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Sticker gegen die “Bild zum Mauerfall”

In etwas über fünf Wochen soll die nächste Gratis-“Bild” verteilt werden. Wie immer ungefragt und wie immer flächendeckend, “an über 40 Millionen Haushalte”, wie der Axel Springer Verlag stolz angekündigt hat (BILDblog berichtete):

Der Verlag inszeniert sich bei diesen Aktionen immer gerne als der große, selbstlose Wohltäter; als scheue er weder Kosten noch Mühen, um das Volk mit seinem kostenlosen Superblatt zu beglücken.

Aber der, der am meisten davon profitiert, ist in Wahrheit natürlich er selbst. Millionenfach bringt er sein Blatt mitsamt seinen Ansichten unters Volk, eine gigantische Werbeaktion in eigener Sache. Und finanziell scheint es sich auch zu lohnen, immerhin ist es schon die vierte Aktion dieser Art. Und eine ganzseitige Anzeige in der “Bild zum Mauerfall” kostet stolze vier Millionen Euro.

Nun können Sie diese Aktion freilich ignorieren und die Zeitung einfach wegschmeißen. Sie können dem Verlag aber auch zeigen, dass Sie sein Blatt nicht haben wollen. Sie können sich gegen die Zustellung wehren und ihm das Leben damit zumindest ein bisschen schwerer machen.

Wenn Sie die “Bild zum Mauerfall” nicht haben wollen, müssen Sie eine Widerspruchsmail an [email protected] schicken.

Die Mail sollte Ihren Namen, ihre vollständige Adresse und eine Widerspruchserklärung enthalten — etwa so:

Max Mustermann
Musterstraße 1
12345 Musterstadt

Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie haben für November 2014 die bundesweite kostenlose Verteilung einer „BILD zum Mauerfall“ angekündigt. Hiermit untersage ich der Axel Springer SE, ihren Tochtergesellschaften, Beauftragten und anderen Vertragspartnern ausdrücklich, mir an die oben genannte Anschrift „BILD zum Mauerfall“ (auch nicht als Bestandteil einer anderen Publikation) zuzustellen oder in den Briefkasten einzulegen oder durch Dritte zustellen oder in den Briefkasten einlegen zu lassen. Ferner untersage ich Ihnen ausdrücklich, meine persönlichen Daten zu einem anderen Zwecke zu verwenden, als es für die logistische Umsetzung des hier ausgesprochenen Zustellverbotes sowie der Vermeidung von Missbrauch zwingend notwendig ist, und fordere Sie auf, anschließend sämtliche Daten umgehend und restlos zu löschen.

Wenn Sie mögen, schicken Sie den Widerspruch doch auch an uns (bitte an: [email protected]), dann können wir ungefähr abschätzen, wie viele Menschen sich am Protest beteiligt haben. Ihre Daten werden wir nach Beendigung der Aktion selbstverständlich löschen und nicht an Dritte weitergeben.

Alternativ (oder wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen: zusätzlich) zum Widerspruch können Sie auch an Ihrem Briefkasten darauf hinweisen, dass Sie keine Gratis-“Bild” haben wollen. In einer internen Anweisung der Deutschen Post hieß es bei der letzten Aktion:

Haushalte, die allgemein kostenlose Zeitungen/Anzeigenblätter oder spezifisch die BILD nicht erhalten möchten, und dies durch einen entsprechenden Hinweis an ihrem Briefkasten erklären, erhalten keine Ausgabe.

Und da kommen Sie jetzt ins Spiel. Wir wollen nämlich einen Sticker-gegen-“Bild”-Wettbewerb starten und suchen dafür Motive (ganz egal ob Zeichnungen, Sprüche oder andere Basteleien), die man sich an den Briefkasten kleben kann, um sich gegen die Gratis-“Bild” zu wehren.

Die schönsten Vorschläge werden wir hier veröffentlichen, und die Druckerei INnUP hat sich bereiterklärt, den besten Aufkleber für unsere Leser kostenlos zu drucken. Also, liebe Designer, Photoshopper und Bastelfreunde: immer her mit den Ideen! Einfach per Mail an: [email protected].

Es gibt nur zwei Bedingungen: Die Sticker sollten nicht zu groß sein (maximal ca. 10×4 cm) und den ausdrücklichen Hinweis enthalten, dass die “Bild”-Zeitung bzw. die “Bild zum Mauerfall” nicht erwünscht ist. Und falls Sie unser Logo brauchen: voilà (.png) und voilà (.svg).

Wir freuen uns auf Ihre Ideen!

Bild.de, dpa  etc.

Die Sabberjournaille und der Sex von Reese Witherspoon

In vielen Medien ist heute vom neuen Kinofilm mit Reese Witherspoon zu lesen. Das ist an sich nicht ungewöhnlich, der Zeitpunkt aber schon: Der Film startet hierzulande erst in vier Monaten, da ist es für Vorbesprechungen eigentlich noch viel zu früh.

Dass heute trotzdem schon intensiv darüber berichtet wird, liegt auch nicht am Film selbst, sondern an diesem Bild.de-Artikel von gestern Abend:

Darin heißt es:

Die brave Blondine rüttelt an ihrem Sweetheart-Image …

Reese Witherspoon (38) spricht im Interview mit der US-Zeitschrift „Vogue“ über ihren neuen Film „Wild“ (ab 5. Februar 2015 im Kino). Sie verrät, dass sie beim Dreh der Sexszenen auf echtem Sex bestand! (…)

Der Sex (…) war echt. „Ich wollte, dass es wahrhaftig und real ist“, sagt Witherspoon im „Vogue“-Interview.

