Archiv für Juni, 2017

Finis Germania, Langweiler Amazon, ZDF-Verschwiegenheit

1. Empfehlung nach Punkten
(sueddeutsche.de, Lothar Müller)
Am vergangenen Freitag rieben sich viele Leser beim Anblick der Liste mit Sachbuch-Empfehlungen von “NDR” und “SZ” verwundert die Augen. Auf Platz neun stand dort das Buch eines rechtsradikalen Verlags, “Finis Germania” des 2016 verstorbenen Historikers Rolf Peter Sieferle. Wie konnte das passieren? (Und damit ist nicht der nach Meinung vieler Twitter-User falsch verwendete Casus von “Germania” gemeint) Nach Angaben der “FAZ” durch einen Kniff des Jurymitglieds und langjährigen „Spiegel“-Redakteurs Johannes Saltzwedel. Dieser hätte seine 20 Bewertungspunkte nicht wie üblich und gewünscht auf drei oder vier Bücher verteilt, sondern komplett auf das rechtsextreme Werk verteilt. Nur dadurch sei das umstrittene Werk in die Empfehlungsliste gerutscht. Der NDR hat die Zusammenarbeit mit der Jury ausgesetzt, räumt aber ein, besser hingeschaut haben zu müssen. Mittlerweile hat auch Saltzwedels Arbeitgeber, der “Spiegel”, reagiert: “Ich habe nach der Lektüre der wesentlichen Kapitel kein Verständnis dafür, dass der Kollege Saltzwedel dieses Buch empfohlen hat”, so Spiegel-Chefredakteur Klaus Brinkbäumer, “und wegen des entstandenen Schadens begrüße ich seinen Rücktritt aus der Jury.”

2. Es gibt keinen Grund, so etwas zu verschweigen
(planet-interview.de)
“Planet Interview” hat die Pressekonferenz des ZDF am 09.06. in Mainz besucht und dort einige unangenehme Fragen gestellt: Warum werden Lobby-Mitgliedschaften der Moderatoren nicht transparent gemacht? Warum werden die “Freundeskreise” geheimgehalten? Warum ist jemand wie Anchorman Claus Kleber freier und kein fester Angestellter?
Die Veröffentlichung von Moderatorengehältern lehnt Intendant Bellut übrigens kategorisch ab. Solange er Intendant sei, werde es das nicht geben. Als Grund gibt er an: “Das unzufriedene Publikum wird dann jede Moderation nehmen und sagen: „Für das und das Geld erzählt er uns jetzt das?“. Es würde ihn in seiner Berufsentfaltung eindeutig einschränken. Es würde für ihn ein Problem sein.”

3. Die langweiligste Buchhandlung von New York
(faz.net, Lars Jensen)
Der Onlinehändler Amazon verkauft seine Bücher jetzt auch in echten Filialen. Vergangene Woche hat der Bücherriese eine Filiale in einem Einkaufszentrum am Central Park eröffnet. Lars Jensen war dort zu Besuch und findet, dass man nirgendwo die kulturelle und moralische Leere des Konzerns besser spüren könne als in diesem Geschäft. Das Sortiment basiere auf Milliarden von Datensätzen, die Amazon mit seiner Website generiere. In der Auswahl des Angebots manifestiere sich der kleinste gemeinsame Nenner von Millionen Kunden. Jensens Urteil: “Dies ist keine Buchhandlung, sondern das Gegenteil einer Buchhandlung.”

4. Ein Genre wird erwachsen
(datenjournalist.de, Lorenz Matzat)
Lorenz Matzat hat einen langen Aufsatz über Datenjournalismus verfasst, in dem er die Entwicklung des Genres nachzeichnet und Praktiker und Theoretiker zu Wort kommen lässt. Eine Leseempfehlung für alle diejenigen, die sich mit dem spannenden und sicherlich zukunftsträchtigen Thema auseinandersetzen wollen.

5. Merkel muss Pressefreiheit ansprechen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Die “Reporter ohne Grenzen” lenken den Blick auf ein afrikanisches Land, in dem Zensur und Selbstzensur allgegenwärtig seien und kritischen Journalisten lange Haftstrafen drohen würden: Ruanda. Bundeskanzlerin Angela Merkel solle anlässlich der G20-Afrikakonferenz auf tiefgreifende Verbesserungen der Pressefreiheit zu dringen.

6. Grenzgamer
(grenzgamer.com, DJS & Ströer Media Brands)
Ein Medienunternehmen hat zusammen mit der Deutschen Journalistenschule ein gemeinsames Projekt über Grenzen in Games umgesetzt. Dafür sind die Journalisten unter anderem ins Gefängnis gegangen, ins Seniorenheim und in virtuelle Welten, um herauszufinden, was Spiele für Menschen dort bedeuten. Die insgesamt 17 Beiträge wurden u.a. auf den Seiten von “sueddeutsche.de” (“Fadi spielt um sein Leben”) und “zeit.de” (“Zu arm zum Spielen”) veröffentlicht. Eine Übersicht aller 17 Beiträge und die Hintergründe gibt es auf “Grenzgamer” unter oben angegebenem Link.

