Archiv für Juli 26th, 2016

“The European” wärmt den “Sex-Mob-Alarm” auf

Peter Harzheim, der Präsident des “Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister” (BDS) hat in der “Rheinischen Post” neulich folgenden Vorschlag gemacht: Man könnte doch eine gewisse Zahl Geflüchteter zu Bademeistern ausbilden.

“Uns fehlen Fachkräfte. Darum wäre es fahrlässig, diese Ressourcen nicht zu nutzen”, betonte der BDS-Chef. Außerdem könnten zum Schwimmmeister ausgebildete Flüchtlinge dazu beitragen, dass es in den Bädern seltener zu interkulturellen Konflikten kommt.

Klingt nach einer Idee, die zumindest nichts schlimmer machen würde und vielleicht ein paar Probleme im Schwimm- und Freibadalltag lösen könnte. Sprachschwierigkeiten von ausländischen Badegästen zum Beispiel.

Joachim Nikolaus Steinhöfel, unter anderem Anwalt von Akif Pirinçci und Matthias Matussek, scheint kein Unterstützer von Harzheims Einfall zu sein. Er schreibt bei “The European”:

Full disclosure: Ich bin jetzt nicht mehr dazu gekommen, abschließend zu recherchieren, ab welcher Überdosis Chlorwasser mit nachhaltigen Schädigungen des Denkvermögen zu rechnen ist. Oder beim Springen vom Beckenrand, wenn das Wasser vorher abgelassen wurde.

Aber eigentlich geht es Steinhöfel auch gar nicht um die Sache mit den möglichen neuen Bademeistern. Er will viel lieber über ein anderes Thema sprechen. Das macht er schon im Teaser des Artikels klar, direkt unter der “Mohammad”-Überschrift:

Im Text führt er weiter aus:

Was gibt es bei diesen Temperaturen schöneres, als eine sachkundig ausgeführte Arschbombe in einem öffentlichen Schwimmbad. Sie muss ja nicht unbedingt vom sympathischen Peter Altmaier demonstriert werden, dem 16-Tonner unter den Bundespolitikern. Nur muss ich da gleich etwas Wasser in den Wein kippen. Denn die Meldungen über einem enormen Anstieg sexueller Übergriffe in Schwimmbädern häufen sich. Laut Auskunft der Kriminalpolizei insbesondere Vergewaltigung und sexueller Mißbrauch von Kindern. Die Täter seien in erster Linie “Zuwanderer”, zitiert die “Bild” aus einem internen Polizeidokument.

Folgendes Problem: Es ist längst bekannt, dass der “Bild”-Artikel, auf den Steinhöfel sich bezieht, und der damit verbundene “Sex-Mob-Alarm” völliger Unsinn sind.

Dass Joachim Nikolaus Steinhöfel die “Bild”-Geschichte dennoch vor wenigen Tagen aufgreift, obwohl sie schon längst entkräftet ist, verdeutlicht das Folgeproblem an unsauberer Berichterstattung über Geflüchtete und Zuwanderer: Einmal veröffentlicht, werden die Artikel von Leuten herangezogen, die populistische Thesen in die Welt jagen wollen und die sich nicht sonderlich dafür interessieren, ob eine Meldung stimmt oder nicht, solange sie eine Quelle haben, die zur eigenen Position passt. Da kann man noch so viel richtigstellen.

Mit Dank an @Sancho_P für den Hinweis!

Nachtrag, 27. Juli: Joachim Nikolaus Steinhöfel hat sich zu diesem Beitrag geäußert und führt fünf Punkte an, warum doch alles in Ordnung ist mit seinem Text:

1. Fehler in der Berichterstattung unterlaufen jedem Medium. Sogar der „Süddeutschen“, „Neues Deutschland“ und der „Frankfurter Rundschau“. Ob man das „bildblog“ hier ausnehmen muss, kann ich nicht sagen, da ich ihn in der Regel nicht lese. Es genügt in jedem Falle journalistischen Standards auch der MSM, wenn man sich zum Beleg für eine Behauptung auf andere seriöse journalistische Quellen bezieht. Diese Arbeitsweise genügt auch den rechtlichen Anforderungen an Berichterstattung im Bereich des Persönlichkeits- und Presserechts. Wenn dieselbe Tatsache in der „Bild“ und im übrigen auch in der „Welt“ veröffentlicht wird, besteht kein Anlaß, sie ohne begründete Zweifel nochmals zu überprüfen. „bildblog“ gehört nicht zur notwendigen Lektüre eines Journalisten. Ob dort tatsächlich etwas entkräftet wurde, kann man durch Zufall erfahren. Eine Recherchepflicht auf gerade diesem Medium existiert nicht. Die erkennbare ideologische Schlagseite des Blogs macht es auch in der Regel verzichtbar.