Und das macht die Sache für die deutsche Sabberjournaille natürlich schon jetzt höchst interessant.

So dauerte es auch nicht lange, bis auch die dpa aufsprang und heute Morgen verkündete:

US-Schauspielerin Reese Witherspoon (38) wollte beim Dreh ihres neuen Films „Wild“ echten Leinwand-Sex und keine Schummelei. „Ich wollte, dass es wahrhaftig, dass es roh und dass es real ist“, sagte sie dem US-Magazin „Vogue“.

Inzwischen findet man die Story (mal im Newsticker, mal als redaktionell bearbeiteten Beitrag) unter anderem bei Stern.de, “Focus Online”, Welt.de, Tagesspiegel.de, “RP Online”, oe24.at, Bunte.de, den Online-Auftritten von n-tv, N24, der “Berliner Zeitung”, der “Passauer Neuen Presse”, den “Ruhrnachrichten”, des “Merkur”, des “Schwarzwälder Boten”, der “Intouch”, der “Augsburger Allgemeinen”, des “Kölner Stadt-Anzeigers” und der “Abendzeitung”.

Der Haken ist aber: Das stimmt alles gar nicht.

In dem “Vogue”-Interview, auf das sich Bild.de und die dpa berufen, sagt Witherspoon lediglich:

“I just didn’t want to hear, ‘Oh, we don’t want to see Reese have sex. . . . Oh, can we not have any profanity?’ ” says Witherspoon. “I wanted it to be truthful, I wanted it to be raw, I wanted it to be real.”

Das bedeutet aber keinesweg, dass sie echten Sex hatte. Es sollte nur auf der Leinwand echt wirken.

Allem Anschein nach wollte Witherspoon bloß ausdrücken, dass die Sexszenen in ihrer Härte und Deutlichkeit über das hinausgehen sollten, was sie bisher gemacht hat. Das wäre auch eine Erklärung dafür, warum ausschließlich deutschsprachige Medien über “echten Sex beim Filmdreh” schreiben. Englischsprachige Portale stürzen sich zwar auch auf das Zitat, aber nur, weil sie auf den Imagewechsel der Schauspielerin hinauswollen (“The girl next door is suddenly a girl gone Wild”). Von echtem Sex ist dort nicht mal ansatzweise die Rede.

Mit Dank an Björn S., Jonas G., Jan W., Markus, CL und Martin S.

Nachtrag, 15 Uhr: Die dpa hat schon vor Erscheinen unseres Eintrags eine korrigierte Version der Meldung verschickt, die inzwischen von stern.de, welt.de, pnp.de, ruhrnachrichten.de, schwarzwaelder-bote.de und merkur-online.de übernommen wurde. Die Online-Redaktion von n-tv.de hat (im Gegensatz zu den gerade genannten) auch darauf hingewiesen, dass sie ursprünglich falsch berichtet hatte. Bei allen anderen hat sich gar nichts getan.

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Schutzwesten gegen Asylbewerber (2)

Vor gut zwei Wochen haben wir darüber geschrieben, wie die “Bild”-Zeitung Stimmung gegen ein Asylbewerberheim in Bautzen macht.

Das Blatt hatte in der Dresdner Ausgabe behauptet:


(Unkenntlichmachung von uns.)

In dem Artikel hieß es:

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Bautzen kaufte dem Rettungsdienst stich- und schusssichere Westen. (…) Offenbar geht es vor allem um Einsätze im Spreehotel – der Vier-Sterne-Herberge, wo neuerdings Asylbewerber untergebracht sind.

Die Polizei, das DRK und der Betreiber des Heims haben allerdings mehrfach klargestellt, dass diese Darstellung falsch ist.

Zunächst mal: Das Heim ist gar keine “Vier-Sterne-Herberge” mehr. Der Hotelbetrieb wurde schon vor geraumer Zeit eingestellt, das Gebäude dient jetzt ausschließlich als Unterkunft für die Asylbewerber. Und die Westen, die sich das DRK tatsächlich besorgt hat, sind auch nicht schusssicher, sondern schützen “nur” gegen Schläge und Stiche.

Vor allem aber wurden sie nicht “aus Angst vor Attacken aus dem Asyl-Hotel” besorgt, wie “Bild” behauptet, sondern um die Rettungskräfte ganz allgemein und bei allen Einsätzen zu schützen. Ganz unabhängig vom Einsatzort. Der Polizei ist in dem Heim auch “kein Übergriff auf Rettungspersonal bekannt”.

Wir kommen nochmal auf diese Geschichte zurück, weil vorgestern der Betreiber des Heims bei Maybrit Illner zu Gast war (Sendung in der Mediathek, ab ca. 19:10). Dort erzählte er, dass es “natürlich” auch “ein paar vielleicht nicht so freundliche Bewohner” gebe, aber der Großteil sei vollkommen friedlich:

In diesen drei Monaten [seit die Asylbewerber in dem Heim wohnen], ist bei mir eine Sache vorgefallen, die wirklich nachweislich kriminell war, die war nicht in Ordnung, und die wird auch dementsprechend verfolgt. Es ist sonst nachweislich nichts passiert. Das einzige, was die Asylbewerber leider Gottes machen: Sie atmen die Luft der Bautzner. Und ich glaube, das ist wirklich nicht schlimm. Also es gibt nun gar keinen Grund, gegen diese Menschen zu sein. Sie tun niemandem was, und sie wollen sich integrieren.