Recherchetreff, Regenbogenpresse empört, Tatort

1. Dokumentation nr17
(netzwerkrecherche.org)
Die Journalistenvereinigung “Netzwerk Recherche” setzt sich für Informationsfreiheit, investigativen Journalismus und die Vermittlung von Recherchetechniken ein. Einmal im Jahr trifft man sich zur Jahreskonferenz. Dieses Mal waren es mehr als 700 Teilnehmer, die an zwei Tagen in rund 120 Veranstaltungen über Probleme und Chancen der aktuellen Medienwelt diskutierten. Einige der behandelten Themen: Recherchen im Dark Net, Investigativer Sportjournalismus, Journalisten mit Migrationshintergrund und die Frage, wie Medien mit der AfD umgehen sollen (weitere Beiträge über den Link oben).

2. Regenbogenpresse empört: Wir lügen doch gar nicht immer nur!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Die Medienseite “kress.de” hat drei Chefredakteuren von Regenbogenblättern aus dem Hause “Bauer” die Möglichkeit gegeben, sich als hehre Journalisten darzustellen, die sich mit der “Königsdisziplin des Journalismus”, so die Eigenwahrnehmung, beschäftigen. Mehr oder wenige parallel hatte das “Netzwerk Recherche” den Verlagen Bauer, Burda und Funke stellvertretend für die Regenbogenpresse den Negativpreis „Verschlossene Auster“ verliehen. Mit Dialogbereitschaft steht es in diesem Segment nämlich nicht so gut, wie Medienjournalist Stefan Niggemeier durch Offenlegung eines Mailwechsels dokumentiert.

3. Wie Debatten Wahlen entscheiden
(sueddeutsche.de, Julian Dörr)
Marcus Maurer ist Professor für Kommunikationswissenschaft an der Universität Mainz. Sein Schwerpunkt: politische Kommunikation. Die “Süddeutsche” hat sich mit ihm darüber unterhalten, warum unsere Gesellschaft seit ein paar Jahren von Großthemen wie Migration und innerer Sicherheit dominiert wird und Themen wie soziale Gerechtigkeit im Wahlkampf kaum jemanden interessieren.

4. Knebelvertrag ärgert Fotografen
(laut.de)
Das Schweizer Online-Magazin “Negative White” protestiert gegen die Bedingungen, die professionellen Fotografen von der Hardrock-Band “Guns N’ Roses” auferlegt werden. Und die dazu geführt haben, dass man von einem Konzertbesuch Abstand genommen hat: “Natürlich wär ich enttäuscht gewesen, dass ich nur den Anfang des Konzerts mitbekomme und den Rest des Auftritts verpasse. Aber wenn mir dann auch noch die Rechte an meinen Bildern abgesprochen werden und ich die wenigen erlaubten Bilder auch noch ein einziges Mal in schlechter Qualität publizieren soll, dann habe ich gar keine Lust mehr, diese Band überhaupt zu fotografieren.”

5. Wehrhafte Juden sieht man nicht gern
(taz.de, René Martens)
Immer noch wird über die Entscheidung des Fernsehsenders “Arte” debattiert, der eine “WDR”-Doku über Antisemitismus wegen angeblicher Unausgewogenheit nicht ausstrahlt. Die “taz” hat sich den zurückgehaltenen Film zwischenzeitlich angeschaut. Man könne dem Film vielleicht vorwerfen, dass er zu viel auf einmal wolle. Der teilweise sarkastische Tonfall des Films sei zwar ungewöhnlich, aber angemessen: “Man kann auf die wahnhaften Äußerungen, die der Film aufgreift, kaum nüchtern reagieren. Selbst, wenn man die sarkastischen Einsprengsel für unangebracht hielte, wäre das nur ein geschmäcklerischer Einwand, der es nicht rechtfertigt, den Film in den Giftschrank zu packen.”

6. Reich und erfolgreich durch „Pranks“?
(faz.net, Niklas Záboji)
Im Dresdner “Tatort” ging es um die bunte Youtube-Welt mitsamt ihrer Stars und Sternchen. Die “FAZ” fragt: “Sind das fiktive Szenarien oder reale Abgründe – und wie läuft das Geschäft mit den jungen Internetstars?” Passend dazu: Die “taz” berichtet über eine Studie, welche die Realitätsnähe des “Tatort” untersucht. In den 34 analysierten Folgen aus dem Jahr 2015 wurden insgesamt 96 Gesetzesverstöße festgestellt.

Erster Arbeitstag von “Bild”-Ombudsmann Ernst Elitz

Der BILD-Ombudsmann - BILD hat einen Fehler gemacht

Ja, doch, das steht da tatsächlich. Wir dachten auch zuerst an einen Witz, an irgendeinen Trick. Aber offenbar hat “Bild”-Ombudsmann Ernst Elitz, nach etwas mehr als 100 Tagen im Amt, die Idee gehabt, wie ein Ombudsmann zu arbeiten.

Bisher schien Elitz’ Leitsatz stets gewesen zu sein: “Die Redaktion hat alles richtig gemacht”. Doch jetzt hat sich die “Bild”-Zeitung etwas geleistet, das nicht mal Chef-Verteidiger Obumdsmann Elitz geradebiegen kann: Am vergangenen Freitag dankte die Regionalausgabe aus Frankfurt am Main auf einer Doppelseite allen Polizisten der Stadt, die in den vergangenen 150 Jahren im Einsatz waren — explizit auch dem früheren Polizeipräsidenten Adolf Beckerle, einem überzeugten Nazi. Beckerle soll maßgeblich an der Deportation und Ermordung von etwa 11.000 Juden beteiligt gewesen sein. Wir berichteten hier im BILDblog am Dienstag über den Fall.

