:

So im Mai:
Wer einen schicken Neuwagen sucht, kann beim Händler derzeit satte Rabatte aushandeln – denn viele davon kämpfen nach dem Abwrack-Boom 2009 ums Überleben. Die besten Angebote gibt's bei autohaus24.de

Oder im Juli:

Wer einen schicken Neuwagen sucht, kann beim Händler derzeit satte Rabatte aushandeln – denn viele davon kämpfen nach dem Abwrack-Boom 2009 ums Überleben. Die besten Angebote gibt's bei autohaus24.de.

Wie kann autohaus24.de konstant die besten Angebote finden, die die Fachjournalisten von autobild.de überzeugen? Natürlich nur mit kompetenten Partnern:

powered by Autobild Sixt

Mit Dank auch an Robin J.

Porsche 611

Zu den ganz großen Rätseln der Menschheitsgeschichte hat sich ein weiteres gesellt: Was zum Henker war mit den Redakteuren der “Auto Bild” los, als sie mit einer Vehemenz, die ihresgleichen sucht, den Fall der Berliner Mauer und die zeitgleich stattfindende Verleihung des Springer-Autopreises “Goldenes Lenkrad” auf den 6. November 1989 vorverlegten?

Die Geschichte des Goldenen Lenkrads. Mit der Verleihung der Goldenen Lenkräder sind seit 34 Jahren viele Geschichten verbunden. Eine wurde legendär. [...] Eine Verleihung wurde allerdings aus einem ganz anderen Grund legendär. Es war das 14. Goldene Lenkrad am 6. November 1989. Nachdem die Preisträger im Erdgeschoss des Berliner Verlagshauses (direkt an der ehemaligen Mauer gelegen) geehrt waren, fuhren die Gäste in den Journalistenklub im 18. Stock zur Feier. Und erlebten dort live, was die Welt veränderte: Die Mauer ist offen. Bürgermeister Walter Momper eilte sofort an den Ort des Geschehens, und viele Gäste taten es ihm gleich. Wer dabei war, wird das Goldene Lenkrad ewig mit dem Anfang vom Ende der deutschen Teilung in Verbindung bringen. [...] 6. November 1989. Die Mauer ist offen. Zigtausend stürmen die Grenzübergänge nach Westberlin. Die ganze Stadt wird zur riesigen Partymeile. Deutschland jubelt. [...] Friede Springer am 6. November 1989 mit Berlins Bürgermeister Walter Momper. Der verließ die Feier im Laufschritt, als die Nachricht vom Mauerfall kam.

Dass man den Mauerfall nicht richtig an jenem “Schicksalstag der Deutschen” verortet, kann ja mal passieren — auch wenn jeder, der mal überraschend im Geschichtsunterricht drangenommen wurde, weiß, dass “9. November” in mindestens einem Drittel der Fälle die richtige Antwort ist. Aber wenigstens an die Verlagseigene Preisverleihung hätte man sich ja wohl korrekt erinnern müssen.

So stand es doch sogar am 10. November 1995 im Springer-Blatt “Welt”:

Der Autopreis der Zeitschrift “Bild am Sonntag” war vor 20 Jahren vom Verleger Axel Springer ins Leben gerufen worden. Daran erinnerte der Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlages, Jürgen Richter, und sprach noch einmal die denkwürdige Preisverleihung am 9. November 1989 an: “Die Mauer fiel buchstäblich vor den Augen dieser Festversammlung.” Als sich kleine Trabis mutig in den Westberliner Straßenverkehr stürzten, habe sich auch in diesem Zusammenhang das Auto als Symbol der Freiheit gezeigt.

Andererseits ist “Auto Bild” dieses Jahr zum ersten Mal Gastgeber bei der Verleihung des “Goldenen Lenkrads”. Da muss man das ja noch nicht wissen.

Mit Dank an Dirk O.

Bild.de: So schlecht ist der Service für Leser

"Umweltplakette: So schlecht ist der Service für touristen"

Unter dieser Überschrift berichtet Bild.de darüber, wie Berlin-Touristen an eine Umweltplakette für ihr Auto kommen. Bild.de kommt zu folgendem Ergebnis:

Also haben Besucher einfach nur Pech gehabt, wenn sie am Wochenende anreisen?
Zwei Möglichkeiten gibt es: Viele Hotels besorgen ihren Gäste eine Plakette. Außerdem können die Aufkleber im Internet bestellt werden (www.umwelt-plakette.de). Dort ist die Plakette allerdings teuer – sie kostet knapp 30 Euro statt 5 Euro…
(Umwelt-plakette.de wird von Bild.de direkt verlinkt.)

Informiert man sich indes beim ADAC (oder auch bei Autobild.de) über die Problematik, erfährt man, dass es durchaus noch eine andere, kostengünstigere Möglichkeit gibt. Bei der Stadt Köln etwa kann man die bundesweit gültige Umweltplakette schriftlich beantragen und in Berlin geht das sogar per E-Mail.

Und der ADAC rät übrigens:

Internetanbieter, die die Plakette zu Mondpreisen anbieten, sollte man lieber meiden. Die ganze Prozedur darf nicht mehr als sechs bis zehn Euro kosten.

Mit Dank an A.J. für den sachdienlichen Hinweis.

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