Auch die Polizei und das DRK appellieren an die Bürger, …

nicht alle der 150 Asylbewerber zu verurteilen. Meist handelt es sich nur um vereinzelte Personen, die mit einem deutlichen Fehlverhalten alle Einwohner in ein schlechtes Licht rücken.

Über dieses Fehlverhalten haben sich einige Bautzner auch vor ein paar Tagen in einer “Sicherheitskonferenz” beschwert (nachzulesen etwa hier), doch sowohl die Polizei als auch die Stadt weisen immer wieder darauf hin, dass man nicht alle Bewohner über einen Kamm scheren dürfe und die Anzahl der Fälle verhältnismäßig gering sei.

Anfang des Monats berichtete auch der MDR:

Eine wachsende Anzahl Straftaten – wie von einigen Bautznern befürchtet – verzeichnete die Polizei indessen nicht. Laut Sprecher Thomas Knaup sind der Polizei seit dem Einzug der ersten Asylbewerber in das Spreehotel [im Juli, Anm.] 15 Fälle gemeldet worden. Im Vergleich zu den insgesamt 3.700 Straftaten, die sich 2013 in der Region ereignet hätten, sei der Anteil damit verschwindend gering, so Knaup.

Im “Bild”-Artikel heißt es allerdings nur, dass “das Miteinander der Nationalitäten” “nicht problemlos” ablaufe und die Polizei zu mehreren Einsätzen ausrücken musste. Eingeordnet werden diese Fälle nicht.

Ebenso wenig erwähnt “Bild”, dass es auch mindestens einen Übergriff gegen die Bewohner des Asylbewerberheims gegeben hat. Vor drei Wochen schrieb der Oberbürgermeister von Bautzen auf der Facebook-Seite der Stadt:

Liebe Bautzenerinnen und Bautzener!

Es sollte ein ganz besonderer Tag für das Kind einer tunesischen Asylbewerberfamilie werden. Doch am Morgen des ersten Schultages sah sich die junge Mutter dem Fremdenhass eines bislang unbekannten Mannes ausgeliefert. Die junge Frau wurde beschimpft und durch einen Schlag verletzt. Dieser Vorfall am hellen Tag, mitten in der Stadt Bautzen, ist widerlich. Ich bin zutiefst entsetzt darüber und entschuldige mich im Namen der Stadt und der friedliebenden toleranten Menschen ausdrücklich bei der jungen Familie für dieses Verhalten.

Über diesen Vorfall verliert der “Bild”-Reporter kein Wort. Auch nicht darüber, dass das Heim mit einem zwei Meter hohen Zaun umzogen worden ist — nicht, um die Leute zu kasernieren, “sondern um die Gefahr von außen abzuwenden”, wie der Betreiber des Heims bei Maybrit Illner erklärte.

Er fügte aber auch hinzu, dass viele Bautzner sehr hilfsbereit seien. Grundsätzlich sei Bautzen “ein guter Ort”:

Ich möchte nicht, dass die Idee entsteht, dass Bautzen eine völlig rechte Ecke Deutschlands ist. Es gibt aber leider Gottes eben einen ganzen Haufen rechtgesinnte Menschen, auch NPD-Mitglieder, die mir das Leben sehr schwer gemacht haben.

Er habe zwei Morddrohungen erhalten, werde — ebenso wie die Bewohner — häufig beleidigt, und in drei Geschäften sei ihm angetragen worden, dort bitte nicht mehr einzukaufen, weil es schlecht für ihr Image wäre.

Das alles sei Ausdruck einer …

Hysterie, die ich nicht nachvollziehen kann. Wenn die Asylbewerber nachweislich Ungedeih gemacht hätten, dann würde ich sagen: okay, verständlich. Aber es ist nichts passiert! Die reine Anwesenheit. Es ist die Angst vor dem Fremden.

Und diese Angst schürt auch die “Bild”-Zeitung, indem sie lügt, Fakten verschweigt und einseitig berichtet. Obwohl längst klar ist, dass der Artikel einen völlig falschen Eindruck erweckt und obwohl der Redaktion bekannt ist, dass sie damit Menschen gegen die Asylbewerber aufhetzt, ist bislang keinerlei Korrektur erschienen.

Im Gegenteil: Der Artikel ist immer noch online.

Mit großem Dank auch an Tobias M.

Nachtrag, 17. März 2015: Die Berichterstattung ist nun auch vom Deutschen Presserat missbilligt worden.

Kurz korrigiert (502)

In einem Artikel über Michael Hartmann (SPD) schrieb “Zeit Online” gestern:

Sprecher für SPD-Innenpolitik wird Hartmann allerdings nicht mehr werden. Am Dienstag bestimmten die Abgeordneten den Magdeburger Burkhardt Lischka für dieses Amt. Er ist bereits der dritte innenpolitische Sprecher der SPD in dieser Legislaturperiode. Anfang Februar war der bisherige Innenpolitiker Sebastian Edathy von diesem Amt zurückgetreten.

Das ist falsch. Zumindest die zweite Hälfte.