Ernst Elitz hat sich nun informiert, wie der Dank an Beckerle zustande kam:

Ich habe untersucht, wie es zu dem Bericht kommen konnte. Ergebnis:

Die Redaktion hat auf eigene Recherchen verzichtet und sich allein auf eine von der Polizei vorbereitete Festschrift gestützt, die keine kritischen Anmerkungen zum Fall Beckerle enthielt. Der Verzicht auf eigene Recherche ist ein Verstoß gegen klassische journalistische Standards.

In der Redaktion haben die Verantwortlichen weder den Verzicht auf Eigenrecherche noch den Mangel an historischer Einordnung erkannt und die Veröffentlichung in dieser kritikwürdigen Form zugelassen.

Einfach mal auf Recherche verzichten, blind das PR-Material der Polizei abschreiben, bei der Jahreszahl 1933 nicht stutzig werden — kann natürlich mal passieren.

Damit das alles nicht wieder vorkommt, zählt Elitz noch mal “die Grundlagen professioneller journalistischer Arbeit” auf:

Dieser Fall gibt Anlass darauf hinzuweisen, dass Eigenrecherche, Überprüfung der Quellen und verantwortungsvolle Kontrolle die Grundlage professioneller journalistischer Arbeit sind. In diesem Fall wurde gegen diese Regeln verstoßen.

Da können wir dann auch nur noch zustimmen.

Mehr über den “Bild”-Ombudsmann:

Mit Dank an @AndyOSW und @SidneyGennies für die Hinweise!

“Inside” stinks, TrumpiLeaks, Dauerwerbe-Youtuber

1. Beulenpest und Schenkelschande
(pinkstinks.de, Nils Pickert)
Nils Pickert hat sich die Wut über die “Inside” von der Seele geschrieben, das “Star-Magazin mit den spannendsten News, Bildern und Reportagen aus der glamourösen Welt der Promis”. Besonders ärgert ihn, dass dort eine rein weibliche Redaktion “eimerweise Häme, Mist und Body Shaming über Geschlechtsgenossinnen auskübelt”. Ein besonderes Spezialgebiet sind unvorteilhafte Frauenfotos, die von der Redaktion mit Alliterationen von peinlicher Bemühtheit kommentiert werden wie “Schenkel-Schande, Knie-Katastrophen, Furchen-Fiasko” und “Dellen-Drama”. Natürlich nicht ohne Hintergedanken, wie Pickert in seinem offenen Brief an die Inside-Redaktion anmerkt: “Mit 110.000 Exemplaren wanzt du monatlich an Frauen an und erzählst ihnen, dass sie hässliche, wertlose Geschöpfe sind, aber mit diesem und jenem Produkt hier daran womöglich noch was machen könnten.”

2. Konzertierte Repressalien gegen Al-Dschasira
(reporter-ohne-grenzen.de)
Im Zusammenhang mit der diplomatischen Krise um das Golf-Emirat Katar kommt es nun auch zu Repressionen mehrerer arabischer Staaten gegen den Fernsehsender “Al Jazeera”, ob Büroschließung, Lizenzentzug oder Sperrung der Webseite. Der Geschäftsführer der “Reporter ohne Grenzen” Christian Mihr: “Was Al Jazeera in diesen Tagen erlebt, ist eine offensichtlich international abgestimmte Kampagne unverhohlener politischer Zensur. Mit dieser massiven Repressionswelle gegen einen Nachrichtensender von internationaler Bedeutung demonstrieren Saudi-Arabien und seine Verbündeten ihre völlige Geringschätzung der Medienfreiheit.”

3. So eine Zeitung
(taz.de, Peter Praschl)
Die „Jungle World“ wird 20 Jahre alt. Für Peter Praschl Anlass für eine persönliche Würdigung. Lange Jahre war er regelmäßiger Leser, jetzt ist er es nur noch gelegentlich. Dann jedoch umso begeisterter: “Aber immer wieder schaue ich noch rein, lese mich fest, denke: Wie irre, dass es das noch gibt, wie kann man diesen Spirit 20 Jahre lange durchhalten, und bin dankbar dafür.”
In diesem Zusammenhang lesenswert der “strikt subjektive” und unterhaltsame Rückblick von Elke Wittich: Teil 1: And so it began, Teil 2: Viel Herumgesitze und eine Besetzung und Teil 3: My private Arbeitskampf

4. Der Datenjournalist Lorenz Matzat fordert: Automatisier’ Dich, Lokaljournalismus!
(kress.de, Lorenz Matzat)
Datenjournalist Lorenz Matzat wünscht sich einen zeitgemäßen Lokaljournalismus, der ihn punktgenau mit allen wesentlichen Informationen rund um seinen Arbeits- und Wohnort versorgt: “War nicht Personalisierung in Form von Lokalisierung die Stärke des Lokaljournalismus? Ist es wirklich so fernliegend, dass Lokalzeitungen (wieder) Aufgaben des Gemeinwesens übernehmen? Insgesamt ist die Nische im sublokalen Level so groß, dass sie einer klaffenden Wunde gleicht. Die hauptsächlich konsumgetriebenen Angebote von Google, Yelp usw. decken dort nur einen kleinen Teil des Möglichen und des Bedarfs ab. Dieses Niemandsland – Kommunalverwaltungen liefern hier ebenfalls nicht – hat noch kein Anbieter im Digitalen wirklich besetzt.”

