Archiv für Februar 21st, 2012

Ruhig, Brauner!

Eine etwas merkwürdig anmutende Meldung erwartete die “Bild”-Leser heute gut versteckt im Inneren des Blattes:

Catterfeld dreht nicht mit Artur Brauner. Berlin - Schauspielerin Yvonne Catterfeld (32) macht nicht bei dem von Produzent Artur Brauner (93) geplanten Film mit Thomas Gottschalk (61) mit. Ein Angebot für diese Komödie habe sie nie erhalten. Catterfeld zu BILD: "Ich bin verwundert. Ich glaube, Brauner verwechselt mich mit Michelle Hunziker."

Und wer hatte diesen Quatsch in die Welt gesetzt?

Produzent Atze Brauner plant Kinokomödie mit dem TV-Moderator und Yvonne Catterfeld in den Hauptrollen: Thomas Gottschalk wird ein "Frauenheld"

“Bild am Sonntag”!

Die hatte vorgestern im letzten Absatz eigentlich auch schon alle Hoffnungen auf den Film zerstreut:

Sobald Thomas Gottschalk zugesagt hat, sollen die Dreharbeiten beginnen. Das könnte allerdings dauern. “Thomas fühlt sich sehr geehrt, hat aber keine Zeit”, teilte seine Sprecherin mit.

Das ist schade, denn die … äh: “Handlung”, die Brauner in einem Fax an “BamS” kurz “umrissen” hatte, klang sehr vielversprechend:

“Gottschalk und sein junger Cousin Pastewka führen ein Internet-Café. Eines Tages erscheint eine bildhübsche junge Frau. Pastewka, der sie bemerkt, ist fasziniert von ihr und veranlasst seinen älteren Cousin, Gottschalk, ebenfalls zu schauen. Auch Gottschalk ist von ihr fasziniert. Diese junge Person, namens Yvonne Catterfeld, ist, wie sich herausstellt, eine Ungarin, die unlängst aus Ungarn floh und hier nun Deutsch lernen will. Sie sucht im Internet die entsprechende Adresse für eben solche Institutionen …”

Damit die Unbekannte bleibt, erfinden beide einen “Sohn”, auf den sie aufpassen soll …

Hauptdarsteller Bastian Pastewka wusste bisher übrigens auch nichts von dem “geplanten Film”, wie uns sein Management auf Anfrage mitteilte.

Gauck, Griechenland, Augstein

6 vor 9

Um 6 Minuten vor 9 Uhr erscheinen hier montags bis freitags handverlesene Links zu lesenswerten Geschichten aus alten und neuen Medien. Tipps gerne bis 8 Uhr an [email protected].

1. “Teure Imagepflege: Wo sind die Grenzen des Wissenschaftsmarketings?”
(scilogs.de, Peter Zekert)
Kritische Anmerkungen zur “Zeit”-Beilage “Wie wird geforscht in Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt” von Peter Zekert, der am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig für die Pressearbeit zuständig ist. Es werde Druck aufgebaut, um Universitäten und Forschungseinrichtungen dazu zu bewegen, Anzeigen und Advertorials zu schalten.

2. “Diesen Kuss der ganzen Welt”
(perlentaucher.de, Thierry Chervel)
Thierry Chervel zeigt auf, wie die deutschen Verlage den Begriff “geistiges Eigentum” deuten und nutzen. “Eigentum bezeichnet die Verfügungsgewalt über eine Sache, also eigentlich das Recht, sie zu zerstören. Den Stuhl, den ich besitze, kann ich auch zerhacken und verheizen. Nicht einmal der Urheber eines Werkes aber hat diese Gewaltoption und dieses Recht, zumindest wenn das Werk veröffentlicht ist. Ist ein Werk in der Welt, gehört es ihr auch. Thomas Mann kann nicht in die Nationalbibliothek gehen und auf die Herausgabe des ‘Zauberbergs’ drängen, weil er den Schluss überarbeiten will.”

3. “Journalismus ohne Mut ist etwas ganz Trauriges”
(vocer.org, Ulrike Langer und Stephan Weichert)
Ein Gespräch mit Jakob Augstein, Verleger von “Der Freitag”. “Wir haben eine sehr gut funktionierende Medien- und Presselandschaft, auch wenn die Verlage große Panikstimmung verbreiten. Wenn man ehrlich ist, geht es den Verlagen doch gar nicht so schlecht.”

4. “Gauck in der Filterbubble oder wie wir lernten den Kontext zu ignorieren”
(blog.karlshochschule.de, Patrick Breitenbach)
Patrick Breitenbach prüft Aussagen über Haltungen, die Joachim Gauck angeblich hat. Siehe dazu auch “Was Gauck wirklich gesagt hat” (sueddeutsche.de, Kathrin Haimerl), “Wie das Netz den bösen Gauck erfand” (cicero.de, Christian Jakubetz) und “Wie Gauck durch halbe Zitate zum Sarrazin-Kumpel wird” (medien-monitor.com, Christian Spöcker).

5. “Bild-Zeitung skandalisiert ‘Vagina Monologe'”
(badische-zeitung.de, Julia Littmann)

6. “Im freien Fall”
(sueddeutsche.de, Alex Rühle und Kai Strittmatter)
Ein ausführlicher Lagebericht aus Griechenland (Druckversion): “Auch wenn die Worte ‘Merkel’ und ‘Hitler’ schnell mal zusammengespannt werden in hitzigen Wortgefechten auf den Straßen Athens – nein, man wird nicht beschimpft als Deutscher. Manchmal hält der andere einfach nur inne. ‘Aah, Deutscher.’ Eine Pause, dann, ein wenig bitter, ein wenig ehrfürchtig: ‘Ihr habt noch Lohn, ihr Deutschen. Ihr habt noch Arbeit. Ihr habt noch Rechte.'”