Sebastian Edathy hat dieses Amt in Wahrheit nämlich nie bekleidet, er konnte also auch nicht davon zurücktreten. Michael Hartmann war bereits seit Oktober 2011 Sprecher für SPD-Innenpolitik und folgte damit direkt auf den langjährigen Sprecher Dieter Wiefelspütz.

Lischka ist demnach nicht “bereits der dritte”, sondern erst der zweite innenpolitische Sprecher der SPD in dieser Legislaturperiode.

Die falsche Behauptung, Edathy sei der Vorgänger von Hartmann gewesen, geistert allerdings schon seit geraumer Zeit durch die Medienlandschaft. In die Welt gesetzt wurde sie vermutlich von der “Bild”-Zeitung, die im Juli schrieb:

Hartmann ist eng befreundet mit Sebastian Edathy (44) — seinem Vorgänger als innenpolitischer Sprecher.

Auch die dpa behauptete vor zwei Wochen:

Lischka wird dann bereits der dritte SPD-Innenpolitikexperte in dieser Legislaturperiode sein: Hartmann-Vorgänger Sebastian Edathy hatte seine Bundestagsmandat im Februar niedergelegt […].

Und die Online-Ausgabe der “Hannoverschen Allgemeinen Zeitung” titelte bei der Berufung Lischkas ebenso falsch:

Übrigens: Edathy war zwar nie innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, aber Vorsitzender des Innenausschusses des Bundestages. Womöglich haben die Politik-Journalisten diesen feinen Unterschied — immer wieder aufs Neue — übersehen.

Mit Dank an Philipp.

Technikjournalismus heute

So sieht er also aus, der Technikjournalismus von heute:


Oder so:

Oder so:

Gut, Apple ist da wohl ein Spezialfall. Aber dass die journalistische Distanz schnell mal flöten geht, wenn Medien über die Einführung neuer Produkte berichten, lässt sich auch erkennen, wenn es gerade nicht um Apple geht. Im Autojournalismus zum Beispiel. Oder an der Berichterstattung über den neuen “Thermomix”.

Die “Huffington Post” hat allein in diesem Monat fast zehn Artikel zu dem “Wunder-Küchengerät” der Firma Vorwerk veröffentlicht. Darunter befinden sich zwar durchaus kritische Töne — aber auch das hier:

Das Video (oder besser: die aneinandergeklatschten und mit dramatischem Teleshopping-Gedudel unterlegten Werbebilder, zu denen eine Sprecherin einen unfassbar schlechten Text unfassbar schlecht vorliest) ist ein eindrucksvolles Beispiel für das, was herauskommt, wenn Medien versuchen, PR in Journalismus zu verwandeln — und dabei nicht nur die Distanz über Bord werfen, sondern alles andere gleich mit.

Mit Dank an Marius und Karsten D.

Helene Fischer zur Fahndung ausverschrieben

Es kommt häufiger vor, dass ein Medium irgendeinen Quark über Helene Fischer berichtet und kurz darauf einen Rückzieher machen muss. Das hier ist aber eine Premiere.

Über 20 Medien mussten in den vergangenen Tagen ihre Artikel löschen und Korrekturen veröffentlichen:

Anfangspunkt der Berichterstattung war eine Geschichte, die die “Bild”-Zeitung Ende August publik gemacht hatte. Demnach soll Helene Fischer einen Fan, der unter einer Nervenkrankheit leidet, nach einem Konzert angeblich ausgelacht haben. Und der will sie deswegen nun verklagen.

Was das mit Europol zu tun hat? Nun ja:

Da Fischer ihre Adresse verdeckt, wie viele andere Prominente übrigens auch, wird die Kontaktaufnahme nun vom Gericht erledigt – via Europol-Fahndung.

… schrieb vor zwei Wochen das österreichische Portal oe24.at. Eine nähere Erklärung oder gar Belege gab es dazu nicht. Bloß die Behauptung.

Aber die reichte vielen Journalisten schon, um die Geschichte ungeprüft zu übernehmen. Und so berichteten unter anderem “Focus Online”, die “Huffington Post”, die “Hamburger Morgenpost”, der “Berliner Kurier”, die Online-Portale von SWR3, “InTouch”, VIVA und EuroSport, außerdem Gmx.de, Web.de, Promiflash.de, News.de, Krone.at, Mittelbayerische.de, Watson.ch, port01.com, Volksstimme.de, Nordbayern.de und 20min.ch.

Sie alle haben ihre Artikel inzwischen wieder gelöscht und Korrekturen bzw. Gegendarstellungen wie diese veröffentlicht:

Dass diese Geschichte Blödsinn ist, hätten die Journalisten übrigens auch ganz allein herausfinden können, wenn sie für ein paar Sekunden ihr Gehirn oder wenigstens Google bemüht hätten.

Der Zuständigkeitsbereich von Europol umfasst nämlich gemeinhin Delikte wie …

  • Menschenhandel
  • Kriminalität im Zusammenhang mit nuklearen und radioaktiven Substanzen
  • Entführung, Freiheitsberaubung und Geiselnahme
  • Geldwäsche
  • illegaler Handel mit Waffen, Munition und Sprengstoffen
  • … und alles andere, was mit Terrorismus, schwerer Kriminalität und organisiertem Verbrechen zu tun hat. Das Auslachen von Fans gehört eher nicht dazu.

    Mit Dank an auch an Anonym, Bruesseldorfer und Miriam K.