5. TrumpiLeaks
(michaelmoore.com)
Der Filmemacher Michael Moore hat “TrumpiLeaks” gestartet. “Patriotische Amerikaner in der Regierung, den Strafverfolgungsbehörden und in der Privatwirtschaft, die etwas über Verbrechen, Lügen und Verfehlungen von Donald J. Trump und seine Mitarbeiter wissen, sind aufgefordert, dies zu melden, um die Vereinigten Staaten von Amerika vor der Tyrannei zu beschützen.”

6. Medienrat der MA HSH beschließt Geldbuße in Höhe von 10.500 Euro gegen YouTuber „Flying Uwe“ wegen fehlender Werbekennzeichnungen
(ma-hsh.de)
Der Medienrat der Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) hat den YouTuber „Flying Uwe“ (Kampfsport- und Fitness / 1,1 Millionen Abonnenten) zu einem Bußgeld von 10.500 Euro verdonnert. Der Youtuber hatte es trotz mehrfacher Hinweise unterlassen, drei seiner Videos, in denen er Produkte ausgiebig positiv darstellt, als Dauerwerbesendung zu kennzeichnen.

Hetze, Manipulation und Wahlkampf auf den Titelseiten

“Bild” will nicht nur berichten, “Bild” will auch Politik machen. Die Redaktion setzt dann alles daran, den amtierenden Bundespräsidenten abzusägen, einen Verteidigungsminister ganz nach oben zu schreiben oder einen uralten Vorschlag der Grünen kurz vor der Bundestagswahl zum großen Skandal aufzubauschen. Häufig klappt es.

Bei all der Parteilichkeit und Einmischung der “Bild”-Zeitung bleibt das, was vor Wahlen in Großbritannien passiert, etwas Besonderes und besonders Eindrucksvolles: Die dortigen Boulevardblätter berichten nicht — sie machen Wahlkampf auf ihren Titelseiten, sie hetzen und manipulieren.

Die Briten stimmen heute über ein neues Parlament ab. Ein kurzer Blick auf die aktuellen Cover von “Daily Mirror”, “Daily Express”, “Daily Mail” und “The Sun” reicht, um zu sehen, wie einseitig die Schlagzeilen und Artikel sind, wie deutlich sich die jeweiligen Redaktionen auf die Seite der Labour Party beziehungsweise der Tories schlagen.

Der “Daily Mirror” ist für Labour, die Anweisung an die Leserschaft eindeutig: “VOTE Labour”. Das Blatt macht Theresa May zum “FACE OF FEAR”, das man heute an der Wahlurne loswerden könne: “Today’s your chance to get rid of Mrs May”.

Titelseite Daily Mirror - Lies, damned lies and Theresa May - Don't condemn Britain to five more years of Tory broken promises
(Draufklicken für eine größere Version.)

Der “Daily Express” druckt eine ähnlich klare Anweisung, allerdings im Sinne der Tories und Premierministerin May:

Titelseite Daily Express - Vote for May today
(Draufklicken für eine größere Version.)

Die “Daily Mail” positioniert sich ebenfalls explizit für die Tories. Mit dem richtigen “tactical voting guide” könnten die Leserinnen und Leser den britischen Geist neu entfachen:

Titelseite Daily Mail - Your tactical voting guide to boost the Tories an Brexit - Let's reignite British spirit
(Draufklicken für eine größere Version.)

Die mit Abstand übelste Titelseite hat “The Sun” veröffentlicht. Das Blatt hat Labour-Parteichef Jeremy Corbyn — hehe, lustiges Wortspiel mit dessen Nachnamen — in einen Mülleimer gepackt, ihn zum “Terroristen-Freund” erklärt und geschrieben, dass nur ein “vote for Theresa May’s Conservatives — not Ukip, or any other –” helfen werde, um den “MARXIST EXTREMIST” Corbyn zu verhindern:

Titelseite The Sun - Don't chuck Britain in the Cor-bin - terrorists friend, useless on Brexit, destroyer of jobs, enemy of business, massive tax hikes, puppet of unions, nuclear surrender, ruinous spending, open immigration, marxist extremist
(Draufklicken für eine größere Version.)

Sportgezappt, Verräterische Drucker, Breitbartocare

1. ZAPP Themenschwerpunkt Sportjournalismus
(ndr.de)
Das Medienmagazin “Zapp” hat sich in einer halbstündigen Sondersendung ausschließlich mit dem Sportjournalismus beschäftigt. Fünf Themen hat man sich ausgesucht: 1.) Die Nebenjobs von ARD & ZDF-Sportmoderatoren und die damit einhergehenden Probleme 2.) Die mediale Abschottung von Fußballvereinen durch den Aufbau eigener Plattformen 3.) Das Abwandern von Sportevents wie der Champions League ins Pay-TV 4.) Der hohe Preis, den Whistleblower im Sport zahlen müssen und 5.) ein Gespräch mit dem Sportmoderator und -reporter Alexander Bommes, der selbst jahrelang aktiver Sportler war. Die Sendung kann in kompletter Länge angeschaut werden; es gibt aber auch Unterseiten, in denen nur das jeweilige Thema behandelt wird.