2. Die Quellen hatten den Zweck, die Zunahme an Delikten, insb. Sexualdelikten durch „Flüchtlinge“, insb. in Schwimmbädern zu belegen. Hierbei ist der Tatort Schwimmbad nachrangig, da massenhafte Sexualdelikte durch „Flüchtlinge“, egal wo verübt, grundsätzlich kein Qualifikationskriterium für die Bademeisterschaft zu sein scheinen.

3. Wenn diese Masse an Sexualdelikten von „Flüchtlingen“ aber gegeben ist, ist es für die Zielrichtung des Artikel nachrangig, ob die Quelle stimmt. Stimmt die Behauptung trotzdem, wäre eine falsche Quelle unerfreulich, aber sekundär. Denn die aufgestellte Behauptung ist wahr.

4. Öffentlich zugänglichen Quellen wie Presseberichten und Angaben der Polizei sind mindestens 747 sexuelle Übergriffe, 107 (auch versuchte) Vergewaltigungen und 600, auch sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche durch „Flüchtlinge“ zu entnehmen.

5. Vor dem geschilderten Tatsachenhintergrund den von mir verfassten Artikel zu kritisieren, ist tatsächlich „unsaubere Berichterstattung“. Oder, um in der Terminologie des Autoren des „bildblog“ zu bleiben: Linke Hetze.

Joar.

Das Pokémon von Loch Ness

In der Stadt Burg in der Nähe von Magdeburg ist es seit zwei Wochen nicht mehr erlaubt, Bettwäsche am offenen Fenster auszuschütteln, wenn das Fenster weniger als drei Meter von der Straße entfernt liegt. Das Gleiche gilt für Teppiche, Tücher, Kleider und Polster. Auch streunende Katzen zu füttern, ist in Burg nun verboten. Nicht mal mehr auf Laternen klettern darf man.

Das alles regelt die neue Gefahrenabwehrverordnung, die in Burg seit dem 11. Juli gilt. Wer sich nicht an sie hält, riskiert ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro.

Ralf Heimann hat vor ein paar Jahren aus Versehen einen Zeitungsbericht über einen umgefallenen Blumenkübel berühmt gemacht. Seitdem lassen ihn abseitige Meldungen nicht mehr los. Er hat mehrere Bücher veröffentlicht, zuletzt zusammen mit Jörg Homering-Elsner “Lepra-Gruppe hat sich aufgelöst — Perlen des Lokaljournalismus”. Im August erscheint von Daniel Wichmann und ihm “Hier ist alles Banane — Erich Honeckers geheime Tagebücher 1994 – 2015”. Fürs BILDblog kümmert er sich um all die unwichtigen Dinge, die in Deutschland und auf der Welt so passieren.
(Foto: Jean-Marie Tronquet)

Damit auch klar ist, dass die Stadt es mit der neuen Regelung ernst meint, will sie nun vier “Ermittler” einstellen, die laut Stellenausschreibung sogar bereit sein müssen, Dienstkleidung zu tragen. Sie sollen die Einhaltung der neuen Verordnung überwachen.

Im Grunde ist das ja eine gute Nachricht, denn immer wenn man so etwas liest, kann man sich getrost noch mal auf die andere Seite drehen und zwei weitere Stündchen schlafen, weil offenbar alles in Ordnung ist. Nur ist im Moment genau das ja nicht der Fall.

Wir alle sind alarmiert. Es muss nur irgendwas passieren, und wir vermuten gleich das Schlimmste. Bei Twitter schrieb der Kollege Henning Sußebach, er hätte das Wort “Autokauf” gesehen und “Amoklauf” gelesen.