Hund-zu-Hund-Propaganda

Christine hat einen Hund, den Boris. Und Boris hat ihr Leben verändert. Wie genau, das hat sie vor ein paar Wochen in ihrem Blog erzählt. Ihre Liste umfasst neun Dinge.

Punkt 1: Die gute Laune am Morgen.

Normalerweise ist Christine eher so der Morgenmuffel-Typ. Doch:

Seit ich Boris habe, beginnt mein Tag folgendermaßen: Sobald ich mich bewege, höre ich ein Klopfen auf dem Fußboden, dass ist Boris Schwanz, der wedelt und gegen den Boden knallt. Wenn ich dann meinen Fuß aus dem Bett strecke, kommt er angesaust und leckt ihn von oben bis unten ab und dann, wenn ich aufstehe, wird erst einmal eine Runde gekuschelt und danach, das könnt ihr mir glauben, hat jeder Morgenmuffel gute Laune.

Und damit kommen wir zu Doris.

Doris hat auch einen Hund, die Ronja. Und Ronja hat ihr Leben verändert. Wie genau, das hat sie vor ein paar Tagen bei der “Huffington Post” erzählt. Ihre Liste umfasst neun Dinge.

Punkt 1: Die gute Laune am Morgen.

Normalerweise ist Doris eher so der Morgenmuffel-Typ. Doch:

Seit [Ronja] da ist beginnt mein Tag folgendermaßen: Sobald ich mich bewege, höre ich ein Tapsen auf dem Laminat, dann ein Schütteln und das Klappern des Halsbandes. Nicht mal zwei Sekunden später leckt mir jemand so gefühlvoll die Zehen, dass es nicht anders geht als gut gelaunt und mit einem Schmunzeln aus dem Bett zu steigen.

Sie sehen: Christine und Doris haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Sehr ähnliche sogar.

Punkt 2 bei Christine lautet: “Alles dauert länger”.
Punkt 2 bei Doris lautet: “Alles dauert länger”.

Punkt 3 bei Christine lautet: “Menschen kennenlernen”.
Punkt 3 bei Doris lautet: “Menschen kennenlernen”.

Punkt 4 bei Christine lautet: “Angst haben”.
Punkt 4 bei Doris — Sie können es sich denken.

Auch die Punkte 5 bis 9 gleichen sich aufs Wort. Und die dazugehörigen Texte klingen ebenfalls verblüffend ähnlich.

Ist Christine also in Wirklichkeit auch Doris? Hat die Bloggerin ihre Liste einmal in ihrem Blog und dann — unter Pseudonym — nochmal bei der “Huffington Post” veröffentlicht?

Nein. Der Artikel bei der “Huffington Post” ist ein Plagiat. Die Autorin hat ihn Punkt für Punkt beim Blog “Lilies Diary” abgekupfert.

Nachdem die Sache aufgeflogen war, löschte die “Huffington Post” den Text umgehend.

“HuffPo”-Chefredakteur Sebastian Matthes sagte uns auf Anfrage, es sei seines Wissens nach das erste Mal, dass ein Artikel woanders abgekupfert wurde. Die Redaktion habe den Text sofort gelöscht, die Autorin ermahnt und sich mit der ursprünglichen Verfasserin in Verbindung gesetzt. “So etwas darf nicht passieren”, sagt Matthes. “Wir wollen auf unserer Seite keine Plagiate haben.”

Inzwischen verlinkt das Portal nur noch den Original-Text.

Presserat rügt blutige Berichterstattung

Im Juni druckte die “Bild”-Zeitung ein Foto, auf dem ein Mann stirbt. Blutüberströmt sitzt er auf dem Boden, ein Messer steckt in seinem Bauch, hinter ihm steht noch der mutmaßliche Täter.

Das Foto erschien in “Bild Hamburg”, auf Bild.de und riesengroß auf Seite 3 der Bundesausgabe:

Auf den weiteren Fotos ist zu sehen, wie sich Passanten um das Opfer kümmern und der mutmaßliche Täter, dessen Gesicht klar zu erkennen ist, festgenommen wird.

(Nachdem der Artikel erschienen war, haben wir uns übrigens mit dem Fotografen über die Bilder unterhalten. Seine Antworten können Sie hier nachlesen.)

Gestern hat sich der Presserat mit dem Fall beschäftigt und gegen “Bild” und Bild.de eine öffentliche Rüge ausgesprochen. Die Berichterstattung verstoße sowohl gegen Ziffer 8 (Schutz der Persönlichkeit) als auch Ziffer 11 (Sensationsberichterstattung) des Pressekodex. In der Pressemitteilung heißt es:

Der Vorgang des Sterbens wird in einem protokollarischen Detailreichtum geschildert, der nicht in öffentlichem Interesse liegt und somit unangemessen sensationell ist.

Auch bei anderen Artikeln der “Bild”-Medien war es vor allem die übertriebene Grausamkeit, die vom Presserat kritisiert wurde.

So erhielt Bild.de eine weitere Rüge für die Berichterstattung über eine Beziehungstat, bei der ein Mann seine Ehefrau erschossen hatte. In dem Artikel waren Porträtfotos des Opfers zu sehen, außerdem nannte die Redaktion den vollen Namen der Frau. Damit habe Bild.de zum Einen den Persönlichkeitsschutz der Frau verletzt, denn nach Richtlinie 8.2 des Pressekodex ist bei Verbrechen und Unglücken “das Wissen um die Identität des Opfers in der Regel unerheblich”.