2. Petra Reski verklagt Jakob Augstein
(faz.net, Andreas Rossmann)
Der Streit zwischen der Journalistin Petra Reski und dem Verleger des „Freitags“, Jakob Augstein, geht in eine weitere Runde: Reski verklagt den Verleger. Dieser hätte mit seinen Äußerungen ihre journalistische Arbeit herabgewürdigt. Grund war ein Artikel der Mafiaspezialistin mit einer umstrittenen Namensnennung, die eine Klage des Genannten nach sich zog. In der juristischen Auseinandersetzung hatte “Freitag”-Chef Augstein seiner freien Mitarbeiterin die finanzielle Unterstützung verweigert und ihr Fehlverhalten vorgeworfen.

3. Publizistische Sorgfaltspflicht statt Netzwerkdurchsetzungsgesetz
(wolfgangmichal.de)
Es ist schon ein Phänomen: Einig wie selten lehnen Digitalverbände und Bürgerrechtsgruppen das von Justizminister Heiko Maas geplante „Netzwerkdurchsetzungsgesetz“ ab. Es lege die Meinungsfreiheit in die Hände privater Internetkonzerne und fördere Zensur. Die Befürchtungen seien nachvollziehbar, so Wolfgang Michal. Die Kritiker der geplanten Gesetzgebung würden jedoch die Augen vor einem anderen Problem verschließen: “Sie halten es offenbar für vertretbar, dass Online-Plattformen ein Sonderrecht auf organisierte Verantwortungslosigkeit für sich in Anspruch nehmen dürfen.” Michal hält das gesamte Netz-DG für unnötig. Für Medienunternehmen wie Facebook sollten jene Regelungen des Presserechts und Selbstverpflichtungen gelten, die bereits existieren. Entsprechend sollten die Unternehmen ihrer Verantwortung nachkommen: “Wer Inhalte gewissenhaft prüft, bevor sie veröffentlicht werden, übernimmt eben nicht „staatliche Rechtsdurchsetzungsaufgaben“, wie Kritiker des NetzDG gerne unterstellen, er kommt lediglich seiner Sorgfaltspflicht nach. Verhütung ist immer besser als die Pille danach.”

4. Regierung muss Journalisten besser schützen
(reporter-ohne-grenzen.de)
Bundeskanzlerin Angela Merkel besucht Ende der Woche Mexiko. Dies nimmt “Reporter ohne Grenzen” zum Anlass, an die Bundeskanzlerin zu appellieren, sich bei der mexikanischen Regierung für den Schutz von Journalisten einzusetzen. „Mexikos Regierung darf nicht länger so tun, als hätte das erschreckende Ausmaß der Gewalt gegen Journalisten nichts mit ihr zu tun“, so der Geschäftsführer der Organisation. „Verbale Verurteilung und wohlklingende Ankündigungen reichen nicht aus. Mexiko muss jetzt schnell handeln, um endlich deutliche Signale gegen die Kultur der Straflosigkeit zu setzen, durch die sich die Täter zu immer neuen Verbrechen gegen Journalisten ermutigt fühlen.“

5. Verräterische Drucker
(zeit.de, Kai Biermann)
In den USA wurde die 25-jährige, mutmaßliche Whistleblowerin Reality Leigh Winner festgenommen. Ihr wird vorgeworfen, der Nachrichtenseite “The Intercept” eine geheime NSA-Studie zugespielt zu haben. Zum Verhängnis wurde ihr ein versteckter und kaum sichtbarer Code, den moderne Drucker den Ausdrucken hinzufügen und der eine Identifizierung des Druckers möglich macht. “The Intercept” hatte dieses Dokument den Behörden zur Stellungnahme vorgelegt. Ein Riesenfehler wie sich nun herausstellt.

6. Wunderbare Welt der Schadenfreude
(taz.de, Laila Oudray)
Mit einer gewissen Schadenfreude betrachtet “taz”-Autorin Laila Oudray das Scheitern von Katie McHugh, einer Autorin des rechten US-Portals “Breitbart”. Diese hatte Dutzende Artikel für die Seite geschrieben, in denen sie gegen Muslime und Flüchtlinge gewettert und Donald Trump gefeiert hat. Nun wurde sie von “Breitbart” angeblich wegen eines Tweets gefeuert, der selbst für “Breitbart” nicht hinnehmbar war (“Ohne Muslime gäbe es keinen Terror in UK”). Katie Mc Hugh hat daraufhin eine Crowdfunding-Page eingerichtet, um ihre medizinischen und alltäglichen Ausgaben decken zu können. Was nicht ohne Ironie ist, denn sie hatte sich vorher gegen Unterstützung von Armen ausgesprochen. “taz”-Autorin Laila Oudray: “Man wünscht ihr natürlich keine Krankheit, aber es ist einfach zu schön, zu sehen, wie ihr jeder ihrer hasserfüllten Ansichten auf die Füße fällt. Deswegen I love you Katie Mc Hugh, für dieses breite Grinsen und dass ich wieder an Karma glauben kann.”