In Eschweiler in der Nähe von Aachen hat jemand den Notruf gewählt, weil er beobachtet hatte, wie ein Mann seine Frau vom Balkon stieß und die Frau dreieinhalb Meter kopfüber in die Tiefe stürzte. Polizei und Feuerwehr kamen mit Blaulicht, und normalerweise vergeht dann ja auch nicht mehr viel Zeit, bis die Reporter eintrudeln, und zum ersten Mal das unvermeidliche Wort “Familiendrama” fällt. Die Nachbarn sind natürlich bestürzt, und garantiert wird sich irgendwer finden, der bestätigen kann, dass es ja eigentlich ganz normale Leute waren.

Aber so weit kam es diesmal gar nicht, denn als die Frau unter ihrem Balkon gefunden wurde, konnte sie selbst sagen, was passiert war. Niemand hatte sie gestoßen. Sie war bei dem Versuch, einen Teppich aufzuhängen, über das Geländer gefallen. Und damit sieht alles ganz anders aus. Auch in Eschweiler ist die Welt doch noch in Ordnung. Nur im Rathaus müssten sie sich nun die unangenehme Frage gefallen lassen, warum es in der Stadt noch immer keine Gefahrenabwehrverordnung gibt. Mit der wäre das ja wahrscheinlich nicht passiert.

Nur wird diese Frage momentan vermutlich niemand stellen, denn eigentlich befinden wir uns ja mitten im Sommerloch, und da stellt niemand solche Fragen. Da bleibt normalerweise endlich Zeit, sich auf die unwichtigen Dinge zu konzentrieren, um hier und da auch mal einzuwerfen: Ach, und dafür ham’se Zeit.

Aber das ist noch nicht passiert. In diesem Jahr ist alles anders. Allein in den vergangenen Tagen sind so viele schreckliche Dinge passiert, dass man denken könnte, irgendwo da oben sitze Hiob ganz alleine am Newsdesk. Ein Montag reiht sich an den nächsten, und wir sind so sehr mit unserer Angst beschäftigt, dass wir nicht mal mitbekommen haben, wie das Huhn Gerda an der A4 in der Nähe von Dresdesn wochenlang mit der Autobahnpolizei Katz und Maus spielte. Es war nicht zu fassen — bis irgendwann ein Autofahrer anhielt und es einfach einfing:

Vielleicht hat diese Ignoranz aber auch gar nichts mit unserer Angst zu tun, sondern einfach damit, dass so ein Huhn, egal, wie es nun heißt, bei “Pokémon Go” keine Punkte bringt. Und darum scheint es in diesem Sommer ja eigentlich zu gehen. Vielleicht hat der Mann, der wegen des Huhns ausstieg, da einfach irgendwas verwechselt.

Immerhin ist sein Auto heil geblieben, und das ist ja auch schon mal was, denn wenn man sich die Warnungen der Polizei ansieht, dauert es vermutlich nicht mehr allzu lange, bis “Pokémon Go” auch in Unfallursachen-Charts an der Spitze steht. In den USA ist man da schon etwas weiter. Dort lassen sich bereits ganze Nachrichten-Spalten mit den mutmaßlichen Pokémon-Schäden füllen.

In Baltimore zum Beispiel ist ein Mann mit seinem Wagen in ein parkendes Polizeiauto gekracht, während ein Polizist danebenstand und das alles filmte. Man kann sich das Video ansehen.

Der Mann versucht nicht mal zu vertuschen, was er da gemacht hat. Als er aus seinem demolierten Wagen aussteigt, hält er sein Smartphone noch immer in der Hand und flucht: “Das hat man jetzt davon, wenn man dieses Spiel spielt.” Also in dem Fall: gar nichts. In Deutschland hätte man auch für dieses Manöver ja noch ein paar Punkte bekommen — wenn auch leider die falschen.

Die richtigen bekommt man anscheinend vor allem da, wo man bei klarem Verstand niemals hingehen würde. In Kalifornien sollen zwei Pokémon-Sammler 30 Meter in die Tiefe gestürzt sein, weil sie an einer Klippe hinter der Absperrung ein seltenes Pokémon vermuteten:

Bis in Bosnien etwas passiert, scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Dort suchen die fidelen Pokémon-Sammler offenbar sogar auf Landminen-Feldern. Dass ihr Jäger-Gruß lautet “Wir hören voneinander”, ist wiederum nur ein Gerücht.