Außerdem enthielt der Artikel ein Foto, das von einer Augenzeugin mit der Handykamera aufgenommen wurde. Es zeigt Täter und Opfer kurz vor der Tat auf einer Wiese sitzend, der Mann hält ein Gewehr in der Hand.

In der Kombination dieses Bildes mit dem direkt daneben platzierten Porträtfoto des Opfers sah der Beschwerdeausschuss eine unangemessen sensationelle Darstellung im Sinne der Ziffer 11 Pressekodex.

Als “unangemessen sensationell” bewertete der Presserat auch das Werk eines “Bild”-Zeichners, auf dem ein Mann zu sehen ist, der von einer Heuballen-Maschine “zerschreddert” wird (“Bild” liebt solche brutalen Zeichnungen). Kritisiert wurde neben der Illustration auch die Tatsache, dass das Opfer aufgrund persönlicher Details identifizierbar wurde. Das Gremium sprach daher eine Missbilligung gegen Bild.de aus.

Ebenso missbilligt wurde ein Bild.de-Artikel mit dem Titel:

Darin zeigt das Portal ein Foto, auf dem die Frau schwer verletzt auf der Straße liegt. Da sich die Geschichte in Peking ereignet hatte, habe kein ausreichendes öffentliches Interesse an dem Fall bestanden, befand der Presserat, und auch hier erkannte er eine “unangemessen sensationelle Darstellung”.

Genau wie bei einem weiteren Artikel, diesmal in der Print-Ausgabe. Darin hatte “Bild” ein Foto gedruckt, auf dem mehrere irakische Soldaten erschossen werden, das Blut spritzt aus ihren Köpfen. Mehr muss man wohl nicht dazu sagen.

Eine weitere Missbilligung bekam Bild.de für einen Artikel über den Soldaten Bowe Bergdahl. Er enthielt ein (offenbar von Facebook geklautes) Foto der Ex-Freundin des Mannes, an dem laut Presserat kein öffentliches Interesse bestand.

Insgesamt erhielten die “Bild”-Medien (wenn man die Rüge für Nicolaus Fests Hass-Kommentar und die Entscheidungen zur MH17-Berichterstattung mitzählt) drei Rügen, sechs fünf Missbilligungen und vier Hinweise.

Eine weitere Rüge ging an die Online-Ausgabe des “Tagesspiegel”, wo ein Original-Dokument erschienen war, das angeblich aus dem Büro des Vorsitzenden der Partei Die Linke stammte. Darin wurde aufgelistet, wer nach der Bundestagswahl eine Funktion in der neuen Fraktion haben und wer ausscheiden soll. Darüber hatte sich ein Mitarbeiter eines Regionalbüros beschwert, der in dem Papier als “zu schützende Person” namentlich genannt wird.

Der Ausschuss war der Ansicht, dass die Veröffentlichung des Namens des Betroffenen seine informationelle Selbstbestimmung verletzt. Weil er kein politisches Mandat ausübt und nicht öffentlich in Erscheinung getreten ist, durfte er nicht genannt werden.

Tagesspiegel.de habe Ziffer 2 verletzt, weil die Informationen vor der Veröffentlichung nicht sorgfältig genug auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft wurden, heißt es in der Begründung.

Die “Maßnahmen” des Presserates:

Hat eine Zeitung, eine Zeitschrift oder ein dazugehöriger Internetauftritt gegen den Pressekodex verstoßen, kann der Presserat aussprechen:

  • einen Hinweis
  • eine Missbilligung
  • eine Rüge.

Eine “Missbilligung” ist schlimmer als ein “Hinweis”, aber genauso folgenlos. Die schärfste Sanktion ist die “Rüge”. Gerügte Presseorgane werden in der Regel vom Presserat öffentlich gemacht. Rügen müssen in der Regel von den jeweiligen Medien veröffentlicht werden. Tun sie es nicht, dann tun sie es nicht.

Die Zeitschrift “L.A. Multimedia” wurde gleich zweimal gerügt, weil sie “die Grenze zur Schleichwerbung” überschritten hatte (Verstoß gegen Ziffer 7). In den Artikeln ging es um den Einsatz moderner Medien im Schulunterricht. Der Ausschuss sah es “als erwiesen an, dass die redaktionelle Veröffentlichung durch geschäftliche Interessen des Unternehmens [ein Anbieter von Schulmedien] beeinflusst wurden”.

Einen ähnlichen Verstoß erkannte der Ausschuss bei einer Beilage der Zeitschrift “Diabetes Journal”. Das Heft bewarb ein Gerät für Diabetiker und habe damit die gebotene Trennung zwischen Werbung und Redaktion verletzt. Das Impressum enthielt zwar den Hinweis “Mit freundlicher Unterstützung von …”, doch das reiche nicht aus, befand der Presserat und sprach ebenfalls eine Rüge aus.

Nicht namentlich genannt wurde eine regionale Tageszeitung, die eine Missbilligung erhielt, weil sie mehrere Pressemitteilungen unter dem Kürzel eines Redakteurs abgedruckt hatte. Die Zeitung habe damit gegen Richtlinie 1.3 verstoßen, nach der Pressemitteilungen als solche gekennzeichnet werden müssen, wenn sie ohne Bearbeitung durch die Redaktion veröffentlicht werden.