Antisemitismus-Doku, Falsche Fluten, Kampagnen-Hashtags

1. Streit um Antisemitismus-Doku
(deutschlandfunk.de, Brigitte Baetz, Audio, 7:23 Min.)
Der deutsch-französische Sender “Arte” will die 90-minütige Doku “Auserwählt und ausgegrenzt — Der Hass auf Juden in Europa” nicht zeigen. Der Film über die Ausgrenzung von Juden sei nicht ausgewogen. Im Gespräch weist der Autor die Vorwürfe zurück. (Für den Audiobeitrag im Beitragsbild rechts unten auf “HÖREN” klicken)

2. Die falschen Fluten von Rakka
(ndr.de, Fiete Stegers)
In einem Nachrichtenvideo von “Focus Online” wird darüber berichtet, dass die Terrormiliz “IS” Teile der von ihr besetzten Stadt Rakka unter Wasser gesetzt hat und zeigt dabei Bilder der überschwemmten Gebiete. Das Problem: Die gezeigten Gebiete liegen nicht in Rakka, sondern in Amerika und Asien… Fiete Stegers dazu: “Natürlich kommt es bei TV-Beiträgen und Online-Videos häufig vor, dass symbolische Bilder oder Archivmaterial verwendet werden. In der Regel sollte dies sich allerdings den Zuschauern auf den ersten Blick erschließen oder deutlich kenntlich gemacht werden, insbesondere bei klassischen Nachrichten. Dies fehlt bei Focus Onlines phanstasievoller Flut-Kollage völlig.”

3. Warum politische Kampagnen-Hashtags fast immer failen
(fearlessdemocracy.org, Kai Heiderich)
Oftmals wird versucht, eine politische Debatte auf Twitter durch die Verwendung eines Hashtags zu befördern. Doch das kann sich als kontraproduktiv erweisen, wenn politische Gegner den Begriff kapern: “Traurige Realität ist jedoch: die Lustlosigkeit und die wenig an Medienrealitäten angelegte Integration von Hashtags in Kampagnenlogiken führt gerade bei Themen, die speziell die Rechten gerne für sich in Anspruch nehmen wollen, zu Hijacks. Anders ausgedrückt: Öffentlich-rechtliche Anstalten oder die Bundesregierung werben mit Hashtags, die dann faktisch auf twitter von AfD & Co besetzt werden.”

4. Publizistin: “Man kann völlig ungeniert lügen”
(derstandard.at, Lisa Breit)
Der österreichische “Standard” hat sich mit der am Institut für Publizistik in Wien lehrenden Julia Wippersberg über Fake News unterhalten Der Grundstein für Medienkompetenz müsse in den Schulen gelegt werden. Doch auch das sei nicht einfach: “Dort gibt es aber bereits einen ambitionierten Lehrplan, zu wenig Personal, viele Schüler haben schlechte Deutschkenntnisse. Wie sollen Lehrer da zusätzlich Medienkompetenz unterrichten? Zudem müsste man vielen von ihnen erst einmal Medienkompetenz beibringen.”

5. Einfach weggesperrt
(taz.de, Karim El-Gawhary)
Der ägyptische Pressefotograf Shawkan (Mahmud Abu Zeid) sitzt seit fast vier Jahren ohne Urteil in Haft. Anlass seiner Inhaftierung: Er hat für eine Bildagentur als Pressefotograf am Rabaa-Adawiya-Platz in Kairo ein Protestlager der Muslimbrüder fotografiert. Nach Aussagen des Bruders von Shawkan geht es ihm mittlerweile gesundheitlich sehr schlecht. Er sei zusammen mit 22 weiteren Menschen in einer Zelle eingepfercht und leide an Hepatitis C und Anämie, ohne angemessen behandelt zu werden.

6. TSV 1860 München: Die Medien sind ein ständiger Unruheherd
(journalisten-training.de, Bernd Oswald)
Bernd Oswald ist der Meinung, dass die Medien eine Mitschuld daran hätten, dass es beim Münchner Fußballverein TSV 1860 so chaotisch zugehe. Sein Vorschlag: Statt sich auf die Wiedergabe der Versäumnisse und Schuldzuweisungen im Verein zu beschränken, sollten die Münchner Sportmedien lösungsorientierter berichten.

Bild  

“Bild” dankt einem Nazi

Wenn “Bild” einem Thema eine komplette Doppelseite widmet, muss schon etwas Besonderes passiert sein. Ein Terroranschlag beispielsweise oder ein Sieg der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM. Oder der 150. Geburtstag der Polizei in Frankfurt am Main:


(Unkenntlichmachungen durch uns.)

Am Freitag gratulierte die Frankfurt-Ausgabe der “Bild”-Zeitung der Frankfurter Polizei zum Jubiläum und dankte den Beamten gleichzeitig für ihren Einsatz in den vergangenen anderthalb Jahrhunderten:

Unsere Helden und Retter! Frankfurts Polizei feiert Geburtstag und BILD FRANKFURT bedankt sich bei den 3700 Menschen, die uns täglich schützen

Die Redaktion fasste für die Doppelseite noch einmal “Die 7 größten Kriminalfälle” (“Bordellmord im Westend”, “Hammermörder”, “Tristan (13) hingerichtet” und weitere “Bild”-taugliche Verbrechen) zusammen, suchte historische Fotos raus und ließ Polizeipräsident Gerhard Bereswill ein Grußwort an die Frankfurter Bürger richten.