“Pokémon Go” verbreitet sich wie eine Pandemie. Überall auf der Welt suchen Horden von Menschen in den Städten der Verzweiflung nahe nach imaginären Dingen, die dann doch nur auf Displays existieren. Das alles kommt einem so seltsam bekannt vor. Und natürlich, das gab es auch früher schon, aber da ging es nicht um Pokémons, sondern um freie Parkplätze.

Die Monsterjagd hat ja auch sonst etwas Vertrautes. Ich meine mich sogar zu erinnern, dass das Sommerloch damals extra für sie erfunden wurde. Früher verlief ja jedes Jahr sehr ähnlich (auch das eine vage Erinnerung). Kaum war im Sommer nichts mehr los, hatte relativ erwartbar wieder irgendwer das Ungeheuer von Loch Ness gesichtet, es aber durch einen unglücklichen Zufall nicht fotografieren können — oder wenn doch, dann nur so unscharf, dass das auf dem Bild abgebildete Ding auch ein Elefant, ein Auto oder ein Stück Holz in der Badewanne hätte sein können.

Über viele Jahre ging das so. Und während der erste “Pokémon Go”-Jäger schon nach gut drei Wochen behauptet, seine 142 Monster zusammen zu haben und mit dem Spiel damit durch zu sein, wartet Steve Feltham in den schottischen Highlands weiter auf sein zweites Erfolgserlebnis. Das erste war der Eintrag ins “Guinness-Buch der Rekorde” als ausdauerndster, aber eben auch erfolglosester Monsterjäger, von dem man jemals gehört hat.

Steve Feltham hat vor 25 Jahren seinen Job aufgegeben, um sich ganz seinem Hobby widmen zu können, der Suche nach Nessi. Um dieses Vorhaben zu finanzieren, verkauft er seit einigen Jahren kleine Figuren, die das im See vermutete Ungeheuer so zeigen, wie man sich so ein See-Ungeheuer vorstellt.

Das Geschäft scheint irgendwie zu laufen. Jedenfalls ist Feltham noch immer da. Seit einigen Wochen läuft es sogar etwas besser, und Feltham wundert sich nicht nur darüber, denn seitdem sieht er rund um den See immer wieder Menschen, die anscheinend etwas Ähnliches suchen wie er, das aber ganz anders anstellen. Sie schauen nicht auf den See, sondern auf dieses Gerät, das sie vor sich hertragen, und seltsamerweise sprechen sie auch nicht von Nessi. Sie nennen das Ding, das sie suchen, Lapras.

Das Pokémon Lapras sieht so aus wie die kleinen Figuren, die Feltham verkauft. Es wurde hier und da schon gefangen, gilt aber als sehr selten, und deshalb ziehen viele Monster-Jäger irgendwann entnervt wieder ab, ohne es gefunden zu haben. Einige von ihnen kaufen vorher als kleines Souvenir eine von Felthams Figuren. Und irgendwie schließt sich hier sehr schön der Kreis zwischen dem beschaulichen alten Sommerloch und dem globalisierten von heute.

Vielleicht kann man Felthams kleine Teilhabe am weltweiten Pokémon-Boom sogar als sein zweites Erfolgserlebnis bezeichnen. Das dritte wäre wahrscheinlich immer noch keine Nessi-Sichtung, aber es könnte ein neuer Geschäftszweig sein: Viel mehr Geld als mit seinen Figuren könnte Feltham wahrscheinlich mit dem Verkauf von Zweit-Akkus und Ladestationen machen, denn die Handy-Batterien von Pokémon-Jägern sind schneller leer als eine kleine Flasche Bier.

In Witten im nördlichen Ruhrgebiet haben sich vier junge Männer deshalb mit einer Kabeltrommel auf die Jagd begeben, die sie, als der Akku-Balken immer schmaler wurde, im Vorraum einer Sparkassen-Filiale an eine Steckdose schlossen. Im Übermut betrieben sie über die gleiche Steckdose auch eine Musik-Anlage, und nur das verriet sie.

Die Polizei kam leider zu spät. Die Akkus waren längst geladen. Die Beamten schrieben noch schnell eine Strafanzeige wegen illegalen Stromabzapfens. Doch danach mussten sie die vier Männer ziehen lassen und mitansehen, wie sie vor der Sparkassen-Filiale ihre Monster-Jagd fortsetzten. Dagegen kann bislang leider niemand etwas tun. Die Staatsgewalt ist vollkommen machtlos. Vielleicht braucht auch Witten eine neue Gefahrenabwehrverordnung.