Insgesamt verteilte der Presserat (die vorherigen Entscheidungen mitgerechnet) sieben Rügen, 24 Missbilligungen und 25 Hinweise.

Die AfD und der Mut zur Unwahrheit

Normalerweise kümmern wir uns hier ja nicht um das Fehlverhalten von Parteien, sondern um das von Medien. Da sich gestern aber das eine aus dem anderen ergeben hat, wollen wir nochmal kurz über die AfD sprechen.

Die Partei hat am Montag bei Facebook einen Artikel der “Bild”-Zeitung geteilt. Darin geht es, wie wir gestern berichteten, um das Deutsche Rote Kreuz in Bautzen, das sich neuerdings Schutzwesten besorgt hat — laut “Bild” aus “Angst vor Attacken” in einem Asylbewerberheim. Allerdings hat sich der “Bild”-Reporter die Fakten nur geschickt zurechtgedreht. In Wahrheit steht die Anschaffung der Westen laut DRK in keinem Zusammenhang mit dem Heim, und auch der Polizei ist dort “kein Übergriff auf Rettungspersonal bekannt.”

Gut, das konnte die AfD am Montag noch nicht wissen. Und klar: Wenn die “Bild”-Zeitung Quatsch berichtet, kann die AfD nichts dafür.

Trotzdem hat auch die Partei dazu beigetragen, die Wahrheit zum Nachteil der Asylbewerber zu verzerren. In der Ankündigung des Artikels schrieb sie nämlich:

Häufig stehen die Bewohner unter Alkohol- oder Drogeneinfluss und stellen dann eine Gefahr für die Hilfskräfte dar.

Das stimmt nicht. Zumindest ist davon im “Bild”-Artikel keine Rede. Der DRK-Chef hatte lediglich gesagt:

“Meine Mitarbeiter sind nicht zu beneiden. Wenn sie zu Patienten müssen, die unter Einfluss von Drogen- oder Alkohol stehen, psychische Erkrankungen haben oder gewaltbereit sind, dann ist eine Schutzausrüstung einfach notwendig!”

Er spricht ganz klar von allen Patienten. Auf die Bewohner des Asylbewerberheims geht er gar nicht ein.

Das heißt: Entweder hat die AfD den Artikel nicht richtig gelesen, oder sie will bewusst Stimmung gegen die Asylbewerber machen. Und wenn man sich das weitere Verhalten der Partei anschaut, muss man wohl zu dem Schluss kommen, dass Letzteres der Fall ist.

Denn obwohl spätestens seit gestern Mittag klar ist, dass die “Bild”-Zeitung ihre Leser mit dem Artikel in die Irre geführt hat, blieb der Facebook-Eintrag der AfD weiter online — und der Hetzmob durfte sich weiter austoben.

Selbst die übelsten Kommentare — von rassistischer Hetze bis hin zu konkreten Mordfantasien — wurden nicht gelöscht. Nun könnte man annehmen: Die AfD, die sich ja gerne als Wächterin der Meinungsfreiheit und Kämpferin für Transparenz inszeniert und deren Anhänger immer gleich “ZENSUR!!” schreien, wenn ihre Kommentare irgendwo gelöscht werden, moderiere auf ihrer Facebook-Seite aus Prinzip gar nicht. Aber: Doch, das tut sie.

Gut ein Dutzend Personen hat gestern auf der AfD-Seite unseren BILDblog-Eintrag verlinkt. Jeder einzelne davon wurde binnen Minuten gelöscht. Wir haben es selbst versucht, doch kurze Zeit später war unser Kommentar verschwunden — und wir als Kommentator gesperrt. Auch andere Kommentare (ohne Link), die darauf hinwiesen, dass der “Bild”-Artikel falsch sei, wurden sofort entfernt. Die Hetzsprüche hingegen blieben unangetastet.

Erst heute hat die Partei den Eintrag komplett gelöscht.

Nachtrag, 12. September: Wir haben versucht, eine Stellungnahme von der AfD zu bekommen, doch auf den versprochenen Rückruf warten wir bis heute.

Unsere Leserin Julia S. hat aber ebenfalls nachgefragt und gestern tatsächlich eine Antwort bekommen.

Die Anfrage:

Sehr geehrte Damen und Herren,
in den sozialen Medien diskutiert man zur Zeit über eine vor kurzem veröffentlichte Falschmeldung, die auch Sie auf Ihrer FB-Seite geteilt haben. In besagter Meldung wird suggeriert, dass Rettungssanitäter aufgrund des Einsatzes mit Asylbewerbern Schutzwesten tragen. Trotz diverser Kommentare auf Ihrer FB-Seite, dass es sich um eine Falschmeldung handelt, haben Sie erst nach einiger Zeit den Artikel gelöscht. Zuvor wurden kritische Kommentare entfernt und Nutzer blockiert. Im Gegensatz dazu blieben viele hetzerische Kommentare bestehen.

Ich frage mich nun, wie ein solches Handeln beispielsweise mit dem Slogan der AfD zur Landtagswahl in Thüringen (“Politik ohne Denkverbote”) vereinbar ist. Weiterhin heißt es in Ihrem Link (http://www.alternativefuer.de/landtagswahl-thueringen/): “Die Schere zwischen öffentlicher und veröffentlichter Meinung muß sich wieder schließen. In diesem Bewußtsein wenden wir uns mit Nachdruck gegen zunehmend verbreitete Tendenzen, Andersdenkende einzuschüchtern oder zivilgesellschaftlich auszugrenzen. Wo dies militant geschieht, erinnern wir den Staat an sein Gewaltmonopol und die Öffentlichkeit an ihre demokratische Pflicht, sich für die Wahrung von Grundrechten und -werten zu engagieren.” Auch diese Aussage steht für mich im Gegensatz zu Ihrem Handeln zwecks besagter Falschmeldung.