Ein spezieller Dank von “Bild” geht an die “21 PRÄSIDENTEN”, die vor Bereswill im Amt waren. Ihre Portraitfotos haben die Layouter ganz unten auf der Seite aufgereiht — sie gehören im besonderen Maße zu “unseren Helden und Rettern”. Auch Adolf Beckerle:


Nun könnte man schon mit grundlegenden Geschichtskenntnissen etwas misstrauisch werden, wenn jemand in Deutschland im Jahr 1933 in eine leitende Position bei der Polizei gekommen ist. Man könnte sich dann den “Wikipedia”-Eintrag zu Adolf Beckerle anschauen und dort lesen:

Adolf Heinz Beckerle (…) war in der Zeit des Nationalsozialismus als deutscher Gesandter in Sofia an der Deportation von Juden in den von Bulgarien im Zweiten Weltkrieg besetzten Gebieten beteiligt.

Und:

Laut Ermittlungen der deutschen Nachkriegsjustiz war Beckerle “maßgeblich” beteiligt an der Deportation und Ermordung von etwa 11.000 Juden, für die aber unmittelbar die SS verantwortlich war

Beckerle war SA-Obergruppenführer, er saß für die NSDAP in Land- und Reichstag, trat der Partei 1922 ein erstes Mal und 1928 ein zweites Mal bei. Die zentrale Spruchkammer Hessen-Süd stufte ihn im März 1950 im Prozess der Entnazifizierung als “Hauptschuldigen” ein.

Generalstaatsanwalt Fritz Bauer ließ gegen Adolf Beckerle wegen dessen Machenschaften in Bulgarien ermitteln, im November 1967 begann ein Prozess gegen den früheren Frankfurter Polizeipräsidenten. Vor allem sein Diensttagebuch, das er in Bulgarien selbst geführt hatte, belastete Beckerle schwer. Aus Krankheitsgründen wurde das Verfahren gegen Adolf Beckerle im August 1968 eingestellt.

Diesem Mann, einem Nazi durch und durch, dankte die “Bild”-Zeitung am vergangenen Freitag.

Gesehen bei Tim Wolff.

Gefakter Fake-Vorwurf, Breiterer Breitbart, Gottschalks Scheitern

1. “Statisten mit traditionell islamischer Kleidung”
(faz.net, Michael Hanfeld)
Unmittelbar nach dem Londoner Anschlag verbreiteten rechte Blogger und Parteien das Gerücht, der amerikanische Nachrichtensender “CNN” habe den Protest von Muslimen gegen Terror inszeniert. Der Fake-Vorwurf ist jedoch Fake und wird von “CNN” als Unsinn zurückgewiesen. Eine kleine Gruppe von Demonstranten war mit Plakaten unterwegs und suchte die Aufmerksamkeit von Journalisten. Kein Wunder, dass sie in verschiedenen Medien erscheinen.

2. Verlorene “Breitbart”-Leser wiedergefunden
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Letzte Woche gingen Meldungen durch die Medien, die nationalistische amerikanische Nachrichtenseite „Breitbart“ hätte drastisch Leser verloren (auch 6vor9 verlinkte entsprechend). Stefan Niggemeier hat sich die Zahlen genauer angeschaut und festgestellt, dass der angebliche Absturz längst nicht so dramatisch ist wie beschrieben. Und dies liegt auch an der Messmethode.

3. Was haben wir uns da eingebloggt
(taz.de, Robert B. Fishman)
Das Netz ist voller Reiseblogger. Die Szene sei breit aufgefächert, schreibt Robert B. Fishman in der “taz”. Manche würden nur über Städtereisen in Europa, andere über Camping, Reisen mit Kind oder Hund, Hostels, Luxushotels, Spa und Wellness oder Rucksacktouren berichten. Andere würden sich auf einzelne Städte, Regionen oder Länder konzentrieren. Hinter der Reiseromantik steckt jedoch oft knallhartes Business. Doch auch im Reisejournalismus der klassischen Medien verschwimmen die Grenzen zwischen PR, Journalismus und Blogs.

4. News-Sperre
(sueddeutsche.de, Cornelius Pollmer)
Dresdner Kommunikationswissenschaftler haben sich mit dem Thema “Nachrichtenkompetenz” von Lehrern und Schülern beschäftigt und die Lehrplanvorgaben untersucht: “Nur ein Drittel der Lehrplanvorgaben mit Nachrichtenbezug annoncierten das Mediensystem Deutschlands und seine Rolle für die freie Meinungsbildung.” Facebook und andere soziale Netzwerke kämen nur in jedem dreißigsten Lehrplan vor.

5. Das “Sag’s-mir-ins-Gesicht”-Experiment der tagesschau
(wwwagner.tv, Jörg Wagner)
Die “Tagesschau” rief letzte Woche ihre Kritiker dazu auf, ihnen “die Meinung zu sagen”, und zwar per Skype und “direkt ins Gesicht”. Medienmagazin-Macher Jörg Wagner hat mit der Social-Media-Verantwortlichen der “Tagesschau” über die Aktion gesprochen und alle Videos zum eventuellen Nachschauen eingebettet.

6. Chronik des Scheiterns: 5 Jahre nach “Gottschalk Live”
(dwdl.de, Alexander Krei)
Thomas Gottschalk, einst gefeierter Star, Held des Samstagabends und Quotengarant ist tief gefallen, jedenfalls wenn man seine letzten Projekt und die dazugehörigen Quoten zum Maßstab macht. DWDL.de hat sich an “”Gottschalk Live” erinnert, ist ins Archiv gegangen und hat eine “Chronik des Scheiterns” erstellt.