Paradoxien, Experten, Hummeln

1. Die fünf Paradoxien der Livemedien und der Mythos des Oknos
(zeit.de, Jochen Wegner)
Der Chefredakteur des Online-Auftritts der “Zeit” Jochen Wegner über ein Kernproblem des Onlinejournalismus: Weltgeschehen zu erklären während es geschieht. Wegner überlegt in einem Werkstattbericht, ob und wie Journalisten diesem Anspruch gerecht werden können und weist auf fünf Paradoxien hin, die das Ganze erschweren würden.

2. Wie man Terrorexperte wird
(bilanz.de, Bernd Ziesemer)
Bernd Ziesemer über die Unart der Fernsehsender, uns immer wieder die gleichen Personen als Experten für alles und jedes zu präsentieren. Während der Schießerei in München hätte “CNN” gar den früheren Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark als “Experten” aufgeboten. Die Öffentlich-Rechtlichen in Deutschland würden ähnlich verfahren: “Das Erste präsentierte zur gleichen Stunde den früheren Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo als „ARD-Terrorexperten“. Dieser Titel war mir neu. Bisher kannte man Mascolo nur als „Leiter des Rechercheverbunds“, den NDR und WDR gemeinsam mit der Süddeutschen Zeitung betreiben. Der Mann verfügt offenbar über eine multiple Persönlichkeit: Mascolo tauchte in anderen Sendungen auch schon als „Finanzexperte“ (Panama Papers), „DDR-Experte“ (Jahrestag des Mauerfalls) oder „Geheimdienstexperte“ (BND-Skandal) auf.”

3. Facebook-“Sheriff” und Online-Kolumnist: moderne Richter
(lto.de, Andreas Mosbacher)
Andreas Mosbacher ist Richter am Bundesgerichtshof und stört sich an den “Zeit”-Kolumnen seines Kollegen Thomas Fischer, der als Vorsitzender Richter am 2. Strafsenat des BGH tätig ist. Mosbacher moniert insbesondere Fischers Wortwahl (“sexualisierte Sprache”) und wirft ihm die Herabwürdigung von Kritikern und Vertretern abweichender Auffassungen vor. Wie es sich für einen Juristen gehört, hat er für seine Behauptungen (zahlreiche) Belege. Nun bleibt abzuwarten, ob der streitlustige Fischer mit einer Replik kontert.

4. Lob des Handwerks
(swr.de, Rainer Volk, Audio, 4:45 Min.)
Die Berichterstattung rund um den Münchner Amoklauf war durch viele Spekulationen geprägt. Nach Ansicht von Rainer Volk vom “SWR” hat sich eine journalistische Disziplin am besten geschlagen, die vom Publikum wie von den Kollegen eher belächelt werde: der Polizeireporter. Für BR-Polizeireporter Oliver Bendixen findet er besonders lobende Worte: “Da fühlte man sich ins Bild gesetzt, informiert. Kein Wunder: Der Mann betreibt sein Gewerbe seit fast 40 Jahren, hat Informanten bei allen Sicherheitsbehörden. Quellen, denen er vertraut und die ihm vertrauen. Wie wichtig das ist, lernt man in Journalistenschulen. Es ist Handwerk, das kleine Einmaleins des Berufs und das war an diesem langen, beunruhigenden Abend ganz groß.”

5. “Das ist der Preis für Journalismus in diesem Land”
(welt.de, Deniz Yücel)
Deniz Yücel schreibt in der “Welt” über die weiter voranschreitende Verfolgung von Journalisten in der Türkei. Türkische Medien hätten berichtet, dass die Staatsanwaltschaft Istanbul die Festnahme von 42 Journalistinnen und Journalisten verfügt haben soll. Der Vorwurf laute: Mitgliedschaft in der Gülen-Bewegung, die die Regierung für den gescheiterten Putsch verantwortlich macht.

6. Wie Trump die Schwerkraft der Rationalität überlistet
(carta.info, Tobias Endler)
Tobias Endler erklärt, was der amerikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump mit einer Hummel gemein hat.