Nebenbei würde mich auch interessieren, warum ihre Partei, die auch Personen der Hochschullandschaft vertreten möchte, noch die alte Rechtschreibung (z.B. muß, Bewußtsein) nutzt.

Über eine Antwort Ihrerseits würde ich mich sehr freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Julia S.

Die Antwort:

Hallo Julia,
wir sind es gewohnt, dass zu fast jedem unserer Threads einige User kommentieren, das sei alles nicht wahr, übertrieben o.ä. Wir nehmen das sicherlich nicht jedesmal zum Anlass, den Wahrheitsgehalt eines verlinkte Berichts aus den Medien zu überprüfen. “Kritische” Kommentare wurden nicht gelöscht, sondern nur Kommentare, die gegen unsere Forenregeln verstoßen (siehe Impressum [Link von uns, Anm.]). Nachdem wir heute früh festgestellt haben, dass die kritischen Kommentare vermehrt gepostet worden waren, haben wir das geprüft und den Post danach entfernt. Man muss aber feststellen, dass es vielen “Kritikern” nicht darum ging, einen Post mit falscher Information zu verbergen, sondern offensichtlich nur darum, auf der Seite gegen die AfD “Stimmung” zu machen. Nicht anders ist es zu interpretieren, dass genau diese “Kritiker” nach der Löschung des Posts dazu übergingen, genau diesen immer wieder hier zu posten und eine “Entschuldigung” zu verlangen…

Diese, unsere Handlungsweise entspricht im Übrigen genau dem von Ihnen zitierten Absatz: Man versucht durch organisierte Aktionen auf unserer Seite “Andersdenkende” auszugrenzen, diffamiert AfD Anhänger und beleidigt diese. Wir halten die Meinung des überwiegenden Teils dieser “Kritiker”, die wir gestern zu diesem Thema auf unserer Seite hatten, nicht für die öffentliche Meinung!

Ihre abschließende Frage ist darin zu beantworten, dass es auch Unterstützer der AfD gibt, die ihre Schulausbildung bereits vor 1996 beendet haben. An den Reaktionen der User erkennen wir, dass sich kaum jemand daran stört, da es den Menschen hauptsächlich um die Inhalte geht. Grundsätzlich haben Sie jedoch Recht und wir sind bereits auch in diesem Punkt dabei, unsere Strukturen professioneller zu gestalten. Bis dahin verweisen wir auf die Aussagen unserer vielen und sehr gut ausgebildeten Funktions- und Mandatsträger wie Hr. Lucke, Hr. Henkel usw., die sicherlich den Ansprüchen des von Ihnen genannten Personenkreises in vollem Umfang entsprechen dürften.
VG (RH)

Die Chili-Verarsche

Gestern wurde bekannt, dass der Fußballspieler Maicon aus der brasilianischen Nationalmannschaft geworfen wurde. Weil die Gründe für den Rauswurf zunächst nicht genannt wurden, sind seither viele Spekulationen im Umlauf. Die Version mit der Chili-Schote hat es den Medien aber ganz besonders angetan:

“Bild” schreibt:

Maicon soll seinem alkoholisiert schlafenden Mitspieler Elias nach einer Party-Nacht eine Chili-Schote (mit Milch!) in den Po geschoben haben. Später soll Maicon dem aufgewachten Elias auch noch erzählt haben, er habe ihn auf einer Disko-Toilette gefunden. Vergewaltigt von vier Männern. Eine ziemlich üble Verarsche.

Kann man so sagen. Und hätte sich die “Bild”-Reporterin die Quelle (die sie natürlich nicht nennt) mal etwas genauer angesehen, hätte sie auch schnell gemerkt, wer hier eigentlich verarscht wurde — nämlich sie selbst. Das Portal, das die Chili-Geschichte in die Welt gesetzt hatte, ist eine Satire-Seite.

Überall auf der Welt sind die Medien auf den Fake reingefallen. Inzwischen hat die Satire-Seite den Artikel gelöscht und sich entschuldigt. Viele Medien (Bild.de ausgenommen) haben ihre Artikel dementsprechend korrigiert.

Doch wer glaubt, das würde die Journalisten jetzt davon abhalten, das Märchen weiter zu verbreiten, der kennt “Focus Online” nicht. Obwohl nach dreisekündiger Recherche feststeht, dass an dieser Geschichte nicht das Geringste dran ist, schrieb das Portal vor ein paar Stunden:

Im Teaser heiß es:

Offiziell ist Maicon mit der Begründung “Disziplinlosigkeit” aus der brasilianischen Nationalmannschaft geflogen. Er soll nach einem freien Tag zu spät zurückgekommen sein. Doch laut Gerüchteküche soll er einem Mitspieler ganz übel mitgespielt haben. Die Vorwürfe sind unglaublich.

In der Tat.

Mit Dank an Anita.

Nachtrag, 11. September: “Focus Online” hat den Artikel unauffällig korrigiert. Bild.de gibt den Fehler immerhin zu.

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