Neuanfang, juristische Nachhilfe, Autobahn

1. Danke, Trump
(medium.com, Jochen Wegner)
“Zeit Online” Chefredakteur Jochen Wegner berichtet von einer Serie von innovativen Experimenten, die das Medienhaus als Reaktion auf die Krisen der Demokratie, Trump und Brexit, Europa und die neue Rechte und die Debatte um “Fake News” und “Lügenpresse” angestellt hat. Wegner nennt es eine Art Laborprotokoll. Den Anfang macht “Deutschland spricht”, eine Art Dating-Plattform für politischen Streit, über die man tausende Paare zum politischen Zwiegespräch zusammenführen will. Ein anderes Projekt sind die “Z2X-Festivals”, auf denen junge Menschen zwischen 20 und 29 über die Verbesserung der Welt diskutieren. Er erzählt von der Serie “Heimatreporter”, die mit “emphatischem Lokaljournalismus” aufwartet. Und es geht um die kleine Frage “Wie geht es Ihnen heute?”, mit der man die Befindlichkeit der Leser abfragt. Nach der Lektüre möchte man es fast glauben, wenn Wegner zum Schluss sagt: “Journalismus ist nicht am Ende, sondern an einem neuen Anfang.”

2. FAZ, BILD und das Urheberrecht
(kapselschriften.blogspot.de, Eric W. Steinhauer)
Die “FAZ” hat sich verschiedentlich gegen die geplante Novelle im Wissenschaftsurheberrecht ausgesprochen und Horrorszenarien an die Wand gemalt, die nun auch von “Bild” wiederholt wurden, so der Jurist Eric W. Steinhauer auf seinem Blog. Im Nachgang hätte es auf Twitter eine rege Diskussion mit dem zuständigen “Bild”-Redakteur Ralf Schuler gegeben, der jedoch die Auseinandersetzung mit Urheberrechtsbeiträgen zu anstrengend gefunden hätte. Rechtswissenschaftler Steinhauer hat ihm die Angelegenheit daher mit einem Fallbeispiel erklärt. “Und wenn Herr Schuler diese Unterscheidung bescheuert und nicht nachvollziehbar findet, dann beginnt er vielleicht zu verstehen, warum das geltende Urheberrecht im digitalen Zeitalter noch lange nicht angekommen und total lebensfremd ist und warum es Bildung und Wissenschaft so wichtig ist, dass hier endlich notwendige Reformen angepackt werden.”

3. Keiner schreibt über die Privatisierung der Autobahnen!
(uebermedien.de, Stefan Niggemeier)
Auf den “Nachdenkseiten” ist Autor Jens Berger empört: Niemand, außer den “Nachdenkseiten” selbst, schreibe über die Gesetzesänderung, die eventuell eine Privatisierung der deutschen Autobahnen möglich mache! Doch dem ist nicht so, wie Stefan Niggemeier auf “Übermedien” berichtet und anhand von Beispielen dokumentiert. “Oft genug – zu oft – ist die Kritik von sogenannten alternativen Medien an sogenannten Mainstream-Medien berechtigt, dass sie bestimmte Themen und Perspektiven unter den Tisch fallen lassen. Oft genug – zu oft – ist diese Beschwerde aber auch eine bloße Behauptung. Der Satz „Darüber berichtet natürlich keiner“ fällt häufig als Reflex, und je häufiger er wiederholt wird, desto weniger sehen Leute noch nach, ob er überhaupt stimmt.”

4. Die EU zerstört Europas Filmwirtschaft
(faz.net, Jörg Seewald)
Zerstört die EU mit einer neuen Regelung Europas Filmwirtschaft? Das befürchten zumindest die 411 Mitglieder verschiedenster Verbände und Unternehmen aus dem audiovisuellen Sektor, die mit einem offenen Brief gegen die neue EU-Verordnung protestieren. Im Kern geht es um die Abschaffung des sogenannten “Territorialprinzips”, was zur Folge hätte, dass Film-Lizenzen nicht mehr exklusiv und länderbezogen eingeräumt werden können. Die Regelung stärke große Sender- und Plattformbetreiber und schwäche die Film- und Fernsehschaffenden, so der Tenor.

5. Medienangebote für Flüchtlinge
(de.ejo-online.eu, Johanna Mack)
Johanna Mack hat sich die verschiedenen Medienangebote für Geflüchtete angeschaut. Darunter die “Ankommen-App” des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, die App “Willkommen in NRW”, das Angebot von “Deutscher Welle” und “WDR” und “SWR” und den “Guide for Refugees” der “ARD”. Sie erwähnt die Videoreihe “Marhaba – Ankommen in Deutschland” (n-tv), den “Wegweiser für Flüchtlinge” (BR) und verschiedene unabhängige Projekte. Eine gute Zusammenstellung, auch für Leute, die mit Geflüchteten in Kontakt stehen.

6. Wittenberg, 11.02 Uhr: Wie wurden daraus 120.000?
(zeit.de, Hannes Leitlein)
Wie viele Gläubige waren im Rahmen des Kirchentags beim Festgottesdienst in Wittenberg? Wenn es nach den Veranstaltern geht, jede Menge… Fast detektivisch ist Hannes Leitlein der Frage nachgegangen, wie die Veranstalter zu ihrer extrem hohen Schätzung kommen. Mit endgültiger Sicherheit lässt sich die Frage nicht klären, aber es spricht einiges dafür, dass die Werte stark übertrieben sind.

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